(Lexikon der Populären Irrtümer, Vito von Eichborn GmbH & Co. Verlag 1996, 9. Auflage September 1996)Handelsdefizit
Die USA importieren mehr als sie exportieren
Die oft gehörte Klage der Amerikaner "Wir kaufen eure Güter, aber ihr kauft nichts bei uns" ist nach neueren Studien nicht berechtigt - das berühmte amerikanische Handelsdefizit ist nämlich eine statistische Seifenblase.
Die herkömmliche Außenhandelsstatistik zählt allein den grenzüberschreitenden Güterverkehr, und so gesehen haben die Amerikaner Recht: danach haben die USA etwa im Jahr 1991 für insgesamt 28 Milliarden Dollar mehr Güter und Dienstleistungen aus dem Ausland importiert als in das Ausland exportiert.
Aber diese herkömmliche Statistik verzerrt das wahre Bild. Denn auf das Überschreiten der Landesgrenze kommt es hier doch gar nicht an. Was zählt, ist das, was Amerikaner an Ausländer verkaufen, und selbst von Ausländern kaufen, unabhängig davon, ob die gehandelten Güter und Dienstleistungen dabei die Landesgrenze überschreiten. Ob eine amerikanische Whiskybrennerei ihre Produkte in den USA (etwa an Touristen) oder in Deutschland an deutsche Haushalte verkauft, ist rein ökonomisch betrachtet dasselbe - in beiden Fällen verkauft eine amerikanische Firma ihr Produkt an einen Ausländer.
Ermittelt man den internationalen handel aber mit dieser Methode, wird aus dem amerikanischen Handesdefizit ein Handesüberschuß. Statt 28 Milliarden Dollar Defizit etwa 1991 verbuchen die USA einen Überschuß von je nach Berechnungsmethode 24 bis 160 Milliarden Dollar, und haben damit keinen Grund, dem Rest der Erde etwas vorzujammern.
Dort solle ein permanente Basis aufgebaut werden, von der aus Forschung - auch militärische - betrieben werden könnte