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PISA belegt soziale Ungerechtigkeiten

Centauri

Geheimer Sekretär
30. Juli 2004
691
Soziale Herkunft entscheidet immer stärker über Schulerfolg.


http://morgenpost.berlin1.de/content/2005/11/06/politik/790512.html


(...) Die ohne Zweifel vorhandenen Fortschritte ändern nichts daran: Die soziale Herkunft entscheidet nach wie vor in einem skandalösen Maße über die Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen.
Kinder aus der Oberschicht haben eine viermal so große Chance, ein Gymnasium zu besuchen, wie Kinder aus einem Arbeiterhaushalt, obwohl letztere über die gleichen Fähigkeiten verfügen. Die Tatsache, daß Kinder nicht ihrer Begabung entsprechend gefördert, sondern nach ihrer sozialen Herkunft selektiert werden, wirft die Frage auf, ob es sich nicht um eine eklatante Form der institutionellen Diskriminierung handelt. (...)



http://www.chancenfueralle.de/Bildu...endlich_Chancengleichheit__-_PISA-Studie.html


(...) Nach den Ergebnissen der neuen PISA Studie zum Thema Chancengleichheit an deutschen Schulen hat die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) von den Kultusministern mehr soziale Gerechtigkeit in deutschen Schulen gefordert.(...)

(...)Die Gewerkschafterin reagierte damit auf die bekannt gewordenen Ergebnisses des zweiten PISA Tests, wonach in Deutschland immer stärker die soziale Herkunft über den Schulerfolg eines Kindes entscheidet. (...)



http://bildungsklick.de/serviceText.html?serviceTextId=20723



(...)Schlimmer noch: Die Chancenungleichheit in den deutschen Schulen, so berichtet dpa heute, nimmt laut dieser Ländervergleichsstudie weiter zu. Selbst bei gleicher Intelligenz habe ein 15 jähriger Schüler aus der Oberschicht eine vier Mal so große Chance, das Gymnasium zu besuchen und damit das Abitur zu erlangen als ein Gleichaltriger aus einer Arbeiterfamilie.(...)

(...) In Bayern ist die Chancenungleichheit auf dem Weg zum Abitur besonders stark ausgeprägt. Kinder aus der Oberschicht haben dort eine 6,65 Mal größere Chance, das Gymnasium zu besuchen und die Reifeprüfung abzulegen, als Schüler aus einem Arbeiterhaushalt. (...)
 

dkR

Großmeister aller Symbolischen Logen
10. April 2002
3.142
Ist das jetzt eine aktive Selektion, die Arbeiterkindern verbietet aufs Gymnasium zu gehen, oder eher eine passive, weil deren Eltern halt nicht einsehen, wieso sie ihre Kinder entsprechend Motivieren sollen?
Letzteres ist IMO kein Gesamtgesellschaftliches problem, sondern das der Eltern der Arbeiterkinder, bzw. der Kinder selbst, ersteres wird wohl kaum existieren.
Man kann jetzt natürlich viel fordern, wenn mans nicht umsetzen soll.
*Kampagne " Du bist Gymnasiast!"*?
 

racingrudi

Geheimer Meister
11. September 2004
475
hallo centauri,

was ich mich in diesem zusammenhang frage: was hintert begabte kinder aus der "nicht-oberschicht" daran, ans gymnasium zu gehen? soweit ich mich erinnern kann, spielt bei der empfehlung für weiterführende schulen die soziale schicht keine rolle, sondern nur die vermeintlich objektive sicht der lehrer in der vierten klasse, die darüber befinden. ich kann trotz der gutgemeinten studien keinerlei chancennachteil, der unmittelbar mit dem schulsystem zu tun haben soll, erkennen.

ein nachteil, der sich den kindern sozial schwächer gestellten familien stellt, ist, dass sie mutmaßlich vom elternhaus nicht die erforderliche rückendeckung für den besuch eines gymnasiums haben, angefangen von der mäßig ausgeprägten vorbildfunktion bis hin zum intellekt der eltern selbst. hmm, es gibt durchaus beste karrierebeispiele, die solche studien locker widerlegen. ich kenne einige "käpsele", die ich von der sozialen herkunft beileibe nicht der oberschicht zuorden würde, die aber trotzdem ohne weitere einschränkungen erfolgreich das gymnasium besucht haben.

zu PISA: mich interessiert daran, ob die unterschiede zwischen den vorderen und hinteren platzierungen wirklich so eklatant sind oder, um es in der fußballersprache auszudrücken, ob zwei glückliche 1:0-siege reichen, um wieder an die spitze zu kommen. aktionismus tat noch niemals gut, wohlüberlegtes handeln, das sowohl PISA als auch alle möglichen andere gesellschaftliche/soziale/politische/etc. punkte mit berücksichtigen sollte. im grunde geschieht es ja auch so.

in diesem sinne,
schönen sonntach,
gruß
rg
 

Centauri

Geheimer Sekretär
30. Juli 2004
691
Ist das jetzt eine aktive Selektion, die Arbeiterkindern verbietet aufs Gymnasium zu gehen, oder eher eine passive, weil deren Eltern halt nicht einsehen, wieso sie ihre Kinder entsprechend Motivieren sollen?
Letzteres ist IMO kein Gesamtgesellschaftliches problem, sondern das der Eltern der Arbeiterkinder, bzw. der Kinder selbst, ersteres wird wohl kaum existieren.
Man kann jetzt natürlich viel fordern, wenn mans nicht umsetzen soll.
*Kampagne " Du bist Gymnasiast!"*?


Also soweit ich weis ist es doch das Problem der Eltern und vor allem auch der Kindergärten.
Hier ein Ausschnitt eines Berichtes aus dem Spiegel Ausgabe 43 Seite 198 vom 20.10.2003:


(...)Lange bevor sie laufen und sprechen lernen, können Kinder logisch denken. Als kleine Forscher entdecken sie die Welt. Doch bei den meisten erlahmt die Neugierde schnell: Sie werden nicht angemessen gefördert. Das deutsche Bildungssystem versagt bereits im Kindergarten. (...)

(...) Eltern, und solche, die es werden wollen, stellen sich ähnliche Fragen und haben es schwer. Sie wollen alles richtig machen und für ihren Nachwuchs nur das Beste. Damit Ihrem Kind einmal alle Möglichkeiten offen stehen. Irgendwann blättern die angehenden Mütter und Väter dann selbst in Büchern voll smarter Tipps.

Kinder brauchen Anregungen und Erwachsene, die sich kümmern, so viel steht fest. (...)

(...) Gleich nach der Geburt erkennen Babys die Stimme ihrer Mutter, sie haben sie im Mutterleib zu identifizieren gelernt. Mit vier Monaten erfassen sie den eigenen Namen im Redefluss.
Zum Ende des ersten Lebensjahres unterscheiden sie alle Laute, und, so eine Studie des Max Planck Instituts für Psycholinguistik in Nijmegen, damit auch die eigene von einer fremden Sprache.
Sie merken, wann ein Wort beginnt oder endet, und verstehen die Bedeutung von rund 60 Begriffen. Schon als Neugeborene scheinen sie Sprache vor allem mit der linken Hirnhälfte zu verarbeiten.

Die Belege häufen sich: Säuglinge und Kleinkinder können und wissen viel mehr, als Erwachsene gemeinhin denken. Lange bevor sie das erste Wort sprechen, bedienen sie sich einer Fülle komplexer Forschungs und Erprobungsstrategien. (...)

Wenn es weiter interessiert:

http://home.ph-freiburg.de/roebersi/Daten/spiegel_artikel/em.5976.001.000.html


Daher liegt das Problem bereits im Kindergarten, dort wird schon selektiert, das geht dann in der Schule weiter.
 

dkR

Großmeister aller Symbolischen Logen
10. April 2002
3.142
Ahh, ja. Also ist wieder mal der Staat schuld, wenn sich die Eltern nicht genug mit ihren Kindern beschäftigen? :roll:
Ich prangere das an!
Kinder brauchen Anregungen und Erwachsene, die sich kümmern, so viel steht fest
Das ist IMO der einzig wichtige Satz. Wenn schon die Eltern das nicht hinbekommen, was soll dann der Staat sich zu tode fördern, wenn allein schon die Grundlage, dass sich die Kinder ordentlich gefördert werden können, von den Eltern nicht geschaffen wurde? Statdessen wollen anscheinend viele Eltern ihre Kinder morgens um 8 in der KiTa abgeben und abenbs um 19.00 wieder gefüttert und belustig abholen um sie zuhause vor den Fernseher zu setzen oder ins bett zu stecken. Das widerspricht komplett meiner Auffassung von "Eltern". Aber ich schweife ab.
Meiner Meinung nach hat die ganze Kuschelpädagogik der letzten drei jahrzehnte erst zur heutigen Misere geführt. Son bischen fordern nicht nur fördern wäre doch mal ne nette abwechslung.
 

racingrudi

Geheimer Meister
11. September 2004
475
wie wird im kindergarten selektiert? ich kann immer noch nicht richtig erkennen, warum das bildungssystem schuld daran sein soll, dass kinder nicht in gefordertem maße ihre "wissbegierigkeit" und ihre "talente" ausnutzen. das steht doch jedem kind in gleichem maß offen.

(...) Eltern, und solche, die es werden wollen, stellen sich ähnliche Fragen und haben es schwer. Sie wollen alles richtig machen und für ihren Nachwuchs nur das Beste. Damit Ihrem Kind einmal alle Möglichkeiten offen stehen. Irgendwann blättern die angehenden Mütter und Väter dann selbst in Büchern voll smarter Tipps.
soll das dann heißen, dass sich nur eltern aus der "oberschicht" darum bemühen und somit ihre kinder zu mehr leistung pushen? können das nicht auch eltern aus der mittel-/unterschicht (btw: gibt's irgendwo ein klassifizierungsschema, ab wann welche schicht beginnt?)?

Kinder brauchen Anregungen und Erwachsene, die sich kümmern, so viel steht fest. (...)
genau da hängt der kittel: die eltern als startknopf. das schulwesen, angefangen beim kindergarten, als entwicklungsrahmen mit der primäraufgabe, wissen zu vermitteln. wie mir scheint, steht diese wissenvermittlung grundsätzlich jedem offen. wenn allerdings schon der anlasser (elternhaus) streikt, dann hilft der beste motor (bildungssystem) nix. die kiste bleibt halt stehen. deshalb frage ich mich, was PISA da herausgefunden haben will.
 

antimagnet

Ritter Kadosch
10. April 2002
5.881
mal ganz ketzerisch gefragt: wollen wir überhaupt chancengleichheit?

will ich, dass mein nachwuchs die gleichen (schlechten) chancen hat, wie der nachwuchs von eltern, die nicht erziehen können?

:gruebel:
 
B

Booth

Gast

agentP

Ritter Kadosch
10. April 2002
5.361
Booth schrieb:
racingrudi schrieb:
soweit ich mich erinnern kann, spielt bei der empfehlung für weiterführende schulen die soziale schicht keine rolle
Soweit die Theorie.

Vor einigen Tagen hat caligari im Thread "Du bist Deutschland" auf einen sehr interessanten Hörbericht vom SWR hingewiesen:
http://www.swr.de/swr2/sendungen/wissen-aula/archiv/2005/11/27/index.html

Gerade in diesem Zusammenhang ist der Inhalt von höchstem Interesse.

gruß
Booth

In dem Hörbericht wird zum ersten mal -solange ich diese Diskussion verfolge- ein direkter Zusammenhang geknüpft zwischen der Herkunft und der Leistung, nämlich:
Sie ist überhaupt nicht auf die Idee gekommen, dass er das Buch gar nicht gelesen hat. Bei der sozialen Herkunft hat sie das als selbstverständlich vorausgesetzt. Er hat eine bessere Note im Deutschunterricht bekommen. Dieses Beispiel zeigt, dass es nicht um die objektive Messung von Leistung alleine geht, sondern dass im Hinterkopf vieler Lehrkräfte Maßstäbe vorhanden sind, die geprägt sind von bildungsbürgerlicher Vorstellungen.
Interessant wäre nun natürlich eine Studie, die diese Tendenz gezielt weiter untersucht. Ich persönlich bin zunächst mal etwas skeptisch was das betrifft, denn ehrlichgesagt: Welcher Lehrer weiss schon welchen Beruf die jeweiligen Eltern der Schüler haben?
Wäre natürlich schon mal interessant, wenn exemplarisch die anwesenden Schüler sich den Spaß machen würden und ihre Lehrer fragen würden, ob die wissen welchen Beruf ihre Eltern haben.
Aber sollte das tatsächlich eine Rolle spielen, dann wäre das ganz klar eine Ungleichbehandlung, die sich nicht aus der Leistung ergibt. Dann könnte man natürlich einfach überlegen, ob man prinzipiell diese Information an die Schulen nicht weitergibt. Letztendlich fällt mir spontan auch kein wirklicher Grund ein, warum in der Personalakte der Schüler der Beruf der Eltern stehen muß.
 

racingrudi

Geheimer Meister
11. September 2004
475
@booth

der swr2-beitrag sagt mir zwei dinge:
- einerseits können unterschwellige bevorzugungen wie genannt (lehrerin setzt aufgrund sozialer herkunft höhere bildung voraus) nicht ausgeschlossen werden. allerdings ist das dann weniger eine aktive selektion als der unbewusst manipulierte eindruck der lehrkraft, weshalb sich allerdings die chance trotzdem immer noch für alle bietet. oder? es gibt ja massig beispiele - eigentlich in jeder vierten grundschulklasse -, bei denen gymnasialempfehlungen auch für nicht-oberschicht-kinder ausgesprochen werden. im übrigen nimmt ja auch der herr hartmann die ergebnisse der scheinbar "gott gegebenen" PISA-studie als grundlage. es ist durchaus ein stück voreingenommenheit dabei, die mich an den PISA-resultaten und den daraus gezogenen rückschlüssen zweifeln lässt (schlicht weil ich sie mir nicht detailliert zu gemüte geführt habe).
- der kernpunkt des beitrags war ja eher die elite-bildung, die bei näherem hinsehen auch irgendwie schlüssig erscheint. was das allerdings mit den PISA-ergüssen zu tun haben soll erschließt sich mir nicht direkt.


mit einem schuss verschwörungtheorie im hinterkopf könnte man fast meinen, die PISA-urheber versuchen, das schulsystem in deutschland nach ihren vorstellungen zu formen. das ist mir ziemlich suspekt. vielleicht sollte ich mir wirklich mal die PISA-auswertung reinpfeifen. gibt's die im netz irgendwo?


gruß
rg
 

agentP

Ritter Kadosch
10. April 2002
5.361
weshalb sich allerdings die chance trotzdem immer noch für alle bietet. oder?
Das schon, aber es hiesse auch, daß man sich mit "weniger Herkunft" deutlich mehr anstrengen müsste während man sich mit einer "gehobeneren Herkunft" leichter auch mal durchmogeln könnte.
 

Anhai

Geselle
9. März 2005
34
Wenn schon die Eltern das nicht hinbekommen, was soll dann der Staat sich zu tode fördern, wenn allein schon die Grundlage, dass sich die Kinder ordentlich gefördert werden können, von den Eltern nicht geschaffen wurde? Statdessen wollen anscheinend viele Eltern ihre Kinder morgens um 8 in der KiTa abgeben und abenbs um 19.00 wieder gefüttert und belustig abholen um sie zuhause vor den Fernseher zu setzen oder ins bett zu stecken
Aber ist nicht genau das das Erfolgsrezept, der anderen. In den meisten Staaten, die bei PISA vor uns liegen werden die Kinder fast komplett von staatlichen Institutionen betreut. Da gehen die Mütter ein paar Wochen nach der Geburt wieder arbeiten und ab da sind die Kinder eben ganztägig in der Kita und später in der Ganztagsschule. Anscheinend ist es gar nicht so schlecht, wenn Kinder eben nicht von mehr oder weniger fähigen Eltern sondern von Profis betreut werden. Ist nicht gerade die in unserem Land vorherrschende Denkweise, dass Eltern sich doch bitte selbst um ihren Nachwuchs zu sorgen haben die Ursache der Misere. Woher kommt denn das Konzept der in anderen Ländern fast unbekannten Halbtagsschule, wo die Hausaufgabenbetreuung und das Pauken für Klausuren usw. völlig an den Eltern hängen bleibt. Nur von der hier immer noch vorherrschenden Vorstellung, dass Eltern, die eben nicht den ganzen Tag um ihren Nachwuchs herumglucken wollen oder können Rabeneltern sind und dann ja auch selbst schuld sind, wenn aus ihren Kindern nichts wird. Da ist es eben mal so, das Eltern, die selbst kein so hohes Bildungsniveau haben ihren Kindern irgendwann nicht mehr helfen können, wenn diese das Gymnasium besuchen. Und ohne diese Hilfe geht es eben bei uns zumindest bei jüngeren Kindern kaum, wenn sie nicht wirklich sehr intelligent sind.

mal ganz ketzerisch gefragt: wollen wir überhaupt chancengleichheit?

will ich, dass mein nachwuchs die gleichen (schlechten) chancen hat, wie der nachwuchs von eltern, die nicht erziehen können?
Ganz genau, wollen die sogenannten Bildungsbürgen denn überhaupt das die sogenannte Arbeiterklasse in ihr Revier vorstößt. Zwar wird sich nach außen hin empört, aber gleichzeitig wird tunlichst vermieden, das der eigene Nachwuchs auch nur in die Nähe einer Schule kommt in der der Anteil von Kinder aus sozial schwachen Schichten oder gar der Ausländeranteil hoch ist. Wobei wir auch den ungekehrten Fall nicht vergessen dürfen. Fragt doch mal sogenannte Arbeiterkinder die in Schulen gehen in denen der Anteil von Akademiker-Nachwuchs sehr hoch ist wie es ihnen da ergeht. Das Mobbing ist oft kaum auszuhalten. Wohlgemerkt von den Schülern ausgehend nicht von den Lehrern. Ich habe so einen Fall leider auch in der eigenen Familie erlebt. Seit ich mich damit auseinander setzen musste, weiß ich, dass es sich da keinesfalls um einen Einzelfall handelt. Auch das könnte ein Grund sein, das Kinder aus sozial schwachen Schichten in höheren Schulen mehr Probleme haben.
 

dkR

Großmeister aller Symbolischen Logen
10. April 2002
3.142
Anhai schrieb:
Aber ist nicht genau das das Erfolgsrezept, der anderen. In den meisten Staaten, die bei PISA vor uns liegen werden die Kinder fast komplett von staatlichen Institutionen betreut. Da gehen die Mütter ein paar Wochen nach der Geburt wieder arbeiten und ab da sind die Kinder eben ganztägig in der Kita und später in der Ganztagsschule. Anscheinend ist es gar nicht so schlecht, wenn Kinder eben nicht von mehr oder weniger fähigen Eltern sondern von Profis betreut werden.
Woher kommt denn das Konzept der in anderen Ländern fast unbekannten Halbtagsschule, wo die Hausaufgabenbetreuung und das Pauken für Klausuren usw. völlig an den Eltern hängen bleibt.
Ich finde das etwas armselig, den Nachwuchs einfach dem Staat hinzukübeln mit dem Kommentar "erzieh und bilde mal..."
Wieso soll der Staat die Kinder noch extra für Klausuren pauken? Meine Eltern haben mir bei den Hausaufgaben so gut wie nie über die Schultern geschaut, wenn ich fragen hatte, konnte ich sie fragen und hin und wieder wurde mit bei akuter Faulheit etwas in den Arsch getreten. Wieso sollte dies Aufgabe des Staates sein? Aber ist natürlich für die Eltern eine sehr bequeme Einrichtung.
Nur von der hier immer noch vorherrschenden Vorstellung, dass Eltern, die eben nicht den ganzen Tag um ihren Nachwuchs herumglucken wollen oder können Rabeneltern sind und dann ja auch selbst schuld sind, wenn aus ihren Kindern nichts wird. Da ist es eben mal so, das Eltern, die selbst kein so hohes Bildungsniveau haben ihren Kindern irgendwann nicht mehr helfen können, wenn diese das Gymnasium besuchen. Und ohne diese Hilfe geht es eben bei uns zumindest bei jüngeren Kindern kaum, wenn sie nicht wirklich sehr intelligent sind.
Also bei jüngeren Kindern sollte jeder erwachsene Mensch die Hausaufgaben auf Grundschulniveau bewältigen können. Unabhänig von seinem eigenen Bildungsstand. Ansonsten lassen sich Schulbücher durchaus auch von den Eltern lesen ohne zu explodieren. Eltern sollen auch nicht den ganzen Tag "rumglucken", sondern die geistige Einstellung vermitteln, dass die Plagen selbst was lernen. Die Eltern, die den ganzen Tag nebendransitzen haben meiner Erfahrung nach auch nicht die überwältigenden Erfolge erzielt.
Ist nicht gerade die in unserem Land vorherrschende Denkweise, dass Eltern sich doch bitte selbst um ihren Nachwuchs zu sorgen haben die Ursache der Misere.
Es sind nunmal ihre Kinder, nicht die des Staates, also stehen auch die Eltern in der Verantwortung, nicht nur der Staat.
 

Shorty

Geheimer Meister
20. Oktober 2004
164
Ehrlich gesagt habe ich noch keinen Lehrer erlebt, der einen Schüler schlechter behandelt nur weil z.B. die Eltern einen Bauernhof betreiben. Wenn so etwas stattfindet, d.h. Benachteiligung aufgrund der sozialen Herkunft, dann nur wenn die Eltern vermögend sind und der Lehrer seinen Neid an dem Schüler auslässt.

Es wird dennoch niemlas jeder Schüler gleich behandelt. Manche haben immer bei einem Lehrer einen Vorteil oder Nachteil, das fängt ja schon beim Geschlecht an.
 

Anhai

Geselle
9. März 2005
34
Ich finde das etwas armselig, den Nachwuchs einfach dem Staat hinzukübeln mit dem Kommentar "erzieh und bilde mal..."
Deshalb willst du also die Kinder dieser "Armseligen" bestrafen, indem du ihnen die gleiche Chance auf Bildung verweigerst wie den Kindern von weiniger "armseligen" Eltern?

Wieso soll der Staat die Kinder noch extra für Klausuren pauken? Meine Eltern haben mir bei den Hausaufgaben so gut wie nie über die Schultern geschaut, wenn ich fragen hatte, konnte ich sie fragen und hin und wieder wurde mit bei akuter Faulheit etwas in den Arsch getreten. Wieso sollte dies Aufgabe des Staates sein? Aber ist natürlich für die Eltern eine sehr bequeme Einrichtung.
Schön für dich, dass du soviel Glück mit deinen Eltern hattest. Ich nehme an du bist der Meinung, dass Kinder die nicht so viel Glück haben eben dann kein Recht auf eine anständige Bildung haben.

Also bei jüngeren Kindern sollte jeder erwachsene Mensch die Hausaufgaben auf Grundschulniveau bewältigen können. Unabhänig von seinem eigenen Bildungsstand. Ansonsten lassen sich Schulbücher durchaus auch von den Eltern lesen ohne zu explodieren. Eltern sollen auch nicht den ganzen Tag "rumglucken", sondern die geistige Einstellung vermitteln, dass die Plagen selbst was lernen. Die Eltern, die den ganzen Tag nebendransitzen haben meiner Erfahrung nach auch nicht die überwältigenden Erfolge erzielt.
Auch Kinder die im ersten oder zweiten Jahr aufs Gymnasium gehen sind noch ziemlich jung und Eltern die z. B. "nur" einen Hauptschulabschluß haben können da sehr wohl schon überfordert sein - Fremdsprachen, Latein usw.

Es sind nunmal ihre Kinder, nicht die des Staates, also stehen auch die Eltern in der Verantwortung, nicht nur der Staat.
Sehr bequem für den Staat. Nur wem liegen denn dann die nicht oder schelcht ausgebildeten Kinder die nie einen Job finden letztendlich auf der Tasche?

Es geht hier nicht um die Eltern, sondern um die Kinder!!! Gerade Kindern deren Eltern nicht fähig oder nicht willens sind sich richtig zu kümmern muss Chancengleichheit gewährt werden. Da ist auch durchaus der Staat in der Verantwortung.
 

dkR

Großmeister aller Symbolischen Logen
10. April 2002
3.142
Eben, es geht um die Kinder. Deswegen sollen die Eltern den Arsch hochbekommen und dafür sorgen, dass ihre Kinder ne anständige Ausbildung bekommen. Mit "der Staat wirds schon richten" ist halt einfach nichts.
Deshalb willst du also die Kinder dieser "Armseligen" bestrafen, indem du ihnen die gleiche Chance auf Bildung verweigerst wie den Kindern von weiniger "armseligen" Eltern?
Ich finde nicht die Eltern armselig, sonern die Einstellung den Kindern gegenüber. Obwohl, irgendwie schon.
Sie haben die gleichen Chancen wie alle anderen. Wenn sie und ihre Eltern nichts draus machen, wieso ist dann der Staat schuld und nicht die Eltern? Vielleicht ist das Kind auch einfach nicht Gymnasiumgeeignet? Diese Option wird irgendwie überhaupt nicht berücksichtigt. Auch bei dir hab ich den Eindruck, du glaubst, einziger Sinn der Schule ist, am Ende nen Zettel mit der Aufschrift "Allgemeine Hochschulreife" zu erhalten. Ob das Kind damit glücklich ist, oder dafür im gerningsten geeignet ist erstmal egal, oder was?
Ich nehme an du bist der Meinung, dass Kinder die nicht so viel Glück haben eben dann kein Recht auf eine anständige Bildung haben.
Wieso Glück? Einfach für das Kind bei Bedarf da zu sein und zu gucken, ob der Liebling zumindest gelegentlich seine Hausaufgabe macht und nicht statt in der Schule zu sitzen bei Saturn Playstation spielt. Und dabei das Gefühl vermitteln, man vertraut seinem Kind genug um es eben nicht täglich meinen kontrollieren zu müssen. Wer damit überfordert ist, sollte keine Kinder bekommen. :x
Auch Kinder die im ersten oder zweiten Jahr aufs Gymnasium gehen sind noch ziemlich jung und Eltern die z. B. "nur" einen Hauptschulabschluß haben können da sehr wohl schon überfordert sein - Fremdsprachen, Latein usw.
Lehrbücher explodieren immer noch nicht, wenn ein Elternteil reinschaut. Und auch Latein 5. Klasse kann man wenn man will als Elternteil lernen.
Es geht hier nicht um die Eltern, sondern um die Kinder!!! Gerade Kindern deren Eltern nicht fähig oder nicht willens sind sich richtig zu kümmern muss Chancengleichheit gewährt werden. Da ist auch durchaus der Staat in der Verantwortung.
Wie soll das gehen? Man gibt seine Kinder am 3. Geburtstag am staatlichen Internat ab und holt sie nach bestanden Abitur dort wieder ab? Schöne Aussichten.
 
B

Booth

Gast
dkR schrieb:
Wieso soll der Staat die Kinder noch extra für Klausuren pauken?
Weil der Staat die Verwaltung der Gesellschaft darstellt - also letztlich soll der Staat die Ziele der Gesellschaft unterstützen.

Welches grösseres Ziel einer Gesellschaft kann es geben, als sich fortzuentwickeln? Wie anders kann dies geschehen, als die Bildung aller Teile der Gesellschaft erhöhen?

Allerdings sehe ich, daß es nicht wenige Menschen gibt, die eine Lebensmaxime verfolgen, in welcher sie jegliche gesellschaftliche Ziele als irrelevant betrachten. Meiner Auffassung entspricht dies jedoch ganz und gar nicht.

edit: Damit spreche ich die Eltern in keinster Weise von Ihrer Pflicht frei, sich selber ebenfalls in höchstem Maße um eine positive Erziehung ihrer Kinder zu kümmern - dieses Maß hängt aber enorm von den Möglichkeiten der Eltern ab, welche extrem unterschiedlich sein können. Diese Unterschiede negieren zu wollen, finde ich sehr kurzsichtig. Aber zugegebenermaßen gibt es auch viel zu viele Eltern, die nicht sonderlich interessiert an einer hohen Bildung ihrer Kinder sind. Es gibt aber übrigens auch Eltern, die so sehr an der Bildung ihrer Kinder interessiert sind, daß sie glatt das sonstige Wohlbefinden vergessen.

gruß
Booth
 

dkR

Großmeister aller Symbolischen Logen
10. April 2002
3.142
Booth schrieb:
dkR schrieb:
Wieso soll der Staat die Kinder noch extra für Klausuren pauken?
Weil der Staat die Verwaltung der Gesellschaft darstellt - also letztlich soll der Staat die Ziele der Gesellschaft unterstützen.


gruß
Booth
Die Schule bringt den Schülern was bei und schaut in Klausuren, ob sie den behandelten Stoff können. Was soll er den noch machen?

Allerdings sehe ich, daß es nicht wenige Menschen gibt, die eine Lebensmaxime verfolgen, in welcher sie jegliche gesellschaftliche Ziele als irrelevant betrachten. Meiner Auffassung entspricht dies jedoch ganz und gar nicht.
Wieso? Nur weil ich der Ansicht bin, dass die Eltern eine Verantwortung für die Zukunft ihrer Kinder haben und das nicht alleinige Aufgabe des Staates ist, negiere ich jeglichen gesellschaftlichen Fortschritt? Also bitte.
Welches grösseres Ziel einer Gesellschaft kann es geben, als sich fortzuentwickeln? Wie anders kann dies geschehen, als die Bildung aller Teile der Gesellschaft erhöhen?
Und die einzige Möglichkeit ist, die Kinder möglichst lange von den Eltern getrennt und in der Schule zu halten? Und dabei gleichzeitig die Hochintelligenten durch die Mittelintelligenten auszubremsen?

edit: Damit spreche ich die Eltern in keinster Weise von Ihrer Pflicht frei, sich selber ebenfalls in höchstem Maße um eine positive Erziehung ihrer Kinder zu kümmern - dieses Maß hängt aber enorm von den Möglichkeiten der Eltern ab, welche extrem unterschiedlich sein können. Diese Unterschiede negieren zu wollen, finde ich sehr kurzsichtig.
Aha, das kommt meinem Standpunkt schon näher. Wenn die Eltern nicht können, sollen die Eltern alternativen finden, der Staat stellt die Rahmenbedingungen. Ganz genau.
 
B

Booth

Gast
dkR schrieb:
Die Schule bringt den Schülern was bei und schaut in Klausuren, ob sie den behandelten Stoff können. Was soll er den noch machen?
Ist für Dich Schule wirklich eine reine Stoffvermittlungsanstalt? Schonmal auf die Idee gekommen, daß ein Ort, wo ein Kind mehrere Stunden pro Tag verbringt enormen Einfluss auf die Entwicklung auch in menschlich-charakterlicher-sozialer Hinsicht ausübt? Ich denke, daß gerade in dieser Hinsicht enorm viel brach liegt - gerade in deutschen Schulen.
Nur weil ich der Ansicht bin, dass die Eltern eine Verantwortung für die Zukunft ihrer Kinder haben und das nicht alleinige Aufgabe des Staates ist, negiere ich jeglichen gesellschaftlichen Fortschritt?
Och Dkr - wo habe ich denn sowas gesagt. Sowohl Eltern als auch Gesellschaft sollten ein hohes Maß an Interesse und Verantwortung für die Erziehung und Ausbildung der Kinder haben - beide Seiten vernachlässigen dies meiner Meinung nach in Deutschland zu stark.
Dito ;)
Und die einzige Möglichkeit ist, die Kinder möglichst lange von den Eltern getrennt und in der Schule zu halten?
Warum versuchst Du mir extreme Aussagen in den Mund zu legen? Ich habe nie auch nur ansatzweise die Dauer angesprochen - allerdings finde ich es seltsam, daß in einer Zeit, in der viele Eltern sich scheiden lassen, und/oder beide arbeiten (müssen) davon ausgegangen wird, daß Kinder daheim besser aufgehoben sind, als in einer pädagogischen Einrichtung.

Allerdings gebe ich zu, daß gerade hier in Deutschland die Pädagogik enorm vernachlässigt wird. Aber gerade wenn die mit einfliessen soll, muss aus meiner Sicht endlich die Reduktion der Schule als Fachwissentrichter aufgegeben werden. Die Schule ist sehr viel mehr. Sie ist Teil des Lebens der Kinder - sie verbingen dort Abertausende von Lebensstunden.
Und dabei gleichzeitig die Hochintelligenten durch die Mittelintelligenten auszubremsen?
Sorry - aber dazu fällt mir nicht viel mehr ein, als: Bla!
Wer zum Geier sagt, daß Hochintelligente nicht besonders gefördert werden sollen? Aber auch dies stellt viele "normale" Eltern vor sehr schweren Aufgaben - nämlich ihren hochintelligenten Kindern gerecht zu werden. Dabei könnte gerade die Gesellschaft helfen.
Das kommt meinem Standpunkt schon näher. Wenn die Eltern nicht können, sollen die Eltern alternativen finden, der Staat stellt die Rahmenbedingungen. Ganz genau.
Und der Staat gibt viele Möglichkeiten für diese Alternativen. Und der Staat, also die Gesellschaft, wirkt in einem erheblichen Maße an der Erziehung der Kinder mit. Unausweichlich.

gruß
Booth
 

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