Jay-Ti schrieb:Fazit: Gelungen. Tausendmal besser als ein steinernes Relief, bei dem man gezwungen wird eine ganz bestimmte Szene vor Augen zu haben. Das kritisierte Unpersönliche ist die wahre Stärke des neuen Mahnmals. An keine Bilder gebunden, lässt es jedem die Freiheit, seine ganz eigenen Bilder zu assozieren und am Entstehungsprozess des ganz individuellen Mahnmals teilzuhaben.
Angesichts einer Planungs- und Bauzeit von 17 Jahren wäre es auch fatal, wenn nicht wenigstens dieses Fazit herauskäme. Es ist groß, hat viel Geld gekostet, beansprucht Aufmerksamkeit - und wird sich wohl noch über viele Jahre hinweg Kritik anhören müssen. Dass es OK ist, ist angreifbar. Dass es toll ist, genauso angreifbar. Dass es über´s Ziel hinausgeschossen oder überflüssig ist - auch für diese Ansicht wird sich noch jemand finden lassen. Und selbst die simple Existenz scheint zu genügen, um sich wie bei Psychoonkels Klecksbildern sein eigenes Bild davon zu machen. So weit, so gut.
Was nicht gut ist sind Nörgeleien von Spiegel, Attacken an die Adresse Leah Rosh, Aufmarschideen von politisch Motivierten, Überbewertung des Mals selber sowie die gestelzte Einweihungsinszenierung, die eher an eine Feier für erfolgreich durchgesetzten Willen erinnerte. Versöhnungsangebote und -gesten sind eine couragierte Angelegenheit, das abzulehnen kann sich als Eigentor entpuppen.
Das Ding ist jetzt beschlossen, gebaut und ab dafür. Ob das Mal eine Zukunft hat, wird die Geschichte zeigen.