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Du bist Deutschland

Franziskaner

Ritter vom Schwert
4. Januar 2003
2.061
Ein_Liberaler schrieb:
Aber ganz bestimmt sehe ich Quellenmagel nicht als das Hauptproblem. Wenn vonderOder zu beobachten meint, da würden sich Stimmen mehren, dann hat er eben den Eindruck. Jeder von uns hat gelegentlich so Eindrücke, auch ohne Umfragen und Pressespiegel, oder?

Meine zwei Probleme mit diesem Posting sind zwei sehr typische Verhaltensweisen mancher User.

Erstens - man stellt sich als unterdrückte Minderheit dar und redet sich selbst in eine Opferrolle hinein.

und Zweitens - man legt gleich danach eine Behauptung auf den Tisch, das ja "immer mehr" Leute der gleichen Meinung seien. Ob das nun eine Reaktion auf das Gefühl der Einsamkeit der eigenen Meinung ist oder einfach nur ein rhetorischer Winkelzug, lassen wir mal offen.

Ich finde schon, dass vonderOder da mit ein paar Quellen rüberkommen sollte. Oder vielleicht einfach das nächste Mal - gerade bei Themen die wie ihm bewusst sein müsste sehr differenziert aufgefasst werden können - vielleicht einfach mal die Zauberworte "meiner Meinung nach" oder "mein Eindruck ist" hinzufügt. Dann klingts nicht mehr ganz so nach absoluter Aussage und er erspart sich so blöde "Quellen" Kommentare von meiner Seite.
 

agentP

Ritter Kadosch
10. April 2002
5.361
tchja, so isses, wer Multi-Kulti oder das was einige dafür halten kritisiert wird rausgeklickt.
Ehrlich? Muß ich glatt mal probieren:

Ich halte das Konzept der multikulturellen Gesellschaft (Multi-Kulti) schon seit Jahren für schwachsinnig und gescheitert.

Multikulturelle Gesellschaft, wie sie in Europa, speziell in Deutschland verstanden wurde und wird, meint im Prinzip das, was im angelsächsischen Raum mit dem Bild der "salad bowl" beschrieben wird: Wie in einem gemischten Salat ergänzen sich die einzelnen Komponenten zu einem harmonischen Ganzen, bleiben aber als Tomate und Salatblatt bestehen.
Es stellte somit gewissermassen einen Kompromiss zwischen liberaler Zuwanderungspolitik und konservativ nationalem bis völkischem Denken dar. Dieses ursprünglich von Pädagogen in den 70ern entwickelte Konzept beäugten Kultur- und Sozialwissenschaftler von Anfang an misstrauisch und skeptisch. Viele plädierten von von Anfang sich an eher am amerikanischen "melting pot" zu orientieren, in dem die verschiedenen Migrantengruppen mit dem ursprünglichen Staatsvolk "verschmelzen", einer Auffassung, der ich mich anschliesse.

So Kritik geübt und nun warte ich mal auf´s gekickt werden.
 

Mother_Shabubu

Geheimer Sekretär
3. Juli 2003
622
[viel über "salad bowl" und "melting pot"]
Meiner Meinung nach unterscheidet sich die Situation in Europa von der in den USA. In Europa gibt es ein Substrat von Einheimischen, die schon seit der Völkerwanderung oder noch länger an ihrem Platz leben und die sich als "geschlossene Gesellschaft" sehen. Für einen Einwanderer ist es entsprechend schwierig, dort hineinzukommen, also hält er sich an seine Landsleute und das Ergebnis ist die "salad bowl" mit mehreren Kulturen nebeneinander.
Die Bevölkerung der USA besteht aber fast völlig aus Einwanderern und die Einheimischen haben es nicht geschafft, ihre Kultur durchzusetzen. In Amerika war es also leichter möglich, daß sich eine gemeinsame Kultur herausbildet.
Außerdem ist, glaube ich, auch der zeitliche Aspekt entscheidend. Die USA sind schon sehr viel länger Einwanderungsland, aber auch dort haben sich die einzelnen Einwanderergruppen zunächst separiert, siehe z. B. "Little Italy", aber durch die lange Zeit ist es immer mehr zur Assimilierung gekommen. Auch in Deutschland kam es dazu und wird es wieder dazu kommen. Als Beispiel kann man die Polen im Ruhrgebiet nehmen, die im 19. Jhd. eingewandert sind. Bei denen erkennt man zwar die Herkunft am Familiennamen, aber heute wird vermutlich keiner mehr von einer "polnischen Parallelgesellschaft" im Ruhrgebiet sprechen.
 

Ein_Liberaler

Ritter des Heiligen Andreas von Schottland
14. September 2003
4.926
Gab es überhaupt eine polnische Parallelgesellschaft? Sprich, wurde im Ruhrpott polnisch gekallt? Ich habe mal gehört, diese Einwanderer seien im wesentlichen Deutsche gewesen, deren Vorfahren zu Zeiten der polnischen Republik polnische Familiennamen hätten annehmen müssen.

Melting pot. Gibt es nicht ein Sprichwort, wonach die erste Generation Hilfsarbeiter stellt, die zweite Kriminelle und die dritte Anwälte, oder so? Dann machen wir gerade die unangenehme Phase durch.


Alle schs durch s-cedille ersetzen, das wäre mal eine Rechtschreibreform nach meinem Herzen, jedenfalls wenn meine Tastatur das hergäbe.
 

Mother_Shabubu

Geheimer Sekretär
3. Juli 2003
622
Gab es überhaupt eine polnische Parallelgesellschaft? Sprich, wurde im Ruhrpott polnisch gekallt? Ich habe mal gehört, diese Einwanderer seien im wesentlichen Deutsche gewesen, deren Vorfahren zu Zeiten der polnischen Republik polnische Familiennamen hätten annehmen müssen.
Am Anfang könnte es soetwas wie Kulturvereine gegeben haben, die versucht haben, die Sitten der Heimat in der Fremde zu bewahren. Ich wollte auch nur meine Ansicht verdeutlichen, daß jede Gruppe von Einwanderern im Lauf der Zeit assimiliert wird. Das Argument, daß es eigentlich Deutsche gewesen wären, ist nachvollziehbar, aber ich weiß aus einem alten Lexikon meiner Eltern, daß im Deutschen Reich vor 1900 ca. 10% Polen lebten. Leider weiß ich nun nicht, ob sich alle diese "Polen" wirklich als Polen gefühlt haben oder doch als Deutsche, aber wenn meine Assimilierungsthese stimmt, müsste das erste der Fall gewesen sein.
 

Ein_Liberaler

Ritter des Heiligen Andreas von Schottland
14. September 2003
4.926
Mother_Shabubu schrieb:
Am Anfang könnte es soetwas wie Kulturvereine gegeben haben, die versucht haben, die Sitten der Heimat in der Fremde zu bewahren.

Kann ich mir so nur schwer vorstellen. Die heimatlichen Sitten waren dörflich, also kaum zu bewahren. Polnisch-patriotische Vereine zur Pflege der Sprache oder des polnischen Liedgutes wären in der heißen Phase des Nationalstaates sicher nicht zugelassen worden.

Ich wollte auch nur meine Ansicht verdeutlichen, daß jede Gruppe von Einwanderern im Lauf der Zeit assimiliert wird.

Die Tendenz ist da, aber es muß meines Erachtens nicht unbedingt so sein. Die Polen, wenn es welche waren, waren immerhin katholische Europäer und außerdem Weggefährten der Alteingesessenen bei der großen Umwälzung der letzten Jahrhunderte, dem Wandel von der dörflich-bäuerlichen zur städtisch-industriellen Gesellschaft. Viel Verbindendes. Das osmanische Reich hat es dagegen nie geschafft, seine Minderheiten zu integrieren, es hat sie stattdessen gegeneinander ausgespielt.

Das Argument, daß es eigentlich Deutsche gewesen wären, ist nachvollziehbar, aber ich weiß aus einem alten Lexikon meiner Eltern, daß im Deutschen Reich vor 1900 ca. 10% Polen lebten.

Stimmt. Auf den Gütern im Osten waren die meisten Erntehelfer Polen.

antimagnet schrieb:
vielleicht wussten die das selber nicht?

Auch damals war es ja keineswegs eindeutig. Shließlich gab es keinen polnischen Staat, die Polen waren deutsche oder russische Untertanen. Nicht alle werden Anhänger des polnischen Nationalismus gewesen sein, wenn der nicht sogar dem einfachen Bauern oder Arbeiter aus mangelndem Interesse völlig unverständlich blieb. Vielleicht konnten einige Polen und Deutsche (und auch noch Preußen) zugleich sein, wie man Bayer und Deutscher sein kann.

Spekulationen...
 

antimagnet

Ritter Kadosch
10. April 2002
5.881
spekulation auf jeden fall - was ich meinte: manch einer wird nicht gewusst haben, ob er sich jetzt als pole oder deutscher fühlt. ist doch nicht so abwegig, dass man da vielleicht hin- und hergerissen ist, oder?
 

Mother_Shabubu

Geheimer Sekretär
3. Juli 2003
622
Ein_Liberaler schrieb:
Polnisch-patriotische Vereine zur Pflege der Sprache oder des polnischen Liedgutes wären in der heißen Phase des Nationalstaates sicher nicht zugelassen worden.
Da habe ich was gefunden: http://www.deutsche-und-polen.de/_/ereignisse/frames/content_lang_jsp/key=ruhrpolen_1880.html
Die Polen, wenn es welche waren, waren immerhin katholische Europäer und außerdem Weggefährten der Alteingesessenen bei der großen Umwälzung der letzten Jahrhunderte, dem Wandel von der dörflich-bäuerlichen zur städtisch-industriellen Gesellschaft. Viel Verbindendes.
Diese Faktoren beschleunigen das natürlich.
Stimmt. Auf den Gütern im Osten waren die meisten Erntehelfer Polen.
Ich hätte eher gemeint, daß das eine Folge der polnischen Teilungen war, also einfach eine polnische Bevölkerung in manchen Gegenden.
 

Ein_Liberaler

Ritter des Heiligen Andreas von Schottland
14. September 2003
4.926
Mother_Shabubu schrieb:

Womit alles geklärt wäre. Spitzenlink. Meine liebste Stelle darin, wer errät sie?

Ich hätte eher gemeint, daß das eine Folge der polnischen Teilungen war, also einfach eine polnische Bevölkerung in manchen Gegenden.

Äh, ja. Und noch weit westlich davon waren die meisten Saisonkräfte in der Landwirtschaft Polen, zum Beispiel bei einer Bekannten mit 1.000 ha nicht weit von Berlin.
 
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