Franziskaner
Ritter vom Schwert
- 4. Januar 2003
- 2.061
Agarthe schrieb:Franziskaner schrieb:IMHO macht das schon einen Unterschied. Heuchlerisch dagegen finde ich, es sich vegetarisch in einer Industrienation bequem zu machen und einen Lebensstil zu pflegen, der auf Ausbeutung der 3. Welt basiert.
Awww! DAS ist doch jetzt etwas schnell im Zuge einer Grundverärgerung dahin gesagt, oder? Bitte!!!
Wenn nicht, bitte ich Dich, mir diesen Punkt verständlich zu erläutern, denn der Abschnitt oben reicht mir zum Verständnis nicht aus.
Nein, das hat nichts mit schnell im Ärger dahingepinselt zu tun. Allerdings geht es mir gelinde gesagt auf die Eier, wenn sich hier Missionarsveggies generell als bessere Menschen darstellen wollen.
Zum Verständnis: In einem Industrieland wie Deutschland basiert sowohl der (verglichen mit dem Lebensstandard in der 3. Welt) relative Wohlstand jedes einzelnen als auch die Möglichkeit der sozialen Absicherung auf einem Wirtschaftsmodell, das faire Preise für Rohstoffe, Arbeitskraft und Wirtschaftserzeugnisse, die aus der 3. Welt bezogen werden, nicht möglich macht.
Das bedeutet: Wir alle geniessen die einen oder anderen Vorteile, die uns dieses System bietet. Seien es elektronische Geräte aus China (wo es niemand interessiert, wie die hergestellt werden), Reis oder Tee aus asiatischen Anbaugebieten (auch hier interessieren die Arbeitsbedingungen von Mensch und Tier niemand) oder Kleidung die in Pakistan hergestellt wurde.
Sich jetzt - als Bewohner dieses Landes und Nutznießer - als moralischer oder ethischer darzustellen, nur auf Grund der Tatsache des Fleischverzichts ist in meinen Augen ein Verschliessen der Augen vor der Wirklichkeit. Egal ob Vegetarier oder nicht, für unseren Lebensstandard, unseren Komfort und unsere Ernährung leiden und sterben Tiere und müssen Menschen unter Bedingungen leben und arbeiten, die wir für uns selbst als unzumutbar betrachten würden.
Es geht mir nicht darum, die vegetarische Lebensweise zu verdammen, auch wenn ich sie nicht pflegen werde. Es geht auch nicht darum, mir eine moralische Rechtfertigung für den Fleischverzehr zu suchen - ich esse Fleisch, basta. Ich achte darauf, keine Tiere aus KZ-Haltung zu essen, was meinen persönlichen ethischen Maßstäben nach in Ordnung ist. Wenn jemand damit nicht leben kann, steht es ihm frei, nur von Grünzeug zu leben.
Wenn aber hier die Heuchlerkeule ausgepackt wird, sollten sich vorher einige Leute erst einmal bewusst machen, dass jeder in einem Land wie Deutschland nur deshalb so gut lebt, weil es anderswo auf der Welt Tieren wie Menschen deutlich schlechter geht.
Ich hoffe, ich konnte mich mit den etwas längeren Ausführungen verständlich machen.