Giacomo_S
Prinz der Gnade
- 13. August 2003
- 4.327
Der größte Betrugsskandal der deutschen Nachkriegsgeschichte dümpelt in der Presse so vor sich hin. Fast nur die Münchener Süddeutsche Zeitung berichtet darüber, man gewinnt beinahe den Eindruck, es handele sich um die Lokalnachrichten.
Wenn es real überhaupt Verschwörungen gibt, dann kommt der Fall Wirecard meinem Verständnis von Verschwörungen ziemlich nahe:
- Da wird 2015 auf Mauritius ein Fond gegründet, von dem keiner weiß, wem er gehört. Der Fond kauft für 35 Millionen € drei indische Unternehmen auf, die nur vier Wochen später dann von Wirecard gekauft werden. Für 315 Millionen €, wobei ein Wirtschaftsprüfer von EY ( Wirtschaftsprüfer- und Beraterkonzern, ehemals Ernst & Young) intern feststellt, der Betriebsgewinn sei künstlich erhöht worden, mit z.T. zukünftigen Gewinnen.
- Die Forensiker von EY prüfen 11 Monate lang, angefragte Unterlagen werden von Wirecard verspätet oder gar nicht zur Verfügung gestellt.
- Die Untersuchung wird ohne Abschlussbericht wird eingestellt, EY erteilt kurz darauf das Testat.
- Der Vorstand Jan Marsalek verschwindet mit unbekanntem Aufenthaltsort von der Bildfläche und wird mit internationalem Haftbefehl gesucht. Er soll möglicherweise Kontakte zu russischen Geheimdienst-Mitarbeitern gehabt haben.
- Der Insolvenzverwalter von Wirecard, Michael Jaffé, dessen Aufgabe es ist, Gläubiger ggf. zu befriedigen, findet praktisch überhaupt kein Vermögen der Fa. Wirecard vor. Dafür aber 3,2 Mrd. € Schulden - wobei Jaffé zumindest nicht ausschließen will, EY habe nachlässig geprüft und somit für Schäden haftbar.
- EY weist alle Vorwürfe zurück und erklärt seit Monaten, man sei von Wirecard getäuscht worden.
SZ vom 5.10.20: Wirecard-Ermittler verzweifeln am Mauritius-Rätsel
Aber was bitte ist ein Wirtschaftsprüfungsunternehmen bitte schön denn wert, das sich täuschen lässt? Geht es bei dem ganzen Prozedere nicht genau darum, Täuschungen und Betrug zu erkennen und zu verhindern?
Jaffé hat bei Wirecard ein solches Chaos an undurchsichtigen Vorgängen gefunden, dass deren Aufklärung nicht Monate, sondern Jahre dauern dürfte. Wie kann es sein, dass Wirtschaftsprüfungsunternehmen einen derartig dicken Hund übersehen? Übersehen wollen?
Wie kann heutzutage überhaupt noch ein gesuchter Verdächtiger so lange von der Bildfläche verschwinden, und sei es weltweit?
Würde man mir diese Story in einem Kinofilm präsentieren, dann würde ich abwinken. An den Haaren herbeigezogen, würde ich zischen. Aber die Realität hat ja bekanntlich der Fiktion Eines voraus: Sie muss sich nicht an die Realität halten.
NB: Das Unternehmen, das jetzt statt der ausgeschiedenen Fa. Wirecard in den DAX nachrückt, ist das Esssenlieferunternehmen Deliveroo. Deliveroo hat noch nie in seiner Firmengeschichte einen Gewinn erzielt und schreibt bis heute rote Zahlen. Auch so ein Treppenwitz der Wirtschaftsgeschichte, möchte man meinen.
Wenn es real überhaupt Verschwörungen gibt, dann kommt der Fall Wirecard meinem Verständnis von Verschwörungen ziemlich nahe:
- Da wird 2015 auf Mauritius ein Fond gegründet, von dem keiner weiß, wem er gehört. Der Fond kauft für 35 Millionen € drei indische Unternehmen auf, die nur vier Wochen später dann von Wirecard gekauft werden. Für 315 Millionen €, wobei ein Wirtschaftsprüfer von EY ( Wirtschaftsprüfer- und Beraterkonzern, ehemals Ernst & Young) intern feststellt, der Betriebsgewinn sei künstlich erhöht worden, mit z.T. zukünftigen Gewinnen.
- Die Forensiker von EY prüfen 11 Monate lang, angefragte Unterlagen werden von Wirecard verspätet oder gar nicht zur Verfügung gestellt.
- Die Untersuchung wird ohne Abschlussbericht wird eingestellt, EY erteilt kurz darauf das Testat.
- Der Vorstand Jan Marsalek verschwindet mit unbekanntem Aufenthaltsort von der Bildfläche und wird mit internationalem Haftbefehl gesucht. Er soll möglicherweise Kontakte zu russischen Geheimdienst-Mitarbeitern gehabt haben.
- Der Insolvenzverwalter von Wirecard, Michael Jaffé, dessen Aufgabe es ist, Gläubiger ggf. zu befriedigen, findet praktisch überhaupt kein Vermögen der Fa. Wirecard vor. Dafür aber 3,2 Mrd. € Schulden - wobei Jaffé zumindest nicht ausschließen will, EY habe nachlässig geprüft und somit für Schäden haftbar.
- EY weist alle Vorwürfe zurück und erklärt seit Monaten, man sei von Wirecard getäuscht worden.
SZ vom 5.10.20: Wirecard-Ermittler verzweifeln am Mauritius-Rätsel
Aber was bitte ist ein Wirtschaftsprüfungsunternehmen bitte schön denn wert, das sich täuschen lässt? Geht es bei dem ganzen Prozedere nicht genau darum, Täuschungen und Betrug zu erkennen und zu verhindern?
Jaffé hat bei Wirecard ein solches Chaos an undurchsichtigen Vorgängen gefunden, dass deren Aufklärung nicht Monate, sondern Jahre dauern dürfte. Wie kann es sein, dass Wirtschaftsprüfungsunternehmen einen derartig dicken Hund übersehen? Übersehen wollen?
Wie kann heutzutage überhaupt noch ein gesuchter Verdächtiger so lange von der Bildfläche verschwinden, und sei es weltweit?
Würde man mir diese Story in einem Kinofilm präsentieren, dann würde ich abwinken. An den Haaren herbeigezogen, würde ich zischen. Aber die Realität hat ja bekanntlich der Fiktion Eines voraus: Sie muss sich nicht an die Realität halten.
NB: Das Unternehmen, das jetzt statt der ausgeschiedenen Fa. Wirecard in den DAX nachrückt, ist das Esssenlieferunternehmen Deliveroo. Deliveroo hat noch nie in seiner Firmengeschichte einen Gewinn erzielt und schreibt bis heute rote Zahlen. Auch so ein Treppenwitz der Wirtschaftsgeschichte, möchte man meinen.