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Lupo

Ritter Kadosch
3. Oktober 2009
6.320
Ich kann den Vorbehalt hinsichtlich des mittleren Antwortfeldes recht gut nachvollziehen. Aber ich weiß nicht, ob es die Antwortqualität wirklich verbessert, wenn man die Mitte herauslässt. Besser wäre vermutlich eine gerade Anzahl und ein separates Ankreuzfeld "keine Meinung". Dann kann man wenigstens einigermaßen sicher sein, dass die angegebenen Zustimmungs- oder Ablehnungsgrade tatsächlich eine Meinung wiedergeben und nicht nur aus Verlegenheit irgendwas in der Mitte angekreuzt wurde.

Insgesamt sind diese Tests ja sehr in Mode, aber ich gestehe, dass ich nach dem Ankreuzen praktisch nie das Gefühl habe, das losgeworden zu sein, was ich zum jeweiligen Thema zu sagen gehabt hätte. Ich empfinde bei dieser Art Tests einen gewissen Widerspruch, einerseits nach meiner Meinung gefragt, aber andererseits in ein Frage- und Antwortschema gepresst zu werden, in das die Meinung gar nicht hineinpasst. Und auch der Fragende selber lernt nichts Neues aus seinem Sachgebiet, weil er ja nur das zurück bekommt, was er schon in seinen Fragen und Antworten vorweg genommen hat. Letztlich erhält er nur eine mehr oder weniger deutliche Bestätigung/Ablehnung seiner eigenen Meinung und das ist ein bisschen wenig, wenn man Neuland erkunden will.

In unserer Firma wurde jahrelang das Betriebsklima mit einem derartigen, umfangreichen Fragebogen ermittelt und die Ergebnisse in den Auswertebereichen diskutiert, um Verbesserungsmaßnahmen abzuleiten. Regelmäßig gingen dann 2/3 der Diskussionszeit dabei drauf, wie denn welche Frage - insbesondere eine nicht leicht zu beantwortende - überhaupt zu verstehen gewesen sei. Und wenn sich dann die Gruppe auf eine einheitliche Lesart verständigt hatte, war das ausgefüllte und vorliegende Ergebnis unbrauchbar. Entsprechend reicht ohne das Wissen, wie die Gruppe die Frage denn verstanden hat, die Aussagekraft der Testergebnisse nicht mal aus, irgendwelche Handlungsfelder sicher zu identifizieren. Der Test war ein prima Anlass, mal ein Abteilungsgespräch zu führen (für mich nervig, weil ich die ohnehin monatlich geführt habe). Und klar, man konnte damit die eine oder andere Investition durchdrücken, die man sonst nicht durchbekommen hätte. Aber als eine Art Mess- und Analysewerkzeug war es völlig ungeeignet. Etwas besser wurde es gegen Ende, als ein weiteres Ankreuzfeld "Diese Frage ist mir wichtig" aufgenommen wurde.

Von daher halte ich von diesen Befragungen insgesamt nicht sehr viel.
 

Giacomo_S

Prinz der Gnade
13. August 2003
4.324
Ich kann den Vorbehalt hinsichtlich des mittleren Antwortfeldes recht gut nachvollziehen. Aber ich weiß nicht, ob es die Antwortqualität wirklich verbessert, wenn man die Mitte herauslässt. Besser wäre vermutlich eine gerade Anzahl und ein separates Ankreuzfeld "keine Meinung". Dann kann man wenigstens einigermaßen sicher sein, dass die angegebenen Zustimmungs- oder Ablehnungsgrade tatsächlich eine Meinung wiedergeben und nicht nur aus Verlegenheit irgendwas in der Mitte angekreuzt wurde.

Gerade das fand ich spannend.
Aha: Man hat auch einmal eine Meinung zu formulieren, und nicht dieses Wischi-Waschi "neutral" oder "habe eh keinen Schimmer".
Die Frage ist vllt. mehrdeutig und die Antwort ist nicht 100%-ig. Na und? Dann stimmt sie eben nur zu 70%, ist auch ne Antwort.

Ich empfinde bei dieser Art Tests einen gewissen Widerspruch, einerseits nach meiner Meinung gefragt, aber andererseits in ein Frage- und Antwortschema gepresst zu werden, in das die Meinung gar nicht hineinpasst.

Merke: Die Landkarte ist nicht die Landschaft.
 

hives

Ritter Rosenkreuzer
20. März 2003
2.785
Und auch der Fragende selber lernt nichts Neues aus seinem Sachgebiet, weil er ja nur das zurück bekommt, was er schon in seinen Fragen und Antworten vorweg genommen hat. Letztlich erhält er nur eine mehr oder weniger deutliche Bestätigung/Ablehnung seiner eigenen Meinung und das ist ein bisschen wenig, wenn man Neuland erkunden will.
Im wissenschaftlichen Kontext dienen derartige stark standardisierte Umfragen häufig dem Test von konkreten Hypothesen. Für explorative Studien werden häufig andere Formen von Daten verwendet, bspw. basierend auf Umfragen mit offene Fragen. Um sowas jedoch quantitativ auszuwerten um Hypothesen testen zu können, braucht man u.a. spezielle textanalytische Methoden, die deutlich weniger verbreitet sind, da sie im Gegensatz zu anderen statistischen Analyseverfahren eben nur auf Texte angewendet werden können.
 

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.828
Eine qualitative Erhebung ist halt unendlich viel aufwendiger und im Rahmen einer Masterarbeit kaum zu leisten. Dann müßte sich die Mssterarbeit an ein ordentlich finanziertes Forschungsvorhaben anhängen, denke ich.
 

Malakim

Insubordinate
31. August 2004
14.014
Also ich fand die Fragen ganz spannend und nicht immer leicht zu beantworten.

Ging mir vor allem mit den Fragen zum schlafen so.
Gehen sie rechtzeitig ins Bett.

Was soll das sein? Rechtzeitig nach meinem ermessen als erwachsener Mensch oder nach einem gesellschaftlichen Konsens?
Nach letzterem habe ich seit Jahrzehnten viel zu wenig Schlaf. Ersteres ist lächerlich, ich geh ins Bett wenn ich müde bin. Falls gemeint ist ob ich am Telephon oder an irgendwelchem scheiß hängen bleibe so weiß ich auch das nicht zu beantworten, wenn ich es will hänge ich an einem PC SPiel, wenn nicht dann nicht :roll:
 

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.828
Ich habe mich für "rechtzeitig um genug Schlaf zu bekommen, wenn ich wie geplant aufstehe" entschieden.
 

Lupo

Ritter Kadosch
3. Oktober 2009
6.320
Eine qualitative Erhebung ist halt unendlich viel aufwendiger und im Rahmen einer Masterarbeit kaum zu leisten. Dann müßte sich die Mssterarbeit an ein ordentlich finanziertes Forschungsvorhaben anhängen, denke ich.

... oder sich mit einem kleineren Teilaspekt begnügen, dafür da aber richtig in die Tiefe gehen? Das würde auch ganz automatisch die Erkenntnis beflügeln, wie vielschichtig die Dinge tatsächlich sind, und wie mühselig eine richtig gute Lösung erarbeitet werden muss. Und im Endeffekt auch, wie wertvoll vorhandene gute Lösungen sind.

Als konkretes Beispiel fallen mir die Elektroautos ein. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie bei Befragungen nach diesem Konzept - insbesondere, wenn der Fragebogen unbewusst schon in diese Richtung getrimmt ist - als die größte Erfindung seit dem geschnittenen Brot dastehen. Aus der Helikopterperspektive fallen eben all die ko-Kriterien, wegen denen die Dinger dann doch nicht gekauft werden, gar nicht mehr auf.
 

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.828
Ich meine persönliche Befragung einer hinreichend großen und repräsentativen Stichprobe. Das ist imho zu aufwendig für eine Masterarbeit. Damals im Prostitutionsfaden hatten wir diese eine Studie, die in D noch in zwo Exemplaren in den Bibliotheken lag, und die ich mir in Köln ausgeliehen habe, nur um herauszufinden, wie klein und wie wenig repräsentativ die Stichprobe war, und das war iirc eine Dissertation.
 

Giacomo_S

Prinz der Gnade
13. August 2003
4.324
Vor Jahren war ich selbst an einer Umfrage beteiligt. Es war nicht wissenschaftlich. Vielmehr wollten wir in unserer Mittagsküche herausfinden, in welche Richtung sich unser Angebot in der nahen Zukunft entwickeln sollte. Die Fragen waren ganz konkret, und natürlich hatte niemand von uns eine wissenschaftliche Ausbildung in diesem Gebiet.

Es zeigte sich in den folgenden Tagen und Wochen, dass es eine deutliche Diskrepanz gab zwischen dem, was die Leute sagen und dem, wie sie handeln. Die Gäste äußerten z.B. ein größeres Interesse an "gesunden" und vegetarischen Gerichten, und wir weiteten dieses ohnehin schon vorhandene Segment in Qualität und Quantität aus, zu moderaten Preisen.
Bestellt wurde dann aber dasselbe langweilige 08/15 wie vorher auch.
Die Umfrage bildete also mehr ab, wie die Leute gerne wären, als wie sie tatsächlich sind oder handeln.
In der Praxis zeigte sich, dass das "gesunde" Segment nicht vorhanden zu sein hatte, weil es nachgefragt wurde. Sondern weil es einen psychologischen Aspekt bediente: Die Gäste konnten sich dann einbilden, sie lebten ja so gesund - und bestellten dann den Schnitzelteller mit Pommes.

Seitdem halte ich nicht mehr viel von Umfrageergebnissen zum Thema Ernährung. Sie bilden nur eine Idealvorstellung des Befragten ab, als denn Zielvorgaben für tatsächliches Handeln. Dafür gäbe eher eine Analyse von Hausmüll ein realistischeres Bild.

Ging mir vor allem mit den Fragen zum schlafen so.
Gehen sie rechtzeitig ins Bett.

Was soll das sein? Rechtzeitig nach meinem ermessen als erwachsener Mensch oder nach einem gesellschaftlichen Konsens?

Ich vermute, mit diesen Fragen möchte man etwas ganz anderes als das Genannte herausfinden. Man führt uns mit diesen Fragen hinter's Licht, es geht um etwas anderes, das wir nicht ehrlich beantworten würden, würde man uns danach befragen. Wir gäben dann nur eine Idealvorstellung von uns ab, und keine ehrlichen Antworten auf Fragen.
 

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.828
Kürzlich wurde ja gemeldet, daß die Deutschen weniger Fleisch essen als noch vor fünf Jahren, dafür täglich Obst und Gemüse. Ich war einigermaßen baff, als sie im nächsten Satz frech zugaben, daß diese Erkenntnisse auf einer Umfrage beruhten...
 

Giacomo_S

Prinz der Gnade
13. August 2003
4.324
Kürzlich wurde ja gemeldet, daß die Deutschen weniger Fleisch essen als noch vor fünf Jahren, dafür täglich Obst und Gemüse. Ich war einigermaßen baff, als sie im nächsten Satz frech zugaben, daß diese Erkenntnisse auf einer Umfrage beruhten...

Sowas ist völliger Unfug, eine solche Aussage kann man aus einer Umfrage nicht ableiten. Und da will ich jetzt nicht in die ewige Lieschen-Müller-Schiene der "gefälschten Statistik" einsteigen. Es ist auch nicht so, dass die Befragten im wirklichen Sinne "lügen", bestenfalls belügen sie sich selbst. Sie sonnen sich in einer Idealvorstellung ihres Selbst - und na klar: Ich lebe ja so gesund, denn ich bin schlau.
Pornovideos schaut auf Befragen auch keiner - nur woher kommen dann die ganzen Klicks?
 
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