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Sudan braucht Hilfe und Eingriff - JETZT!

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Ritter Rosenkreuzer
15. April 2002
2.739
Im Chat auf tagesschau.de wurde Sudan als erstes Thema aufgegriffen, im Chat war ARD-Hörfunkkorrespondent Reinhart Baumgarten. Ein Punkt war, dass interessanterweise die arabische Medienlandschaft den Sudan wenig beachtet. Weiter hier: tacheles 02
 

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Ritter Rosenkreuzer
15. April 2002
2.739
Klare Worte findet die New York Times:
Bush administration lawyers are busily studying whether this meets the legal definition of genocide, but that misses the point. Whatever you call it, the rising death toll could soon evoke memories of the tragedy in Rwanda a decade ago, when both the United States and the Security Council found excuses to stand aside while 800,000 died. That shameful failure must not be repeated.
Time for Action on Sudan
Wie steht es um andere Medien in den USA?
 

trance-x

Lehrling
19. Juni 2004
4
doppelmoral der kriegsgegner im sudan?

Die in Sudan beteiligten Ölfirmen, unter ihnen CNPC (China), Petronal (Malaysia), Talisman Energy (Kanada), Lundin Oil (Schweden), TotalFinaElf (Frankreich) und OMV (Österreich), sind sich jedoch keiner Schuld bewusst...

apropos china ...

ironischerweise ist china, anders als die usa, nicht nur ohne uno-mandat schon lange mit sogar tausenden soldaten drin gewesen, sondern auch noch ohne intention zu befreien, dafuer ganz konkret alleinig nur um die oelpipelines zu schuetzen. hinzu kommt zudem, dass sie auch noch mit der fundamentalistischen regierung zusammengearbeitet haben.

sieht jemand dagegen demos? warum nicht? dort sterben viel mehr menschen, dort ist alles weit negativer. dort wirkt gerade die methode von kriegsgegnern - "nichts tun". so sieht das aus. mehr tote als im gesamten irak in einem jahr.

und frankreich?
 

samhain

Ritter Rosenkreuzer
10. April 2002
2.774
@trance-x

ironischerweise ist china, anders als die usa, nicht nur ohne uno-mandat schon lange mit sogar tausenden soldaten drin gewesen, sondern auch noch ohne intention zu befreien, dafuer ganz konkret alleinig nur um die oelpipelines zu schuetzen. hinzu kommt zudem, dass sie auch noch mit der fundamentalistischen regierung zusammengearbeitet haben.

nun ja, das alles trifft auch auf die USA und den irak zu- oder glaubst du an den befreiungsfeldzug als intention?

aber letztendlich, was china und europa angeht, treten sich die entsprechenden kreise nicht gegenseitig vors schienbein.
schröder hat z.b. keine probleme die politik chinas (gerade im hinblick auf taiwan) zu stützen.
wirtschaftliche connections zählen eben mehr als alles andere.
das gilt auch für europa.

sieht jemand dagegen demos? warum nicht?

weil die leute mit zweierlei maß messen?

weil sie es nicht wissen? (ist ja nicht gerade thema in der tagespresse)

weil sie sowieso den arsch nicht hochkriegen? (auch zum jahrestag des irakkrieges kamen gerade noch 1500 gestalten in berlin zusammen- im jahr davor war es eine halbe million)

weil es dort unten "nur" um irgendwelche afrikaner geht?

wie langweilig...verhungernde "neger"...1000mal gesehen...reisst irgendwie nicht vom hocker.

trotzdem gibt es leute (zu wenig für eine demo?), die sich genau den, von den medien und der masse vergessenen themen widmet.
 

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Ritter Rosenkreuzer
15. April 2002
2.739
Die Tages- und Wochenpresse kommt ebenfalls zum Schluss, dass die Welt lange weggesehen hat: es sind über eine Million Menschen im Sudan auf der Flucht.
"Wenn die Menschen bereits vor einem halben Jahr in Camps gebracht worden wären, hätten wir jetzt nicht eine solche Notlage", sagt Jean-Sébastien Matte von "Ärzte ohne Grenzen". "Seit August 2003 war klar, was sich hier anbahnt. Ende letzten Jahres gab es schon mehr als 100 000 sudanesische Flüchtlinge im Tschad. Trotzdem tat sich über Monate nichts."
Völkermord auf Raten
 

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Ritter Rosenkreuzer
15. April 2002
2.739
Auf Druck der USA und der UNO hat die sudanesische Regierung Maßnahmen zur Beilegung der Krise in der westlichen Region Darfur angekündigt. US-Außenminister Colin Powell und UN-Generalsekretär Kofi Annan einigten sich bei einer Unterredung mit Vize-Präsident Ali Osman Taha in der sudanesischen Hauptstadt Khartum auf Ansätze für eine Lösung der Krise. Die Regierung erklärte sich bereit, arabische Milizen in der Region zu entwaffnen, zu demobilisieren und zur Verantwortung zu ziehen. Zuvor hatte der sudanesische Außenminister Mustafa Osman Ismail bereits angekündigt, Polizei und Armee in Darfur würden verstärkt und die Restriktionen für humanitäre Hilfe aufgehoben.
USA und UNO ringen Sudan Zugeständnisse ab

Dem Präsidenten Sudans sind Feiertage wichtiger als die zwei Millionen Menschen, deren Leben in der Krisenregion bedroht sind. Annan und Powell waren auf Visite in Sudan.
 

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Ritter Rosenkreuzer
15. April 2002
2.739
Die Entwaffnung der Milizen kommt nicht in Fahrt. In den USA sind es führende Personen in weltlicher und kirchlicher Verantwortung, die mit einer Protestaktion in der sudanesischen Botschaft auf die Misere im Sudan aufmerksam machten.
The campaign to highlight the growing humanitarian crisis in Sudan has gotten a publicity boost this week from the arrests at the Sudan Embassy in Washington, DC. of U.S. Representative Charles Rangel (D - New York) and former Rep. Bob Edgar, who currently heads the National Council of Churches in Christ in the USA.

"What is going on in Sudan is an atrocity," Rangel said in a statement before stepping in front of the embassy's door at noon on Tuesday in a symbolic action reminiscent of anti-apartheid sit-ins at the South African embassy two decades ago.. "It's criminal," he said, as other protestors sang "We Shall Overcome."
U.S. Lawmaker and Church Leader Arrested to Highlight Darfur Deaths

U.S. Representative Charles Rangel:
"The situation in Sudan has clearly reached the level of a genocide," Rangel said. The lawmaker applauded Secretary of State Colin Powell's visit to Sudan last week, but expressed concern "that our government is constructively engaging a government who has, by almost all accounts, been the primary sponsored of genocide in Sudan."

The protests have been organized by several groups and individuals including members of the Sudan Campaign to End Slavery and Genocide as well as former Delegate to the U.S. House of Representatives Walter Fauntroy, who was arrested last week at the embassy.
 

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Ritter Rosenkreuzer
15. April 2002
2.739
Schwere Vorwürfe des Human Rights Watch

Welche Rolle(n) hat die Regierung in Hinblick auf die Krise in Darfur?

New York (AP) Die sudanesische Regierung hat nach Erkenntnissen einer Menschenrechtsorganisation arabische Milizen zur Durchführung so genannter ethnischer Säuberungen in der Provinz Darfur bewaffnet, unterstützt und politisch gedeckt. Die Organisation Human Rights Watch berief sich auf vier Regierungsdokumente aus dem Zeitraum von November 2003 bis März 2004. Sie habe die Unterlagen aus der Zivilverwaltung in Darfur erhalten, erklärte der Direktor von Human Rights Watch, Kenneth Roth, am Montag bei einer Pressekonferenz in New York.
Dass die UN nicht eine Resolution verfasse wie 1999 im Falle Osttimors bezeichnet Kenneth Roth als "skandalös".

Human Rights Watch bezichtigt sudanesische Regierung der Lüge
 

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Ritter Rosenkreuzer
15. April 2002
2.739
Die 30 Tage sind um.
(New York, September 2, 2004) � The United Nations Security Council has reached a critical moment to take strong action against Sudan�s continuing atrocities in Darfur, Human Rights Watch said today.

Today`s briefing by the U.N. Secretary-General�s special representative for Sudan Jan Pronk presented a report which failed to say directly that the Sudanese government is responsible for ethnic cleansing and continuing abuses in Darfur.

Thirty-four days ago, the U.N. Security Council told Khartoum that it had 30 days to end massive violations of human rights and rein in the Janjaweed,� said Georgette Gagnon, deputy director of the Africa Division at Human Rights Watch. �For the U.N. Security Council to fail to deliver on its own strong demands sends the worst possible message.
UN Deadline expires
 

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Ritter Rosenkreuzer
15. April 2002
2.739
Die amerikanische Regierung benützt mittlerweile das G-Wort. Einer amerikanischen Resolution blockt China, einem Ölembargo wiedersteht China, da sie selbst am Bau einer Pipeline beteiligt sind. Die Gesellschaft für bedrohte Völker nimmt China in die scharfe Kritik, da es tiefgreifende Massnahmen blockiert. Fehlender Konsens, also freie Hand für Berserker.
Hilfsorganisationen werden beschossen, Opfer sprechen von Beschiessung durch Flugzeuge und Janjaweed. Wie kann der Ermordung weiterer Zehntausende entgegengewirkt werden? Kann noch zum Verhandlungstisch gezwungen werden? Sollte die Eingreiftruppe der AU (Afrikanischen Union) verstärkt eingesetzt werden? Embargo? Wer ist Opfer eines Embargos Werden die USA die Polizeirolle übernehmen statt den UN oder der AU?
Werden die Vorgänge richtig dargestellt, fehlen wichtige Einzelheiten? Kann man von einem Völkermord reden?
Meinungen gefragt, ein Stopp der Krise mehr als erwünscht.
 

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Ritter Rosenkreuzer
15. April 2002
2.739
Gab es eine Absprache zwischen Sudan und Syrien, in der es Syrien ermöglicht wurde, Chemiewaffen auf sudanesischen Boden an der Bevölkerung in Dafur zu testen?
Syrische Sondereinheiten sollen im vergangenen Juni chemische Waffen gegen die schwarzafrikanische Bevölkerung von Darfur eingesetzt haben. Die Aktion, die Dutzende Menschen das Leben gekostet habe, sei in Absprache mit der sudanesischen Regierung erfolgt. Das berichtet "DieWelt". Die Zeitung beruft sich auf ihr vorliegende Unterlagen westlicher Geheimdienste.
Chemiewaffen gegen Bevölkerung in Darfur eingesetzt?
 

UlrichVonHutten

Großmeister
23. August 2004
66
Dank der internationalen, bzw. wirtschaftlichen Interessen in den verschiedenen Staaten, die sich als Moralapostel aufspielen, glaube ich nicht, dass es so schnell zu einer Rettung von Menschenleben in diesem einen von vielen Kriegsgebieten geben wird. 8O
Ich bin dafür, dass diese Regime unbedingt aus dem Weg geräumt werden müssen. Die Westmächte haben die Möglichkeiten. Sie könnten von innen heraus ( durch die Geheimdienste ) oder von außen (militärisch) in das Geschehen eingreifen. Ich halte es für vertretbar, eine kleine Clique von Mächtigen gewaltsam von der Macht zu vertreiben, anstatt den Tod von Abertausenden oder gar Millionen verantworten zu müssen. :!:
 

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Ritter Rosenkreuzer
15. April 2002
2.739
Wann wurden über die Darfur-Krise die ersten Schlagzeilen getippt? Der Sudan rückte auf jeden Fall dann stark in das Licht der Presse, nachdem der zehnte Jahrestag des Völkermords in Ruanda vergangen war und Entwicklungsministerin Wieczorek-Zeul ausgesprochen hatte, dass sich so ein tragisches Ereignis nicht wiederholen dürfe: die Weltgemeinschaft hatte versagt. Es begann die Debatte um Massnahmen hinsichtlich der Situation in Sudan und schliesslich wurde Ende Juli eine Resolution verabschiedet und der Weg für Hilfsorganisationen (relativ) freigerungen. Die festgelegte Frist für die Entwaffnung der Djandjawid-Milizen ist längst abgelaufen und die Regierung in Sudan zeigt sich offensichtlich wenig bemüht. Am 18.9. ist eine neue Resolution verabschiedet worden.
Überfälliges Signal an Sudan

ai reiste in den Sudan und kommt zu dem Schluss, dass ein Ende der Darfur-Krise nicht in Sicht ist. Und sollte es nun tatsächlich nicht zum Ende der Krise binnen der nächsten sechs Monate kommen, woran soll es dann gelegen haben? Hält die Regierung die Gräueltaten nicht auf, wer dann? Ist ein (Öl)Embargo der richtige Weg oder müsste man womöglich militärisch oder geheimdienstlich operieren, wie es von meinem Vorredner vertreten wurde? Wenn ja - wer sollte operieren - die AU, die NATO, die VN, andere Orgas oder Bünde? Weitere denkbare Möglichkeiten? ai nach Sudan-Mission enttäuscht über Ignoranz der Regierung

Auch interessant - Artikel der FAZ vom 30. Juli mit Auszügen aus der alten Resolution: Sudan-Resolution im Sicherheitsrat beschlossen
 

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Ritter Rosenkreuzer
15. April 2002
2.739
Update:
Abuja/Berlin - Die Regierung des Sudan hat sich einem Vermittler der Afrikanischen Union zufolge dem internationalen Druck gebeugt und zwei Friedensabkommen mit den Rebellen geschlossen. Nach wochenlangen Verhandlungen habe die Regierung ihren Widerstand gegen ein Flugverbot für Militärflugzeuge über der Krisenregion Darfur aufgegeben, teilte der Vermittler mit. Die Vereinbarungen mit den Rebellen umfaßten Sicherheit und den Zugang für humanitäre Hilfe nach Darfur. Sudan unterzeichnet Friedensabkommen
 

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Ritter Rosenkreuzer
15. April 2002
2.739
The BBC's Panorama programme has revealed new evidence of mass ethnic killings and rape in Darfur, adding to fears of genocide in the region. Darfur attacks fuel genocide fear

Akteure halten sich gedeckt.
A man suspected of ordering atrocities in the Darfur region of Sudan has claimed that accusations of genocide have been "exaggerated".

Musa Hilal, who is suspected by the US state department of being a leader of the Arab Janjaweed militia, also told the BBC's Panorama programme that deaths in the region were simply 'repercussions' of war. Janjaweed 'leader' denies genocide

A former Janjaweed recruit - who spoke to the programme anonymously - also confirmed that Musa Hilal was in charge of the Janjaweed in Mustariha.

The recruit was called up to join the Janjaweed in 2003. He says he was offered £60 a month and a gun.

Dismissed

He claimed that Abdel Wahed ran the base for Musa Hilal. He also claimed he had been told to burn rebel villages to the ground.

"They said that if you come across any villages with rebels in burn them down. Straight away."

And he confirmed that Musa Hilal knew exactly what his men were doing, adding: "He knew everything his soldiers had done. He saw it with his own eyes.

"He saw that his soldiers were looting and burning villages. He never questioned them."

But the Sudanese foreign minister again dismissed suggestions that there was a link between the government and Arab groups in the region.
 

samhain

Ritter Rosenkreuzer
10. April 2002
2.774
man sollte doch auch mal sein augenmerk darauf richten, wer trotz aller (zur schau gestellten) empörung mal wieder prima mittels waffendeals an diesem konflikt verdient:

Geht es in Darfur um Öl?
Waffenhandel mit dem Sudan blüht
16. Nov. 2004

Der Waffenhandel im und mit dem Sudan blüht. Ein neuer Bericht von amnesty international (ai) belegt Art und Herkunft der Waffen ebenso wie deren Einsatz bei Menschenrechtsverletzungen in Darfur. Demnach profitieren vom Handel mit Waffen zahlreiche Regierungen weltweit ebenso wie die sudanesische Regierung und die von ihr unterstützten Janjawid-Milizen. Leidtragende sind die Zivilisten der Krisenregion Darfur. Ein verbindliches und kontrolliertes Waffenembargo sei daher dringend nötig. Der Kölner Wissenschaftler und Afrika-Kenner Stefan Kröpelin hegt indes Zweifel am behaupteten Ausmaß der Katastrophe in Darfur.

"Die unverantwortlichen Rüstungstransfers in den Sudan schüren Mord, Vergewaltigung und Vertreibung in Darfur", sagte Mathias John, Rüstungs-Experte von amnesty international. "Der UN-Sicherheitsrat muss ein verbindliches und rigoros kontrolliertes Waffenembargo gegen den Sudan verhängen!" Das Gremium wird ab Donnerstag in Nairobi zusammenkommen.

Der am Dienstag in Nairobi vorgestellte ai-Bericht dokumentiert anhand von Handelspapieren, UN-Unterlagen und Zeugenaussagen, welche Länder welche Rüstungsgüter in den Sudan exportieren und wie diese in Darfur eingesetzt werden:

China, Russland und Weißrussland haben Kampfflugzeuge oder Teile geliefert, Litauen Ersatzteile für Hubschrauber - Waffensysteme, die bei Bombardierungen von Dörfern eingesetzt werden. Polen, Russland und Weißrussland lieferten Kampfpanzer, gepanzerte Fahrzeuge und Artillerie.

Eine Vielzahl von Staaten hat nach Angaben von amnesty Gewehre, Pistolen und andere sogenannte Kleinwaffen sowie die dazugehörige Munition in den Sudan exportiert; diese Rüstungsgüter stammen vorwiegend aus China, Frankreich, Iran und Saudi-Arabien. Indien, Malaysia, Russland und Weißrussland bieten darüber hinaus auch weitergehende militärische Zusammenarbeit und Ausbildungshilfe.

"Die internationale Gemeinschaft darf die Augen vor den unmittelbaren, aber auch langfristigen Folgen dieser unverantwortlichen Rüstungslieferungen nicht verschließen," sagte John. amnesty ruft daher alle in dem Bericht erwähnten Staaten auf, jeglichen Waffenhandel mit dem Sudan zu unterbinden...

http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php4?Nr=9756
 

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Ritter Rosenkreuzer
15. April 2002
2.739
Einen Rüstungsbericht mit Unternehmen und Ländern, Art der Waffen hätte man nun gerne in der Hand. China ist Wiederholungstäter (und wohl nicht allein): aus China wurden vor dem Völkermord in Ruanda Macheten geliefert.
 

fumarat

Erhabener auserwählter Ritter
21. Januar 2003
1.133
Die Scheinheiligkeit der Westmächte in diesem Konflikt ist wieder einmal unerträglich.

Unbedingt lesen und verstehen:

Spielball der Mächtigen

Über die Flüchtlingskatastrophe in der sudanesischen Region Darfur wird einseitig und mit Halbwahrheiten berichtet / Von Stefan Kröpelin

Im März 2004 melden die UN erstmals Massaker an Flüchtlingen in Darfur im Westen Sudans. Seitdem häufen sich die Berichte über Greueltaten und das Elend der Flüchtlinge. Sudan-Experte Stefan Kröpelin beklagt, dass Unwissen über die Provinz und den Konflikt eine friedliche Lösung und echte Hilfe verhindern.

Schwarz-Weiß-Bilder kommen offenbar gut an, besonders mit einem identifizierten Feind, der Dschandschawid heißt und aus berittenen Arabern besteht, die ethnische Säuberungen an der schwarzen afrikanischen Bevölkerung Sudans begehen und von einer islamistischen Regierung gesteuert werden, die für alles verantwortlich gemacht wird. Doch Tatsache ist, dass alle Sudanesen schwarz sind und Bilad es Sudan nicht ohne Grund Land der Schwarzen heißt. Tatsache ist auch, dass alle Sudanesen Afrikaner sind, dass es bis auf die wenigen vor etwa 200 Jahren aus Saudi-Arabien eingewanderten Kababisch keine "Araber" in ethnischem Sinne gibt, und dass praktisch sämtliche Bewohner der nördlichen Landeshälfte Muslime sind und Arabisch sprechen.

...

Natürlich wäre es weltfremd anzunehmen, dass ein Konflikt wie in Darfur ohne furchtbares Leiden der Zivilbevölkerung und leider auch Vergewaltigungen ausgetragen würde. Dennoch muss erlaubt sein, Zweifel an den von Politikern und deren Beratern kolportierten Behauptungen systematisch eingesetzter Massenvergewaltigungen und Massenerschießungen zu haben.

Wenn in einem afrikanischen Land Vergewaltigungen in hohem Maße tabuisiert und sanktioniert sind, dann im Sudan. Gräueltaten dieses Ausmaßes werden nicht durch gebetsmühlenhafte Wiederholung, sondern nur durch quantifizierte Beweise glaubhaft; man denke an die Massenvernichtungswaffen im Irak. Heutige Fernerkundungssatelliten gestatten eine optische Auflösung, in der jede Hütte und einzelne Personen erkennbar ist.

Gefärbte Zeugenaussagen?

Warum werden diese Daten nicht vorgelegt? Bei manchen Fernsehaufnahmen vorgeblich niedergebrannter Dörfer scheint es sich in Wirklichkeit um Keramikbrennplätze zu handeln, andere ähneln in Friedenszeiten verlassenen Siedlungen. Und oft erfolgt der Schnitt oder schwenkt die Kamera, sobald die in den Hilfslagern gefilmten Frauen zu lachen beginnen. Geflüsterte Kommentare in BBC-Reportagen mögen dramatisch wirken, erhöhen aber nicht deren Wahrheitsgehalt. Und bei tief empfundenem Mitgefühl mit den Kindern, Frauen und Männern, denen schweres Leid zugefügt wurde, darf nicht übersehen werden, dass so manche Zeugenaussage etwa wegen Stammesrivalitäten oder gar Gegenleistungen gefärbt sein kann.

Worauf stützen sich die quantitativen Aussagen zum Ausmaß des Elends? Die Zahlen schwanken je nach Politiker, Sender und Zeitschrift am selben Tag bis um eine Zehnerpotenz, mal werden Tausende Opfer für den gesamten bisherigen Konflikt, mal tausend Ermordete pro Tag genannt. Am verlässlichsten scheinen noch die Zählungen in den Flüchtlingslagern im tschadischen Grenzgebiet. Aber auch diese Zahlen könnten trügen. Niemand wird sein Dorf ohne Grund verlassen, und jeder Flüchtling ist einer zuviel.

...

Als sich die bis heute wenig gelittene englische Kolonialmacht 1956 aus dem Sudan zurückziehen musste, verblieb das wohl künstlichste Staatengebilde Afrikas mit einer Vielzahl vorprogrammierter Probleme, die durch die zwiespältige christliche Missionierung der südlichen Landesteile noch um eine Konfliktquelle erweitert war.

...

Diesem so im Wesentlichen durch Bevölkerungsdruck und Umweltfaktoren ausgelösten Konflikt überlagern sich nun seit einem guten Jahr die Aktivitäten der Rebellenorganisationen SLM (Sudan Liberation Movement / Army) und JEM (Justice Equality Movement). Wenn diese auch einige grundsätzlich berechtigte Anliegen vertreten mögen, stellen sie kaum eine landesweite Erhebung dar.

...

Schon dieser, von den demokratisch gewählten Vorgängerregierungen hinterlassene Konflikt, passte nicht in das Schwarz-Weiß-Schema von den armen Christen im Süden und den bösen Islamistenim Norden. Auch hier ging es vielmehr ums Öl.

...

Wem nützt der Darfur-Konflikt? Der afrikanische Kontinent wurde wie kein anderer jeher als Spielball internationaler Wirtschaftsinteressen und Machtpolitik missbraucht. Im Februar 2005 läuft der Vertrag aus, der den Vereinigten Staaten seit 50 Jahren das Erdölmonopol in Saudi-Arabien sicherte und kaum in dieser Form verlängert werden wird. Über die außerhalb der Arabischen Halbinsel liegenden US-amerikanischen Geschäftsbedingungen im Nahen Osten braucht man keine Worte mehr zu verlieren.

...

So erfordert es wenig Fantasie nachzuvollziehen, dass sich gerade die jetzige Regierung der USA ihre Claims an den neuen Erdölpfründen sichern und hierfür strategisch in Afrika etablieren will. Dazu braucht sie kooperative oder schwache Regierungen, belanglos ob gewählt oder nicht, Anlässe für zunehmende Einflussnahme und Vorwände für eventuelle militärische Interventionen.

...

Einseitige Berichterstattung

Das Gesagte mag angesichts der gegenwärtigen Stimmungsmache bagatellisierend, polemisch und provozierend wirken. Doch jeder, der den Sudan und die Sudanesen aus näherer Anschauung kennt und mit jedem Aufenthalt mehr zu schätzen gelernt hat, ist durch die einseitige, übertriebene und oft verleumderische Berichterstattung und Politik der letzten Wochen zur Gegendarstellung herausgefordert. Auch auf die Gefahr der Unterstellung, das Unglück des Konflikts wegreden zu wollen, vor irgendeinen Karren gespannt zu sein, Menschen und Regierung zu verwechseln, oder Anti-Amerikanismus zu betreiben.

Jeder westliche Besucher des Sudan wird als Howaga (ausländischer Ehrengast) mit kaum sonst wo anzutreffendem Respekt, Gastfreundschaft und höflicher Zurückhaltung empfangen. Diese enden aber, wenn ausländische Regierungsdelegationen durch allzu schroffes Auftreten und unerfüllbare Forderungen Ehrgefühle verletzen und kolonialzeitliche Erinnerungen wecken. Kenntnisse in interkultureller Kommunikation und Landeskunde wären da hilfreich.
Der ganze Artikel:
http://www.fr-aktuell.de/ressorts/n...255eff6bc3f776eb87c1d1b&cnt=526011&cnt_page=1

Auch interessant:
http://www.jungewelt.de/2004/11-04/009.php
http://www.jungewelt.de/2004/05-12/007.php

Grüße fumarat
 

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