racingrudi
Geheimer Meister
- 11. September 2004
- 475
Aufbauend auf der Gedopte-Gesellschaft-Diskussion stellt sich für mich die Frage, ob es möglich ist, mittels reinen marktwirtschaftlichen Mechanismen das Gesundheitswesen in eine für alle Beteiligten zufriedenstellende Richtung zu lenken.
Von Vertretern libertärer Wirtschaftstheorien wird postuliert, jeder Markt würde sich allein durch den Handel auf Basis des Primats Warentausch von selbst regeln. Die Nachfrage würde es demgemäß schaffen, ein adäquates Angebot zu entwickeln, welches sich zudem noch regelmäßig nach den Bedürfnissen auf Nachfrageseite entsprechend anpasst.
Sind aber dadurch speziell Fehlentwicklungen in Produktentwicklung und -allokation Tür und Tor geöffnet?
Ist es nicht am Beispiel der in oben erwähntem Thread diskutierten Sparte der Psychopharmaka für die Anbieter verlockend, auf unlautere Art und Weise neue Nachfragefelder zu generieren? Ebenso sprechen die Fakten ziemlich dafür, für "seltene" Krankheiten aufgrund fehlender Renditechancen kein Angebot zu schaffen. Könnten dann Ärzte nicht auch sagen: es rentiert sich für mich nicht, Krankheit xy zu behandeln, da ich daran nichts verdiene? Pharmaunternehmen können jedenfalls so argumentieren.
Ein für mich wesentlicher Kritikpunkt daran ist, dass der Kunde nicht Kunde ist sondern Patient. Er hat zuweilen nicht aus freien Stücken das Bedürfnis, behandelt zu werden, sondern aufgrund von nicht zu verantwortenden Krankheiten (insb. Allergien), Unfällen oder natalen Schäden, die einer dauerhaften Behandlung bedürfen. Er handelt also unfrei, er ist an diesem Tauschhandel Krankheit gegen Behandlung gezwungen. Sollte nicht schon allein deshalb ein Interesse bestehen, für jede noch so seltene Krankheit - koste es was es wolle - ein enstprechendes Angebot zu schaffen? Das erreicht das rein marktwirtschaftliche System aber nicht, da unrentable Medikamente schon mal gar nicht auf den Markt kommen.
Zudem ist es kein fairer Tauschhandel (Gesundheit gegen Dienstleistung Behandlung bzw. gegen "Gewerk" Operation). Medikamente und sonstige Sanitätsprodukte sind lediglich Komplementärprodukte wie bspw. Tinte für den Drucker oder Benzin für Kfz. Insofern kann es sein, dass dieses Komplementärprodukt nicht zur Verfügung gestellt wird, obwohl es technisch möglich wäre und nachweislich zur Wiederherstellung der Gesundheit beitragen könnte, weil sich dieses wirtschaftlich nicht rechnet. Der Arzt müsste dann in seinem Katalog im übertragenen Sinne vermerken: "Sie kaufen ein Auto, das Sie nicht betanken können, weil es den Sprit dafür nicht gibt. Ich verkaufe es Ihnen trotzdem." Oder er müsste die Behandlung verweigern.
Aus meiner Sicht hat die freie Marktwirtschaft für solche Fälle keine für mich offensichtliche adäquate Lösung zu bieten. Was wären die Folgen, wenn nicht wie bisher Vater Staat mitmischen würde oder habe ich leichtfertig was übersehen und das Gesundheitswesen lässt sich tatsächlich auf diese Weise "von selbst" regulieren?
Von Vertretern libertärer Wirtschaftstheorien wird postuliert, jeder Markt würde sich allein durch den Handel auf Basis des Primats Warentausch von selbst regeln. Die Nachfrage würde es demgemäß schaffen, ein adäquates Angebot zu entwickeln, welches sich zudem noch regelmäßig nach den Bedürfnissen auf Nachfrageseite entsprechend anpasst.
Sind aber dadurch speziell Fehlentwicklungen in Produktentwicklung und -allokation Tür und Tor geöffnet?
Ist es nicht am Beispiel der in oben erwähntem Thread diskutierten Sparte der Psychopharmaka für die Anbieter verlockend, auf unlautere Art und Weise neue Nachfragefelder zu generieren? Ebenso sprechen die Fakten ziemlich dafür, für "seltene" Krankheiten aufgrund fehlender Renditechancen kein Angebot zu schaffen. Könnten dann Ärzte nicht auch sagen: es rentiert sich für mich nicht, Krankheit xy zu behandeln, da ich daran nichts verdiene? Pharmaunternehmen können jedenfalls so argumentieren.
Ein für mich wesentlicher Kritikpunkt daran ist, dass der Kunde nicht Kunde ist sondern Patient. Er hat zuweilen nicht aus freien Stücken das Bedürfnis, behandelt zu werden, sondern aufgrund von nicht zu verantwortenden Krankheiten (insb. Allergien), Unfällen oder natalen Schäden, die einer dauerhaften Behandlung bedürfen. Er handelt also unfrei, er ist an diesem Tauschhandel Krankheit gegen Behandlung gezwungen. Sollte nicht schon allein deshalb ein Interesse bestehen, für jede noch so seltene Krankheit - koste es was es wolle - ein enstprechendes Angebot zu schaffen? Das erreicht das rein marktwirtschaftliche System aber nicht, da unrentable Medikamente schon mal gar nicht auf den Markt kommen.
Zudem ist es kein fairer Tauschhandel (Gesundheit gegen Dienstleistung Behandlung bzw. gegen "Gewerk" Operation). Medikamente und sonstige Sanitätsprodukte sind lediglich Komplementärprodukte wie bspw. Tinte für den Drucker oder Benzin für Kfz. Insofern kann es sein, dass dieses Komplementärprodukt nicht zur Verfügung gestellt wird, obwohl es technisch möglich wäre und nachweislich zur Wiederherstellung der Gesundheit beitragen könnte, weil sich dieses wirtschaftlich nicht rechnet. Der Arzt müsste dann in seinem Katalog im übertragenen Sinne vermerken: "Sie kaufen ein Auto, das Sie nicht betanken können, weil es den Sprit dafür nicht gibt. Ich verkaufe es Ihnen trotzdem." Oder er müsste die Behandlung verweigern.
Aus meiner Sicht hat die freie Marktwirtschaft für solche Fälle keine für mich offensichtliche adäquate Lösung zu bieten. Was wären die Folgen, wenn nicht wie bisher Vater Staat mitmischen würde oder habe ich leichtfertig was übersehen und das Gesundheitswesen lässt sich tatsächlich auf diese Weise "von selbst" regulieren?