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Komische Heilige (Vorsicht, eklig!)

Giacomo_S

Prinz der Gnade
13. August 2003
4.327
Aus aktuellem Anlaß (Tod des Papstes) zitiere ich hier einige Texte, die ich gerade in einem sehr spannenden Buch fand.
Der Titel des Buches heißt Das Kreuz mit der Kirche. Eine Sexualgeschichte des Christentums und ist von Karlheinz Deschner.

Parallel dazu möchte ich einige "offizielle" Stellungnahmen zitieren.
Diese sprechen oft für sich: Der Umdeutung offensichtlicher Neurotiker zu "Heiligen" oder "Kirchenlehrern".

Die Askese in Mittelalter und Neuzeit

Maria Magdalena dei Pazzi

Deschner schrieb:
Die heilige Maria Magdalena dei Pazzi (1566-1607), eine Karmeliterin aus Florenz, eine der "hervorragendsten Mystikerinnen ihres Ordens", wälzte sich in Dornen, ließ sich heißes Wachs auf die Haut träufeln, beschimpfen, aufs Gesicht treten und peitschen, was sie offenbar am meisten entzückte, tat es die Priorin im Beisein aller. Dabei stöhnte sie: "Es ist genug, entfache nicht stärker diese Flamme, die mich verzehrt. Nicht diese Todesart ist es, die ich mir wünsche. Sie ist mit allzuviel Vergnügungen und Seligkeit verbunden."

Heiligenlexikon schrieb:
Qualvolle körperliche Leiden und seelische Belastungen überwindend, wurde sie zu einer der hervorragendsten Mystikerinnen ihres Ordens.
Heiligenlexikon, voller Text


Marguerite Marie Alacoque

Deschner schrieb:
Die französische Salesianerin Marguerite Marie Alacoque (1647-1690) schnitt sich ein Jesusmonogramm in die Brust und brannte es, als es zu schnell heilte, mit einer Kerze wieder aus. Sie trank zeitweise nur Waschwasser, aß verschimmeltes Brot, faules Obst, wischte einmal mit der zunge den Auswurf eines Patienten auf und beschreibt uns in ihrer Selbstbiografie das Glück, das sie empfand, als sie ihren Mund mit den Fäkalien eines Mannes gefüllt hatte, der an Durchfall litt. Für dererlei Kotfetischismus aber durfte sie nachts lange das Herz Jesu küssen. der sie eigenhändig hielt. Papst Pius IX. sprach sie 1864 heilig !

heiligenlexikon schrieb:
Margareta Marias mystische Erfahrungen hielten an, kritisch beäugt von den Ordensvorgesetzten und strengen Prüfungen unterworfen.
Heiligenlexikon, voller Text

Angela von Foligno

Deschner schrieb:
Die heilige Angela von Foligno (1248-1309) genoß das Waschwasser von Aussätzigen. "Nie hatte ich mit solcher Wonne getrunken", bekennt sie. "Ein Stück der schorfigen Haut aus den Wunden der Aussätzigen war in meiner Kehle stecken geblieben. Statt es auszuspucken, gab ich mir große Mühe, es herunterzuschlucken, und es gelang mir auch. Ich meinte, ich habe eben kommuniziert. Nie vermag ich die Wonnen auszudrücken, die mich überliefen."

Heiligenlexikon schrieb:
Immer mehr mystische Erlebnisse und Gnadenbeweise wurden ihr nun zuteil, Krankheiten und Schmerzen trug sie geduldig.
Heiligenlexikon, voller Text

Katharina von Genua

Deschner schrieb:
Katharina von Genua (1447-1510) kaute Schmutz von alten Armenkleidern, wobei sie Dreck und Läuse verschluckte. Sie wurde 1737 kanonisiert

Heiligenlexikon schrieb:
Sie selbst kasteite sich, währenmd der Fastenzeit ernährte sie sich nur von der Kommunion.
Heiligenlexikon, voller Text
 

Giacomo_S

Prinz der Gnade
13. August 2003
4.327
Winston_Smith schrieb:
Was findest Du daran "komisch"?!?!

"Komisch" in dem Sinne, daß man Menschen zu "Heiligen", oder um es einmal anders zu sagen: Zu nach katholischer Lesart erstrebenswerten Vorbildern, machte, die nichts anderes waren als Neurotiker.

Wenn sie denn so erstebenswerte Vorbilder sind, warum traut man sich dann von offizieller Seite nicht, sie so darzustellen, wie sie waren ?
 

FreeBird

Geheimer Meister
28. Januar 2004
437
puke.gif


Ich bitte das nächste mal um einen Warnhinweis: Das Lesen des Eingangspostings könnte Ihr Mittagessen wieder zum Vorschein bringen!

Und vielleicht sollte der Thread besser in Verhaltensgestörte Heilige umbenannt werden....
 

Giacomo_S

Prinz der Gnade
13. August 2003
4.327
Wieso denn eklig ? Sind doch nur ganz katholische Verhaltensweisen.

Christlich im Wortsinne sind sie nicht:

Deschner schrieb:
Endlich aber war Jesus selbst kein Asket. sein vierzigtägiges Fasten steht nur in der Versuchungslegende, die deutlich das Mythische streift, zudem zahlreiche vorchristliche Parallelen hat, bei Herakles, Zarathustra, Buddha. Auch ist dieses dubiose Hungern gänzlich singulär. Jesus haust nicht, wie Johannes der Täufer, in der Wüste, trennt sich vielmehr von ihm, gerade weil er seine Kasteiung verwirft. Er bekämpft ja auch die Askese der Pharisäer. Er meidet nicht die Welt, die Freuden, die Feste, fastet so wenig hingegen, daß ihn seine Feinde "Fresser und Weinsäufer" schelten. Fällt doch auf, wie oft er Gast oder Gastgeber ist. (...) Vielmehr befiehlt der Barnabasbrief, eine Unterweisung aus dem Kreis der Apostolischen Väter: "Was soll mir euer Fasten ? ... Und wenn ihr euren Nacken bis zu einem Kreis beugt und euch in einen Bußsack werft und auf Asche euch bettet, haltet es deshalb nicht für ein wohlgefälliges Fasten ... aber jeder löse sich von der Fessel der Ungerechtigkeit und schalte aus die Schlinge gewaltsamer Verträge und gebe die Bedrückten frei und zerreiße jeden schlechten Handel. Teile dein Brot mit den Hungrigen, und siehst du einen Nackten, bekleide ihn und Obdachlose nimm zu dir auf."

Die Askes beginnt mit Paulus:

Deschner schrieb:
Paulus, der außer Christus und seiner Lehre "alles für Schaden", "alles für Kot" hält, sich und seinesgleichen aber für "Christi Wohlgeruch", induzierte nicht nur eine Reihe scharf antijesuanischer, das Christentum recht eigentlich erst begründender Dogmen, sondern führte auch schon die Diffamierung der Sexualität ein, die Zurücksetzung der Frau, die Geringschätzung der Ehe und die Askese. (...) Immer wieder bekämpft Paulus - vielleicht von Kind an impotent, zumindest aber randvoll von sexuellen Komplexen - die "Unzucht", das "Laster", "die Werke der Finsternis", "Schwelgereien und Trinkgelage", "Unzucht und Ausschweifungen", den "Verkehr mit unzüchtigen Leuten", "Unzüchtige", "Ehebrecher", "Lüstlinge und Knabenschänder" - Homosexuelle nennt das Neue Testament "Hunde" - "Unsittlichkeit, Unzucht und ausschweifende Lebensweise". Dies steht an der Spitze. Erst dann folgen Götzendienst, Feindseligkeit, Zank, Zerwürfnis und anderes. Immer wieder liest man: "So ertötet denn eure Glieder, die an der Erde haften, in denen Unzucht, Unsittlichkeit, Leidenschaft, böse Begierde wohnen..." "Fliehet die Unzucht ! Jede andere Sünde, die ein Mensch begeht, bleibt außerhalb seines Leibes, der Unzüchtige aber sündigt gegen seinen eigenen Leib." (...)
Paulus eröffnet die Diskussion mit einem fundamentalen Satz, es sei "für den Mann gut, kein Weib zu berühren". er verbietet die Ehe nicht, hält sie für besser sogar als Brunst leiden, wünscht aber dennoch, "daß alle Menschen so wären wie ich", also ehelos. Er nennt dies ausdrücklich "empfehlenswert". Männer, Frauen, Witwen, Mädchen, alle möchte er am liebsten von der ehe "verschont", ohne Ehe "glücklicher" sehen - eine Konzession doch nur an das sündige Fleisch, ein notwendiges Übel, bloß erlaubt "um (der Vermeidung) der Hurerei willen", und unverheiratet bleiben ist "besser".
 

Franziskaner

Ritter vom Schwert
4. Januar 2003
2.061
tja, als Masochist und NS/KV Liebhaber hatte man es früher einfacher, da wurde man heilig gesprochen. Heutzutage muss man sich mit einem Kurzauftritt bei "Liebe Sünde" begnügen... :wink: :lol:
 

Seth_007

Lehrling
6. April 2005
2
Bildungslücke

Hallo alle

Wer in Gottes Namen ist dieser Descher?

Kann da jeder etwas aus den heiligen Texten interprätieren und so zurecht legen, um anderen einen auf den Deckel zu geben.

Bitte um Infos, mehr über seine Biografie zu erfahren.

Das bringt die notwendige Qualität wieder zurück.

Gruss
 

fumarat

Erhabener auserwählter Ritter
21. Januar 2003
1.133
Nicht dass ich daran zweifeln würde, dass so manch ein "Heiliger" in Wahrheit ganz und gar Unheilig war, doch würde mich interessieren, ob Deschner denn in seinem Buch auch zuverlässige Quellen anführt?


Grüße fumarat
 

Diskordias Legionär

Geheimer Sekretär
25. April 2002
606
Was das mit Liebe Sünde zutun hat?

=> heute kann man sich dort zeigen im Gegensatz zu früher...damals musste man noch ins Kloster...
Deschner schrieb:
, aufs Gesicht treten und peitschen, was sie offenbar am meisten entzückte, tat es die Priorin im Beisein aller.

@ Seth007

Hast Du hände, evtl sogar Finger??? Es gibt sowas wie google...Qualität und so...
 

Giacomo_S

Prinz der Gnade
13. August 2003
4.327
fumarat schrieb:
Nicht dass ich daran zweifeln würde, dass so manch ein "Heiliger" in Wahrheit ganz und gar Unheilig war, doch würde mich interessieren, ob Deschner denn in seinem Buch auch zuverlässige Quellen anführt?


Grüße fumarat

In großer Anzahl, ja.
Die o.g. Beschreibungen beruhen auf Selbstbiographien oder auf Aussagen von Zeitgenossen.
 
G

Guest

Gast
Ich hab da noch eine:

Katharina von Siena, die die Kunst des 14, Jahrhunderts, Masochismus und Selbstgeißelung praktizierte, war die erste mit dokumentierten Esstörungen.

Um sich selbst zu bestrafen, erbrach sie alles was sie gegessen hatte.
(was ich auch täte wenn ich mich von Abfällen und Fäkalien ernähren würde)
Dafür heiratete sie dann Jesus in einer Vision der Ihr deshalb seine abgeschnittene Vorhaut als Ehering überreichte. LOL

Es kommt noch besser:

Später wurde sie dann Blind von dem Glanz der Rubin und Diamanten besetzten Vorhaut (die natürlich nur sie sehen konnte, was als Zeichen besonderer göttlicher Gnade gedeutet wurde).

Die Frau wurde selbstverständlich heilig gesprochen.

Die Päpste standen den "Heiligen" in ihrem -ähm, etwas seltsamen Benhemen - übrigends auch in nichts nach.

Papst Stephan VII lies die halb verweste Leiche seines Vorgängers Formosus aus dem Grab reißen, und vor ein Gericht stellen, wobei ein Dekan die Stimme der Leiche imitieren musste. Der arme, vom Gestank halb bewusstlose Mann, antwortete auf alle Anklagepunkte mit "Ja".

Daraufhin erklärte Stephan alle Erlasse Formosas für nichtig.

Als es nicht möglich war der Leiche den päpstliche Ring vom Finger zu ziehen, nahm Stephan eine Axt und hackte die ganze Hand ab.

Alexander Borgia war 62 Jahre alt als er Papst wurde.
Syphilitisch, verdorben, von keinem Laster frei, begleitet von seinenMätressen, Lustknaben und unehelichen Kindern, veranstaltete seine Heiligkeit zur Papsteinsetzung eine Parade mit silber lackierten nackten Teenagern mit knospenden Brüsten.

Dann ließ er im inneren Kirchhof der Peterskirche einen Stierkampf veranstalten, wären dem er sich mit seinen Jünglingen vergügte.

Der Vatikan wurde ein Bordell, ein Spielkassino, eine Arena für Sport und mörderische Kämpfe.

Alexanders Brut, die herzlose Lukrezia, Meisterin des Giftes und inzestiöser Orgien, verheiratet mit verschiedenen Adligen, um die päpstliche Macht zu sichern.

Ihr Bruder Kardinal Cesare, der während des pontifikats seines Vaters für bis zu 5 Morde pro Woche verantwortlich war, trug wegen seines von Syphilis zerfressenen Gesichtes eine Henkersmütze in der Öffentlichkeit.

Auch der Papst selbst war nicht gerade eine Schönheit.
Seine Haut war schwarz verfärbt, die verfaulten Zähne verursachten einen bestialischen Mundgeruch, schwarzen Schaum vor dem Mund, da jede mögliche Krankheit sexueller Ausschweifung seinen alten Körper befiel.

Das "Kastanienbalett" . Nackte Mädchen bücken sich um die Kastanien die seine Heiligkeit auf dem Boden des Vatikan wirft aufzuheben. Bald ziehen sich die Kardinäle aus und "helfen" den Mädchen, das ganze endet in einer Massenorgie.

Das geht sogar noch weiter, aber ich möchte hier keine Gelbe Karte bekommen. 8O

Ja ja die "heiligen" Männer und Frauen. Die meisten würden sich heute bestenfalls in SM Clubs wiederfinden, eher auf dem elektrischen Stuhl oder in einer geschlossenen Anstalt.
 

Giacomo_S

Prinz der Gnade
13. August 2003
4.327
Das Zölibat, die Priesterehe
Teil 1

Deschner schrieb:
Wie lange auch die Priesterehe bestand, die entscheidende Wendung hatte bereits 306 mit der Synode von Elvira in Südspanien begonnen, die das erste Zölibatsdekret erließ: "Die Bischöfe, Priester und Diakone, überhaupt alle Kleriker, die den heiligen Dienst, nämlich den am Altare verwalten, müssen sich ihrer Frauen enthalten bei Strafe der Absetzung."
Dieses Verbot, das die gesamte Entwicklung im Westen bestimmte, galt zunächst freilich nur für einen Teil der spanischen Kirche. Denn darüber hinaus drängte man den Klerus weniger zu ehelicher Enthaltsamkeit als zur Vermeidung außerehelichen Umgangs und analoger "Verbrechen". Erst um die Wende zum 5. Jahrhundert wurde die Norm von Elvira von den Päpsten Siricius und Innozenz I. übernommen und im Abendland verbreitet.
Immerhin verlangte man weder die prinzipielle Ehelosigkeit noch die Auflösung einer bestehenden Ehe, sondern "nur" Beendigung des sexuellen Verkehrs.
(...)
Mitte des 8. Jahrhunderts erlegt die "regula canoricum" Chrodegangs einem Geistlichen für Mord, Unzucht, Ehebruch - wieder ganz gleich gewertet ! - zuerst eine körperliche Züchtigung auf; dann kommt er, solang es dem Bischof oder dessen Vertreter es paßt, in den Kerker, wo niemand ohne Erlaubnis mit dem "Verbrecher" reden oder umgehen darf. Nach seiner Freilassung muß er büßen und zu den kanonischen Stunden vor der Kirchentür liegen, bis alle hinein- oder hinausgegangen sind. Dieser Regel des Metzer Bischofs wurde beispielhaft für die fränkische Kirche und beherrschte jahrhundertelang das Leben des Klerus.
(...)
Im 11. Jahrhundert versklavte auch die große Synode von Pavia sämtliche Söhne und Töchter der Priester, "seien sie von Freien oder Unfreien, Frauen oder Konkubinen geboren", für immer: "Wer Söhne von solchen Klerikern, die Sklaven der Kirche sind, für frei erklärt, weil von freien Frauen geboren, sei Anathema, weil er die Kirche beraubt. Kein Knecht einer Kirche, sei er Kleriker oder Laie, darf auf den Namen oder durch die Vermittlung eines Freien etwas erwerben. Tut er es doch, so wird er gepeitscht und eingesperrt, bis die Kirche ihre Urkunden zurückerhält. Der Freie, der ihm geholfen, muß der Kirche vollständigen Ersatz leisten, oder er wird mit den Kirchendieben verflucht. Der Richter oder Notar, der jene Urkunden abgefasst, wird anathematisiert."
Um derartige Bestimmungen zu verstehen, muß man sich bewußt machen, daß der niedere Klerus damals meist von Sklaven stammte, also weder freies Eigentum haben noch testieren durfte. Was immer solche Leute erwarben oder ersparten, gehörte restlos dem Bischof, der schon deshalb das größte Interesse an der Nichtigkeit der Priesterehe und mehr noch an der Erwerbsunfähigkeit der Kinder hatte.
(...)
Heirateten jedoch unfreie Geistliche freie Frauen, so waren deren Kinder frei, besitz- und erbfähig und von den weltlichen Gesetzen geschützt. Ein arger Jammer für die Kirche. "Selbst die Kleriker", klagt Papst Benedikt, "welche aus dem Gesinde der Kirche sind, sofern man sie Kleriker nennen kann, erzeugen, da sie doch durch die Gestze jedes Recht, irgendein Weib zu haben, beraubt sind, von freien Weibern Kinder, und meiden die Sklavinnen der Kirche nur allein aus der betrügerischen Absicht, damit die Söhne, von der freien Mutter erzeugt, auch gleichsam frei sein möchten. Diese sind es, o Himmel, o Erde", lamentiert der Papst, "welche gegen die Kirche sich auflehnen. Keine schlimmeren Feinde der Kirche gibt es als diese. Niemand ist mehr bereit zu Nachstellungen gegen die Kirche und Christus als sie. Während so die Söhne der Knechte, wie sie fälschlich vorgeben, in der Freiheit verbleiben, verliert die Kirche beides, die Knechte und die Güter. So ist die ehemals so reiche Kirche arm geworden."
Hier steht exakt, worum es geht. Kein schlimmerer Feind der Päpste als der Minderer des Reichtums.
 

Giacomo_S

Prinz der Gnade
13. August 2003
4.327
Das Zölibat , die Priesterehe
Teil 2

Deschner schrieb:
Erschütternd auch der Fall des Subdiakons Bochard. Er war Kantor zu Laon, Kanonikus von Tournay und hatte von einer Adeligen, Schwester der Gräfin Johanna von Flandern, zwei Kinder. Innozenz II. - Initiator des Albigensermassakers - , der in der Klerikerehe nur eine "Mistpfütze" sah, bannte Bochard und befahl dem Erzbischof von Reims, jeden Sonntag bei Glockengeläut und brennenden Kerzen den Bann zu erneuern sowie überall, wo Bochard weile, den Gottesdienst auszusetzen, bis er das Weib entlassen und Buße getan. Bochard unterzog sich der Strafe und focht ein Jahr im Orient gegen die "Ungläubigen". Als er aber, heimgekehrt, Frau und Kinder wiedersah, rief er: "Lieber will ich mich lebendig schinden lassen, als euch verlassen." Darauf wurde er in Gent ergriffen, enthauptet und sein Kopf durch alle Städte Flanderns und des Hennegaus getragen.

Meiner Meinung besitzt dieser Mann die Würde, heilig gesprochen zu werden. Na vielleicht schicke ich dem neuen Papst mal 'ne mail...
 

Ismael

Erhabener auserwählter Ritter
1. Januar 2004
1.118
diese leute die sich sowas an tun haben weder von religion noch von spiritualität auch nur den ansatz begriffen
 

Giacomo_S

Prinz der Gnade
13. August 2003
4.327
Das Zölibat , die Priesterehe
Teil 3

Deschner schrieb:
Sexualaskese nämlich fällt am schwersten - und sie versklavt auch wohl am meisten. Zwar verkündete sie schon Augustin als Quelle geistiger Freiheit, tatsächlich gibt es wohl aber kaum Menschen, die so geistig unfrei, von Brunst erregt, von Wollustvisionen geplagt sind wie die Asketen.
Nicht zufällig war die schlimmste Zeit des christlichen Kasteiungswahns nach dem Niedergang Roms auch die kulturloseste ! Denn wer dauernd den Sexus beherrschen will, wird dauernd von ihm beherrscht.
(...)
Die Enthaltsamen, klagt ein alter Chronist, seien in ihren Einsiedeleien "so oft Opfer eines nur allzu gewöhnlichen nächtlichen Zufalls" geworden. Selbst tagsüber habe dieser "Zufall" die Eremiten drangsaliert und fast ganz vom Gebet abgehalten. Ein Mönch soll den "Zufall" sogar stets gehabt haben, wenn er kommunizieren wollte. Und je strenger die Frommen fasten, meldet ein Chronist, desto häufiger polluieren sie. In der Welt, vermutet er, wäre dies weit seltener geschehen - "denn die Weiber, die man sieht, sind doch meistenteils weniger gefährlich als die Weiber, an die man denkt."
(...)
Dauernd wurden diese Keuschen somit geschlechtlich bedrängt und geschunden, von Träumen und ausschweifenden Gesichten tyrannisiert. Immer wieder zeigten sich ihnen Satan und seine Gesellen in Gestalt schöner Mädchen, in "ganzen Legionen nackter Frauen", "in jeder Stellung".
Der fromme Hilarion betrommelte sich bei sexuellen Regungen die Asketenbrust, Evagrius sprang noch zu winterlicher Zeit in einen Brunnen und kühlte seine Glut darin die ganze Nacht. Der Mönch Ammoniuos, so gottesfürchtig, daß er, um nicht Bischof zu werden, sich ein Ohr abschnitt (...), verbrannte bei aufkommender Geilheit sich "bald an diesem, bald an jenem Gliede". Ja, der arg sekkierte Eremit Pachon war drauf und dran, seinen Phallus von einer Schlange abbeißen zu lassen, folgte aber dann der inneren Stimme: "Geh hin und kämpfe !"
Viele Mönche nahmen zur Bewahrung der Keuschheit die Infibulation vor. Je schwerer der Ring an ihrem Glied - mancher soll sechs Zoll Umfang und ein Viertelpfund gewogen haben - desto größer ihr Stolz. Andere banden sich dicke Eisen an den Penis und wurden allmählich den Eunuchen ähnlich.
 

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