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Wieviel Mensch braucht der Mensch, um Mensch zu sein?

ChuLail

Geselle
22. Januar 2005
41
... oder anders ausgedrückt: Wieviel Resonanz und welcher Art braucht ein Mensch, um Mensch zu sein?
Da ich seit über zehn Jahren doch sehr eremitisch lebe (im Verhältnis zum heutigen Normalbürger), bewegt mich diese Frage schon länger. Wenn ich mich aufgrund selbstgewählter Isolation immer weiter von der menschlichen Gesellschaft entferne, mich selbst eigentlich nicht als Teil davon, sondern eher als Aussenstehende wahrnehme...
Ich frag mich, wie das die Einsiedler früher gemacht haben. Da gabs schliesslich noch kein Internet und auch keine so leicht erhältlichen Printprodukte wie Bücher.
Braucht ein Mensch die Resonanz von anderen Menschen, um bei "Verstand" zu bleiben? Wenn ja, wieviel davon?
Was, wenn man keine Wahrnehmung mehr von sich selbst hätte, ausser seinen eigenen Gedanken und körperlichen Tätigkeiten wie Essen, etc.? Was wäre der Mensch noch, wenn er sich mit niemandem mehr teilen könnte?
Nein, nein. Ganz so allein leb ich schon nicht *lach* Aber ich frage mich oft, wer denn hier nun wahnsinnig ist. Ich oder die anderen?

Ich fühle mich sehr wohl in meinem einsamen Hexenhäuschen im Sumpf. Jedoch je länger ich mich von menschlichen Kontakten fernhalte, umso weniger versteh ich die Gesellschaft. Bzw. was ich in der Welt beobachte, was die Menschen tun, ist aus meiner Sicht nur ein ewiges Ringelreihen... Immer schön im Kreis herum. Das fängt bei Smalltalk an und hört bei Kriegen auf. Alles schon dagewesen und wenns vorbei ist, beginnts einfach wieder von vorne. Das geht so endlos und ich find das vollkommen sinnlos.
Und nun sitz ich da und hab die Arroganz, die meisten menschlichen Tätigkeiten sinnlos zu finden. Für mich stellt sich die Welt dar, als würden alle sich ständig im Kreis herum drehen und dabei meinen, sie würden geradeaus gehen.

Ich kann nicht verstehen, was die Menschen da treiben; sowohl im Einzelnen, als auch im Gesamten. Und immer weniger Menschen verstehen mich und was ich so daher erzähle, wenn ich mal wieder mit jemandem rede. Sie sagen, ich sei zu abgehoben, tiefschürfend, kompliziert, abstrakt, anstrengend, weltfremd, etc.
Entspringt dieses Unverständnis dem Fehlen der üblichen sozialen Alltagskontakte auf meiner Seite? Kann es sein, dass ich wirklich irgendwann im Wahnsinn ende?
 

Zerch

Prinz des Tabernakels
10. April 2002
3.859
Ich verstehe dich nur zu gut....es geht mir ebenso , auch wenn ich allem Anschein nach der Gesellschaft noch etwas näher bin , als du es von deiner Seite gesehen beschreibst.

Ich denke nicht daß du wahnsinnig bist , eher anderst. Die Wahnsinnigen sind halt seit längerer Zeit anerkannter Standart in dieser Welt.

Ich kann es nur so beschreiben. Man könnte die Menschen lieben , so wie man sie für ihr selbstgerechtes Handeln hassen könnte.
Nein , Ich mag Menschen...ich meide nur Menschenansammlungen.
 

Hammerhand

Geheimer Meister
9. März 2003
232
Epikur sprach schon lange vor Christi Geburt davon, dass der Mensch seine eigene Glückseeligkeit nur im Einsamen ergründen kann.

Ich danke, da Du Dich von der Gesellschaft distanziert hast, hast Du eine gewisse "Objektivität" entwickelt, da Du Dich unabhängig der gesellschaft dennoch weiterentwickelt hast.
Du solltest, meiner Meinung nach, die Gesellschaft jedoch nicht versuchen zu interpretieren, sondern sie zu nehmen wie sie ist und damit sowohl in ihr, als auch davon entfernt zu leben.

Um ehrlich zu sein bin ich momentan dabei eine ähnliche Auffassung zu entwickeln. Dies jedoch aus einem völlig anderen Ausgangspunkt. Ich lebe vollkommen ethabliert in einer WG. Habe einige Freunde und sehr viele Bekanntschaften. Fast täglich lerne ich für mich neue Menschen kennen und komme doch nur zu er Erkenntnis, dass der menschliche Herdentrieb alles, nur nicht meine Erfüllung ist. Auch mir wird nachgesagt, ich sei merkwürdig, seltsam, ein Einzelgänger, zu selbstbewusst, zu alternativ, zu avangardistisch. Ich sehe mich überhaupt nicht so! Ich bin weltoffen und komme mit jedem leicht ins Gespräch und das auch bei ernsteren Themen.
Meine Faszination liegt allerdings auch bei der Einsamkeit. Ich würde gerne für unbestimmte Zeit ein Dasein als Eremit führen, um mich meiner Selbst vielleicht etwas näher zu kommen und mich in dieser Hinsicht einmal vollkommen zu erfahren, denn bis dato war ich noch nie wirklich allein.

Davon abgesehen habe ich ein doch recht positives Menschenbild.
 

InsularMind

Geheimer Sekretär
9. Dezember 2003
644
@ChuLail da könnte ich so viele Eindrücke und Aussagen einfach unterschreiben bis hin besonders zum letzten Absatz wo die ganzen "zu's" reinkommen, das wirft man mir auch andauernd vor.

Nun habe ich nie sonderlich integriert gelebt, es nie geschafft mich diesem Beliebtheitsfaktor entsprechend anzugleichen, der einen Menschen zum ebenbürtigen Herdengenossen werden lässt, und so vielleicht auch drastischer, deutlicher erfahren, welche Defizite entstehen wenn man die Herde immer nur von Weitem beobachtet und heimlich übt, um eines tages fit zum unauffälligen Wandeln inmitten der Gesellschaft zu sein.

Braucht nun der mensch die Herde um besser Mensch zu sein? Ich denke nicht. Er braucht die Herde wenn es sein Ziel ist "beliebter" Mensch zu sein, konform zu gehen, sich anzupassen, Toleranz oder gar kzeptanz zu finden. Dafür braucht er die Herde um sich nach ihren Messlatten formen und zurechtbiegen zu lassen, um dem Menschsein eines Vielen gemeinsamen Nenners entsprechen zu können.
Aber das nicht zu machen, das macht ihn doch nicht weniger zum Menschen?
Nur weil eine(r) nicht wählt, gerade diesen Weg der Herdenintegration zu gehen soll er weniger Mensch sein können? Nur weil ihn die Anderen "zu dies und das" finden, oder nicht verstehen (wollen).

Ich denke man ist doch Mensch aus sich selbst heraus, unabhängig von Anderer Ansprüchen an ein wie auch immer geartetes Selbstsein, und wenn man schon zurechtkommt auch außerhalb ihrer Regularien, Bräuche, Sitten und Zyklen um ein Vielfaches freier.
Es hängt wohl davon ab woran man den Menschseinswert festmacht -- an Werten, die von der Herde gestellt werden und innerhalb der Herde Geltung haben, oder am Wert einer individuellen Entfaltung fern vom Herdenzwang, weit ab vom ewigen druck sich mit der Menge verformen und entlanghangeln zu sollen.

Immer wieder gerate ich auch unter diese Problemhaltung -- bin ich Mensch -wert nur durch das Feedback was ich von Anderen darüber erhalte, für wie Mensch-wer sie mich halten, oder kann ich das auch ohne Feedback für mich reservieren lassen.
Wo es vielleicht notwendig ist, diese Resonanz zu erhalten, dieses sich Untermischen zu beherrschen, es nicht zu verlernen zu kommunizieren und zu sozialisieren, kann ich's verstehen. Man kann seiner evolutionär vorgeprägten Herdensehnsucht schlecht den Rücken kehren und möchte doch einige wenige, dafür sorgfältig gewählte und wertvolle Menschenkontakte nicht missen -- so ist es bei mir zumindest.

Daher könnte ich schon sagen, dass ich deren Resonanz in mich aufsauge, um näher am Menschsein bleiben zu können, auch wenn ich nicht inmitten ihrer Kreise und auch Kreis-Läufe zufriedenstellend leben könnte.
Der Nachteil ist wohl, dass man mit der Zeit gewissen Entwicklungstendenzen so weit fern bleibt, und es durchaus passieren kann, dass man sich zusehends entfremdet.

Ich merke das an mir schon, weil ich mit dem ganzen albernen Klingelton - Fanatismus, mancher Medienprogramminhalte, veränderten Wertvorstellungen und den völlig veränderten Vorstellungen der Leute davon, was eine Lebenspartnerschaft ist, überhaupt nicht umgehen kann, nicht zustimmen kann, mir das alles, diese ganze Kurzlebigkeit darin so abstoßend und fremdweltlich erscheint.
Vielleicht bin nur ich an der Entwicklung vorbei geschlittert, vielleicht ist aber auch das Herdengeschehen an mir vorüber gezogen.

Bei Vielem was ich da von draußen beobachte bin ich trotz aller wachsenden Entfernungen oft lieber unvollkommener Einzelmensch als up - to - date und integrierter "Vollwertmensch"
 

Zerch

Prinz des Tabernakels
10. April 2002
3.859
Ein wirklich guter Beitrag @InsularMind....alle könnten achtenswerte Menschen sein , auch ohne Qualifikationen und nacheiferung von gesellschaftlich gepushten Werten.Die oberflächlich gleichgeschaltete Mehrheit leidet in Wirklichkeit selbst unter ihren verdrehten Werten, nicht nur die ausgegrenzten Außenseiter.
 
B

Booth

Gast
ChuLail schrieb:
Ich kann nicht verstehen, was die Menschen da treiben
Das halte ich für die Essenz Deines Postings. Ich selber bin auch seit jeher ein Mensch, der dazu neigt, für sich selber zu sein, und sich zurückzuziehen. Im Teenageralter war ich ein ziemlicher Eigenbröder - und bin es im Prinzip noch heute.
Allerdings habe ich mit Mitte 20 allmählich begonnen, zu versuchen, mich mit der unglaublichen Verschiedenheit der Menschen auseinanderzusetzen - man könnte es auch Laienpsychologie nennen. In den letzten Jahren habe ich da einige Schlüsselerlebnisse gehabt.
Aus meiner Haltung meinen Mitmenschen gegenüber, sie verstehen zu wollen, ihnen daher zunächst sehr aufmerksam zuzuhören, und ihnen manchmal Hinweise geben zu können, wieso sie andere Menschen ziemlich falsch einschätzen, habe ich einiges an positiven Elementen in mein Leben einbauen können. Es gibt mir viel - und manchmal kann ich dadurch anderen etwas geben.
Ich denke, es spielt letztlich nicht so eine große Rolle, was für ein Leben man für sich selber wählt, aber ich halte es für nicht unwichtig, wenn man sich ein wenig bemüht, sich in die andere hineinzuversetzen, und ihre Motivation nachzuvollziehen. Auch wenn man manche am Anfang stehenden Charaktereigenschaften, aus denen gewisse Motivationen folgen, nicht verstehen kann, da es nicht die eigenen sind... mir hilft es ungemein dabei, anderen Menschen einen Grundrespekt gegenüber zu zollen, wenn ich versuche zu verstehen wie sie "ticken".

gruß
Booth
 

Angel of Seven

Großer Auserwählter
23. Juli 2002
1.924
ChuLail schrieb:
Ich kann nicht verstehen, was die Menschen da treiben; sowohl im Einzelnen, als auch im Gesamten. Und immer weniger Menschen verstehen mich und was ich so daher erzähle, wenn ich mal wieder mit jemandem rede. Sie sagen, ich sei zu abgehoben, tiefschürfend, kompliziert, abstrakt, anstrengend, weltfremd, etc.
Entspringt dieses Unverständnis dem Fehlen der üblichen sozialen Alltagskontakte auf meiner Seite? Kann es sein, dass ich wirklich irgendwann im Wahnsinn ende?

Willkommen im Club!
Mir geht es ähnlich. Ich für mich glaube je mehr ich in der kranken Menschenwelt eintauche umso mehr nähert sich mir der Wahnsinn.
Mit 98% der Menschen die ich kenne, kann ich gar nicht darüber reden welches mich wirklich bewegt, absolut undenkbar. So ist es schon seit frühster Kindheit.
Also, so allein bist Du nicht. :wink:


LG


AoS
 

sillyLilly

graues WV- Urgestein
14. September 2002
3.269
wieviel Mensch ein Mensch braucht, um selber Mensche zu bleiben .... zu werden ..... oder sein zu können weiß ich nicht.

Ich kann deine Gedanken sehr gut nachvollziehen. Diese und ähnliche Fragen habe ich mir auch des öfteren gestellt.





So wie ich Menschen als Zellverband aus einzelnen Zellen sehe, sehe ich eine paralelen beim Menschen. Der sich in immer größeren Zusammenschlüssen zu organisieren versucht. (von einer kleinen Sippe die umherzieht, bis zu Städten, wie wir sie heute haben) und bei dem Menschen auch in einer Gemeinschaft sehr unterschiedliche Rollen spielen.
Bei Künstler denke ich zum Beispiel manchmal, ob sie soetwas wie die Nervenzellen einer Gesellschaft wären.


So ein bischen wie die Entwicklung von Einzeller zum Vielzeller Mensch .... dessen Entwicklung aber noch nicht abgeschlossen ist .....
Als wenn es das wesentlichste Programm wäre ... sich zu immer größeren "Zellverbänden" zusammenzuschließen.
Was allerdings nicht ohne Schwierigkeiten vonstatten geht.
Naja ... aber nun zum eigentlichen Grund warum ich meine Sicht erklärt habe.

Für Zellen ist unter anderem die Anwesenheit von spezialisierten Zellen, mit denen eine Art Zellkommunikation betrieben wird ein wichtiger Faktor sich auszudifferenzieren (also z.B. eine Leberzeller zu werden und keine Herzzelle)
Als ich irgendwann gehört habe, dass eine Zelle, wenn man sie isoliert ihre Differenzierungsmerkmale verlieren kann, fand ich das sehr bemerkenswert. Also zum Beispiel eine Leberzelle, wenn man sie isoliert ... verliert ihre typischen Merkmale Leberzelle zu sein. Sie vergißt sozusagen das sie eine Leberzelle ist. :gruebel:
Und habe mir lange Gedanken gemacht über die Analogie zum Menschen.
Wenn ein Mensch völlig von anderen Menschen isoliert wird, ob es dann ein Stück weit "sein Mensch sein verliert" (womit ich jetzt nicht Ethik oder Moral meine)
I

Andereseits gibt es im Körper z.b. Zellen die selber undifferenziert sind (adulte Stammzellen) und sozusagen für die Erneuerung der umliegenden differenzierten Zellen da sind.
Eigentlich findet bei Kontakt mit anderen Zellen aus vielen Gründen eine Differenzierung der Zelle statt. Das heißt dass sie eine spezielle Aufgabe übernimmt und dafür auch spezielle Merkmale entwickelt.
Diese Zellen bleiben undifferenziert .... obwohl sie Kontakt mit den anderen Zellen haben. Eigentlich erstaunlich.
Analog dazu habe ich mir Gedanken gemacht, ob es Menschen gibt, die auch im Kontakt mit anderen Menschen selber eigentlich mehr so etwas wie ein "Erneuerer" oder "Zellteiler" sind.

:gruebel:
Ich hoffe das meine GEdanken hierzu jetzt nicht zu abgehoben empfunden werden.

Namaste
Lilly
 

ChuLail

Geselle
22. Januar 2005
41
... :-)

ich danke euch für die Reaktionen und Antworten. Ich hab mich manchmal wirklich gefragt, ob ich die Welt falsch herum sehe und wahnsinnig werde. Es beruhigt mich ungemein, dass es euch gibt. Danke :-)))

@Hammerhand du sagtest
"Du solltest, meiner Meinung nach, die Gesellschaft jedoch nicht versuchen zu interpretieren, sondern sie zu nehmen wie sie ist und damit sowohl in ihr, als auch davon entfernt zu leben."

Ich halte das für einen sehr wertvollen Hinweis, den ich mir zu Herzen nehmen werde. Vielleicht muss man ja gar nicht immer alles interpretieren. Als ich dies von dir las, fiel mir eine alte keltische Weisheit ein, die ich dir hier als Dank für deinen Tipp zurückgeben möchte.
Es sind die drei sogenannten Tugenden der Weisheit:
"Aller Dinge gewahr zu sein
Alle Dinge zu ertragen
Von allen Dingen entfernt zu sein"
Da steht tatsächlich nichts von interpretieren oder werten. Schon wieder eine Falle umgangen :-) Danke danke


@InsularMind: "Man kann seiner evolutionär vorgeprägten Herdensehnsucht schlecht den Rücken kehren und möchte doch einige wenige, dafür sorgfältig gewählte und wertvolle Menschenkontakte nicht missen -- so ist es bei mir zumindest."

DAS ist der Punkt, den ich mit diesem Thread zu verstehen suche. Wieviel davon braucht der Mensch? Wie weit kann ich dem Herdentrieb den Rücken kehren? Und was ist mit den übrigbleibenden Kontakten? Sind das nun wertvolle Freundschaften? Oder versammel ich einfach nur die wenigen Gleichdenkenden um mich? So wie es auch alle anderen Gruppen zu tun pflegen? Nur eben, dass in meiner Gruppe nicht so viele reinpassen, weil sie ziemlich abstrakt ist?
Machen das alle Menschen? Gleichdenkende oder Gleichfühlende suchen und sich zu einer - wie auch immer gearteten und funktionierenden - Gruppe zusammenschliessen?
Die ganze menschliche Welt besteht aus solchen Gruppen, grossen und kleinen aller Sorten.
Was geschähe, wenn jemand auf Dauer keinerlei menschlichen Kontakte mehr pflegen würde? Nicht dass ich das in dieser Endgültigkeit vor hätte. Aber die Antwort würde mich brennend interessieren.

und nochmal @InsularMind: "Daher könnte ich schon sagen, dass ich deren Resonanz in mich aufsauge, um näher am Menschsein bleiben zu können, auch wenn ich nicht inmitten ihrer Kreise und auch Kreis-Läufe zufriedenstellend leben könnte."

Du triffst wirklich den Nerv meiner Fragen. Dieses "Aufsaugen". Was bringt das? Brauchen wir es?
Ich hab das eben auch festgestellt. Die seltenen Momente, wo man jemanden trifft, der die Welt ähnlich sieht, saugt man das regelrecht in sich auf. Warum wieso? Brauchen wir es?
Das würd mich sehr interessieren, damit ich mich selbst besser einschätzen kann.



@sillyLilly .. :-))) Danke. Dein Text war für mich eine Offenbarung und hat mich mal wieder auf das Offensichtliche hingewiesen. Ich sollte an dieser Stelle evtl. erwähnen, dass ich ein Zigeunerkind bin (wenn auch nicht mehr unterwegs aufgewachsen) und mit den "Gesetzen" der Magie aufgewachsen bin, die mir meine Oma beigebracht hat. Ich seh diese eher als grundsätzliche Richtlinien für das gesamte Leben als sonst was. Was du in deinem Text sagst, war sozusagen ein Wink mit dem Zaunpfahl zum ersten Gesetz der Magie (laut Oma *kicher*): "Wie Oben so Unten". Und sehr viele Lösungen hab ich dadurch schon gefunden.
Ich hatte selbst immer wieder diesen Zellvergleich angestrengt, kam aber nicht weiter, weil ich zu wenig darüber wusste.
Nachdem ich aber deine Ausführungen gelesen habe, sagt alles in mir, dass das dies die richtige Richtung sein muss.
Also vielen Dank für deine Worte :-)

...
 

Runner

Großmeister
3. März 2004
55
ich kann deine denkweise nachvollziehen und ich finde es braucht keine andere Menschen um deine Menschlichkeit zu beurteilen. Mensch sein drückt sich im Verhalten aus und nicht darüber wie andere über einen denken.
 

Don

Großer Auserwählter
10. April 2002
1.692
Was definiert Menschlichkeit - oder besser gefragt wie definiert man sie?

Ich bin bekennender Einzelgänger und Menschenmassen-vermeider. Allerdings setzte die Entwicklung da ein wo andere "auf Tour" gehn, "Party feiern" und die "die Sau rauslassen".

Ich bin seit ca. 15 Jahren auf dem Weg mich zurück zu ziehen und mich immer weiter von den gegebenen Verhältnissen zu entfernen. Diese komplette Systemhörigkeit, das Konsumverhalten (welches mich auch ab und an anfällt) und die verdammte Schnelllebigkeit bringen mich immer wieder ins Staunen.
Ich arbeite täglich sehr eng mit Menschen die psychische und körperliche Nähe suchen. Wenn ich dann heimkomme fällt die schwere Türe ins Schloß und ich bin endlich zuhause. Es liegt nahe zu sagen das ich die Arbeit wechseln soll; jedoch mag ich meine Arbeit sehr. Ich kann kleine Dinge geben und wiederbekommen - und sie kosten nichts.

Ich weiß nicht wann das letzte Konzert war auf dem ich mich ins Getümmel geworfen hatte, ist bestimmt über 10 Jahre her. Auch de großen Events imMittelalterlichen Bereich meide ich - so ein kleiner Markt ist persöhnlich und ansprechend, die großen sind einfach nur fürchterlich.

Ich kann den Eröffner verstehen und sehe auch die Suche seinerseits nach der Wertigkeit eines Menschen. Man bekommt schon inder Schule die Bilder der Gruppen von Höhlenmenschengezeigt, die Wichtigkeit von Vereinen nahegelegt und das Denken eingeimpft das es nur mit allen Menschen gemeinsam eine Lösung geben kann.
Ich persöhnlich sehe in der Stille und der Ruhe mehr Leben als im Gezappel der Menschenmassen. Ich muß nicht gesehen werden um zu sagen ....."bist schon was besonderes"..... ; mir reicht es wenn ich die Probleme nicht habe die andere sich zurechtdenken und damit jammernd hausieren gehen. Meist sind es nur Probleme die mit der eigenen Menschlichkeit (des Ich´s) nicht zurechtkommen.

in diesem Sinne,

Don
 

ChuLail

Geselle
22. Januar 2005
41
...

also erstmal - wenn vermutlich auch nicht wichtig - der Eröffner ist eine Eröffnerin :-)

Und es ging mir bei Erstellung dieses Threads nicht um die Frage, was andere oder ich selbst von mir oder meinem Lebensstil denken mögen.

Die Frage lautet immer noch gleich:

Kann sich ein Mensch als Mensch wahrnehmen ohne Resonanz von anderen Menschen?
Was, wenn jemand komplett abgeschnitten wäre und absolut keinen Austausch mehr mit anderen Menschen hätte.
Stellt euch vor, ihr würdet irgendwo auf einer einsamen Insel leben, wo es keinen Menschen mehr gibt ausser euch. Keinerlei Verbindung und nichts.
Bleibt man unter diesen Umständen ein Mensch oder verlieren sich Intellekt und Geist irgendwann im Wahnsinn und man stirbt?
BRAUCHT der Mensch die Resonanz von anderen Menschen (in welcher Form auch immer), um sich selbst wahrnehmen zu können? Oder fällt er völlig zurück auf das Niveau eines Tieres?

puh. ich hoffe, ich hab mich nun verständlich ausgedrückt.


:-)
 

sillyLilly

graues WV- Urgestein
14. September 2002
3.269
@ChuLai
Es freut mich, dass du mit meinen Gedanken etwas anfangen konntest. :)

Deine Gedanken und die Art und weise wie du sie formulierst sprechen mich an ... sie sprechen mir sogar irgendwie aus dem Herzen. Ich habe auch das Gefühl, dass es eine ganz wesentliche Frage ist die du stellst.

:gruebel:
ob es dazu eine entgültige Antwort gibt weiß ich aber nicht.
:gruebel:

Ich finde das Wort "Beziehung" eigentlich recht interessant.

Sich auf jemanden beziehen ..... eine Beziehung eingehen ....
(unter Beziehung verstehe ich nicht nur die Mann/Frau Geschichte, sondern verschiedenste Ebenen von Beziehung)

Meiner Erfahrung nach findet eine intensivierte, erweiterte Wahrnehmung seiner selbst statt, wenn man in Beziehung mit anderen Menschen tritt.

Das muss nicht heißen, dass man weniger Mensch ist, wenn man isoliert wäre, aber ich glaube schon dass irgendetwas wesentliches fehlen würde.
Wenn ich mich in meiner Wahrnehmung der Welt nicht nur auf mich beziehe, sondern mich auch auf die Wahrnehmung anderer Menschen beziehe, dann ergibt es einen "weiteren Horizont"
Außerdem führt es manchmal in die eigenen Tiefen und Ängste vor denen man sich alleine herumdrücken kann.

Physikalisch basiert unsere Materie doch auf einem Spannungsverhältnis zwischen + und - .
Darauf basieren auch Stoffwechelreaktionen im Körper (Teilchen die unterschiedliche Ladungen haben und dadurch Reaktionen hervorrufen) ..... Interaktionen zwischen Menschen könnte man auch so interpretieren, dass diese Polarität etwas Essentielles darstellt.
Was passiert mit einem Pol ... wenn der andere nicht da ist?
Ohne dieses Spannungsfeld, dass sich aus den zwei Polen ergibt, kommt irgendwas zum Stillstand.... Vielleicht so eine Art Lebensenergie, -fluß ... oder ich weiß nicht wie ich es nennen soll.

Menschen die sehr viel alleine sind, scheinen mir auch oft sehr zwiegespalten. Vielleicht ist das eine Art Ausgleich, den die menschliche Psyche sich schafft ... indem sie die Polarität die sie sonst im Außen findet, nach innen verlegt.
Aber so ein inneres Spannungsfeld ist meiner Meinung nach schwer zu ertragen. Leichter ist es die Konflikte mit sich und der Außenwelt auszutragen, als sie mit seinem Inneren in seinem eigenen Inneren auszutragen. Viele Konflikte werden auf diese Art "ausgelagert"
Ein Problem dass man in sich trägt, wird auf eine Person projeziert, die diesen Teil verkörpert (z.B.indem sie eine Charaktereigenschaft hat, die man in sich nicht akzeptieren kann, oder sich noch nicht mal bewußt machen mag)
Diese Form der Auseinandersetzung scheint zwar irgendwie manchmal verworren, aber es ist auch eine erleichterung für die Psyche des Menschen.
Alle Konflikte nur knallhart auf sich selber beziehen zu können, finde ich einen schweren Weg und ich weiß nicht wie stark eine Psyche dazu beschaffen sein muss, um dabei gesund zu bleiben.

Namaste
Lilly
 

Don

Großer Auserwählter
10. April 2002
1.692
Kann sich ein Mensch als Mensch wahrnehmen ohne Resonanz von anderen Menschen?

Wenn er schon als Mensch sich selbst wahrgenommen hat, dann ja - ansonsten wird er die Definition Mensch nicht kennen.

Was, wenn jemand komplett abgeschnitten wäre und absolut keinen Austausch mehr mit anderen Menschen hätte.

Siehe oben. Ergänzend hierzu die psychische Stärke ist dann ausschlaggebend nicht in Angst - oder Wahnvorstellungen zu verfallen. Wenn der Mensch dann die erste Zeit hinter sich hat findet er sich zurecht.

Stellt euch vor, ihr würdet irgendwo auf einer einsamen Insel leben, wo es keinen Menschen mehr gibt ausser euch. Keinerlei Verbindung und nichts.
Bleibt man unter diesen Umständen ein Mensch oder verlieren sich Intellekt und Geist irgendwann im Wahnsinn und man stirbt?

siehe oben

BRAUCHT der Mensch die Resonanz von anderen Menschen (in welcher Form auch immer), um sich selbst wahrnehmen zu können? Oder fällt er völlig zurück auf das Niveau eines Tieres?

Hier mußt Du erstmal für Dich klarmachen in wiefern sich Mensch und Tier unterscheiden. Meiner Meinung nach ist der Mensch ein Tier und würde sich nur seiner Umwelt anpassen (müssen).


mfg Don
 

Wowbagger

Intendant der Gebäude
12. April 2002
800
Re: ...

Ahoi erstmal...
ChuLail schrieb:
Braucht ein Mensch die Resonanz von anderen Menschen, um bei "Verstand" zu bleiben? Wenn ja, wieviel davon?
Gute Frage!
Anders gefragt: "Braucht man zwangläufig eine Art Reflektion seiner Artgenossen, um zu wissen, wer oder was man ist?"
Und ist es überhaupt wichtig, sich dieser Frage zu stellen, wenn man sich in einer derart isolierten Situation befindet?
Ist eine solche Frage nicht vielleicht eher ein Produkt der durch Zivilisation geprägten Gedankengänge?
Ein Mensch muss sich doch heutzutage erstmal den "Luxus" erlauben können, sich der schnöden menschlichen Gesellschaft zu entziehen - so betrachtet kommen für diese Fragestellung eh nur gewisse "Luxusliner" in Frage.
O.K. - oder natürlich diverse gescheiterte Gestalten, die es tatsächlich so weit gebracht haben, dass sie gar keiner Gruppe, egal wie niedrig sie auch angesiedelt sein mag, mehr angehörig ist.
Mir scheint, ich gerate in´s Schwafeln...

Die aktuelle Menschheit hat sich aus dem krassen Überlebenskampf in die "Zivilisation" durchgerungen.
Durch die frei gewordene Zeit, welche eben nicht mehr mit dem Heranschaffen von Nahrung verbracht werden muss, sind gewisse Kapazitäten frei geworden.
Der heutige, zivilisierte Mensch kann sich den Luxus der Philosophie gönnen.
Und je naturfremder er wird, desto seltsamer erscheinen wohl die Fragen, welche daraus entstehen.
Würde die o.g. Frage einem Bauern im 14. Jhdt gestellt worden... er hätte evtl. höflich gelächelt, aber den Sinn der Frage für völlig weltfremd gehalten, weil damals der Familienzusammenhalt eine viel größere Rolle gespielt hat, als das heute der Fall ist; er war wohl eher überlebenswichtig.
Aber da ich selbst oft genug den Wunsch habe, mich dem menschlichen Allerlei zu entziehen, kann ich so eine Frage gut verstehen...
Ich lebe ja schließlich auch in den fetten Jahren! ;-)

ChuLail schrieb:
Kann sich ein Mensch als Mensch wahrnehmen ohne Resonanz von anderen Menschen?
Was, wenn jemand komplett abgeschnitten wäre und absolut keinen Austausch mehr mit anderen Menschen hätte.
Stellt euch vor, ihr würdet irgendwo auf einer einsamen Insel leben, wo es keinen Menschen mehr gibt ausser euch. Keinerlei Verbindung und nichts.
Bleibt man unter diesen Umständen ein Mensch oder verlieren sich Intellekt und Geist irgendwann im Wahnsinn und man stirbt?
BRAUCHT der Mensch die Resonanz von anderen Menschen (in welcher Form auch immer), um sich selbst wahrnehmen zu können? Oder fällt er völlig zurück auf das Niveau eines Tieres?
:-)

Hmm... eigentlich heisst die Frage nichts anderes als: Kann man sein, ohne dass andere einem vorleben, was man ist?
Identität kommt doch nicht von außen, oder?
Übrigens setzt du in deinem Text voraus, dass menschlicher Wahnsinn, dem "Zurückfall auf das Niveau eines Tieres" entspräche - und dass man dann automatisch sterben soll finde ich auch etwas seltsam.

Ich verstehe den Ansatz, habe aber leichte Verständnisprobleme mit der Formulierung...
Aber vielleicht hab ich auch was falsch verstanden...
Oder gar nicht... ;-)

Beste Grüße.......
 

Themis

Geheimer Meister
20. Dezember 2004
282
Hallo,

Wowbagger schrieb:
Die aktuelle Menschheit hat sich aus dem krassen Überlebenskampf in die "Zivilisation" durchgerungen.
Durch die frei gewordene Zeit, welche eben nicht mehr mit dem Heranschaffen von Nahrung verbracht werden muss, sind gewisse Kapazitäten frei geworden.

Die Menschheit hat sich zwar im Überlebenskampf behauptet, jedoch bedurfte es hierfür eine organisierte Gemeinschaft!!. Mehr Zeit haben wir heute trotzdem nicht....

Die Bevölkerungsdichte der Jäger und Sammler war durch die Produktivität der Natur begrenzt. Eine Intensivierung der Sammeltätigkeit und eine Verbesserung von Jagdmethoden konnte sie nicht erhöhen, sondern führte nur zu einer vorzeitigen Erschöpfung der Ressourcen. Der Anteil der für Menschen verdaubaren Produkte an der gesamten Biomasseproduktion von Ökosystemen ist sehr gering. Darum blieb die energetische Ressourcenbasis von Jägern und Sammlern schmal und ihre Bevölkerungsdichte niedrig. Der Arbeitsaufwand war vermutlich auch deshalb vergleichsweise gering, weil die Reproduktion der Ressourcen völlig der Natur überlassen wurde und steuernde gesellschaftliche Eingriffe hierfür nicht erforderlich waren.
Aus: Helmut Haberl, Kolonisierung von Natur

Ich hatte mal gehört, das in so einer Gesellschaft der einzelne aufs Jahr umgerechnet ca. 1Std. tgl. arbeitet... ich kann es momentan nicht belegen, Fakt ist jedenfalls, das die Menschen in solch einer Gruppe nicht 10 Std. tgl. ackern.

Wowbagger schrieb:
Hmm... eigentlich heisst die Frage nichts anderes als: Kann man sein, ohne dass andere einem vorleben, was man ist?
Identität kommt doch nicht von außen, oder?

Woher denn? Selbst der Eremit beginnt sein Leben in der Abgeschiedenheit aufgrund einer Reflektion, in dem er für sich entscheidet, dass er die Zivilisation nicht braucht. Komischerweise ist das, was er vermeintlich nicht braucht, das was ihn dazu getrieben hat, so zu denken. Identität entsteht immer durch eine Abgrenzung oder Angleichung des "Ich" zu seiner Umwelt.

Wowbagger schrieb:
Übrigens setzt du in deinem Text voraus, dass menschlicher Wahnsinn, dem "Zurückfall auf das Niveau eines Tieres" entspräche - und dass man dann automatisch sterben soll finde ich auch etwas seltsam.

sehe ich genauso...

Ich glaube, das Verhältnis des Menschen zur Zivilisation ist bei Kafka treffend beschrieben...

[quote»Ach«, sagte die Maus, »die Welt wird enger mit jedem Tag. Zuerst war sie so breit, daß ich Angst hatte, ich lief weiter und war glücklich, daß ich endlich rechts und links in der Ferne Mauern sah, aber diese langen Mauern eilen so schnell aufeinander zu, daß ich schon im letzten Zimmer bin, und dort im Winkel steht die Falle, in die ich laufe.« – »Du mußt nur die Laufrichtung ändern«, sagte die Katze und fraß sie.[/quote]


ChuLail schrieb:
... oder anders ausgedrückt: Wieviel Resonanz und welcher Art braucht ein Mensch, um Mensch zu sein?

Ohne Resonanz ist der Mensch sicherlich nicht der Mensch, wie wir ihn kennen. Ohne Gemeinschaft wäre der Mensch ebenfalls nicht das, was er heute ist.
Ich finde die Frage ebenfalls einwenig ...nun ja... schwierig.
Man könnte genauso fragen: "Was müsste dem Menschen fehlen, damit er nicht so ist, wie er ist", oder "Was macht den Menschen zum Menschen"

Vielleicht ist ja die Entwicklung des Menschen die logische Folge des Überlebenskampfes auf diesem Planeten....

MfG
Themis
 

InsularMind

Geheimer Sekretär
9. Dezember 2003
644
Re: ... :-)

ChuLail schrieb:
DAS ist der Punkt, den ich mit diesem Thread zu verstehen suche. Wieviel davon braucht der Mensch? Wie weit kann ich dem Herdentrieb den Rücken kehren? Und was ist mit den übrigbleibenden Kontakten? Sind das nun wertvolle Freundschaften? Oder versammel ich einfach nur die wenigen Gleichdenkenden um mich? So wie es auch alle anderen Gruppen zu tun pflegen? Nur eben, dass in meiner Gruppe nicht so viele reinpassen, weil sie ziemlich abstrakt ist?
Machen das alle Menschen? Gleichdenkende oder Gleichfühlende suchen und sich zu einer - wie auch immer gearteten und funktionierenden - Gruppe zusammenschliessen?
Die ganze menschliche Welt besteht aus solchen Gruppen, grossen und kleinen aller Sorten.
Was geschähe, wenn jemand auf Dauer keinerlei menschlichen Kontakte mehr pflegen würde? Nicht dass ich das in dieser Endgültigkeit vor hätte. Aber die Antwort würde mich brennend interessieren....

Ich erlebe es so zumindest auch wenn ich Andere beobachte -- Jeder scheint sich eine gewisse Harmonie seiner kleinen Welt zu wünschen und stellt sich so allmählich die Kontakte zusammen, die mit ihm/ ihr ähnlich schwingen. Für manche sind das eine handvoll nahester Freunde, für Andere ist es eine umfassendere Gruppe Bekannter. Manchmal denke ich auch vielleicht ist es so wie Silly Lilly das interpretriert mit diesen Zellzusammenschlüssen. Ist übrigens nicht zu abgehoben @Silly Lilly, es gibt da Weltanschauungen die so eine Idee mit einschließen, im Zusammenschluss der "Menschenzellen" den Beginn einer höheren Evolutionsstufe zum Kollektivwesen oder Metawesen "Ich wir alle" sehen.
Ich denke durchaus ein gesundes Maß solcher Kontakte ist uns dabei hilfreich, unseren Platz besser bestimmen zu können, uns nicht vollkommen verlassen vorzufinden. Diese Kontakte sind vielleicht Zweck oder Sicherheit in dieser Welt, ganz ohne Freunde / Bekannte außerhalb der Verwandten ( ich habe so gelebt bis ich 14 wurde ) hat man Schwierigkeiten damit Austausch zu betreiben, Interaktion, soziale Bande zu knüpfen. Ganz ohne Austausch irgendeiner Art, wobei Bücher einen eher eindimensionalen Ersatz bieten können,würde man schätzungsweise verkümmern, weil man keine Vergleichsmöglichkeit seiner Denkergebnisse und Erfahrungen hätte. Es wäre schlecht möglich eine Balance im eigenen Menschsein zu bilden. Andererseits auch faszinierend was dabei herauskommen würde -- ein völlig in sich verwachsener Kauz, eine Art Autist, König seiner eigens für sich erbauten Welt aber one Zugangsfähigkeit zur Welt Anderer, oder ein uns Anderen ärmlich erscheinendes Wesen.
Wie war das noch in diesem Versuch mit den Kleinkindern, die ohne Sozialkontakt aufwachsen sollten?
Sie verkümmerten, gingen regelrecht zugrunde wie Blumen, denen man das Tageslicht entzieht.

Das Aufsaugen dieser Austausch - Potenziale hilft uns nicht nur beim Zurechtrücken der Eigenposition, sondern regt uns an, weckt die Geister in uns, fordert unsere Entwicklung heraus und bringt uns im Wechselspiel zur weiteren Entwicklung unserer Persönlichkeiten, ich nehme an es ist der Motor der unsere Menschverfeinerung antreibt, und wir geben uns gegenseitig den Treibstoff ein indem wir interagieren.
Den Treibstoff gibt es auch in Buchformat, doch schlägt das Buchformat nur bestimmte Bereiche an, und Verbindungen zu Freunden oder zur Gesellschaft könnte man im Beispiel von Silly Lilly vielleicht als Synapsen zwischen den Nervenzellen auslegen.

Um so mehr Input / Verbindungen und Austausch, desto mehr Mensch ?

Ob Menschen auf einsamen Inseln auf sich gestellt wahnsinnig werden, weiß ich nicht. Darüber gibt es ja lustige Filme -- "Verschollen", in dem Tom Hanks alle möglichen ulkigen Verhaltensweisen ausbildet und sich letztendlich mit einem Volleyball unterhält, auf den er ein Gesicht gemalt hat und ihn "Wilson" nennt. Es wäre interessant ob sich tatsächlich Vereinsamende immer weiter von der üblichen Gesellschaftsdefinition für Mensch entfernen, oder sich Puppen / imaginäre Freunde als Ersatz bauen.
Diese Ersatz - Suche könnte auch darauf hinweisen, wie lebensnotwendig ein gewisser Herdenkontakt von Zeit zu Zeit ist.

Ich nehme aber an dass ständiger oder zu viel Kontakt oder Herdenaufenthalt ebenso ungesund für das Menschbleiben sein kann. Ich bin jedes Mal auch wieder froh, von einem Abstecher in die Turbulenz Städte oder durch große Menschenansammlungen wieder in mein ruhiges Reich zurück zu kommen 8)
 

Wowbagger

Intendant der Gebäude
12. April 2002
800
Themis schrieb:
Wowbagger schrieb:
Die aktuelle Menschheit hat sich aus dem krassen Überlebenskampf in die "Zivilisation" durchgerungen.
Durch die frei gewordene Zeit, welche eben nicht mehr mit dem Heranschaffen von Nahrung verbracht werden muss, sind gewisse Kapazitäten frei geworden.

Die Menschheit hat sich zwar im Überlebenskampf behauptet, jedoch bedurfte es hierfür eine organisierte Gemeinschaft!!. Mehr Zeit haben wir heute trotzdem nicht....

Oki... Ich hab mich da wohl etwas luschig formuliert.
Ich gehe davon aus, dass die heutige Menschheit mehr Zeit hat, welche sie mit dem Denken verbringen kann.
Weil sie ja nicht mehr unbedingt um ihr Überleben kämpfen muss.
Und dadurch, dass kein unbedingter Überlebenskampf mehr nötig ist, werden gewisse "gedankliche" Kapazitäten freigestellt, denke ich mal so.
Die philosophischen Gedanken, die uns heute bewegen, sind gewissermaßen ein Produkt unseres Müßigganges...
Ohne die Sicherheit, welche uns durch eine "zivilisierte Gesellschaft" geboten wird, könnten wir uns derartige Gedankengänge gar nicht erlauben.
Will sagen: PHILOSOPHIE IST LUXUS!

Und weil ich einfach mal für mich beschlossen habe, dass es nun mal so ist, erlaube ich mir auch die Freiheit, Fragen in der Art dieses Threats als gewissermaßen dekadent zu empfinden.
Wobei ich niemanden verletzen möchte.
Vielmehr ergreife ich in der Möglichkeit, derart zu argumentieren, weil ich scheinbar nicht unbedingt daneben liege... ;-)

Wenn ich davon ausgehe, dass der Mensch eine gewisse Sicherheit innerhalb seiner Gruppe braucht; dann ist es doch nur sinnvoll, wenn ich behaupte, dass jener Mensch, der davon Abstand nehmen und "ausbrechen" will, ein asoziales Wesen ist (im Sinne von "wir Menschen sind alle eine Familie") , welches nach rein soziologischen Gesichtspunkten eher den Tod zu suchen scheint.

*Hmpf* Wenn ich zu meinen aktiven Zeiten hier doch nur nicht immer so müde wäre...

Gute N8 zusammen.
Beste Grüße.......
 

lupuz

Lehrling
17. Februar 2005
1
Don schrieb:
Was definiert Menschlichkeit - oder besser gefragt wie definiert man sie?

hallo!!

ich bin per zufall durch google.de auf diesen thread gestoßen und möchte mal gerne don's frage beantworten...

ich habe die anderen antworten nur schnell überflogen und glaube nicht, die "definition mensch" gefunden zu haben.

definition mensch:

"der mensch ist das wesen, das über sich selber lacht."

das definiert natürlich nicht wirklich den menschen, aber es charakterisiert ihn zumindest.

leider habe ich vergessen, von wem dieses zitat kam...

so, das wars auch schon.

bis dann.
 

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