antimagnet
Ritter Kadosch
- 10. April 2002
- 5.881
und wie bringen wir jetzt die niedrige arbeitslosen- und die hohe kriminalitätsrate der usa zusammen?
Nein. Zumindest hier in Berlin eher in der Innenstadt.Außerdem: Wo sind denn in Deutschland die höchsten Kriminalitätsraten ? Doch in den Trabantenstädten, in denen Menschen mit "niedrigem sozialem Status" geballt zusammengefasst leben.
Eine Korrelation besteht auch zwischen Störchen und Babys, aber eben keine Kausalität.Darüber hinaus ist doch unzweideutig weltweit eine Korrelation zwischen Armut und Gewalt unübersehbar. Außer es handelt sich um Diktaturen.
Öhm, die Arbeitslosigkeit ist meines Wissens in den USA aber deutlich niedriger als bei uns. Laut Spiegel Länderlexikon liegt sie in den USA bei 5,8 % in Deutschland bei 8,6 %. Das widerspricht nun aber deiner Theorie vom Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und Kriminalität.Und falls nicht, dann würde ich von Euch gern mal ein Beispiel - nur ein einziges Land - genannt haben, in dem Armut und Arbeitslosigkeit nicht mit Kriminalität einhergeht.
Besonders leicht ist es natürlich, wenn sie in den Raum gestellt wird, aber auf mehrmalige Nachfrage jeglicher Beleg für ihre Stichhaltigkeit verweigert wird. Armut ist sicher ein Faktor der Kriminalität begünstigt, da sind wir uns denke ich alle einig. Aber den Beleg daß allein die Armut die höhere Gewaltkriminalität in den USA erklärt, den bleibst du bislang ebenso schuldig, wie den Beleg dafür, daß die höhere Armut in den USA auf den freieren Markt zurückzuführen ist und nicht meinetwegen auf einen latenten Rassismus, der tief in der Gesellschaft verwurzelt ist oder auf ein lausiges Ausbildungssystem ?Es ist immer leicht, eine Argumentation zu zerfleddern. Ich hätte dann aber im Gegenzug einmal gern von Euch gewusst, worin ihr denn die Gründe für erhöhte Kriminalität seht.
Ein_Liberaler schrieb:Daß die Amerikaner arbeitslos würden, ist falsch. Daß sie es bleiben, noch falscher. Einige verlieren ihre Stelle, aber sie finden wesentlich schneller als bei uns eine neue. Was ihre Mitbürger dank billigerer Socken mehr in der Tasche haben, geben sie schließlich anderweitig aus. Die beneidenswert niedrige Arbeitslosenquote wirst Du ja nicht leugnen wollen.
[..] die US-Arbeitslosenquote ist nicht die Addition aller registrierter Arbeitsloser. Sie wird als Ergebnis einer monatlichen repräsentativen Befragung von 50 000 Haushalten hochgerechnet. Als arbeitslos gilt, wer während der Befragungswoche keine bezahlte Arbeit hatte und während der vergangenen vier Wochen spezielle Anstrengungen unternahm, einen neuen Job zu finden. Als beschäftigt gilt, wer während der Befragungswoche, wie kurz auch immer, erwerbstätig war. Wer also, seien es nur zwei Stunden am Tag, arbeitet, gilt statistisch als versorgt. [..]" Ulrike Fussel (Washington) in FR vom 20.1.1998
agentP schrieb:Die Amerikaner sind ein sehr junges Volk, das in seiner kurzen Geschichte praktisch beinahe ununterbrochen in bewaffnete Kämpfe verwickelt war und die sich ihren Lebensraum über Jahrhunderte mit Waffengewalt erobert hat. Womöglich ist die amerikanische Gesellschaft daher einfach aus Tradition gewaltbereiter als zum Beispiel unsere.
antimagnet schrieb:giacomo, als sei unsre quote nicht frisiert. die kann man ruhig verdoppeln, meiner meinung nach - ist allerdings ein schnellschuss von mir, das geb ich zu.
Ein_Liberaler schrieb:Und die anderen Schulen sind für die meisten unbezahlbar.
Ja, weil staatliche Schulen der Tod der billigen Privatschule sind. Normalerweise sollte es doch zwanzig Elternpaaren ein leichtes sein, einem Lehrer zu bezahlen, und wenn die Großeltern noch mit einspringen, erst recht. Aber wenn es kostenlose Schulen gibt, wer schickt dann seine Kinder auf private? Höchstens zahlt er einen Nachhilfelehrer. Das Nachsehen haben die Kinder der eher verantwortungslosen Eltern. An einer privaten Schule kämen auch die in den Genuß guter Lehrer und Unterrichtsmaterialien, jetzt, da sie auf eine staatliche gehen, bräuchten sie dazu die Nachhilfe und die außerschulischen Programme, die sie nicht bekommen.
Ach was ? Bei uns musste auch jeder Landwirt der westlich einer bestimmten Linie lebte immer die Waffe parat haben, weil er jederzeit von zurecht verärgerten Ureinwohnern, Banditen oder marodierenden Soldaten bedroht wurde ? Bei uns war auch sozusagen ständig eine breite Masse der Bevölkerung unter Waffen und in Konflikte verwickelt ?Nun, mit Abstrich der Formulierung "junges Volk" könntest Du das Wort "Amerikaner" auch durch "Deutschen" erstezen und hättest auch ein wahre Aussage.
agentP schrieb:Ich dachte immer bei uns hatten Privatleute gar keine Waffen und Konflikte wurden durch die Polizei und stehende Heere ausgetragen, aber da hab ich wohl was verpasst.
Die Verbreitung von Waffen in den USA war vor dem Bürgerkrieg gar nicht so hoch, wie man sich das immer so vorstellt. Und im übrigen haben erst die Nazis den Provatbesitz von Waffen bei uns verboten bzw. reglementiert.
Ich meinte im übrigen mit meiner Bemerkung, dass "ununterbrochen bewaffnete Kämpfe" durchaus auch auf Deutschland zutrifft. Ganz davon abgesehen, dass die deutsche Geschichte blutig genug ist.
Vermutlich sprechen die Soziologen und Historiker deswegen in Zusammenhang mit den USA immer so gern von der "bewaffneten Zivilgesellschaft", die seit den Tagen der Pilgerväter typisch sein soll.Die Verbreitung von Waffen in den USA war vor dem Bürgerkrieg gar nicht so hoch, wie man sich das immer so vorstellt.
agentP schrieb:Der Zusammenhang zwischen Armut und freiem Markt ist immer noch ungeklärt, wenn ich mich nicht irre.
Giacomo_S schrieb:Zitieren wir doch mal Adam Smith [...]
Bezogen auf die heutige Zeit hat dieses Modell einige Schwächen, die Smith im 18. Jh. unmöglich voraussehen konnte: [...]
Daher ist der Gedanke, dass eine freie, gewinnorientierte Wirtschaft die Jobmaschine schlechthin ist, falsch.
Die technischen Möglichkeiten, insbesondere durch die Digitalisierung, führen dazu, dass Investitionskapital nicht mehr in die Schaffung neuer Arbeitsplätze gesteckt wird, sondern in die Vernichtung von vorhandenen durch Automatisierung der Produktion oder die Verlagerung dieser in Billiglohnländern. Das sind zwar letztlich auch keine neuen Phänomene, aber das Ausmaß ist es. Durch die Digitalisierung wurde das praktikabel.
Es ist richtig, dass dadurch auch Arbeitsplätze entstanden sind, aber nicht in dem erhofften Ausmass.
Vielleicht kann man die Internetblase als einen Versuch ansehen, Geld & Menschen im digitalen Bereich einzusetzen.
Und dieses Experiment ist in diesem Sinne gescheitert, weil es von falschen Voraussetzungen ausging. Was durften wir uns damals alles für Wunderversprechen anhören: New Economie usw. Aber was blieb ?
Es zeigten sich erneut alte Wahrheiten: Eine Dienstleistungsgesellschaft ist nur dann realisierbar, wenn sie auf dem Rücken einer leistungsstarken Produktionsgesellschaft stehen kann.
Auf längere Sicht werden sich einflussreiche Kreise der Wirtschaft etwas einfallen lassen müssen. Die Rechnung hohe Produktion = viel Beschäftigung geht nicht mehr auf.
Wenn aber durch diese Entwicklung immer mehr Menschen arbeitslos werden und Einkommen nur durch Arbeit entsteht, dann verliert die Wirtschaft auch ihre Kunden.
Das wenige andere dabei reicher werden, nutzt wenig: Auch ein reicher Mensch kann nur begrenzt konsumieren.
Daraus schliesse ich, das man auf die eine oder andere Art und Weise auch dem nicht arbeitenden Menschen Geld in die Hand geben muss, sonst kann er keine Produkte kaufen.
Oder aber der Mensch wird kriminell. q.e.d.
Aligatooo schrieb:Klingt eigentlich ganz gut.. aber wenn man länger drüber nachdenkt:
Ich nehme mal folgenen Fall an:
Ein Kind wird geboren und kommt aus einer armen "Kaste". Die Eltern haben nicht so viel Geld um einen vernünftigen Lehrer zu bezahlen und nimmt so ne "Pfeife/Billiglehrer".
Es werden sich billig-Schulen entwickeln. Denn aber richtig.
Wobei eine totale freie Marktwirtschaft weltweil, umweltpolitisch das Ende der Menscheit bedeuten würde. Wir würden innerhalb kurzer Zeit soviel produzieren, wir würden an unserem Müll und Abgasen selbtst ersticken.
Die Amerikaner gehen doch in letzter Zeit immer mehr in richtung soziale Marktwirtschaft. Die müßens ja wissen.
Ein_Liberaler schrieb:Wobei eine totale freie Marktwirtschaft weltweil, umweltpolitisch das Ende der Menscheit bedeuten würde. Wir würden innerhalb kurzer Zeit soviel produzieren, wir würden an unserem Müll und Abgasen selbtst ersticken.
Können wir das vielleicht anderswo diskutieren? Im Holzwegthread bin ich darauf, glaube ich, schon eingegangen. Nur so viel, freie Marktwirtschaft bedeutet Veränderung.