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Vom Einfluss der Industrielobby auf die Europapolitik

bstaron

Vorsteher und Richter
5. August 2003
760
Gleich als Anmerkung: Vielleicht wäre es gut für Redaktionsartikel ein Unterforum zu haben auf die direkt verlinkt wird? Das ist eventuell besser als die Kommentarfunktion unter dem Artikel.

Zu dem Artikel: Faszinierend, doch möchte ich konstruktive Kritik anbringen. Besonders elektrisiert hat mich dieser Abschnitt:

Das „lebenslange Lernen“ soll gefördert werden, insbesondere, indem die Industrie in europaweiten Initiativen integriert wird. Hier wird Bildung nicht als eigenständiger Wert, sondern als Mittel zur Herausbildung einer „Humanressource“ beurteilt, die den Zielen der Industrie entspricht.
Es geht nicht darum ein „Recht auf Bildung“ zu etablieren, es ist vielmehr ein Versuch, die Ressource Mensch so lange wie möglich arbeitsfähig zu erhalten. Bildung wird explizit als eine bloße Funktion des Binnenmarktes, genauer gesagt des Arbeitsmarktes definiert. Der Mensch soll durch ständiges Weiter- und Umlernen auf den neuesten Stand von Technik, Management und Kommunikationsstrukturen gebracht werden. Das Wissen als Wettbewerbsvorteil für ein längerfristiges Überleben soll im Mittelpunkt stehen. Die Verantwortung dafür mehr Größe zu erlangen, wird den Individuen übertragen. Um in der Wirtschaft Fuß zu fassen, muss jede Person dazu fähig sein, menschliches Kapital zu bilden und dieses Kapital während ihres ganzen Lebens weiterzuentwickeln und somit ein effektiver Bürger und Produzent zu bleiben.

Ich habe dazu ergänzende Informationen. Wenn man den Artikel liest, könnte man glauben diese neue Art der Bildung sein eine alleinige Idee der Industrielobby. Das ist aber völlig falsch! Diese Theorien gibt es etwa seit den 30er Jahren. Ich möchte ein paar Dinge hier reinsetzen die Charlotte Iserbyt, eine frühere Beraterin in Bildungsfragen der Reagan Regierung gesammelt hat. Diese Ansichten zur Bildung kann man auch in den USA finden, das Programm nennt sich "Goals 2000". Es wurde in Zusammenarbeit von Demokraten der Clinton Era und Republikanern erstellt. Wozu dient Goals 2000 in Kurzform? Iserbyt schreibt zu einem Report des Hauptplaners der "Reform", Marc Tucker:

"Der Report, herausgegeben im Juni 1990 ist die Blaupause für Tuckers "Humanresource Entwicklungs System", das Amerikas Bildungssystem von der traditionellen Betonung auf wissenschaftliche Fächer und Wissen, hin zu einem Sowjet-artigen Belegschaftstraining und Zertifizierungsprogramm bewegt."

Und weiter schreibt sie (die Frau ist konservativ und arbeitete für Reagan!): "Sowohl H.R. 1617 wie S. 143 (die Gesetze für GOALS 2000) repräsentieren den Gipfel von Tuckers Anstrengungen den Kongress dazu zu bewegen dieses System in Amerika einzuführen. Das Republikaner an vorderster Front stehen sollen wenn es darum geht diese Gesetze einzuführen, läßt wundern ob die Republikaner die neue Faschistische Partei von Amerika werden. Im Tucker System wird der Staat dein Leben für dich planen, dich von der Geburt bis zum Tod in einem gigantischen Daten sammelnden Computer verfolgen und den Arbeitsmarkt und eventuell die gesammte Wirtschaft regulieren."

Bitte einen Schritt zurück und das Wirken lassen. Offen wird gesagt: Was wir bekommen ist Deregulierung. In Wirklichkeit wird das Leben immer stärker reguliert! Dazu passen auch die aktuellen Schlagzeilen wie Wirtschaft will Arbeitslose mit Ein-Euro-Jobs einstellen.

Andere fordern jetzt ja ernsthaft ein ausleihen von Hartz IV Sklaven an die Flutgebiete. Das hat NICHTS aber auch GARNICHTS mit freiem Markt zu tun. Das ist eine Zusammenarbeit von Wirtschaft und Politik = Faschismus, Sozialismus, nennt es wie ihr wollt. Es ist durchgeplant und es ist gegen die gesamte Bevölkerung gerichtet.

Mehr zu dem Goals 2000 Wahnsinn:
http://www.eagleforum.org/psr/1997/apr97/psrapr97.html
Schlafly ist ein "Darling" der Rechten. Die vergisst leider zu erwähnen das die Republikaner massiv geholfen haben das mit durch zu drücken.

Iserbyt hat ihre Erkenntnisse zur Bildung in einem massiven Buch mit Telefonbuchstärke zusammengefaßt. Sie war es auch die Sutton dazu befähigt hat sein Buch über Skull & Bones zu schreiben. Ihr Vater und Großvater waren beiden Mitglied in S&B. Ich habe es an anderer Stelle schon einmal erwähnt.
 

samhain

Ritter Rosenkreuzer
10. April 2002
2.774
@bstaron

Wenn man den Artikel liest, könnte man glauben diese neue Art der Bildung sein eine alleinige Idee der Industrielobby.

es ist schon richtig, das die industrie sich eng an die diesbezügliche entwicklung in den USA hält, die sozusagen vorbildfunktion hat.

dazu kann man sich auch mal folgende ERT-publikation durchlesen:

The Integration of Technology in European Education

...The population of Europe must be engaged in a process of Lifelong
Learning. The increasing integration of knowledge in the industrial environment changes workers into knowledge workers, which in turn changes the ways education and training have to define goals. ICT helps in this process first by enabling people to learn how to learn in a highly participative, constructive and hence effective manner. Secondly it can make high quality learning material accessible to all people throughout their lives independent of time and place.
The upgrading of the knowledge level of each citizen will be of utmost importance for the survival of our society.

http://www.ert.be/pdf/edu1.pdf

begriffe wie "software", "hardware", "tools", "upgrading" usw. ziehen sich wie ein roter faden durch diese artikel- man hat in der tat den eindruck, hier geht es nicht um menschen sondern um computerähnliche wesen.

Im Tucker System wird der Staat dein Leben für dich planen, dich von der Geburt bis zum Tod in einem gigantischen Daten sammelnden Computer verfolgen und den Arbeitsmarkt und eventuell die gesammte Wirtschaft regulieren."

genau dieselben bestrebungen verfolgt auch der ERT- zufall?

Link I- Pre-school education (including crêches and kindergarten)
Link II- Basic school education (the first 9 – 10 years at school)
Link III- General and/or vocational education (finishing off school education)
Link IV- Higher education (tertiary education: universities and technical colleges)
Link V- Adult education (life–long learning)

http://www.ert.be/pdf/edu2.pdf

von der wiege bis zur bahre soll das ganze leben durchorganisiert, kontrolliert und die "humanressource" so gut wie möglich verwertet werden.
 

Kendrior

Intendant der Gebäude
25. Februar 2003
869
Nun, wenn Menschen als wichtige Ressource angesehen werden, um die es sich zu kümmern gilt... kann uns das nur recht sein.
Hoffen wir mal nur, dass auch wirklich alle Menschen gebraucht werden, und nicht ein paar Milliarden "wirtschaftlich unerwünschte Individuen" aus Kostengründen beseitigt werden müssen.
Wurde nicht vor einigen Jahren eine Studie veröffentlicht, nach der höchstens zwei Milliarden Menschen für eine wirtschaftlich stabile, sich selbst versorgende Erde gebraucht werden?
Es heißt abwarten, und diese Entwicklungen gut zu beobachten.
 

samhain

Ritter Rosenkreuzer
10. April 2002
2.774
ich habe gerade noch was entdeckt :wink:

dieser artikel bezieht sich zwar auf deutschland, aber wer genau hinsieht, erkennt die üblichen verdächtigen, die auf geamteuropäischer ebene im ERT ihre ziele verfolgen (Bertelsmann, E-ON...), wieder.

Der Einfluss von Lobbyorganisationen und Wirtschaft im Diskussionsfeld Studiengebühren

...Zu Beginn des Jahres 2002 wurde der Plan des Centrum für Hochschulentwicklung bekannt, zusammen mit der TU München ein gebührenpflichtiges Studium einzurichten. Zwar stehen die Gesetze der Planung derzeit (noch) im Wege, doch dies zu ändern ist Ziel des CHE. Der Münchner Plan sieht wie folgt aus: Zunächst werden nur einige Studiengänge kostenpflichtig angeboten. Diese erhalten eine Vorzugsbehandlung durch die Technische Universität. Ein ausreichendes Literatur- und Multimediaangebot soll für diese Studiengänge zur Verfügung stehen, und den Zahlenden soll ein optimales Lehrangebot zugänglich gemacht werden. Es soll nach Willen des CHE also ein Zwei-Klassen-Studium an der TU München geben – abhängig vom Geldbeutel. Auch das Drumherum des First-Class- Studiums soll stimmen: "Komplettangebote, Sozialleben, bevorzugte Wohnungsbeschaffungshilfe" verspricht die TU ihren "Kunden". Wer sich ein gebührenpflichtiges Studium nicht leisten kann oder will, wird nur noch verwaltet. Um das Ganze in der CHE-Logik für die Studierenden bezahlbar zu machen, heißt es bezüglich eines Stipendiensystems in der Vereinbarung, dass "weitere Förderungen [...] von Unternehmen geleistet werden [sollten], die im Gegenzug die Möglichkeit erhalten, qualifizierte Studierende [...] als Mitarbeiter zu rekrutieren." Im Klartext: Die Unternehmen übernehmen die Gebühren und erhalten dafür Durchgriffsrechte auf Studierende. Die Vereinbarung zwischen CHE und TU München geht noch weiter. So sollen bei der Zulassung Unternehmen an der Entscheidung beteiligt werden, wer Studieren darf und wer nicht. Wer das alles für nicht möglich hält oder sich weiter informieren möchte, der kann sich die Vereinbarung im Internet anschauen unter http://www.excellentum.de.

alles hier:

http://www.abs-bund.de/aktuelles/0690/
 

Ein_Liberaler

Ritter des Heiligen Andreas von Schottland
14. September 2003
4.926
Ich halte es für sehr bedenklich, den Menschen als Ressource zu sehen. An Ressourcen kann man Eigentum erwerben, und, siehe da, es geht das "sich kümmern" immer mit einem Verlust an Freiheit einher.
 

samhain

Ritter Rosenkreuzer
10. April 2002
2.774
EU-Kommission will mehr Wasserliberalisierung

Gegner schreien auf

Wien (pte) - Die EU-Kommission http://europa.eu.int/comm/ index_de.htm verlangt von zahlreichen europäischen Ländern die Öffnung der Wassersektoren. Dies erfolgt im Rahmen der wieder anlaufenden Verhandlungen zum "General Agreement on Trade Service" (GATS). Die STOPP GATS Kampagne http://www.stoppgats.at will, dass die Forderung zurückgenommen wird.

Mehrere EU-Länder unter Führung Belgiens haben in Brüssel ihre Bedenken gegen diese erneute Forderung deponiert - erfolglos.

...Laut der STOPP-GATS-Kampagne hat sich erst vor einigen Tagen in der drittgrößten bolivianischen Stadt El Alto gezeigt, dass private Wasserversorger die Bevölkerungsbedürfnisse nicht erfüllten. Dem französischen Wasser-Multi Suez- Lyonnaise des Eaux wurde aufgrund massiver Bevölkerungsproteste die Konzession zur Wasserversorgung von der Regierung entzogen. "Sieben Jahre nach Konzessionserteilung sind die Wassergebühren gestiegen, tausende Haushalte können sich die exorbitante Anschlussgebühr von 445 Dollar nicht leisten, da diese Summe mehr als die Hälfte des durchschnittlichen Jahreseinkommens ist"

http://de.news.yahoo.com/050122/295/4dvo8.html
 

Bundeskanzler

Auserwählter Meister der Neun
11. April 2002
991
bstaron schrieb:
Das ist eine Zusammenarbeit von Wirtschaft und Politik = Faschismus, Sozialismus, nennt es wie ihr wollt. Es ist durchgeplant und es ist gegen die gesamte Bevölkerung gerichtet.

Hallo, da ist jemand aufgewacht! Das was Du da entdeckt hast, nennt man NEOLIBERALISMUS. Such mal ein bisschen danach, dann werden Dir die Augen aufgehen. Das Programm läuft schon seit Jahrzehnten!
 

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