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Kürzung von ALG II endlich möglich!

Zerch

Prinz des Tabernakels
10. April 2002
3.829
Tja , ich kann verstehen , wenn z.B. ein ausgebildeter Architekt , oder ein anderer hochqualifiziert Ausgebildeter nicht für einen Hungerlohn schuften will.
Arbeit lohnt sich ab einem gewissen Niveau nunmal nicht mehr - da gibts nichts daran zu rütteln.......am Ende ackern die Leute jeden Tag ihre 10 Stunden , aber leben dennoch am Existenzminimum - Arbeit lohnt sich immer weniger und keiner will seine Gesundheit aufs Spiel setzen , wenn es sowieso keine Hoffnung gibt irgendwann auf einen "grünen Zweig" kommen zu können.
Es sollte nicht sein , daß einer sein halbes Leben lang hart arbeitet , sparsam ist , und am Ende nichts mehr hat und höchstens noch einen Tritt ins Grab bekommt - aber es ist so.

Alle , die den sozialen Abwärtstrend als "positiv" betrachten sind wahrscheinlich selbst die größten Blutsauger in der Wirtschaft , sitzen an sicherer Position , graben ohne sich den Finger zu krümmen das dreifache dessen ab , wofür andere 50 Stunden hart schuften müssen. -Wer lebt denn wirklich auf den Taschen des gesamten , ehrlichen Volkes? - es sind die ganzen nimmersatten Ausbeuter in Wirtschaft und Politik , welche überhaupt keine Vorstellungen mehr von dem haben , was ein einfacher Mensch so verdient und an Ausgaben hat......deren Niveau ist so abgehoben , als wüßten sie nicht , daß sich viele schon fürs Existenzminimum (Dach überm Kopf , zu essen und trinken) geradezu aufopfern , zudem noch psychisch und körperlich am Ende sind.(zudem wird Gesundheit auch immer teuerer - ein "Rattenschwanz" , welcher viele Menschen zu ihrem persönlichen Untergang ausselektieren wird.....und keiner der Verantwortlichen fühlt sich verantwortlich - wie eine sauber und profitabel eingeleitete , industrielle Ausbeutung mit folgender Exekution von "lebensunwert gemachtem Lebens" -ein wunderbar funktionierendes , freies Todeslager.....ganz legal).......die Nazis waren dagegen reinste Stümper , welche sich mit ihrer vergleichsweise ehrlichen Direktheit nur selbst verschuldeten , und letztendlich deren Feinden dienten.

Diejenigen jobs die aufgezwungen werden kann ich mir zudem selbst besorgen , dazu brauch ich keine Vermittlung. In meinen Augen werden die Menschen immer mehr im Stich gelassen und bis zu ihrem letzten Atemzug gnadenlos ausgebeutet.

Und ein Pole , der bei uns Spargel erntet , ist sich selbst nicht zu schade dafür , weil er anschließend wieder heim nach Polen geht , wo er doch mehr vom Geld hat , als ein in Deutschland lebender.

Unser Staat geht langsam vor die Hunde , es geht langsam aber sicher ans Eingemachte.
Die Kriminalität wird noch ungeahnte Ausmaße annehmen , die Politiker , Industriellen und Reichen werden sich mehr denn je schützen müssen.

Wir werden aufeinander noch die Waffen richten..........-wer nichts mehr zu verlieren hat , und schon sogut wie zum tode verurteilt ist , holt sich einfach was er/sie zum leben benötigt , auch wenn er/sie dabei sterben kann.
-Egal wie , es wäre dann nur noch die Erlösung vor dem elendiglichen dahingedarbe.
 

agentP

Ritter Kadosch
10. April 2002
5.361
Würdest Du Für 5 Euro Spargelstechen gehen? Wenn ja: Auf Los gehts los!
Oh mann. Ich habe mich über 2 1/2 Jahre damit durchgeschlagen jede Nacht 8 Stunden für 5€/Stunde hinter dem Tresen einer Studentenkneipe zu stehen und zwar mit abgeschlossener Ausbildung in der Tasche. Wenn ich so einen Mumpitz höre, dann geht mir echt der Hut hoch.
Und ja, ich würde das auch wieder tun und Spargelstechen würde ich auch, wenn man meine Arbeitskraft da tatsächlich brauchen würde.

Das Problem mit dem Solidarsystem ist doch nicht, das es geschichtlich überholt, ein politischer Irrweg oder wirtschaftlich nicht tragbar wäre - das Problem ist, das sich ein Teil der Bevölkerung nicht nur dem Solidarprinzip entzieht, in dem es sich mit wenig oder gar keinen Steuern (oder sonstigen Beiträgen) mehr beteiligt.
Ach naja. Man hat die Menschen ja schliesslich seit langem gezielt zur Ünmündigkeit auf der einen und zur Verantwortungsklosigkeit auf der anderen Seite erzogen. Was erwartest du denn, wenn über zig Jahrzehnte der Staat alles an sich reisst und sich vornimmt sich um alles zu kümmern. Natürlich fühlt sich dann keiner mehr zuständig. Wer Geld hat, der sagt sich überspitzt: Ich habe doch schon genug abgedrückt und wer kein´s hat der sagt sich ich kümmer mich nicht darum, das soll gefälligst der Staat erledigen. Das ist imho ein grundsätzliches Problem und keines einer bestimmten Gruppe.

Darüber hinaus belasten die gleichen Leute das Solidarsystem sogar noch unnötig, indem sie ihre Unternehmensgewinne auf Kosten dieses Solidarsystems auch noch erhöhen (und gleich danach auch noch auf die ausufernden Kosten desselben hinweisen...). Da wäre mal der Ansatzpunkt, nicht nur politisch, sondern auch gesellschaftlich. Derartige Verursacher gehören halt einfach nicht noch mit steigenden Umsätzen und gesellschaftlicher Anerkennung belohnt...
Jetzt wird wieder so getan, als bestünde die Wirtschaft nur aus börsennotierten "global playern". Was ist denn mit dem Sonnenstudio, der Bäckerei, dem Einzelhändler, dem Handwerker, dem Mittelständler von nebenan? Gilt das alles für die genauso? Freuen sich die auch alle über die tollen steigenden Umsätze? Oder ist deren Anteil an der Wirtschaftsleistung so gering, daß man sie übergehen kann?
Abgesehen davon profitiert doch eine breite Mittelklasse wunderbar von dem System der letzten Jahrzehnte. Und das wird auch so bleiben, denn das sind schließlich die Wähler, die die Geschenkeverteiler an der Macht halten und deswegen werden die auch weiter Geschenke erhalten. Wer profitiert denn von absetzbaren Werbungskosten, Eigenheimzulage oder Ehegattensplitting (alleine 21 Milliarden(!) pro Jahr an Kosten für den Staat), das sind doch nicht die Mehdorns und Rickes, sondern das sind die Müllers in ihren Vorstadthäuschen mit Garten.
 

penta

Vollkommener Meister
24. Februar 2003
535
:evil:
es ist doch schon sehr erstaunlich wie durch die medien die sozialkürzungen dem menschlichem verstand als gerechtigkeit eingebleut werden. Erstaunt bin ich auch das hier in dem sonst so links ausgerichteten Forum noch leute diese gutheisen.
sicherlich ist ein jeder arbeitsloser bemüht arbeit zu finden aber er muss ja auch seinen lebensunterhalt bestreiten können , und das ist bei vielen verdienstmöglichkeiten einfach nicht mehr gegeben. Ich selbst habe zweimal alle zelte abgebrochen und bin der arbeit hinterher gezogen mit dem ergebnis das ich dafür alle rücklagen geopfert habe und als gut ausgebildeter BWLér jetzt LKW Fahre für einen Hungerlohn 70 stunden die woche . Das zeigt zwar das es möglich ist arbeit zu finden aber wenn man davon leben muss is es nicht so einfach.
Vielfach habe ich auch gelesen Begriffe wie "solidargemeinschaft" "sozialgerechtigkeit" etc. Da Läuft mir die galle über. Fakt ist das die die sich an der gesellschaft bereichern nichts für die gesellschaft tun. Wann wachen die leute endlich auf? sie drängen wie die lämminge zum abgrund und jeder will als erster springen . Was muss eigentlich noch passieren bis es klick macht.

in diesem sinne ,herzlichst Penta
 

Franziskaner

Ritter vom Schwert
4. Januar 2003
2.061
@agentp: Da interpretierst du wieder etwas rein. Ich sprach von einem Teil der Bevölkerung, die sich gezielt dem Solidarsystem entziehen (natürlich nur, was ihren Beitrag, nicht was die Vergünstigungen angeht). Das ich damit den Bäcker um die Ecke oder den Handwerker gemeint haben soll, kann ich nicht nachvollziehen. Du solltest meine Einstellung zum ganz grossen Teil des deutschen Mittelstands so langsam kennen.
 

Lan_Zelot

Geheimer Meister
25. Januar 2006
117
  • Ich lese hier immer wieder Spargel!
Frage: Hat schon irgendjemand gelesen, dass der Spargel auf den Feldern verfault? Bestimmt nicht! Dort fehlen also keine Erntehelfer! Die Plantagenbesitzer klagen auch nicht über zu niedrige Gewinne, die beschweren sich eher über die kühle Witterung, weil die den Ertrag schmälert und nicht mehr über fehlende Hartz-IV-Aushilfskräfte.

Also wurde das »Spargel-Problem« gewollt von den Medien in die Höhe gepuscht, um wieder einmal den Eindruck zu erwecken, Arbeitslose wollten nicht arbeiten und beständen zur Mehrheit nur aus Schmarotzern, die den Bezug von Arbeitslosengeld 2 nicht verdienen.
 

Ein_Liberaler

Ritter des Heiligen Andreas von Schottland
14. September 2003
4.926
phoenix schrieb:
Sich neben hart arbeitende ehrlich Menschen zu stellen und zu sagen, nö, Leute, daß ich mich bei euch einreihe ist mir nicht zuzumuten, ich leb lieber von euren Steuern und Abgaben, das ist so eine richtig asoziale Einstellung.

Ja toll .

Schema F.

Was ist das? Sozialneid ? Ich geh hier arbeiten und die nich?

Dir gefällt morgenroths Einstellung, daß eine Arbeit, die zig Leute völlig freiwillig machen, für ihn keine Alternative zur Stütze wäre?

sicherlich ist ein jeder arbeitsloser bemüht arbeit zu finden aber er muss ja auch seinen lebensunterhalt bestreiten können , und das ist bei vielen verdienstmöglichkeiten einfach nicht mehr gegeben.

Es ist völlig normal, daß bestimmte Jobs nicht genug für eine Familie oder auch nur einen Single abwerfen. Das sind Jobs für Leute, die nebenbei oder hauptsächlich ihre Rente haben oder nicht als einzige in der Familie arbeiten gehen.

Ich selbst habe zweimal alle zelte abgebrochen und bin der arbeit hinterher gezogen mit dem ergebnis das ich dafür alle rücklagen geopfert habe und als gut ausgebildeter BWLér jetzt LKW Fahre für einen Hungerlohn 70 stunden die woche .

Nur beim Staat werden zusätzliche Stellen geschaffen, wenn man nicht genug Untergebene für die überflüssigen Vorgesetzten hat. In der freien Wirtschaft nimmt niemand Rücksicht darauf, ob jemand am Bedarf vorbei studiert hat. Das ist hart, aber anders funktioniert es nicht.

Lan_Zelot schrieb:
Ich lese hier immer wieder Spargel!

Nur, weil morgenroth das Spargelstechen als Beispiel für eine unzumutbare Arbeit angeführt hat.

Frage: Hat schon irgendjemand gelesen, dass der Spargel auf den Feldern verfault? Bestimmt nicht! Dort fehlen also keine Erntehelfer! Die Plantagenbesitzer klagen auch nicht über zu niedrige Gewinne, die beschweren sich eher über die kühle Witterung, weil die den Ertrag schmälert und nicht mehr über fehlende Hartz-IV-Aushilfskräfte.

Genauer gesagt beschweren sie sich darüber, daß eine Mindestquote an Deutschen Arbeitslosen festgelegt worden ist, die sie einstellen müssen. Sie wollen nämlich keine ungeschickten Bummelanten, die sich für was besseres halten, sondern ihre alten Freiwilligen.
 

Winston_Smith

Groß-Pontifex
15. März 2003
2.804
Ich lese hier immer wieder Spargel!

Natürlich ist Spargelstechen nicht die Lösung für alle Probleme. (Wer braucht schon 4,5Mio Spargelstecher?)

Aber es ist ein Beispiel. Es ist ein Beispiel dafür, dass es immernoch Personen gibt, die sich für so eine Arbeit zu fein wären. Meinetwegen können wir auch über Rasenmähen oder Zeitungsaustragen reden.

Oder über McDonalds: In meiner Studizeit habe ich da gearbeitet. Und glaube mir, ich habe viele gesehen, die die Arbeit dort abgelehnt haben, weil sie (in Ihren Augen) zu schlecht bezahlt, zu anstrengend usw war. Und wenn man sich dann noch von einem Studenten, der gerade mal halb so alt wie man selber ist, sich etwas sagen lassen muß ist eh schluß.

Und selbstverständlich haben wir insgesamt zu wenig Arbeitsplätze. Keine Frage. Daran werden auch 1-EURO-Jobs nichts ändern.

Das Thema ist aber das jemand, nachdem er 3 Jobs angeboten bekommen hat, Kürzungen der Leistungen hinnehmen muß.

Und das z.B. der agentp einen dicken Hals bekommt, wenn er sich jahrelang den Hintern aufreißt und sehen muß wie andere den Job nicht machen würden, kann ich verstehen.

ws
 

Lan_Zelot

Geheimer Meister
25. Januar 2006
117
Kaum Missbrauch beim Arbeitslosengeld II (Siehe: http://www.netzeitung.de/arbeitundberuf/403146.html)

Dafür Missbrauch bei den Parlamentariern!
Wenn es ums eigene Geld geht, sind sich die 614 Abgeordneten des Deutschen Bundestages besonders schnell einig. Sie bekommen für ihre Mitarbeiter ab 1. Oktober rund 30 Prozent mehr Geld. Allein das kostet 22 Millionen Euro (Anmerkung zum Vergleich, nur 19 Millionen werden für die Bekämpfung von Links-und Rechtsextremismus ausgegeben) mehr im Jahr.
Die Parlamentarier haben für ihre Mitarbeiter in Berlin und im Wahlkreis statt bisher 10 660 nun 13 660 Euro monatlich zur Verfügung.
Die Union nennt die Erhöhung der Mitarbeiterpauschale "eine gute Entscheidung". Für die SPD ist das "richtig". Sie verweist darauf, daß Abgeordnete in den USA "bis zu 50 Mitarbeiter" hätten...
Quelle: B·Z· Nr. 128/22 vom 3. Juni 2006

Das bekommen die 614 Abgeordneten außerdem:
· 7009 € Diäten ("Abgeordnetenentschädigung"), keine Renten- und Arbeitslosenversicherungsbeiträge, private Krankenversicherung übernimmt z. T. der Staat. Die Diäten sollen im Herbst auf 7100 € steigen.
· 3647 € Kostenpauschale, steuerfrei. Steigt an jedem 1.1. mit den Lebenshaltungskosten.
· Kostenlose Inlandsflüge, Bahn-, BVG-Tickets, Nutzung der Fahrbereitschaft des Bundestages.
· Übergangsgeld nach Ausscheiden in Höhe von 1 Diät pro Jahr (nach 12 Jahren 84 108 €).
· Pension ("Altersentschädigung"), wer weniger als 8 Jahre im Bundestag ist, wird in der Rentenversicherung nachversichert. Wer länger dabei ist, bekommt z.B. nach 12 Jahren 36% der Diät pro Monat - und schon ab dem 55. Lebensjahr.
 

Harold_Smith

Geselle
26. Mai 2006
12
Mein Senf als Außenstehender, da ich aus Österreich komme:

Hier bekommst als ausgebildeter Schlosser etwa 9 Euro die Stunde. Das macht am Ende des Monats etwa 1150 Euro netto. Arbeitslosengeld sind 60 %, bei mir waren es 650 Euro. Davon mußte ich allerdings noch Wohnung und Auto (am Land kannst Jobsuche ohne Auto vergessen da die meinsten Firmen Schichtarbeit voraussetzen) bezahlen. Bis du den Antrag auf Arbeitslosenunterstützung abgeben mußt, kannst dir schon mal 10 Tage Zeit lassen. Die du schon bezahlt bekommst. Dann bekommst - falls vorhanden - die erstbesten Jobangebote in die Hand gedrückt. Zumutbar ist dabei eigentlich jeder Job meiner Qualifikation innerhalb Österreichs. Allerdings nehmen die es nicht so genau. Da wirst auch schon mal als Betriebsschlosser verkauft obwohl du immer in der Produktion warst...
Dann hast einen Monat Zeit, dich zu bewerben. Naja, eigentlich nur eine Woche, aber der nächste Termin beim AMS ist erst einen Monat später. Denen erzählst dann daß du noch auf eine Antwort von einer vielversprechenen Bewerbung wartest und schon hast wieder einen Monat gewonnen. Nach zwei Monaten werden sie schon etwas grantig, aber selbst wenn du deren Angebote völlig ignoriert hast, kommst nochmal einen Monat durch.
Fazit: Drei Monate auf Staatskosten, obwohl genug Jobs da wären. Ich weiß jetzt nicht wie lange ich das Spiel noch spielen hätte können, da ich noch nie länger arbeitslos war.
Ich will mir kein Urteil über Deutschland anmaßen da die Lage nicht vergleichbar ist, aber hier wird es einem definitiv zu leicht gemacht, nicht arbeiten zu gehen. Ich verstehe auch nicht warum jede Leasingfirma soweit ist, das Profil eines Bewerbers aufzunehmen und selbst an Firmen zu verschicken und das AMS nicht - obwohl die doch viel mehr daran interessiert sein müßten. Und ich habe den Eindruck daß es dem AMS wichtiger ist, offene Stellen zu besetzen als Menschen zu vermitteln. Es sollte umgekehrt sein...
Meiner Meinung nach darf sich auch jemand, der eine Ausbildung aus "Null-Bock"-Gründen abbricht, nicht darüber wunder daß er dann eine Arbeit angeboten bekommt, die unter seiner Würde ist...
 

agentP

Ritter Kadosch
10. April 2002
5.361
Franziskaner schrieb:
@agentp: Da interpretierst du wieder etwas rein. Ich sprach von einem Teil der Bevölkerung, die sich gezielt dem Solidarsystem entziehen (natürlich nur, was ihren Beitrag, nicht was die Vergünstigungen angeht). Das ich damit den Bäcker um die Ecke oder den Handwerker gemeint haben soll, kann ich nicht nachvollziehen. Du solltest meine Einstellung zum ganz grossen Teil des deutschen Mittelstands so langsam kennen.

Moment. Den Bäcker habe ich doch auf folgendes hin in´s Spiel gebracht:
Darüber hinaus belasten die gleichen Leute das Solidarsystem sogar noch unnötig, indem sie ihre Unternehmensgewinne auf Kosten dieses Solidarsystems auch noch erhöhen (und gleich danach auch noch auf die ausufernden Kosten desselben hinweisen...).
Der Bäcker, Friseur oder mittelständische Unternehmer leidet womöglich tatsächlich unter den Kosten des Solidarsystems. So wird aber hier nicht unterschieden, sondern klassisch marxistisch nach Unternehmer, der Gewinne erziehlt und Arbeiter.
Wenn ich dich da trotzdem missverstanden habe, dann bitte ich schon mal um Verzeihung, aber dann würde mich durchaus interessieren, wer genau mit "die gleichen Leute", die das Solidarsystem belasten gemeint ist.
 

Franziskaner

Ritter vom Schwert
4. Januar 2003
2.061
agentP schrieb:
Wenn ich dich da trotzdem missverstanden habe, dann bitte ich schon mal um Verzeihung, aber dann würde mich durchaus interessieren, wer genau mit "die gleichen Leute", die das Solidarsystem belasten gemeint ist.

Manchmal ist es schon etwas mühsam, die gleichen Sachen immer wieder penibel genau erklären zu müssen... :(

Zahlt der von dir angesprochene Bäcker Steuern? Oder setzt er mal kurz ein paar Hundert oder Tausend Leute zu Gunsten des Aktienkurses frei (sprich, erhöht er seinen Unternehmenswert zu Lasten der Arbeitslosenversicherung)?

Ich rede hier weder pauschal von Bäckern noch pauschal von Grossunternehmen, aber ich schätze mal, du findest in jeder Betriebsgrösse Unternehmer, die sich kompatibel zum sozialen System verhalten und solche, die das nicht tun.

Und eben letztere gehören schlichtweg nicht noch mit Steuererleichterungen belohnt. Oder dadurch, das man Milch-Müllers Joghurt oder Schumis Merchandising kauft.
 

agentP

Ritter Kadosch
10. April 2002
5.361
Nein natürlich nicht. Der Bäcker setzt seine Leute auf die Strasse, wenn er nicht mehr genug Arbeit für sie hat. Allerdings stellt er womöglich dann fest, daß das gar nicht so leicht ist, weil für ihn dummerweise die gleichen Gesetze gelten, wie für die Telekom und wenn er dann doch wieder jemanden einstellen will, dann stellt er fest, dass das teuer ist, weil er ja für seinen Bäckergesellen genauso hohe Abgaben abdrücken muß, wie die Telekom für den Techniker.
Wenn du natürlich tatsächlich nur die Leute meinst, die dem Staat Einnahmen entziehen, indem sie ihn bescheissen, dann gebe ich dir unumwunden recht.
Allerdings wäre mein Vorschlag nicht die Abgagen zu erhöhen um den Schwund auszugleichen, sondern Schluplöcher zu stopfen, am besten indem man das ganze System vereinfacht und homogenisiert.
 

Franziskaner

Ritter vom Schwert
4. Januar 2003
2.061
agentP schrieb:
Nein natürlich nicht. Der Bäcker setzt seine Leute auf die Strasse, wenn er nicht mehr genug Arbeit für sie hat. Allerdings stellt er womöglich dann fest, daß das gar nicht so leicht ist, weil für ihn dummerweise die gleichen Gesetze gelten

Achja, der ach so schlimme Kündigungsschutz, der in Kleinfirmen eh nicht gilt...wie konnten wir mit dem bloss so lange überleben? Das der viele einschränkt, ist mir wohl bewusst. Allerdings sollten gerade die Arbeitgeber nicht immer vergessen, das sie durch den Kündigungsschutz im Arbeitsrecht ja auch ihre Vorteile haben.

dann stellt er fest, dass das teuer ist, weil er ja für seinen Bäckergesellen genauso hohe Abgaben abdrücken muß, wie die Telekom für den Techniker.

I.d.R. drückt der Bäcker sogar mehr ab, weil die Körperschaftssteuer bei der Telekom bloss 25% beträgt, die normalerweise in Personengesellschaften angelegten Kleinbetriebe aber höher besteuert werden. Da wär ich beispielsweise stark dafür, die Personengesellschaften weniger zu besteuern, anstatt jetzt darüber nachzudenken, die Körperschaftssteuer nochmal abzusenken.

Wenn du natürlich tatsächlich nur die Leute meinst, die dem Staat Einnahmen entziehen, indem sie ihn bescheissen, dann gebe ich dir unumwunden recht.

Falls das immer noch nicht klar ist: Ja, genau die meine ich! Und die gibt es halt nicht nur auf Seiten von arbeitsunwilligen ALG-II Empfängern. Wenn ich sehe, das sich beispielsweise Theo Müller den Abbau von 20 Arbeitsplätzen vom Land Sachsen mit 70 Mio. Euro subventionieren lässt, frag ich mich schon, wo hier das asoziale Verhalten richtige Löcher in den Haushalt reisst...

Allerdings wäre mein Vorschlag nicht die Abgagen zu erhöhen um den Schwund auszugleichen, sondern Schluplöcher zu stopfen, am besten indem man das ganze System vereinfacht und homogenisiert.

Vom Prinzip her kein Widerspruch. Was ich halt sehe, ist, das momentan die "Schlupflöcher" für die finanziell eh nicht so auf Rosen gebetteten (wie KM-Pauschale, Eigenheimzulage) abgebaut werden, während die für grosse Unternehmen wie z.B. Daimler bestehen bleiben, damit die auch weiterhin kaum oder keine Steuern zahlen.
 

agentP

Ritter Kadosch
10. April 2002
5.361
Achja, der ach so schlimme Kündigungsschutz, der in Kleinfirmen eh nicht gilt...wie konnten wir mit dem bloss so lange überleben?
Es gibt ja nicht nur Kleinfirmen und Riesenkonzerne, sondern eine ganze Menge firmen irgendwo dazwischen und genau die erwirtschaften meines Wissens immer noch die meiste Kohle.
Vielleicht konnten wir deshalb damit so lange überleben, weil die Rahmenbedingungen andere waren? Weil wir weniger Konkurrenz von aussen hatten? Weil die Bürokratie immer stärker wuchert? Keine Ahnung, aber die Erklärung, daß die grossen Börsenunternehmen alleine verantwortlich sein sollen befriedigt mich ehrlichgesagt nicht wirklich. Wobei mir schon klar ist, daß das nicht deine Meinung ist, aber insgesamt könnte man bei einigen Postings im Thread schon auf die Idee kommen, als würden manche so "binär" denken.

Wenn ich sehe, das sich beispielsweise Theo Müller den Abbau von 20 Arbeitsplätzen vom Land Sachsen mit 70 Mio. Euro subventionieren lässt, frag ich mich schon, wo hier das asoziale Verhalten richtige Löcher in den Haushalt reisst...
Und ich frage mich an der Stelle erst mal, wer sich so schwachsinnige Subventionen einfallen lässt und welcher Idiot die wohl vergeben hat, denn dass jemand ein Geldgeschenk abnnimmt wundert mich eher weniger.

Vom Prinzip her kein Widerspruch. Was ich halt sehe, ist, das momentan die "Schlupflöcher" für die finanziell eh nicht so auf Rosen gebetteten (wie KM-Pauschale, Eigenheimzulage) abgebaut werden, während die für grosse Unternehmen wie z.B. Daimler bestehen bleiben, damit die auch weiterhin kaum oder keine Steuern zahlen.
Da bin ich auch sehr dafür, daß man nicht gerade da anfängt, wo es die Schwächsten trifft. Allerdings wie gesagt, solange 80% der Wähler immer noch immer noch relativ satt sind, wird man sich hüten, ausgerechnet deren Stimmen zu riskieren. Warum du die Eigenheimzulage aufführst verstehe ich übrigens gar nicht, denn mit oder ohne der Zulage bauen Häuser nur Leute, die ich nun nicht gerade zu den Ärmsten zählen würde. Deswegen ist gerade das für mich ein typisches Beispiel für eine horizontale Umverteilung zwischen einigermassen abgesicherten Bevölkerungsgruppen. Aber vielleicht liegt das auch daran, daß mir diese deutsche "Häuslebauermentalität" ohnehin suspekt ist. :wink:
 

holo

Frechdachs
27. August 2005
2.712
agentP schrieb:
Und ich frage mich an der Stelle erst mal, wer sich so schwachsinnige Subventionen einfallen lässt und welcher Idiot die wohl vergeben hat, denn dass jemand ein Geldgeschenk abnnimmt wundert mich eher weniger.
Das dürfte meines Wissens die EU gewesen sein.

Gruß
Holo
 

Franziskaner

Ritter vom Schwert
4. Januar 2003
2.061
agentP schrieb:
Vielleicht konnten wir deshalb damit so lange überleben, weil die Rahmenbedingungen andere waren? Weil wir weniger Konkurrenz von aussen hatten?

Ich finde ja gerade für den Mittelstand hat der Kündigungsschutz auch positive Auswirkungen. Zum Beispiel ist die Fluktuation geringer, jemand wechselt eben nicht einfach so wegen ein paar Euro mehr den Arbeitsplatz, wenn er dadurch erst mal 6 Monate keinen KS mehr hat. Das Job-Hopping ist also geringer, von daher auch längere Planungssicherheit bei den Betrieben. Was auch dazu führt, das das Unternehmen die Investitionen in Aus- und Weiterbildung länger nutzen kann. Könnte man sich jetzt mal Gedanken darüber machen, warum die positiven Effekte des KS in jeder Diskussion einfach immer so unter den Tisch fallen...

Aber vielleicht liegt das auch daran, daß mir diese deutsche "Häuslebauermentalität" ohnehin suspekt ist. :wink:

Du bisch halt oifach koi Schwoab net... :wink:

Aber vielleicht reden wir mal darüber, ob die Kürzung der Eigenheimzulage nun zu mehr oder zu weniger Hausbauten führt. Und ob da eher die grossen Bauträger darunter zu leiden haben, oder eher die kleinen Handwerker wie Maurer, Elektriker und Maler vor Ort...
 

agentP

Ritter Kadosch
10. April 2002
5.361
Aber vielleicht reden wir mal darüber, ob die Kürzung der Eigenheimzulage nun zu mehr oder zu weniger Hausbauten führt. Und ob da eher die grossen Bauträger darunter zu leiden haben, oder eher die kleinen Handwerker wie Maurer, Elektriker und Maler vor Ort...
Ich nehme an vor allem die kleinen Handwerker, aber ehrlichgesagt: wenn die tatsächlich nur überleben, weil irgendwelche Beamten Steuergelder durch die Gegend schieben, dann halte ich das für ebenso problematisch wie wenn Kohlegruben und Bauernhöfe nur durch Subventionierung am Leben gehalten werden. Von mir aus kann man das ja ein paar Jahre praktizieren um dem Wandel die Härte zu nehmen, aber man sollte vielleicht schon grundsätzlich auch als Ziel haben, irgendwann wieder damit aufzuhören und nicht jahrzehntelang weiterzusubventionieren, wie z.B. beim Kohlebergbau.
 

Franziskaner

Ritter vom Schwert
4. Januar 2003
2.061
agentP schrieb:
Von mir aus kann man das ja ein paar Jahre praktizieren um dem Wandel die Härte zu nehmen, aber man sollte vielleicht schon grundsätzlich auch als Ziel haben, irgendwann wieder damit aufzuhören und nicht jahrzehntelang weiterzusubventionieren, wie z.B. beim Kohlebergbau.

Stimm ich dir zu. Das Problem, das ich habe, ist eben, das mit dem Subventionieren momentan da aufgehört hat, wo es für den lokalen, kleinen Mittelständler (der eben auch Arbeit und Lohn lokal verteilt) einen Zweck hat und da weitergemacht wird mit Subventionen, wo "der Speck uff die Würscht kommt", wie's bei uns heisst.
 

morgenroth

Geheimer Sekretär
6. September 2003
685
Nur um den Spargel-Shit mal zu relativieren: Da hier einige argumentieren, sie hätten auch schon mal für 5 Euro bspw. hinter der Theke gestanden - das habe ich auch schon. Ich habe Zeitungen ausgetragen. Damals war ich auf mich selbst gestellt und hatte keine Verantwortung zu tragen - weder einer Familie gegenüber noch einer gesellschaftlichen Rolle. Sogar in fortgeschrittenen Jahren habe ich auf 50% meines Lohnes verzichtet, weil ich gesehen habe, dass es dem Betrieb wirklich schlecht ging - alles kein Problem.

Probleme bekomme ich, wenn man von mir verlangt für einen "Sklavenlohn" zu arbeiten, obwohl es meinem Chef gut geht. Ich bin nicht gewillt, Zeit meines Lebens dafür zu verschwenden, mich treten zulassen, um andere zu bereichern.

Wie bitteschön, sollen denn die immer breiter werdenden 5 Euro-Massen irgendetwas konsumieren, damit unterm Strich, für alle was rausspringt.
 

agentP

Ritter Kadosch
10. April 2002
5.361
Was ist dir denn nun lieber: Soll ich auf deine Polemik genauso polemisch antworten oder soll ich mir eine Antwort um der sachlichen Diskussion Willen verkneifen?
Ich denke ich verzichte mal.

@Franziskaner
Und hältst du den Gedanken für so abwegig, daß in dem Wirrwar von Subventions- und Umverteilungsmechanismen, die Politiker und Bürokraten längst den Überblick verloren haben und keiner mehr weiss, was eigentlich irgendwo anders passiert, wenn man hier an dieser und jener Schraube dreht?
 
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