Der »Top secret!«-Stempel galt 30 Jahre lang. Nun erblickten die streng geheimen Regierungsdokumente am letzten Tag des alten Jahres das Licht der Weltöffentlichkeit. Im Rahmen der britischen Geheimhaltungsgesetze machte das »National Archives« Schriftstücke zugängig, die auch den letzten Zweifel an den US-Motiven für den Angriffskrieg auf Irak beseitigen dürften. Denn: Bereits vor 30 Jahren planten die USA ernsthaft, mit einer Militärintervention die Ölfelder des Mittleren Ostens unter ihre direkte militärische Kontrolle zu bringen.
Die Planungsphase zu diesem großangelegten neokolonialen Raubzug war zu Beginn des arabischen Ölembargos vom Oktober 1973 bis März 1974 in Gang gesetzt worden. Damals hatten die arabischen Staaten versucht, sich mit der sogenannten »Ölwaffe« gegen die rückhaltlose Unterstützung der israelischen Eroberungskriege durch Washington zur Wehr zu setzen. Israel sollte zudem gezwungen werden, sich aus den besetzten arabischen Gebieten zurückzuziehen.
Der damalige US-Verteidigungsminister James R. Schlesinger hatte – so eines der nun offengelegten Geheimmemoranden – den britischen Botschafter in Washington, Lord Cromer, über die geplante Aktion ins Bild gesetzt. Lord Cromer: Für Schlesinger war »nicht länger klar, warum die USA keine Gewalt anwenden könnten«. Weiter hieß es in dem Memorandum des Lords an Premierminister Edward Heath in London: »Das Ergreifen der Ölfelder steht stets an erster Stelle des Denkens der Amerikaner, wenn sie von Gewaltanwendung sprechen«.
Die ehemaligen »top-secret« Regierungsdokumente zeigen eindeutig, daß Washington schon damals »Präventivkriege« gegen arabische Länder plante, obwohl von diesen Ländern keinerlei militärische Bedrohung gegen die USA ausging. Demnach sollten unter Präsident Nixon in einer Blitzoperation mit Luftlandetruppen die wichtigsten Ölfelder in Saudi-Arabien, Kuwait und Abu Dhabi besetzt werden. Im Fall von Abu Dhabi hatten die USA London wissen lassen, daß sie dort mit britischer Hilfe rechneten. Die größte Gefahr sahen die Kriegsplaner jedoch bei dem US-Griff nach Kuwait, »wo die Iraker – womöglich mit sowjetischer Unterstützung – versucht sein könnten, zu intervenieren«, heißt es weiter in einem von insgesamt einigen hundert Dokumenten. Damals noch warnten die Briten die Amerikaner vor einem solchen Krieg, denn die feindliche Reaktion der arabischen Welt sei unabschätzbar. Zudem würde die Sowjetunion unnötig herausgefordert – obwohl eine direkte militärische Konfrontation mit der UdSSR unwahrscheinlich sei, so ein Dokument.
Die Wünsche sind ganz gewiss kulturenübergreifend und weltweit vorhanden. Also - niemals aufgeben. Die Hoffnung braucht die globale Mehrheit.InsularMind: aber immer noch wünscht man sich, die Grenzen in den Köpfen könnten einfach in sich zusammenfallen, und über die Grenzen der Kulturen könnten Brücken entstehen.
Jenseits der "unbestreitbaren" Wahrheit
NOVUM- Yoni Ben-Artzi, Wehrdienstverweigerer in Israel, über eine Entscheidung zwischen Gefolgschaft und Gewissen, Armee und Arrest
Israelische Soldaten diverser Kampfeinheiten haben zuletzt für Schlagzeilen gesorgt, als sie den Dienst in den Palästinenser- Gebieten verweigerten - keineswegs die einzigen Israelis, die Dasein und Vorgehen der Armee in Frage stellen. Vor zwei Jahren hatte eine Gruppe von High-School-Absolventen in einem Offenen Brief erklärt, den Wehrdienst ablehnen zu wollen, solange die israelische Besatzung über die Palästinenser anhalte. Nach über einem Jahr in Haft sind fünf dieser einstigen Schüler Anfang Januar von einem Militärgericht zu einem weiteren Jahr Gefängnis verurteilt worden. Begründung: die Sicherheit des Staates wiege schwerer als das politische oder moralische Bedenken des Einzelnen. Der Prozess gegen einen sechsten Verweigerer, den 21-jährigen Yoni Ben-Artzi, ist dagegen noch nicht beendet (s. auch Freitag 34/03). Der Neffe des ehemaligen Premiers Benjamin Netanyahu ist im November 2003 vom Militärgericht als Pazifist anerkannt worden - eine in Israel bislang einmalige Entscheidung. Die Wehrdienstverweigerung Ben-Artzis wird damit jedoch nicht toleriert: allein das Gewissenskomitee der Armee könne entscheiden, hieß es, ob ein Wehrpflichtiger vom Militärdienst suspendiert werde. Dieses Komitee hat bereits zweimal den Antrag verworfen, Yoni eine pazifistische Gesinnung zuzugestehen. Bei der anstehenden dritten Entscheidung gibt es die Alternative, entweder die bisherige eigene Entscheidung zu revidieren oder gegen das erwähnte Urteil des Militärgerichtes zu votieren. Bis zu diesem Spruch ist Yoni Ben-Artzi seit Anfang Januar auf freiem Fuß - nach genau 17 Monaten in Haft.