Ein_Liberaler
Ritter des Heiligen Andreas von Schottland
- 14. September 2003
- 4.926
Man kann es auch kurz fassen: Die Umlagerente ist ein Pyramidenspiel. Wir sind die letzten. Uns beißen die Hunde.
Winston_Smith schrieb:Dann kann man auf jeden Fall über EINZELFÄLLE reden, die eben "aus der Bahn" geraten sind. Teilweise verhalten sich einige Unternehmen oder Manager absolut unmenschlich. Keine Frage. Das sollte man auch verhindern.
Diese Frage finde ich entscheident.Ein_Liberaler schrieb:Wer soll das verhindern und wie, solange sie nicht das Gesetz brechen?
Wer soll das verhindern und wie, solange sie nicht das Gesetz brechen?
Booth schrieb:Nur - wenn wirtschaftliche Systeme auf Gewinn ausgelegt sind, dann passiert es oft genug, daß diejenigen, die am skrupellosesten (auch und gerade auf Kosten anderer) den Profit verfolgen am meisten Gewinn einstreichen.
Wie lässt sich das verhindern oder wenigstens begrenzen?
[...] daß diejenigen, die am skrupellosesten (auch und gerade auf Kosten anderer) den Profit verfolgen am meisten Gewinn einstreichen.
Abgesehen davon, daß für viele Menschen die gesellschaftliche Mißbilligung sehr gut erträglich ist, wenn man sich ein Vermögen erwirtschaftet hat, können es solche Menschen auch problemlos schaffen, sich einzureden, daß "die Gesellschaft" im Unrecht ist.Meiner Ansicht nach kann moralisches Fehlverhalten nur durch gesellschaftliche Mißbilligung bekämpft werden.
Tja - aber andere werden mit anderem Verhalten auch Milliardäre. Abgesehen davon stellst Du es als dewundernswert dar, daß er Milliardär ist. Jemand, der ein Vermögen anhäuft, welches das Tausendfache eines durchschnittlichen Lebenslohns eines deutschen Facharbeiter beträgt, ist für mich schwer als Vorbild akzeptierbar.woppadaq schrieb:Warren Buffet sagte mal "Eine Aktie, die ich nicht mindestens 10 Jahre behalten möchte, würde ich keine 10 Minuten besitzen." Und der Mann ist mit sowas Milliardär geworden.
Woppadaq schrieb:Skrupellosigkeit ohne monopolistischen Hintergrund geht übrigends - Beispiel Neuer Markt - fast immer in die Hose, ist also das Gegenteil von "langfristig erfolgreich". Der langfristige Erfolg sorgt aber erst für das, was man wirklich "riesigen Gewinn" nennen kann.
Wer beurteilt "gesund"? Wer beurteilt "profitabel"? In erster Linie die Besitzer - also in einem börsennotierten Großkonzern die Aktionäre. Die interessieren sich oftmals aber nicht sonderlich für die Produkte oder die Mitarbeiter oder die Kunden. Die interessieren sich nur für den Anstieg der Aktien, bis sie wieder verkauft werden sollen. Die interessieren sich in erster Linie für ihren Profit. Somit kann eine Managerhandlung unternehmerisch falsch sein - aus Sicht der profitinteressierten Besitzer aber richtig.Winston_Smith schrieb:Also wenn es nach mir geht, sollen sich Manager die einen guten Job machen, also ein profitables, gesundes Unternehmen schaffen, sich dumm und dusselig verdienen.
Soviel Mut gehört eigentlich nicht dazu - eher gewisse Eigenschaften, die aber nicht jeder Mensch hat. Ich bin inzwischen nicht mehr derjenige, der Menschen "bewundert", die ein Unternehmen gründen, oder ihnen mehr Lob zukommen lässt, als einer Erzieherin, die sich jeden Tag mit 15 Kindern auseinandersetzt, oder dem Müllmann, der jede Woche meinen Müll fortschafft.Aber es ist sein Unternehmen. Er hat es gegründet. Er hat den Mut gehabt. Super sage ich.
Interessanterweise machen die das nie selbst und direkt, sondern immer über einen Zwischenproduzenten, damit sie im Bedarfsfall immer sagen können: "Das haben wir nicht gewußt, der Lieferant arbeitet jetzt nicht mehr für uns."
Winston_Smith schrieb:Also wenn es nach mir geht, sollen sich Manager die einen guten Job machen, also ein profitables, gesundes Unternehmen schaffen, sich dumm und dusselig verdienen. Wenn man die besten Manager haben will, muß man sie auch entsprechend bezahlen.
Und wenn ein Manager den Wert eines Unternehmens in den Jahren um das x-fache steigert, hat er beim Verkauf auch eine entsprechende Abfindung verdient.
Winston_Smith schrieb:Interessanterweise machen die das nie selbst und direkt, sondern immer über einen Zwischenproduzenten, damit sie im Bedarfsfall immer sagen können: "Das haben wir nicht gewußt, der Lieferant arbeitet jetzt nicht mehr für uns."
Woher weißt Du, daß das geplant ist?
Ach ja ? Auch um jeden Preis ?
Kann man mit günstigen Preisen (und damit hohen Profiten) auch Zustände rechtfertigen wie z.B.:
Weil ich selbst schon so ein Zwischenproduzent war.
Booth schrieb:Ich kenne einige Kleinunternehmer, die sich einen Scheiss für ihr Unternehmen interessieren, sondern nur auf die eigene Tasche achten.
Das Unternehmen mag zwar dabei vielleicht den Bach runtergehen, aber die eigenen Taschen sind gefüllt. Das ist aber letztlich aus persönlicher Sicht rein profitorientiertes Denken.
Aber natürlich ist dieses Denken in Konzernführungen und erst recht Investmentabteilungen sowie Fondsverwaltungen der Banken noch stärker vorzufinden.
wenn ein Investmentbanker in nur einem Jahr durch riskante Börsengeschäfte 500 Mio abräumen kann - wieso sollte er langfristiger denken?
wer von den Herren interessiert sich für die "gesellschaftliche Mißbilligung" denn wirklich, wenn innerhalb der eigenen Kreise genau dieses Verhalten als Vorbildfunktion angesehen wird?
Tja - aber andere werden mit anderem Verhalten auch Milliardäre.woppadaq schrieb:Warren Buffet sagte mal "Eine Aktie, die ich nicht mindestens 10 Jahre behalten möchte, würde ich keine 10 Minuten besitzen." Und der Mann ist mit sowas Milliardär geworden.
Abgesehen davon stellst Du es als dewundernswert dar, daß er Milliardär ist.
Jemand, der ein Vermögen anhäuft, welches das Tausendfache eines durchschnittlichen Lebenslohns eines deutschen Facharbeiter beträgt, ist für mich schwer als Vorbild akzeptierbar.
Wenn Menschen beginnen, sich nicht mehr in erster Linie für die Produkte und Dienstleistungen eines Unternehmens zu interessieren, um in dieses Unternehmen zu investieren, sondern fast ausschließlich betriebswirtschaftliche Kennzahlen studieren, dann läuft hier aus meiner Sicht was falsch.
Ich dachte eigentlich, daß die Börse in erster Linie dazu da sein sollte, um Firmen die Möglichkeit zu bieten, an Investitionskapital zu gelangen. Es sollte eine Hilfe für diejenigen sein, die Geschäfte machen. Heutzutage ist die Börse selber ein reines Geschäft.
Aber selbst wenn man die Börse langfristig reformieren könnte, so gibt es auch weiterhin bei den kleineren Unternehmern sehr viele skrupellose Menschen, die nicht in erster Linie ein Unternehmen führen, weil sie an ein Produkt bzw eine Dienstleistung glauben - sondern einfach um damit Kohle zu scheffeln.
Sobald das Kohle scheffeln der Hauptmotivator ist, kann es auch meiner Sicht kritisch werden. Doch genau dieses Verhalten wird eben in unserer profitorientierten Wirtschaft belohnt.
Booth schrieb:Abgesehen davon, daß für viele Menschen die gesellschaftliche Mißbilligung sehr gut erträglich ist, wenn man sich ein Vermögen erwirtschaftet hat, können es solche Menschen auch problemlos schaffen, sich einzureden, daß "die Gesellschaft" im Unrecht ist.
Sehr gut zu sehen war das im Fall von dem früheren Mannesmann-Chef Esser.
Und was ich mit skrupellos meine? Ich kenne einige Kleinunternehmer, die sich einen Scheiss für ihr Unternehmen interessieren, sondern nur auf die eigene Tasche achten.
Leider ist auch kurzfristiges Profitdenken letztlich Profitdenken. Und wenn ein Investmentbanker in nur einem Jahr durch riskante Börsengeschäfte 500 Mio abräumen kann - wieso sollte er langfristiger denken?
Übrigens ist interessanterweise gerade das Monopoldenken von Bill Gates langfristiger Natur gewesen.
Tja - was muss man also alles "verurteilen"? Monopolstreben,
Kurzfristdenken - was noch? Auch überhöhte Provisionen/Abfindungen? Ab welcher Grössenordnung? Und vor allem - wer von den Herren interessiert sich für die "gesellschaftliche Mißbilligung" denn wirklich, wenn innerhalb der eigenen Kreise genau dieses Verhalten als Vorbildfunktion angesehen wird?
Für mich ist letztlich das ganze Börsenwesen relativ seltsam - ein typischer Selbstläufer, der inzwischen längst Selbstzweck geworden ist.
Winston_Smith schrieb:Und wenn ein Manager den Wert eines Unternehmens in den Jahren um das x-fache steigert, hat er beim Verkauf auch eine entsprechende Abfindung verdient.
Alles vor dem Hintergrund, daß er ein gesundes Unternehmen geschaffen hat.
Giacomo_S schrieb:Für Skrupellosigkeit halte ich es durchaus, unter welchen Bedingungen Nike seine Schuhe in Thailand produzieren läßt.
Interessanterweise machen die das nie selbst und direkt, sondern immer über einen Zwischenproduzenten, damit sie im Bedarfsfall immer sagen können: "Das haben wir nicht gewußt, der Lieferant arbeitet jetzt nicht mehr für uns
Booth schrieb:Wer beurteilt "gesund"? Wer beurteilt "profitabel"? In erster Linie die Besitzer - also in einem börsennotierten Großkonzern die Aktionäre.
Die interessieren sich oftmals aber nicht sonderlich für die Produkte oder die Mitarbeiter oder die Kunden. Die interessieren sich nur für den Anstieg der Aktien, bis sie wieder verkauft werden sollen.
Ich bin inzwischen nicht mehr derjenige, der Menschen "bewundert", die ein Unternehmen gründen, oder ihnen mehr Lob zukommen lässt, als einer Erzieherin, die sich jeden Tag mit 15 Kindern auseinandersetzt, oder dem Müllmann, der jede Woche meinen Müll fortschafft.
Giacomo_S schrieb:Kann man mit günstigen Preisen (und damit hohen Profiten) auch Zustände rechtfertigen wie z.B.:
- Kinderarbeit in Bangladesh in der Textilindustrie ?
- Leberkrebs nach 10 Jahren wegen lösungsmittelhaltigen Farben in der ungeschützten Produktion bei chinesischen Arbeitern?
- Laufend tote chinesische Kumpels wegen Bergwerksunglücken ?
- Kriege um Coltan in Afrika, damit wir noch kleinere, schickere Handys haben ?
- Städte wie Schanghai, wo man nie mehr den Himmel sieht vor lauter Verschmutzung ?
- Kinderarbeit in der indischen Teppichindustrie ? Oder in der Türkei ?
UltraDoc schrieb:Also wenn man mich fragt ist dieses System eine tickende Zeitbombe, ein System das darauf aufgebaut ist auf "Teufel komm Raus" zu wachsen, kann nicht funktionieren wenn es kein Wachstum gibt.
Wenn es mich nicht irrt hat das Römische Reich kurz vor seinem Kollaps ca 60%-70% aller Staatseinnahmen für Zinszahlungen ausgegeben.
Unser system kommt auch ohne Wachstum aus.Code:Solange man unsere Schulden von 1.400 mrd € abzahlen kann. Das ist aber nicht der Fall das bedeutet dass die Schulden immer größer werden. Hier stehen zwar die Zahlen nicht drin ist aber recht interessant und eindeutig dass Rom total verschuldet war. http://www.solidaritaet.com/neuesol/2003/24/leser.htm