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Wehrdienst

Paran

Vorsteher und Richter
30. November 2003
795
Hallo!

Ich leiste gerade meinen Wehrdienst ab beim österr. Bundesheer und wollte euch fragen was für Erfahrungen ihr beim Heer bzw. bei der Bundeswehr gemacht habt. Inwiefern ihr mit Extremsituationen zurande gekommen seid und ob ihr irgendwelche Tips hat wie man die Zeit am besten übersteht!
 

SentByGod

Großer Auserwählter
10. April 2002
1.675
Für gewöhnlich ist man immer wieder erstaunt, wie weit der Körper einen noch tragen kann, wenn man sich vorstellt unter den Schmerzen der AGa im Zivilleben längst aufgegeben hätte.

Zu welchem Truppenteil kommst du? Heer ist immernoch ein seeehr breites Spektrum.
 

Trasher

Ritter der ehernen Schlange
10. April 2002
4.104
Bundeswehr und Extremsituationen? Na da hat wohl jemand zu viele Reportagen über die Ausbildung der Spezialkommandos geguckt. ;)

Ich fand beim Bund nichts wirklich extrem, mit einer normalen Fitness hält man eigentlich alles durch. Hab mich immer mehr über die Leute aufgeregt die rumgejammert haben ("Zu kalt!", "Zu warm!", "Ieh, Schnee!", "Wah, Regen!") als über die Unternehmungen selbst.

Wie SBG schon schrieb, man merkt erstmal, wie verweichlicht man in unserem Land inzwischen ist.
 

Paran

Vorsteher und Richter
30. November 2003
795
@ sentbygod

Derzeit habe ich noch Grundausbildung! In ungefähr 1 Monat muss ich mich dann spezialisieren.

@ trasher

Wie SBG schon schrieb, man merkt erstmal, wie verweichlicht man in unserem Land inzwischen ist.

Stimmt schon! Hab zwar erst eine Woche hinter mir, aber man lernt das "normale Leben" erst wirklich schätzen. Ich konnte mich vom Schlafen und vom körperlichen her ziemlich schnell umstellen. Für mich ist es eher psychisch ein Problem, da ich recht ehrgeizig bin und manche Dinge leider oft ziemlich persönlich nehme!
 

Trasher

Ritter der ehernen Schlange
10. April 2002
4.104
Ja das stimmt, militärischer Umgang, Formaldienst usw. sind sehr gewöhnungsbedürftig.

Der Job des Schleifers in der Grundausbildung ist es, ein Arschloch zu sein. Ich habe mir immer vorgestellt, daß diese Typen ihr ganzes Leben in diesem System festhängen und ihren erbärmlichen Dienst tun, immer wartend auf die Chance, einen neuen Klecks auf die Schulter zu bekommen. Und schließlich nippeln sie mit Mitte Vierzig an einem Herzinfarkt ab und sind bis dahin auch im Zivilleben für nichts zu gebrauchen gewesen.

Wie heißt es so schön?
"Uffze, Stuffze, Oberfeld, zivil versagt, beim Bund ein Held."

Mit dieser Einstellung findet man auch in den schwachsinnigsten Momenten die notwendige Gelassenheit. ;)
 

rubikon

Geselle
6. Februar 2004
5
Soweit würde ich nicht gehen und alle Berufssoldaten als Zivilversager abstempeln. Manche machen das einfach aus Überzeugung und nicht weil sie sonst nix drauf haben.
Ich war selber ein paar Jahre beim Bund (nicht unbedingt aus Überzeugung, mehr um Geld fürs Studium zu sammeln) und habe da auch viele Vorgesetzte kennen gelernt die wirklich fähig waren. Allerdings muss ich Dir Recht geben, es gibt gerade in den Unteroffiziersdienstgraden ne Menge Idioten, ich war selber StUffz und hab demnach mit vielen auch Privat Kontakt gehabt, und es war manchmal wirklich erschreckend wie hohl da einige Köpfe sind. Und so welchen werden dann Gruppen oder sogar Züge (auch im Einsatz!) anvertraut. Die Schuld kann daran kann man aber nicht unbedingt den Leuten selbst geben, vielmehr macht es einem die Bundeswehr zu einfach Unteroffizier zu werden. Die Offizierbewerber werden viel stärker auf die psychische Eignung überprüft, bei den Uffzen ist das nicht der Fall. Da reicht es meist schon das Sportabzeichen abzulegen.
Meiner Meinung nach kann der momentan sehr schlechte Ruf der Bundeswehr nur verbessert werden wenn der Wehrdienst abgeschafft wird (mal ohne Rücksicht auf die Kosten) und eine Berufsarmee aufgestellt wird. Und in dieser Berufsarmee dürfen dann auch wirklich nur fähige Leute angestellt werden. Mit entsprechenden Einstellungstests wie sie z.B. die Polizei hat oder die Bundeswehr bei den Offiziersbewerbern werden dann auch so Leute ausgesiebt die später Ausbilder in der AGA werden und Dummfick betreiben. Wie bei den Amis können die dann erstmal zehn Jahre in der Mannschaftslaufbahn bleiben, und dann, wenn sie sich wirklich als fähig gezeigt haben, können sie dann Uffz werden.
 

haruc

Vorsteher und Richter
16. Dezember 2002
776
Wie sagte letztens mal ein Depp aus der Parallelklasse?
"Beim Bund gehts bestimmt witzig zu, die ganze zeit nur rumballern, ansonsten saufen und mmorpgs zocken. "

Der Kerl hat zuviel "Americas Army" gezockt. Sieht man wieder mal, wie bedenklich es ist, wenn das Militär Spiele entwickeln lässt, in denen es sich selbst glorifiziert, um das einfache Fußvolk für die Armee zu begeistern.
 

Asuka

Geheimer Meister
19. November 2003
156
@Trasher

ohhhhh... das kommt ganz darauf an wo du landest!
Mein Freund ist in einem Panzerartilleriebataillon (Kanonier) und die Ausbilder da sind ein "Alpha-squad"... die werden schon ganz schön hart rangenommen!
In der ersten Woche waren 10 von 48 krankgeschrieben!
Jeden Tag ist einer zusammengebrochen und 4 lagen auf der Krankenstation (dir muss es schon ganz schön kacke gehen wenn du DA landest)

Hm, ein Tipp... öfters krankschreiben lassen wg. z.B. psychischen od. körperlichen Problemen. Sonst wüsste ich auch nichts.
In Deutschland haben sie dieses Jahr auch die Bestimmungen geändert, wann du die Grundausbildung bestanden hast und wann nicht. Das ist alles verschärft worden... wenn du zu oft fehlst/krank bist dann bestehst du sie nicht.
 

Trasher

Ritter der ehernen Schlange
10. April 2002
4.104
PsYchobabe schrieb:
In der ersten Woche waren 10 von 48 krankgeschrieben!
Ja, das war bei uns auch so. Komischerweise hüpften diese "Kranken" freitags - wenn Dienstschluss und Heimreise nahten - ganz munter durch die Kompanie. :lol:

Hm, ein Tipp... öfters krankschreiben lassen wg. z.B. psychischen od. körperlichen Problemen.
Diese Drückeberger waren bei uns aus verständlichen Gründen nicht sonderlich beliebt.

Auf langen Märschen oder anstrengenden Übungen haben wir uns immer ein paar inoffizielle Schokoriegel mitgenommen, um einer eventuellen Unterzuckerung (die meisten machen dadurch schlapp) entgegenzuwirken.

Nebenbei finde ich es nicht verkehrt, wenn manche auch mal an ihre körperlichen Grenzen geführt werden. Wir hatten da einen Zug von "problematischen Jugendlichen", die sich jeden Abend besoffen, bekotzt und geprügelt haben.
Ein ordentlicher Marsch und die kamen abends jammernd und völlig fertig wieder in die Kompanie zurück. Plötzlich hatte keiner mehr Lust, dem anderen die Fresse zu polieren und sie haben geratzt wie die Babies. :)
 

Asuka

Geheimer Meister
19. November 2003
156
*lol*

ok da hast du schon recht :D
manchen schadet das ja wirklich nicht...

den Tipp mit den Schokoriegeln werde ich mal weitertragen :wink:
 

Paran

Vorsteher und Richter
30. November 2003
795
Hallo!

Hab jetzt meine 2te Woche hinter mir und muss sagen, dass es schon deutlich weniger schlimm für mich ist als nach der ersten woche. Hatten am Dienstag Gefechtsdienst von 8:00 - 24:00 und Gestern einen 8 km-Marsch welchen ich ohne Probleme geschafft habe. Nächste Woche habe ich Feldwoche und die Woche danach Leistungsmarsch (40 km in 2 Tagen marschieren). Nach und nach kapiert man auch die Logik die hinter vielen Dingen steckt. Natürlich wird man wegen Kleinigkeiten angemacht, aber das muss man eben wegstecken!
 

haruc

Vorsteher und Richter
16. Dezember 2002
776
Es gibt keinen logischen Zusammenhang zwischen BUND und mmorpgs. Der Parallelklassenmensch erwähnte dies nur als Beispiel, weil er selbst bei *ltima Online (Wegen Copyright unkenntlich gemacht) ein paar Bundeswehrler im Clan hatte.
Okay, vll gibt´s doch einen Zusammenhang: Bei mmorpgs wird der Stab meist von mehr oder weniger unfähigen Leuten gebildet, die hautsächlich deswegen im Stab sind, damit sie andre rumkommandieren und sich wenigstens einmal am Tag "toll" fühlen können.
Aber nicht alle Leute ausm Stab sind so.
 

Gurke

Großer Auserwählter
25. März 2003
1.626
Mal Beitrag schinden.

Mal die verklärten Erinnerungen beiseite wischen.
Die ersten paar Wochen etwas stressig, war vieles neu, ließ kein Fettnäpfchen aus wund wurde von links nach recht gescheucht . Befehle änderten sich auch schon mal recht kurzfristig, um dann doch wieder bestätigt zu werden, alles nur um einen auf Trap zu halten.
Mit der Zeit wurde es lockerer, nach der Grundausbildung wars dann wirklich fast nur noch Urlaub. Bisschen Aktion auf Übungen oder simplen Biwak, paar 24h Dienste und das wars schon.
Gesoffen wurde viel, Vorgesetzte sahen fast alle älter aus, als sie eigentlich waren. Gab ja auch sonst nix weiter zu tun am Arsch der Welt. Anfangs dienstags und mittwochs noch raus auf die Piste, aber nachdem ich in den Schichtdienst gewechselt bin (mehr Kohle, länger schlafen) lohnte das mehr. Kam dann wenns gut lief eh erst um neun wieder rein. Wenn es schlecht lief auch irgendwann nächsten Morgen zwischen eins und zwei.
Was ja auch immer angeführt wird, Kammeradschaft. Naja, in der AGA ging es noch, obwohl es da auch schon einige Verpisser gab. Bildeten sich hier und da kleine Grüppchen. Später in der Stammeinheit, gab es eh haufenweise Heimschläfer, die verkrümmelten sich nach Dienstschluss und sah die erst zum nächsten Morgenappel wieder. Wälzten auch gern die Putzarbeiten im Block auf andere ab (ihr Argument, sie sind ja nicht da, machen also nix drecking und räumen deswegen auch nicht auf).
Ansonsten mußte man auf Langfinger achten. Am Besten man schloss alles weg, scheißte es an, hatte immer ein Auge drauf oder was auch sonst immer. Geld verborgte man auch selten, sah man kaum wieder.

Krank haben auch viele gefeiert, gab wen, der hat sich wegen Rückenschmerzen vom Biwak reinfahren lassen. Hat wohl den Waldboden nicht vertragen. Andere Sache auf Übung. Bus hatte uns etwas vergessen. Sind dann selber zu den Unterkünften zurückmarschiert. Unterwegs auf den Bus getroffen. Sollten aber die letzten paar Kilometer auch noch laufen, da hat wer nen Schwächeanfall vorgetäuscht, elender Simulant.
Montag früh war Krankenrevier eh gut besucht, Freitag traf man kaum wen (ging das Gerücht, es würden dann mehr Fälle ambulant behandelt, anstatt einfach krankgeschrieben zu werden).
Märsche auch keine Sache. Hatten schon die Wahl zwischen 20, 25 oder 30, Strecke hatte auch ein paar gute Abkürzungen, aber selbst da haben ein paar getönt, die lassen sich nach knaapp der Hälfte reinfahren.
War eh witzlos, sind da einfach gemütlich gegangen, nicht großartig kaputt gemacht, Zeit war ja genug. Kamen immer lang vor dem offiziellen Dienstschluss an und konnten schon früher abhaun.
 

Paran

Vorsteher und Richter
30. November 2003
795
@ SentbyGod

Ich mache zu den vorgeschriebenen 8 Monaten 4 noch dazu und daher ist meine Ausbildung etwas härter, weil ich später Reserveoffizier werde. Allerdings hab ich von ganz gewöhnlichen Grundwehrdienern gehört, dass es bei ihnen zumindest in der Grundausbildung nicht sehr viel besser ist als bei mir. Hocke gerade zu Hause und zittere schon ein bißchen vor der nächsten Woche, aber hab mich gut vorbereitet - sprich Thermounterwäsche, Taschenlampe, Vitamintabletten u. ä. gekauft.

Am mühsamsten sind beim österr. Heer diese uralten Kampfanzüge, an welchen man mit Karabinern den jeweiligen Rucksack befestigt. Die beschissenen Karabiner sind scheiß schwer zum einfädeln und für einen technisch nicht gerade begabten Menschen wie mich kann das schon problematisch sein! Naja, das sind eben die kleinen Problemchen die man so hat, aber das geht alles vorüber :wink:

Lg Paran
 

Paran

Vorsteher und Richter
30. November 2003
795
Meine 3te Woche habe ich jetzt hinter mich gebracht und sie war sicherlich die schlimmste, denn wir hatten Feldwoche - sprich, wir haben unsere gesamte Ausrüstung gepackt und sind mit dieser auf den Garnisonsübungsplatz marschiert. Dort haben wir 8-Mann Zelte aufgebaut, Stellungen ausgehoben und eine Feuerstelle ausgehoben. Das war eigentlich der gemütliche Teil. Der ungemütliche Teil waren Gefechtsübungen, Bergeübungen, spontane Alarms (mitten in der Nacht schreit ein Ausbildner Alarm und schon darfst du springen alles anziehn und in deine Stellung hirschen) u. ä. Wir haben nie mehr als 5 Stunden geschlafen und wenn man Wache hatte hat man vielleicht 3 Stunden geschlafen. Dass ich mich die ganze Woche nicht geduscht habe hat man mir nachher angesehn und man hat es vor allem gerochen.

Es gab natürlich auch schöne Momente, z. B. haben wir einen Abend am Lagerfeuer unser Marschlied gesungen und wenn man den ganzen Tag gemeinsam geschunden wird, dann schweißen solche Momente irrsinnig zusammen.

Inzwischen habe ich entschieden, meine Milizausbildung zu beenden und mich versetzen zu lassen. Körperlich würde ich es locker schaffen, doch psychisch wäre ich mir da nicht so sicher, denn der Druck würde sich steigen, sollte ich diese Ausbildung fortsetzen und die 4 Wochen Grundausbildung werden mir wie ein Ferienlager vorkommen. Alles in allem habe ich trotz der Plagerei und der Schickanen viel gelernt. Sollte ich nach der Grundausbildung abbrechen, werde ich vermutlich eine ziemlich ruhige Kugel schieben.

Lg Paran
 
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