Aphorismus
Ritter vom Osten und Westen
- 22. Dezember 2004
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Ich habe neulich zum ersten Mal von ihm gehört. Dr. Ron Paul, Republikaner aus Texas, ist der wohl ungewöhnlichste Anwärter auf eine Präsidentschaftskandidatur für die Wahl im nächsten Jahr.
Der 1935 geborene Arzt aus Texas war bereits 1988 Präsidentschaftskandidat, damals allerding für die Libertarian Party. Jetzt hat er einen neuen Anlauf gestartet, diesmal auf dem Ticket der Republikaner. Und siehe da - in den ersten Fernseh-Debatten schneidet er durchaus gut ab.
Und das verwundert, vertritt Dr. Paul doch Positionen, die so gar nicht zu dem Bild von Republikanern passen, das in den letzten Jahren von George W. Bush und seinem Hofstaat aus Falken geprägt worden ist.
So hat sich Paul konsequent und von Beginn an gegen den Irak-Krieg gewendet und auch gegen den Patriot Act gestimmt. Er ist gegen eine interventionistische, auf "Nation Building" basierende US-Außenpolitik, will das Federal Reserve System abschaffen (sic!) und den Goldstandard wieder einführen.
Die IRS, die oberste Steuerbehörde der Vereinigten Staaten, deren juristischer Status fragwürdig ist, will er eben so wie viele Ministerien - unter anderem auch das für "innere Sicherheit" (Homeland Security) - abschaffen. Darüber hinaus setzt er sich für einen Austritt der USA aus der Welthandelsorganisation (WTO) und den Vereinten Nationen (UNO) ein.
Und anders als man erwarten oder vermuten könnte, sieht er darin nicht einmal einen Widerspruch zu seiner Parteizugehörigkeit. Denn so wie er die ursprüngliche Politik der Republikaner interpretiert, sind sie es, die sich traditionell für einen Minimalstaat und ein nicht-interventionistische Außenpolitik eingesetzt haben.
Er ist ein großer Anhänger der Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika in ihrer ursprünglichen Form und im besten Sinne des Wortes ein amerikanischer Patriot.
Ich muss zugeben, vollkommen erstaunt gewesen zu sein, als ich das erste Mal gesehen habe, wie selbstbewusst dieser Mann seine vermeintlich unpopulären Positionen vertritt. Meiner Meinung nach wäre es das beste, was den USA politisch passieren könnte, wenn dieser Mann zum US-Präsidenten gewählt werden würde. Aber dazu muss er sich, auf Grund des amerikanischen Systems, erst einmal gegen seine republikanischen Mitkandidaten durchsetzen, allen voran Rudi Giuliani.
Aber sollte er dies schaffen, dann hätte er durchaus gute Chancen, die Wahl zu gewinnen. Wahrscheinlich wäre dieser zweite Schritt für ihn sogar leichter als überhaupt von den Republikanern zum Kandidaten gekürt zu werden, denn die Demokraten werden wohl mit Hillary Clinton eine Frau ins Rennen schicken, die dem Krieg im Irak weitaus weniger vehement entegegen steht als er, ja, unter Umständen sogar für ihn ist.
Verkehrte Welt in den USA, wo man für einen Republikaner stimmen muss, um die Weiterführung der Politik von George W. Bush zu verhindern. Und selbst, wenn er nicht gewählt werden sollte - es ist einfach beruhigend, dass es solche Menschen wie ihn im politischen Geschäft überhaupt noch gibt.
Zum Abschluss einige Videos:
Ron Paul über die Federal Reserve Bank
Ron Paul: Stop Dreaming
Ron Paul bei einer Debatte mit den anderen Kandiaten der Republikaner I - bitte am Ende auf die eingeblendeten Prozentzahlen der telefonischen Abstimmung der Zuschauer über den Sieger der Debatte achten!