Glaubens-Frage

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Ellinaelea

Geheimer Meister
7. März 2005
494
Wie manche hier vielleicht schon bemerkt haben, liebe ich es, mich mit den nicht-physischen Aspekten unseres Daseins auseinanderzusetzen. Ein wichtiger Punkt, wenn nicht DER wichtigste, in diesem nicht-physischen Kontext ist Glaube.

Gerade versuche ich herauszufinden, WIE Glaube überhaupt ENTSTEHT.

Und um OT-Ausuferungen zu vermeiden, will ich eine Begriffsdefinition für diesen Thread geben, an den sich bitte die Diskussionsteilnehmer zwecks besserer Verständigung halten mögen :-)

Für diesen Thread definiere ich "Glaube" so:
Etwas, was subjektiv als Wahrheit angenommen und gelebt wird, obwohl objektive Beweise fehlen.
Ob es dabei nun um Wissenschaft, Religion oder sonstwas geht, ist unwichtig.

Für mich persönlich habe ich folgenden Grundsatz entdeckt: In nicht-physischer Hinsicht glaube ich nur, was ich verstehen kann. In physischer Hinsicht kann das Verstehen durch objektive Beweise ersetzt werden. So glaube ich zB, dass ein gesundes Auto fahren kann, auch wenn ich null Plan von dessen Mechanik habe, seine Wirkungsart also in keinster Weise verstehe.

Ich möchte hier aber nicht über Autos diskutieren, sondern über die Entstehung eines Glaubens in subjektiver Form, der eben objektiv oder physisch nicht bewiesen werden kann. Das bekannteste Beispiel hierfür sind die diversen Religionen.

Wie entsteht ein solcher Glaube? Übernimmt man einfach, was Eltern oder kultureller Kontext einem von Kindesbeinen an beibringen?

Ist das, was ich an mir beobachtet habe, das Normale? Dass ich in nicht-physischer Hinsicht nur das glaube, was ich auch verstehen und durch subjektive Wahrnehmung streckenweise nachvollziehen kann?

Oder rekrutiert sich die Masse der Gläubigen (egal welcher Sorte) eher aus einem pawlowschen Reflex oder einer ähnlich unbewussten Prägung heraus?

Ich habe diesen Thread in "Philosophie und Grundsatzfragen" gesetzt und nicht in "Glauben und Religion", weil es hier weniger um eine einzelne Religion und deren Aspekte geht, sondern vielmehr um etwas viel Grundsätzlicheres des Glaubens allgemein, nämlich seine Entstehung als solches an sich und dies betrifft nicht nur Religion, sondern ebenso Wissenschaft und Alltag.
Um noch ein wissenschaftliches Beispiel ohne Beispiel (*g*) zu nennen: Wenn mehrere unbewiesene wissenschaftliche Theorien, die sich teilweise einander widersprechen nebeneinander - also gleichzeitig - existieren, ist es dann nicht auch eine Sache des persönliche Glaubens, welche davon man favorisiert?

Also nochmal zusammengefasst: Wie oder durch was entsteht Glaube? Die Frage ist FUNKTIONELL gemeint. Das Bedürfnis nach Glaube und die Entstehung des Bedürfnisses möchte ich ein anderes mal gesondert betrachten.

Für ein paar Anregungen, die mir da verständnissmässig weiterhelfen, wäre ich sehr dankbar :-)
Elli
 

the_midget

Meister vom Königlichen Gewölbe
28. Juni 2004
1.437
Hmm ich versuch mal einen Anfang.

Eine wesentliche Eigenschaft von Religion und Glauben ist ja das er eine Antwort auf gewisse Fragen gibt. Oder zumindest eine Gewissheit bezüglich dieser Fragen. Deswegen denke ich, wäre es ein guter Anfang sich damit auseinanderzusetzen, was für Fragen das denn sind. Denn ich glaube hier liegt erstmal die Wurzel für die Brauchbarkeit/Notwendigkeit von Glauben.

Ich kann gleich vorwegnehmen, daß ich denke, daß das Stellen dieser Fragen in der Natur des menschlichen Bewusstseins liegt. Die Antworten darauf... also der individuelle Glaube oder das eigene Weltbild kann kulturell, sozial, und erfahrungsbedingt unterschiedlich aussehen. Die Fragen um die es geht, sind aber universell möchte ich mal behaupten.

Die Antwort auf die Frage nach den Fragen ist einfach. Spontan fällt mir dazu ein: Die Frage nach dem Sinn des Lebens, Woher komme ich? Woher kommt alles? Wohin gehe ich? Was passiert mit mir und anderen nach dem Tod?

Genau das sind die Fragen auf die Religionen abzielen. Interessanterweise kann man sie auch als den Ursprung der Philosophie betrachten.

Vorrausetzung diese Fragen stellen zu können sind folgende: Man muss sich als Individuum (oder als kollektiv) seiner selbst bewusst sein. Dazu gehört auch, daß man eine Grenze zwischen sich und der Welt zieht. Sie ermöglicht erst den entsprechenden Hintergrund vor dem diese Fragen Sinn machen. Man muss sich außerdem darüber bewusst sein, daß man sterblich ist. Erst im Angesicht des Todes entfaltet der Glauben seine eigentliche Wirkung.

Allgemein gesprochen scheint es ein Bedürfnis nach Transzendenz zu geben, daß dem Menschen eigen ist. Ich denke, daß dieses Bedürfnis nicht aus dem Nichts (oder aus dem Alles) kommt, sondern daher, daß der Mensch sich seiner Sterblichkeit bewusst ist und gleichzeitig einen angeborenen Selbsterhaltungstrieb hat. Um diesen Widerspruch aufzulösen bedarf es der Transzendenz.

Diese Transzendenz findet man im Glauben, im Gebet, in der Meditation, in der Liebe zu Gott oder sonst einem höheren Wesen, auch in der Liebe zur Welt oder allem seienden.

Wie dieser Glaube nun gestaltet ist, mit welchen Umgangsformen und Ritualen ist wesentlich ein Kulturations und Sozialisationsprodukt. Aber auch da gibt es offensichtlich individuelle Ausdifferenzierungen. Jedenfalls gibt es ja genug Menschen die sich da was zusammenbasteln.

Wichtig ist nochmal zu betonen, daß Glauben eine Form der Erkenntnis ist, die nicht nur auf Rationalität gründet, sondern es muss immer ein bestimmtes Gefühl dabei sein. Ich weiss nicht wie ich das jetzt beschreiben soll, so eine Art Erleuchtung im kleinen, ein Vertrauen. Ich denke, so etwas kommt tief aus einem selbst. Möglicherweise ist auch dieses Gefühl angeboren - es mag auch psychoanalytisch erklärbar sein.

Was mir zudem noch auffällt: Es gibt mindestens zwei Richtungen in die einen der Glauben und das Bedürfnis nach Transzendenz führen kann. Eine ist auf eine ultimative Einswerdung mit allen ausgerichtet, die andere zielt eher auf eine Individualisierung, ein sich abheben, ein sich selbst zum Gott erheben wollen.

Na ja, ich denke das reicht erstmal fürn Anfang. Mal sehen was der Rest dazu sagt.


gruß

the midget
 

Malakim

Insubordinate
31. August 2004
13.982
Ellinaelea schrieb:
Für diesen Thread definiere ich "Glaube" so:
Etwas, was subjektiv als Wahrheit angenommen und gelebt wird, obwohl objektive Beweise fehlen.
Ob es dabei nun um Wissenschaft, Religion oder sonstwas geht, ist unwichtig.

Ich denke, daß wir "Glaube" nach dieser Definition lernen und auch lernen müssen. Denn unser "Wissen" baut nur und ausschließlich auf Annahmen auf, die wir nicht (oder nur selten) in Frage stellen. Wir nehmen etwas als Wahr an, wenn genügend stützende "Annahmen" bzw. genügend stützendes "Wissen" vorhanden sind. Die initial Annahme zum Beispiel, welche besagt das es Materie überhaupt gibt stellen wir nicht in Frage. Wenn dieser Gedanke zuende gedacht wird stellt man fest das man diese Tatsache sehr wohl in Frage stellen kann, denn es gibt keinerlei Beweise dafür, die nicht auch auf Annahmen fundiert sind.

Daraus folger ich das "Glaube" nach obiger Definition die Grundlage dessen ist was Wir "Wissen" getauft haben und daher für Menschen natürlich und sogar zwingend ist.

Zu diesem Thema lohnt sich ein Blick in den Wittgenstein Reader von Reclam :)
 

the_midget

Meister vom Königlichen Gewölbe
28. Juni 2004
1.437
Malakim schrieb:
Die initial Annahme zum Beispiel, welche besagt das es Materie überhaupt gibt stellen wir nicht in Frage.

Ist es denn überhaupt für uns möglich diese Annahme in Frage zu stellen? Fehlt uns da nicht irgendwie... ich nenns mal ein "metaphysischer" Erkenntnishorizont um diese Frage überhaupt stellen bzw. beantworten zu können?

Schließlich besteht kein Zweifel daran, daß wir Materie fühlen können, oder?


gruß

midget
 

Malakim

Insubordinate
31. August 2004
13.982
the_midget schrieb:
Ist es denn überhaupt für uns möglich diese Annahme in Frage zu stellen? Fehlt uns da nicht irgendwie... ich nenns mal ein "metaphysischer" Erkenntnishorizont um diese Frage überhaupt stellen bzw. beantworten zu können?

Ganz genau wir müssen es glauben.

the_midget schrieb:
Schließlich besteht kein Zweifel daran, daß wir Materie fühlen können, oder?

Nein, kein Zweifel. Nur was genau ist eigentlich Fühlen...
 

the_midget

Meister vom Königlichen Gewölbe
28. Juni 2004
1.437
Malakim schrieb:
the_midget schrieb:
Ist es denn überhaupt für uns möglich diese Annahme in Frage zu stellen? Fehlt uns da nicht irgendwie... ich nenns mal ein "metaphysischer" Erkenntnishorizont um diese Frage überhaupt stellen bzw. beantworten zu können?

Ganz genau wir müssen es glauben.

Na ja ich denke wir glauben es, weil wir es seit unserer Geburt bzw. schon vor der geburt jeden Tag unseres Lebens fühlen und gefühlt haben.
malakim schrieb:
the_midget schrieb:
Schließlich besteht kein Zweifel daran, daß wir Materie fühlen können, oder?

Nein, kein Zweifel. Nur was genau ist eigentlich Fühlen...

Naja, biologisch, bzw. neurophysiologisch müssen wir das jetzt nicht erörtern, oder?

Ich find das ist ne Fangfrage ;-)

gruß

midget
 

Malakim

Insubordinate
31. August 2004
13.982
the_midget schrieb:
Na ja ich denke wir glauben es, weil wir es seit unserer Geburt bzw. schon vor der geburt jeden Tag unseres Lebens fühlen und gefühlt haben.

Ja, weil wir es als "richtig" akzeptiert haben, ohne Beweise. Wir "Glauben" es.


malakim schrieb:
Naja, biologisch, bzw. neurophysiologisch müssen wir das jetzt nicht erörtern, oder?

Nein, das reicht dann zu weit ins OT denke ich. Denkt man dies jedoch zuende, landet man auch irgendwann bei einer unbeweisbaren Annahme die dem ganzen Strang bis zum "Fühlen" zugrunde liegt.
 

agentP

Ritter Kadosch
10. April 2002
5.361
Schließlich besteht kein Zweifel daran, daß wir Materie fühlen können, oder?
Daran bestehen durchaus Zweifel. Nur mal so als Beispiel: Wenn ich einen feuchten Traum habe, dann gaukelt mir mein (Unter-)Bewusstsein auch schon mal vor, daß ich Materie in Form einer attraktiven Frau fühle ohne daß sie da ist. Das Gehirn scheint also durchaus in der Lage zu sein uns Sinneseindrücke vorzutäuschen. So gesehen können wir nie wirklich sicher sein, daß die Materie, die wir subjektiv fühlen objektiv auch existiert. Unsere eigene Existenz ist etwas das wir glauben, nicht etwas das wir wissen.
 

the_midget

Meister vom Königlichen Gewölbe
28. Juni 2004
1.437
Malakim schrieb:
the_midget schrieb:
Na ja ich denke wir glauben es, weil wir es seit unserer Geburt bzw. schon vor der geburt jeden Tag unseres Lebens fühlen und gefühlt haben.

Ja, weil wir es als "richtig" akzeptiert haben, ohne Beweise. Wir "Glauben" es.

hmm soll jetzt keine Erbsenzählerei sein, daber ich denke wesentlich dabei ist, daß wir es erfahren. Deshalb glauben wir es.


gruß

midget
 

Malakim

Insubordinate
31. August 2004
13.982
the_midget schrieb:
hmm soll jetzt keine Erbsenzählerei sein, daber ich denke wesentlich dabei ist, daß wir es erfahren. Deshalb glauben wir es.

Bei diesem Beispiel mag das ja auch stimmen, es gibt aber jede Menge Annahmen die unser eigenes Weltbild stützen die weder erfahrbar noch beweisbar sind. :O_O:
 

the_midget

Meister vom Königlichen Gewölbe
28. Juni 2004
1.437
Malakim schrieb:
the_midget schrieb:
hmm soll jetzt keine Erbsenzählerei sein, daber ich denke wesentlich dabei ist, daß wir es erfahren. Deshalb glauben wir es.

Bei diesem Beispiel mag das ja auch stimmen, es gibt aber jede Menge Annahmen die unser eigenes Weltbild stützen die weder erfahrbar noch beweisbar sind. :O_O:

Beispiele wären nett...


gruss

m.
 

Malakim

Insubordinate
31. August 2004
13.982
*lol*

Da habe ich mich in eine Falle gelockt da ich kein gutes Beispiel parat habe. Ich denk drüber nach und widerrufe dann entweder meine (schnellschuß) Aussage von oben oder bringe ein Beispiel an ;)

An dieser Stelle müsste man eben auch noch darüber nachdenken was eigentlich Erfahrbar wirklich bedeutet und ob das zulässig ist wenn man schon am zweifeln ist ...

Jedoch nehmen wir mal etwas weniger tief an der Basis liegendes.
Die Erde ist eine Kugel lernen wir früh in der Schule. Jedoch ist diese Aussage nicht wirklich gut direkt erfahrbar, aber (stützend auf der Annahme das unsere Sinne uns nicht täuschen) ist dies beweisbar ... nur glauben tun wir es i.a. ohne den Beweis zu erbringen.

Unser Weltbild ist auf sich gegenseitig stützende "Behauptungen" aufgebaut. Wird eine Behauptung nicht durch die restlichen gestützt "glauben" wir sie nicht.

Ich wollte nur darauf hinaus das es keinesfalls ungewöhnlich ist etwas zu glauben ohne einen Beweis zu haben


:O_O:
 

Leontral

Geheimer Meister
13. Februar 2004
250
Hi,

ich nicht der Meinung das Materie wirklich existiert. Ich versuche mal zu erklären, warum ich dieser Ansicht bin. Ich bestehe aus der obigen Annahme. Zur Wahrnehmung oder zur verarbeitung brauche ich jedoch Energie...Materie interagiert mit Materie. Zur Verarbeitung in einem komplexen System brauche ich jedoch elektrische Energie. Elektrische Energie beeinlusst jedoch Materie...ergo nehme ich nicht wirklich war was da ist sondern durch gegenseitige beeinflussung entstandene Trugbilder. Nur weil alle Menschen in etwa das selbe wahrnehmen heisst das nicht das es auch so ist......das gilt für alle unsere Sinne....

Bauen wir nun Maschinen die uns helfen zu erkennen bauen wir diese mit der Kenntnis der welt die wir wahrnehmen....somit stimmen diese Ergebnisse zwar mit unserem Weltbild überein, müssen jedoch nicht tatsächlich der universellen Wirklichkeit ensprechen.....

Im Grunde können wir nie sagen wir wissen...nein wir müssen immer sagen...aufgrund der uns vorliegenden Möglichkeiten der Wahrnehmung gehen wir davon aus, dass es so ist.

Zum Glauben:
Glaube ist ein Gefühl der Geborgenheit, so als ob man im Arm des menschen liegt den man liebt. Der Glaube ist die Voraussicht, dass wir in der Lage sind uns selbst zu bestimmen.
Glaube ist die menschliche Fähigkeit sich bewusst zu werden und nach dem Sinn des eigenen Bewusstseins zu fragen.
Spätestens mit der intaraktion mit einem anderen menschen entsehen Fragen, die man sich nicht beantworten kann, das Gehirn sucht aber ständig nach Lösungen....insofern lässt es eine eigene Interpretation der Realität entstehen, die es ihm ermöglicht Dinge zu erdenken die noch nicht existent sind. Diese Fähigkeit sich "Dinge" auszumalen und an deren Umsetzung geplant zu arbeiten...ist der Glaube an eine höhere Existens die über den Tot hinausreicht....diese Fähigkeit ist meines Wissens einzigartig auf diesem Planeten.

Gruss
Leo
 

the_midget

Meister vom Königlichen Gewölbe
28. Juni 2004
1.437
Malakim schrieb:
*lol*

Da habe ich mich in eine Falle gelockt da ich kein gutes Beispiel parat habe. Ich denk drüber nach und widerrufe dann entweder meine (schnellschuß) Aussage von oben oder bringe ein Beispiel an ;)

Ja ich weiss, sowas ist fies ,-)

An dieser Stelle müsste man eben auch noch darüber nachdenken was eigentlich Erfahrbar wirklich bedeutet und ob das zulässig ist wenn man schon am zweifeln ist ...

Nur zu! Dürfte allerdings schwierig zu formulieren sein.

Jedoch nehmen wir mal etwas weniger tief an der Basis liegendes.
Die Erde ist eine Kugel lernen wir früh in der Schule. Jedoch ist diese Aussage nicht wirklich gut direkt erfahrbar, aber (stützend auf der Annahme das unsere Sinne uns nicht täuschen) ist dies beweisbar ... nur glauben tun wir es i.a. ohne den Beweis zu erbringen.

Schönes Beispiel. In diesem Fall ist es ja sogar so, daß unser Wissen unserer Erfahrung widerspricht (es sei denn man ist astronaut).
Vielleicht kann man ja auch erstmal mit der Ersatzthese arbeiten, daß die ganzen technischen Dinge sowas wie Erweiterungen unserer Sinne sind und somit das Ganze indirekt erfahrbar ist. Das erklärt auch warum Fotos und Videos so überzeugend auf uns wirken, obwohl sie ja nicht gerade Fälschungssicher, geschweige denn objektiv, sind.

Unser Weltbild ist auf sich gegenseitig stützende "Behauptungen" aufgebaut. Wird eine Behauptung nicht durch die restlichen gestützt "glauben" wir sie nicht.

Ich schätze da kann ich nur zustimmen.

Ich wollte nur darauf hinaus das es keinesfalls ungewöhnlich ist etwas zu glauben ohne einen Beweis zu haben

Ich will darauf hinaus, daß wir keine Beweise zum Glauben brauchen aber eine Erfahrung. Ich bin ja ein agnostiker und ich will eigentlich darauf hinaus, daß Glauben erst durch Gnosis möglich wird. Müsste dir als FM doch eigentlich entgegenkommen?


gruß

midget
 

Aphorismus

Ritter vom Osten und Westen
22. Dezember 2004
2.466
Malakim schrieb:
Denn unser "Wissen" baut nur und ausschließlich auf Annahmen auf, die wir nicht (oder nur selten) in Frage stellen. Die initial Annahme zum Beispiel, welche besagt das es Materie überhaupt gibt stellen wir nicht in Frage.

Ich fürchte, dass du dadurch in Schwierigkeiten kommst, weil du nicht präzise genug formulierst.

Dass man "Materie" selbst nicht anzweifelt, liegt daran, dass es sich hierbei um ein physikalisches Modell handelt!

Dass es etwas - dich, mich, eine Welt, oder zumindest Sinneseindrücke, die einem so etwas vorspielen - gibt, steht ausser Frage, ist notwendige Bedingung für alles.

Die Frage kann also nur sein: Ist Materie die richtige Art das Seiende zu beschreiben? Und in der Physik wird ja dann auch wie wild darum gestritten, welches Modell der Materie das beste sei. Ein klassisches Beispiel eines solchen Diskurses nicht-klassischer Physik ist der Teilchen-Welle-Dualismus des Lichts.

Wir wissen, dass sich Licht mal wie eine Welle und mal wie ein Teilchen verhält. Was Licht aber "wirklich" ist, wissen wir nicht. Wir können nur beschreiben - über unsere Beschreibungen wissen wir aber im wahrsten Sinne des Wortes bescheid.

Malakim schrieb:
Wenn dieser Gedanke zuende gedacht wird stellt man fest das man diese Tatsache sehr wohl in Frage stellen kann, denn es gibt keinerlei Beweise dafür, die nicht auch auf Annahmen fundiert sind. Daraus folger ich das "Glaube" nach obiger Definition die Grundlage dessen ist was Wir "Wissen" getauft haben und daher für Menschen natürlich und sogar zwingend ist.

Das verstehe ich nicht so ganz. Muss ich auch "glauben", dass ich existiere? Ich für meinen Teil glaube nicht daran, ich weiß es, weil ich gerade etwas tue, nämlich tippen, nachdenken, rumsitzen, existieren etc.

Sogar - um das berühmte Gedankenexperiment zu zitieren - wenn ich nur ein Gehirn in Nährlösung wäre, dem ein Computer die Welt "vorspielt", so würde ich trotzdem wissen, dass ich ich bin und somit existiere.

Glaube ist nicht Grundlage des Wissens. Andersherum wird ein Schuh draus - wenn ich nichts wüßte - nicht einmal, dass ich existiere - dann könnte ich erst recht nichts glauben.

Weder, dass die Polarkappen schmelzen (was ich nicht weiß, aber glaube), noch sonst irgendwas.

Man sollte trotz allem Relativismus das Wissen nicht wegdiskutieren, wo es Sinn macht. Zum Beispiel wissen wir beide (es sei denn du bist farbenblind), wie die Farbe rot aussieht. Dafür ist es ganz egal, was wir glauben. Es ist sogar egal, wie die Farbe in deinem Kopf aussieht - so lange du und ich uns darüber verständigen können, dass wir eine bestimmte Art Rosen "rot" nennen, wissen wir, wenn wir eine rote Rose sehen, dass wir eine rote Rose sehen.

Du hast ja Wittgenstein ins Feld geführt - schonmal die Philosophischen Untersuchungen gelesen? Da wird der Unterschied so deutlich herausgearbeitet, das einem Angst und Bange wird.
 

the_midget

Meister vom Königlichen Gewölbe
28. Juni 2004
1.437
Leontral schrieb:
Hi,

...ergo nehme ich nicht wirklich war was da ist sondern durch gegenseitige beeinflussung entstandene Trugbilder. Nur weil alle Menschen in etwa das selbe wahrnehmen heisst das nicht das es auch so ist......das gilt für alle unsere Sinne....

Da stimme ich Dir voll und ganz zu! Allerdings scheint es dann ja zumindest eine Quelle dieser Wahrnehmungen zu geben. Und die müsste dann auch "real" sein. Aber es stimmt unser Bild davon ist nicht akurat, sondern nur ein begrenzter Ausschnitt.

Im Grunde können wir nie sagen wir wissen...nein wir müssen immer sagen...aufgrund der uns vorliegenden Möglichkeiten der Wahrnehmung gehen wir davon aus, dass es so ist.

Und ist es dann nicht auch vernünftig davon auszugehen?

gruß

midge
 

the_midget

Meister vom Königlichen Gewölbe
28. Juni 2004
1.437
Aphorismus schrieb:
Muss ich auch "glauben", dass ich existiere? Ich für meinen Teil glaube nicht daran, ich weiß es, weil ich gerade etwas tue, nämlich tippen, nachdenken, rumsitzen, existieren etc.

Du weisst es nicht. Du erfährst deine Existenz. Ich würde schon zwischen Wahrnehmung - Erfahrung - Gewissheit - Wissen - und Glauben unterscheiden.

Wahrnehmung ist die Vorraussetzung für Wissen und Erfahrung. Aus Wissen und Erfahrung kann sich eine Gewissheit ergeben (obwohl ich mir in Punkto Wissen nicht sicher bin, ob es so ist). Wenn ich Gewissheit habe, glaube ich.

Sogar - um das berühmte Gedankenexperiment zu zitieren - wenn ich nur ein Gehirn in Nährlösung wäre, dem ein Computer die Welt "vorspielt", so würde ich trotzdem wissen, dass ich ich bin und somit existiere.

Du wüsstest aber nicht, daß du nur ein Gehirn in einer Nährlösung bist. Es würde Dir vermutlich auch schwer fallen, daß zu glauben. Man kann es allerdings für möglich halten.

Glaube ist nicht Grundlage des Wissens. Andersherum wird ein Schuh draus - wenn ich nichts wüßte - nicht einmal, dass ich existiere - dann könnte ich erst recht nichts glauben.

Ich denke Glauben und wissen sind zwei unterschiedliche paar Schuhe. Aber beide nähren sich aus Erfahrung, wobei Glauben allerdings sehr viel subjektiver ist.


g.

m.
 

Malakim

Insubordinate
31. August 2004
13.982
Aphorismus schrieb:
Ich fürchte, dass du dadurch in Schwierigkeiten kommst, weil du nicht präzise genug formulierst.

Ich weiß ... mangel an Übung :)

Aphorismus schrieb:
Glaube ist nicht Grundlage des Wissens. Andersherum wird ein Schuh draus - wenn ich nichts wüßte - nicht einmal, dass ich existiere - dann könnte ich erst recht nichts glauben.

Gibts da nicht den schönen Satz "Ich weiß das ich nichts weiß?" ;)

Soweit ich da gedanklich eindringen konnte, bin ich zu dem Schluß gekommen das eine Schwierigkeit in der Erkenntnis darin liegt das,
es möglich ist eigentlich alles "Wissen" anzuzweifeln. Unserem Wissen liegen also nicht beweisbare Annahmen zugrunde, oder täusche ich mich da?


Aphorismus schrieb:
Du hast ja Wittgenstein ins Feld geführt - schonmal die Philosophischen Untersuchungen gelesen? Da wird der Unterschied so deutlich herausgearbeitet, das einem Angst und Bange wird.

Ja ich lese es gerade ... sehe mich aber leider ob meiner eingeschränkten persönlichen Fähigkeiten ausser stande meine eigenen Gedanken dazu zielführend zu formulieren vermutlich auch deswegen, weil sie noch sehr frisch sind :)
 

Aphorismus

Ritter vom Osten und Westen
22. Dezember 2004
2.466
the_midget schrieb:
Du weisst es nicht. Du erfährst deine Existenz. Ich würde schon zwischen Wahrnehmung - Erfahrung - Gewissheit - Wissen - und Glauben unterscheiden.

Natürlich weiß ich, dass es mich, mein Bewusstsein, das Phänomen "Ich" gibt. Sonst könnten wir darüber gar nicht sprechen.

Ich könnte, wenn ich wollte, sogar nicht daran glauben, dass es mich gibt. Aber ich würde dadurch, dass ich glaube, nicht zu existieren, eine aktive Handlung durchführen und somit wissen, dass das Gegenteil der Fall ist.
 

Leontral

Geheimer Meister
13. Februar 2004
250
Hi,

die Frage nach der Materie impliziert ja:
1. was genau ist denn das eigentlich, Materie?
2. Woher kommt Sie?
3. Warum gibt es Sie?

1. wissen wir nicht.....Gott hat sie erschaffen
2. wissen wir nicht....Gott hat sie erschaffen
3. wissen wir nicht Gott weiss schon was er tut....

Klar warum es glauben gibt? Er hält die Menschen davon ab nach Dingen zu forschen die er mit den momentanen mitteln einfach nicht erdenken kann. Glaube ist ähnlich wie...."Wenn ich sage der Schnee ist schwarz dann ist er schwarz" Ein Dogma, sozusagen der Weisheit letzter Schluss...

Materie und die Fähigkeit Sie zu erfassen implizieren meineserachtens automatisch die Entwicklung des Glaubens an ein höheres Wesen....

Die Existens des Menschen an sich erschafft Gott, weil der Mensch sich einen ausdenkt, weil er noch nicht alles weiss.....er erschafft ihn...nicht Gott den Menschen.....das psychologische Modell des Zweckpessimisten.....Gott hat mich erschaffen und damit ist alles was ich bin i.O....wenn mal was schiefgeht ist es Gottes wille nicht meiner.....schön kann man sich da rausreden und muss nichtmal angst vor Gewissensbissen haben....

Der Glaube, dass es etwas da draussen gibt ist allerdings berechtigt, wenn man sich die Welt mal genauer ansieht...Man kann nicht umhin sich einzugestehen, dass das alles schon ziemlich cool gemacht ist...und man selber wohl schon am ersten tag der Schöpfungsgeschichte die Übersicht verloren hätte, hääte man es selber machen müssen.....das das kein Beweis für einen Gott oder was auch immer intellegentes ist....tia....klar...dennoch kann man es nicht ausschliessen....und ich für meinen teil glaube an Gott......weil mir aufgrund mangelnden wissens auch nichts anderes übrig bleibt :-D

Gruss
Leo
 

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