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Alles rund um die Fotografie

Vercingetorix

Ritter vom Schwert
22. Juli 2018
2.139
Dann machen wir hier mal einen Faden zum Thema Fotografie auf.

Ich denke mit diesem Beitrag von @Malakim lässt sich gut starten.
Interessanter Gedanke bei Spiegelreflexkameras:
Es wird ein Moment festgehalten den der Photograph nie erlebt hat.

Meinst Du weil der im Sucher zu sehende Ausschnitt auf dem Kopf stehen würde ohne den Spiegel?
 

Malakim

Insubordinate
31. August 2004
13.586
Dann machen wir hier mal einen Faden zum Thema Fotografie auf.

Ich denke mit diesem Beitrag von @Malakim lässt sich gut starten.


Meinst Du weil der im Sucher zu sehende Ausschnitt auf dem Kopf stehen würde ohne den Spiegel?

Nein weil der Spiegel im Moment des Photos hochklappt und das Bild zu macht.
Es ist exakt der Moment den der Photograph selber nicht erlebt hat.

Mir ist aber generell aufgefallen das man ja mit dem machen eines Photos (oder schlimmer noch Films) befasst ist und daher den Moment auch nur eingeschränkt erlebt.
 

Vercingetorix

Ritter vom Schwert
22. Juli 2018
2.139
Es ist exakt der Moment den der Photograph selber nicht erlebt hat.
Das ist so bei allen Bildern die aus dem "Geschehen" heraus entstehen.
Bei Motiven welche konkret in Szene gesetzt werden wie Landschaftsaufnahmen, Architektur, Makrofotografie generell und vielen mehr. Wird oft mit Fernauslöser oder Zeitauslösung gearbeitet. Da bekommt der Fotograf schon mit was passiert. Nur passiert da halt im besten Fall nichts, da das Motiv sich nicht bewegen sollte :)

Aber ja über das "festhalten" eines Augenblicks lässt sich abendfüllend philosophieren.

Was mir an der Fotografie so gut gefällt sind 2 Dinge:
1. Es ist eine kreative Tätigkeit die eine sehr starke "technische" Komponente hat und 2. Die unglaubliche Vielfalt an möglichen Motiven.
 

Ehemaliger_User

Beatus ille, qui procul negotiis.
10. April 2002
29.057
Mir ist aber generell aufgefallen das man ja mit dem machen eines Photos (oder schlimmer noch Films) befasst ist und daher den Moment auch nur eingeschränkt erlebt.

Man erlebt aber den Moment, in dem man sich auf den Inhalt des Bildes und der Situation konzentrieren muss. Der Moment geht ja nicht vorbei, man blendet lediglich viele störende Einflüsse aus.


Was mir an der Fotografie so gut gefällt sind 2 Dinge:
Da möchte um einen dritten Aspekt ergänzen:
3. Eine gehörige Portion Unterscheidungsvermögen zwischen dem Bild und dem eigenen Sehprozess.

Da aus meiner technischen Sicht eine Kamera eine Art von Messgerät ist, sich aber die menschlichen Sehgewohnheiten davon an vielen Stellen massiv unterscheiden, muss man sich mit diesen wichtigen Unterschieden befassen, sonst erlebt man herbe Enttäuschungen.
 

Ehemaliger_User

Beatus ille, qui procul negotiis.
10. April 2002
29.057
Worin unterscheiden sich Kameras, gleich welcher Bauart, von unserem Auge? Ein sehr komplexes Thema…


Okay, nähern wir uns anders. Eine moderne digital arbeitende Kamera ist, wie schon erwähnt, zunächst ein viele-Bildpunkte-Messgerät. Denken wir sie uns als schwarze Kiste, vorne kommt das Licht rein und hinten kommen Daten raus. Auf einem Sensor sind als Hausnummer 20 Millionen Pixel angeordnet, die je Grundfarbe einen Wert für die aktuelle Helligkeit ausgeben.
Der Kameracomputer erhält also insgesamt 60 Millionen Messwerte, die er brav in eine Tabelle (als Hausnummer: Zelle Spalte 1/Zeile 1 hat 4711 für rot, 0815 für grün und 9999 für blau) einträgt und dann auf die interne SD-Karte schreibt. Mein Beispiel ist absichtlich extrem vereinfacht, aber letztlich ist ein Bild immer nur eine große Tabelle, in der die Messwerte drinstehen. Werden diese Daten an den PC übertragen, dann schreibt auch dieser zunächst nur die Daten auf seinen Speicher. Möchte der User das Bild sehen, dann übergibt die CPU die Daten der Grafikkarte, die dann dem Monitor nur sagt: Zelle Spalte 1/Zeile 1 hat 4711 für rot, 0815 für grün und 9999 für blau.

Der Hersteller, der nun diese Messwerte auf dem Monitor oder einem Drucker ausgeben möchte, hat in der Kette den schwarzen Peter, denn alle müssen sich einigen, was genau rot denn nun sein soll. Dazu gibt es Farbräume: https://de.wikipedia.org/wiki/Farbraum

Auch die Kamera eines Smartphones funktioniert noch dem obigen Prinzip, lediglich haben es die Hersteller für den Bildschirm einfacher, denn im Gegensatz zum Desktop PC kann der ja nicht verändert werden. Die sorgen also schon dafür, dass rot eben so rot aussieht, wie man es aufgenommen hat. Besser gesagt, die Software des Smartphones rechnet die Bilder hübsch, was jetzt nicht negativ klingen soll.

Beleuchten wir mal die schwarze Kiste "Kamera" ein wenig näher. Wir reden häufig über Kamera und meinen das gesamte Teil, aber es sind in Wahrheit zwei Komponenten beteiligt, der Body (mit Sensor und sonstiger Elektronik) und das Objektiv. (Gilt übrigens auch wieder für die Smartphones. Gerade das Objektiv ist eine sehr wichtige Komponente).

Der Weg des Lichts:
Das Licht fällt durch also das Objektiv (Auge: unsere Linse) durch die Blende (Auge: Pupille) auf den Sensor (Auge: Netzhaut). Soweit grob die Gemeinsamkeiten. Für die Kamera gilt, dass alles Licht, das durchs Objektiv gelangt ist, vollflächig auf den Sensor fällt.
Gilt das auch für unser Auge? Nein, denn die vielen Nerven, die das Licht der einzelnen Sehzellen weiterleiten, liegen auf der Oberseite der Netzhaut, das Licht muss somit durch sie hindurch. Soweit kein größeres Problem, nur die "Datenleitung", unser Sehnerv, wird durch eine Öffnung in Richtung Gehirn geleitet. An dieser Stelle liegen keine Sehzellen, das ist unser blinder Fleck. Dennoch - wir "sehen" den nicht. In einer Kamera würde man dort einen schwarzen Fleck bemerken.
Weiterhin steht das Bild auf der Netzhaut auf dem Kopf, genau so wie bei einem astronomischen Fernrohr. Dennoch - für uns sieht alles richtig aus.

An der Stelle schaltet sich unser Gehirn dazwischen und ergänzt die fehlenden Informationen des blinden Flecks und dreht unser Bild bei der Gelegenheit auch wieder um 180 Grad. Viele glauben nun, dass unser menschliches Sehen dem technischen Sehen und der Aufnahme eines Bildes gleicht.
Das ist der allergrößte Irrtum, denn wir Menschen können einen Moment nicht so einfrieren, wie es die Kamera macht, noch speichern wir Bilder in der technischen Art, wie es heute beim Computer der Fall ist.

Ein Beispiel für bewundernswerte "Rechenleistung" der Zellen zwischen unseren Ohren, mein Beitrag über "Stacking": https://www.weltverschwoerung.de/threads/fotos-einfach-so.28722/page-6#post-760699
Wenn wir ein Objekt betrachten, dann wirkt das für uns insgesamt scharf eingestellt, von Augenkrankheiten oder Veränderungen im Alter mal abgesehen. Wir sehen ein kleines Modell scharf, anders kennen wir das nicht. Dennoch kann es niemals scharf auf der Netzhaut abgebildet werden, denn aus optischen Gründen gibt es immer nur eine einzige Bildebene, die scharf sein kann, besser gesagt, ein mehr oder weniger großer Bereich.
Unsere grauen Zellen sorgen also dafür, dass wir unsere Umwelt immer als scharf eingestellt betrachten, obwohl das so nicht sein kann.
 

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