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Die Verdachtsgesellschaft

rola

Meister vom Königlichen Gewölbe
2. September 2011
1.462
AW: Die Verdachtsgesellschaft

Als erstes müssen wir uns darauf einigen was mit "Bank" gemeint ist.
Eine Bank ist eine Institution die Geld verarbeitet...
Eine Bank ist aber auch eine Gruppe von Leuten die sich im Finanzmarkt einmischen tun...
Wie bei allen Dingen des Lebens ist es eine Frage des Maßes oder der Dosis. Man kann vom Einschlagen des goldenen Mittelweges sprechen, von der (christlichen/ mittelalterlichen) Tugend der Mäßigung. Denn Übertreibungen führen immer zu Krisen.

Banken haben immer auch eine "weiße" und eine "schwarze Seite". Sie sollen ihre klassische Rolle als Kapitalgeber (etwa für den Mittelstand) erfüllen, müssen aber durchaus gedrosselt, wenn es um zügellose Spekulationsgeschäfte geht ... Die Bankenkrise um das Jahr 2008: Systemrelavante Banken haben sich verzockt und rufen nach Staatsgeldern.

Ein Mensch ist genauso gierig wie es sein Umfeld erlaubt...
Ja, nur was ist ein günstiges Umfeld? - Nach dem Motto "Das Sein bestimmt, besser beinflusst, das Bewusstsein."
Gier ist nicht unbedingt "Böse"..
Das Grundprinzip des Kapitalismus, die Gier wird kanalisiert im Unternehmertum. Geldgier bzw. was dahinter steckt, das schöne Leben,was man sich ermöglichen kann, ist durchaus ein Motiv.

Wobei: Ohne Gier wäre alles besser, es ist nicht umsonst eine der 7 (christlichen) Todsünden, wobei die moralische Messlatte hier aber zu hoch angelegt wird.
Bedenke wie viele Menschen die Millionäre waren jetzt pleite sind...
Zu unerfahren?...Einige.
Zu gierig?...Viele.
Falsche Entscheidungen....Alle.
Klingt nach Rationalität, ist es aber nicht. Gründe, wenn ein Millionär sein Vermögen verliert:
- Übertriebene Konsumsucht, um die Sinne zu berauschen.
- kein langfristiges Denken/Nachdenken, man lebt „aus dem Vollen“ (Man könnte stattdessen nur die Zinsen angreifen, den Rest stehen lassen.)
-Fehlspekulationen, um aus dem Viel noch mehr machen wollen (mit der Möglichkeit dann zu noch mehr Konsum).

Banken werden nie zum Opfer....
Das können sie nicht. Das Opfer sein erfordert einen Gegner...wer ist denn der Gegner einer Bank (in einen Souveränen Staat)?
Man braucht keine Gegner, sondern ein geeignetes Belohnsystem, was aber im Wesen des Kapitalismus automatisch verankert ist.
Der Bankmanager erhält bei Erfolg seine Tandiemen. Mehr Kunden werden durch die erhöhte Rendite gelockt. Banken mit niedrigeren Renditen geraten unter Druck, weil Kunden abwandern.

Wieso können wir nicht EU als ein Staat anerkennen (so wie Bundesstaaten) das (als Ganzes) Schulden hat?
Hat jeder auch so kleine Staat...es ist nichts neues und bestimmt nicht das letzte Land das Schulden haben wird.
USA besteht auch aus Staaten...aber da werden die Probleme nicht den Texannern oder Kaliforniern zugeschoben.
Wenn Schulden auftreten dann für die USA generell.
Jemand haftbar zu machen für einen Partner, der übermäßig Geld ausgibt und über seine Verhältnisse lebt, halte ich für problematisch.
Solidarische Schuldenübernahme setzt voraus, dass alle Partner auch mitzureden haben in der Länder-Fiskalpolitik, etwa wie Griechenland sein Geld ausgibt (oder sogar einnimmt?). Dann müsste - überspitzt gesehen - die Haushaltplanung eines Staates aber auch EU-Sache sein. Ich sehe da ein Problem. Dann kann man gleich zum Einheitsstaat übergehen.
In Deutschland haben die Länder, aber auch die Gemeinden eine eigenständige Finanzverwaltung. Geht jemand auf niederer Ebene pleite, erst dann würden die höheren Ebenen einspringen.
 

KTGR

Erhabener auserwählter Ritter
2. März 2011
1.113
AW: Die Verdachtsgesellschaft

Wenn ich mich, mit 0 Ahnung, mit Aktien handeln abgebe, nur weil es mir jemand gesagt hat....wer ist Schuld?
Die Bank bestimmt nicht. Ich bin Schuld weil ich, ohne genügend Informationen, mit mein Geld um mich schmeiße...
Pleite ist dann ein möglicher Ausgang der Geschichte.
Würdest du mich auf der Straße sehen, gut angezogen und mit Aktenkoffer in der Hand...würdest du mit dein Geld anvertrauen wenn ich dir sage das ich dir in ein paar Wochen das doppelte geben werde?...


Gier ist das Endstadium von Nötig haben...Übertreibt man diese wird daraus eine Krankheit.
So wie aus Liebe Fanatismus oder aus Respekt Angst oder aus Frust Hass....
Aber es liegt in unsere Hand was wir daraus machen.

-Fehlspekulationen, um aus dem Viel noch mehr machen wollen (mit der Möglichkeit dann zu noch mehr Konsum).

Dieses "Noch mehr Konsum" ist irgendwie nicht möglich...
Wenn ich 100 Milliarden schon habe kann ich mir ein Land kaufen...was könnte ich "noch" mehr kaufen?
Die Erde?...Irgendwo hat der Konsum auch ein Ende...Die Erde!

Bedenke aber das die Manager auch in schlechten Zeiten ihren Bonus kassieren...sogar aus Subventionen...
 

rola

Meister vom Königlichen Gewölbe
2. September 2011
1.462
AW: Die Verdachtsgesellschaft

KTGR schrieb:
Gier ist das Endstadium von Nötig haben...Übertreibt man diese wird daraus eine Krankheit.
So wie aus Liebe Fanatismus oder aus Respekt Angst oder aus Frust Hass....
Aber es liegt in unsere Hand was wir daraus machen.
Schön geschrieben, etwas Positives kann durch Übertreibung ins Negative kippen.

Dieses "Noch mehr Konsum" ist irgendwie nicht möglich...
Leider doch. Irgendwo habe ich mal gelesen. Es gibt eine Grenze des Verdienstes (bei 50.000 € Jahresgehalt). Bis zu dieser Grenze kann man sich mehr leisten, was die Zufriedenheit erhöht. Mehr Geld macht dann aber nicht glücklicher.

Das trifft wohl leider aber nicht allgemein zu. Viele Reiche, Millionäre, brauchen zu der einen Villa noch eine Luxusjacht, dann muss es noch eine Oldtimersammlung sein ... Und sind dann fast pleite, wenn es zur Scheidung kommt.
Aber Konsumrausch ist wohl kein Glück an sich: Immer Weihnachten ist nie Weihnachten.

Wenn ich 100 Milliarden schon habe kann ich mir ein Land kaufen...was könnte ich "noch" mehr kaufen? ...Irgendwo hat der Konsum auch ein Ende...Die Erde!

Gut, dass das zum Teil eingesehen wird.
Einige Superreiche, wie Bill Gates werden zu Mäzenen, bauen milliardenschwere Stiftungen auf.

Leider fördert die kapitalistische Wirtschaft den gesteigerten Konsum, der z.T auch künstlich angeheizt wird in der Bevölkerung z.B durch Werbung. All die Wachstumsfetischisten, die auf Wachstumsraten und höhere Marktanteile schielen, was gesteigerten Konsum voraussetzt, zulasten der Ressourcen der Erde und zu Lasten unserer Kinder.
Ist es überhaupt möglich, eine nachhaltige Wirtschaft zu "bauen". Bedürfnisorientiert, nicht zu allererst die glänzenden Bilanzen, sondern nur der Anspruch rentabel zu sein.

Aber wenn du von Erde als Grenze sprichst, muss ich wieder an Expansion und an die weltumspannenden Konzerne denken, mulitnationale Konzerne, die eine gewaltige Bilanzsumme haben, die selbst den Haushalt von Ländern wie z.B. Belgien übersteigen.
Wäre die Erde keine Grenze, würde es weiter gehen. z.T geht es auch weiter. Die Forschung zielt auf den Weltall, er ist voll Satelitten, zivilen wie militärischen. Etwa GPS. ... Auch ein Milliardengeschäft.
 
Zuletzt bearbeitet:

KTGR

Erhabener auserwählter Ritter
2. März 2011
1.113
AW: Die Verdachtsgesellschaft

@rolla....

Du darfst Konsumrausch nicht mit Gier verwechseln...
Das eine ist die"moderne" Krankheit das andere ein uraltes Gefühl das wir in Grenzen halten müssen...so wie alle unsere Gefühle.
In diesem Zusammenhang ist die "Oldtimer" Sammlung nicht aus Gier entstanden sondern um damit "Anzugeben"...um es genau zu sagen auf etwas Stolz sein zu können...

Wie sagt man so schön: "Man wächst mit seinen Aufgaben"...
...und was für Aufgaben bleiben einen Superreichen außer noch mehr Geld anzusammeln? Denn alles andere hat er schon!!!
So wie ein Wissenschaftler sich gut fühlt wenn er eine schwierige Aufgabe gemeistert hat...so fühlt sich der reiche gut wenn er mehr Geld geschafft hat.
Es hat nicht mehr mit dem Geld an sich zu tun...vielmehr ist er glücklich "nur" wenn er noch mehr Geld macht.
 

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.819
AW: Die Verdachtsgesellschaft

Ein armseliges Land, in dem niemand Oldtimer restaurierte, Villen baute oder rauschende Bälle feierte, hatten wir schon einmal. Vielleicht ist das ja in Vergessenheit geraten, aber eher glaube ich, daß einem gehörig großen Bevölkerungsteil die miefige Spießigkeit und Beschränktheit der DDR im Rückblick ganz gut gefällt und daß er nur bedauert, daß die Plattenbauten so schlecht gedämmt waren und die Trabis nicht mit Bioethanol fuhren.
 

rola

Meister vom Königlichen Gewölbe
2. September 2011
1.462
AW: Die Verdachtsgesellschaft

@KTGR Thema Gier
Ich glaube, es gibt zunächst das Verlangen, letztlich zurückführbar auf zwei menschliche Grundbedürfnisse: die Erhaltung der Existenz (Bedürfnis nach Wärme, Schutz führt zur Kleidung, Behausung) und der Fortpflanzungstrieb (Sex). Dieses Verlangen hat sich natürlich weiterentwickelt entsprechend dem Entwicklungsstand der menschlichen Produktion/Produktivkräfte. Man könnte nun die Pawlowsche Bedürfnispyramide bringt: auch der Wunsch nach Sicherheit, als höchstes Bedürfnis die Selbstverwirklichung.
Übertriebenes Verlangen führt zur Gier: Pervertiertes, krankhaftes Verlangen sozusagen.
Ziel des Mensch, ist es, sein Verlangen zu befriedigen. Es gelingt in der Regel, aber immer nur kurzzeitig. Es gibt aber auch pathologische Zustände: Nach dem Befriedigen des Verlangens kann sich SOFORT WIEDER das Verlangen einstellen. Die Zeitintervalle werden immer kürzer.
Oder der Reiz reicht nicht aus , man braucht wie bei einem Suchtkranken immer mehr. Die Intensitäten werden immer höher.

Wie geschieht das Stillen des Verlangens:
1) Dass kann materiell geschehen. Neuzeitlicher Konsumraum, zielt auf Status, wie du ja schriebst, immer neue Kleider, die neueste Musikanlage. Oder auch immer das neueste Produkt, was die Werbung gepriesen hat. Diese kleine „Etwas“ mehr, was einen Mehrwert für das Prestige, auch ein Mehr an Sinnesempfinden darstellt.
Wobei ich betonen will: Das „schöne Leben“ durch materielle Dinge ist an sich nichts schlechtes.
Ich kritisisiere nur, Lebensqualität durch mehr materielle Quantität zu erreichen.
2) „peudomateriell“, die Freude am Geldanhäufen. Geld eröffnet die Möglichkeit für jederzeitige Konsumbefriedigung. Doch kann sich das "Geldanhäufen wollen" tatsächlich „entkoppeln“ vom materiellen Konsum. Es ist dann wahrscheinlich das innere Gefühl erfolgreich zu sein, was Triebkraft ist und beflügelt. (Natürlich auch solche Dinge wie materielle Unabhängigkeit, die bei entsprechender Persönlichkeitsreife zu Selbstverwirklichung - fast ohne Zwänge - führen kann.)
3) Es gibt auch andere Ebenen, wie des idealen Konsums:
geistige Beschäftigung mit dem Banalenwie Seifenopern , immer neue Musikcastingshows Der Zeitungskonsument erwartet immer neue Kicks und der Sensationsjournalismus liefert ihn.
---------
@Jäger Die DDR ist tot, ihre Verklärung aber lebt.- Diese Verklärung ist rückwärts gerichtet. Wir leben im Hier und Jetzt und da gilt es Probleme/Übertreibungen anzusprechen.
Jedem ist seine Oldtimersammlung zu gönnen, wenn die durch ehrliche Arbeit entstanden. - Ich kenne durchaus das Phänomen, das die deutsche Mentalität eher auf Neid geht, wenn man die Reichen in ihren Villen sieht. Die amerikanische eher auf Anerkennung der Leistung und Nacheifern wollen.
Aber was ist Leistung: Hat ein Millionär im dreistelligen bereich wie Schumi mehr geleistet als ein nur mäßig bezahlter Bombeneintschärfer? Hat er mehr Risiko?
Die Bewertung von Arbeitsleistung nach dem Prinzip Angebot und Nachfrage funktioniert nicht im Niedriglohnbereich (unterbezahlte Pflegeberufe) oder auch bei den Topverdieners (Managern, die für Fehlentscheidung köstlich entlohnt werden. Und auch hier nur allgemeinen Managmenttrend folgen, z.B. einen Allroundkonzern schaffen, der dann in Krisen maßlos überdehnt ist, dann heisst Jahre später wieder mit allgemeinen Trend Outsourcing, Gesundschrumpfen auf den Kernbereich. Bsp: die Allfinanzstrategie der Allianz mit dem Zukauf der Commerzbank ist gescheitert.)
 

KTGR

Erhabener auserwählter Ritter
2. März 2011
1.113
AW: Die Verdachtsgesellschaft

Wenn ich eine Welt ohne Übertriebene Gefühle schaffen will kann ich entweder:

1. Alle Menschen einen Emotionschip verpassen der alle seine Gefühle unterbindet, Kameras überall anbringen die alles sehen, Versammlungen verbieten, Gewisse Musik oder Literatur oder Filme verbieten, Einen Staatsapparat schaffe das über Emotionen entscheidet, Roboter (Computer) mit klaren Anweisungen als Richter einstelle oder...
2. Meine Bildung so steuern das die nächste Generation ohne Vorurteile, ohne Angst um ihre Zukunft, ohne das Gefühl der Unsicherheit, ohne Stress im Arbeitsleben und vor allem ohne den Glauben zu haben das hinter jeder ecke der feind lauert erschaffen.

Was ist einfacher zu machen?
 

rola

Meister vom Königlichen Gewölbe
2. September 2011
1.462
AW: Die Verdachtsgesellschaft

Wer wünscht sich schon eine Big-Brother-Gesellschaft? Eine totalitäre Gesellschaft mit modernen Überwachungsmitteln? Wo die Freiheit der Persönlichkeit rapide eingeschränkt ist. Eine Gesellschaft der Angst.
Da ist mir eine Gesellschaft, wo der Mensch, der seine Emotionen selbst durch "Meckern auf primitiven Niveau" ausleben kann, 100 Mal lieber.

Eine extrem schwierige Aufgabe: Die Erziehung der eigenen Kinder. Eltern mit Vorbildfunktion, die Liebe geben können. Nicht der abstrakte Computer. Auch die Selbstveredelung des eigenen Charakters (die sich teilweise mit zunehmenden Alter von selber einstellt, da man im "Leben" angekommen ist und nicht mehr so extremen Stimmungen und Verführungen unterliegt wie in der Jugend.)

Ich glaube, es gibt auch eine Art Reifung der Gesellschaft, die hat Deutschland seit 1945 vorzüglich durchgemacht. Der Schritt zur Zivilgesellschaft. Bei kontroversen politischen Entscheidung gibt es oft Bürgerreaktionen, in Form von Protestkundgebungen, etc. Es entstehen neue Parteien wie die Piraten. Auch die Presse ist Korrektiv, sie klärt auf, überzieht aber oft. - Zu allem gibt es Gegenpole, die übertriebene Entwicklungen hemmen und korrigieren wollen.

Jedes Kleinkind in Deutschland wächst in diesen gesellschaftlichen Streitkultur auf, positv für die Persönlichkeitsentwicklung. Blöd ist es nur, wenn zu viele Unqualifizierte auf Stammtischniveau ihre Meinung lautstark kundttun. Und deshalb bin ich - konservativ wie ich inzwischen geworden bin - ein Vertreter der repräsentativen Demokratie mit Berufspolitikern. Aber mit einer starken Zivilgesellschaft (Leuten, die sich außerhalb ihre Berufe engagieren, oft nur sporadisch oder im Protest). Eine direkte Demokratie wie in der Schweiz ist schon aufgrund der Größe des Landes unmöglich.
 

KTGR

Erhabener auserwählter Ritter
2. März 2011
1.113
AW: Die Verdachtsgesellschaft

rola schrieb:
Es entstehen neue Parteien wie die Piraten.

Dieser Satz könnte 30 Jahre früher "Die Grünen" betreffen...man sieht heute wo sie angekommen sind!
Aus Piraten wurden in den Letzen Jahren ihrer Blüte auch nur Staatliche Söldner die nur Schiffe enterten die unter gegnerischer Flage standen.

rola schrieb:
Blöd ist es nur, wenn zu viele Unqualifizierte auf Stammtischniveau ihre Meinung lautstark kundttun.

Ups! liebe @rola...na? du bist ein Bessermensch?
Aber bedenke das diese Stammtische die Zeche bezahlen...das die Entscheidungen SIE betreffen, das diese Stammbrüder wählen gehen, das SIE in den Krieg ziehen (wenn einer kommt).

Ich habe nichts gegen Stammtischgeplauder/Kritik...nur müsse sie auch auf dem Wahlzettel AUCH zu sehen sein....
 

rola

Meister vom Königlichen Gewölbe
2. September 2011
1.462
AW: Die Verdachtsgesellschaft

Dieser Satz könnte 30 Jahre früher "Die Grünen" betreffen...man sieht heute wo sie angekommen sind!
Aus Piraten wurden in den Letzen Jahren ihrer Blüte auch nur Staatliche Söldner die nur Schiffe enterten die unter gegnerischer Flage standen.
Ja, der Elan, das Feuer der ersten Jahre brennt schnell nieder. Auch die 68er sind angekommen, insbesondere wenn ich an den früheren Innenminister Schily denke. Aber das Schöne: Wenn auch Profil verloren geht, die Gesellschaft wird doch verändert, etwa durch die "grüne Idee": etwa Deutschlands Vorreiterrolle bzgl. Umwelt.

Ich glaube allein mit Idealismus lässt sich keine neue Gesellschaft aufbauen. Das Feuer muss permanent am Lodern gehalten werden, doch irgendwann wollen die Menschen ihre Ruhe, sich ins Privatleben zurückziehen und nicht Parteiparolen rufen. All die Aufbruchstimmung,auch unter Jugend, die es ab 1945 in der sowjetischen Besatzungszone gab, verpuffte schnell, das Regime wurde stalinisiert, am Ende war alles in bürokratischer Verkrustung erstarrt. Aus Feuer wurde schnell Asche.
Da ist unsere Gesellschaft mit Berufspolitikern eine Gesellschaft des Machbaren. Wenigstens stabil. Die Flamme lodern sich, sie brennt mäßig, aber dauerhaft.

du bist ein Bessermensch?
Aber bedenke das diese Stammtische die Zeche bezahlen...das die Entscheidungen SIE betreffen, das diese Stammbrüder wählen gehen, das SIE in den Krieg ziehen (wenn einer kommt).
Ja, sie sind das Volk, es gib kein besseres!
Doch manche Diskussionen gehen wirklich unter der Gürtellinie, auch die negative Stimmungsmache um Wullf ist sehr befremdlich.
In meiner Brust gibt es zwei Seelen: Einerseits mehr Rechte der direkten Demokratie wie Volksabstimmungen.
Andererseits ist die qualifizierte Meinung von Experten schon sehr wichtig angesichts komplexer Probleme, die vom Laien gar nicht durchschaut werden können.

Ich habe nichts gegen Stammtischgeplauder/Kritik...nur müsse sie auch auf dem Wahlzettel AUCH zu sehen sein....

Man wählt mit seinem Stimmkreuz für eine Partei gleich einen ganzen Katalog von Grundprinzipien resp. Lösungsansätzen mit.
Der Wähler kann nur zwischen einigen Parteien wählen, deren Konturen zudem zunehmend verblassen. (Gibt es noch den klassischen Konservativen oder Sozialdemokraten? )- Oft bleibt da nur eine Protestpartei oder das Fernbleiben bei Wahlen.

 

KTGR

Erhabener auserwählter Ritter
2. März 2011
1.113
AW: Die Verdachtsgesellschaft

Ich weiß nicht wie alt du bist @rola...

Gibt es noch den klassischen Konservativen oder Sozialdemokraten?

Das meine ich mit Beitrag #47
Entweder oder...
Bildung spielt ein große Rolle in unserem Leben und es heißt nicht umsonst "Wer seine/die Vergangenheit vergisst der hat keine Zukunft".
Es gab Konservativen und Sozialisten, deren Trennlinie war sehr deutlich. Es gab auch die Zeit wo sich ein Bürger täglich über Politik interessierte und diese auf seinem Wahlzettel niederschrieb...
Das hatte große Umbrüche und Mächtewechsel zufolge....Die Parteien passten sich (so gut wie möglich) den Bürgerwillen und nicht umgekehrt.
Was ist heute daraus geworden? Resignation, Politikverdrossenheit, Unmut....
Man sieht immer mehr und deutlicher das heute der Bürger sich der Politik anpassen tut.

Doch manche Diskussionen gehen wirklich unter der Gürtellinie...

Bei uns in Griechenland sagt man: Der Fisch fängt vom Kopf an zu stinken....
Wer sich heute anschaut was die Politiker mit ihre Macht so alles vollbringen (Wullf, Guttenberg und viele andere...) und das in aller Öffentlichkeit (wer weiß was wir nicht alles wissen) dann ist diese "Gürtellinie" sehr viel nach unten gerutscht...Es ist also nicht wunderlich wenn das "zurückschlagen" auch tiefer angelegt worden ist...und wenn du mich fragst wird es noch weiter tiefer rutschen (beiderseits)....warten wir es ab.

Andererseits ist die qualifizierte Meinung von Experten schon sehr wichtig angesichts komplexer Probleme, die vom Laien gar nicht durchschaut werden können.


Man hat es geschafft uns zu überzeugen das Volksabstimmung nicht mehr möglich ist.
Größe und Komplexität sind nicht mehr zu erfassen und zu bearbeiten.
Aber ich habe es schon mal gesagt...
Man braucht nur das Unternehmen "Lottospiel" zu nehmen um zu erkennen das es doch möglich ist innerhalb dreier Tage Stimmen einzusammeln, sie zu bewerten und ein Endurteil raus zu bringen. Da klappt es wunderbar...Jahrzehnte lang...ohne damals die technischen Mitteln zu besitzen die man heute AUCH noch zur Verfügung hat.

Man verkauft uns heute Märchen die aber am ende sehr teuer sind...und teure Märchen müssen über kurz oder lang auch bezahlt werden...sehe Griechenland.
Dort fand seit den 80er Jahren ein Verkauf an Stabilität statt. "Geld ist da" hieß es aus den Seiten (aller) Politiker...und das Volk?
Das Volk hatte große Hungerperioden hinter sich, Entbehrungen und Rückschläge erleiden müssen, so war es zwar für dumm verkauft worden jedoch nicht so dumm um nicht daran teilnehmen zu versuchen. Wer fragt schon nach woher sein Wohlstand kommt...wenn er da ist? ...und zudem die Politik ihn versichert das "Geld zu genüge da ist"?
 

rola

Meister vom Königlichen Gewölbe
2. September 2011
1.462
AW: Die Verdachtsgesellschaft

Bei uns in Griechenland sagt man: Der Fisch fängt vom Kopf an zu stinken....
Wer sich heute anschaut was die Politiker mit ihre Macht so alles vollbringen ...
Vielleicht setzen wir zu hohe Ansprüche an diese Berufsspezies, es sind auch nur normale Menschen. Aber nein, sie müssen unbedingt "Vorbilder" sein. Einige Leute gebrauchen dieses Wort aber nur als dahingesagte Floskel. Wenn Politiker diesen hohen Ansprüchen genügen, lässt man sie dann leben, andererseits werden sie zerfetzt. -
Der Mensch ist so, er braucht Leute, wo er seinen Frust ablassen kann. Manchmal zu recht, oft aber zu unrecht.
Der "Otto-Normalbürger": Stammtischen-Parolen bergen oft berechtigte Kritik, doch kann man davon eine Gesellschaft erneuern oder radikal erneuern?

Appropos Radikalerneuerung: Mal abgesehen davon, dass Lenins Ideen "verbrannt" sind: Lenin schrieb in seinen letzten Jahren (fast resigniert) sinngemäß: Wir haben zu schlechtes Menschenmaterial, damit kann man keinen Sozialismus aufbauen.
Diese "Bessermenschen",den "neuen Menschen", gibt es eben nicht. Was aber von den "Propheten des Kommunismus" automatisch angenommen wurde, wenn sich nur die Gesellschaftsordnung ändert.
Jeder holt sich seine Vorteile, wo er sie findet. Das Volk ist "bauernschlau". So auch die Griechen. Gut, die Politiker sagen Geld ist da. Aber ich hörte, auch die Zahlungsmoral der Bevölkerung soll ja ziemlich mies sein. Steuern wurden massiv von der Bevölkerung hinterzogen und der Staat machte nur wenig dagegen.
(Mal eine Frage: Bist du nach Griechenland ausgewandert?)
 
Zuletzt bearbeitet:

KTGR

Erhabener auserwählter Ritter
2. März 2011
1.113
AW: Die Verdachtsgesellschaft

Vielleicht setzen wir zu hohe Ansprüche an diese Berufsspezies, es sind auch nur normale Menschen.

Stimmt jedoch haben wir sie nicht dort haben wollen...die wollten dort hin...wir haben bloß an sie geglaubt.
Wenn es falsch ist zu glauben dann nenne mir einen anderen Weg.

Aber nein, sie müssen unbedingt "Vorbilder" sein. Einige Leute gebrauchen dieses Wort aber nur als dahingesagte Floskel. Wenn Politiker diesen hohen Ansprüchen genügen, lässt man sie dann leben, andererseits werden sie zerfetzt.

Vorbild kann jeder werden...ob Politiker, Arzt, Sänger, Straßenkehrer, Obdachloser...es kommt darauf an wie viel Verantwortung auf seine Schulter lastet und ob er diese auch tragen kann.
Bei Politiker ist es so das sie sich zur Wahl stellen...ergo von vornherein wissen das sie Vorbilder sein müssen....
Du sihest ja was bei der Kirche zurzeit los ist...warum? Weil Vorbilder in einen sehr empfindlichen Beruf nicht damit umgehen können.
Was jedoch den Priester von einen Poltiker unterscheidet ist das der zweite ein Vertreter des Volkes ist...und nicht ein Seelenhirte.


Der Mensch ist so, er braucht Leute, wo er seinen Frust ablassen kann. Manchmal zu recht, oft aber zu unrecht.

Ob etwas Recht oder Unrecht ist lasse ich immer die Geschichte entscheiden....ich kenne nicht alle Fakten.


Der "Otto-Normalbürger": Stammtischen-Parolen bergen oft berechtigte Kritik, doch kann man davon eine Gesellschaft erneuern oder radikal erneuern?

Ich mag irren aber ich glaube das die ersten Ideologien auch aus eine Art Stammtisch entstanden sind...was meinst du?
So wie die von dir erwähnte Piraten Partei...oder?

Wir haben zu schlechtes Menschenmaterial, damit kann man keinen Sozialismus aufbauen.

Anders gesagt: Gib einem deine Hand und er wird deinen Arm verlangen...
Das ist so...fragt man nun warum...dann kann ich nur eins vermuten...Jemandem die Currywurst als Filet verkaufen wollen...setzt entweder Können im voraus oder Erklärung danach! ...was Politik angeht.



Jeder holt sich seine Vorteile, wo er sie findet. Das Volk ist "bauernschlau". So auch die Griechen. Gut, die Politiker sagen Geld ist da. Aber ich hörte, auch die Zahlungsmoral der Bevölkerung soll ja ziemlich mies sein. Steuern wurden massiv von der Bevölkerung hinterzogen und der Staat machte nur wenig dagegen.

Es kommt darauf an wie man Steuern eintreibt...
In Griechenland war es 30 Jahre so das die Griechen (wenn sie einen Laden eröffnen wollten) meist viel mehr Steuern zahlen müssten als ein Ausländischer Investor...
Anfangs lief es auch gut so...nur bemerkte man das es bei Ausländische Investoren die Kasse an ende stimmte...bei denn Indianern aber fast nie!!!
Also fing man an genauso zu handeln wie die anderen...und das komische dabei ist das der Staat das auch so laufen ließ...
Um Steuern einzutreiben muss man einen Apparat haben...der Griechische Staat hatte so einen...nie!

Beispiel aus Deutschland:
Ich arbeitete viele Jahre in der Gastronomie....Kellner, Kochhilfe, Barmann...
Ich verdiente um die 3.000 DM später 1300 €...
Was meinst du mit wieviel ich angemeldet war?
.....sorry kann es nicht schreiben...wer weiß wer alles mitließt!
Das aber ist immer so...auch heute noch und hier in Deutschland...und es machen alle mit (ich kenne mich nur in der Gastronomie aus, also meine ich mit alle die Gastronomen)...auch Deutsche!
Stell dir jetzt vor das ein ganzes Land dahinter kommt (alle Arbeitgeber) dass es auch "anders" geht...kannst du dennen das verübeln?


(Mal eine Frage: Bist du nach Griechenland ausgewandert?)

Ich lebe schon seit 28 Jahren in Deutschland...bin aber Grieche.
 
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