Aphorismus
Ritter vom Osten und Westen
- 22. Dezember 2004
- 2.466
Hallo liebe Forensianer!
Beim Stöbern im Netz bin ich auf die Seite www.whitehousedrugpolicy.gov gestoßen. Auf dieser Seite vertritt die amerikanische Regierung ihre Position im "Kampf gegen Drogen".
Dort findet man unter anderem auch eine Seite, die sich gezielt mit dem Rauchen von Marijuana auseinandersetzt und zahlreiche Informationsmedien zur Verfügung stellt. Es finden sich Videos, .pdfs und vieles mehr.
Eines dieser .pdfs trägt den Titel "Marijuana and Kids: Faith" (zu deutsch: "Marijuana und Kinder/Jugendliche: Glaube").
Hier wird argumentiert, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ein Jugendlicher Marijuana raucht, bei Jugendlichen die angeben, dass "Religion für sie eine große Rolle spielt" um ein vielfaches geringer ist als bei ihren nicht-gläubigen Altersgenossen.
Mal abgesehen davon, dass mir manche der Zahlen etwas fragwürdig erscheinen stellt sich mir die Frage, was daran jetzt so besonders toll sein soll. Religiös erzogene Kinder haben onehin sehr viel weniger Freiheiten, da ist es nur natürlich, dass sie auch weniger Marijuana rauchen werden. Oft genug leben sich diese Menschen erst recht aus, wenn sie in ihren Zwanzigern sind, da es ihnen vorher gar nicht möglich war.
Darüber hinaus muss man immer wieder betonen, dass es keine Studien gibt, die irgendein mit dem Rauchen von Marijuana einhergehendes generelles Risiko aufzeigen. Offenbar spielt die Droge eine sehr viel geringere Rolle als vielmehr die soziale Umgebung und die Frage danach, um was für einen Menschen es sich beim Konsumenten handelt. Dies wird besonders deutlich im Vergleich von Marijuana mit anderen legalen Sucht- und Rauschstoffen.
Es gibt ein religiös dogmatisches Verbot von Marijuana, dass wir zu großen Teilen dem Werk eines einzigen Mannes verdanken: Harry Anslinger.
Welch ein "tiefes Verständnis" von der Droge diejenigen, die ihr Verbot verabschiedet haben, hatten, mag folgendes Zitat erhellen:
Hier stehen wieder mal nicht Rationalität und wissenschaftliche Erkenntnis, sondern persönlicher Glaube und kulturelle Engstirnigkeit im Vordergrund. Warum soll man etwas legalisieren, was onehin nur die "dreckigen Mexikaner" brauchen? Und wie perfekt kann man diese Bevölkerungsgruppen kontrollieren, wenn eines ihrer alltäglichen Rauschmittel bei strengen Strafen verboten bleibt?
Jedoch kann man einen Vorwurf Anslinger nicht machen, nämlich den, dass er in Bezug auf Alkohol und Marijuana mit zweierlei Maß gemessen habe. Denn Anslinger war der Hauptfürsprecher der Prohibition und hat Alkohol nur sehr widerwillig legalisiert.
Aber weg von Anslinger und zurück zur Drogen-Politik der USA heute. Marijuana wird also häufiger von nicht-religiösen Menschen geraucht. Soso. Ist das jetzt schlimm? Naja, schon, wenn Marijuana schlimm ist. Doch hier stehen wir vor einer völlig lächerlichen Situation: Es gibt keinerlei wissenschaftliche Gründe, die gegen eine Legalisierung von Marijuana sprechen. Und was für Gründe wurden schon alle ausprobiert! "Unter Einfluss von Marijuana verliert man die Kontrolle über sich komplett und wird zum Mörder" (Argument der 20er & 40er Jahre, Reefer Madness etc.) FALSCH "Unter Einfluss von Marijuana hat man sofort hemmungslosen Sex mit der nächstbesten Person" (Argument gegen Marijuana während der Hippie-Ära, leider) FALSCH "Unter Einfluss von Marijuana wird man faul und erfolglos" (Argument des Kiffers Clinton während der Grunge-Zeit gegen Marijuana) FALSCH
Und jetzt - unter dem obersten Kreuzritter welcher Macht auch immer - George Walker Bush, da heisst es aufmal: "Marijuana ist schlecht - denn das machen hauptsächlich Nicht-Gläubige".
Hier wird die Realität komplett verdreht. Marijuana wird von nicht-religiösen Menschen öfter geraucht, weil nicht-religiöse Menschen weniger Gesetzen gehorchen müssen. Deswegen wird es schwer in Indien ein Steak zu kriegen und sich in Saudi-Arabien richtig schön zu betrinken - die religiösen Gesetze sind gleichzeitig die Gesetze des Staates. Und es ist gerade eines DER Kennzeichen unserer Demokratie, dass hier weltliche und geistliche Macht getrennt sind.
Hier wird vorausgesetzt, dass es alle "gut" finden müssen, wenn jemand religiös ist. Für mich als Nicht-Gläubigen ist dies jedoch keineswegs der Fall. Mich erschreckt das zutiefst, dass ein religiöser Mem-Virus sich wie ein Computervirus in immer mehr Hirne frisst. Ich möchte damit niemanden beleidigen, es muss mir aber auch gestattet sein, meine Meinung ebenso frei zu äußern wie der Papst, der ja auch gerne alle Menschen als Katholiken sähe. Für mich ist das also noch lange kein Argument, dass dafür spricht, Marijuana weiterhin zu verbieten. Im Gegenteil - als Feind der Religionen würde ich sogar dafür plädieren, dass mehr Menschen Marijuana rauchen, damit wir endlich diese jahrtausende alten Mythen aus unseren Köpfen herausbekommen, die immer wieder zu Kriegen führen. Kiffen für den Weltfrieden, sozusagen.
Was mich jetzt interessieren würde, ist eure Meinung zum Thema. Glaubt ihr, dass Kiffen den Weg zu Gott zerstört? (Was würden die Rastafaris wohl dazu sagen?) Oder seid ihr meiner Meinung, dass Kiffen helfen kann, überflüssige religiöse Vorstellungen abzuschaffen? Wie seht ihr den Zusammenhang zwischen Glauben und Drogen? Sind nicht Drogen die Ursache der meisten "religiösen Erfahrungen"? (Ich erinnere nur an Hesekiel, der etwas isst, woraufhin ihm der Herr erscheint...) Oder besteht da kein eigentlicher Zusammenhang, wird dieser nur von den USA herbeigeredet, weil es gerade ins Konzept passt?
Im Grunde ist dieser Thread für alle Kommentare zu Drogen & Glauben, Drogen, Glauben, der Drogen-Politik der USA, relevante Links usw. usf. offen! Immer nur her damit!
Beim Stöbern im Netz bin ich auf die Seite www.whitehousedrugpolicy.gov gestoßen. Auf dieser Seite vertritt die amerikanische Regierung ihre Position im "Kampf gegen Drogen".
Dort findet man unter anderem auch eine Seite, die sich gezielt mit dem Rauchen von Marijuana auseinandersetzt und zahlreiche Informationsmedien zur Verfügung stellt. Es finden sich Videos, .pdfs und vieles mehr.
Eines dieser .pdfs trägt den Titel "Marijuana and Kids: Faith" (zu deutsch: "Marijuana und Kinder/Jugendliche: Glaube").
Hier wird argumentiert, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ein Jugendlicher Marijuana raucht, bei Jugendlichen die angeben, dass "Religion für sie eine große Rolle spielt" um ein vielfaches geringer ist als bei ihren nicht-gläubigen Altersgenossen.
Mal abgesehen davon, dass mir manche der Zahlen etwas fragwürdig erscheinen stellt sich mir die Frage, was daran jetzt so besonders toll sein soll. Religiös erzogene Kinder haben onehin sehr viel weniger Freiheiten, da ist es nur natürlich, dass sie auch weniger Marijuana rauchen werden. Oft genug leben sich diese Menschen erst recht aus, wenn sie in ihren Zwanzigern sind, da es ihnen vorher gar nicht möglich war.
Darüber hinaus muss man immer wieder betonen, dass es keine Studien gibt, die irgendein mit dem Rauchen von Marijuana einhergehendes generelles Risiko aufzeigen. Offenbar spielt die Droge eine sehr viel geringere Rolle als vielmehr die soziale Umgebung und die Frage danach, um was für einen Menschen es sich beim Konsumenten handelt. Dies wird besonders deutlich im Vergleich von Marijuana mit anderen legalen Sucht- und Rauschstoffen.
Es gibt ein religiös dogmatisches Verbot von Marijuana, dass wir zu großen Teilen dem Werk eines einzigen Mannes verdanken: Harry Anslinger.
Welch ein "tiefes Verständnis" von der Droge diejenigen, die ihr Verbot verabschiedet haben, hatten, mag folgendes Zitat erhellen:
There was fun in the House Health Committee during the week when the Marihuana bill came up for consideration. Marijuana is Mexican opium, a plant used by Mexicans and cultivated for sale by Indians. 'When some beet field peon takes a few rares of this stuff,' explained Dr. Fred Fulsher of Mineral County, 'he thinks he has just been elected president of Mexico so he starts to execute all his political enemies...' Everybody laughed and the bill was recommended for passage.
Hier stehen wieder mal nicht Rationalität und wissenschaftliche Erkenntnis, sondern persönlicher Glaube und kulturelle Engstirnigkeit im Vordergrund. Warum soll man etwas legalisieren, was onehin nur die "dreckigen Mexikaner" brauchen? Und wie perfekt kann man diese Bevölkerungsgruppen kontrollieren, wenn eines ihrer alltäglichen Rauschmittel bei strengen Strafen verboten bleibt?
Jedoch kann man einen Vorwurf Anslinger nicht machen, nämlich den, dass er in Bezug auf Alkohol und Marijuana mit zweierlei Maß gemessen habe. Denn Anslinger war der Hauptfürsprecher der Prohibition und hat Alkohol nur sehr widerwillig legalisiert.
Aber weg von Anslinger und zurück zur Drogen-Politik der USA heute. Marijuana wird also häufiger von nicht-religiösen Menschen geraucht. Soso. Ist das jetzt schlimm? Naja, schon, wenn Marijuana schlimm ist. Doch hier stehen wir vor einer völlig lächerlichen Situation: Es gibt keinerlei wissenschaftliche Gründe, die gegen eine Legalisierung von Marijuana sprechen. Und was für Gründe wurden schon alle ausprobiert! "Unter Einfluss von Marijuana verliert man die Kontrolle über sich komplett und wird zum Mörder" (Argument der 20er & 40er Jahre, Reefer Madness etc.) FALSCH "Unter Einfluss von Marijuana hat man sofort hemmungslosen Sex mit der nächstbesten Person" (Argument gegen Marijuana während der Hippie-Ära, leider) FALSCH "Unter Einfluss von Marijuana wird man faul und erfolglos" (Argument des Kiffers Clinton während der Grunge-Zeit gegen Marijuana) FALSCH
Und jetzt - unter dem obersten Kreuzritter welcher Macht auch immer - George Walker Bush, da heisst es aufmal: "Marijuana ist schlecht - denn das machen hauptsächlich Nicht-Gläubige".
Hier wird die Realität komplett verdreht. Marijuana wird von nicht-religiösen Menschen öfter geraucht, weil nicht-religiöse Menschen weniger Gesetzen gehorchen müssen. Deswegen wird es schwer in Indien ein Steak zu kriegen und sich in Saudi-Arabien richtig schön zu betrinken - die religiösen Gesetze sind gleichzeitig die Gesetze des Staates. Und es ist gerade eines DER Kennzeichen unserer Demokratie, dass hier weltliche und geistliche Macht getrennt sind.
Hier wird vorausgesetzt, dass es alle "gut" finden müssen, wenn jemand religiös ist. Für mich als Nicht-Gläubigen ist dies jedoch keineswegs der Fall. Mich erschreckt das zutiefst, dass ein religiöser Mem-Virus sich wie ein Computervirus in immer mehr Hirne frisst. Ich möchte damit niemanden beleidigen, es muss mir aber auch gestattet sein, meine Meinung ebenso frei zu äußern wie der Papst, der ja auch gerne alle Menschen als Katholiken sähe. Für mich ist das also noch lange kein Argument, dass dafür spricht, Marijuana weiterhin zu verbieten. Im Gegenteil - als Feind der Religionen würde ich sogar dafür plädieren, dass mehr Menschen Marijuana rauchen, damit wir endlich diese jahrtausende alten Mythen aus unseren Köpfen herausbekommen, die immer wieder zu Kriegen führen. Kiffen für den Weltfrieden, sozusagen.
Was mich jetzt interessieren würde, ist eure Meinung zum Thema. Glaubt ihr, dass Kiffen den Weg zu Gott zerstört? (Was würden die Rastafaris wohl dazu sagen?) Oder seid ihr meiner Meinung, dass Kiffen helfen kann, überflüssige religiöse Vorstellungen abzuschaffen? Wie seht ihr den Zusammenhang zwischen Glauben und Drogen? Sind nicht Drogen die Ursache der meisten "religiösen Erfahrungen"? (Ich erinnere nur an Hesekiel, der etwas isst, woraufhin ihm der Herr erscheint...) Oder besteht da kein eigentlicher Zusammenhang, wird dieser nur von den USA herbeigeredet, weil es gerade ins Konzept passt?
Im Grunde ist dieser Thread für alle Kommentare zu Drogen & Glauben, Drogen, Glauben, der Drogen-Politik der USA, relevante Links usw. usf. offen! Immer nur her damit!