1. Die Armen der Welt werden immer ärmer
Ein weit verbreitetes mediales Gerücht, das sich nun als - unbewusste - Legitimation des Terrors in vielen Köpfen verfestigt hat. Aber die Wirklichkeit ist weitaus komplexer - und unter dem Strich positiver. Von den 190 Ländern der Erde galten vor zwanzig Jahren noch mehr als zwei Drittel als "Entwicklungsregionen mit ungesicherter Nahrungs- und Medizinversorgung". Heute sind es weit weniger als ein Drittel. Björn Lomborg weist in seinem Buch "The Sceptical Environmentalist" nach, dass der Hunger auf der Welt sich reduziert hat: 1970 hungerten noch 35 Prozent aller Menschen in den Entwicklungsländern, 1996 waren es 18 Prozent, die UN erwartet, das die Zahl bis 2010 auf 12 Prozent fällt. Die Zahl der unterernährten Menschen sinkt seit Jahren nicht nur in relativen sondern auch in absoluten Zahlen. Allerdings existierten in ca. 20 Ländern der Erde lang andauernde Bürgerkriege und unstabile, diktatorische Regime, die zu Flüchtlingswellen und großem Elend führen - die Zahl dieser Krisenländer hat sich in den letzten Jahren nicht verringert.
2. Die Terroristen sind eine Stimme
der Armen auf dieser Welt
Für einen Zusammenhang zwischen Armut und Terrorismus gibt es keine historischen oder soziologischen Belege. Im Gegenteil: Schon die Prototypen des modernen Terrorismus, die russischen Attentäter des späten 19. Jahrhunderts, waren Bürgersöhne und junge Adlige. Auch die deutsche RAF und ihre Genossen in Italien, Japan und anderswo kamen weder aus der Arbeiterklasse, noch kannten sie soziales Elend aus ihrer Umgebung. Bin Laden wuchs in saudischen Millionärskreisen auf, nicht in afghanischen Flüchtlingslagern. Soziale Motive spielen in der Propaganda islamischer Fundamentalisten kaum eine Rolle. Gottlosigkeit, Sittenlosigkeit, moralische Verkommenheit, lauten ihre Anklagepunkte gegen den Westen. Die Terroristen betrachten sich nicht als Noble Robin Hoods, sondern als Kreuzzügler (diesmal in umgekehrter Richtung). Die Fanatiker ersehnen geradezu eine Existenz in freudloser Armut. Die Taliban haben seit dem Beginn ihrer Herrschaft in Afghanistan keine einzige Schule und kein einziges Krankenhaus gebaut. Nach dem Grund dafür gefragt antwortete einer ihrer Vertreter mit einem Gleichnis: Nach einem Flugzeugabsturz würden sie doch auch keine Schulen für ihre Kinder bauen. Sie würden einfach dasitzen und auf die Erlösung warten. Das tiefere Ziel des neuen Terrors ist die Erlösung von allem irdischen - und der Tod.
3. Internationale Sozialhilfe
entzieht dem Terror den Boden
Es wird häufig der Eindruck erweckt, die beste Hilfe gegen den Terror sei jetzt so eine Art internationale Sozialhilfe. Doch auch Wohlstand für alle wäre - siehe oben - keine Versicherung gegen Terrorismus. Das ändert natürlich nichts daran, dass die Ursachen von Hunger und Elend bekämpft werden müssen. Dies funktioniert aber nicht mit internationaler Umverteilung nach Art eines Welt-Sozialstaates. Die Milliarden der Entwicklungshilfe sind vergangenen Jahrzehnten fast überall auf der Welt fruchtlos versickert. Nur die Ausbreitung von Freiheit und Marktwirtschaft kann den armen Ländern zu eigenem Wohlstand verhelfen. Solidarität mit der dritten Welt heißt heute deshalb, ihre Konkurrenz auf den Märkten zu ertragen. So sollten wir beispielsweise unsere Grenzen für Agrarprodukte aus armen Ländern endlich öffnen und protektionistische Zölle abschaffen.
4. Globalisierung und die Amerikaner
sind schuld am Terror
Viele linke und "kritische" Intellektuelle haben diesen Zirkelschluss mehr oder minder offen gezogen - bis hin zur kaum versteckten "Die-Amerikaner-sind-selbst-Schuld"-Behauptung. Aber die Wirklichkeit zeugt vom Gegenteil: Keimzellen terroristischer Aktivitäten wuchern stets von Ländern aus, in denen Globalisierung eben nicht funktioniert hat. Abgesehen davon: Die Amerikaner sind nämlich sowieso schuld - egal was sie tun. Fakt ist, dass sich die USA in den arabischen Ländern seit vielen Jahren immer weniger engagiert. Steigende Investitionen verzeichnet hingegen die EU, die sich auch humanitär stark in Palästina engagiert hat. Bis auf wenige Basen ist sowohl das politische als auch militärische Engagement der USA im Nahen Osten nach dem Geiselbefreiungs-Destaster im Iran gering. Die USA haben auch niemals Kolonien in Nahost unterhalten (Wie die Franzosen in Algerien). Die Vorstellung aber, das korrupte Regimes, leichte Öldollars und eine frauenfeindliche Männerkultur selbst einen massiven Anteil an der Armut dieser Länder haben könnte, ist natürlich nicht so leicht verkraftbar wie die Schuldzuweisung an einen Starken.
5. Die gemäßigten islamischen Länder haben
nichts mit dem Terror zu tun
Das Problem mit vielen Regimes in der arabischen Welt ist ihre Verflechtung und Abhängigkeit von terroristischen oder semiterroristischen Organisationen. So, wie die Saudis dem Großclan Bin Laden gegenüber gewisse Verpflichtungen haben, kann auch Arafat ohne die Dschihad-Krieger kaum politischen Bewegungsspielraum erringen. Hier zeigt sich die verhängnisvolle Komplexität der Terrorbekämpfung in den islamischen Ländern.
6.Die westliche Spaßgesellschaft hat
den Terroristen nichts entgegenzusetzen
Der Westen sei schwach und verletzbar, weil ihm die Werte abhanden gekommen sind, beklagen viele Kommentatoren. Durch die Verlockungen des Individualismus und Hedonismus seien wir zu Naivlingen geworden, zu Riesenbabys, die sich nicht mehr wehren können. Mit dem denunziatorischen Kampfbegriff "Spaßgesellschaft" gehen Konservative von links und rechts in Stellung und fordern eine Rückkehr nationaler, religiöser und ideologischer Verbindlichkeiten. Jetzt - so die Tadler der "Spaßgesellschaft" - sollten wir uns alle wieder hinter Kreuz und Fahne versammeln, denn nur so könnten wir der terroristischen Internationale die Stirn bieten. Doch auf so einem Marsch nach Rückwärts tappen wir genau in die Falle der Terroristen und laufen Gefahr, ein Stück weit wie sie zu werden: Zwangsverpflichtet auf eine Sinn stiftende Weltanschauung für alle.
Doch die Vertreter der Spaßgesellschaft wissen sehr wohl, wo der Spaß aufhört. Die Bewohner von New York machen es gerade vor. Der glitzernden Big Apple, das Anti-Mekka, ein Mittelpunkt des diesseits, des Dollars und der lockeren Sitten lässt sich nicht unterkriegen. Millionen von Menschen aus aller Welt werden auch weiterhin nach USA einwandern - niemand will nach Afghanistan. Auch unpolitisch zu sein, das Recht sein Leben einfach genießen zu wollen, sind erhabene Menschenrechte. Die Spaßgesellschaft wird sich deshalb nicht vor dem Terror wegducken. Das ist viel eher von einigen christlichen Kirchenvertretern oder traditionell Friedensbewegten zu erwarten.
aus http://www.maxeiner-miersch.de/
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A!
Ein weit verbreitetes mediales Gerücht, das sich nun als - unbewusste - Legitimation des Terrors in vielen Köpfen verfestigt hat. Aber die Wirklichkeit ist weitaus komplexer - und unter dem Strich positiver. Von den 190 Ländern der Erde galten vor zwanzig Jahren noch mehr als zwei Drittel als "Entwicklungsregionen mit ungesicherter Nahrungs- und Medizinversorgung". Heute sind es weit weniger als ein Drittel. Björn Lomborg weist in seinem Buch "The Sceptical Environmentalist" nach, dass der Hunger auf der Welt sich reduziert hat: 1970 hungerten noch 35 Prozent aller Menschen in den Entwicklungsländern, 1996 waren es 18 Prozent, die UN erwartet, das die Zahl bis 2010 auf 12 Prozent fällt. Die Zahl der unterernährten Menschen sinkt seit Jahren nicht nur in relativen sondern auch in absoluten Zahlen. Allerdings existierten in ca. 20 Ländern der Erde lang andauernde Bürgerkriege und unstabile, diktatorische Regime, die zu Flüchtlingswellen und großem Elend führen - die Zahl dieser Krisenländer hat sich in den letzten Jahren nicht verringert.
2. Die Terroristen sind eine Stimme
der Armen auf dieser Welt
Für einen Zusammenhang zwischen Armut und Terrorismus gibt es keine historischen oder soziologischen Belege. Im Gegenteil: Schon die Prototypen des modernen Terrorismus, die russischen Attentäter des späten 19. Jahrhunderts, waren Bürgersöhne und junge Adlige. Auch die deutsche RAF und ihre Genossen in Italien, Japan und anderswo kamen weder aus der Arbeiterklasse, noch kannten sie soziales Elend aus ihrer Umgebung. Bin Laden wuchs in saudischen Millionärskreisen auf, nicht in afghanischen Flüchtlingslagern. Soziale Motive spielen in der Propaganda islamischer Fundamentalisten kaum eine Rolle. Gottlosigkeit, Sittenlosigkeit, moralische Verkommenheit, lauten ihre Anklagepunkte gegen den Westen. Die Terroristen betrachten sich nicht als Noble Robin Hoods, sondern als Kreuzzügler (diesmal in umgekehrter Richtung). Die Fanatiker ersehnen geradezu eine Existenz in freudloser Armut. Die Taliban haben seit dem Beginn ihrer Herrschaft in Afghanistan keine einzige Schule und kein einziges Krankenhaus gebaut. Nach dem Grund dafür gefragt antwortete einer ihrer Vertreter mit einem Gleichnis: Nach einem Flugzeugabsturz würden sie doch auch keine Schulen für ihre Kinder bauen. Sie würden einfach dasitzen und auf die Erlösung warten. Das tiefere Ziel des neuen Terrors ist die Erlösung von allem irdischen - und der Tod.
3. Internationale Sozialhilfe
entzieht dem Terror den Boden
Es wird häufig der Eindruck erweckt, die beste Hilfe gegen den Terror sei jetzt so eine Art internationale Sozialhilfe. Doch auch Wohlstand für alle wäre - siehe oben - keine Versicherung gegen Terrorismus. Das ändert natürlich nichts daran, dass die Ursachen von Hunger und Elend bekämpft werden müssen. Dies funktioniert aber nicht mit internationaler Umverteilung nach Art eines Welt-Sozialstaates. Die Milliarden der Entwicklungshilfe sind vergangenen Jahrzehnten fast überall auf der Welt fruchtlos versickert. Nur die Ausbreitung von Freiheit und Marktwirtschaft kann den armen Ländern zu eigenem Wohlstand verhelfen. Solidarität mit der dritten Welt heißt heute deshalb, ihre Konkurrenz auf den Märkten zu ertragen. So sollten wir beispielsweise unsere Grenzen für Agrarprodukte aus armen Ländern endlich öffnen und protektionistische Zölle abschaffen.
4. Globalisierung und die Amerikaner
sind schuld am Terror
Viele linke und "kritische" Intellektuelle haben diesen Zirkelschluss mehr oder minder offen gezogen - bis hin zur kaum versteckten "Die-Amerikaner-sind-selbst-Schuld"-Behauptung. Aber die Wirklichkeit zeugt vom Gegenteil: Keimzellen terroristischer Aktivitäten wuchern stets von Ländern aus, in denen Globalisierung eben nicht funktioniert hat. Abgesehen davon: Die Amerikaner sind nämlich sowieso schuld - egal was sie tun. Fakt ist, dass sich die USA in den arabischen Ländern seit vielen Jahren immer weniger engagiert. Steigende Investitionen verzeichnet hingegen die EU, die sich auch humanitär stark in Palästina engagiert hat. Bis auf wenige Basen ist sowohl das politische als auch militärische Engagement der USA im Nahen Osten nach dem Geiselbefreiungs-Destaster im Iran gering. Die USA haben auch niemals Kolonien in Nahost unterhalten (Wie die Franzosen in Algerien). Die Vorstellung aber, das korrupte Regimes, leichte Öldollars und eine frauenfeindliche Männerkultur selbst einen massiven Anteil an der Armut dieser Länder haben könnte, ist natürlich nicht so leicht verkraftbar wie die Schuldzuweisung an einen Starken.
5. Die gemäßigten islamischen Länder haben
nichts mit dem Terror zu tun
Das Problem mit vielen Regimes in der arabischen Welt ist ihre Verflechtung und Abhängigkeit von terroristischen oder semiterroristischen Organisationen. So, wie die Saudis dem Großclan Bin Laden gegenüber gewisse Verpflichtungen haben, kann auch Arafat ohne die Dschihad-Krieger kaum politischen Bewegungsspielraum erringen. Hier zeigt sich die verhängnisvolle Komplexität der Terrorbekämpfung in den islamischen Ländern.
6.Die westliche Spaßgesellschaft hat
den Terroristen nichts entgegenzusetzen
Der Westen sei schwach und verletzbar, weil ihm die Werte abhanden gekommen sind, beklagen viele Kommentatoren. Durch die Verlockungen des Individualismus und Hedonismus seien wir zu Naivlingen geworden, zu Riesenbabys, die sich nicht mehr wehren können. Mit dem denunziatorischen Kampfbegriff "Spaßgesellschaft" gehen Konservative von links und rechts in Stellung und fordern eine Rückkehr nationaler, religiöser und ideologischer Verbindlichkeiten. Jetzt - so die Tadler der "Spaßgesellschaft" - sollten wir uns alle wieder hinter Kreuz und Fahne versammeln, denn nur so könnten wir der terroristischen Internationale die Stirn bieten. Doch auf so einem Marsch nach Rückwärts tappen wir genau in die Falle der Terroristen und laufen Gefahr, ein Stück weit wie sie zu werden: Zwangsverpflichtet auf eine Sinn stiftende Weltanschauung für alle.
Doch die Vertreter der Spaßgesellschaft wissen sehr wohl, wo der Spaß aufhört. Die Bewohner von New York machen es gerade vor. Der glitzernden Big Apple, das Anti-Mekka, ein Mittelpunkt des diesseits, des Dollars und der lockeren Sitten lässt sich nicht unterkriegen. Millionen von Menschen aus aller Welt werden auch weiterhin nach USA einwandern - niemand will nach Afghanistan. Auch unpolitisch zu sein, das Recht sein Leben einfach genießen zu wollen, sind erhabene Menschenrechte. Die Spaßgesellschaft wird sich deshalb nicht vor dem Terror wegducken. Das ist viel eher von einigen christlichen Kirchenvertretern oder traditionell Friedensbewegten zu erwarten.
aus http://www.maxeiner-miersch.de/
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A!