Ich zitiere hier mal wörtlich ein älteres Posting von mir, mit einem Zitat des Sprachkünstlers Karl Kraus, welches auch hier sehr gut zum Thema passt:
Und dazu noch ein Goethe Zitat, welches Karl Kraus dem oben zitierten Artikel voranstellt:
Die Muttersprache zugleich reinigen und bereichern ist das Geschäft der besten Köpfe. Reinigung ohne Bereicherung erweist sich öfters geistlos. ... Der geistreiche Mensch knetet seinen Wortstoff, ohne sich zu bekümmern, aus was für Elementen er bestehe: der geistlose hat gut reinsprechen, da er nichts zu sagen hat. Wie sollte er fühlen, welches künstliche Surrogat er an der Stelle eines bedeutenden Wortes gelten läßt, da ihm jenes Wort nie lebendig war, weil er nichts dabei dachte? Es gibt gar viele Arten von Reinigung und Bereicherung, die eigentlich alle zusammengreifen müssen, wenn die Sprache lebendig wachsen soll. Poesie und leidenschaftliche Rede sind die einzigen Quellen, aus denen dieses Leben hervordringt, und sollten sie in ihrer Heftigkeit auch etwas Bergschutt mitführen, er setzt sich zu Boden und die reine Welle fließt darüber her.
Zum Thema "Reinigung" der Sprache von allen Fremdwörtern mal ein Zitat aus Karl Kraus Aufsatz "Hier wird Deutsch gespuckt", erschienen in seiner Zeitschrift "Die Fackel" im Jahre 1915, also zu der Zeit, in der auch hierzulande von vielen eine solches Fremdwortverbot gefordert wurde:
"[...] Wenn die Herren die große Zeit, anstatt mit Sprachreinigung zu vertun, lieber darauf verwenden wollten, ihren Mund zu reinigen, so wären die Voraussetzungen für eine spätere internationale Verständigung vielleicht gegeben. Gewiß, man muß Fremdwörter nicht gerade dort gebrauchen, wo es nicht notwendig ist, und man muß nicht unbedingt von Kretins sprechen, wo man es mit Trotteln zu tun hat. Aber das eine sei ihnen doch gesagt: daß ein Fremdwort auch einen Geschmack hat und sich seinerseits auch nicht in jedem Mund wie zu Hause fühlt. Freilich bin ich ja nicht kompetent, weil ich mit der Sprache nur eine unerlaubte Beziehung unterhalte und sie mir nicht als Mädchen für alles dient. Aber ich habe auch bloß den Schutz jenes Sprachgebrauchs im Sinn, den die Leute für die Sprache halten. Mehr ihnen zu sagen, wäre vom Übel. Sie verstehen ihre eigene Sprache nicht, und so würden sie es auch nicht verstehen, wenn man ihnen verriete, daß das beste Deutsch aus lauter Fremdwörtern zusammengesetzt sein könnte, weil nämlich der Sprache nichts gleichgültiger sein kann als das "Material", aus dem sie schafft.
Wenn's ihnen Spaß macht, mögen die Leute, die sich selbst diese Zeit noch vertreiben müssen, da selbst diese Zeit versäumt hat, sie zu vertreiben, in ihren Journalen, Büros und Restaurants Abteil für Coupé, Schriftleitung für Redaktion oder Schlackwurst für Zervelat sagen - die Sprache wird, solange das Vorstellungsleben unvollkommene deutsche Termini sich in gute Fremdwörter zurückübersetzen muß, mit dem gewohnten Material arbeiten. [...]
Und dazu noch ein Goethe Zitat, welches Karl Kraus dem oben zitierten Artikel voranstellt:
Die Muttersprache zugleich reinigen und bereichern ist das Geschäft der besten Köpfe. Reinigung ohne Bereicherung erweist sich öfters geistlos. ... Der geistreiche Mensch knetet seinen Wortstoff, ohne sich zu bekümmern, aus was für Elementen er bestehe: der geistlose hat gut reinsprechen, da er nichts zu sagen hat. Wie sollte er fühlen, welches künstliche Surrogat er an der Stelle eines bedeutenden Wortes gelten läßt, da ihm jenes Wort nie lebendig war, weil er nichts dabei dachte? Es gibt gar viele Arten von Reinigung und Bereicherung, die eigentlich alle zusammengreifen müssen, wenn die Sprache lebendig wachsen soll. Poesie und leidenschaftliche Rede sind die einzigen Quellen, aus denen dieses Leben hervordringt, und sollten sie in ihrer Heftigkeit auch etwas Bergschutt mitführen, er setzt sich zu Boden und die reine Welle fließt darüber her.