- Ersteller
- #41
hives
Ritter Rosenkreuzer
- 20. März 2003
- 2.785
Ach, hives
Ich hätte mir gewünscht, du hättest etwas langsamer geantwortet....vielleicht wäre da mehr bei rausgekommen......ich meine, du stehst hier im Forum nicht unter Druck, schnell zu antworten. Das mußte ich auch erst mal kapieren...
Ja, sry, war im Vergleich zu deinem letzten Post recht kurz, aber:
Mitunter lass ich mir auch länger Zeit, zu antworten – jedoch nicht in diesem Fall: Ich sah keine Veranlassung meine Antworten weiter auszuführen: du nimmst schon den Hinweis auf „gerechtere Verteilung“ zum Anlass mit der Sozi-Keule zu kommen – das klingt stark nach Fundamentalismus - was soll ich da noch weiträumig ausführen- da tut es auch die kurze Version.
Du schreibst oft, dass du alles sehr differenziert siehst, benutzt aber selbst die typischen vorgesetzten Alternativmodelle, die uns aus den Massenmedien bekannt sind, und die einer objektiven Diskussion widersprechen.
Was du unter „wäre mehr bei rausgekommen“ versteht, bleibt mir verschlossen. Du hast in deinem letzten Post vor allem an den von mir angesprochenen Punkten vorbeigeredet - insofern habe ich lediglich versucht, die Diskussion wieder auf die Punkte zu lenken, die mir wichtig sind.
Ganz allgemein deshalb noch einmal:
Du kannst nicht mit der Sozialismus –Keule auf Vermögens- und Erbschaftssteuer, einen hohen Spitzensteuersatz, die Versteuerung von Aktiengewinnen etc. einkloppen, weil es sich hierbei um Methoden einer sozialen Marktwirtschaft handelt, und nicht um Methoden des Sozialismus.
1. Wir versuchen von nun an eine gerechte Verteilung herzustellen
OK, also wie stellst du dir eine gerechtere Verteilung vor ? Einheitslohn für alle ? Einkommensbegrenzung ? Einzug sämtlicher Gewinne von Staat bei gleichzeitiger Verteilung derselben vom Staat ? Hatten wir schon. Nannte sich Sozialismus. Resultat bekannt. Da ich aus selbigen komme, kann ich nur sagen: Ich wünsch ihn mir nicht zurück !
Also sind alle Gedanken an eine gerechtere Verteilung unsinnig, weil wir schon mal was hatten, was sich "Sozialismus" nannte?
Ich fragte ausdrücklich: wie stellst du dir eine gerechtere Verteilung vor ?
Und tut mir leid, Einheitslohn, Einkommensbegrenzung und Gesamtgewinneinzug, von wem auch immer - das ist nicht Gerechtigkeit, jedenfalls nicht für mich ! Das ist GLEICHMACHEREI !! Ich bin definitiv für Gerechtigkeit, aber absolut gegen Gleichmacherei.
Noch einmal: Es geht hier nicht um Einheitslöhne, oder um Gleichmacherei, sondern um das Anstreben einer „gerechteren“ Verteilung, was Belastungen, Staatsfinanzierung etc. angeht. Diesbezügliche „Umverteilungen“ wären theoretisch ohne Systemwechsel denkbar, deshalb verstehe ich deine fundamentalistische Abwehrhaltung nicht.
Eine „gerechtere Verteilung“ mit dem Hinweis auf den Sozialismus ad absurdum führen zu wollen, ist nicht wirklich ernst zu nehmen, sondern eben vor allem ein Mittel von Polemik und Propaganda.
Aber zu deiner Frage - Wie stelle ich mir eine gerechte Verteilung vor:
Gnaz platt: Einkommen verpflichtet zur Staatsfinanzierung. Momentan sind die Lasten vor allem auf schmale und mittlere Schultern verteilt, es sollte bedeutend mehr Gewicht auf breite Schultern (Reiche, Großunternehmen) gelegt werden. Es ist also keine absolute Frage (Sozialismus oder Neolibneralismus) sondern eine relative: Wie sozial und gerecht ist unsere Marktwirtschaft. Dass ich auch andere System als den "sozialmarktwirtschaftlichen Kapitalismus" für möglich halte, ist sicher richtig, tut jedoch hier nicht unbedingt zur Sache.
Habt ihr denn ein Gegenmodell, welches NICHT sozialistische Ansätze besitzt ?
Wie wärs zb. mit einer „Sozialen Maktwirtschaft“ ?
Oder einem demokratisch-liberalistischen System, das vor allem die Freiheit des einzelnen betont, und nicht die der Unternehmen?
Deine pauschale Frage kann ich nur mit „Ja, sicher“ beantworten, auch wenn ich persönlich mich noch nicht auf ein Gegenmodell festgelegt habe -was auch nicht mein Ziel ist, da es mir auch und vor allem um die Realpolitik geht.
Welches gerecht, aber NICHT gleichmacherisch ist ?
Welches Reichtum erlaubt, was aber IMMER voraussetzt, daß eben nich alle Menschen reich sind ?
Noch einmal: Es gibt eindeutig Vorschläge, die keinen Systemwandel zum Sozialismus implizieren...
Was haben die von mir bisher genannten Vorschläge (Steuerveränderungen, Aktiengewinne etc.) zb. damit zu tun?
Zu deinen Ausführungem zu der ersten "Vision" muss ich vor allem mal anmerken, dass du das ganze vornehmlich auf Aktien beschränkt hast, die meiner Meinung nach lediglich eine Beteiligung von Arbeitern an den Gewinnen ihres Unternehmen vorgaukeln. Mit gerechter Verteilung hat das Ganze nichts zu tun.
Wußt ichs doch !! Du kannst mir sicherlich auch genau begründen, warum die Beteiligung von Arbeitern an den Gewinnen ihres Unternhemen nicht gerecht ist.
So pauschal habe ich das nicht behauptet, sondern lediglich von der konkreten Möglichkeit „Beteiligung durch Aktien“ geschrieben. An sich wäre eine Beteiligung von Arbeitern an Gewinnen sicher wünschenswert.
Und warum derartiges mit Aktien nur vorgegaukelt wird.
Naja, mein Opa hatte auch ein paar BASF-Aktein, die ganz gut liefen, was keine schlechte Sache war.
In einer neoliberalen Welt, in der Investmentbanker mit über die Zukunft von Unternehmen und AGs entscheiden, und Flexibilität die Hauptpriorität von Arbeitern und Unternehmen ist, müssten Arbeiter, die mit Aktien an den Gewinnen ihrer (wechselnden) Unternehmen beteiligt werden, sich wirklich mit der Börse beschäftigen, um nicht andauernd ihr Kapital zu verlieren.
Stichpunkte, die zu diesem Thema gehören, sind zb. Verteilung der Staatsfinanzierung auf die verschiedenen Einkommensklassen,
Subvention oder wie darf ich das verstehen ?
Bei der Staatsfinanzierung geht es vor allem um Steuersätze etc.
die Versteuerung von Börsengewinnen
Glaubst du, daß du damit den - zweifellos negativen - Einfluß der Börse auf die Wirtschaft eindämmen kannst ?
Einschränken zumindest auf jeden Fall.
die Organisation von Versicherungssystemen, das Gesundheitssystem, auch die Rahmenbedingungen für Wirtschaft und Ausbildung und vieles mehr.
Hat alles IMHO nichts, aber auch gar nichts mit Gerechtigkeit zu tun, sondern mit Absicherung.
Aha, und die Verteilung der Finanzierung und die Gewährleistung von Absicherungen haben nichts mit Gerechtigkeit zu tun?
Hier kann man an unendlich vielen Punkten konstruktiv ansetzen, nur würde es eineigen Besitzstandswahrern gegen den Strich gehen, die einen ziemlichen Einfluss auf Politik und Medien haben - das ist pauschal, könntest du sagen, und hättest damit recht - dennoch ist es die einzig rationale Erklärung für die aktuellen Zustände und Entwicklungen.
Im Prinzip hast du Recht.
Aber hast du schon mal daran gedacht, daß DU auch ein Besitzstandwahrer bist bzw. sein könntest ?
Von welchen Vorstellungen bist DU bereit, dich zu trennen, damit es vorwärtsgeht ??
Welche meiner Vorstellungen behindern denn deiner Ansicht nach ein Vorwärtskommen?
Sicher haben "die Unternehmer" nichts dagegen, wenn du sagst "hey lass uns mal allgemein ein paar Diskrepanzen beseitigen", das ändert nichts daran, dass diesselben Unternehmer immer mehr Gewinne machen, während es immer mehr Menschen immer schlechter geht. Sie sind oft nicht einzeln verantwortlich, es erwächst ganz automatisch aus ihren Wachstumsanalysen und Marktstrategien. Das ist sicher nicht böse gemeint, sondern lediglich wirtschaftliches Kalkül - das ändert nichts an der Verschärfung der Zustände.
Ich benutze da jetzt mal die "Pauschalisierungskeule" !!!
- du meinst also, Unternehmen MÜSSEN selbst dann Gewinne machen, wenn sie Diskrepanzen beseitigen ?
- du hälst Gewinne machen also für ungerecht ?
- Was ist mit den Firmen, die keine Gewinne machen, Leute entlassen, und immer noch Verluste machen ? Sind die gerechter ?
-Geht es uns wirklich immer schlechter ?? Weniger Autos als vor 30 Jahren ? Teuerer Internetzugang als vor 10 Jahren ?
Reg dich mal wieder ab. Ich habe lediglich ausgedrückt, dass es verständlich ist, wenn Unternehmen Gewinne machen wollen, und das sich das eben meist nicht mit der Beseitigung von Diskrepanzen verträgt.
- welches Konzept hast DU gegen die Arbeitslosigkeit ??
Langfristig kann es kein anderes Konzept geben. als die Arbeit anders zu verteilen: Weniger Arbeit für mehr Menschen – alle anderen Konzepte (auf Wirtschaftswachstum warten, den Unternehmen entgegenkommen, auf die totale Dienstleistungsgesellschaft hoffen) bringen keine wirkliche Verbesserungen.
Natürlich muss sich eine intelligente Zivilisation ein "Null-Wachstum", also platt gesagt einen Stillstand was den Handel und Verbrauch von Gütern, Rohstoffen und Naturalien angeht, leisten können - die technische, kulturelle oder wissenschaftliche Entwicklung verhindert das sicher nicht.
Es ist eine Frage von Verteilung und Organisation.
Da bin ich mit Dir mal einer Meinung.
Schön, wenn du hier zustimmst, müsstest du eigentlich auch einsehen, dass ein Null-Wachstum nur in einem veränderten Rahmen akzeptiert werden kann. Die neoliberalen Wachstumsprioritäten widersprechen dieser Ansicht.