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Geheimer Meister
25. Oktober 2020
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Zusammenfassung: Propaganda, militärische Planspiele und die Rolle von Atomwaffen

Im Interview zwischen Jasmin Kosubek und dem Propagandaforscher Dr. Jonas Tögel wird intensiv beleuchtet, wie Propaganda, militärische Planspiele und atomare Bedrohung in modernen Gesellschaften miteinander verwoben sind. Die Analyse reicht von historischen Planspielen des Kalten Krieges bis zu den aktuellen Mechanismen der Meinungsmanipulation.

Militärische Planspiele und die Normalisierung von Atomwaffen

Dr. Tögel analysiert zwei zentrale militärische Planspiele des Kalten Krieges, „Carte Blanche“ (1955) und „Winter Cimex“ (1989), die die Zerstörung Europas durch Atomwaffen simulierten:
  • „Carte Blanche“ (1955):
    • Dieses Planspiel untersuchte den taktischen Einsatz von Atomwaffen zur Abwehr eines feindlichen Vormarschs in Mitteleuropa. Es zeigte, wie verheerend ein solcher Einsatz wäre: Millionen Tote und unbewohnbare Regionen.
    • Im Planspiel ‚Carte Blanche‘ wurde simuliert, wie vorrückende sowjetische Truppen durch den Einsatz von Atomwaffen gestoppt werden könnten. Dabei wurde jedoch die Vernichtung großer Teile Deutschlands bewusst in Kauf genommen. Es wurde klar, dass die Bevölkerung in diesen Szenarien nicht geschützt, sondern geopfert würde.“
    • Ziel war es, die strategischen Vorteile abzuwägen, während die katastrophalen humanitären Konsequenzen oft nur am Rande thematisiert wurden.
  • „Winter Cimex“ (1989):
    • Dieses Szenario testete, wie die NATO auf einen groß angelegten Konflikt mit nuklearer und konventioneller Kriegsführung reagieren könnte. Es diente vor allem dazu, die Handlungsfähigkeit der westlichen Allianz zu prüfen.
Dr. Tögel verdeutlicht, dass diese Planspiele dazu beitrugen, den Einsatz von Atomwaffen als „logische“ militärische Option zu betrachten.
  • "In den 1980er Jahren gab es tatsächlich Militärs im Pentagon, die sagten: ‚Wie wäre es, wenn wir einen Atomkrieg so führen, dass wir ihn gewinnen können?‘ Sie entwickelten Strategien für einen Erstschlag, bei dem die Raketen so platziert werden, dass sie die maximale Zerstörung beim Gegner anrichten, aber uns noch als Sieger hervorbringen. Natürlich mit Millionen Toten – aber als ‚Sieg‘ deklariert.
Sie etablierten eine Denkweise, in der die Zivilbevölkerung als unvermeidliche Opfer militärischer Notwendigkeiten dargestellt wurde.
  • Die militärische Logik in diesen Planspielen ist erschreckend direkt. Es geht nicht um Demokratie, Menschenrechte oder die Bevölkerung – es geht um die Kontrolle des Schlachtfeldes und den militärischen Sieg. Die Zivilbevölkerung wird als Kollateralschaden betrachtet.
MAD – Die Strategie der „Gegenseitig gesicherten Zerstörung“
Ein zentraler Bestandteil dieser Diskussion ist das Prinzip der Mutually Assured Destruction (MAD):
  • MAD war die Abschreckungsstrategie des Kalten Krieges, bei der sowohl die USA als auch die Sowjetunion über genügend Atomwaffen verfügten, um im Falle eines Angriffs die totale Zerstörung des Gegners zu garantieren. Diese Strategie beruhte auf der Annahme, dass kein rationaler Akteur bereit wäre, einen Konflikt zu beginnen, der zur gegenseitigen Auslöschung führen würde.
Trotz ihrer scheinbaren Stabilität hatte die MAD-Doktrin gravierende Schwächen:
  • Militärische Planspiele zeigten, wie schnell auch ein begrenzter Einsatz von Atomwaffen eskalieren könnte.
  • Propaganda trug dazu bei, die Bevölkerung an die Logik der nuklearen Abschreckung zu gewöhnen und Atomwaffen als notwendiges Übel für den Frieden darzustellen.
Dr. Tögel betont, dass MAD nicht nur eine Strategie der Abschreckung war, sondern auch die Militarisierung der Gesellschaft und die Akzeptanz von Atomwaffen förderte.

Propaganda und Manipulation der öffentlichen Meinung

Ein zentraler Aspekt des Interviews ist die Rolle der Propaganda bei der Steuerung der öffentlichen Meinung:
  • Tögel erklärt, wie Soft-Power-Techniken und gezielte Informationssteuerung genutzt wurden, um Zustimmung für militärische Maßnahmen zu schaffen.
  • Beispiele wie die Plattform X (ehemals Twitter) zeigen, wie moderne Medien als Debattenräume sowohl Chancen (z. B. Meinungsfreiheit) als auch Risiken (z. B. Manipulation durch Algorithmen) bergen. Elon Musk, der Besitzer der Plattform, wird dabei sowohl als Förderer des offenen Diskurses als auch als möglicher Manipulator der Öffentlichkeit gesehen.

Psychologische Auswirkungen: Erlernte Hilflosigkeit

Ein weiterer zentraler Punkt ist die psychologische Dimension der Propaganda:
  • Durch ständige Konfrontation mit negativen Szenarien wie einem möglichen Atomkrieg oder politischen Krisen wird die Gesellschaft in einen Zustand der Resignation versetzt.
  • Diese „erlernte Hilflosigkeit“ führt zu Apathie und Passivität, wodurch die Bereitschaft sinkt, aktiv gegen politische oder militärische Entscheidungen vorzugehen.

Die Gefahr einer neuen Eskalation

Dr. Tögel sieht eine alarmierende Parallele zwischen den Denkweisen des Kalten Krieges und der heutigen geopolitischen Situation:
  • Die zunehmende Verbreitung von Propaganda und die anhaltende Abhängigkeit von militärischen Strategien wie MAD erhöhen die Gefahr einer erneuten kriegerischen Eskalation.
  • Gleichzeitig zeigt die Forschung, dass eine kritische und informierte Öffentlichkeit der Schlüssel ist, um Frieden zu sichern und destruktive Strategien zu hinterfragen.
  1. Begrenzte Atomwaffenstrategie:
    • Es wurde überlegt, ob es möglich sei, einen begrenzten Atomkrieg zu führen, der nur auf Europa beschränkt bleibt. Das Ziel war, den Konflikt militärisch zu gewinnen, ohne die USA und die Sowjetunion vollständig zu vernichten.
    • Militärische Strategen diskutierten den Einsatz sogenannter „Mini-Nukes“ oder taktischer Atomwaffen, um vorrückende sowjetische Truppen aufzuhalten. Dies hätte jedoch bedeutende Teile Europas zerstört, insbesondere Deutschland, das im Mittelpunkt dieser Planspiele stand.
  2. Eskalationswahrscheinlichkeit:
    • In diesen Planspielen wird eine Eskalationswahrscheinlichkeit von etwa 25 % angenommen. Das bedeutet, dass bei jedem vierten Szenario ein begrenzter Konflikt in einen totalen Krieg eskalieren könnte. Das ist Wahnsinn, wenn man bedenkt, welche Konsequenzen dies hätte.
    • Diese Simulationen verdeutlichen die fragilen Grenzen zwischen Abschreckung und Eskalation, da technische Fehler, Missverständnisse oder menschliches Versagen schnell zu einem unkontrollierten Krieg führen könnten.
Der Weg zu Frieden und öffentlicher Aufklärung:
  • Dr. Tögel betont, dass die öffentliche Meinung der entscheidende Faktor für Frieden ist. Eine informierte und engagierte Gesellschaft kann politische Führungen dazu drängen, friedliche Lösungen zu suchen.
  • Im Kalten Krieg war es die öffentliche Meinung, die diese Pläne immer wieder durchkreuzt hat. Der Wunsch nach Frieden nach dem Zweiten Weltkrieg war so stark, dass es unmöglich war, diese Szenarien ohne massiven Widerstand umzusetzen.
  • Es ist jedoch notwendig, den „Propagandavorhang“ zur Seite zu ziehen und den Menschen die Mechanismen hinter den Entscheidungen und Berichterstattungen verständlich zu machen.
  • Öffentliche Meinung als Gegenmittel: Die öffentliche Meinung hat nach dem Zweiten Weltkrieg immer wieder dazu beigetragen, diesen Wahnsinn zu stoppen. Heute sehen wir jedoch, dass diese Wachsamkeit schwindet, weil die Mechanismen der kognitiven Kriegsführung es geschafft haben, die Menschen in eine Art Apathie zu versetzen.
  • „Gefährliche Apathie heute“:
    • Die kognitive Kriegsführung hat es heute geschafft, den Vorhang vor unsere Augen zu ziehen. Die Menschen sind weniger wachsam und weniger bereit, Widerstand zu leisten. Es ist erschreckend, wie gering der öffentliche Druck gegen diese wiederauflebenden militärischen Strategien ist.
  • „Wissen ist der Schlüssel“:
    • Nur durch das Aufdecken dieser Pläne und die Aufklärung der Bevölkerung können wir verhindern, dass solche Szenarien Realität werden. Die öffentliche Meinung bleibt das größte Gegenmittel gegen den Wahnsinn der Eskalation.

Fazit: Für Frieden und gegen Manipulation

Tögel plädiert für eine kritische Auseinandersetzung mit diesen Themen und eine informierte Öffentlichkeit, die in der Lage ist, Manipulation und Propaganda zu durchschauen, um eine friedlichere Zukunft zu gestalten.
 
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