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Die DDR, das verhinderte Erfolgsmodell

ThomasausBerlin

Ritter Kadosch
14. Januar 2012
5.094
AW: Die DDR, das verhinderte Erfolgsmodell

Ah ja - die waren ja alle so arm - und trotzdem hatten mehr DDR-Bürger eine Datsche als Westbürger einen Platz im Schrebergarten... komisch, nicht? Und - in der DDR gab's auch ein Leistungsprinzip; der "Meister" hat mehr bekommen als der "Stift". Zum Ende der Honneckerzeit jedoch mussten zwingend beide Erwachsenen einer Familie arbeiten gehen - weil sonst war das Geld trotz subventionierter Mieten und subventionierter Energie doch etwas knapp.... In unserem heute wiedervereinigten Deutschland müssen auch beide Elternteile arbeiten, denn hier wird nix in dem Stil wie in der DDR subventioniert - komischerweise ist das Geld trotzdem knapp..... Nach der Wende konnte durchschnittlich jeder ex DDR-Bürger 10.000.- Ostmark "umrubeln" und bekam 5.000 Westmark 'raus. Wenn's "heute" eine andere Wende in Deutschland gibt, wag' ich mal zu bezweifeln dass da dann so viele Deutsche in der Lage sind, was von ihrem Ersparten "umzurubeln"..... (da wird's nicht so viele geben, die sich den Luxus des Sparens leisten können....).
 

DaMan

Ritter-Kommandeur des Tempels
30. Januar 2009
4.517
AW: Die DDR, das verhinderte Erfolgsmodell

Wenn´s nix zu kaufen und die Währung eh wertlos ist, ist das auch echt ein Wunder. Aber, man kann das auch alles rückwirkend verklären, betrifft einen ja nicht mehr.
 
Zuletzt bearbeitet:

ThomasausBerlin

Ritter Kadosch
14. Januar 2012
5.094
AW: Die DDR, das verhinderte Erfolgsmodell

Wenn´s nix zu kaufen und die Währung eh wertlos ist, ist das auch echt ein Wunder. Aber, man kann das auch alles rückwirkend verklären, betrifft einen ja nicht mehr.

Sowohl richtig - als auch falsch.... Richtig, wenn man bedenkt dass die Planwirtschaft es nicht fertig bekommen hat, dass die "HO" - Läden wenigstens einmal die Woche alle Sortimentsartikel im Regal hatten, die eigentlich jeden Tag "da" sein sollten. Falsch ist die Aussage jedoch, wenn man die Gesamtproduktrionsrate von Konsumartikeln ansieht - Waren waren ja da... nur halt nicht "beim eigenen Volk".....

Auch "wertlos" war die DDR-Währung nicht - man konnte ja fallweise was kaufen - der Trabbi wurde ja nicht mit Kieselsteinen bezahlt....
 

DaMan

Ritter-Kommandeur des Tempels
30. Januar 2009
4.517
AW: Die DDR, das verhinderte Erfolgsmodell

Uuuund das ist jetzt alles toll, weil....?
 

ThomasausBerlin

Ritter Kadosch
14. Januar 2012
5.094
AW: Die DDR, das verhinderte Erfolgsmodell

Gut war - wie schon erwähnt - die absolut für den Bürger kostenfreie medizinische Versorgung, gur waren auch die absolut für den Bürger kostenfreie Kita, kostenfreie Schule und kostenfreie Universität. Absolut gut war die Mehrfachverwendung von industriellem Halbzeug; ich hatt's ja schon am Beispiel der Scheinwerfer erwähnt. Ebenso absolut gut war das "Intersero-System" der konsequenten Müllvermeidung mit einer sehr hohen Wiederverwendungsrate von Verpackungsartikeln und Altmetall.
 

a-roy

Mensch
22. Oktober 2007
11.473
AW: Die DDR, das verhinderte Erfolgsmodell

Ich denke, dass viele immer noch gegen die DDR sind, weil sie die mit Mauer, Stasi, Lebensmittelmängeln etc. assoziieren.
Dazu noch die Obermacker Ulbricht, Honecker&Konsorten.
 

Telepathetic

Groß-Pontifex
1. Juli 2010
2.972
AW: Die DDR, das verhinderte Erfolgsmodell

Falsch ist die Aussage jedoch, wenn man die Gesamtproduktrionsrate von Konsumartikeln ansieht - Waren waren ja da... nur halt nicht "beim eigenen Volk".....
Heißt das, dass die Waren exportiert worden sind, denn es gab doch viel mehr Volk als Obere, wo haben die denn all die Waren hingebracht oder haben die die gelagert?

Gut war - wie schon erwähnt - die absolut für den Bürger kostenfreie medizinische Versorgung, gur waren auch die absolut für den Bürger kostenfreie Kita, kostenfreie Schule und kostenfreie Universität.
Was nutzt all das kostenfreie Lernen, wenn man am Ende doch nichts an Waren da hat, nicht einmal die Grundversorgung ist regelmäßig gewährleistet, wozu dann überhaupt Lernen und Arbeiten gehen?

Allgemein gefragt: wieso soll denn etwas grundsätzlicher besser sein, nur weil es kostenlos ist?
 

ThomasausBerlin

Ritter Kadosch
14. Januar 2012
5.094
AW: Die DDR, das verhinderte Erfolgsmodell

Heißt das, dass die Waren exportiert worden sind, denn es gab doch viel mehr Volk als Obere, wo haben die denn all die Waren hingebracht oder haben die die gelagert?

Was nutzt all das kostenfreie Lernen, wenn man am Ende doch nichts an Waren da hat, nicht einmal die Grundversorgung ist regelmäßig gewährleistet, wozu dann überhaupt Lernen und Arbeiten gehen?

Allgemein gefragt: wieso soll denn etwas grundsätzlicher besser sein, nur weil es kostenlos ist?

Die hergestellten Waren wurden nach statistischen Schlüsseln "angeboten"; nur ist das mit der Statistik so eine Sache.... Die sagt nämlich nix darüber aus, das ausgerechnet in "Kyritz an der Knatter" an einem beliebigen Tag 20 Leut' einen Mopedreifen brauchen - die Statistik sagt dass in Berlin und Dresden mehr Reifen gebraucht werden; also werden Berlin und Dresden mit Mopedreifen "überschwemmt". Weil "die Statistik" festgestellt hat, dass es in Kyritz häufiger regnet als in Berlin und Dresden, wurde Kyritz dann mit Regenmäntel "überschwemmt". Der Kyritzer, der also Mopedreifen brauchte, belud seinen Trabbi mit Regenmänteln, tauschte die in Roitzsch in Sachsen gegen Europaletten und brachte dann die Europaletten nach Berlin um sie gegen Mopedreifen zu tauschen..... Dass das Ganze höchst uneffektiv war, leuchtet ein....

Für die "Statistikbonzen" war aber insgesamt genug an Waren da - und es ist ja richtig; in der DDR sind die Leut weder reihenweise verhungert, noch mussten sie auf's Moped mangels Reifen verzichten oder neidisch auf die "Ostfriesennerze der Westler" starren..... Und genauso richtig war es, dass den Leut' die "sozialistische Verteilungswirtschaft" sauer aufstiess.....

Was das Lernen angeht: Sorry, aber das ist ein "typisch kapitalistischer Gedankengang", das Lernen nämlich dann "nix nutzt", wenn sich das Gelernte nicht "umrubeln" lässt...... Ich will mich jetzt keineswegs selbst loben - aber als "Gebürtiger Wessi" habe ich insgesamt in den Jahren mehr gelernt, als man im Westen eigentlich von einem Facharbeiter erwartet hat. Trotzdem bin ich arbeitslos; reiche "die arbeitslose Hand" auch gerne dem ebenso arbeitslosen Philologen oder Philosophen - und gemeinsam stellen wir dann fest, dass das Gelernte uns davor schützt den lieben langen Tag nur mit der Pulle in der Hand vor der Glotze oder auf der Parkbank zu sitzen. Lernen - ist nie "für die Katz"....

Und, lieber Tele, es geht nicht darum ob etwas "besser" ist, nur weil es kostenlos ist. Bei der medizinischen Versorgung geht es genauso wie beim kostenlosen Schulsystem darum, dass die Lebensqualität jedes Bürgers schon alleine dadurch gehoben wird, das ihm oder ihr eine Qualifizierungsmöglichkeit und eine Behandlungsmöglichkeit geboten, ohne dass der Einzelne auf einen - illusorischen - Lottogewinn hoffen muss. Anders gesagt: Reichtum oder Armut spielen hinsichtlich der Chancengleichheit keine Rolle - und da hat die DDR der BRD tatsächlich einiges voraus gehabt. Im freien kapitalistischen Westen kann ich mir weder eine neue Brille leisten, noch die alte, zebrochene reparieren lassen - mir fehlt das Geld dafür. Im "wilden Osten" hätt' ich längst wieder eine Brille auf der Nase. gut, vielleicht nicht "der letzte Chic", aber ich hätte längst wieder richtig sehen können.......
 

Telepathetic

Groß-Pontifex
1. Juli 2010
2.972
AW: Die DDR, das verhinderte Erfolgsmodell

Wie kannst Du von Anhebung des Lebensstandards in der DDR durch kostenlos angebotene Schulbildung sprechen, wenn der Lebensstandard so weit gesunken ist, dass es Hilfspakete brauchte und schlußendlich die Öffnung der DDR zum Westen hin.

Und nein, es ist kein typischer kapitalistischer Gedankengang, denn am Ende der Schulbildung und der Ausbildung für einen Beruf, soll ein Ausgebildeter nicht nur für sich selbst aufkommen können, sondern auch für die Gesellschaft etwas beitragen können, eben durch das, was diese Person zu tun gelernt hat.

Das es in Deutschland nach der Wende auch genug Probleme gibt, leugnet ja niemand, aber ich habe den Eindruck, Du versuchst die offensichtlichen Fehler der DDR-Wirtschaftspolitik zu kaschieren. Außerdem muß niemand mit der Pulle in der Hand im Park oder vor der Glotze sitzen. Wieso soll die deutsche Wirtschaftspolitik, bzw. der Arbeitsmarkt schuld daran sein, dass sich jemand hängen lässt, anstatt sich anderweitig nützlich zu machen. Eine solche Einstellung ist nicht die eines Unternehmers und auch nicht die eines Menschen mit einem Willen trotz aller Widrigkeiten am Ball zu bleiben.
 

penta

Vollkommener Meister
24. Februar 2003
535
AW: Die DDR, das verhinderte Erfolgsmodell

Na das ist ja wieder mal toll, ein paar außenstehende diskutieren Über die Vorzuge der DDR.....

Was ich bis hierher gelesen habe ist eine Anhäufung von Klischees , Halbwahrheiten und Einzelschicksalen .

Grundsätzlich muß man hier wohl verschiedene Sachverhalte aus einander halten. Als erstes die kostenlose Bildung, ja die hat sowohl mir sowohl damals als heute etwas genutzt, damals trug sie im wesentlichen dazu bei im täglichen Leben mangelwirtschaft und fehlende Möglichkeiten zu kompensieren. Heute kann ich mit dem erworbenen wissen auch gut mein Tagewerk verrichten und manchmal sogar vorteilhafte praktische Erfahrungen zu Verblüffung der jüngeren Hochstudierten Kollegen einsetzen.
Also hat sich das auf alle Fälle gelohnt.
Als zweites die Gesamtversorgung mit Konsumgütern, neben den Verpflichtungen aus dem RGW wonach auch die Rohstoffarme DDR auch Rohstoffe bereitzustellen hatte, die sie aber auf dem Weltmarkt für teuer Devisen einkaufen mußte , profitierten nicht wenige im anderen teil Deutschlands von Qualitativ hochwertigen und preiswerten Konsum Produkten (zB Privileg) die natürlich von wirtschaftlich unfähigen Außenhandelsfunktionären verschleudert wurden.
Und ein dritter nicht ganz unwichtiger Aspekt ist weiterhin das die damalige UDSSR auf ihren Leistungen zur Wiedergutmachung aus dem 2.ten WK zu 100 Prozent bestand.
Während im westen Wirtschaftshilfe geleistet wurde und Carepakete verteilt wurden, demontierte die Sowjetarmee alles was ging und schaffte es nach Russland, ein großer teil der Produzierten Lebensmittel ging auch dahin genauso wie Neuentwicklungen und technisches Know how.
Zuletzt sei noch darauf hingewiesen das der Staat mit seinem Stasi versucht hat viele an einem normalen leben zu hindern und das durch aus markant Einfluß auf die wirtschaftliche Entwicklung, speziell beim Mittelstand hatte. Doch bleibt der Satz eines ehemaligen Lehrers von mir bestehen. :" das was wir Hier nicht kriegen, können sich drüben die wenigsten leisten.":tasse:
 

DaMan

Ritter-Kommandeur des Tempels
30. Januar 2009
4.517
AW: Die DDR, das verhinderte Erfolgsmodell

Ja, die ganze Diskussion erinnert schwer an Autobahn.
Und Autobahn geht gar nicht.
 

Telepathetic

Groß-Pontifex
1. Juli 2010
2.972
AW: Die DDR, das verhinderte Erfolgsmodell

Wozu gab es denn eigentlich überhaupt Geld in der DDR? Ich meine, die Nutzung von Geld ist ein Hinweis darauf, dass es gebraucht worden ist. Gab es denn keine Löhne in der DDR? Von was und von wem ist denn die kostenlose Bildung bezahlt worden, die den Lehrern ein im Vergleich zu anderen Berufsgruppen relativ geringes Gehalt eingebracht hat?

Ich finde auch, dass das Argument, die kostenlose Schulbildung sei besser, weil tatsächlich ehemalige Schüler noch heute von der vermittelten Bildung profitieren, daneben. Ich habe nicht gezweifelt, dass die Ausbildung in DDR-Schulen schlecht gewesen ist, sondern ich zweifele daran, dass eine kostenlose Schulbildung, die ja eigentlich auch nicht kostenlos gewesen ist, besser ist als eine kostenpflichtige. Ich verstehe dementsprechend auch nicht, warum "kostenlos" so hochgehalten wird. Mir scheint, dass der Eindruck der größeren sozialen Gerechtigkeit in DDR dadurch entstanden ist, weil das Lohn- und Gehaltsniveau recht gleich gewesen ist.
 

ThomasausBerlin

Ritter Kadosch
14. Januar 2012
5.094
AW: Die DDR, das verhinderte Erfolgsmodell

... ich dagegen bezweifle, dass irgendeine Form von Schulgeld (und wenn's nur der privat finanzierte Kauf von Schulbüchern ist) in irgendeiner Form zur Chancengleichheit beitrüge. Nun muss man natürlich Chancengleichheit nicht haben wollen; es soll - wieder - Zeitgenossen geben die für das alte Klassenmodell eintreten: Unten die ungebildeten Armen, darüber der wenigstens teilweise gebildete Bürgerstand und ganz oben die hochgebildeten Vermögenden. Als nächstes schaffen wir dann die Demokratie ab oder verbieten "wenigstens" der Unterschicht das aktive wie passive Wahlrecht - und dann führen wir wieder Adelsgeschlechter und Könige ein.....

Ansonsten - das allgemeine Lohngefälle, das es auch in der DDR gab, war sicherlich nicht so gravierend wie in der BRD. Die Honnecker-Clique mal ausgenommen....
 

Telepathetic

Groß-Pontifex
1. Juli 2010
2.972
AW: Die DDR, das verhinderte Erfolgsmodell

Also halte ich mal für mich fest, dass das DDR-Modell von "kostenlos" nichts getaugt hat und es keinen Grund gibt, dass kostenlos besser ist.

Klassen bestehen immer, in jeder Gesellschaft, der Unterschied ist, wie offen die Grenzen zwischen den Schichten sind. Mit Blick auf "kostenlose" Abendschule, Volkshochschule und zig Angeboten, für die es Ermäßigung oder vollständige Gebührenbefreiung gibt und obendrein die Möglichkeit kostenlos und ohne Immatrikulation an Uni-Vorlesungen teilzunehmen, die zugegeben zu keinem Abschluß führen, sehe ich nicht, dass an der Einrichtung einer starren Klassengesellschaft gearbeitet würde.
 

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.868
AW: Die DDR, das verhinderte Erfolgsmodell

Diskussionen über die DDR nehmen immer denselben Verlauf. Mir ging es bei meiner Bemerkung ausdrücklich um das Sozialsystem, mit dem es leider nicht weit her war. Diejenigen User, die irgendwie eine gewisse Restsympathie für die DDR oder den Sozialismus im allgemeinen empfinden oder sich mit angegriffen fühlen, wenn es gg. ihr ehemaliges Heimatland geht, suchen sofort nach Aspekten, die zwar nichts mit dem Sozialsystem im engeren Sinne zu tun hatten, aber irgendwe positiv waren, was wieder andere mit Verweisen auf Unterdrückung und Staatsterror beantworten.

Es war nicht alles schlecht? Natürlich nicht. Das Schulsystem war nicht toll, aber okay. Es hat seine Absolventen befähigt, im modernen Leben zu bestehen. Es hat nur viel zu wenige zur Hochschulreife geführt. Und es war natürlich bis in den Mathematikunterricht hinein durchideologisiert - diese Tendenz hat jedes staatliche Schulwesen. Bei uns gibt es entsprechend Kampagnen zur Geschlechtergerechtigkeit, zur Willkommenskultur, zum Umweltschutz und zur gesunden Ernährung. Es kommt halt auf den Vergleich an. Alle entwickelten Länder, ob kapitalistisch oder sozialistisch, haben und hatten ein vergleichbar leistungsfähiges Schulwesen.

Wie dem auch sei. Was war nun so toll? Die Kostenlosigkeit von Gesundheitswesen, Schulwesen, Universitäten und Kindertagesstätten. Ich bestreite, daß das toll ist. Wie bereits bemerkt, ist das natürlich keine wirkliche Kostenlosigkeit. Gebäude, Lehrkräfte und Lehrmittel, medizinisches Personal und Medikamente, müssen bereitgestellt werden und kosten Ressourcen. Es ist lediglich so, daß nicht der Nutzer die Kosten aufbringen muß, sondern die Allgemeinheit. Die Kostenlosigkeit ist also lediglich eine Kostenverschleierung, ein Beitrag zu mehr Intransparenz. Der Nutzer weiß nicht, welche Kosten er eigentlich verursacht und kann keine fundierte Entscheidung darüber treffen, ob er das auch will. Er kann nicht bei der Ressourcenallokation mitwirken. Die Folge ist, daß die Allokationsentscheidungen zentral auf statistischer Grundlage getroffen werden müssen, und das widerum bedeutet, daß die Ressourcen zugeteilt werden müssen.

[otop]Wir haben da auch wieder einmal ein Allmendeproblem. Je mehr Studienangebote oder medizinische Leistungen der einzelne in Anspruch nimmt, desto besser für ihn. Den Nutzen hat er voll, die Kosten treffen ihn nur anteilig - und selbst das spürt er nicht unmittelbar im Portemonnaie sondern muß es sich erst bewußt machen.
[/otop]

Das ist nicht ideal, aber okay bei Leistungen, die jeder in ungefähr gleichem Umfang in Anspruch nimmt - wir gehen alle zehn bis 13 Jahre zur Schule. Das funktioniert mehr schlecht als recht bei Leistungen, die in sehr unterschiedlichem Umfang in Anspruch genommen werden können wie Hochschulstudien oder medizinischer Versorgung. Studienplätze werden immer noch zugeteilt. Wir versuchen das mit Eignungsprüfungen und frühen Zwischenprüfungen halbwegs gerecht zu gestalten, aber eine Zuteilung bleibt es gleichwohl. Wir haben uns mittlerweile auch entschieden, möglichst jedem, der es halbwegs ernsthaft in Angriff nehmen kann, ein Studium zu ermöglichen, aber das ist schlicht die Flucht in die Überversorgung und nur in einem reichen, hoch entwickelten Land möglich. Mit der medizinischen Versorgung klappt das gar nicht, die wäre ein Faß ohne Boden. Da muß entweder rationiert werden, oder das System muß zumindest teilweise marktwirtschaftlich sein. Weniger Markt bedeutet dabei mehr Fremdbestimmung.
 

ThomasausBerlin

Ritter Kadosch
14. Januar 2012
5.094
AW: Die DDR, das verhinderte Erfolgsmodell

Es kommt im Wesentlichen darauf an, welches Ziel sich ein Staatswesen setzt. Vor dem Mauerfall waren BRD und DDR da gleichermassen eingeschränkt in ihrer "staatlichen Zielsetzung", denn als "Kriegsverlierer" waren beide deutsche Staaten vom "Wohl und Wehe" der herrschenden Vetomächte abhängig. Man kann als "gebürtiger Wessi" durchaus beklagen, dass Altkanzler Adenauer 1954 nicht das Angebot Stalins zur "Wiedervereinigung" um den Preis der Blockneutralität angenommen hat - man muss aber auch sehen dass die Amerikaner sich diesen "Alleingang Adenauers" nicht hätten gefallen lassen. Genau so wenig wie sich Stalin, später Chruschtschow einen sozialpolitischen oder wirtschaftspolitischen Alleingang von Ulbricht hätten gefallen lassen - ich habe als alter Mann immer noch gut die Fernsehbilder in Erinnerung, die die russischen Panzer beim Einmarsch in die damalige CSSR ("Prager Frühling") zeigten.. Beide deutsche Staaten waren bis zum "4 + 2 Vertrag" keineswegs souverän und mussten sich in ihrer internen Gestaltung ihres Staatswesens an den Vorgaben ihrer "grossen Brüder" halten.....

Im Rahmen der "Vorgabe aus Moskau" hat die DDR-Führung schon Einiges zustande gebracht, was letztlich dem Bürger genutzt hat. Was die DDR-Führung aufgrund eben dieser Vorgaben nicht machen konnte, was die "Segnungen des Staates" über Steueraufkommen refinanzieren zu lassen. Die Grundidee des Staatssozialismus war, durch die Überschuss-Arbeitsleistung der Bürger und Bürgerinnen die Ressourcen wieder herein zu bekommen, die der sozialistische Staat eben für seine Bürger und Bürgerinnen ausgibt. Man hat's durchaus versucht - aber der Fehler zeigte sich schon recht früh an der "Stalinallee" im damaligen Ostberlin: Es war möglich mit vereinten Kräften neuen, besseren Wohnraum für "die Arbeiter und Bauern" aufzubauen, nur mussten die erst mal eine völlig unzureichende Versorgung mit Lebensmitteln hinnehmen, zusätzliche Überstunden leisten - und dann auch noch mit ansehen wie zuerst mal die Funktionärsclique die Zuteilung zur neuen Wohnung bekam. In manchen Städten der DDR trieb man dieses Spielchen bis zur Wende....

In der BRD setze man auf die Finanzierung des Staates durch Steueraufkommen und auf die Finanzierung von Sozialleistungen durch Verbandsabgaben. Im Prinzip war das eine Fortführung Bismark'scher Sozialgesetzgebung - und die hat sich solange bewährt, solange eine annähernde Vollbeschäftigung mit dementsprechend "sprudelnden" Steuerabgaben, sowie Abgaben für Kranken- Renten - und Arbeitslosenversicherung garantiert war. In dem Moment, in dem "die Wirtschaft" stagnierte und schliesslich einbrach, funktionierte das Modell nicht mehr. Dazu kamen "aussergewöhnliche Belastungen" wie z.B. der Nachrüstungsbeschluss, die (menschlich gesehen durchaus vertretbarebn) Milliardenkredite an die DDR und schliesslich die "Umgestaltung" der neuen Bundesländer nach der Wiedervereinigung. Da schon recht früh im kapitalistischen Staatswesen die "Kreditwürdigkeit des Staates" an seinen Exporterlösen gemessen wurde (obwohl der Staat nur ein Bruchteil durch Steuern von dem "verdient", was denn tatsächlich den Exportertrag und die Überschussbilanz ausmacht...), waren viele kapitalistische Staaten gegenüber der Weltbank auch "unbegrenzt kreditfähig". Und egal ob CDU/CSU/FDP oder SPD/FDP regierten - es genügte, wenn man "klamm" war, eine kurze Notiz an die Bundesbank- und schon sorgte die in nullkommanix für neue Kohle.... "Buchmässig" mögen die Staatsverschuldungen der BRD, der DDR, der Sowjetunion oder der USA "gedeckelt" gewesen sein - faktisch sind und waren sie das nicht. Weswegen das "Experiment €" nicht so richtig klappt, weswegen die wirtschaftliche starke USA den fiskalischen Zusammenbruch alle paar Monate befürchten muss und weswegen letztlich auch die rohstoffreiche russische Föderation sich ganz schnell in der Phase des wirtschaftlichen Zusammenbruchs befinden kann (vor allem, wenn sie die Gewinne die dem Staat eigentlich zustehen würden. lieber in Geschenke für Oligarchien "umrubelt", die dann den roten Zar Putin dankbar stützen...).

Solange "der Markt" von Gier gelenkt wird, bedeutet "mehr Markt" jedoch auch mehr Fremdbestimmung.Sehen wir doch gerade an den TTIP-Verhandlungen.... Dem Staat erwächst daraus allerhöchstens ein Steuergewinn von 0,5% p.a.; die kann er aber schnell verlieren wenn es einem ausländischen "Investor" einfällt, gegen eine staatliche Verordnung eben dieses eigentlich souveränen Staates zu klagen und milliardenfache Regressansprüche damit zu verbinden. Mit TTIP ist sie wieder weg, die staatliche Souveränität und das jetzt vereinigte Deutschland wird wieder ganz schnell zur "Bananenrepublik", zum Spielball globaler Hedgefonds. Dann können wir bei dem Begriff "soziale Marktwirtschaft" das Wörtchen "sozial" ganz schnell wieder einstampfen, und dann haben wir tatsächlich mehr Fremdbestimmung.
 

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