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"Wir sind in keiner glücklichen Position", sagt Güngör Günkan, türkisch-zypriotischer Vertreter der Communal Liberation Party im Nordteil Zyperns. Der Oppositionspolitiker unterstützt die Verhandlungen Denktaschs mit Klerides, aber die Sorge vor dem Ergebnis überwiegt. Doch immerhin gebe es ein gemeinsames Fundament: "Wir sind Zyprioten." Aber geht davon so viel Verbindendes aus?
Bei der Festlegung der Demarkationslinie 1974 wurden Hunderttausende zypriotische Griechen im Norden vertrieben, mussten ihren Besitz zurücklassen - ohne Entschädigung. Für die zypriotischen Griechen ist dies der Stachel, der tief sitzt. Im Gegenzug verließen zypriotische Türken den Südteil - für ihre eventuelle Rückkehr oder Entschädigung ist im Süden längst ein Fonds eingerichtet. Sie seien im Süden willkommen, heißt es zu möglichen Rückkehrern aus dem Norden. Umgekehrt klingt es nicht ganz so freundlich. Die zypriotischen Türken fürchten die Rückkehr der Brüder und Schwestern aus dem Süden. "Wir können einiges an Land zurückgeben", auf keinen Fall aber direkt, sagt Günkan. Und - "wir brauchen eine Gegenleistung". Am liebsten die Beibehaltung von zwei relativ souveränen Staaten unter einer gemeinsamen Regierung, mit einer Pufferzone zwischen beiden Einheiten - eine Beibehaltung des Status quo in nur leicht modifizierter Art. Ein solches Modell ist für die EU inakzeptabel - und auch für die Regierung der Republik Zypern.
Die Alternative ist für Günkan noch weniger verlockend. "Wenn es zu keiner Einigung kommt, dann wird die Teilung der Insel zementiert", ist er sich sicher. Mit weit reichenden Folgen. "Wir werden langsam, aber sicher unsere Identität verlieren." Günkan befürchtet weitere Ansiedlungen von Festlandtürken. Seit 1974 sind nicht nur 35.000 türkische Soldaten im Norden stationiert, mindestens 80.000 so genannte Siedler, meist aus Anatolien, hat Ankara auf die Insel verfrachtet. Die zypriotischen Türken werden zur Minderheit im eigenen Land. "Wir sind von Norden und Süden in die Zange genommen", klingt er fast schon resignierend.
Einen Ausweg sieht der türkische Zypriote dennoch: Die EU müsste der Türkei ein festes Datum für den Beginn von ernsthaften Beitrittsverhandlungen geben. Das würde es Denktasch leichter machen, Klerides entgegenzukommen.
Doch von solchen Zusagen ist die EU weit entfernt. Schon die Entscheidung, die Türkei zum offiziellen EU-Kandidaten zu machen, ist in Brüssel nicht unumstritten.
Dennoch betonen sowohl EU als auch die UNO, dass "die Chancen für einen Erfolg der Gespräche zwischen Denktasch und Klerides nie so günstig waren wie jetzt". Der Druck, sich zu bewegen, lastet auf Denktasch, der sich bislang vor allen konkreten Zusagen gedrückt hat. Und er lastet auf der Türkei. "Der Schlüssel liegt in Ankara", weiß man in der EU-Kommission, weiß man in der zypriotischen Regierung. Und die Zeit läuft gegen die Türkei. Ende des Jahres wird die EU die Kandidaten benennen, die im Jahr 2004 beitreten sollen. Die Republik Zypern ist der aussichtsreichste Kandidat. "Wenn Ankara eine Einigung blockiert, werden wir beitreten, wie es im Dezember 1999 in Helsinki zugesagt wurde" - allein, ohne den Norden, verkündet Papapetrou. Die zypriotischen Türken hätten verloren, vor allem aber die Türkei, denn die Aussicht auf einen EU-Beitritt Ankaras rückt dann in weite Ferne.
Quelle: Die Welt
Bei der Festlegung der Demarkationslinie 1974 wurden Hunderttausende zypriotische Griechen im Norden vertrieben, mussten ihren Besitz zurücklassen - ohne Entschädigung. Für die zypriotischen Griechen ist dies der Stachel, der tief sitzt. Im Gegenzug verließen zypriotische Türken den Südteil - für ihre eventuelle Rückkehr oder Entschädigung ist im Süden längst ein Fonds eingerichtet. Sie seien im Süden willkommen, heißt es zu möglichen Rückkehrern aus dem Norden. Umgekehrt klingt es nicht ganz so freundlich. Die zypriotischen Türken fürchten die Rückkehr der Brüder und Schwestern aus dem Süden. "Wir können einiges an Land zurückgeben", auf keinen Fall aber direkt, sagt Günkan. Und - "wir brauchen eine Gegenleistung". Am liebsten die Beibehaltung von zwei relativ souveränen Staaten unter einer gemeinsamen Regierung, mit einer Pufferzone zwischen beiden Einheiten - eine Beibehaltung des Status quo in nur leicht modifizierter Art. Ein solches Modell ist für die EU inakzeptabel - und auch für die Regierung der Republik Zypern.
Die Alternative ist für Günkan noch weniger verlockend. "Wenn es zu keiner Einigung kommt, dann wird die Teilung der Insel zementiert", ist er sich sicher. Mit weit reichenden Folgen. "Wir werden langsam, aber sicher unsere Identität verlieren." Günkan befürchtet weitere Ansiedlungen von Festlandtürken. Seit 1974 sind nicht nur 35.000 türkische Soldaten im Norden stationiert, mindestens 80.000 so genannte Siedler, meist aus Anatolien, hat Ankara auf die Insel verfrachtet. Die zypriotischen Türken werden zur Minderheit im eigenen Land. "Wir sind von Norden und Süden in die Zange genommen", klingt er fast schon resignierend.
Einen Ausweg sieht der türkische Zypriote dennoch: Die EU müsste der Türkei ein festes Datum für den Beginn von ernsthaften Beitrittsverhandlungen geben. Das würde es Denktasch leichter machen, Klerides entgegenzukommen.
Doch von solchen Zusagen ist die EU weit entfernt. Schon die Entscheidung, die Türkei zum offiziellen EU-Kandidaten zu machen, ist in Brüssel nicht unumstritten.
Dennoch betonen sowohl EU als auch die UNO, dass "die Chancen für einen Erfolg der Gespräche zwischen Denktasch und Klerides nie so günstig waren wie jetzt". Der Druck, sich zu bewegen, lastet auf Denktasch, der sich bislang vor allen konkreten Zusagen gedrückt hat. Und er lastet auf der Türkei. "Der Schlüssel liegt in Ankara", weiß man in der EU-Kommission, weiß man in der zypriotischen Regierung. Und die Zeit läuft gegen die Türkei. Ende des Jahres wird die EU die Kandidaten benennen, die im Jahr 2004 beitreten sollen. Die Republik Zypern ist der aussichtsreichste Kandidat. "Wenn Ankara eine Einigung blockiert, werden wir beitreten, wie es im Dezember 1999 in Helsinki zugesagt wurde" - allein, ohne den Norden, verkündet Papapetrou. Die zypriotischen Türken hätten verloren, vor allem aber die Türkei, denn die Aussicht auf einen EU-Beitritt Ankaras rückt dann in weite Ferne.
Quelle: Die Welt