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Bin ich intolerant? (nazi)

ChuLail

Geselle
22. Januar 2005
41
gerade ist mir zum zweiten mal etwas passiert, was schon mal vor vier jahren geschah. nur dieses mal mit anderen personen. daher hoffe ich hier etwas resonanz zu erhalten.

Eine Bekannte von mir erzählt mir von ihrer neuen Beziehung. Wie toll, wie gut, etc. und schwärm. Und erst nach mehreren Tagen kommt dann noch: "Aber er hat einen Haken"... Er ist ein Nazi.
Ich sage den Frauen, ich verstehe nicht, wie man mit einem Nazi zusammen sein kann. Und hier kommt der Knackpunkt:
Sie sagen, dass sei ja nicht ihre Meinung und würde sie nicht betreffen. Das sei SEIN Gedankengut und nicht IHRES. Sie seien so tolerant, dass sie auch etwas akzeptieren könnten, was nicht mit ihren eigenen Ansichten übereinstimmt.
An dieser Stelle kann ich jeweils nicht mehr folgen. Ich meine, wer Rassenhass in seiner persönlichen Umgebung toleriert, unterstützt diesen damit auch. Toleranz ist doch auch eine Form von Gutheissen, wenn auch auf einer niedrigeren Schwelle.
Dann krieg ich aber nur zu hören, wie intolerant ich sei.

Jedenfalls habe ich die Kontakte abgebrochen. Speziell im ersten Fall, wo die Frau dann damit anfing, mir erzählen zu wollen, es habe keinen Holocaust gegeben. Es gäbe dafür keine Beweise, nur Fälschungen.

Der zweite Fall ist aber noch ganz frisch und aktuell und darum gehts mir nun wieder durch den Kopf.

Spinnen die oder spinne ich? Bin ich wirklich intolerant, wenn ich keine Nazis in meinem persönlichen Umfeld mag?

Erbitte Reaktionen! Danke.

...
 

Rupert

Geheimer Meister
9. September 2004
237
Eine äußerst delikate Angelegenheit.

Es soll bekanntlich Menschen geben, die sich nicht sonderlich für Politik, Geschichte und Zeitgeschehen interessieren; das ist allerdings immer noch keine Rechtfertigung für die Toleranz von Rassismus oder Antisemitismus. Wo fängt aber Toleranz an? Toleranz beginnt da, wo eine Erduldung stattfindet. Sofern deine Freundin ihrem Lebensabschnittsgefährten, und mehr bleibt diese Person hoffentlich nicht, sollte sie ihre Einstellungen nicht ändern, seine Phantasien auszureden versucht, ist sie guten Willens und bei konstanter Fortführung das exakt Richtige ausführend. Läuft es jedoch darauf hinaus, dass sie von den Vorstellungen okkupiert wird, kann man beide vergessen. Leidenschaften, also Liebe oder Hass, gepaart mit einer bestimmten Vorstellung, lassen sich nur durch die konträre Passion wieder austreiben, sprich: Deine Freundin von vor 4 Jahren hat ihre Ideologie nur dann verloren, wenn sie ihren rassistischen Freund verlassen hat. So jedenfalls meine Theorie.

Wenn dich allerdings jemand intolerant nennst, weil du die Toleranz gegenüber Neonazis kritisierst, dann ist es in höchsten Maße deine Pflicht, die betreffenden Personen zu maßregeln, unabhängig davon, in welchem Verhältnis du zu ihnen stehst. Intoleranz ist nicht zu tolerieren. Die Gradwanderung zwischen der Ideologietoleranz eines Neonazis und der einfachen Beziehung ist ebenfalls nicht zu meistern, irgendwo gibt es immer Überschneidungen. Man kann dafür oder dagegen sein - klingt schwarz-weiß, stimmt aber. Deine Freundinnen müssen sich also entscheiden, ob sie ihren Freund bekehren oder sich von ihm bekehren lassen wollen; anders geht es wohl nicht.
 

JimmyBond

Einsamer Schütze
7. Mai 2003
1.593
Jedenfalls habe ich die Kontakte abgebrochen. Speziell im ersten Fall, wo die Frau dann damit anfing, mir erzählen zu wollen, es habe keinen Holocaust gegeben. Es gäbe dafür keine Beweise, nur Fälschungen.

da scheint diese frau selbst ein gewisses gedankengut zu haben, oder grade dabei ist, es zu entwickeln.

ein etwas krasses beispiel: bin ich intolerant, wenn ich abgeneigt bin einen vorbestraften vergewaltiger und moerder in meinem umfeld zu haben? nein!

es gibt grenzen die man sich vorher schon setzen muss. frag dich selber wie weit du gehen moechtest....
 

Tarvoc

Ritter vom Osten und Westen
10. April 2002
2.559
ChuLail schrieb:
Spinnen die oder spinne ich?

Ich kann dich beruhigen: Nicht du spinnst, sondern die.

Was die Bezeichnung des Nationalsozialismus als "Meinung" oder "Weltanschauung" angeht, kann ich nur die Weiße Rose zitieren:

Die Weiße Rose

Die Weiße Rose schrieb:
Man kann sich mit dem Nationalsozialismus geistig nicht auseinandersetzen, weil er ungeistig ist. Es ist falsch, wenn man von einer nationalsozialistischen Weltanschauung spricht, denn wenn es diese gäbe, müßte man versuchen, sie mit geistigen Mitteln zu beweisen oder zu bekämpfen - die Wirklichkeit aber bietet uns ein völlig anderes Bild: schon in ihrem ersten Keim war diese Bewegung auf den Betrug des Mitmenschen angewiesen, schon damals war sie im Innersten verfault und konnte sich nur durch die stete Lüge retten.

"Weltanschauung" bedeutet üblicherweise das Anschauen der Welt, nicht das Konstruieren irgendwelcher Geistgeburten wie Arier oder Herrenrasse...
 

Lunatic

Vollkommener Meister
4. Januar 2004
581
Ich denke das hat nichts mit Intoleranz zu tun. Wenn die Freundin von diesem Nazi meint, er wäre trotzdem ein ganz netter Mensch, hat sie selber schuld. Und wenn ich schön höre, den Holocaust hätte es nicht gegeben, könnte ich schon wieder einen Nervenzusammenbruch bekommen.

Ich bin der Meinung, dass man Nazis nicht akzeptieren sollte, egal wie nett sie doch scheinen. Wie kann man auch? Für mich sind solche Leute einfach nur untereste Schublade...und das sollte man ihnen auch zeigen...
 

DrJones

Erlauchter Auserwählter der Fünfzehn
21. Mai 2002
1.006
Zuerst mal müsste man unterschieden was für ein 'Nazi' der Typ ist.
Hat er diese Ideologie richtig verinnerlicht, oder ist er nur ein
gewaltbereiter Idiot der das 3. Reich als Deckmäntelchen für seine
Gewalt und Pöbeleien benutzt.

Naja wie auch immer. Toleranz bedeutet nicht das man alles
so hinnimmt wie es ist.
 

Plaayer

Geheimer Sekretär
4. März 2003
681
Es hat nichts mit Intololeranz zu tun wenn du solche Menschen nicht akzeptierts. Meiner Meinung nach hast du volkommen richtig gehandelt... Eine Überzeugung die Verbrechen gutheißt kann man nicht tollerrieren...

mfg
Plaayer
 

Simple Man

Kanonenbootdiplomat
Teammitglied
4. November 2004
3.945
Naja ich verweise beim Thema Toleranz immer sehr gerne auf meine Signatur. :wink:

Daraus wird auch ersichtlich, dass es einen Unterschied zwischen "tolerieren" und "akzeptieren" gibt, was einigen hier scheinbar nicht so bewusst ist. (Wobei ich rechtes Gedankengut i.d.R. weder akzeptiere, noch toleriere.)
 

Gaara

Meister vom Königlichen Gewölbe
7. Mai 2002
1.398
Sehr gut ! Das war das einzig Richtige ! Jemand mit rechter Gesinnung kann nicht gleichzeitig ein guter Mensch sein, höchsten Einer werden.
 

Nescius

Geselle
6. Februar 2005
25
Also ich stimme der Meinung von DrJones zu.
Wann ist ein Nazi ein Nazi oder Neonazi?
Ich denke, dass die "richtigen" Nazis, die etwas Allgemeinbildung haben, sich nicht überall schlagen würden und Parolen ausrufenund sonst noch was.
Die Neonazis, von denen man hört und sieht kann man tolerieren muss man aber nicht. Die meisten sind einfach dumm und brauchen eine Gemeinschaft von Gleichen.
Es gab keinen Holocaust?
Nun das ist denk ich mal Ansichtssache.
Du kannst glauben, dass es einen gab, es gibt ja Beweise...
ODER
Du kannst glauben, dass es keinen gab und die Authenzität der Beweise in Frage stellen.

Ich denke, dass da jeder seine eigene Meinung bilden sollte.

In diesem Sinne sage ich mal gute nacht
 

Rupert

Geheimer Meister
9. September 2004
237
Nescius schrieb:
Du kannst glauben, dass es keinen gab und die Authenzität der Beweise in Frage stellen.

Nein, das kann er nicht, denn in Deutschland ist diese Meinung - berechtigterweise - verboten. Wir wollen den Seelenfängern wirklich nicht noch mehr Angriffsfläche bereiten, oder?
 

Simple Man

Kanonenbootdiplomat
Teammitglied
4. November 2004
3.945
@ Nescius

Es gab keinen Holocaust?
Nun das ist denk ich mal Ansichtssache.

:gruebel:
Mhh ... gibt es zum Holocaust nicht Videos, Zeitzeugen usw.?
Ich weiß nicht was daran Ansichtssache sein soll?


Du kannst glauben, dass es einen gab, es gibt ja Beweise...
ODER
Du kannst glauben, dass es keinen gab und die Authenzität der Beweise in Frage stellen.

Die Authenzität in Frage stellen heißt in diesem Fall wohl eher leugnen der Tatsachen bzw. verdrehen der Tatsachen.
 

ChuLail

Geselle
22. Januar 2005
41
Danke

danke euch für die Reaktionen. War ein bisserl verunsichert nun, weil mir das zum zweiten Mal passiert ist.

Hervorheben möchte ich, dass das Bekannte waren und nicht Freundinnen. Meine Freunde suche ich mir schon genauer aus. Der Unterschied zwischen Bekannter und Freund dürfte wohl klar sein.

Was für eine Sorte Nazi?
Nun der vor vier Jahren war ein ziemlich eindeutiger Fall. Meine Bekannte hatte grad kein Foto zurhand und verwies mich daher auf seinen Eintrag im Lexikon Rechtsextremismus http://lexikon.idgr.de/ Ich denke, wenn einer da drin aufgeführt ist, ist der Fall eindeutig. Er ist höchst aktiv und war auch schon im Gefängnis deswegen.
Ich hielt damals den Kontakt zu der Bekannten noch aufrecht, weil ich davon ausging, dass es eine kurzfristige Sache ist. Aber als sie dann eben damit begann, mir den Holocaust als Märchen verkaufen zu wollen, wars vorbei. Die Entscheidung war wohl auch richtig. Denn inzwischen sind die beiden zusammen gezogen.

Beim aktuellen Fall handelt es sich um einen 50Jährigen, der angeblich nicht mehr aktiv ist und seine Weltanschauung "nur" in privaten Kreisen vertritt. Früher war er in irgendeiner Vereinigung und auch aktiv an Demonstrationen und so beteiligt.
Ob es nun bei dieser Frau eine kurzfristige Sache ist? Sie meinte im Gespräch mit mir, sie würde versuchen, seine Weltanschauung zu ändern. Kann man einen 50jährigen Nazi noch ändern? Ich glaub, sie macht sich da eher Illusionen. Ist es einen Versuch wert, die Nazis dieser Welt zu reduzieren?

@Simple_Men
Würdest du mir bitte deine englische Signatur in Deutsch übersetzen. Ich spreche nur Deutsch und ein klein wenig Französisch. Aber da du es erwähnt hast, würde es mich jetzt interessieren.
Und beim Thema Holocaust stimm ich dir vollumfänglich zu:
Simple_Men schrieb:
Die Authenzität in Frage stellen heißt in diesem Fall wohl eher leugnen der Tatsachen bzw. verdrehen der Tatsachen.

Nochmal danke für eure Reaktionen. Bestätigung hat einen so schön beruhigenden Effekt.

:-)
 

Tarvoc

Ritter vom Osten und Westen
10. April 2002
2.559
Re: Danke

ChuLail schrieb:
Ich glaub, sie macht sich da eher Illusionen.

Das sehe ich auch so. Ich möchte noch einmal das besagte Flugblatt der Weißen Rose zitieren: "Man kann sich mit dem Nationalsozialismus geistig nicht auseinandersetzen, weil er ungeistig ist." Das Ziel des Nationalsozialismus und auch des Neonazismus war es seit jeher, eine verblödete, unkritische Masse und eine in ihrem Größenwahn sich selbst beweihräuchernde Elite zu erschaffen. In einem solchen Weltbild haben weder Intellektualismus noch Rationalismus irgendeinen Platz.
 

Simple Man

Kanonenbootdiplomat
Teammitglied
4. November 2004
3.945
@ ChuLail

Würdest du mir bitte deine englische Signatur in Deutsch übersetzen. Ich spreche nur Deutsch und ein klein wenig Französisch. Aber da du es erwähnt hast, würde es mich jetzt interessieren.

O.k., hier kommt die Übersetzung aus der entsprechenden Southparkfolge:

Wenn man etwas toleriert heißt das noch lange nicht, dass man es auch gutheißen muss. „Tolerieren“ heißt nur, dass man es erträgt. Man toleriert neben sich ein schreiendes Kind im Flugzeug oder man toleriert eine üble Erkältung. Aber so was kann einen doch trotzdem ankotzen.
(Mr. Garrison in Ep. 6/14 "The Death Camp of Tolerance"/"Todescamp der Toleranz")


Ist es einen Versuch wert, die Nazis dieser Welt zu reduzieren?

Naja, Nazis zu reduzieren (also evtl. von ihrer Ideologie abzubringen ... bevor man uns hier noch gewalttätigen Radikalismus vorwirft :wink: ) ist schon einen Versuch wert. Aber ob das deiner Bekannten im vorliegenden Fall gelingen wird, bezweifle ich.
 

Simple Man

Kanonenbootdiplomat
Teammitglied
4. November 2004
3.945
Dachte mir dieser Thread wäre eine gute Gelegenheit, den Geschichtsunterricht eines Bekannten wiederzugeben.
Die Behandlung des zweiten WK. lief bei seinem Geschichtslehrer ungefähr so:

  • 1) Hitler hat die Autobahnen gebaut.
    2) Hitler hat Arbeitsplätze geschaffen.
    3) Die demokratischen Parteien und ihr Streit waren schuld am Untergang der Weimarer Republik.
    4) Und dann war da noch was mit den Juden.

    Ende. Nächstes Thema.

Das war vor knapp 4 Jahren auf einem Magdeburger Gymnasium.

Das ist sicher nicht symptomatisch für jeden Geschichtslehrer (nicht mal für die Mehrheit), aber müssen wir uns da über ein falsches Verständnis der Ereignisse des zweiten WK wundern?

Und vor allem: Wie kann so jemand Lehrer werden?
 

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