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UR-Religion

Fantom

Erhabener auserwählter Ritter
9. August 2002
1.197
streicher schrieb:
Die Griechischen und Römischen Götter - oder wollen wir sie Unwesen nennen - waren machtbesessen und unmoralisch - und bis heute liest und erzählt man von ihnen. Als wären sie die Vorbilder von manchem Tyrann aus eben diesen Staaten gewesen, ahmten die Fürsten ihre Götter nach. Mit Intrigen und Megasoap lässt sich anscheinend Geschichte produzieren.

der umkehrschluss stimmt! erst waren die menschen da, dann die götter. die götter der römer und griechen sind nur mit zauberkräften ausgestattete abbilder der menschen.
 

Ehemaliger_User

Beatus ille, qui procul negotiis.
10. April 2002
29.057
doni. in unserer gegend auch danu genannt. - die donau hat ihren namen von ihr. es war eine keltische gottheit, eine triadengöttin mit den aspekten der jungfer, der mutter und der alten.

es gab viele solcher triadengöttinen, was darauf schliessen lässt, dass es auch hier immer wieder dieselbe gemeint war, sie ebern regional unterschiedliche namen hatte. nicht umsonst nannte man zb. ja auch isis "die mit den vielen namen"

grüsslies
zauberweib
 

pibaX

Geheimer Meister
4. November 2002
306
also ich glaube nicht, dass sich die vedischen schriften auf matriarchalen kulturen einengen lässt, sie sind vielleicht ein teil, aber nur ein geringer. grundsätzlich geht es würde ich sagen, um die erwachung des menschen an sich.
ob und wenn überhaupt leitende schichten gebraucht werden, würde es sich bei einer solch umfassenden weissheit keine rein matriarchalen kulturen geben, da auch hier die gleichheit gestört würde.
ich denke es sind eher phasen der emanzipation durch die geschichte.
auch bin ich nicht davon überzeugt dies als indische kultur darzustellen, nur weil die letzt überlieferung von vor 7000 jahren aus diesem breitengrad stammt. und in unseren überlieferungen indische götternamne benutzt werden.
wenn ich eins aus diesen büchern gelernt habe ist es doch, das gott nicht an "einem" ort weilt.


mfg pibaX
 

streicher

Ritter Rosenkreuzer
15. April 2002
2.739
samhain: die folgenden links beschäftigen sich zwar nicht explizit mit religion, da aber die vorherrschende gesellschaftsform auch die religion bedingt, kann man die verbindung selber herstellen, sie liegt sozusagen auf der hand.
Frägt man also nach der Ur-Religion, muss man also auch nach der Ur-Gesellschaft fragen. Der aggressive Aufbau des Patriarchats und einer neuen Religion bedeutet die anhaltende Unterdrückung und die (gewaltsame) Überstülpung einer neuen Gesellschaftsform, die zu der vorhergehenden gegensätzlich ist. Das mag aber auch heissen, dass die alten Formen und Traditionen (lange Zeit) insgeheim beibehalten sein könnten bzw. sich bis heute noch Personen für sie einsetzen. Das mag umso sichtbarer werden, je mehr man bereit ist, über Tellerränder zu schauen.
Die Links sind echt interessant.


hives: Vor/Zu Beginn der sumerischen Zivilisation (vor Einwanderung der "Schwarzköpfigen"?) standen wohl vor allem Muttergöttin (weibl. Fruchtbarkeit)- und Stiergott (männl. Kraft/Potenz) - Bildnisse im Vordergrund - Interessant in diesem Kontext sind auch die Theorien über die "heilige Hochzeit"...
Die Schwarzköpfigen - das frage ich mich auch, was das heissen soll...
Was sind die Theorien über die "heilige Hochzeit"? Hat die Bibel solche 'Konstruktionen' nicht auch wieder aufgegriffen (Der Geist und die Braut; 'Gott' im AT redet von Israel als untreue Ehefrau - und er behält sich das Recht vor, sie massivst zu schlagen...)

hives: Er stammte aus Ur, jedoch war der letzte Sumerische König Ibbisin bereits vor Jahrhunderten ausgewandert, und auch die Herrschaft der Stadt Larsa, welche die Dynastie von Isin besiegte, die zuvor die Elamiten wieder aus Ur verjagt hatten, war bereits durch Babylon beendet worden. An dem vielgestaltigen ...
Auf wann wird der letzte sumerische König Ibbisin datiert?
 

Sananda

Geselle
9. März 2003
6
Das ist eben ein weit verbreiteter Trugschluß. "Matriarchale Kulte" erschließen sich im Anfang nicht aus einer verkürzenden Vorstellung von Einseitigkeit und Dominanz des weiblich fruchtbaren Prinzipes- das kam erst später in patriarchaler Brechung. Diese Vorstellung ist unserer Trennung gewohnten Sichtweise zuzuschreiben. Am Anfang war die Lebendgebende noch das, was sie/er/es ist: Formloser Geist außerhalb von Raum und Zeit, also im Wesen überall und der Erscheinung androgyn. Die Matrix (Gebährende Mutter) ist das Energiefeld, daß seine Informationen in die stoffliche Welt hinein manifestiert, "mater"-ialisiert. Die Veden transportieren aber klar dieses ganz alte Wissen. Wir müssen nur unsere antrainierten Bilderaus dem Kopf bekommen und klar sehen, was ist.
 

samhain

Ritter Rosenkreuzer
10. April 2002
2.774
Sananda schrieb:
Das ist eben ein weit verbreiteter Trugschluß. "Matriarchale Kulte" erschließen sich im Anfang nicht aus einer verkürzenden Vorstellung von Einseitigkeit und Dominanz des weiblich fruchtbaren Prinzipes- das kam erst später in patriarchaler Brechung. Diese Vorstellung ist unserer Trennung gewohnten Sichtweise zuzuschreiben. Am Anfang war die Lebendgebende noch das, was sie/er/es ist: Formloser Geist außerhalb von Raum und Zeit, also im Wesen überall und der Erscheinung androgyn. Die Matrix (Gebährende Mutter) ist das Energiefeld, daß seine Informationen in die stoffliche Welt hinein manifestiert, "mater"-ialisiert. Die Veden transportieren aber klar dieses ganz alte Wissen. Wir müssen nur unsere antrainierten Bilderaus dem Kopf bekommen und klar sehen, was ist.

das sehe ich genauso.

es wird immer so getan, als wäre das matriarchat=frauenherrschaft, also das gleiche modell, das wir heute, nur unter vertauschung der rollen haben.
das es eine völlig andere weltsicht beinhaltete, das daraus folgend ganz andere prioritäten gesetzt wurden, wird dabei wohlweislich verschwiegen.

vertiefendes hier:

www.onomantie.de/matriachat/matriachat.htm
 

hives

Ritter Rosenkreuzer
20. März 2003
2.785
streicher schrieb:
Die Schwarzköpfigen - das frage ich mich auch, was das heissen soll...
Eine unklare Übersetzung: Eigentlich „Kopf“-„Nacht“, jedoch gab es viele zusammengesetzte „Hauptwörter“, zb. „Hund“-„Kopf“ ^= „Held“, und das Zeichen für „Kopf“ bedeutet nachstehend auch „Erst-“, „Haupt-“ (zb. „Stadt“-„Kopf“= Hauptstadt)
Wenn die Götter der Sumerer nicht zurückkehren (siehe zig andere Threads ),werden wir es wohl nie sicher wissen.

streicher schrieb:
Was sind die Theorien über die "heilige Hochzeit"?
Hat die Bibel solche 'Konstruktionen' nicht auch wieder aufgegriffen (Der Geist und die Braut; 'Gott' im AT redet von Israel als untreue Ehefrau - und er behält sich das Recht vor, sie massivst zu schlagen...)
Die heilige Hochzeit entstammt dem Mythos von Inanna und Dumuzi, in dessen Rahmen Inanna (wahrscheinlich) Dumuzi als stellvertretendes Opfer im Totenreich lässt, nachdem sie durch die Hilfe Enkis aus demselben geflohen war. Inanna fasst schließlich das Urteil, Dumuzi und seine Schwester sollen sich die Zeit im Totenreich teilen - Dumuzi also jedes Frühjahr aus dem Totenreich ins Reich der Lebenden kommen, und im Spätjahr wieder zurückkehren. Die Wiederkunft Dumuzis wurde jährlich mit einem Fest begangen, in dessen Rahmen (wahrscheinlich) auch die „Heilige Hochzeit“ stattfand: eine rituelle Vereinigung von Priesterin und Priesterfürst.


streicher schrieb:
Auf wann wird der letzte sumerische König Ibbisin datiert?
Ibbisin regierte wahrscheinlich für 24 Jahre im Zeitraum 2000 – 1950 v. Chr.
Ein Jahr nach dem „Jahr, in dem der dumme Affe im Feindesland den Schlag gegen Ibbi-Sin, den König von Ur führte“ (Quelle) wurde Ibbisin besiegt und nach Elam verschleppt.
„Royalty.nu“ rechnet bspw. mit 24 Jahren Herrschaft (obwohl auch das teilweise angezweifelt wird), von 2028 bis 2004 – derartige Sicherheit ist jedoch bewundernswert, vor allem bei einem Blick in die existierenden Tafeln/Übersetzungen.
Bsp:
“Ibbi-Suen, the son of Cu-Suen, ruled for 24 (mss. P5, Su1 have instead: 25) (ms. Su3+Su4 has instead: 15) (ms. TL has instead: 23 (?)) years. 4 kings; they ruled for 108 years (mss. J, P5, Su1, Su3+Su4 have instead: 5 kings; they ruled for (ms. P5 has:) 117 (ms. Su1 has instead: 120 + X) (ms. Su3+Su4 has instead: 123) years). Then Urim was defeated (ms. P5 has instead: Then the reign of Urim was abolished). (ms. Su3+Su4 adds:) The very foundation of Sumer was torn out (?). The kingship was taken to Isin.”
Quelle

Und hier noch eine Übersetzung der Königslisten.



Sananda schrieb:
Am Anfang war die Lebendgebende noch das, was sie/er/es ist: Formloser Geist außerhalb von Raum und Zeit, also im Wesen überall und der Erscheinung androgyn. Die Matrix (Gebährende Mutter) ist das Energiefeld, daß seine Informationen in die stoffliche Welt hinein manifestiert, "mater"-ialisiert.

Das erste Auftreten von Formen des „Glaubens“ ist meiner Meinung nach auf eine unbestimmte geistige Stimulation durch Traumerfahrung, Extremsituationen, Bewußtseinsveränderung durch Drogen und Sex zurückzuführen, die einen „Glauben“ an etwas „Höheres“, „Über-den-Menschen-hinaus-Gehendes“ inspirierte.
Der Glaube an eine höhere Entität ist jedoch nicht notwendigerweise animistisch, pantheistisch oder gar monotheistisch zu verstehen.

Der spätere Polytheismus ist wohl zurückzuführen auf die Verbindung des „ursprünglichen“ Glaubens an eine „höhere Wesenheit“ mit
- einem frühen glorifizierenden Heldentum
- der Verehrung von Stammvater- oder auch -muttergestalten
- dem Ahnenkult
- Abstraktion und Personifikation von Naturgewalten

Einige Worte noch zum Matriarchat:
Unsere Vorstellungen vom ursprünglichen Matriarchat sind wohl oft übertrieben: Die Sammler-Gemeinschaften waren wohl eher von Frauen, die Jäger-Verbände (die mit besserer Bewaffnung mehr Bedeutung gewannen) eher von Männern dominiert. Mit dem Aufkommen von Pflanzenzucht gewann zunächst die Frau wieder mehr an Autorität und Verantwortung, bis mit der Tierzucht die Besitzstandswahrung auftrat, was wiederum zu Reich/Arm-Gegensätzen, Polygamie und der Festigung des Patriarchats führte.
Ein "matriarchalisches Zeitalter" hat es nie gegeben - die Formen des Lebens haben sich lediglich an die Bedingungen und Möglichkeiten der jeweiligen Zeit und Gemeinschaft angepasst - unter weitestgehender Beibehaltung der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung.
Mit der größeren Organisationsstruktur der Viehzucht-Gemeinschaften verfestigten sich die patriarchalisch geprägten Macht- u. Besitzstrukturen.
Inwieweit die matriarchalisch domierten Gemeinschaften sich gemeinschaftlich und grundlegend in ihren Strukturen von den patriarchalischen unterschieden haben, ist heute schwer zu sagen, eine Stilisierung zu einem ursprünglichen Idealbild oder dergleichen ist imho jedoch fragwürdig.
 

Sananda

Geselle
9. März 2003
6
Antwort an Hives

Das, was Du zur tatsächlichen Existenz matriarchaler Gesellschaften schreibst, negiert den verfügbaren und aktuellen Forschungsstand, der eine einstige globale Verbreitung dieser Lebensform sichert und macht nur Sinn unter dem Blickwinkel einer evolutionär- mechanistischen Sichtweise. Zu sagen, es habe das Matriarchat ansich oder dessen globale Verbreitung einst nicht gegeben, nimmt schlicht das nicht wahr, was war und sich noch heute belegen läßt. Es geht absolut nicht um die Konstruktion von Idealbildern oder Paradiesvorstellungen, sondern einfach um die Akzeptanz dessen, was einmal Wirklichkeit war. Akzeptiert man das nicht, muß man im Gegenzug selbstverständlich akzeptieren, sich freiwillig immer in den Grenzen der auf Trennung basierenden, neurotisierten patriarchalen Welt zu bewegen.
Weiter nehme ich Deine Herleitung "erster Formen von Glauben" als ein nicht vorzuwerfendes Resultat von Abgetrenntsein. Warum in aller Welt sollten Menschen einst dumpfer, weniger intelligent etc. als wir heute sein? Wer vernichtet seine Lebensgrundlagen? Der keulenschwingende Neolithiker ist unsere Erfindung und nur für uns peinlich. Warum muß Geist stimuliert werden, um "Glauben" zu entwickeln? Intuition, Traumerfahrung, interdimensionale Verbindung sind Normalzustände des Einheitserlebens (und würden wir lernen, dies zu akzeptieren, kämen etliche Menschen endlich wieder aus der Klapse frei) und Sex ist in untraumatisierter Form a) von Liebe nicht zu trennen und b) die Möglichkeit, das Geschlechterprinzip hin in Richtung kosmischem Einheitsempfinden zu überwinden. "Glauben" ist dann nicht nötig, denn an seiner Stelle steht (Natur)Wissen. Das Wort Religion meint in seiner Ursprungsbedeutung ja auch nichts anderes als "Rückbesinnung" und "Anbindung" auf/an das Eine, was ist.
Ich gestehe Dir zu, daß Vieles, was zum Thema Matriarchat an Vorstellungen im Umlauf ist, romantisiert und eher Erkenntnis verhindert denn ermöglicht. Das ist jedoch unsere Schuld und nicht die der Historie.
 

hives

Ritter Rosenkreuzer
20. März 2003
2.785
@Sananda:
Ich hätte vielleicht ein wenig behutsamer formulieren sollen. Eine zeitweilige Dominanz von eher weiblich dominierten Sammler- oder Pflanzer- Kulturen will ich nicht a priori von der Hand weisen - die globale Verbreitung eines (mehr oder weniger) einheitlichen Matriarchats ist meinem bisherigen Kenntnisstand nach jedoch eher Phantasie als Vergangenheit. Selbstverständlich bin ich jedoch offen für neue Erkenntnisse :D


Sananda schrieb:
Das, was Du zur tatsächlichen Existenz matriarchaler Gesellschaften schreibst, negiert den verfügbaren und aktuellen Forschungsstand, der eine einstige globale Verbreitung dieser Lebensform sichert und macht nur Sinn unter dem Blickwinkel einer evolutionär- mechanistischen Sichtweise.
Nun, wenn du schon von einer durch den "aktuellen Forschungsstand" gesicherten "globalen Verbreitung" sprichst, bitte ich mal ganz unverschämt um seriöse Quellen.


Zur Verdeutlichung:

„Göttinnen-Dämmerung : Das Matriarchat aus archäologischer Sicht / Brigitte Röder ; Juliane Hummel ; Brigitta Kurz. - München : Droemer Knaur, 1996.
Signatur: 1462801-B.Neu
Auch wenn der Verlag die Frage nach der historischen Tatsache Matriarchat im Klappentext bewußt offenläßt – die drei Autorinnen – Archäologinnen, die mehrere Jahre an der Universität Freiburg an einem Projekt über „Frauen- und Geschlechterfragen in der Archäologie“ arbeiteten – äußern sich eindeutig: „Bis heute ist das Matriarchat mit archäologischen Quellen weder zu beweisen noch zu widerlegen.“ Das bedeutet nun aber nicht, daß die Beschäftigung mit diesem Thema aus frauenzentrierter Sicht uninteressant sein muß – im Gegenteil: Nach einer umfangreichen Diskussion der in der Matriarchatsdebatte verwandten archäologischen Quellen aber auch verschiedener Forschungsansätze, die zum Teil heute schon (Wissenschafts-)Geschichte sind, distanzieren sich die AutorInnen erfrischend kritisch von Bestrebungen der modernen Matriarchatsforschung, durch überzogene Interpretation der Quellen eine „Entwicklung vom Matriarchat zum Patriarchat“ zu postulieren. Die Beschäftigung mit der Frage der Beweisbarkeit matriarchaler Gesellschaften entwickelt sich zu einer engagierten Auseinandersetzung mit dem modernen Mythos Matriarchat und zu einer Absage an die Vorstellung, daß eine konstruierte Epoche weiblicher Dominanz in der Urgeschichte der Lösung aktueller frauenspezifischer Probleme dienlich ist. Aber die Autorinnen konstatieren auch einen Mangel an frauenzentrierten Themen, Anliegen und Forschungsansätzen in der (deutschen) Urgeschichtsforschung. In einer wissenschaftlich fundierten Frauen- und Ge-schlechterforschung sehen sie eine Chance, Lösungen, die von der mythologisierenden Matriarchatsforschung auf die Zukunft vertagt werden, der Gegenwart näherzubringen. Die Frage, ob es in der Vergangenheit matriarchale Gesellschaften gegeben hat, bleibt also offen – ein umfangreiches Literaturverzeichnis zum Problemkreis lädt jedoch zum (seriösen) Weiterlesen und Weiterforschen ein. (JM)“

Und bei den beiden Autorinnen handelt sich wohl kaum um fundamentalistische Gegner des Matriarchat-Glaubens -
Interessant ist wie so oft, das die überzeugtesten Vertreter einer Theorie meist nicht die beteiligten Forscher sind...


Sananda schrieb:
Es geht absolut nicht um die Konstruktion von Idealbildern oder Paradiesvorstellungen, sondern einfach um die Akzeptanz dessen, was einmal Wirklichkeit war. Akzeptiert man das nicht, muß man im Gegenzug selbstverständlich akzeptieren, sich freiwillig immer in den Grenzen der auf Trennung basierenden, neurotisierten patriarchalen Welt zu bewegen.
Ich versuche zu verstehen, was einst Wirklichkeit war, und hänge mich nicht an fixen Ideen auf...


Sananda schrieb:
Warum in aller Welt sollten Menschen einst dumpfer, weniger intelligent etc. als wir heute sein?
Habe ich nie behauptet (nicht mal impliziert), deshalb verwundert mich diese Unterstellung auch ein wenig. Das "Auftreten" des Glaubens (ist sowieso ein schwachsinniges Konzept, das der eigentlichen Entwicklung nicht gerecht wird) ist selbstverständlich mit der vergrößerten Großhirnrinde des Menschen in Verbindung zu bringen, die erst Abstraktions- und komplexe Assoziationsprozesse ermöglicht, jedoch macht das Talent noch keinen Künstler, sofern keine Inspiration vorhanden ist.
Zu deiner Frage: Das eigentliche Potential des Menschen, intelligente Leistungen zu vollbringen war mit der Ausgestaltung seines Nervensystems vorhanden, und hat sich physiologisch wenig verändert – was wir heute jedoch unter Intelligenz verstehen, ist weithin von den Einflüssen und der persönlichen Entwicklung abhängig. Das ist jedoch ein Definitionsfrage.


Sananda schrieb:
Weiter nehme ich Deine Herleitung "erster Formen von Glauben" als ein nicht vorzuwerfendes Resultat von Abgetrenntsein. Warum muß Geist stimuliert werden, um "Glauben" zu entwickeln?
Ein Geist muß streng genommen stimuliert werden, um überhaupt zu denken.
Mit "Abgetrenntsein" und Vorwürfen hat das alles jedoch wenig zu tun.


Sananda schrieb:
Das Wort Religion meint in seiner Ursprungsbedeutung ja auch nichts anderes als "Rückbesinnung" und "Anbindung" auf/an das Eine, was ist.
Ja und nein. Es bedeutet „Rückbindung“, jedoch war zumindest im lateinischen Sprachgebrauch vor allem abergläubische/religiöse Bedenken, Gewissensskrupel, Gottesfurcht etc. gemeint - aus diesem Grund taucht der Begriff in meinem Beitrag auch nicht auf.
Religion als „Rückbesinnung auf das Eine, was ist“ ist eine sehr hübsche Interpretation, die dem eigentlichen Begriff imho nicht gerecht wird.


Sananda schrieb:
Ich gestehe Dir zu, daß Vieles, was zum Thema Matriarchat an Vorstellungen im Umlauf ist, romantisiert und eher Erkenntnis verhindert denn ermöglicht.
Danke, da kommst du aber ohnehin nicht drum herum :lol:



Aber noch etwas interessantes zu diesem Thema (naja, fast):
Bonobos leben in einer wirklich matriarchalischen Gesellschaft, die Weibchen beherrschen Jagd und Futterverteilung. Sex dient auch der Konfliktlösung, der Stabilisierung des Sozialgefüges und der Friedenserhaltung mit feindlichen Gruppen. Sie scheinen ziemlich friedlich und glücklich zu sein...
flirt.gif

http://songweaver.com/info/bonobos.html


In diesem Sinne,
hives
 

Sananda

Geselle
9. März 2003
6
Antwort an hives

Es ist schon einmal der falsche Ansatz und der Kardinalfehler schlechthin, im Zusammenhang mit dem Matriarchat von "frauenzentrierten Themen", "Geschlechterfragen" u.ä. zu sprechen - hierin zeigt sich schon das Unverständnis dessen, was Matriarchat ist. Es geht nicht!!!!! um Geschlechtsspezifik oder gar Geschlechterdominanz, daß ist eine Projektion aus heutiger patriarchaler Sicht heraus. Unsere Probleme sind nicht die des Matriarchates.
Matriarchat meint nichts anderes als ein Einbringen des Menschen, egal ob Mann oder Frau, in den übergeordneten Zusammenhang der Urmutter/Quelle/Matrix etc. - das, was wir hollywoodlike gerade gereloadet und verballhornt erleben. Es ist "Thema verfehlt", das engstirnige Spiel von "wer hat wen regiert", mitzuspielen.
Was wären denn für Dich "seriöse" Quellen? TÜV-geprüft und abgenickt von einem Wissenschaftsbetrieb, der gerne Wissen verhindert oder auch mal vernichtet? Viel Spaß bei der Suche, kann ich da nur sagen. Wenn Dir die Lebenswirklichkeit nicht Quelle Deiner Erfahrung ist, kann man nicht viel machen. Wenn sie es aber ist, dann wird Dir auffallen, in welcher umfassenden Weise unser Leben autoritär-lustfeindlich organisiert ist, wie wir SYSTEMatisch von unserem eigenen Wesenskern getrennt werden. DIES IST DER ZUSAMMENHANG, INDEM DAS MATRIARCHAT FÜR UNS BEDEUTUNG HAT. Es geht nicht um hier 'ne Göttin und dort ein Bäumchen, es geht um Dein und mein ganz konkretes Glück. Wenn Du lesen willst, dann beschäftige Dich mit der Orgonomie, mit Körperpsychotherapien, mit DeMeos Saharasia-Arbeit, mit Reichs Arbeiten zur Massentraumatisierung und -psychologie, mit Velikowskys Geschichtskritik, mit sanfter Geburt und und und. Aber Vorsicht: Das ist alles unseriös, Reichs Bücher wurden noch in den fünfzigern verbrannt. Was haben diese Themen mit Matriarchat zu tun? Alles. Oder suche nach dem Sinn der Worte, die Du benutzt. Unsere Sprache und Namen (z.B. unserer Orte) transportieren in ihrer Wurzel altes kosmisches Wissen und machen nur dann einen Sinn, legt man ein matriarchales Weltbild zugrunde. Wer den Namen hat, hat die Macht.
Aber lese nicht zuviel. Besser ist es, nach innen zu hören und zu erfahren.
Du stehst Dir mit Deinen Vorurteilen selbst im Weg. Wer sagt Dir, wer beteiligter Forscher ist und wer nicht??? Also ich verfüge nicht über diese Form erweiterter Wahrnehmung und habe auch keinen Stempel auf der Stirn "Staatlich anerkannter Forscher". Tut mir leid. Aber ich forsche, und das intensivst.
Es ist eine fixe Idee (und eben Resultat der Trennung vom eigenen lebendigen Kern), diese unsere aktuelle Realität als ewig und einzig möglich anzuerkennen. Genauso kann ein Häftling die eine Stunde Hofgang schon als Freiheit bezeichnen.
Geist muß manipuliert werden, um Glauben zu entwickeln. Wird Geist stimuliert, dann wächst Erkenntnis. Und was das Latein zur Bedeutung des Wortes "Religion" sagt und damit meint, ist eine schon sehr späte Brechung der Bedeutung und nur noch wenig relevant. Auch Latein ist eine Variante der indogermanischen Sprachfamilie und aufgrund seiner Entfernung von der Wurzel lediglich mittelbar ansetzbar. Nimm Deine "Rückbindung" beim Wort und dann sage mir, wo ich interpretiere. Nehme den indogermanischen Verbalstamm *lig und erkläre mir, was mit dem "ein-Körper" wohl sonst gemeint sein könnte. Du scheinst es ja Deinen Zeilen nach ganz genau zu wissen. Sag es mir, Du würdest mir wirklich helfen.
Da Du die Bonobos ansprichst (eine Bekannte von mir hat ihren Spitznamen "Bonobo" mir aus entsprechendem Anlaß zu verdanken), stelle ich Dir die Frage, warum Prozesse, die in menschlichen "Populationen" ablaufen/abgelaufen sind, nicht syncron im Tierreich wiederzufinden sein sollen? Wenn ich (unseriöserweise?) von globalen Prozessen ausgehe, dann ergibt das für mich keinen Sinn. Können Bonobos nicht im Tierreich eine Insel sein wie die der Trobriander unter den Menschen?

Streiten macht mir eigentlich keinen Spaß, aber manchmal muß es eben sein. So long with greetings
 

streicher

Ritter Rosenkreuzer
15. April 2002
2.739
[Theorien der heiligen Hochzeit]
hives: Die heilige Hochzeit entstammt dem Mythos von Inanna und Dumuzi, in dessen Rahmen Inanna (wahrscheinlich) Dumuzi als stellvertretendes Opfer im Totenreich lässt, nachdem sie durch die Hilfe Enkis aus demselben geflohen war. Inanna fasst schließlich das Urteil, Dumuzi und seine Schwester sollen sich die Zeit im Totenreich teilen - Dumuzi also jedes Frühjahr aus dem Totenreich ins Reich der Lebenden kommen, und im Spätjahr wieder zurückkehren. Die Wiederkunft Dumuzis wurde jährlich mit einem Fest begangen, in dessen Rahmen (wahrscheinlich) auch die „Heilige Hochzeit“ stattfand: eine rituelle Vereinigung von Priesterin und Priesterfürst.
Aber was ist nun die Theorie/das theoretische Konstrukt dahinter?Vermutlich werden der 'heiligen Hochzeit' Funktionen zugeordnet, etc. Wer konnte zum Beispiel Priester/In werden?


hives: Und hier noch eine Übersetzung der Königslisten.
Das Altersangaben zu den Könige stellt das Alter eines biblischen Methusalem (969 Jahre) ja deutlich in den Schatten. Hat man heute herausgefunden, was hinter diesen Altersangaben steckt? Sollte 'Göttlichkeit' angedeutet werden?
 

hives

Ritter Rosenkreuzer
20. März 2003
2.785
Re: Antwort an hives

Sananda schrieb:
Es ist schon einmal der falsche Ansatz und der Kardinalfehler schlechthin, im Zusammenhang mit dem Matriarchat von "frauenzentrierten Themen", "Geschlechterfragen" u.ä. zu sprechen - hierin zeigt sich schon das Unverständnis dessen, was Matriarchat ist. Es geht nicht!!!!! um Geschlechtsspezifik oder gar Geschlechterdominanz, daß ist eine Projektion aus heutiger patriarchaler Sicht heraus. Unsere Probleme sind nicht die des Matriarchates.
Matriarchat meint nichts anderes als ein Einbringen des Menschen, egal ob Mann oder Frau, in den übergeordneten Zusammenhang der Urmutter/Quelle/Matrix etc. - das, was wir hollywoodlike gerade gereloadet und verballhornt erleben. Es ist "Thema verfehlt", das engstirnige Spiel von "wer hat wen regiert", mitzuspielen.

Zunächst einmal sprach ich von "eher weiblich dominierten Sammler- oder Pflanzer- Kulturen" und nicht von Geschlechterfragen/-kampf - der Begriff Matriarchat ist im wissenschaftlichen Sprachgebrauch untrennbar mit dem Erbrecht verbunden. Matriarchat = weibliche Linie ausschlaggebend. Interessant hierbei ist übrigens, das bei den "eher matriarchalischen Pflanzerkulturen" offenbar kein streng genommenes Mutterrecht vorherrschte, sondern eine Form des Avunkulats (Vorrecht des Bruders der Mutter).



Sananda schrieb:
Wenn Dir die Lebenswirklichkeit nicht Quelle Deiner Erfahrung ist, kann man nicht viel machen.
Dito. :)



Sananda schrieb:
Wenn sie es aber ist, dann wird Dir auffallen, in welcher umfassenden Weise unser Leben autoritär-lustfeindlich organisiert ist, wie wir SYSTEMatisch von unserem eigenen Wesenskern getrennt werden. DIES IST DER ZUSAMMENHANG, INDEM DAS MATRIARCHAT FÜR UNS BEDEUTUNG HAT.

Siehe auch mein Buchrezensions-Zitat oben. 8O
Mit dem eigentlichen Thema (der VERGANGENHEIT) hat das jedoch nur bedingt etwas zu tun.


Sananda schrieb:
Unsere Sprache und Namen (z.B. unserer Orte) transportieren in ihrer Wurzel altes kosmisches Wissen und machen nur dann einen Sinn, legt man ein matriarchales Weltbild zugrunde.

Noch bin ich mir unschlüssig, was du damit gemeint hast - die ganze Sprachentwicklung ist nur zu erkären, wenn man von einer globalen Verbreitung des Matriarchats ausgeht? 8O
Das wage ich zu bezweifeln...


Sananda schrieb:
Aber lese nicht zuviel.

Sonst wird man noch kritisch, nicht wahr? :roll:


Sananda schrieb:
Du stehst Dir mit Deinen Vorurteilen selbst im Weg.

*lol*, das ist sogar für mich ein bissl krass, also lassen wir uns mal betrachten, wer hier seine Vorurteile zur Schau trägt:

Erst greifst du mich an, weil ich es wage, eine Theorie anzuzweifeln, die selbst von den entsprechenden Vertretern der Wissenschaft mir starken Fragezeichen versehen wird, unterstellst mir grundlos, ich würde Neolithiker verachten und schreibst dann, dass es eben NICHT um die Konstruktion von Idealvorstellungen geht - wobei folgendes offenbar jedoch als eine der "gesicherten" Tatsachen gilt:

Sananda schrieb:
Matriarchat meint nichts anderes als ein Einbringen des Menschen, egal ob Mann oder Frau, in den übergeordneten Zusammenhang der Urmutter/Quelle/Matrix etc.


Sananda schrieb:
Aber ich forsche, und das intensivst.

Lesen, glauben und rationalisieren ist kein FORSCHEN.


Sananda schrieb:
Geist muß manipuliert werden, um Glauben zu entwickeln.

Nein, das glaube ich nicht. Manipulation setzt bewußte, zielgerichtete Beeinflussung voraus - wo ist der Zusammenhang?


Sananda schrieb:
Und was das Latein zur Bedeutung des Wortes "Religion" sagt und damit meint, ist eine schon sehr späte Brechung der Bedeutung und nur noch wenig relevant. Auch Latein ist eine Variante der indogermanischen Sprachfamilie und aufgrund seiner Entfernung von der Wurzel lediglich mittelbar ansetzbar. Nimm Deine "Rückbindung" beim Wort und dann sage mir, wo ich interpretiere. Nehme den indogermanischen Verbalstamm *lig und erkläre mir, was mit dem "ein-Körper" wohl sonst gemeint sein könnte. Du scheinst es ja Deinen Zeilen nach ganz genau zu wissen. Sag es mir, Du würdest mir wirklich helfen.

Für oder gegen was argumentierst du hier überhaupt?
Glaubst du, das Wort Religion geht EIGENTLICH auf die "Rückbindung zur Urmutter" zurück?
Schön, dein gutes Recht, ich glaube eher, es geht hiervor allem um Kultformen und tradierte Riten, die ein Individuum an WAS AUCH IMMER ES ANGEBETET HAT und (vor allem) seine eigene Gemeinschaft rückbinden....




Sananda schrieb:
Da Du die Bonobos ansprichst stelle ich Dir die Frage, warum Prozesse, die in menschlichen "Populationen" ablaufen/abgelaufen sind, nicht syncron im Tierreich wiederzufinden sein sollen?
Wenn ich (unseriöserweise?) von globalen Prozessen ausgehe, dann ergibt das für mich keinen Sinn. Können Bonobos nicht im Tierreich eine Insel sein wie die der Trobriander unter den Menschen?

Die Bonobo-Populationen zeigen Formen des Mutterechts, die dominanten Weibchen dürfen zuerst fressen. Also: Autoritätsformen sind vorhanden, mit dem Begriff des Matriarchats, wie du ihn oben definierst, hat es also sowieso nur noch wenig zu tun - Sexuell freizügig und friedlich sind sie trotzdem...



Und noch ein paar Worte:
Ich bin überzeugt davon, dass wir viel von den Bonobos lernen können - aber nicht auf Kosten von Verfälschungen der Urgeschichte. Trotz allem ein hoch interessantes Thema. Haben hier nicht noch ein paar Anthropologen ihren Senf dazuzugeben?



so friedlich wie selten nur :D
hives



(edit) p.s.: Mir kommt es vor, als würde das hier zu einer reinrassigen Glaubensfrage ausarten. Daruf habe ich nun wieder wenig Lust, denn ich lasse mir nicht besonders gerne die persönlichen Dogmen von Glaubenseiferern an den Kopf werfen. Da streite ich ja noch lieber...
 

Sananda

Geselle
9. März 2003
6
noch einmal zu hives

Nun lese Deine Postings und frage Dich, ob Du wirklich so agierst, wie Du Dich beschreibst. Du zerpflückst, stampfst mit dem Fuß auf und sagst: "Nein, ich will nicht." Du willst nicht auf Argumente eingehen, die Dir nicht passen. Sie tauchen einfach nicht auf. Wenn Du Zitate einsetzt, dann stehst Du nicht zu Ihnen - oder auf einmal dann doch wieder, wenn es Dir paßt. Was Du nicht kennst, stimmt nicht. Deine Taktik kenne ich zu gut, und ich weiß schon jetzt, wie Du reagieren wirst. Es sei Dir gegeben.
Meine Zeit ist mir zu knapp für so ein fruchtloses Tuen. Ich brauche sie ja, um in meinem Scholastikerturm zu brüten, vor mich öde hinzuforschen und meinen "Glauben" rauszugeifern. Aber Du hast ja keine Vorurteile, Du glücklicher Mensch. Lieber Gott, hilf mir und laß mich auch endlich schlau werden.
 

hives

Ritter Rosenkreuzer
20. März 2003
2.785
[Theorien der heiligen Hochzeit]

streicher schrieb:
Aber was ist nun die Theorie/das theoretische Konstrukt dahinter? Vermutlich werden der 'heiligen Hochzeit' Funktionen zugeordnet, etc.
Ich versuche mich hier jetzt mal an einer etwas weitergehenden Darstellung (Quellen ua. Jeremy Black & Anthony Green):
Die Idee der Heirat von Göttern taucht in vielen mesopotamischen Mythen auf, als eine Form der Erklärung der Schöpfung und in Verbindung mit der Erklärung/Deutung von Naturzyklen.

Als "heilige Hochzeit" werden heute zwei mesopotamische Kultformen bezeichnet:
- "hashadu", die symbolische Vereinigung zweier Götterstatuen (zb. von An und Antu, Marduk und Sarpanitu etc.) in einem zeremoniellen "Bett" (jedoch hauptsächlich ab der neuassyrischen Periode ca. 900 vC). Black und Green glauben jedoch nicht, dass dieses Ritual direkt auf spezifische Mythen zurückzuführen ist, und
- die "kultische Vereiniung" zwischen deifiziertem König und der Inanna-Priesterin - mitunter wird dies komplett symbolisch gedeutet, woran ich jedoch nicht glaube. Teilweise wird aus diesem Kult der Glaube an die Abhängigkeit/Verbundenheit des Aufstieg Dumuzis mit dem Aufleben der Flora und Fauna abgeleitet. Dieses Ritual ist bedeutend älter, aus sumerischer Zeit.
Nach Anton Moortgart deuten auch eine Reihe Bildmotive (Lebensbaum mit Tieren, der teilweise durch einen Jäger ersetzt wird; Darstellungen der heiligen Hochzeit etc.) auf einen früh tradierten Auferstehungs-/Unsterblichkeitsglauben hin (der sich nach Moortgart vielfältig im alten Orient veränderte und weiter tradierte).
Als "theoretisches Konstrukt" im Hintergrund kann (aus unserer heutigen Sicht) vielleicht das Annehmen/Verstehen der Notwendigkeit des zyklischen Entstehen und Vergehens in der Natur verstanden werden; oder, umgekehrt: der Vollzug des Rituals (hlg. Hochzeit), um den Zyklus weiter am Leben zu erhalten.
Dumuzis Leidensweg als Metapher für das Entstehen, Zeugen, Sterben ist ein ähnlicher Aspekt.

An dieser Stelle sei auch an die frühesten Bildnisse/Verehrungsgegenstände Mesopotamiens: Die Muttergöttin (->Inanna / Hohepriesterin der Inanna) und der Stiergott (->Dumuzi [der im Pantheon als "Hirtengott" trotzdem nicht besonders hoch stand] / König)
Ich halte eine Tradierung dieses recht "primitv" anmutenden Fruchtbarkeitskult für wahrscheinlich.


streicher schrieb:
Wer konnte zum Beispiel Priester/In werden?

Es gibt viele Theorien über die Struktur der sumerischen Stadtstaaten vor Erfindung der Schrift (von primitiver Demokratie bis zu theokratischem Sozialismus), der "Priesterfürst" (wohl der spätere König) hatte kultische und verwaltungstechnische Bedeutung.
Die nun folgende Veränderung wird teilweise mit einer starken lokalen Sintflut zeitlich gleichgesetzt, in der Epoche der Schriftentwicklung stellten sich sie Strukturen jedenfalls wieder anders dar: Der König wendet sich den weltlichen Dingen zu, Priester/Innen verschiedener Autoritätsgrade und Aufgabenbereiche kümmern sich um die sakralen Rituale - auch wenn der König natürlich an vielen Ritualen beteiligt war.
Priester/in konnte man offfenbar durch eine Weihung werden, wie genau, unter welchen Umständen, und wie sich das entwickelt hat, kann ich dir derzeit leider nicht genau sagen. Werde mal versuchen, mich schlauer zu machen :wink:


streicher schrieb:
Das Altersangaben zu den Könige stellt das Alter eines biblischen Methusalem (969 Jahre) ja deutlich in den Schatten. Hat man heute herausgefunden, was hinter diesen Altersangaben steckt? Sollte 'Göttlichkeit' angedeutet werden?
Da kann ich mich deiner Vermutung nur anschließen - die vorsintflutlichen Könige oder "Priesterfürsten" besaßen einen gewissen "Identitätsanspruch" mit der Stadtgottheit, Gilgamesh, dem 5. König von Uruk, hingegen wurden bswp. nur noch 126 Jahre zugesprochen...
Aus mythologischer Sicht auch deutbar als eine Form der fortdauernden Bestrafung der Menschen trotz der Errettung derselben vor der Flut durch Enki.
 

hives

Ritter Rosenkreuzer
20. März 2003
2.785
Re: noch einmal zu hives

Sananda schrieb:
Nun lese Deine Postings und frage Dich, ob Du wirklich so agierst, wie Du Dich beschreibst. Du zerpflückst, stampfst mit dem Fuß auf und sagst: "Nein, ich will nicht." Du willst nicht auf Argumente eingehen, die Dir nicht passen. Sie tauchen einfach nicht auf. Wenn Du Zitate einsetzt, dann stehst Du nicht zu Ihnen - oder auf einmal dann doch wieder, wenn es Dir paßt. Was Du nicht kennst, stimmt nicht. Deine Taktik kenne ich zu gut, und ich weiß schon jetzt, wie Du reagieren wirst. Es sei Dir gegeben.
Meine Zeit ist mir zu knapp für so ein fruchtloses Tuen. Ich brauche sie ja, um in meinem Scholastikerturm zu brüten, vor mich öde hinzuforschen und meinen "Glauben" rauszugeifern. Aber Du hast ja keine Vorurteile, Du glücklicher Mensch. Lieber Gott, hilf mir und laß mich auch endlich schlau werden.
Oh ich dumpfe Phalanx der patriarchalisch-materialistischen Wissenschaft :roll:

:lol:

(edit) Kann mir ein paar Fragen doch nicht verkneifen:
Zunächst zu den Zitaten, zu denen ich nicht stehe - oder auf einmal dann doch wieder: Das einzige Zitat, das du meinen kannst, ist das über die Göttinnen-Dämmerung. Die Aussage dessen ist, dass
1. Unsere heutige Gesellschaft sich mit den Gegebenheiten einer matriarchalischen Ordnung auseinandersetzen sollte und dass
2. „Bis heute [...] das Matriarchat mit archäologischen Quellen weder zu beweisen noch zu widerlegen“ ist.
Von einer mehr oder weniger einheitliche Ausbreitung mal ganz abgesehen...

Du kannst mir nur schwerlich vorwefen, dass ich nicht an das gleiche wie du glaube, oder?
Was sind deine Argumente?
Außer metaphysisch angehauchten Kontemplationen habe ich ehrlich gesagt wenig vernommen - wenn wir hier schon streiten, dann geht das ja wohl auch auf (mehr oder wenier) sachlicher Basis, oder nicht?

Und zum Zerstückeln der Postings: So kann man sich eben gut mit einzelnen Aussagen befassen, falls du das Gefühl hast, ich hätte deine Aussagen verdreht oder aus dem Zusammenhang gerissen, bitte ich um Klarstellung - insofern dir deine kostbare Zeit dies erlaubt...
 

streicher

Ritter Rosenkreuzer
15. April 2002
2.739
hives: Die Idee der Heirat von Göttern taucht in vielen mesopotamischen Mythen auf, als eine Form der Erklärung der Schöpfung und in Verbindung mit der Erklärung/Deutung von Naturzyklen.
Zuerst einmal Danke für die Ausführungen. :) Manchmal frage ich mich, vielleicht ist es weit hergeholt, inwieweit die heutigen Hochzeitszeremonien auf Zeremonien von damals zurückzuführen sind. Noch immer traut der Priester. Noch immer sehen Religionen / Religionsrichtungen die Hochzeit und die Ehe als ein heiliges gottgegebenes Sakrament an. Ich will jetzt nichts gegen die Zweisamkeit, etc. reden, aber auffallen tut gewissermassen die Institutionalisierung und die Ritualisierung der Hochzeit. Wodurch kam's?
Was auch ähnlich ablaufen wird wie damals, ist die Ritualisierung eines Besuches eines Würdenträgers (Staatsoberhaupt) mit Aufmarsch, Parade, Zeremonie, Ansprache, etc.


hives: Priester/in konnte man offfenbar durch eine Weihung werden, wie genau, unter welchen Umständen, und wie sich das entwickelt hat, kann ich dir derzeit leider nicht genau sagen. Werde mal versuchen, mich schlauer zu machen
Bei manchen Völkern war die Zugehörigkeit zu einem Stamm Bedingung ( :arrow: Abstammung und deren Nachweis).


hives: Da kann ich mich deiner Vermutung nur anschließen - die vorsintflutlichen Könige oder "Priesterfürsten" besaßen einen gewissen "Identitätsanspruch" mit der Stadtgottheit, Gilgamesh, dem 5. König von Uruk, hingegen wurden bswp. nur noch 126 Jahre zugesprochen...
Die Idee der Königtums von Gottes Gnaden ist wohl auch sehr alt. Und interessant: Gilgamesch wurde (laut Angabe) immer noch älter als die Demarkationslinie der 120 Jahre.


hives: Aus mythologischer Sicht auch deutbar als eine Form der fortdauernden Bestrafung der Menschen trotz der Errettung derselben vor der Flut durch Enki.
Enki umging den Schwur und manche Menschen retteten sich in die Höhen. Interessant ist, dass Enki weiterleben durfte...
Nun: die Bestrafung der Menschen finden wir in den Ausführungen des AT wieder. Abgekupfert?
 

hives

Ritter Rosenkreuzer
20. März 2003
2.785
streicher schrieb:
Manchmal frage ich mich, vielleicht ist es weit hergeholt, inwieweit die heutigen Hochzeitszeremonien auf Zeremonien von damals zurückzuführen sind.
Interessantes Thema. Ist jedoch schwer zu sagen, da es viele Einflüsse, Entwicklungen, Veränderungen etc. gab. Hab mich auch noch nie mit der Frage der Genealogie des heutigen Hochzeitskultus befasst...
Die Frage ist es imho jedenfalls wert, eigenständig behandelt zu werden. Wie wärs eigentlich mit einem eigenen Thread zur "(hlg.) Hochzeit", bevor wir hier die Ur-Religion vernachlässigen?
Vielleicht würde auch ein Hochzeitsforscher auf den Thread eher aufmerksam und könnte uns hier weiterhelfen... :wink:


streicher schrieb:
Was auch ähnlich ablaufen wird wie damals, ist die Ritualisierung eines Besuches eines Würdenträgers (Staatsoberhaupt) mit Aufmarsch, Parade, Zeremonie, Ansprache, etc.

Es ist jedoch ein Unterschied, ob der Herrscher zu seinen eigenen Ehren etwas derartiges veranstaltet, oder ob das Ganze abgehalten wird, um den kosmischen Zwecken gerecht zu werden, und der Priesterfürst oder König nur eine repräsentative/stellvertretende Funktion ausfüllt. Mit der Schriftentwicklung hat sich das wohl immer mehr zum erstgenannten hin entwickelt, auch wenn die Herrschaft natürlich noch sehr lange götttlich legitimiert wurde.
Über die Zeit vor der Entwicklung der Schrift kann nur vermutet werden, zb. dass der Personenkult um den Herrscher weniger im Vordergrund stand als das eigentliche Ritual, dass der Gemeinschaft diente.



streicher schrieb:
Interessant ist, dass Enki weiterleben durfte...

Immerhin war er (meistens) ein Sohn von An, dem Himmelsgott, dem Vater aller verehrten Götter, wiederum der Sohn
von Anshar und Kishar (zwei ursprünlichen Göttern (m und w) repräsentieren wahrscheinlich Himmel und Erde).
Und als Gott des Süßwassersozeans unter der Erde und als Mit-Schöpfer und Förderer der Zivilisation konnte er auch nicht so einfach verschwinden.
Davon abgesehen freute sich sogar Enlil, als er vom Überleben Utnapishtims hörte, und machte diesem Helden der Sintflut zum Geschenk die Unsterblichkeit (die Gilgamesh später versucht von diesem für sich zu gewinnen). Also gab es so gesehen auch keinen Grund mehr für die mitunter etwas launischen Götter einen der ihren zu töten.
Und noch etwas: Enki konnte höchstwahrscheinlich auf der Erde nicht getötet werden, sondern höchstens im Totenreich, wenn er seine göttlichen Attribute zu dessen Erreichen abgelegt hätte (wie es eben Inanna tat)



streicher schrieb:
Nun: die Bestrafung der Menschen finden wir in den Ausführungen des AT wieder. Abgekupfert?
negro.gif
 

streicher

Ritter Rosenkreuzer
15. April 2002
2.739
hives: Die Frage ist es imho jedenfalls wert, eigenständig behandelt zu werden. Wie wärs eigentlich mit einem eigenen Thread zur "(hlg.) Hochzeit", bevor wir hier die Ur-Religion vernachlässigen?
Vielleicht würde auch ein Hochzeitsforscher auf den Thread eher aufmerksam und könnte uns hier weiterhelfen...
Das wär doch mal was. Würdest du das Thema aufmachen, sonst probier ich mich mal. :)


hives: Es ist jedoch ein Unterschied, ob der Herrscher zu seinen eigenen Ehren etwas derartiges veranstaltet, oder ob das Ganze abgehalten wird, um den kosmischen Zwecken gerecht zu werden, und der Priesterfürst oder König nur eine repräsentative/stellvertretende Funktion ausfüllt. Mit der Schriftentwicklung hat sich das wohl immer mehr zum erstgenannten hin entwickelt, auch wenn die Herrschaft natürlich noch sehr lange götttlich legitimiert wurde.
Über die Zeit vor der Entwicklung der Schrift kann nur vermutet werden, zb. dass der Personenkult um den Herrscher weniger im Vordergrund stand als das eigentliche Ritual, dass der Gemeinschaft diente.
Woran liegt es, dass mit der Schriftentwicklung der Personenkult zugenommen hat bzw. dass es parallel abgelaufen ist? Das ist echt bezeichnend.


hives: Immerhin war er (meistens) ein Sohn von An, dem Himmelsgott, dem Vater aller verehrten Götter, wiederum der Sohn
von Anshar und Kishar (zwei ursprünlichen Göttern (m und w) repräsentieren wahrscheinlich Himmel und Erde).
Orientiert sich nicht auch das Buch Hiob an dieser Sicht von den Göttern? Die Söhne Gottes kamen zu Dem Einen im Himmel. Das Buch Hiob (Hiob ist aus Uz - nach der Übersetzung - doch wo liegt das?) wird als sehr alt angenommen, wenn ich mich nicht irre. ;->
 

hives

Ritter Rosenkreuzer
20. März 2003
2.785
streicher schrieb:
Würdest du das Thema aufmachen, sonst probier ich mich mal. :)

Bei mir würde es noch mindestens ein paar tage dauern, habe momentan wenig Zeit, da ich noch ein Hausarbeitskonzept ausgestalten muß - und die Arbeit auch noch schreiben, aber was solls, das Semester geht ja noch ein wenig...


streicher schrieb:
Woran liegt es, dass mit der Schriftentwicklung der Personenkult zugenommen hat bzw. dass es parallel abgelaufen ist? Das ist echt bezeichnend.

Das ist ein schwieriger Punkt, der eigentlich einer ausführlichen Behandlung bedarf. Allein an der Veränderung der Kunstmotive über die Jahrtausende liegt dieser Gedank meiner Meinung nach schon nahe...
Die Anfänge liegen eben im Dunkeln. Selbst über die Herrschaftverhältnisse zwischen Tempel (besonders des frühen en-Priesters) und König ist man sich nicht wirklich im klaren ("ill-defined, "too complex" schreibt bspw. Oppenheim), da nicht alles aufgezeichnet wurde, und wahrscheinlich auch teilweise andere (vergänglichere) Schriftträger verwendet wurden.

streicher schrieb:
Orientiert sich nicht auch das Buch Hiob an dieser Sicht von den Göttern? Die Söhne Gottes kamen zu Dem Einen im Himmel. Das Buch Hiob (Hiob ist aus Uz - nach der Übersetzung - doch wo liegt das?) wird als sehr alt angenommen, wenn ich mich nicht irre. ;->

Es lässt sich sicherlich irgendwo im Netz eine Vergleichseite Bibel/Babylon (grob gesagt) finden. Muß ich jedoch auf ein andermal verschieben.
Spontaner Kommentar: Das Alpha-Tierchen scheint auch ein "theologischer Archetyp" zu sein - jedoch in unterschiedlicher Ausprägung (vom "primus inter pares" bis zur vollkommenen Alleinherrschaft (-existenz)

Wo Uz lag, kann ich dir nicht sagen ("östlich vom Jordan oder jenseits des Roten" Meeres habe ich gerade ergooglet), also von Mesopotamien bis Uzbekistan...
 

streicher

Ritter Rosenkreuzer
15. April 2002
2.739
@ hives
Es zeichnen sich langsam sogar mehrere Themen ab. Ich denke, es würde sich lohnen, über die 'Heilige Hochzeit' und 'Schriftentwicklung verknüpft mit Personenkult' Themen aufzumachen. Die nächsten Tage dann...

@ deLaval
Du dürftest einige Hinweise bekommen haben. Aber ist deine Frage beantwortet? Was ist das Resümé?
 

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