Ich würde allerdings auch behaupten, daß viele Lügen aus Angst vor den Konsequenzen der Wahrheit entstehen. Somit ist der Belogene nicht unbedingt immer das Problem, sondern Teil des Problems - nämlich Teil der Konsequenz, welche die Wahrheit zur Folge hätte.Woppadaq schrieb:Wer mich belügt, betrachtet mich als Problem, welches er anders nicht lösen kann.
Woppadaq schrieb:Eine Wahrheit, die eine Lüge ist, ist irgendwie keine Wahrheit mehr.
Sinn der Wahrheit ist es ja, daß man sie annehmen MUSS, wenn man realistisch sein möchte, egal was man davon hält, egal ob es einen paßt.
Ich verstehe ja, daß manche Leutz ohne Lügen nicht leben können, aber das darf nicht soweit gehen, daß man Wahrheit und Lüge als gleichwertig betrachtet.
Wer mich belügt, betrachtet mich als Problem, welches er anders nicht lösen kann. Ich bevorzuge deshalb eindeutig Personen, die mich nicht belügen.....
Booth schrieb:Ich würde allerdings auch behaupten, daß viele Lügen aus Angst vor den Konsequenzen der Wahrheit entstehen.
Somit ist der Belogene nicht unbedingt immer das Problem, sondern Teil des Problems - nämlich Teil der Konsequenz, welche die Wahrheit zur Folge hätte.
Aber Wahrheit und Lüge ist sowieso ein schwieriges Themenfeld.
Außerdem sind Lügen oft interessanter als die Wahrheit.
Ich denke, daß es schlicht auf die Situation ankommt. Ein simples Beispiel: Wenn ein Ehepartner fremd geht, ist die Angst vor der Konsequenz der Wahrheit nicht immer unbegründet.Woppadaq schrieb:Eine unbegründete Angst, wie ich finde. Aber manche müssen diese Erfahrung erst machen.Booth schrieb:Ich würde allerdings auch behaupten, daß viele Lügen aus Angst vor den Konsequenzen der Wahrheit entstehen.
Niemand ist perfekt. Und auch die grösste "Mündigkeit" schützt vor Gefühlsausbrüchen nicht, wenn man feststellt, daß man enttäuscht und/oder verletzt wurde.Manchmal mag das der Fall sein, aber meistens steckt dahinter fehlendes Vertrauen in die Mündigkeit des Belogenen - ein weiterer Grund, warum ich Lügen äußerst ungern toleriere....Somit ist der Belogene nicht unbedingt immer das Problem, sondern Teil des Problems - nämlich Teil der Konsequenz, welche die Wahrheit zur Folge hätte.
Naja - zum einen bin ich vielleicht nicht unbedingt repräsentativ für dieses Forum - und zum anderen staune ich über Dein StaunenIch staune immer wieder, daß das der Fall ist - gerade hier, wo man doch angeblich so sehr der Wahrheit auf dem Zahn fühlen will.Aber Wahrheit und Lüge ist sowieso ein schwieriges Themenfeld.
Verzeih, wenn ich diesmal sehr direkt bin, und nicht lüge ... aber ich glaube, Du machst es Dir hier sehr einfach. Ich selber halte prinzipiell auch wenig vom Lügen, weiss aber, daß man bereits bei der Definition der "Lüge" auf sehr unterschiedliche Sichtweisen stösst. Was der eine als diplomatisch bezeichnet, ist für den anderen schon geheuchelte Lüge. Was der eine in der Behauptung, aus Rücksicht und Respekt vor dem Gegenüber an Lüge bzw diplomatischer Wahrheitsverzerrung erzählt, ist für den anderen nur die Heuchelei, eine schwierige Situation zu umgehen. Man kann für dasselbe Verhalten unterschiedlichste Motive finden - und manchmal treffen von den vielen unterschiedlichen Motiven irgendwie alle zugleich zu.Ich meine: Der Mensch lügt, um das Tier entweder in die Falle zu locken oder ihm entgehen zu können. Wer mich belügt, betrachtet mich also entweder als Tier oder als Problem.
Nun - Du redest die ganze Zeit aus der Sicht des Belogenen... auch wenn es unverschämt klingen mag: Ich glaube nicht, daß Du noch nie gelogen hast. Man lügt aus unterschiedlichen Gründen. Und das blöde an der Wahrheit ist nunmal, daß die Entscheidung für die Wahrheit unumkehrbar ist.Wie soll ich denn einschätzen können, ob die Konsequenzen aus der Wahrheit bei mir tatsächlich eintreffen, wenn man mir selbige vorenthält ?
Sicher - aber ich rede auch lieber von denjenigen, die Lügen, als denjenigen, die belogen werden. Denn zumindest mich interessiert das Verhalten und die Gründe des Lügners, und weniger des Belogenen. Ich will herausfinden, was alles uns Menschen dazu bringt "die Wahrheit" zu verfälschen. Und abgesehen von den natürlichen Wahrnehmungsfiltern gibt es eben auch psychologische Filter.Es mag Menschen geben, die belogen werden WOLLEN, aber ich denke, selbst bei denen ist es eher so, daß sie ihre Lüge lieber als Wahrheit sehen würden.
Nun - ich muss zugeben, daß ich nicht an eine Schwarz-Weiss-Realität glaube; also entweder kennt man die Wahrheit oder die Lüge. Ich glaube, daß Wahrheit ein flexibler Begriff ist, ebenso wie Lüge. Die meisten Themen, Situationen und Beziehungsgeflechte sind sehr komplex. Jede Wahrnehmung wird gefiltert. Jede Erinnerung ebenso. Da die meisten Aussagen, über die man hinsichtlich des Wahrheitsgehaltes diskutiert, die Vergangenheit betreffen, halte ich es für wichtig, zu sehen, daß diese Vergangenheit sehr viel komplexer ist, als wir über sie wissen.Die Wahrheit ist meistens ziemlich komplex und oft ziemlich überrraschend - ich finde sie deshalb weitaus interessanter als die meistens ziemlich klischeehaft vorgebrachte Lüge.
Booth schrieb:Ein simples Beispiel: Wenn ein Ehepartner fremd geht, ist die Angst vor der Konsequenz der Wahrheit nicht immer unbegründet.
auch die grösste "Mündigkeit" schützt vor Gefühlsausbrüchen nicht, wenn man feststellt, daß man enttäuscht und/oder verletzt wurde.
Ich selber halte prinzipiell auch wenig vom Lügen, weiss aber, daß man bereits bei der Definition der "Lüge" auf sehr unterschiedliche Sichtweisen stösst. Was der eine als diplomatisch bezeichnet, ist für den anderen schon geheuchelte Lüge. Was der eine in der Behauptung, aus Rücksicht und Respekt vor dem Gegenüber an Lüge bzw diplomatischer Wahrheitsverzerrung erzählt, ist für den anderen nur die Heuchelei, eine schwierige Situation zu umgehen.
Du redest die ganze Zeit aus der Sicht des Belogenen... auch wenn es unverschämt klingen mag: Ich glaube nicht, daß Du noch nie gelogen hast. Man lügt aus unterschiedlichen Gründen.
Und das blöde an der Wahrheit ist nunmal, daß die Entscheidung für die Wahrheit unumkehrbar ist.
ich rede auch lieber von denjenigen, die Lügen, als denjenigen, die belogen werden. Denn zumindest mich interessiert das Verhalten und die Gründe des Lügners, und weniger des Belogenen. Ich will herausfinden, was alles uns Menschen dazu bringt "die Wahrheit" zu verfälschen.
Ich glaube, daß Wahrheit ein flexibler Begriff ist, ebenso wie Lüge.
Die meisten Themen, Situationen und Beziehungsgeflechte sind sehr komplex. Jede Wahrnehmung wird gefiltert. Jede Erinnerung ebenso. Da die meisten Aussagen, über die man hinsichtlich des Wahrheitsgehaltes diskutiert, die Vergangenheit betreffen, halte ich es für wichtig, zu sehen, daß diese Vergangenheit sehr viel komplexer ist, als wir über sie wissen.
Abgesehen davon, daß ich glaube, daß es nicht wenige Menschen gibt, die eine andere Einstellung zu ihrem Sexualleben haben, als ein Pornostar, war dies ein Beispiel. Und hier noch ein paar:Woppadaq schrieb:Ansichtssache. Um es mit den Worten von Michaela Schaffrath zu sagen: Wenn der Partner davon weiß, ist es kein Betrügen.Booth schrieb:Ein simples Beispiel: Wenn ein Ehepartner fremd geht, ist die Angst vor der Konsequenz der Wahrheit nicht immer unbegründet.
Interessantes Verständnis von Diplomatie:Im übrigen ist Diplomatie größtenteils die Kunst, den Löwen so lange zu streicheln, bis die Leute mit dem Käfig da sind. Auch wenn es nicht ausschließlich Lüge umfaßt: Die Zielsetzung ist die gleiche wie bei der Lüge.
Ich lese aus der Definition ein weit positiveres Bild, als Du es gezeichnet hast. Denn Deine Definition geht davon aus, daß "man selber" nicht der Löwe ist (was denn dann?) und Diplomatie nur braucht, um mit "Löwen" umgehen zu können. Wer sagt denn, daß nicht Du der Löwe bist?Wikipedia schrieb:Die Diplomatie ist die Verständigung auf zwischenstaatlicher oder multinationaler Ebene mit friedlichen Mitteln. Allgemein versteht man unter dem Begriff auch einfach die auf Verhandlungen oder politischen Treffen beruhenden Kontakte zwischen zwei oder mehr Staaten, Völkern oder Gruppierungen. Oft wird die Diplomatie als das ideale und wünschenswerte Mittel der Konfliktbewältigung gesehen. Ein "diplomatisches" Verhalten bescheinigt den Agierenden dabei Kompromissbereitschaft und den Willen, die Absichten und Wünsche jedes Beteiligten zu berücksichtigen.
Und diejenigen, die ihr Leben auf einer Notlüge aufbauen?Notlügen hatte wohl jeder mal. Aber die Leute, die ihr Leben auf einer Lüge aufbauen, werden von selbiger iregndwann aufgefressen.
Ich glaube, daß dies nicht der einzige Grund war. Ich halte nicht viel davon, solch absolutes Grenzverhalten an nur einer einzigen Lüge bzw Lebenssituation anzuhängen.Die Aggressivität, die Steinhäuser vor seinem Amoklauf in Erfurt angelegt hatte, resultierte [...] aus der Tatsache, daß er seine Eltern ganz massiv über die Schule und damit seine Zukunft belogen hatte.
Aha - weil Du eine Situation, in welcher Du gelogen hast, Stress verursacht hat, bedeuten alle Situationen, in denen alle Menschen lügen ebenfalls, daß man Streß bekommt - richtig verstanden? Wenn ja, ist mir diese Aussage viel zu verallgemeinernd.Ich hatte diese Situation auch mal, diesen Streß will ich mir kein zweites Mal antun.. Deswegen ziehe ich die Wahrheit eindeutig vor.
Naja - sag das z.B. mal den Vätern, wenn die Ehefrau eröffnet, daß das nächste Kind aus einem Fehltritt mit einem anderen Mann resultiert... es gibt sicher einige, die dann die Scheidung einreichen. Das war es dann mit der Gemeinsamkeit...Genau das ist das Gute an ihr: Du weißt, woran du bist. Und du weißt, daß es der andere auch weiß. Das ist ein gemeinsamer Punkt, auf dem man aufbauen kann.Und das blöde an der Wahrheit ist nunmal, daß die Entscheidung für die Wahrheit unumkehrbar ist.
Also das Wort nie würde ich hier keinesfalls verwenden. Du neigst öfters dazu, sehr zu verallgemeinern, oder?Neben Wahrnehmungsfiltern vor allem: Wir wollen nie das sein, was wir wirklich sind.
Nun - was ist "die Wahrheit". Angenommen meine Freundin fragt mich, ob ich sie mehr liebe, als alles andere - da sage ich natürlich "klar". Doch ist das die ganze Wahrheit? Liebe ich sie mehr als meine Eltern? Mehr als frühere Freundinnen zur damaligen Zeit? Kann ich das vergleichen? Was wäre, wenn ich relativieren würde, und ihr sagte, daß ich es vielleicht anders formulieren würde? Ich habe meine Zweifel, ob sie eine "objektive" Einstufung meiner Liebe hören will (wenn das überhaupt geht).Eigentlich sind beides ziemlich feste Begriffe. Mir ist noch nicht klar, wo da wirklich Flexibilität herrscht.Ich glaube, daß Wahrheit ein flexibler Begriff ist, ebenso wie Lüge.
Welche Hintergründe? Wenn es um zwischenmenschliche Beziehungen geht, sind die Hintergründe, die Gefühle und (Lebens-)Erfahrungen der beteiligten Menschen - da kann niemand alle Hintergründe kennen... man kennt ja nichtmal die eigenen (Ab- und) Hintergründe vollständig. Wenn ich einen komplexen Dialog führe, kann daran einiges gelogen, einiges wahr, und vieles diplomatisch sein (also über- oder untertrieben).Man kann der Wahrheit aber sehr nahe kommen und auch die Lügen einkreisen. Wenn man die Hintergründe kennt und berücksichtigt.