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Aleister

Großmeister
28. April 2004
54
Also zum Thema wo die Kirchsteuer hinfliesst kann ich etwas aus erster Hand berichten. Ich bin Mit-Leiter eines CVJM in der Schweiz. Wir leisten Jugendarbeit in Form von Erlebnisnachmittagen für Kinder. Die Kinder zahlen einen Jahresbeitrag von umgerechnet 40 Euro. Die Kirche leistet einen beträchtlichen Beitrag zu unserem Budget (für den wir sehr dankbar sind).
Ich denke, da handelt es sich um eine Art Symbiose, bei der beide Seiten (Kirche und Jugendverein) zufrieden sind:
-Der Jugendverein CVJM (=Christlicher Verein Junger Menschen) kriegt Geld von der Kirche (obwohl die wenigsten Leiter wirklich religiös sind).
-Die Kirche zeigt Präsenz und Unterstützung bei Jungen Menschen.

Das System funktioniert... und solange viele Menschen zu faul sind, um sich von der Kirchensteuer zu befreien, wird es auch weiterhin funktionieren.[/i]
 

Don

Großer Auserwählter
10. April 2002
1.692
Das Problem hier ist das es Unterschiede in der Gesetzgebung gibt. Österreichund Schweiz haben ein anderes System wie Deutschland. Ergo wird ein Österreicher Priester nicht viel zur gesetzmässigkeit in Deutschland beitragen können.

mfg Don
 

pfaffenheini

Geheimer Meister
10. Juli 2004
318
DietmarSziel schrieb:
Pfaffenheini,
glaubst Du an den Satan?

Der Schwarze Fürst :twisted: :twisted: :evil: 8O
(ist mein Spitzname)


Lieber Dietmar,

Ca. auf Seite 15 habe ich die Lehre der katholischen Kirche über die gefallenen Engel zitiert, der ich mich vollinhaltlich anschließe.

Deine Frage möchte ich so beantworten:

Ich glaube an Gott.
Ich rechne mit der Existenz Satans.


Gott segne Dich
pfaffenheini
 

pfaffenheini

Geheimer Meister
10. Juli 2004
318
Don schrieb:
Das Problem hier ist das es Unterschiede in der Gesetzgebung gibt. Österreichund Schweiz haben ein anderes System wie Deutschland. Ergo wird ein Österreicher Priester nicht viel zur gesetzmässigkeit in Deutschland beitragen können.

mfg Don


Lieber Don,

Das Grundprinzip ist, glaube ich, in allen Systemen sehr ähnlich:
"Als Mitglied einer christlichen Gemeinschaft leiste ich einen finanziellen Beitrag."

Die Verwendung des auf verschiedene Weise eingehobenen Geldes wird dann wohl in allen deutsprachigen Ländern noch einmal ähnlicher sein, weil die Kirchenstruktur (zur Zeit noch) fast ident ist.
Also kann mein vorhin gegebener link hoffentlich auch für euch aufschlussreich sein.


Gottes Segen an die Loge :D
pfaffenheini
 

pfaffenheini

Geheimer Meister
10. Juli 2004
318
fumarat schrieb:
Nun denn, muß aber auch sagen dass ich mir gewisse Aussagen von einem Mann ihres Kalibers nicht erwartet hätte. Manches klang mehr nach dem Mund eines zweitklassigen Laienmissionars, so z.B. die oberflächlich plumpe Islampolemik. Bin ich von Katholiken gar nicht gewöhnt. Man merkt sie sind viel im Netz, welches ja vorwiegend evangelikal-fundamentalistisch geprägt ist. Wo bleiben jedoch die tiefgründigen Betrachtungen, Herr Kaplan?


Lieber fumarat,

Nun zum zweiten Teil ihres postings.

Ich möchte mal kurz die Ebene wechseln, und persönliche Erlebnisse einbringen, vielleicht werden dann manche meiner Aussagen verständlicher.
Meinen Weg der Umkehr zu Gott erzähle ich gerne ein andermal, jedenfalls änderte sich mein Leben mit 18 Jahren radikal (radix=Wurzel), also grundsätzlich.


In meiner Suche nach dem Glück, die mich schließlich zu Gott führte, waren mir Religionen an sich völlig egal. Ich dachte zunächst, die sind eh alle gleich.
Damals wie heute war mir der direkte Draht zu Gott das Allerwichtigste.

Dann begann ich, einige Bücher über den Glauben zu lesen, aber ich fühlte mich vor allem zu den christlichen Büchern hingezogen.

Während des Theologiestudiums wählte ich eine Vorlesung über den Islam.
Bei der recht intensiven Beschäftigung mit dieser Religion wurde mir ganz deutlich bewusst:

Die Religionen sind keineswegs alle gleich.
Die oberflächliche Betrachtungsweise mancher Leute ist für viele Gläubige, insbesondere auch die Nichtchristen, eine regelrechte Beleidigung.

Wer der berühmt- berüchtigten "Alleswisser" hat denn jemals wirklich den Koran gelesen, die Schriften des Buddhismus studiert oder gar seine verstaubte Bibel aus dem Regal geholt.

Ich persönlich bemerkte aber auch, wie viele Dinge, die für mich als einem in einer christlich geprägten Kultur lebenden Menschen selbstverständlich sind, in anderen Religionen überhaupt nicht vorkommen.

Und ganz klar wurde mir wieder bewusst, um wen es im christlichen Glauben eigentlich geht:
Jesus Christus.
Näher kann uns Gott nicht kommen, als dass er selbst ein Mensch wird.


Jesus hatte mir in den anderen Religionen spürbar gefehlt.
In ganz kurzen Worten mein heutiger Eindruck zu den Religionen:

1. Judentum
mystisch, tief, geschichtsbewusst, real, ältere Brüder im Glauben,...
Ich lese jeden Tag in der Bibel der Juden, dem ersten oder alten Testament. Ich verstehe einiges nicht, und das meiste erst in Hinblick auf Jesus.

2. Islam
Ehrfurcht vor Gott; aufrichtiges Streben Gottes Gebote zu erfüllen; Gemeinschaft,....
Was mir fehlt, ist der Mittler zwischen dem unendlich großen und erhabenen Gott und mir, dem kleinen Menschen.


Aus diesem (auch) sehr persönlichen Grund interessieren mich die zitierten Entwicklungen in Judentum, Islam und Christentum sehr, auch wenn ich sie (noch) nicht wirklich einordnen kann.
Ich verstehe ihre Kritik, lieber fumarat, aber ich verstehe insbesondere auch die Sehnsucht von Menschen der verschiedenen Religionen nach Jesus.


Etwas später möchte ich auf ihre Vorwürfe gezielter eingehen, aber diese Zeilen einmal als Einleitung voranstellen.

pfaffenheini
 

blaXXer

Vollkommener Meister
8. Dezember 2003
581
pfaffenheini schrieb:
Die Nationalsozialisten haben auch die Autobahnen eingeführt, sollten wir sie deswegen wieder abschaffen?

[polemik]Die Nationalsozialisten haben Millionen von Juden ermordet, sollten wir dehalb wieder damit aufhören?[/polemik]

Da ich nicht ersthaft davon ausgehe, Herr Priester, dass Sie den obigen Satz überlegt formuliert haben übergehe ich das ohne weiteren Kommentar.

Doch nun zu meiner Frage, welche Sie getrost ignorieren können, sollte von ihnen schon Stellung dazu genommen worden sein. Ich bitte dann nur um den link zu der Antwort.

Im christlichen Glauben wird Satan gerne als 'Luzifer' bezeichnet, was in wörtlicher Übersetzung 'Der Lichtbringer' bedeutet.
Bezieht sich dieses Lichtbringer auf den Namen des gefallenen Engels, bevor er aus dem Himmel verstoßen wurde, oder auf den Namen nachdem er verstoßen wurde.
Sollte letzteres wahr sein, dann sollten wir uns überlegen warum es erstaunliche Parallelen zwischen Luzifer und dem Prometheus aus der griechischen Mythologie (der den Menschen ja auch das 'Licht' das Feuer brachte) bestehen; und warum in der griechischen Mythologie die Autonomie des Menschen und seine zunehmende Unabhängigkeit den Göttern gegenüber positiv auf genommen wurde und in unserem christlichen Glauben nicht.
Unter der og. Prämisse müssten wir davon ausgehen, dass im christlichen Glauben die Autonomie des Menschen, wie sie von der Aufklärung an, immer mehr propagiert wurde in katholischen Kirche keinen großen Stellenwert einnimmt, da man ja in einem hierarchischen Patriarchat mit dem unfehlbaren Papstr an der Spitze existiert.


"Warum im Himmel dienen, wenn man in der Hölle herrschen kann."
- Voltaire


in dem Sinne,

blaXXer
 

pfaffenheini

Geheimer Meister
10. Juli 2004
318
pfaffenheini schrieb:
Lieber Don,

Ich wollte das auch etwas billige und sehr häufig gebrauchte Argument,
"Kirchensteuer ist von Nationalsozialisten eingeführt, daher kann sie ja nur schlecht sein." ein bisschen auf die Schaufel nehmen. Nächstes Mal stelle ich den smilie "Achtung Ironie" daneben. :ironie:

Die Gründe für die Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit der Kirchensteuer habe ich mit Vorbehalten ja in meinem ersten posting zu diesem Thema erläutert.


God bless the forum
pfaffenheini



Lieber blaxxer,

Ganz schnell, ich muss gleich zu einer Krankensalbung ins Spital.

1. Oben meine Klarstellung zu dieser Aussage.

2. Zum Lichtträger ein wenig später.


God bless everybody
pfaffenheini
 

pfaffenheini

Geheimer Meister
10. Juli 2004
318
blaXXer schrieb:
Im christlichen Glauben wird Satan gerne als 'Luzifer' bezeichnet, was in wörtlicher Übersetzung 'Der Lichtbringer' bedeutet.

Du erwischt mich auf dem linken Bein, dieser Frage gehe ich gerade nach, weil ich erst vor ein paar Tagen von einem Exorzismus gehört habe, wo die beiden sich als zwei verschiedene Wesen gezeigt haben.
Auf jeden Fall sind es gefallene Engel.


Bezieht sich dieses Lichtbringer auf den Namen des gefallenen Engels, bevor er aus dem Himmel verstoßen wurde, oder auf den Namen nachdem er verstoßen wurde.
Sollte letzteres wahr sein, dann sollten wir uns überlegen warum es erstaunliche Parallelen zwischen Luzifer und dem Prometheus aus der griechischen Mythologie (der den Menschen ja auch das 'Licht' das Feuer brachte) bestehen; und warum in der griechischen Mythologie die Autonomie des Menschen und seine zunehmende Unabhängigkeit den Göttern gegenüber positiv auf genommen wurde und in unserem christlichen Glauben nicht.
Unter der og. Prämisse müssten wir davon ausgehen, dass im christlichen Glauben die Autonomie des Menschen, wie sie von der Aufklärung an, immer mehr propagiert wurde in katholischen Kirche keinen großen Stellenwert einnimmt, da man ja in einem hierarchischen Patriarchat mit dem unfehlbaren Papstr an der Spitze existiert.

Ich denke, deine Frage lässt sich aber auch ohne die eben genannte Einschränkung beantworten.
Das Denken der "Griechen" im allerweitesten Sinn unterscheidet sich sehr stark vom jüdisch-christlichen Denken. Natürlich gab es schon im Alten Testament eine intensive Auseinandersetzung mit der Philosophie der Antike, und sieben Bücher des AT im katholischen Kanon sind in griechischer Sprache verfasst.
Die Juden selbst haben diese Bücher im Jahre 70 aus ihrem Kanon gestrichen.

Es bestehen also durchaus Vorbehalte gegen "alles Griechische", daher bin ich mir sicher, dass hier nicht einfach ein Mythos transferiert wurde.


Wenn du annimmst, dass Autonomie des Menschen in der katholischen Kirche aufgrund ihrer hierarchischen Struktur nicht möglich ist, dann widerspricht das zumindest der Glaubenslehre.
"Leiten" ist im katholischen Sinn immer "dienen", die Menschen zur Freiheit in Christus zu führen.
"Dienen"aber auch in dem Sinne, dass natürlich jeder Christ, vom Papst bis zum Neugetauften, berufen ist, Gott und den Menschen zu dienen.


Die "Unfehlbarkeit des Papstes" wird auch in Massenmedien, die die Informationspflicht gegenüber Millionen Menschen haben, immer wieder falsch interpretiert.
Es geht nicht um eine persönlche Sündenlosigkeit des Papstes. Der Papst selbst geht jede Woche beichten und widerlegt damit wöchentlich diesen Irrtum.

Es geht darum, dass der Papst in wichtigen Fragen des Glaubens auf den Beistand Gottes vertrauen kann.
In 134 Jahren wurde diese sogenannte "ex cathedra" Entscheidung ein einziges Mal auch wirklich getroffen.
Nachdem von allen damals über 2000 Bischöfen der Welt nur 11 einen Einwand hatten, wurde feierlich verkündet, dass Maria im Himmel ist.

Eine größere Selbstverständlichkeit gibt es ohnehin kaum, und nach dem Zweiten Weltkrieg sollte dies den vielen verzweifelten Menschen neue Hoffnung im Blick auf das Ziel unseres Lebens geben.



"Warum im Himmel dienen, wenn man in der Hölle herrschen kann."
- Voltaire

In einem Bericht, den ich nicht verifizieren kann, las ich, dass Voltaire auf dem Sterbebett all seine lästerlichen Aussprüche bereute, und um einen Priester bat.



God bless Voltaire
pfaffenheini
 

hives

Ritter Rosenkreuzer
20. März 2003
2.785
Lieber Pfaffenheini,

mich würden deine Kenntnisse von der Vorgeschichte diverser biblischer Geschichten interessieren. Was sagst du zur Tradition etwa der Sintfluterzählung, die bereits vor über viertausend Jahren in Mesopotamien in ganz ähnlicher und doch verschiedener Weise erzählt wurde, dem Schöpfungsbericht der Genesis etc.
Wurden diese Geschichten deiner Vorstellung nach übernommen und neu interpretiert bzw. einer Glaubensüberzeugung oder Doktrin angepasst, wurde die eigentliche Wahrheit hinter den Geschichten erkannt, oder griff man auf altbekannte Motive zurück, um die eigene Religion attraktiver zu machen?
Eine kleine Beschreibung deiner bisherigen Beschäftigung mit den alten Kulturen des Orients sowie deiner vorläufigen Eindrücke und Einschätzungen würde mich sehr erfreuen.

Weitere Fragen betreffen die Entstehung des Monotheismus aus historischer Sicht. Wie und Wo setzt du dessen Wurzeln an?

Und wo siehst du den grundlegenden Unterschied zwischen einer polytheistischen Religion, in der verschiedene Götter als die Organe des einen großen Gottes bezeichnet werden und einem Monotheismus, der Engel etc. postuliert - und seinem Gott ebenfalls verschiedene Aspekte abgewinnen kann, die mit unterschiedlichen Begriffen bezeichnet werden?


mfg
 

innerdatasun

Intendant der Gebäude
19. Juli 2002
842
blaXXer schrieb:
"Warum im Himmel dienen, wenn man in der Hölle herrschen kann."
- Voltaire

In einem Bericht, den ich nicht verifizieren kann, las ich, dass Voltaire auf dem Sterbebett all seine lästerlichen Aussprüche bereute, und um einen Priester bat.



God bless Voltaire
pfaffenheini

Ich find voltaires spruch ziemlich passend und in keinster art und weise lästerlich - wobei wir bei meiner frage von seite 15 wären - herr kaplan !
Denn "mein reich ist nicht von dieser welt" deutet darauf hin das wir hier auf erden nichts errichten können was erlösungsähnlich wäre. Wobei sich gleich die frage anschließt - was und vor allen wo ist eigentlich die so viel gerügte hölle ?
Ich denke voltaire hat es genau durchblickt als er diesen ausspruch tat.
Denn es ist sicherlich einfacher in der hölle zu herrschen als im himmel zu dienen.
Vorausgesetzt wir gestehen uns ein, das wir uns schon längst in der hölle befinden. Denn nur so bekommt schließlich auch voltaires auspruch erst wirklich einen sinn.
 

hives

Ritter Rosenkreuzer
20. März 2003
2.785
pfaffenheini schrieb:
"Warum im Himmel dienen, wenn man in der Hölle herrschen kann."
- Voltaire

In einem Bericht, den ich nicht verifizieren kann, las ich, dass Voltaire auf dem Sterbebett all seine lästerlichen Aussprüche bereute, und um einen Priester bat.

Das habe ich auch schon öfters gelesen - vor allem auf Webseiten kirchlicher Organisationen und Privatleute :wink:
Da Voltaire jedoch durchaus eine Art Vernunftgott postulierte, und sich vor allem gegen Doktrinen richtete, halte ich es für wenig plausibel:

Zu seinem Diener Morand soll Voltaire gegen elf Uhr abends als letzte Worte gesprochen haben: "Adieu, mein lieber Morand, ich sterbe". (87) Nach Bariatinskys Bericht an seine Kaiserin soll er hinzugefügt haben: "Kümmern Sie sich um Mama". (88) Mit letzterem Kosewort pflegte er seine Nichte, Madame Denis, zu bezeichnen. Immerhin hatten sie Jahrzehnte zusammengelebt. "Voltaire", berichtet Duvernet weiter, "starb ruhig und mit der Gefaßtheit eines Philosophen, der sich mit dem großen Wesen vereinigt".

[...]

Neuere Voltaire-Biographen sind sich einig in der Verurteilung eines Fanatismus, der die ärztlichen vor den religiösen Gesinnungen gröblich mißachtet und der für seinen Patienten eher nachteilig gewesen sein dürfte. "Tronchin wird rasend vor Haß ... Dieser verbohrte Kalvinist kann nicht zugeben, daß ein Mann, dem die Göttlichkeit Jesu gleichgültig ist, anders stirbt als in der Vorhölle. Gott sei Dank leidet Voltaire! So ist ja alles gut". (102) Manceron nennt Tronchin rundweg einen "Henkerarzt". (103) Er habe kein Recht gehabt, seines Patienten Agonie auszuplaudern. (104) Erst als D’Alembert in der Akademie öffentlich über solches Verhalten Klage führte und Tronchin der Indiskretion zieh, der Familiengeheimnisse an die Öffentlichkeit trage, verstummte er. (105)

Dennoch wirkte Tronchins Brief an Bonnet, der in Paris offen zirkulierte, bei denen weiter, die auf Voltaires Sturz in das Inferno spekulierten, obwohl Tronchin an Voltaires Sterbebett gar nicht anwesend war. (106) Am 7. Juli 1778 veröffentlichte die französischsprachige Kölner Zeitung "La Gazette de Cologne" dann folgenden anonymen Bericht: "Dieser Tod war nicht friedlich. Wenn das, was ein sehr ehrenwerter Mann aus Paris berichtet, und was im übrigen von dem Augenzeugen Herrn Tronchin bestätigt wird, den man wohl kaum widerlegen kann, wahr und richtig ist, dann traten bei Herrn von Voltaire kurz vor seinem Tod schreckliche Erregungszustände auf und er schrie wie rasend: ‘Ich bin von Gott und den Menschen verlassen’. Er biß sich in die Finger, führte seine Hände in seine Nachtschüssel, faßte, was sich darin befand, und aß es. – ‘Ich wollte’, sagte Herr Tronchin, ‘daß alle, die von seinen Schriften verführt wurden, Zeugen dieses Todes gewesen wären. Es ist unmöglich, ein derartiges Schauspiel auszuhalten’. So endete der Patriarch dieser Sekte, die sich durch ihn geehrt glaubt". (107)

Von diesem Text aus beginnt sich die Phantasiearbeit derer, die sich mit Wonne an dem Leiden des Philosophen weiden, zu verselbständigen. Der anonyme Text, den Lachèvre 1908 herausgab, beschreibt Voltaires Verhalten als tierähnlich und insgesamt von geringer philosophischer Größe. Das Höllenthema klingt bereits deutlich an: "’Ich brenne’, schrie er oft. Er schlug um sich, er fluchte, er spie gräßliche Verwünschungen aus". (108) Harel fügt bereits 1781 die Verlautbarungen des Berichterstatters jener Kölner Zeitung als wahrhaftig ein. (109) Im Jahre 1835 hat Abbé Depery durch die gutgläubige Madame de Villette von Voltaires furchtbaren Schmerzen erfahren und mißbraucht ihre Aussage offensichtlich für seine zweifelhaften erbaulichen Zwecke.

http://www.gkpn.de/voltaire.htm


mfg
 

Godot

Geheimer Meister
30. Juli 2003
232
jetzt mag ich aber auch mal was fragen:

was ist ganz konkret an dem Leben des Jesus Christus´ besser, als an dem Leben des Mohammeds, Siddartha Gautamas, Zarathustras (Zoroaster?), Religionsstifters der Hindus (wer war das? Ghandi? :wink: )?!?

was hat er besser gemacht, als die anderen?
 

Ehemaliger_User

Beatus ille, qui procul negotiis.
10. April 2002
29.057
Jetzt muss ich micht hier auch mal einmischen.

Es ist auffällig, dass einige Leute hier den nun anwesenden Pfarrer als Beute betrachten, und ihm ihre Zweifel bezüglich religiöser Themen in sarkastischer, polemischer und bisweilen unfreundlicher Form zuwerfen. Muss das sein? Es sind zwei verschiedene Dinge, ob man jemanden, der berufsmäßig Ahnung von einem Thema hat, etwas fragt, oder ob man ihm mit jeder Frage einen Vorwurf macht, nur weil man seinem Glauben nicht völlig zustimmt. Wenn die betreffenden Leute doch so wortgewandt, hintergründig und mutig sind, warum gehen sie dann nicht einfach zu einem Pfarrer und unterhalten sich mit ihm unter vier Augen in dem gleichen rauhen, beschuldigenden Ton wie hier, geschützt durch die Anonymität des Internets?
 

Godot

Geheimer Meister
30. Juli 2003
232
EVO schrieb:
Wenn die betreffenden Leute doch so wortgewandt, hintergründig und mutig sind, warum gehen sie dann nicht einfach zu einem Pfarrer und unterhalten sich mit ihm unter vier Augen in dem gleichen rauhen, beschuldigenden Ton wie hier, geschützt durch die Anonymität des Internets?

na weil... untervieraugenfehlthaltdieschützendeanonymitätdesinternets...
is doch klar!


noch ne Frage:
was hat die Verehrung von Schutzpatronen mit Monotheismus zu tun?
 

pfaffenheini

Geheimer Meister
10. Juli 2004
318
innerdatasun schrieb:
blaXXer schrieb:
"Warum im Himmel dienen, wenn man in der Hölle herrschen kann."
- Voltaire

In einem Bericht, den ich nicht verifizieren kann, las ich, dass Voltaire auf dem Sterbebett all seine lästerlichen Aussprüche bereute, und um einen Priester bat.



God bless Voltaire
pfaffenheini

Ich find voltaires spruch ziemlich passend und in keinster art und weise lästerlich - wobei wir bei meiner frage von seite 15 wären - herr kaplan !
Denn "mein reich ist nicht von dieser welt" deutet darauf hin das wir hier auf erden nichts errichten können was erlösungsähnlich wäre. Wobei sich gleich die frage anschließt - was und vor allen wo ist eigentlich die so viel gerügte hölle ?
Ich denke voltaire hat es genau durchblickt als er diesen ausspruch tat.
Denn es ist sicherlich einfacher in der hölle zu herrschen als im himmel zu dienen.
Vorausgesetzt wir gestehen uns ein, das wir uns schon längst in der hölle befinden. Denn nur so bekommt schließlich auch voltaires auspruch erst wirklich einen sinn.


Herr Redakteur!

Ich gelobe feierlich, dass ich ihre auch schon einmal wiederholte Frage, die mit dem Zusatz des möglichen Aufschubs bis zur Beantwortung anderer Fragen versehen war, n i c h t vergessen habe.

Ich versuche nur langsam ein feeling dafür zu bekommen, wann ein Thema abgeschlossen ist, das war glaube ich erst kürzlich mit der Kirchensteuer vorläufig der Fall.
Und schon huschten die gefallenen Engel dazwischen..................


Nun zu ihrer Frage:

Im Johannesevangelium steht der vielzitierte Satz Jesu:"Mein Reich (Königtum) ist nicht von dieser Welt." Joh 18,36
Jesus antwortet damit auf die Frage des Pilatus, ob er der König der Juden sei.
Jesus meint hier, dass er nichts mit einem politischen König zu tun hat, dessen Anhänger ihn und seine Interessen mit Waffengewalt verteidigen würden.

Jesus verkündet aber sehr wohl die Könkgsherrschaft Gottes auf dieser Erde, die mit seinem eigenen Kommen endgültig und unwiderruflich angebrochen ist.
In Lukas 17,20 sagt Jesus:"Das Reich Gottes ist schon mitten unter euch."

Als Christen leben wir in der Spannung zwischen "schon jetzt" und "noch nicht".
Mit Jesu Tod und Auferstehung hat Gott schon alles für die Erlösung der Menschheit getan.
Doch so viele Menschen kennen Jesus noch überhaupt nicht oder haben seine Erlösungstat bewusst oder unbewusst noch nicht persönlich angenommen.

Jeder Christ hat die Aufgabe, schon hier auf Erden am Reich Gottes mitzubauen, auch wenn sich dieses Reich erst im Himmel vollenden wird.
Das Reich Gottes beginnt, wo Menschen einander lieben. Dadurch werden Orte ganz konkret und spürbar verändert. Mutter Teresa ist dafür ein klassisches Beispiel: Mitten in den Slums hat sie am Aufbau des Reiches Gottes real mitgewirkt, ganz konkret hat sie durch ihre opferbereite Liebe das Leben vieler Menschen verändert, die durch sie Schutz und Frieden im "Bereich Gottes" fanden.


Ich hatte ihre location bisher als Scherz aufgefasst, aber die Behauptung, dass wir alle in der Hölle sind, bedarf eigentlich keines Kommentars.

Über die Hölle als den Zustand der ewigen Verweigerung der Liebe Gottes habe ich früher schon mal gepostet.
Wenn jemand diesen Zustand glorifiziert, ist "lästerlich" ein schwacher Hilfsausdruck.

In der Hölle ist alles unendlich schwierig, weil ohne Liebe einfach nichts geht.


God bless the forum
pfaffenheini
 
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