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Ron Paul - US-Präsidentschaftskandidat 2008?

Aphorismus

Ritter vom Osten und Westen
22. Dezember 2004
2.466
RonPaul_flag.jpg


Ich habe neulich zum ersten Mal von ihm gehört. Dr. Ron Paul, Republikaner aus Texas, ist der wohl ungewöhnlichste Anwärter auf eine Präsidentschaftskandidatur für die Wahl im nächsten Jahr.

Der 1935 geborene Arzt aus Texas war bereits 1988 Präsidentschaftskandidat, damals allerding für die Libertarian Party. Jetzt hat er einen neuen Anlauf gestartet, diesmal auf dem Ticket der Republikaner. Und siehe da - in den ersten Fernseh-Debatten schneidet er durchaus gut ab.

Und das verwundert, vertritt Dr. Paul doch Positionen, die so gar nicht zu dem Bild von Republikanern passen, das in den letzten Jahren von George W. Bush und seinem Hofstaat aus Falken geprägt worden ist.

So hat sich Paul konsequent und von Beginn an gegen den Irak-Krieg gewendet und auch gegen den Patriot Act gestimmt. Er ist gegen eine interventionistische, auf "Nation Building" basierende US-Außenpolitik, will das Federal Reserve System abschaffen (sic!) und den Goldstandard wieder einführen.

Die IRS, die oberste Steuerbehörde der Vereinigten Staaten, deren juristischer Status fragwürdig ist, will er eben so wie viele Ministerien - unter anderem auch das für "innere Sicherheit" (Homeland Security) - abschaffen. Darüber hinaus setzt er sich für einen Austritt der USA aus der Welthandelsorganisation (WTO) und den Vereinten Nationen (UNO) ein.

Und anders als man erwarten oder vermuten könnte, sieht er darin nicht einmal einen Widerspruch zu seiner Parteizugehörigkeit. Denn so wie er die ursprüngliche Politik der Republikaner interpretiert, sind sie es, die sich traditionell für einen Minimalstaat und ein nicht-interventionistische Außenpolitik eingesetzt haben.

Er ist ein großer Anhänger der Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika in ihrer ursprünglichen Form und im besten Sinne des Wortes ein amerikanischer Patriot.

Ich muss zugeben, vollkommen erstaunt gewesen zu sein, als ich das erste Mal gesehen habe, wie selbstbewusst dieser Mann seine vermeintlich unpopulären Positionen vertritt. Meiner Meinung nach wäre es das beste, was den USA politisch passieren könnte, wenn dieser Mann zum US-Präsidenten gewählt werden würde. Aber dazu muss er sich, auf Grund des amerikanischen Systems, erst einmal gegen seine republikanischen Mitkandidaten durchsetzen, allen voran Rudi Giuliani.

Aber sollte er dies schaffen, dann hätte er durchaus gute Chancen, die Wahl zu gewinnen. Wahrscheinlich wäre dieser zweite Schritt für ihn sogar leichter als überhaupt von den Republikanern zum Kandidaten gekürt zu werden, denn die Demokraten werden wohl mit Hillary Clinton eine Frau ins Rennen schicken, die dem Krieg im Irak weitaus weniger vehement entegegen steht als er, ja, unter Umständen sogar für ihn ist.

Verkehrte Welt in den USA, wo man für einen Republikaner stimmen muss, um die Weiterführung der Politik von George W. Bush zu verhindern. Und selbst, wenn er nicht gewählt werden sollte - es ist einfach beruhigend, dass es solche Menschen wie ihn im politischen Geschäft überhaupt noch gibt.

Zum Abschluss einige Videos:

Ron Paul über die Federal Reserve Bank

Ron Paul: Stop Dreaming

Ron Paul bei einer Debatte mit den anderen Kandiaten der Republikaner I - bitte am Ende auf die eingeblendeten Prozentzahlen der telefonischen Abstimmung der Zuschauer über den Sieger der Debatte achten!
 

_Dark_

Ritter Rosenkreuzer
4. November 2003
2.666
zustimmung, der mann scheint echt was vom fach zu verstehen.. das mit der wiedereinführung des goldstandards halte ich allerdings für unrealistisch..

irgendwie scheint er mir allgemein sehr, sehr auf isolationism aus, was mir in der heutigen zeit etwas schwer machbar vorkommt...

ehrlich: mir wäre giuliani am liebsten
 

JimmyBond

Einsamer Schütze
7. Mai 2003
1.593
naja, mal gucken, ob ein alter republikanischer texaner, der der guten alten zeit hinterher schaut, so ein toller herrscher einer weltmacht sein kann. zumal er als feind der geheimdienste, es eh schwer haben wird, irgendwo fuss zu fassen.

schauen wir mal, was passiert... ein jahr ist noch..
 

hives

Ritter Rosenkreuzer
20. März 2003
2.785
Ja, ein durchaus bemerkenswerter Kandidat für die Republikaner. Stimmte gegen den Patriot Act, gegen den Irakkrieg...

Er selbst meinte auch, dass er vor allem bei den Republikanern sei, weil man als Kandidat einer dritten Partei keine wirkliche Chance hat. ("You don’t get onto base as a libertarian. We’re overseas spreading the message of democracy, but here if you are in a third party you have a tough time and you spend all your time getting on the ballot. You have to be a Ross Perot to get on the ballot. The two parties are very much in control of the system and exclude third parties from the process.").

Interessant finde ich auch, dass Paul zu den Leuten gehört, die Rick Perry für seine Bilderberg-Teilnahme heftig kritisiert haben - u.a. mit Bezug auf den Logan Act. Auch zu Libby meinte er, ein Pardon würde es von ihm nicht so ohne weiteres geben.

Die verlinkten Videos habe ich mir noch nicht angesehen, aber er erschien mit kurzen, aber recht interessanten Gesprächen u.a. bei der Daily Show und beim Colbert Report (siehe Website unten). Sehr schwach wirkt er m.E. vor allem bei sozialen Fragen, wo er sich in Interviews auf ein plattes "Der Markt wird's schon regeln" bzw. "Der Markt würde alles viel besser regeln" beschränkte - auch wenn man erwähnen sollte, dass er "Korporatismus" (mit Verweis auf Halliburton) verurteilte.
Davon abgesehen wirkte er m.E. in seiner Gesprächsführung teilweise etwas verwirrt (insofern wäre es ein durchaus würdiger Nachfolger ;) ).

Sehr gut fand ich bspw.:
Colbert: "Are you a Republican or are you not a Republican?"
Paul: "You’re confused, because I’m a constitutionalist, and you haven’t met one in a long time."

Hier seine Seite:
http://www.ronpaul2008.com/
 

Aphorismus

Ritter vom Osten und Westen
22. Dezember 2004
2.466
JimmyBond schrieb:
naja, mal gucken, ob ein alter republikanischer texaner

Ehemaliger Libertarianer. :wink:

JimmyBond schrieb:
zumal er als feind der geheimdienste, es eh schwer haben wird, irgendwo fuss zu fassen.

Ist er denn ein Feind der Geheimdienste? So wie ich das erlebt habe, ist der eigentliche Feind der Geheimdienste George W. Bush, der deren Erkenntnisse interpretiert oder ignoriert wie es ihm und seinen Beratern in den Kram passt. Das CIA war alles andere als für den Irak-Krieg, einfach deshalb, weil die wussten, dass es schief laufen wird...

hives schrieb:
Sehr schwach wirkt er m.E. vor allem bei sozialen Fragen, wo er sich in Interviews auf ein plattes "Der Markt wird's schon regeln" bzw. "Der Markt würde alles viel besser regeln" beschränkte - auch wenn man erwähnen sollte, dass er "Korporatismus" (mit Verweis auf Halliburton) verurteilte..

Ganz deiner Meinung, aber das ist doch die Schwäche aller Liberalen. Allerdings glaube ich schon, dass, wenn er seine politischen Ziele umsetzen könnte, die Folgen so dramatisch positiv wären, dass "der Markt", oder besser: die Gesellschaft, die sotzialen Herausforderungen durchaus bewältigen würden.
 

JimmyBond

Einsamer Schütze
7. Mai 2003
1.593
Ist er denn ein Feind der Geheimdienste? So wie ich das erlebt habe, ist der eigentliche Feind der Geheimdienste George W. Bush, der deren Erkenntnisse interpretiert oder ignoriert wie es ihm und seinen Beratern in den Kram passt. Das CIA war alles andere als für den Irak-Krieg, einfach deshalb, weil die wussten, dass es schief laufen wird...

ok, cia und co waren gegen den einmarsch im irak, doch nun haben die geheimdienste - im anti-terror-kampf - mehr freiheiten und privilegien, seit dem kalten krieg nicht mehr und das verdanken sie george bush.

ron paul waer da der typ, der ihnen die macht wieder nimmt und die an der kurzen leine laesst, was denen wohl geheuer stinken wird.
 

Aphorismus

Ritter vom Osten und Westen
22. Dezember 2004
2.466
Das halte ich so für nicht richtig. Geheimdienste hat die USA im Grunde nur drei: CIA, FBI und NSA. Keiner dieser Geheimdienste war begeistert davon, was Bush gemacht hat. Bush hat im Grunde nur neue Institutionen, wie das Ministerium für innere Sicherheit (Homeland Security), geschaffen, die den anderen Geheimdiensten die Arbeit schwer machen und darüber hinaus, wie gesagt, deren Arbeitsergebnisse weitgehend ignoriert.

Gegen Paul werden also die neu geschaffenen Institutionen sein - diese sind aber streng genommen keine Geheimdienste. Die Geheimdienste dürften hingegen nichts gegen Pauls Pläne haben. In den Präsidentschaftsdebatten sagt Paul nicht umsonst sinngemäß mehr als einmal: "We should have listened to our CIA."

Abschaffungspläne klingen anders, besonders bei Paul, der beileibe keine Hemmungen hat, sie auszusprechen.

Man sollte die Arbeit von den Geheimdiensten nicht mit dem verwechseln, was Bush im innern der USA als Beschränkungen von Freiheit durchzustzen versucht. Damit will ich der CIA gar keine weiße Weste überzihen, die sie wirklich nicht verdient hat, aber ein Geheimdienst ist letztendlich immer nur so gut oder schlecht, wie die Leute, die entscheiden, wozu dieser Dienst eingesetzt wird. Und da würde Paul sicherlich schon was venünftiges einfallen.
 

hives

Ritter Rosenkreuzer
20. März 2003
2.785
Aphorismus schrieb:
Abschaffungspläne klingen anders, besonders bei Paul, der beileibe keine Hemmungen hat, sie auszusprechen.
Allerdings - ich war schon überrascht, als er meinte, zumindest UNICEF stehe nicht ganz oben auf seiner Liste :lol:
 

Aphorismus

Ritter vom Osten und Westen
22. Dezember 2004
2.466
Ich habe mich im Gespräch mit einem Freund just daran erinnert, einen SPIEGEL-ONLINE-Artikel gelesen zu haben, der sich mit der Debatte der republikanischen Präsidentschaftskandidaten beschäftigt hat.

Nur konnte ich mich dabei überhaupt nicht daran erinnern, dort etwas über Ron Paul gelesen zu haben. Dieser Kandidat, der aus der Masse der uniformen republikanischen Kandidaten heraus sticht wie Dirk Nowitzki aus einem Liliputanerensemble, wurde so gut wie gar nicht erwähnt.

[url=http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 schrieb:
SPON[/url]]Es war eine traurige Runde: Zehn weiße, alte Männer erschöpften sich in der ersten TV-Wahlkampfdebatte der US-Republikaner in Parolen und Plattitüden. Vor allem die Spitzenreiter McCain, Giuliani und Romney gaben ein mieses Bild ab. Gesiegt hat ein Geist - der Geist Ronald Reagans.

(...)

Gesucht wird, nach den quälenden Bush-Jahren, ein neuer Reagan.

In Sicht ist er nicht. Blass wirkte das Feld. Blass vor allem gegenüber den Demokraten. Kein Hispanic (wie New Mexicos Gouverneur Bill Richardson), keine Frau (wie Hillary Clinton), kein Schwarzer (wie Barack Obama). Zehn weiße, alte Männer in schwarzen Anzügen. Nur die Krawatten bekannten Farbe. Sieben der Kandidaten trugen rote. Einer, der Außenseiter Sam Brownback, eine goldene.

Wer die Videos gesehen hat, der möge sich angesichts dieser Berichterstattung fragen: Ist das Spin, was SPON da macht? Mit anderen Worten: Konnten die Autoren des Artikels Ron Paul schlichtweg nicht einordnen, fanden sie ihn - obwohl er laut SMS-Abstimmung der Zuschauer die Debatte gewonnen hat - zu unbedeutend oder steckt sogar Absicht dahinter, wenn seine so außergewöhnliche Positionierung nicht einmal im Ansatz wieder gegeben wird?
 

Ein_Liberaler

Ritter des Heiligen Andreas von Schottland
14. September 2003
4.926
Colbert: "Are you a Republican or are you not a Republican?"
Paul: "You’re confused, because I’m a constitutionalist, and you haven’t met one in a long time."

Erfrischend, nicht?

Der Mann hat Ahnung und Überzeugungen, wo andere eine Phrasendreschmaschine haben.
 

JimmyBond

Einsamer Schütze
7. Mai 2003
1.593
naja das FBI ist eigentlich auch kein geheimdienst, sondern ne bundesstrafverfolgungsbehoerde, wie der secret service oder der DEA. und homeland secutity ist im grunde nix weiter, als bei uns das bundesinnenministerium, nur mit mehr geldern, personal und evtl. arbeitsfeldern ausgestattet.

dass homeland security den sicherheitsdiensten (im ganzen) etwas kummer bereitet, halte ich fuer normal, wenn man bedenkt, dass es dieses ministerium erst seit 2001 gibt und es deshalb noch viel zu feilen gibt, bis es problemlos funktioniert. besonders, wenn ein ministerium, das logischerweise von einem minister regiert wird, der nix anderes als ein politiker ist. man kann nicht erwarten, dass eine behoerde, und mag sie noch so maechtig sein, ohne anfangsschwierigkeiten, ihre arbeit aufnehmen kann. die politik und diese ganze buerokratie verhindet jedweilige gute zusammenarbeit.

was wird das eigentlich alles kosten, dieses ministerium wieder aufzuloesen? schliesslich soll die behoerde die zweitgroesste der vereinigten staaten sein. werden die ganzen darin existierenden behoerden wieder unter das kommando ihrer alten ministerien gestellt oder wie soll das fortanlaufen? wieviele arbeitsplaetze werden dadurch evtl. gestrichen?

Abschaffungspläne klingen anders, besonders bei Paul, der beileibe keine Hemmungen hat, sie auszusprechen.

ich meinte nicht, dass er die CIA, NSA und FBI abschaffen, sondern an einer kuerzeren leine halten moechte, denen befugnisse entziehen usw.... und keiner, weder person noch institution, moechte freiwillig auf macht verzichten und diese wuerde er denen weitreichend nehmen, wobei das natuerlich auch von vorteil fuer buergerrechtler und datenschuetzer sein kann, doch bezog ich mich hier auf die sichtweise, der sicherheitsdienste, speziell: CIA.

Man sollte die Arbeit von den Geheimdiensten nicht mit dem verwechseln, was Bush im innern der USA als Beschränkungen von Freiheit durchzustzen versucht. Damit will ich der CIA gar keine weiße Weste überzihen, die sie wirklich nicht verdient hat, aber ein Geheimdienst ist letztendlich immer nur so gut oder schlecht, wie die Leute, die entscheiden, wozu dieser Dienst eingesetzt wird.

dem wuerd ich zustimmen...

Und da würde Paul sicherlich schon was venünftiges einfallen.

...dem nicht :wink:


p.s.: ich hoffe, ich habe nicht zu sehr, um den heissen brei geredet :oops:
 

Eskapismus

Großmeister-Architekt
19. Juli 2002
1.212
Ron Paul wird bereits seit einiger Zeit in der Blogsphere in höchstem Masse gehuldigt. Jedoch ist diese Internetrealität eine andere als diejenige, die in den USA zurzeit herrscht. So weit ich mich erinnern kann liegt er bei offiziellen Meinungsumfragen nicht besonders weit vorne. Andererseits muss man auch berücksichtigen, dass er so ziemlich aus dem Nichts kam. Auch ist mir bisher nicht bekannt, dass gegen ihn besonders viel Schlamm zum werfen gefunden worden ist, ganz im Gegensatz zu Mr. Crossdressing Guilliani.

Das wird ihm aber auch nicht helfen. So verzweifelt sind die Republikaner noch nicht, dass sie ihn als Präsidentschaftskandidaten aufstellen würden. Ohne den Rückhalt in der eigenen Partei wird nichts gehen und Parteilos will er (bisher) ja nicht kandidieren.

Wenigstens bringt er ein bisschen frische Luft in den Wahlkampf.

OT: Eine Grafik mit der Übersicht über die Beliebtheit im Zeitverhältnis für alle Präsidenten seit Eisenhower.

http://online.wsj.com/public/resources/documents/info-presapp0605-31.html

just for the record: Hillary
Clinton thanked God for helping her endure the sexual
indiscretions of her husband.

edit: Hier die Meinung von dem Komiker David Cross zu dem kleinen Schlagabtausch zwischen Paul und Guilliani.
http://www.youtube.com/watch?v=K7aFXRAW7mg
 

MrPalmer

Geheimer Meister
15. Februar 2004
399
Dr.Paul scheint ein "Internet"-Kandidat zu sein und von einigen Medien regelrecht runtergespielt. Ron Paul Still Ignored by Sunday Newspapers, Mainstream Media Seine Popularität im Internet scheint es aber nicht zu schaden. Trotzdem Dr.Paul wird wohl minimale Chancen haben um als Präsidentschaftskandidat aufgestellt zu werden. Seine Linie weicht leider zu sehr von der Masse der "normalen" Republikaner ab. Ausserdem ist seine Kriegskasse nicht die grösste ? Hat jemand vielleicht Zahlen ?

Das könnte sich natürlich ändern wenn die Medien mehr über Dr.Paul berichten würden.
Bei den TV-Debatten kam er bei den Zuschauern sehr gut an bei der ersten Debatte bei Murdoch-Sender Fox News ging er bei den Zuschauern als Sieger hervor. Bei der letzten bei CNN -> CNN VOTERS war die Mehrheit von ihm überzeigt.
 

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