DietmarSziel schrieb:Das ein ausgeschaltetes Handy von ferne eingeschaltet werden kann, kommt mir sehr unglaubwürdig vor, denn auch der Empfänger ist ausgeschaltet.
Reboot the system?
Twister twister@stop1984.info (14. Januar 2004 1:27)
"Wir können die Daten jetzt löschen." sagte er und setzte sich vor
den Rechner. Die Heizung lief schon lange nicht mehr und ihm war
kalt, aber die dicke Jacke half wenigstens etwas, wenn auch nicht
viel. Zumindest nicht gegen die Kälte in seinem Innern. Der Computer
vor ihm rechnete und rechnete und er wartete geduldig.
"Löschen?" erschien die Meldung auf dem Bildschirm und er nickte,
tippte "yes".
"Please wait" sagte die Computerstimme leise.
Er sah auf den Bildschirm und lächelte als die Stimme ihn fragte, ob
er die Daten vorher ansehen wolle. Einige sicher.
"Ach, Dorit." sagte er und strich mit dem Finger über den Bildschirm
als könne er sie dadurch wieder zum Leben erwecken. "Ach, Dorit." Er
fügte in Gedanken die Daten zusammen, die er sah. Oh ja, das war
sie... grüne Augen, dunkelbraune Haare, 1.63 Meter groß. Nein, das
Bild wolle er nicht sehen, er wollte sie sich lieber vorstellen,
wollte ihr Gesicht vor seinem schweben sehen, wollte ihr Parfüm
riechen (Dior), sich an ihre Sprache erinnern (auffälliger
Sprachfehler: lispelt), an ihre Essgewohnheiten (keine Ei-speisen,
kein Fleisch). Ach Dorit, wie war sie hübsch gewesen, hübsch und ein
Freigeist, freundlich, lieb und so voller Optimismus. Ach, was hatten
sie gelacht. Er erinnerte sich an ihre Tränen als sie geholt wurde
und schüttelte den Kopf. Nein, daran wollte er nicht denken. Es war
ein Fehler gewesen, eindeutig. Er hätte nicht an sie denken sollen.
Aber seine Gedanken machten sich selbständig, er dachte an die
vielen, die in den Befreiungs-Initiativen gestorben waren, die Helden
des Friedens, an NorZoo mit den vielen dreiarmigen und sechsbeinigen,
glotzköpfigen Wesen, die es dort nach dem missglückten Einsatz des
Humanity Gas gegeben hatte.
"Hätten wir etwas tun können?"
"Nein", er schüttelte wieder den Kopf. "Was auch? Es wollte doch
niemand etwas ändern. Wir wollten doch alle Sicherheit, wollten nie
wieder Attentate, nie wieder Grausamkeit, Krieg und Tod. Wir wollten
einfach nur glücklich leben. Die Allianz half uns allen, die Allianz
bedeutete Sicherheit. Sicherheit bedeutete Freiheit. Freiheit
bedeutete Glück."
"Aber es hätte uns auffallen müssen, was mit den Menschen geschah."
"Ach, Unsinn. Wir waren doch froh, dass die Straßen endlich sauber
waren; dass das Netz nicht mehr voller Schund steckte und wir die
Kinder endlich wieder alleine hinausgehen lassen konnten. Es war ja
nicht so, dass wir in einer Diktatur lebten und Angst haben mussten -
im Gegenteil."
"Aber fiel niemandem auf, dass er so vieles nicht mehr sagen konnte,
sagen durfte? Was war mit den Zeitungen? Mit dem Fernsehen?"
"Ach, wen interessierte schon ein durchgeknallter Reporter, der von
Pressefreiheit grölte, wenn man im Austausch hinausgehen konnte und
eine Welt, in der man die Türen offen lassen konnte, in der
Datenschutz überhaupt keinen Lebenszweck mehr hatte? Die Zeitungen,
ach was haben wir gelacht über sie."
"Aber als unsere Freunde starben."
"Sie starben weil sie es nicht verstehen konnten, was passierte.
Hätten sie sich vernünftig benommen und ihr Leben genossen..."
"Data deleted."
Er schrak aus seinem einsamen Zwiegespräch hoch. Wie lange hatte er
nicht mehr gesprochen, wie lange hatte er nicht mehr einer Stimme
gelauscht. Aber er musste sich verteidigen, wenn es auch nur heute
war.
"Do you want to reboot this system?"
Er schüttelte den Kopf (ganz bestimmt nicht, dachte er und musste
lachen) und drücke den "Rechner herunterfahren"-Knopf.Als das Licht
verlosch, nahm er Abschied von all jenen, deren Daten nun endgültig
nicht mehr waren. Von all denen, denen er hatte nicht helfen können,
nicht helfen wollen, von denen, die wegen einer falsch bestellten
Mahlzeit oder der falschen Blutgruppe verschwunden waren, die man
wegen einer Fehlauskunft hatte der Gesellschaft entzogen. Dann
verließ er das Haus mit den vielen Rechnern, die nun endlich still
waren, keine Funktion mehr hatten. Er wusste, erst heute, nach fast
200 Jahren war es möglich, die Selbstzerstörungssequenz einzuleiten,
nicht umsonst hatte er so lange noch die lebensverlängernden
Medikamente genommen auch wenn er längst der einzige hier, der
einzige überhaupt war. Der Einzige außer den Rechnern.
Er ging hinaus, verließ das Haus mit seiner Lüftungsanlage und atmete
die tödliche Luft tief ein als wäre sie Weihrauch. Dann lächelte er
und als die Häuser vor ihm endlich zusammenbrachen, da starb auch er.
Kein Reboot... für niemanden.
Dumm gelaufen...Die Gipfelstürmer des BKA
Torsten Kleinz 29.05.2004
Mailpanne lässt Staatsschützer auffliegen
"Just because you're paranoid, don't mean they're not after you", formulierte einst die Band Nirvana. Gerade in politisch linken Webforen und Mailinglisten schlägt die Furcht vor staatlich bezahlten Spitzeln immer wieder hohe Wellen. Dass diese Sorge nicht ganz unbegründet ist, zeigt eine kleine Panne.
Es war vermutlich eine Spamwelle, die die Emailserver der Bundesregierung lahmlegte. Über eine halbe Million Mails verstopften die zentralen Mail-Rechner des Informationsverbundes Berlin-Bonn. Die Folge. Mitarbeiter der Regierung und verschiedener Bundesbehörden waren mehrere Tage nicht per Email zu erreichen. Auch für die Server von GMX nicht.
So kam es, dass Oliver Barthel, der Betreiber des Informationsportals linkeseite.de eine Fehlermeldung bekam, dass sein Newsletter nicht an das Bundeskriminalamt zugestellt werden konnte. Allein: er hatte keine Mail an das Amt geschickt.
[...]
http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/17529/1.html