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Arkan

Geheimer Meister
7. Juli 2002
420
"Wir sind in keiner glücklichen Position", sagt Güngör Günkan, türkisch-zypriotischer Vertreter der Communal Liberation Party im Nordteil Zyperns. Der Oppositionspolitiker unterstützt die Verhandlungen Denktaschs mit Klerides, aber die Sorge vor dem Ergebnis überwiegt. Doch immerhin gebe es ein gemeinsames Fundament: "Wir sind Zyprioten." Aber geht davon so viel Verbindendes aus?

Bei der Festlegung der Demarkationslinie 1974 wurden Hunderttausende zypriotische Griechen im Norden vertrieben, mussten ihren Besitz zurücklassen - ohne Entschädigung. Für die zypriotischen Griechen ist dies der Stachel, der tief sitzt. Im Gegenzug verließen zypriotische Türken den Südteil - für ihre eventuelle Rückkehr oder Entschädigung ist im Süden längst ein Fonds eingerichtet. Sie seien im Süden willkommen, heißt es zu möglichen Rückkehrern aus dem Norden. Umgekehrt klingt es nicht ganz so freundlich. Die zypriotischen Türken fürchten die Rückkehr der Brüder und Schwestern aus dem Süden. "Wir können einiges an Land zurückgeben", auf keinen Fall aber direkt, sagt Günkan. Und - "wir brauchen eine Gegenleistung". Am liebsten die Beibehaltung von zwei relativ souveränen Staaten unter einer gemeinsamen Regierung, mit einer Pufferzone zwischen beiden Einheiten - eine Beibehaltung des Status quo in nur leicht modifizierter Art. Ein solches Modell ist für die EU inakzeptabel - und auch für die Regierung der Republik Zypern.

Die Alternative ist für Günkan noch weniger verlockend. "Wenn es zu keiner Einigung kommt, dann wird die Teilung der Insel zementiert", ist er sich sicher. Mit weit reichenden Folgen. "Wir werden langsam, aber sicher unsere Identität verlieren." Günkan befürchtet weitere Ansiedlungen von Festlandtürken. Seit 1974 sind nicht nur 35.000 türkische Soldaten im Norden stationiert, mindestens 80.000 so genannte Siedler, meist aus Anatolien, hat Ankara auf die Insel verfrachtet. Die zypriotischen Türken werden zur Minderheit im eigenen Land. "Wir sind von Norden und Süden in die Zange genommen", klingt er fast schon resignierend.

Einen Ausweg sieht der türkische Zypriote dennoch: Die EU müsste der Türkei ein festes Datum für den Beginn von ernsthaften Beitrittsverhandlungen geben. Das würde es Denktasch leichter machen, Klerides entgegenzukommen.

Doch von solchen Zusagen ist die EU weit entfernt. Schon die Entscheidung, die Türkei zum offiziellen EU-Kandidaten zu machen, ist in Brüssel nicht unumstritten.

Dennoch betonen sowohl EU als auch die UNO, dass "die Chancen für einen Erfolg der Gespräche zwischen Denktasch und Klerides nie so günstig waren wie jetzt". Der Druck, sich zu bewegen, lastet auf Denktasch, der sich bislang vor allen konkreten Zusagen gedrückt hat. Und er lastet auf der Türkei. "Der Schlüssel liegt in Ankara", weiß man in der EU-Kommission, weiß man in der zypriotischen Regierung. Und die Zeit läuft gegen die Türkei. Ende des Jahres wird die EU die Kandidaten benennen, die im Jahr 2004 beitreten sollen. Die Republik Zypern ist der aussichtsreichste Kandidat. "Wenn Ankara eine Einigung blockiert, werden wir beitreten, wie es im Dezember 1999 in Helsinki zugesagt wurde" - allein, ohne den Norden, verkündet Papapetrou. Die zypriotischen Türken hätten verloren, vor allem aber die Türkei, denn die Aussicht auf einen EU-Beitritt Ankaras rückt dann in weite Ferne.


Quelle: Die Welt
 

Arkan

Geheimer Meister
7. Juli 2002
420
....Die "türkische Republik von Nordzypern" unter ihrem Präsidenten Rauf Denktasch wird nur von der Türkei anerkannt, die 1974 den Nordteil der Insel besetzt hatte.

Seit Anfang des Jahres verhandelt Denktasch unter Vermittlung der UNO mit dem Präsidenten Zyperns, Glafkos Klerdides, über eine friedliche Wiedervereinigung der Insel. Doch bislang hat Denktasch nur wenig Entgegenkommen gezeigt. Er will zwei möglichst unabhängige Staaten auf der Insel beibehalten, die Pufferzone, die die Insel auf 180 Kilometern durchschneidet, sollte beibehalten werden und nur an einigen wenigen Kontrollpunkten ein Grenzübertritt möglich sein. Für Klerides und die EU ist dies jedoch nicht akzeptabel.....

Quelle: Die Welt
 

Gilgamesch

Großmeister-Architekt
6. Mai 2002
1.290
Mal schauen, was neutrale Seiten über den Zypernkonflikt sagen.
Es folgt nun eine Aufstellung von Gilgamesh contra Arkan.

:arrow: Gilgamesch
 

Gilgamesch

Großmeister-Architekt
6. Mai 2002
1.290
Zypern - aktuell.
Kommentar von Dr. Christian Heinze, München




Änderungen der Verhandlungspositionen sind noch nicht bekannt.

Worin besteht der Konflikt ?

Beitritt zur EU: Entweder eines aus zwei Volksgruppenstaaten zusammengesetzten Staates "Zypern" oder eines griechischen Staates von Südzypern in Verbindung mit einer Assoziation des türkischen Volksgruppenstaates.

Kontraproduktive Akzente in veröffentlichten Meinungen.

Das Lösungsideal und die Alternativen: unter anderem türkisch-amerikanische Annäherung.



Änderungen der Verhandlungspositionen sind noch nicht bekannt.

Die Diskussion des Zypernkonflikts in den Medien ist aufgelebt, seit die Führer der beiden zyprischen Volksgruppen im Dezember 2001 begonnen haben, wieder miteinander zu sprechen. Ermöglicht wurde das durch Aufgabe von Bedingungen, von denen sie zuvor Verhandlungen abhängig gemacht hatten. Das war die griechisch-zyprische Bedingung, die UN-Resolutionen müßten jedenfalls eingehalten werden, wonach Zypern ein einheitlicher souveräner Staat mit einheitlicher Staatsangehörigkeit sein muß, und die türkisch-zyprische Bedingung, die Souveränität der türkisch-zyprischen Republik müsse zuvor anerkannt werden. An den genannten Anforderungen an eine Lösung halten jedoch beide Parteien bislang fest. Es ist deshalb übertrieben zu sagen, es "zeichne sich eine Lösung ab" (HBl. 4.12.2001).


Worin besteht der Konflikt ?

Die Medien beschäftigen sich mit den Möglichkeiten einer Einigung. Das setzt eine Erinnerung daran voraus, worin der Konflikt eigentlich besteht. Er bestand seit den 50er Jahren zunächst im Gegensatz des Ziels der Zyperngriechen, sich und die ganze Insel ohne Einschränkung durch türkisch-zyprische Sonderrechte zu regieren, zum Ziel der Zyperntürken, nicht von einer griechischen Regierung auf den Status einer Minderheit reduziert zu werden. Spätestens seit 1974 regieren sich griechische und türkische Zyprer uneingeschränkt selbst. Ein rein griechisch-zyprischer Staat beherrscht zwei Drittel des Inselterritoriums. Ein rein türkisch-zyprischer Staat beherrscht das andere Drittel. Insoweit haben die Konfliktparteien ihre Ziele (entgegen SZ 18.1.2002) erreicht, und zwar in ganz wesentlichen Punkten, und von der manchmal gesehenen Sackgasse (NZZ 23.5.2001 und FAZ 23.1.2002 "Hoffnung und Skepsis") kann keine Rede sein. Der Konflikt besteht seither in dem von der ganzen Welt untersstützten Anspruch des zyperngriechischen Staates, seine Herrschaft auf das dritte Inseldrittel zu erstrecken, und im Widerstand der Zyperntürken gegen die Aufgabe ihres Selbstbestimmungsrechts, sowie im Gegensatz der im Ergebnis parallel laufenden Interessen Griechenlands und der Türkei an Zypern. So interessant, wie Zypern für Griechenland als Basis für Entfaltungen aller Art im Wettbewerb mit der oder in Auseinandersetzungen gegen die Türkei ist, so wichtig ist eine Begrenzung griechischer Beherrschung Zyperns für die Türkei.


Beitritt zur EU: Entweder eines aus zwei Volksgruppenstaaten zusammengesetzten Staates "Zypern" oder eines griechischen Staates von Südzypern in Verbindung mit einer Assoziation des türkischen Volksgruppenstaates.

Für die Frage einer Einigung ergibt sich: Als Kompromiß kommt nur Anerkennung der Teilung oder Rückkehr zu einer Lösung in Betracht, wie sie 1959/60 versucht wurde. Nach einer solchen Rückkehr stünden die Zyperntürken alsbald erneut vor der Wahl, sich der griechischen Übermacht zu unterwerfen oder sich gegen sie zu wehren. Gedacht werden könnte noch an eine Kombination der beiden Möglichkeiten. Mit Sicherheit läßt sich zu den Einigungsaussichten sagen, daß eine Einigung die Bindungen eines Mitglieds der Europäischen Union (EU) akzeptieren muß. Denn ganz offensichtlich wird eine Einigung zu dem Zweck diskutiert, den Beitritt Zyperns zur EU zu ermöglichen. Diese Bindungen betreffen die Verbindlichkeit des Rechtsakte der EU im Beitrittsstaat sowie die Mitwirkung des Beitrittsstaates in den Organen der EU. Ein Beitritt der Türkischen Republik von Nordzypern wird wohl kaum erwogen. Wenn aber die türkische Forderung nach Anerkennung der Staatlichkeit der Republik von Nordzypern aufrechterhalten wird, folgt daraus, daß Gegenstand einer Einigung entweder die Bildung eines Staates "Zypern" aus beiden Volksgruppen oder ein isolierter Beitritt der griechischen Republik von Südzypern sein muß. Einem isolierten Beitritt Südzyperns könnte die türkische Seite vielleicht zustimmen, wenn sie mit einer Übergangslösung im Sinne einer Art Assoziationsstatus für die Türkische Republik von Nordzypern etwa bis zu einem türkischen EU-Beitritt verbunden ist. Dann könnte sie auch Leitlinien für einen endgültigen Status Zyperns in der EU ab diesem Zeitpunkt vorsehen.

Schwieriger wäre eine Vereinigung in einem gemeinsamen Staat Zypern. Sollte den türkischen Zyprern eigene Staatlichkeit versagt bleiben, wären neue griechische Vorherrschaftsstrategien vorprogrammiert und die Fortsetzung des Konflikts von dem schon 1963 erreichten Punkt aus so sicher wie das Amen in der Kirche, weil die Kräfteverhältnisse im östlichen Mittelmeer und auf der Insel selbst sowie existenzielle türkische Interessen schwerer wiegen als jede gegenläufige Einigung. Nur das Zugeständnis türkisch-zyprischer Staatlichkeit bietet eine Friedenschance. Aus dem griechisch-zyprischen und dem türkisch-zyprischen Volksgruppenstaat müßte ein Staat Zypern gebildet werden. Aber damit wäre nur eine von mehreren hohen Hürden genommen. Zwar könnten die Legislative, Exekutive und Judikatur sowie bestimmte Angelegenheiten wie etwa die innere Sicherheit ausschließlich Sache der beiden Volksgruppenstaaten bleiben. Doch bedürfte es eines wirksamen Schutzes der türkischen Interessen bei der Wahrnehmung der Rechte und Erfüllung der Pflichten Zyperns in der EU und bei der unmittelbaren Anwendung des weite Teile des Staatshandelns abdeckenden Europarechts auf der ganzen Insel. Vielleicht könnte die türkische Seite bereit sein, eine Vertretung Zyperns in der EU gemeinsamen Organen auch dann zu überlassen, wenn sie wesentlich von der griechischen Seite bestimmt werden, weil die dabei zu wahrenden Interessen der Zyperntürken sich mit denen der Zyperngriechen decken. Da Rechtsakte der EU von den Organen der Mitgliedstaaten vollzogen werden müssen, würden jedoch Vollzugsorgane nötig sein, die den Organen der Volksgruppenstaaten übergeordnet sind. Das gilt beispielsweise für das wichtige Währungswesen und den Außenwirtschaftsverkehr. Um Diskriminierungen durch diese Organe wirksam auszuschließen, bedarf es des Steines der Weisen. Die Schwierigkeit wird dadurch vermehrt, daß die bereits 1960 zu diesem Zweck entwickelten Vorkehrungen von der griechischen Partei umgangen werden konnten, und daß Europa dem nichts entgegensetzte sondern in der Folgezeit sogar die Partei die griechischen Zyprer ergriff.

Eine Vereinigung zweier zyprischere Staaten setzt auch Übereinkunft über die endgültige Regelung des Eigentums an Immobilien voraus, die ihren türkischen und griechischen Eigentümern im Zuge des Gebiets- und Bevölkerungsaustauschs seit 1964 abhanden gekommen sind. Sollte griechischen Zyprern ehemaliges Eigentum im Norden zur Nutzung nach EU-Rechtsbedingungen erstattet werden, wäre neue Rivalität vorprogrammiert, die leicht in eine Konfrontation wie jene von 1963 ff. münden könnte. (Es ist ein Spiel mit dem Feuer, diese mit der NZZ vom 22.1.2002 als Konflikt einer Clique von Extremisten oder leidenschaftlichen Nationalisten beider Seiten darzustellen.) Ohne echte Willensübereinstimmung wird der Konflikt auch nach einer Einigung in Gestalt der schon 1960 ff. bewährten Argumentation wieder aufleben, die Einigung sei als Bedingung für den EU-Beitritt erpreßt worden. Allenfalls innerhalb eines türkischen Volksgruppenstaates ist griechisches Grundeigentum im türkisch bewohnten Inselteil ohne Gefährdung des Friedens denkbar. Ferner muß eine Regelung mit Bezug auf einander widersprechende Rechtsakte der Volksgruppenstaaten zwischen 1963 und der Vereinigung vereinbart werden. Auch in nicht von der EU erfaßten Bereichen wird es zentraler Einrichtungen oder jedenfalls Entscheidungen bedürfen, so beispielsweise im Bereich allgemeiner auswärtiger Angelegenheiten oder mit Bezug auf Staatsangehörigkeitsfragen. Nicht zuletzt bedarf es einer Übereinkunft über ein militärisches Gleichgewicht.

Inwieweit die griechischen Ansprüche sich bei einer Einigung auch immer durchsetzen, sie kann nur Bestand haben, wenn die Einigung inhaltlich von der öffentlichen Meinung der griechischen Konfliktpartei getragen wird. Von einer Zustimmung zu den vorstehend bezeichneten Mindestanforderungen ist bisher kaum etwas zu spüren. Welchen Sinn soll es aber machen, zwei Volksgruppen zusammenzusperren, von denen die stärkere fortfährt, in der anderen den eroberungslüsternen Feind aller Kultur, ihrer Lebensansprüche, ihrer politischen Ansprüche zu sehen und nach gewalttätigen Unterdrückungsversuchen der Jahre ab 1963 noch bis heute alles daran gesetzt hat, den Bevölkerungsteil zu schädigen, den sie nun gern zum Partner hätte, ihn ständig in aller Augen herabsetzt und einer Politik beschuldigt, die sie in Wirklichkeit selbst betreibt ? Es wäre auch nicht gut, wenn vergessen würde, weshalb und mit welchen Mitteln die griechische Seite den Kompromiß von 1959/60 zerstört hat. Es soll schließlich nicht vergessen werden, mit welcher Geduld die türkische Partei die Bestrafung durch die Isolierung Nordzyperns für den Bruch dieses von ihr getreu eingehaltenen Kompromisses durch die griechische Politik ertragen hat. Sonst gehen die wichtigen Lehren verloren, die aus dem Konflikt gezogen werden können.

* * *

Kontraproduktive Akzente in veröffentlichten Meinungen.

Von alledem ist in in den Medien wenig die Rede. Stattdessen finden sich dort für eine Einigung alles andere als förderliche Aussagen, auf die im folgenden eingegangen werden soll.

Die Worte des Außenministers von Südzypern Kassoulides, es geben keinen Platz für die Legalisierung einer Teilung der Insel (HBl. 7.12.2001, NZZ 16.2.2002; ähnlich die Ansicht der SZ vom 18.1.2002, Denktasch müsse nun sagen, "ob er die alte Idee der Teilung wirklich aufgegeben hat"), geben eine im Süden überwiegend vertretene Auffassung wieder. Konfliktlösung ist für diese Auffassung gleichbedeutend mit Rückkehr der Griechen nach Norden und Herrschaft der griechischen "Mehrheit" auf der Insel. Die Auffassung wird genährt von dem Wunschgedanken, die türkische Seite habe "einen grundlegenden Wandel in ihrer Zypern-Politik vollzogen" (NZZ 22.1.2002). Vor einer solchen Einschätzung ist zu warnen. Ohne eine territoriale Zuordnung türkisch-zyprisher Selbstbestimmung dürfte dauerhafter Frieden nicht zu erreichen sein. Wenn eine hierauf gerichtete Einigung nicht wieder wie 1960 ff. als aufgezwungen und daher ungültig diffamiert werden soll, bedarf es erheblicher Anstrengungen, einen Sinneswandel herbeizuführen, die (siehe Kassoulides) noch nichteinmal begonnen haben. Da ist wenig nützlich, daß man unter "Legalisierung der Teilung" sehr verschiedene Rechtskonstruktionen verstehen kann.

Viele Meinungsäußerungen pochen auf eine Abhängigkeit vom Wohlwollen der EU, das die Türkei durch Akzeptanz der von der EU im Gefolge der Vereinten Nationen unterstützten griechischen Forderung einer griechischen Insel mit einer türkischen Minderheit erkaufen müsse (HBl. 4.12.2001, so wohl auch SZ 18.1.2002). Diese Sicht ist abzulehnen. Eine Vereinigung Europas mit der Türkei stünde auf schwachen Füßen, die nicht von einem ebensogroßen Interesse Europas wie der Türkei am Beitritt ausginge. Die Aufnahme eines Landes in die EU darf nicht zum Gnadenerweis verkommen. Zwar wird es so hingestellt, als gehöre die griechische Herrschaft über Zypern zum "acquis communautaire". Das wäre jedoch angesichts einer richtigen Bewertung des Konflikts (vgl. dazu meine Zusammenfassung "Zypern" im "index" dieser site) ein verhängnisvoller acquis.

Ein politisches Armutszeugnis für Europa stellt der Hinweis auf das Vetorecht gegen eine Osterweiterung der EU dar, von dem Griechenland Gebrauch machen werde, wenn der griechische Anspruch auf Zypern nicht erfüllt wird. Damit würden Griechenland ungerechtfertigte Forderungen, an denen kein anderes Land ein eigenes Interesse hat, über wichtige Interessen Europas und der Beitrittsländer stellen. Hinzu kommt, daß die Forderungen mit berechtigten Interessen der Türkei unvereinbar sind und nur gegen das Selbstbestimmungsrecht der türkisch-zyprischen Volksgruppe realisiert werden können. Man sollte über die Motive von Ländern nachdenken, die Mitglied einer EU werden möchte, die sich eines solchen Drucks nicht erwehren will oder kann.

Wenig Skrupel verrät die Anmerkung, daß nur ein EU-Beitritt Zyperns einer wirtschaftlichen Misere der Zyperntürken abhelfen könne (NZZ 17.1.2002, wo - irreführend - von "drückender Armut" die Rede ist), insbesondere angesichts der Verantwortung Europas für eine Isolierung der Zyperntürken, die für deren ungünstige Wirtschaftslage mitursächlich ist. Wer einem Volk zumutet, seinen Selbstbestimmungsanspruch (den es unter hohen Opfern gegen gewaltsame Usurpation verteidigen mußte) gegen wirtschaftliche Vorteile zu verkaufen, macht unveräußerliche Werte, als deren Garant sich Europa sonst gern darstellt, zur Ware (NZZ 16.1.2002). Noch schlimmer, weil zusätzlich irreführend, sind Hinweise, wonach "auch" die Zyperntürken, die die Teilung nicht verschuldet aber ihre Heimat in Angst und Schrecken mit Schmerzen verlassen haben, "nunmehr" eine Wiedervereinigung der Insel und einen Anschluß an die EU wünschen (die NZZ weist am 16.1.2002 darauf hin, daß 90 % der Zyperntürken den Beitritt wünschen), wenn die Bedingungen verschwiegen werden, zu denen ein solcher Wunsch besteht (dieser Mangel haftet auch dem Artikel der FAZ vom 23.1.2002 "Hoffnung und Skepsis" an). Wer glaubt, Frieden um Zypern könne durch Zwang zur Aufgabe des Selbstbestimmungsanspruchs als Preis für die Aufhebung wirtschaftlicher Isolierung erreicht werden, ist im Irrtum, selbst wenn der Druck seinen Zweck erreicht. Mit Sicherheit ist Denktasch entgegen anderslautenden Annahmen (HBl. 16.1.2002) diesem Irrtum nicht erlegen.

Eine Verdrehung der Verhältnisse stellt die Behauptung dar, die türkische Interventionvon 1974 habe der griechischen Diplomatie das Gefühl vermittelt, Geisel der Türkei zu sein und sie habe es Ankara ermöglicht, "faktisch allein über das Schicksal Zyperns zu bestimmen", und nun laufe die Türkei Gefahr, Besetzer auf EU-Territorium zu werden (NZZ 22.1.2002): Diese Version ist bereits durch einen Vergleich der bereitwilligen Aufnahme der griechischen Usurpatoren in die Arme des Westens und den enormen wirtschaftlichen Aufschwung Südzyperns mit der Isolierung und der Embargosituation Nordzyperns sowie der Diffamierung der türkischen Zypernpolitik widerlegt. Auch liegt die Gefahr einer Aufnahme Zyperns in die EU ohne Ausgleich mit der Türkei ganz auf Seiten Europas: es würde sich bei strenger Auslegung des EU-Vertrag zur Kriegführung gegen die Türkei verpflichten.

Wenn es zutreffen sollte, daß im Norden des geteilten Zypern die Zustimmung zu den laufenden Gesprächen größer ist als im Süden (FAZ vom 23.1.2002 "Hoffnung und Skepsis") so deshalb, weil im Süden noch immer die Forderung nach griechischer Vorherrschaft überwiegt, jedoch zutreffend wahrgenommen wird, daß die Gespräche türkischerseits auf deren Verhinderung gerichtet sind. Schädlich weil trügerisch ist das in diesem Zusammenhang zum Ausdruck gebrachte Wunschdenken, die türkischen Zyprer sähen "in der EU und deren Minderheitenpolitik", die sich ja seit 1964 gegen die türkischen Zyprer gerichtet hat, ihren besten Schutz, und sie sähen ein, daß die Teilung nicht in ihrem Interesse ("gewesen"?) sei (ähnliche Töne in NZZ 22.1.2002). Wenn die griechische Seite nach diesem Artikel angesichts der Erfahrungen, die man mit "mit Denktasch gemacht" habe, Zweifel am politischen Willen der türkischen Seite hat (ähnlich die Darstellung in NZZ 22.1.2002, man wisse nicht, was die türkischen Zyprer eigentlich denken und hoffen), so is das angesichts deren sehr entschiedenen Forderung nach Selbstverwaltung schwer verständlich. Selten in der Geschichte hat eine politische Forderung so viele Jahrzehnte lang unverändert bestanden wie der türkisch-zyprische Anspruch auf Selbstbestimmung, und Denktasch ist daher einer der wenigen Politiker, der ebensolange seine politischen Ziele und Wertungen nicht zu ändern brauchte. Der Wille der türkischen Konfliktpartei ist daher unübertrefflich klar, und es wäre ein verhängnisvolle Fehler, ihn als eine Marotte Denktschas abzutun (wie manche versucht haben, griechische Vorherrschaft als Marotte von Makarios oder - wie NZZ 22.1.2002 - des griechischen Obristenregimes von 1974 hinzustellen). Dieser türkische Wille ist es wohl, auf den sich die (in NZZ vom 22.1.2002 erwähnte) "Angst" im griechischzypiotischen Inselteil bezieht.

Immer wieder wird "Flexibilität" - vor allem der türkischen Konfliktpartei - beschworen (NZZ 17.1.2002). Das ist höchst irreführend, was die Alternativen eines und/oder mehrerer zyprischer Staaten betrifft (vgl. auch NZZ 16.1.2002, wo von "zwei diametral entgegengesetzten Konzepten" die Rede ist). Was andere denkbare Einigungsbedingungen betrifft, erweckt es den Irrtum einer Leichtigkeit, den die Autoren erkennen würden, wenn sie sich solchen Bedingungen (z.B. an Hand der Verfassung von 1960) zuwenden würden. Ohne solche Beschäftigung ist aber der Hinweis allzu billig.

Vielen Medienbeiträgen ist eine Tendenz zu entnehmen, der türkischen Konfliktpartei eine besondere Verpflichtung zur Akzeptanz griechischer Forderungen zuzuweisen. Auf diese Weise die Umstände des Konflikts zu ignorieren, ist nicht nur ungerecht sondern vor allem einer Friedenslösung hinderlich weil geeignet, beide Parteien in ihren Maximalforderungen zu bestärken.

Ein Journalist fragte mich noch vor wenigen Tagen: Was würden die Deutschen sagen, wenn die in Deutschland wohnenden Türken Abtretung eines Teils Deutschlands an sie verlangen würden ? Die Frage unterstellt, daß Zypern den Griechen gehört. Sie knüpft an den allgemeinen Sprachgebrauch des Minderheitenrechts an und ignoriert, daß die griechische Konfliktpartei nach Wegfall der britischen Staatsgewalt jahrelange versucht hat, einen seit 100 Jahren bis heute vertretenen Vorherrschaftsanspruch in Zypern gegen den entschiedenen Selbstbestimmunganspruch der türkischen Zyprer mit - zum Teil blutiger - Gewalt durchzusetzen. Da es einen griechischen Staat Zypern nie gab, kann sie sich dabei nicht auf Niederwerfung eines "Minderheitenaufstandes" berufen. Die Frage enthüllt mithin sowohl den Kern des Zypernkonflikts als auch die Verantwortlichkeit dafür. Will man Ähnlichkeiten zwischen deutschen und zyprischen Verhältnissen beleuchten, müßte die Frage richtig lauten: Was würde Europa sagen, wenn Deutschland verlangen würde, daß ihm die nach 1945 verlorenen Ostgebiete wieder einverleibt werden.

Der Generalstaatsanwalt der griechischen Republik von Südzypern Makrides hat sich der FAZ gegenüber auf die europäischen Grundrechte der Freizügigkeit insbesondere in Gestalt der Niederlassungsfreiheit und des freien Kapitalverkehrs sowie auf Menchenrechte berufen, mit denen Massenaustausch von Eigentum unvereinbar seien (FAZ 23.1.2002). Ihm ist zuzugeben, daß das Recht der Zyperntürken, ein bestimmtes Teilterritorium Zyperns zu verwalten, nicht notwendig mit einen vollständigen Verzicht auf diese Freiheiten und Rechten verbunden sein muß. Es darf aber nicht übersehen werden, daß die genannten Rechte auch von den türkischen Zyprern geltend gemacht werden können und daß angesichts der von der griechischen Konfliktpartei mitzuverantwortenden sozialen und wirtschaftlichen Lage der türkischen Zyprer die Gefahr einer auch nur wirtchaftlichen Dominanz griechischer Zyprer im türkischen Territorium eine ernste Gefahr für einen künftigen Frieden darstellen würde. Gegen sie müssen daher Vorkehrungen getroffen werden, zu denen zuvörderst gehören würde, daß die griechischen Zyprer auf ihren Vorherrschaftsanspruch ehrlich und glaubhaft verzichten. Darüber hinaus wäre ein durch die beiden Regierungen vermittelter Eigentumsaustausch zumindest außerordentlich wünschenswert.

* * *

Das Lösungsideal und die Alternativen: unter anderem türkisch-amerikanische Annäherung.

Dem Frieden dienlich wäre nach alledem die gleichberechtigte Aufnahme der türkischen Republik von Nordzypern in den internationalen Verkehr. Selbstbestimmung für die türkischen Zyprer entspricht den vielberufenen "europäischen Werten". Und Europa hat ein allgemein unterschätztes handfestes Interesse an der Türkei und an einer Befriedigung ihrer berechtigten Interessen. Selbstbestimmung für die türkischen Zyprer ist vereinbar mit der Bildung eines Staates "Zypern", der aus zwei Volksgruppenstaaten zusammengesetzt ist, wenn sicherer Schutz der türkischen Zyprer gegen Benachteiligung garantiert ist. Selbstbestimmung für die türkischen Zyprer ist auch vereinbar mit einem vorläufigen Arrangement, das einen Beitritt des griechisch-zyprischen Volksgruppenstaates zur Europäischen Union in Verbindung mit einer Art Assoziation des türkisch-zyprischen Volksgruppenstaates mit der Europäischen Union vorsieht.

Sollten solche Lösungen tatsächlich an einem griechischen Veto gegen die EU-Osterweiterung zu scheitern drohen, wäre es ernsthafter Anstrengungen Europas und der Aufnahmekandidaten wert, ihren (künftigen) griechischen Partner umzustimmen, auch wenn die Anstrengungen damit beginnen müßten, die Vereinten Nationen von einer erheblichen Verbesserungsfähigkeit ihrer Zypernpolitik zu überzeugen. Man möge bedenken, was die Alternative zu einer Einigung sein würde: Die EU will "Zypern" auch ohne sie aufnehmen. Auch wenn das de facto auf den Inselsüden beschränkt bliebe und einer Anerkennung des türksichen Volksgruppenstaats gleichkäme, würde die Aufnahme unvermeidlich zu weiteren Konflikten führen (vgl. mein Kurzgutachten zur Aufnahme in die EU, auf das meine homepage verweist), und zwar insbesondere im Rahmen der langfristige Auseinandersetzung zwischen Griechenland und der Trükei. Das könnte eines Tages dazu führen, daß das türkische Interess an Europa durch eine immer engere Allianz mit den USA ersetzt wird (vgl. NZZ 18.1.2002 Seite 3). Das kann nicht im europäischen Interesse liegen.



:arrow: Gilgamesch
 

Gilgamesch

Großmeister-Architekt
6. Mai 2002
1.290
Der Zypern-Konflikt
Es sind nun mehr als 23 Jahre vergangen, daß Zypern durch eine Militärintenvention der Türkei in das wohl größte Drama ihrer viertausendjährigen Geschichte gestürzt wurde. 1974 hatte die türkische Armee fast 40% des Territoriums der Insel, den Norden, besetzt. Mit dem anschließend erzwungenen Bevölkerungsaustausch und der daraus resultierenden Aufteilung Zyperns in einen "ethnisch reinen" türkischen Nord- und einen entsprechenden griechischen Südteil wurden Fakten geschaffen, die bis heute - zum Nachteil der Betroffenen - fortbestehen. Der Norden wurde hermetisch vom Süden abgetrennt - bis heute. Diese unheilvolle Entwicklung gipfelte zuletzt in der einseitigen Proklamation der "Türkischen Republik Nordzypern" (KKTC) im Jahre 1983, die international - mit Ausnahme der Türkei - nicht anerkannt worden ist.
Ist der Zypern-Konflikt - wie es immer wieder heißt - die Folge des "Jahrhunderte alten Hasses zwischen Griechen und Türken" oder gar der "Unterdrückung und Ausbeutung" der türkischen Minderheit oder der griechischen Mehrheit? Oder ist der Konflikt gar ein imperialistisches Spiel?
"Ein Narr wirft einen Stein ins Meer, und hundert Weise können ihn nicht wieder herausholen." Diese fatalistisch-resignativ anmutende zypriotische Sprichwort umschreibt scheinbar treffend die derzeit herrschende Situation auf der östlichen Mittelmeerinsel an der Nahtstelle zwischen Asien und Europa, zwischen Orient und Okzident (KLAUS LIEBE: ZYPERN- DER "VERGESSENE" EUROPÄISCHE KONFLIKT, VERLAG TIBOR SARUSY, 1994)
Die Mittelmeerinsel Zypern war Schlachtfeld und Begegnungsraum von Völkern und Staaten, von Kulturen und Religionen - von Hethitern, Ägyptern und Assyrern, Achäern, Phönikern und Persern, Römern, Arabern und Kreuzrittern, Genuesen, Venezianern, Griechen und Türken sowie von Juden, Christen und Moslems.
Im Jahre 1571 annektierte das Osmanische Reich Zypern von der Republik Venedig. Die Herrschaft der Türken währte bis 1878. 20.000 türkische Soldaten wurden als Wehrbauern auf der Insel angesiedelt. Aus ihnen entwickelte sich die türkische Volksgruppe, die durch Einwanderung aus Kleinasien verstärkt wurde. In den Städten der Insel entstanden getrennte griechische und türkische Viertel.
Die erste Änderung in dem Status der Insel trat am 4.6.1878 ein, als Großbritannien mit dem Osmanischen Reich das Abkommen 'Convention of Defensive Alliance' abschloß. Ende des 19. Jahrhunderts befand sich das Osmanische Reich im Zerfall. Unter britischem Druck erklärte sich das Osmanische Reich zur Abtretung der Insel bereit. Die Insel blieb aber rechtlich ein Teil des Osmanischen Reiches. Als Gegenleistung garantierte Großbritannien u.a. die Sicherheit des Reiches gegenüber Rußland. Als das Osmanische Reich im Ersten Weltkrieg auf Seiten der Mittelmächte in den Krieg eintrat, annektierte Großbritannien die Insel im November 1914. Die britische Annexion der Insel wurde durch die Türkei im Vertrag von Lausanne (1923) akzeptiert. 1925 wurde die Insel britische Kronkolonie.
Im Jahre 1931 brachen schwere Unruhen auf der Insel aus. Die griechischen Zyprioten versuchten durch die offene Revolte gegen die britische Herrschaft den Anschluß der Insel an Griechenland zu erreichen. Nach dem II. Weltkrieg kündigte die britische Regierung Maßnahmen zu einer vermehrten Selbstregierung an, betonte aber gleichzeitig, daß ein Wechsel in der Souveränität von Zypern nicht erwogen werde. Es gebe gewisse Commonwealth-Territorien, die infolge der besonderen Umstände (strategischer Art) niemals erwarten könnten, volle Unabhängigkeit zu erhalten.
Diese Erklärung hatte zur Folge, daß die griechisch-zypriotischen Nationalisten in den 50er Jahren zu den Waffen griffen. Ihr Schlachtruf: 'Enosis' - Vereinigung mit Griechenland!
Die EOKA (Ethniki Organosis Kiprion Agoniston - Nationale Organisation der zypriotischen Kämpfer), der militärische Flügel der 'Enosis'-Bewegung, begann im April 1955 mit militärischen Aktionen gegen britische Einrichtungen. Geführt wurde die EOKA von dem griechischen Oberst Georgios Grivas, der sich im griechischen Bürgerkrieg 1945-1949 in der Verfolgung von Kommunisten einen Namen gemacht hatte. Geistiger Führer der 'Enosis'-Bewegung wurde Makarios, der Erzbischof von Zypern. Die EOKA war antibritisch, antitürkischund auch antikommunistisch eingestellt. Die Zahl der aktiven Kämpfer der EOKA wurde auf 1.000 geschätzt. Viele griechische Zyprioten unterstützten die EOKA nicht etwa aus Überzeugung, sondern aus Furcht vor Racheakten.
In den immer härter werdenden Kampf wurden mit der Zeit auch die türkischen Zyprioten verwickelt, die sich bis dahin neutral gehalten hatten. Die türkischen Zyprioten forderten ihrerseits die Teilung der Insel in je einen griechischen und türkischen Teil. Der Führer der türkischen Zyprioten wurde der Arzt Dr. Fazil Küçük.
Im Februar 1957 kam es zu ersten Ausschreitungen zwischen der Bevölkerung beider Gemeinschaften. Die türkisch-zypriotische Volksgemeinschaft reagierte mit der Gründung der türkisch-zypriotischen Untergrundorganisation VOLKAN, später TMT (Türk Mukavemet Teskilati = Türkische Verteidigungsorganisation), die sich u.a. zum Ziel gesetzt hatte, den Tod türkisch-zypriotischer Polizisten durch die EOKA zu rächen. Die Briten nutzten ihrerseits diese türkischen Organisationen zum Kampf gegen die EOKA und transformierten dadurch den antikolonialen Kampf zu gewaltsamen ethnischen Auseinandersetzungen. Die Grundeinstellung der TNT-Führung war antigriechisch und ebenfalls antikommunistisch. Der inzwischen verstorbene griechische Ministerpräsident Andreas Papandreou stellte später richtig fest: "Es war die britische Strategie gewesen - als Reaktion gegen die Befreiungsbemühungen der zypriotischen Bevölkerung -, die Türken gegen die Griechen auszuspielen ... Das wahre Zypernproblem hatte wenig, wenn überhaupt etwas mit den Beziehungen zwischen ethnischen Gruppen der Insel zu tun. Alles drehte sich um die strategische Bedeutung Zyperns im östlichen Mittelmeerbecken." (ANDREAS PAPANDREOU: GRIECHISCHE TRAGÖDIE. WIEN/MÜNCHEN/ZÜRICH 1970, S. 140 F)
Ebenso wie die EOKA, die "Kollaborateure" (linke griechische Zyprioten) - die für eine friedliche Koexistenz der Bevölkerungsgruppen eintraten - hinrichtete, ging die TNT gegen ähnliche Positionen in der eigenen Bevölkerungsgruppe vor.
Die Zukunft stand im Zeichen eines immer härteren Terrors und Gegenterrors aller gegen alle. 1958 erklärte schließlich Erzbischof Makarios öffentlich den Verzicht auf Enosis und die politische Autonomie der Insel zum Verhandlungsziel mit Großbritannien unter der Bedingung, daß auch die Türken von ihrer Forderung nach ‘Taksim’, der Teilung der Insel, abweichen.
Ende 1958 einigten sich schließlich die Außenminister Großbritanniens, der Türkei und Griechenlands darauf, Zypern in die Unabhängigkeit zu entlassen und gemeinsam eine Verfassung auszuarbeiten. Großbritannien maß Zypern nicht mehr die strategische Bedeutung wie in der Vergangenheit bei, behielt aber zwei Militärbasen auf der Insel (ca. 4% des Inselterritoriums).
Griechenland, die Türkei und Großbritannien sollten die Unabhängigkeit Zyperns garantieren. Die eigentlich Betroffenen, die türkische und die griechische Bevölkerungsgruppe war - getreu kolonialer Tradition - an der Abfassung dieses Abkommens nicht nennenswert beteiligt. Am 16. August 1960 proklamierte der zum Präsidenten gewählte Erzbischof Makarios die unabhängige Republik Zypern.
Im Sommer 1963 übernahm in Athen Georgios Papandreou, der Vater des späteren Ministerpräsidenten Andreas Papandreou, die Regierungsverantwortung. Er machte aus seiner Ablehnung der zypriotischen Unabhängigkeit keinen Hehl; und auch Ankara kehrte alsbald zur altbekannten Forderung nach Teilung zurück. Auf Zypern eskalierte im Dezember 1963 ein lokaler Zwischenfall im Zentrum Nikosias zu einem Bürgerkrieg. Die "Mutterländer" mischten sich sofort ein. Als 1964 die Türkei mit der militärischen Invasion drohte und die türkische Luftwaffe Stellungen der griechischen Zyprioten bombardierte, reagierte Athen mit der Beistandszusage, die als "Strategie des gemeinsamen Verteidigungsraumes Griechenlad-Zypern" bekannt wurde.
Die Obristen in Griechenland zwischen 1967 und 1974 hatten am 15. Juli 1974 einen Putsch gegen Makarios angezettelt, der letztlich zur heutigen Teilung Zyperns führte. Die griechischen Obristen waren mit einer betont nationalistischen Rhetorik, in der auch Zypern eine wichtige Rolle spielte, angetreten. Um von internen Repressionsmaßnahmen abzulenken, erklärte die Militärjunta das nationale Ziel der 'Enosis' zur Priorität ihrer Außenpolitik.
Das vorrangige Ziel der Putschisten war: die Beseitigung von Makarios und die Säuberung der Insel von Sozialisten, Kommunisten und anderen "Feinden des Griechentums". Dabei sollten die türkischen Zyprioten zunächst unbehelligt bleiben, um ein Eingreifen der Türkei zu vermeiden. Makarios rettete sich jedoch nach London. Die Putschisten ernannten Nicos Sampson zum Präsidenten und bemühten sich die türkisch-zypriotische Bevölkerung in Sicherheit zu wiegen; während Verhaftungen und Mißhandlungen politischer Gegner weitergingen. Sampson hatte einen zweifelhaften Ruf als "Schlächter von Omorphito" erworben, weil er 1963/64 zahlreiche türkisch-zypriotische Frauen und Kinder brutal gequelt und ermordet hatte. Die Türkei forderte Großbritannien auf, gemeinsam mit der Türkei zu intervenieren, um die Verfassung auf der Insel wieder in Kraft zu setzen. Doch Großbritannien lehnte es ab und verhinderte gar gemeinsam mit den USA auch eine Verurteilung des Putsches durch den Weltsicherheitsrat. Fünf Tage nach dem Putsch (am 20. Juli) landeten türkische Truppen an der Nordküste Zyperns. Die griechische Nationalgarde konnte den Vormarsch nicht aufhalten. Unterdessen wurde in Griechenland öffentlich der Rücktritt der Junta gefordert. Am 23. Juli stürzte in Athen die Junta und überließ den Zivilisten die Macht, da sie nicht in der Lage war, mit den Konsequenzen ihres unheilvollen Wirkens fertigzuwerden. Mit dem Sturz der Obristen in Griechenland hatte auch Nicos Sampson keine Rückendeckung mehr und kapitulierte ebenfalls am gleichen Tag. Bis zum 16. August eroberten türkische Truppen den Nordosten der Insel bis zur Linie Lefka - Nikosia - Famagusta (Attila-Linie).
Die türkische Armee hatte 37% der Insel erobert. 200.000 griechische Zyprioten waren vor den türkischen Truppen in den Süden, 45.000 türkische Zyprioten waren in den Norden geflohen. Von nun an sollten getrennte Entwicklungen in beiden Teilen der Insel das Leben prägen.
Die USA und NATO befürworteten eine Teilung der Insel zwischen Türken und Griechen. Die Teilung war im US- und NATO-Interesse, da eine geteilte Insel, in ihren Teilen stark abhängig von ihren "Mutterländern", stärker als bisher in die NATO integriert sein würde. NATO befürchte einen mit der Zeit wachsenden Einfluß der Sowjetunion auf Zypern. Diese Befürchtung war aus NATO-Sicht nicht unbegründet.
Die Kommunistische Partei Zyperns (AKEL) hatte seit den sechziger Jahren wachsenden Zulauf und war zweifellos die bestorganisierte kommunistische Partei Westeuropas. Ihr Einfluß auf die Politik des Erzbischof Makarios war nicht zu unterschätzen und beunruhigte USA und NATO-Partner gleichermaßen. Die Öffnung der zypriotischen Außenpolitik in Richtung auf die blockfreien und arabischen Staaten mußte die USA alarmieren, die darin einen wachsenden sowjetischen Einfluß auf Zypern zu sehen glaubten. Eine Teilung der Insel kam den strategischen Interessen am ehesten entgegen. Die Entwicklung nach 1974 auf Nordzypern, so z.B. der Bau eines großen NATO-Flugplatzes, zeigte, daß die Rechnung nach den Turbulenzen der Krise für die USA aufging. Der Flugplatz war für die schnelle Eingreiftruppe der NATO im gesamten Nahen Osten vorgesehen


Vereinigung in weiter Ferne


Nach der Rückkehr Griechenlands zur Demokratie Ende Juli 1974 verbindet alle Athener Regierungen in bezug auf Zypern ein Ziel: die Revision der militärisch erzwungenen Teilung der Inselrepublik - mit der Ergänzung, daß dieses auf politisch-diplomatischem Wege zu geschehen habe.
Die griechisch-zypriotische Regierung der Republik (Süd-) Zypern genießt internationale Anerkennnung. In Süd-Zypern leben heute rund 520.000 griechische Zyprioten. Die wirtschaftliche Lage des südlichen Teils der Insel ist relativ gut. Mit einem Pro-Kopf-Einkommen von rund 4.000 US-Dollar jährlich zählen die griechischen Zyprioten zu den Reichsten der östlichen Mittelmeerregion. Die Arbeitslosenquote liegt unter 3%.
Die Hoffnung der türkischen Zyprioten "Weg von griechischer Unterdrückung, in Freiheit und Wohlstand leben", wurde nach 1974 zunichte gemacht. Auch wenn sich die Mehrheit der türkischen Zyprioten mit der Anwesenheit der türkischen Armee (etwa 30.000 türkische Soldaten sind seit der Invasion stationiert) auf Zypern sicherer fühlt, hat die Teilung der Insel den türkischen Zyprioten große Schwierigkeiten gebracht. Im Vergleich zum Süden befindet sich der Norden in einem schlechten Zustand. Ohne die Zahlungen aus Ankara kann der Norden nicht überleben.
In Nord-Zypern leben ca. 160.000 türkische Zyprioten. Im Vergleich zum Süden ist der Norden viel ärmer. Die türkischen Zyprioten haben ein Pro-Kopf-Einkommen von rund 1.400 US-Dollar (jährlich), die Inflationsrate liegt bei ca. 40%. Rund 1/3 des Budgets der KKTC wird von der Türkei getragen.
Die türkischen Zyprioten wollen zwar mehrheitlich nicht in einem Einheitsstaat mit den griechischen Zyprioten Zusammenleben, doch sind sie durchaus noch an einer föderativen Lösung interessiert. Sie drohen jedoch in ihrem eigenen Territorium zu einer Minderheit zu werden. Neben den türkischen Soldaten sind mittlerweile ca. 60.000 türkische Siedler (seit 1974) eingewandert, während zugleich die Zahl der türkischen Zyprioten durch Auswanderung auf ca. 80.000 gesunken seinsoll. Rechnet man also die Soldaten und die Kolonisten zusammen, wären die türkischen Zyprioten heute schon in der Minderheit. Inzwischen haben die Siedler ihre eigene politische Partei. Die Siedlerpartei, die großen Einfluß hat, unterstützt diejenigen Kräfte, die den heutigen Status quo als die Endlösung der Zypernfrage ansehen. Immer mehr türkische Zyprioten verlassen Nordzypern und wandern aus, vor allem nach England und Australien. Dadurch beschleunigt sich die Anatolisierung. Das führt zu erheblichen Spannungen zwischen Einheimischen und Einwanderern.
Die herrschende Elite in Nordzypern verfolgt einen pantürkischen Diskurs, nach dem Nordzypern ein untrennbarer Teil des Türkentums sei. Durch das Stimmrecht der Festlandtürken ist die Herrschaft der Nationalisten garantiert.
Von Zeit zu Zeit kommt es zu Zwischenfällen an der Demarkationslinie der geteilten Insel. Am 11. und 14. August 1996 waren zwei griechische Zyprioten getötet und etwa 60 Menschen verletzt worden. Eines der beiden Opfer wurde von türkischen Gegendemonstranten zu Tode geprügelt, das andere von einem türkischen Offizier erschossen. Etwa 3000 Angehörige der faschistischen 'Grauen Wölfe' wurden im Vorfeld der Ausschreitungen in den türkisch besetzten Teil Zyperns gebracht, um dort einer geplanten Demonstration griechischer Zyprioten an der Demarkationslinie entgegenzutreten.
Nach dem die EU Anfang Dezember '97 auf dem 'Luxemburger Gipfeltreffen' eine baldige Aufnahme der Türkei in die EU abgelehnt hatte, drohte die Türkei mit einer weiteren "Integration" Nordzyperns in die Türkei, falls die EU-Beitrittsverhandlungen mit der Republik (Süd-)Zypern beginnen sollte. Die EU-Gipfelkonferenz hatte beschlossen, im Frühjahr Beitrittsgespräche mit der Inselrepublik aufzunehmen. In zwei bis drei Jahren wäre der Beitritt vollzogen.
Der türkischen Seite kam der Luxemburger Eklat offenbar gelegen. Die seit Jahren fruchtlosen Volksgruppengespräche zwischen den beiden Teilen seien nun "gestorben", erklärte die Türkei. Das bisher diskutierte Konzept, die beiden Teile Zyperns in einer Föderation zusammenzuführen, stehe nicht mehr auf der Tagesordnung. Auch die Kontakte mit den Vereinten Nationen und der EU sollen abgebrochen werden.
Je länger diese unnatürliche Teilung der Inselrepublik andauert, desto stärker zementieren sich die gegensätzlichen politischen Standpunkte

:arrow: Gilgamesch
 

Gilgamesch

Großmeister-Architekt
6. Mai 2002
1.290
Und zum Abschluß ein guter Link für meinen Freund Arkan und allen ernsthaft interessierten:

http://www.cypern.de

Mehr braucht man über Cypern nicht mehr zu sagen,es sei denn, Arkan ist mit seiner negativen Propagande noch nicht am Ende.

:arrow: Gilgamesch
 

Niks Te Maken

Geheimer Meister
29. Juli 2002
459
Boah ey! Da ham sich aber auch zwei gefunden!

Ähem: kleiner Tipp:
1. Da ihr beide ziehmlich stur seid, führt das ganze zu nix. Schon gemerkt?
2. 2. Wird langsam langweilig!
 

Arkan

Geheimer Meister
7. Juli 2002
420
Ach Gilgamesch, Du amüsierst mich immer wieder.

Einen Link zu einer türkisch-cypriotischen Seite...ganz toll.

Die Geschichte, die Du hier präsentierst, weicht doch im großen und ganzen nicht von dem ab, was ich bisher hier von mir gegeben habe, bis auf ein paar Lücken...

Und da Niks Te Maken irgendwo recht hat, verweise ich hiermit noch einmal an die Berichte der UNO und EU, um sich ein Bild davon zu machen, wo das Recht liegt.

Aber keine Angst, Gilgameschtegern, ich bin noch nicht fertig...
 

Tarvoc

Ritter vom Osten und Westen
10. April 2002
2.559
Ich persönlich halte einen Türkei-Boykott für nicht sinnvoll. Es gibt größere Bedrohungen, die es abzuwenden gilt.
 

kampfschaf

Geselle
2. September 2002
10
Ich auch...
Warum sollte man denn die Türkei Boykottieren?
Ihr trinkt doch auch alle Cola, esst Chips und Pommes, geht zum MC Donalds und seit alle gegen die USA.

Ihr solltet mal überlegen, was Ihr da sagt. Die MENSCHEN in dem Land können doch nichts dafür, es ist ein schönes Land und die Leute dort sind recht zuvorkommend.

Gruß
Kampfschaf
 

Hugo de la Smile

Vollkommener Meister
10. April 2002
553
Ihr solltet mal überlegen, was Ihr da sagt. Die MENSCHEN in dem Land können doch nichts dafür, es ist ein schönes Land und die Leute dort sind recht zuvorkommend.

auch boykott auf rein politischer ebene ist nicht sinnvoll. um missstände in menschenrechtsfragen oder ähnliches zu beseitigen, ist es sinnvoll mit wohlstand zu locken.
 

Gilgamesch

Großmeister-Architekt
6. Mai 2002
1.290
So sehe ich das auch. Mit einem Boykott unterstützt man nur die Hardliner, Islamisten und EU-Gegner der Türkei.

Die Frage ist nicht, woher die Türkei kommt sondern, wo sie Ihre Ziele sieht. Und Ihre Ziele sind ein moderner Staat, westlich orientiert, Religion und Staat getrennt und friedensstiftend in ein Gesamteuropa.

Das sollte unterstützt werden.

Da ich persönlich Fortschritte sehe und mehrmals im Land war, um mir ein persönliches Bild zu machen, unterstütze ich die Türkei.
Die EU darf nicht vergessen, die großen Anstrengungen der letzten Jahre und Monate zu loben und der Türkei entgegenzukommen.
Eine osmanische Bedrohung gibt es in der heutigen Zeit ebensowenig, wie Hitlers Erben, die sich über der EU hermachen.
Die Idee der EU ist, wie der Name schon sagt, eine Union und somit eine Gemeinschaft.

Für die Zukunft der Erde sehe ich nur noch eine Handvoll Superstaaten.
USA, Russland, China, Europa, Vereinigtes Arabien, Afrikanische Union, Vereinigtes Südamerika, usw...

Die Türkei sehen ich persönlich dann als EU-Mitglied. Schließlich ist die Türkei NATO-Mitglied und würde eigene Soldaten opfern um Deutschland, Frankreich, Spanien, ja auch Griechenland zu helfen.
Die Türkei ist in der EWG und ist auch dem Europäischem Gerichtshof beigetreten. Deswegen könnten Kritiker, wenn es wirklich deren Absicht wäre, türkische Rechtsentscheidungen dem Europäischem Gerichtshoft vortragen. So möglich mit dem PKK-Führer Ocalan.

Wer durch die Türkei reist bemerkt, das viele der Landsleute europäische Sprachen sprechen. Deutsch, Englisch, Italienisch, alles kein Problem.
Vieles ist eingedeutsch. Die Apotheken heissen dort Apotheke, obwohl das nicht türkisch ist. Da gibt es ganz lustige Sachen wie das Wort "Grossmarkt", was sich gesehen habe. Alles aus dem deutschen importiert.

Die einzige Frage ist allerdings eine wirtschaftliche. Aufgrund von Kriegen im nahen Osten, konnte sich in den Kurdengebieten keine starke Wirschaft entwicklen. Das ist keine Absicht der Türken, sondern ein geo-wirtschaftliches Problem. Der Westen hingegen, der mit der EU handel treiben kann und einer stabilen Region gegenüber steht, ist wohlhabend und entwickelt. Sowas verschweigen die Seperatisten aber gerne.

Zudem ist die geologische Struktur der Türkei sehr gebirgig. Vor allem im osten. Auch aus diesem Grund haben sich aus ökologischen Gründen keine Industrie angesiedelt. Der Transport und die Infrastruktur ist einfach zu teuer.

Aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit machen sich dort im Osten die Mafia, Marxisten, Linke und Seperatisten breit. Schieben alle Schuld an den Staat und kommen mit Heilsversprechen. In Wirklichkeit bedeutet das aber eine Ausbeutung der Armut und des Elends. Hiergegen kämpft die Türkei. Wenn die Mafiosies nicht weiterkommen benutzen sie Organisationen wie ai oder ähnliches, um vom großen Leid zu berichten, den die Türkei den Leuten zufügt. Alles erstunken und erlogen. Aber ein willkommenes Fressen für politische Gegegner der Türkei innerhalb und außerhalb des Landes.

Da werden Leuten wie Arkan von ai Folter aufgezeigt, 60 Fälle in einem Jahr, so hieß es. Aber diese Zahl kann ich mit gezielten Umfragen aus dem Land, ja sogar aus Deutschland hervorzaubern.
Die Zahl besagt, das max. 60 Polizisten oder Soldaten leute Misshandelt haben. Bei einer Bevölkerungszahl von über 65Mio ist dieses wirklich kein Beispiel, um die Türkei als Terrorstaat zu deklarieren.

Dann gibt es da noch die Plakate "Boykottiert die Türkei" oder "Keine Waffen an die Türkei", womit den Leuten suggeriert wird, das die Türkei stetig Waffen gegen sein Volk einsetzt. Das kann sich Arkan ja mal ausrechnen, wieviel Soldaten man braucht um einen Kurdenanteil von 15-20 Mio mit Waffen in Schach zu halten. Wenn diese 20 Mio Kurden wirklich unzufrieden wären, hätte es schon längst einen Bürgerkrieg in der Türkei gegeben. Aus den Massen kommt aber nichts. Nur einige kleine Gruppen versuchen das Volk aufzumischen, die Türkei zu spalten.

Und warum wollen die Türkengegner nun, das die Türkei keine Waffen ewrhält? Das liegt doch auf der Hand! Damit der Terror an Überhand gewinnt. Hat der Staat keine Waffen, kann sich der Terror mit geschmuggelten Waffen über das ganze LAnd breitmachen. Das ist das Ziel dieser Forderung. Mehr nicht!

Ich erinnere mich noch an die Bilder, als EU-Soldaten in den Kosovo einmarschierten. Griechenland ganz vorne weg, als Begleitung der Russen, welches ich als eine Ohrfeige an die EU sehe, dann der Rest der EU, und letztendlich auch die Türkei. Und was war daran so interessant? Die türkischen Soldaten wurden vom Volk bejubelt und empfangen wie Superstars. Das ist der Unterschied. Die Türken werden geliebt, die Griechen gehasst.

Ausserdem kommt der Türkei geopolitisch eine wichtige Rolle zu. In Afganistan hat die Türkei das Oberkommando über die Truppen und bei zukünftigen Nah-Ost-Konflikten kann es ohne die Türkei gar nicht funktionieren. Es sein denn, jemand möchte Leute wie ARKAN in die Region als Friedensstifter senden.

:arrow: Gilgamesch

:arrow: Gilgamesch
 

semball

Großer Auserwählter
26. Mai 2002
1.615
Gilgamesch:
Ist doch gut wenn wir dadurch EU-Gegner in der Türkei unterstützen, dann bleibt uns ein kleinasisches Europa erspart.
 

Arkan

Geheimer Meister
7. Juli 2002
420
@dkR

Ich bin noch lange nicht fertig... :wink:

@Gilgamesch

Dieses Wochenende bin ich leider zu sehr mit der Wahl beschäftigt, aber Du kannst Dich darauf verlassen, daß es noch einiges zu sagen gibt.

Vielleicht noch etwas zu den "umjubelten" türkischen Soldaten: da es vor allem Moslems waren, die dort "beschützt" wurden (welche Massaker die angerichtet haben, sollte nicht verschwiegen werden), ist es wohl verständlich, daß gerade Glaubensbrüder frenetisch begrüßt werden. Und umso mehr ist es den Griechen anzuerkennen, daß diese sich GEGEN ihre Glaubensbrüder, nämlich den Serben, gestellt haben.

Aber wie gesagt...nach der Wahl nehme ich mir wieder ein wenig mehr Zeit für das Thema, vielleicht auch noch heute Abend, wenn es klappt.
 

Arkan

Geheimer Meister
7. Juli 2002
420
Die Lage der Menschenrechte in der Türkei ist insgesamt unbefriedigend, stellt die Bundesregierung in ihrer Antwort
(14/7965) auf eine Kleine Anfrage der PDS-Fraktion (14/7689) fest. Die so genannten "Kopenhagener Kriterien" für EU-Beitrittskandidaten seien noch nicht erfüllt.
Eines dieser Kriterien laute, dass "institutionelle Stabilität als Garantie für demokratische und rechtsstaatliche Ordnung, Wahrung der Menschenrechte sowie Achtung und Schutz von Minderheiten" nachgewiesen werden müssen. Zu
den gravierendsten Menschenrechtsverstößen zählten Folter und
Misshandlungen.

Sie würden begünstigt durch lange Verweilzeiten in Polizeigewahrsam ohne Haftbefehl und Anwaltszugang sowie durch die zentrale Rolle, die Geständnisse im Strafprozess spielten. Darüber hinaus komme es immer wieder zu ungeklärten Morden oder dem Verschwinden von Personen.

Der "regelmäßige Bericht über die Fortschritte der Türkei auf dem Weg zum Beitritt zur Europäischen Union" der EU-Kommission mache deutlich, dass die Situation im Hinblick auf Folterungen und Misshandlungen im Polizeigewahrsam "weiterhin Anlass zur großer Sorge" gebe.

Für das Jahr 2000 habe der türkische Menschenrechtsverein EHD die Fälle Verschwundener mit sieben angegeben. Dem EHD seien 145 registrierte Morde durch unbekannte Täter, 173 Todesfälle in Untersuchungshaft und 594 Folterfälle bekannt geworden. Für die ersten neun Monate des Jahres 2001 Gebe der EHD 792 Fälle von Folter und Misshandlung im Polizeigewahrsam an.
Diese "Besorgnis erregenden Zahlen" zeigten den dringenden Handlungsbedarf der Türkei bei der entschlossenen Bekämpfung von Folter und Misshandlungen.
Dem türkischen Recht nach sei Folter verboten. Die Praxis zeige jedoch, so die Regierung, dass die rechtlichen Bestimmungen noch nicht ausreichten, um Folter und Misshandlung wirksam zu unterbinden.

Im Oktober 2001 habe das türkische Parlament die zulässige Dauer des Polizeigewahrsams von 15 auf 4 Tage verkürzt. Außerdem habe die in der türkischen Strafprozessordnung bereits enthaltene Bestimmung der Nichtzulassung von illegal erlangten Beweisen Verfassungsrang erhalten.
Aus Sicht der Bundesregierung sind dies "wichtige Schritte", um Folter und Misshandlungen im Polizeigewahrsam und in Haftanstalten entgegenzuwirken.
Als Beitrittskandidat komme die Türkei seit dem Jahr 2000 in den Genuss von Vorbeitrittshilfen der EU, heißt es weiter. Bis einschließlich 2002 würden jährlich rund 177 Millionen Ç an Zuschüssen zur Verfügung gestellt. Ferner
erhalte die Türkei Darlehen aus Mitteln der Europäischen Investitionsbank in Höhe von 1,4 Milliarden Ç bis 2004. An den Finanzhilfen der EU beteilige sich die Bundesregierung mit netto rund 25 Prozent. Seit der Aufnahme der Türkei in den Kreis der EU-Beitrittskandidaten habe der Bund für Exporte in
die Türkei Ausfuhrgewährleistungen in Höhe von 6,2 Milliarden DM
übernommen.
 

Arkan

Geheimer Meister
7. Juli 2002
420
Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGH) hat Ankara wegen schwerer Verstöße im Zusammenhang mit der Zypernfrage verurteilt.
Die Klage gegen die Türkei war von der Regierung in Nikosia eingebracht worden. Sie betraf das Vermögen von griechisch-zypriotischen Flüchtlingen, die Vermissten nach der Invasion der türkischen Truppen auf der Insel 1974 und die Beschränkung der Bürgerrechte von "Eingeschlossenen" im türkisch besetzten Norden. Von Bedeutung ist das Urteil von Straßburg besonders hinsichtlich der politischen Verantwortlichkeit: Der EGH verurteilt nicht den "Präsidenten" der international nicht anerkannten "Türkischen Republik Nordzypern", sondern fordert die Türkei dazu auf, die europäische Menschenrechtscharta in die Tat umzusetzen. In Nikosia wurde der Gerichtsbeschluss äußerst positiv aufgenommen. Wie der Generalstaatsanwalt Alékos Markídis hervorhob, handelt es sich um einen "Triumph" und "die größten politischen Sieg gegen die Türkei seit 1974". Die letzte Verurteilung Ankaras im Zusammenhang mit Zypern betraf die Privatklage der aus den besetzten Gebieten stammenden Titína Loizídou. Der türkische Staat wurde im vergangenen Jahr letztinstanzlich zu einer Entschädigungszahlung an Loizídou verpflichtet, weil ihr die Nutzung ihres Vermögens in den besetzten Gebieten verweigert wird.
 

Arkan

Geheimer Meister
7. Juli 2002
420
Die Lage der Christen in der Türkei ist schlimmer als man sich vorstellen kann.
Der Bericht der internationalen Gesellschaft fuer Menschenrechte über dieses Thema ist apokalyptisch:
Die Christen in der Türkei (Armenier, Istanbuler Griechen Katholiken Protestanten u.s.w) endweder sind sie Opfer des türkischen Nationalchauvinismus oder sie sind Orfer der systematischen Verfolgungen (gegen die Christen ) der türkischen Behörden.
( Beschlagnahme der istanbuler griechischen Immobilien, die patriarchische theologische Schule auf Chalki -Prinzeninseln ist seit 1970 geschlossen worden )
Die ehemals zahlreiche Istabuler Griechische Kommune zaehlte 1955 150000 personen.
Ihre zahl 1980 ist auf 1500-750 personen beschränkt...!!!!
Die moslemische Minderkeit in Griechenland zählte 1950 50000 personen.Ihre Zahl ist auf 120000(1985) gestiegen.




Zu Beginn des 20.Jahrhunderts lebten auf dem Gebiet der heutigen Turkei noch uber 20% Christen, 1999 noch etwa 0,3% der Bevolkerung.
Dies macht eine Zahl von etwa 200.000 Christen der 63 Millionen Einwohner aus. Hierbei ist die schwer einzuschatzende Zahl von in den 90er Jahren eingewanderten russisch-orthodoxen und georgisch-orthodoxen Christen eingerechnet.

Die große Mehrheit der Christen konzentriert sich in Istanbul.



2. Grundlegende Rahmenbedingungen fur die Lage der Christen:
Lausanner Vertrag von 1923 und Verfassung von 1982 .Der Vertrag von Lausanne, ratifiziert am 24.7.1923, regelte die volkerrechtlichen Grundlagen fur die gerade neu entstandene Turkische Republik sowie den Schutz nichtmuslimischer Minderheiten. Als nichtmuslimische Minderheiten werden nach der
herkommlichen staatlichen Interpretation nur die Griechen, Armenier und Juden rechtlich anerkannt. Diese durfen u.a. Schulen und Sozialeinrichtungen betreiben und ihre Sprache offiziell gebrauchen.
Die anderen christlichen Konfessionen oder religiosen Minderheiten werden nicht erwahnt. Sie besitzen diesen rechtlichen Status nicht und leben in einer mehr oder minder großen Rechtsunsicherheit.
Außerdem wird Religionsfreiheit als individuelle Bekenntnisfreiheit interpretiert. Kollektive Veranstaltungen religioser Minderheiten
konnen schnell unter Separatismusverdacht geraten.

Die turkische Verfassung in ihrer Form von 1982 definiert die Turkei prinzipiell als sakularen Staat mit dem Recht auf Religionsfreiheit.
Christen in der Turkei konnen sich in eigenen Kirchen versammeln.

Allerdings kennt die Verfassung keinen Minderheitenbegriff.

In Art.3 und Art.5 ist von einer unteilbaren Einheit von Land und Nation die Rede, der gegenuber Unterschiede in Sprache, Rasse,Religion oder Bekenntnis Einschrankungen der Grundfreiheit begrunden
konnen (Art. 14 und z.B. Art.24). Hierbei wird dem sunnitischen Islam im Sinne einer ethnisch verstandenen nationalen Einheit Vorrangstellung eingeraumt. Trotz der Grundlage des Laizismus (Art.2) tritt in der Verfassungswirklichkeit eine Nahe zum als Prinzip der Einheit verstandenen sunnitischen Islam zu Tage.



3. Vielzahl der Konfessionen und ihre Lage
Die orthodoxe armenisch-apostolische Kirche ist die großte christliche Kirche in der Turkei. Sie erkennt nur die ersten drei fruhchristlichen Konzilien von Nizaa, Konstantinopel und Ephesus an.
In einem KNA-Interview von September 1998 gab der in Istanbul ansasssige neu gewahlte Patriarch Mutafyan ungefahr 82.000 Armenier mit turkischem Paß an, davon 65.000 in der Turkei, davon wiederum 60.000 in Istanbul.

Zu den Armeniern zahlen auch etwa 3.500 mit Rom unierte Christen sowie etwa 800 armenisch-protestantische Glaubige.

Die Armenier gehoren wie die griechisch-orthodoxen Christen zu den alteingesessenen (autochthonen) Kirchen und beide haben aufgrund des Lausanner Vertrages einen offiziellen Rechtsstatus. Sie werden mit dem entsprechenden Nationalstaat Armenien oder Griechenland in Verbindung gebracht und bekommen dies insbesondere bei Spannungen der Turkei mit Griechenland (z.B. wegen Zypern) oder mit Armenien (z.B. wegen Berg Karabach) zu spuren . An den armenischen Christen wurde 1915/16 ein systematischer Volkermord verubt. 1,5 Millionen Armenier,
ein Viertel ihrer Bevolkerung, wurden ermordet. Dieser Volkermord wird , obwohl etwa durch die Schriften des Grunders der Deutschen Orient-Mission, Johannes Lepsius, schon 1919 wissenschaftlich gut dokumentiert, von der Turkei bis heute offiziell tabuisiert..

Auch in den letzten Jahren wurden die Armenier immer wieder Opfer von Anschlagen, Ubergriffen und Medienkampagnen. Im Februar 1997 wurden zweimal auf die Marienkirche im Istanbuler Stadtteil Eyub Bomben und Brandsatze geworfen. Es kam zu Fiedhofsenteignungen wie ebenfalls im Februar 1997 durch die Stadtverwaltung von Diyabakir. Auch gibt es immer wieder staatliche oder behordliche Eingriffe trotz der im Lausanner Vertrag garantierten Rechte. Durch die seit 1971 eingefuhrten turkisch-muslimischen Kodirektoren fur die Schulen kann es ebenso wie durch eine eigene Abteilung im Erziehungsministerium
fur Minderheitenschulen immer wieder zu Beeinflussungs- und Kontrollmaßnahmen kommen, was z.B. den garantierten Gebrauch der armenischen Unterrichtssprache angeht. Im Jahr 1998 kam es zu Behinderungen bei der Wahl des neuen armenischen Patriarchen, der letztlich aber im Herbst 1998 vom Staat anerkannt und offiziell kirchlich eingefuhrt wurde. Es besteht in Istanbul ein ausgepragtes
Schul-, Presse und Sozialwesen der Armenier mit etwa 20 Schulen, einem Krankenhaus, Waisenhausern und zwei Tageszeitungen.

Die armenische Gemeinschaft in der Turkei war in den letzten Jahren besonders betroffen von Enteignungen aufgrund der Anwendung einer Verordnung aus dem Jahr 1936. Uber zwei Dutzend Immobilien armenischer Stiftungen wurden faktisch enteignet.
Im Februar 1999 mußte z.B. eine armenische Grundschule im Istanbuler Stadtbezirk Bomonti geraumt werden und im November 1999 wurde eine armenische Gemeinde in Kirikhan nahe der syrischen Grenze enteignet.
Bei einem Deutschland-Besuch Anfang Mai 2000 schilderte Patriarch Mesrob Mutafyan die religiose Situation in seiner Heimat als "nicht einfach". Es gebe keine Gleichberechtigung zwischen dem Islam und den nicht-muslimischen Religionen.

Die griechisch-orthodoxen Christen in der Turkei unter dem Patriarchat in Istanbul machen etwa 1.000 Glaubige aus. Hinzu kommen noch einmal 13.000 griechisch-orthodoxe Christen in der an Syrien und ans Mittelmeer angrenzenden Provinz Hatay.

Das fur sie zustandige Patriarchat von Antiochia hat heute seinen Sitz im syrischen Damaskus. Hinzu kommt noch eine Kleinstgemeinschaft von etwa 50 in Istanbul lebenden griechisch-katholischen Christen.

Auch die griechisch-orthodoxe Kirche ist von Anschlagen betroffen. Auf den Phanar, den Amtssitz von Patriarch Bartholomaios, wurde Anfang Dezember 1997 zum drittenmal innerhalb von vier Jahren ein Anschlag verubt.

Teile des Gebaudes wurden zerstort und ein Mitarbeiter schwer verletzt. Im Januar 1998 wurde der Kuster der kleinen griechisch-orthodoxen Kirche Hagias Therapon in Istanbul bei einem Attentat todlich verletzt. Behinderungen gibt es in der Theologenausbildung.

Das theologische Seminar auf der Insel Halki wurde bereits 1971 auf staatliche Anordnung hin geschlossen. Kleriker durfen im Gegensatz zu den zahlreichen Imamen nicht an Schulen, auch nicht an kirchlichen Privatschulen, unterrichten.

Die syrisch-orthodoxe Kirche hat 451 auf dem Konzil von Chalkedon die Zweinaturenlehre Christi abgelehnt und machte sich von der byzantinischen Reichskirche unabhangig.
Sie hat ihren Patriarchen in Damaskus und verfugt in der Turkei uber 12.000 bis 15.000 Mitglieder, drei Viertel davon in Istanbul und noch wenige tausend im Tur Abdin.
Dazu kommen noch etwa 1.500 syrisch-katholische und mehrere hundert syrisch-evangelische Christen. Die syrisch-orthodoxen Christen werden
nicht der Kollaboration mit anderen Staaten verdachtigt, haben allerdings keinen rechtlich garantierten Minderheitenstatus und keine Schutzmachte.
Sie durfen keine eigenen Schulen unterhalten und haben auch nicht das Recht, ihre Sprache, "turoyo", eine Spielart des
Aramaischen, der Sprache Jesu, zu unterrichten oder offentlich zu gebrauchen.
Die syrisch-orthodoxe Kirche besitzt jedoch Rechtsfahigkeit, sie kann als kirchliche Gemeinschaft Kirchengebaude besitzen und verwalten.
Wegen des Verbots, eigene Schulen zu haben, ist fur die syrischen Christen der auerschulische Sprach- und Religionsunterricht von besonderer Bedeutung, fur den es keine offizielle Erlaubnis gibt. Im Herbst 1997 hat sogar der Gouverneur von Mardin, Fikret Guven, fur den Bereich seiner Provinz diesen Unterricht ebenso wie die Gastebeherbung in den Klostern des Tur
Abdin (Sudost-Turkei) verboten. Zwischen 1987 und 1997 sind in dieser alten christlichen Region mit dem uber 1600 Jahre alten Kloster Mar Gabriel 35 syrische Christen ermordet worden (s.u.).

Syrisch-orthodoxe und chaldaische Fluchtlinge in Istanbul, die aus dem Irak oder dem Tur Abdin geflohen sind, finden nur schwer eine adaquate Existenzmoglichkeit und sind, wie die Chaldaer, in Gefahr, nach wenigen Wochen wieder in den Irak abgeschoben zu werden.

Die Chaldaische Kirche ging 1771 eine Union mit Rom ein und verfugt in der Turkei, hauptsachlich in Istanbul,
uber mehrere tausend Glaubige mit dem Problem tausender aus dem Irak stammender Fluchtlinge.
In Istanbul gibt es noch etwa 2.000 serbisch-orthodoxe und etwa 1.000 bulgarisch-orthodoxe Christen. In den 90er Jahren kamen noch heute auf uber 100.000 geschatzte russisch- und georgisch-orthodoxe Glaubige ins Land, die vor allem an der Schwarzmeerkuste und in Istanbul leben.
Sie zahlen ebenso wie die katholischen und
evangelischen Christen aus westlichen Landern wie Deutschland, Osterreich, Frankreich und Italien zu den nichtautochthonen Kirchen der Auslander.
Die Katholiken werden auf bis zu 30000 Glaubige geschatzt. Hierzu gehoren die Chaldaer und die mit Rom unierten Syrer und Armenier.
Es gibt ein romisch-katholisches Erzbistum in Izmir und Apostolische Vikariate in Istanbul und Mersin mit je einem romisch-katholischen Bischof.
Die Zahl der Protestanten im Land einschließlich der syrisch- und armenisch-evangelischen Christen betragt rund tausend, die Zahl der Anhanger von Freikirchen wird auf
einige hundert geschatzt.

Im Herbst 1999 kam es zu Ubergriffen auf zwei protestantische Gemeinden.
Im September 1999 nahmen Polizeikrafte in einer evangelikalen Gemeinde in Izmir 35 Turken und funf Auslander vorlaufig fest und am 3.10.1999 waren 30 Gottesdienstbesucher einer Gemeinschaft in
Zeytinburnu bei Istanbul verhaftet worden.
Die Polizei beschuldigte die Verantwortlichen jeweils, illegal eine Kirche zu betreiben.



4. Z.B. Gevriye und Samuel Bulut: Erinnerung an die Leiden der "Assyrer" im 20.Jahrhundert
Am 1.5.1990 wurden Gevriye Bulut und sein Sohn Samuel aus dem Dorf Enhil im Tur Abdin in der Nacht durch bewaffnete Hisbollah-Leute in ihrem eigenen Haus ermordet.
Die turkische Hizbullah ist eine islamistische Organisation, die u.a. fur eine christenfreie Sudost-Turkei kampft. Im Januar 2000 wurde ihr Anfuhrer Huseyin Velioglu im Rahmen einer Polizeiaktion gegen die Hizbullah in Istanbul erschossen.
Im Tur Abdin lebten zu Beginn des 20.Jahrhunderts noch 230.000 assyrische Christen gegenuber noch etwa 2.500 am Ende.

Etwa 500.000 "Assyrer" wurden durch Massaker wahrend der Zeit des 1.Weltkrieges umgebracht, denen im Gebiet des Tur Abdin zwischen 1926 und 1928 weitere Massenexekutionen folgten. Der Exodus der "assyrischen" Christen aus der Sudost-Turkei ging seit den 60er Jahren unter dem Druck von turkischem Militar, PKK und islamistischen Extremisten zu Zehntausenden weiter. Gevriye und sein Sohn Samuel wollten trotz der Bedrohung als Christen in dem Gebiet bleiben.
Ihr Schicksal und andere Toten mahnen, besonders die syrischen Christen der Sudost-Turkei nicht zu vergessen.
Eine besondere Geste der Erinnerung und der Religionstoleranz durch die Turkei ware es,
das uber 1.600 Jahre alte Kloster Mar Gabriel als UNESCO-Kulturerbe zu benennen.






5. Auslanderkirchen
Die traditionell nicht ortsansassigen (nichtautochthonen) katholischen und protestantischen Kirchen und Gemeinden finden im turkischen Recht keine Berucksichtigung. Sie konnen weder Vereinigungen grunden noch Besitz erwerben.
Zu dieser Gruppe gehoren die deutsche katholische und evangelische Gemeinde in Istanbul.
Ebenso wie die romisch-katholische Kirche in der Turkei keinen Rechtsstatus hat, werden bei diesen Gemeinden nur einzelne katholische oder protestantische Glaubige anerkannt, die zum Teil uber Hilfskonstruktionen
versuchen, Gemeindebesitz zu unterhalten.
Gunstiger stehen die Auslandsgemeinden der Garantiemachte des Lausanner Vertrages wie franzosische, britische und italienische Einrichtungen da.
So hat die osterreichische St.Georgsgemeinde in Istanbul neben der Gemeinde eine eigene Schule und ein Krankenhaus.

Die zahlreich neu eingewanderten russisch- und georgisch-orthodoxen Christen konnen aufgrund eines fehlenden Rechtsstatus keine Kirchen
bauen und Gottesdienstraume einrichten.



6. Christliche Mission und Konvertiten
Es gibt kein Gesetz, daß ausdrucklich christliche Mission oder Konversion verbietet. Eine Reihe Staatsanwalte betrachten Mission und
religiosen Aktivismus insbesondere von Seiten
evangelikaler Christen, auch von Islamisten,
mit Mißtrauen, besonders bei Vorhandenseins eines politischen
Anstrichs. Manchmal werden christliche Missionare wegen Friedensstorung verhaftet, in der Regel lassen die
Gerichte die Anklagen fallen.
Auslander konnen deswegen des Landes verwiesen werden. In den ersten Monaten des Jahres 2000 wurde die Festnahme einzelner Mitglieder evangelikaler Gemeinden wegen Missionierung bekannt.

Im Oktober 1999 berichtete Ihsan Ozbek, der Vorsitzende des Rates unabhangiger protestantischer Gemeinden in der Turkei, daß hunderte
turkische Christen, die aus muslimischen Kreisen kommen, offentlich zu ihrem Glauben standen. Sie hatten auch den Religionseintrag in ihren Ausweispapieren entsprechend andern lassen. Zumeist jedoch wollen christliche Konvertiten eher unauffallig bleiben.

In fast jeder Buchhandlung einer großeren turkischen Stadt sind jetzt Bibeln und Neue Testamente zu kaufen. Anfang Oktober 1999 konnten sich 3.700 Christen in der westturkischen Stadt Ephesus zu einer großen Gebetsversammlung treffen, was auch wohlwollend von der mehrheitlich muslimischen Bevolkerung aufgenommen wurde. Von in- und auslandischen christlichen Gemeinden war eine umfangreiche Erdbebenhilfe organisiert worden.



7. Zwischen Hoffnung und Bedrangnis
Christen in der Turkei an der Schwelle des 3.Jahrtausends. Die Turkei gehort zum fruhchristlichen Gebiet der Antike, wenn man nur an die
Reisen des Apostels Paulus und die fruhen Gemeinden und Konzilien denkt. An der Schwelle des dritten Jahrtausends steht die kleine christliche Minderheit des Landes zwischen Hoffnung und Bedrangnis.

Auf der einen Seite gibt es eine Reihe von Rechtsbehinderungen und andere Benachteiligungen. Einige Berufe wie Offizier, Gouverneur oder
Staatsanwalt sind Christen nicht zuganglich. Die
Religionszugehorigkeit ist in den Ausweispapieren eingetragen, was bei Nichtmuslimen gelegentlich zu Diskriminierungen fuhrt. Kurz vor dem christlichen Jubilaumsjahr 2.000 wurde der syrisch-orthodoxen
Kirche in den Klostern des Tur Abdin der Unterricht im Aramaischen, der Sprache Jesu, verboten.

Christen ohne Anerkennung durch den Lausanner Vertrag haben keinen Rechtsstatus, der Bau von Kirchen ist seit 1923 prinzipiell verboten, wahrend jahrlich 1.500 neue Moscheen errichtet werden, christliche
Seminare wie das in Halki konnen nicht wiedereroffnet werden, christlicher Immobilienbesitz wurde eingezogen, Kirchen, die langer nicht benutzt wurden, wurden geschlossen, und es kam jungst zu Verhaftungen von Gottesdienstbesuchern von illegal betriebenen
Kirchen. Auf der anderen Seite berichten Gemeinden von einer wachsenden Religionsfreiheit. Es gibt Bibelinstitute und christliche Radiosender.
Im November 1998 kam es in Ankara zu einem großen
interreligiosen Treffen des staatlichen Religionsrates mit der Teilnahme christlicher Minderheiten, im Januar 1999 konnten die orthodoxen Gemeinden in Istanbul die traditionelle Wassersegnung zum Epiphaniefest offentlich am Bosporus vornehmen.
Europa darf die Christen in der Turkei nicht vergessen.
Beim Gipfeltreffender EU im Dezember 1999 in Helsinki erhielt die Turkei den Status eines
Beitrittskandidaten. Die Lage der Christen ist auch ein Prufstein der EU-Annaherung des Landes. In einem Brief vom 6.1.2000 an die IGFM versprach die Turkische Botschaft in Berlin, verschiedene in diesem
Artikel aufgeworfene Probleme wie aramaisches Unterrichtsverbot und Enteignungen an die entsprechenden Stellen in der Turkei weiterzuleiten. Die IGFM hatte seit Dezember 1997 rund 12.000 Unterschriften fur die christliche Minderheit der Turkei gesammelt.
Touristen in der Turkei sollten christliche Gemeinden und Gottesdienste vor Ort besuchen.

Mai 2000 , IGFM-Referat "Religionsfreiheit"
 

Arkan

Geheimer Meister
7. Juli 2002
420
DIE GRIECHEN DER TUERKEI

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Historischer Hintergrund: Das Pogrom von 1955
Gegenwart: Difamierung religiöser Heiligtümer Religiöse Diskriminierung: Das Ökumenische Patriarchat Die Verletzung der Bürger- und Minderheitsrechte Verfolgung und Diskriminierung in der höheren Bildung Andere Griechische Gemeinden


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Geschichte
Seit antiker Zeit leben die Griechen auf beiden Seiten des Ägäischen Meeres, mehr als zwei Jahrtausende, vor der Ankunft der Türken. Nach der türkischen Eroberung wurden die Griechen in Anatolien mit einer Jahrhunderte dauernden ethnischen Säuberung und erzwungener Bekehrung zum Islam konfrontiert. Die systematische Ausrottung der Griechen in der Türkei erreichte ihre Höhenpunkt in unserem Jahrhundert nach dem armenischen Völkermord, während des Ersten Weltkrieges und dem darauffolgenden griechisch-türkischen Krieg von 1922. Der Krieg von 1922 führte zum Vertrag von Lausanne und einem Bevölkerungsaustausch zwischen Griechenland und der Türkei 1923, wobei nur 200.000 Griechen in der Türkei geblieben sind. Da auch noch eine Kampagne von systematischer Verfolgung während des Zweiten Weltkrieges und ein vom Staat organisiertes Pogrom im Jahre 1955 folgte, sank die offiziell anerkannte griechische Bevölkerung der Türkei auf eine kleine Gemeinschaft, ein paar Tausend Menschen, die hauptsächlich am Bosporus lebten.


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Die "Kristallnacht" von 1955
In der Nacht vom 6. auf den 7. September 1955, ein türkischer Mob in Istanbul organisiert und geleitet durch staatliche Autoritäten leitete ein böses Pogrom gegen die griechische Gemeinschaft in Istanbul ein. Das Ergebnis:
16 Griechen starben (der 90 Jahre alte Fr. Mantas wurde lebend verbrannt) und 32 wurden schwer verletzt.


Mindestens 200 Frauen wurden vergewaltigt. Hunderte von Griechen wurden gefoltert.

73 Kirchen und 23 Schulen wurden verwüstet, niedergebrannt oder zerstört.

1004 Häuser wurden geplündert; 4.383 Geschäfte, 110 Hotels, 27 Apotheken und 21 Fabriken wurden zerstört.

Der patriarchische und andere griechische Friedhöfe wurden geschändet.

Die Leichen von Patriarchen wurden ausgegraben und entweiht.

Reliquien von Heiligen wurden verbrannt oder den Hunden vorgeworfen.

1958-1959 fand eine neue antigriechische Welle statt. türkische, nationalistische Studenten starteten eine Kampagne durch Flugblattverteilung vor griechischen Geschäften, die einen Boykott griechischer Geschäfte herbeiführten.

1964 wurden alle Griechen, die in Istanbul ansässig waren (Menschen die in Istanbul geboren waren und dort lebten, jedoch die griechische Staatsangehörigkeit beibehielten) durch eine 2-Tage-Note aus dem Land ausgewiesen. Am Ende sank die griechische Gemeinschaft in Istanbul von 80.000 auf nur 48.000 Seelen in 1965.

Im August 1995 brachte der U.S. Senat eine spezielle Resolution heraus, bezogen auf das antigriechische Pogrom vom September 1955, und rief den U.S Präsidenten auf, den 6. September 1995, als einen Tag der Erinnerung an die Opfer des Pogroms zu proklammieren.




Die gegenwärtige Situation
Am Ende des 20. Jahrhunderts dauert die Verfolgung der griechischen Gemeinschaft in der Türkei jedoch an. Insbesondere, während der letzten ein paar Jahren bezeugten ethnische Griechen in der Türkei folgendes:

Difammierung ihrer Heiligtümmer

Bedrohung ihrer religiöser Häupte

Diskriminierung ihrer jungen Leute

Einschüchterung ihrer legalen Advokaten

Difammierung ihrer Heiligtümmer
Oktober 1994: Die türkische Regierung benutzte die antike griechische Orthodoxe Kirche von Aghia Irene in Istanbul, als Bühne eines Schönheitswettbewerbs. Dieses Sakrileg beleidigte Millionen Orthodoxer Christen weltweit.
Die Kirche wurde von Kaiser Justinian I im 6. Jahrhundert n. Chr. erbaut und war die kaiserliche Kapelle von Konstantinopel, der Hauptstadt des byzantinischen Reiches. 1453 nach dem Fall Konstantinopels an die Türken wurde sie in eine Moschee umgewandelt und anschließend wurde sie durch die türkische Republik 1923 in ein Museum umgestaltet.

Aghia Irene ist eines der wichtigsten existierenden Orthodoxen Monumente, das von der UNESCO, zu den Erben der Weltkultur erklärt wurde.

24 August 1993: Wandalen überfielen und entweihten den Christlich- Orthodoxen Friedhof in Yenikon-Istanbul. Die Wandalen zerstörten 40 Gräber, zerbrachen Kreuze, verstreuten die Knochen der Toten und enthüllten einen Toten aus seinem Leichentuch!

März 1993: Die Kathedrale der Jungfrau-Maria auf der Insel Imbros wurde bösartig überfallen. Ikonen wurden gestohlen und der Altar wurde verwüstet.

August 1992: 30 Gräber des Friedhofs von Buyukdere wurden geplündert.



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Religiöse Diskriminierung: Das Ökumenische Patriarchat
Das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel ist heute die älteste aktive Institution in Osteuropa und auf dem Balkan. Seine Geschichte reicht zurück bis 330 v.Chr., als Kaiser Konstantin, die Hauptstadt vom römischen Reich in die neue Stadt Konstantinopel verlegte. Seitdem ist das Patriarchat von Konstantinopel das spirituelle Zentrum Orthodoxer Christen weltweit. Sein Einfluss reicht von Russland bis zu den Vereinigten Staaten, von Finnland bis Südafrika.
Das Patriarchat hat zunächst schreckliche Schicksalsschläge unter dem osmanischen Joch erlitten und später durch die türkische Republik. Zahlreiche Patriarchen, Hunderte von Bischöfen, Tausende von Priestern, Mönchen und Nonnen wurden hingerichtet, eingesperrt, bzw. ins Exil vertrieben. Viele Patriarchen und Bischöfen wurden abgesetzt. Die Verfolgung dauert bis in die heutige Tagen an.

Am 11. August 1995 brachte der U.S. Senat eine Resolution heraus, in der die wiederholte türkische Provokation gegen das Ökumenische Patriarchat verurteilte und das Schliessen der in der Chalke theologische Schule des Patriarchats, als eine Verletzung internationaler Verträge, derer Türkei selbst mitunterschrieben hat. Die sehr ausfuhrliche Resolution zählt nachgewiesene Anklagen gegen die türkische Behörden auf, und sagt, es liegt in den besten Interessen der Vereinigten Staaten, weitere Zwischenfälle auf das Ökumenische Patriarchat zu verhindern, welches das geistige Oberhaupt von Millionen amerikanischen Bürger ist.

Die theologische Schule des Patriarchats in Chalke: Die türkische Regierung hat willkürlich diese theologische Schule des Patriarchats im Jahre 1971 geschlossen. Die Schule wurde im Jahre 1844 als die Haupt-Bildungstiftung für den patriarchalischen Klerus gegründet. Viele Patriarchen der Orthodoxen Kirche sind Absolventen dieser theologischen Schule.

Seit 1971 lehnt die Türkei das Wiedereröffnen dieser Schule ab, trotz der ununterbrochenen Ersuchen des Patriarchen Vartholomeus I und seines Vorgängers Demetrius diese Institution aufrecht zu erhalten. In der Festrede zum 150ten Jubiläums seit der Schuleröffnung Patriarch Vartholomeus hat erwähnt, "daß es unfassbar sei, daß diese Schule während all der Tage des monarchistischen osmanischen Reiches gearbeitet hat, während die gleiche Möglichkeit in der heutigen demokratischen Türkei verweigert wird." Er ergänzte, daß "in einem säkulärem Staat, wie der Türkei, alle Religionen und Dogmas die gleichen Möglichkeiten geniessen sollten, damit sie ihre Kleriker vorbereiten und schulen können." Er betonte, daß der Islam eine Fülle von theologischen und klerikalischen Schulen hat.

Das Schliessen der theologische Schule in Chalke verletzt die internationalen Verträge, die die Türkei mitunterschrieben hat, einschliessend den Vertrag von Lausanne im Jahre 1923(Artikel 40), die Helsinki-Schlussakte von 1975 und die Charta von Paris.

Die Druckmöglichkeiten des Patriarchats: Im Jahre 1975, vier Jahre nach dem Schliessen der theologischen Schule in Chalke, hat die Türkei auch die Druckeinrichtungen gechlossen, die seit dem Jahre 1937 in Betrieb waren.

Die Aufgaben des Patriarchats: Gemäß des türkischen Gesetzes müssen der Patriarch und die Bischöfe der Heiligen Synode türkische Staatsbürger sein. Durch die Ausrottung der griechischen Orthodoxen Gemeinschaft der Türkei jedoch, und durch das Schliessen der theologischen Schule in Chalke wird es immer schwieriger für die Orthodoxe Kirche ihre Primas zu bestimmen.

Die Türkei bekämpft die Ökumenische Aufgabe des Patriarchats und verhindert die Teilnahme und die Auswahl von Bischöfen in der Heiligen Synode von Diozösen, die in Amerika, in Australien und in Europa zu Hause sind(wo die meisten Gläubiger des Patriarchats leben). Das Hindernis ist, daß sie US-, australische oder europäische Staatsangehörige sind.

Als das Ökumenische Patriarchat beschlossen hat, nach einer Einladung des Präsidenten der Europäischen Kommission Jacques Delors, eine Vertretung in Brüssel zu eröffnen, sagte der Sprecher des türkischen Aussenministeriums Ferhat Ataman: " Das Patriarchat ist kein gesetzlicher Körper". Es gibt keinen Grund hierfür eine Vertretung bei der EU zu eröffnen." Herr Ataman ergänzte, daß das Ökumenische Patriarchat, abgesehen von seinen religiösen Verpflichtungen, "keine legale Personifizierung hat" und folgerte daraus, daß es keinen Grund gibt eine Vertretung in der EU zu gründen. Es muss insbesondere erwähnt werden, daß einer der Gründe, für die Einladung des Patriarchats diese Vertretung in Brüssel zu gründen, mit dem Einfluss über die religiöse und kulturelle Angelegenheiten der Orthodoxen Christen in Osteuropa zu interpretieren sei.

Auf der Suche nach religiöser Homogenität hat die Türkei somit die Existenz einer der ältesten religiösen Institutionen weltweit bedroht, um auf diese Weise praktisch den Vorrang des russiches Orthodoxen Patriarchats von Moskau über die Orthodoxe Welt zu etablieren.

Attacken gegen das Patriarchat: Im September 1955 hat der Präsident des türkischen Parlaments Hr. H. Cindoruk bei einer Ratsversammlung der Mitglieder der Amerikanisch-türkischen Geschäftsleute gedroht, daß "das Patriarchat in ein Museum umgewandelt wird, im Falle eines Fehlehrs des Patriarchen. "Hr. Cindoruks Bemerkungen wurden in den Massenblättern "Cumhuriyet" und "Yeni Yuzyil" publiziert.

Im März 1994 wurden zwei Brandbomben in den Hof des Patriarchats in Istanbul von nicht zu "identifizierenden" Personen geworfen. Das Feuer, das ausbrach, wurde schnell von den Angestellten des Patriarchats gelöscht, bevor grosser Schaden entstehen konnte.

Im April 1994 hat der islamisch-orientierte und vor kurzem neugewählte Bürgermeister des Stadtteils Phanar, indem der Sitz des Patriarchats ist, gedroht, daß "er einen triumphalen Einzug in das Orthodoxe Patriarchat durch das verschlossene Tor machen wird, wo der Patriarch Gregorius V am 10. April 1821 am Osternsonntag erhängt wurde. Dieses Tor ist seitdem verschlossen.

Attacken der türkischen Presse gegen das Patriarchat: Als Reaktion auf den Besuch und auf die Rede des Patriarchen Vartholomeus im Europaischen Parlament 1994, hat die türkisch-nationalistische Presse verlangt, daß Seine Heiligkeit für seine Reise ins Ausland, vor ein Gericht gestellt werden soll.

4 Juni 1995: Die türkische Wochenzeitschrift "Aksiyon" publizierte einen Leitartikel mit der Titelstory: "Der Patriarch hat die Grenze überschritten". Die Zeitschrift rief die türkische Regierung auf, den Patriarchen Vartholomeus seines Sitzes zu entheben, um in Zukunft den Traum der Ökumenität von den religiösen Oberhäupten vorzubeugen.


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Verletzung der Bürger- und Minderheitsrechte
Der türkische Staat mit einer Anzahl geheimer Erlässe(1964, 1985, 1986) hat das Recht den ethnischen Griechen in Bezug auf Kommerz, Kauf und Eigentumserbschaft zu widerrufen. Insbesondere mit dem geheimen Erlass von 1964 haben Behörden das Recht, den Transfer von Eigentumstiteln für die Mitglieder der griechischen Minderheit zu blockieren. Als Ergebnis müssten zahlreiche Griechen, die nicht ihre Besitztümer Familienangehörigen vererben dürften, diese an Türken in zu sehr niedrigen Preisen verkaufen. Solange der Erlass geheim war, konnten die Griechen nicht vor den Gerichten ihr Recht fordern.
Privates Eigentum, welches den ethnischen Griechen, der griechischen Kirche, den Gemeinden und den Bildungsinstitutionen gehört, ist beschlagnahmt worden. In der letzten Zeit haben sich ethnische Griechen beim Versuch ihr Eigentum wiederzugewinnen in einen jahrelangen Kampf mit der Justiz eingelassen. Die meisten dieser Griechen waren gezwungen ihren Grundbesitz den Türken für nominelle Preisen zu verkaufen.

Anwälte griechischer Herkunft werden mit Beschuldigungen konfrontiert: Elpida Frangopoulou eine ethnisch griechische Rechtsanwältin aus Istanbul wurde wegen "Beleidigung der türkischen Nation" beschuldigt. Sie hatte gegen ihre Diskriminierung protestiert, nach dem sie sich bemüht hatte, eine Kopie von ihrem Abiturzeugnis zu erwerben, das man ihr verweigerte. Nach zweijährigem Kampf mit den Justizbehörden wurde sie für schuldig erklärt und zu 2 Monaten Gefängnis verurteilt, jedoch auf Bewährung. Frau Frangopoulou ist sehr bekannt in ihrem ununterbrochenem Kampf, das grosse Vermögen von Tausenden von Griechen zu retten, das nach dem geheimen Dekret im Jahre 1964 beschlagnahmt wurde.

Die Inseln von Imbros und Tenedos: Beide Inseln des Ägaischen Meeres, in der Nähe der Dardanellen Strasse, hatten ausschliesslich griechische Bevölkerung im Jahre 1922. Nach dem Vertrag von Lausanne wurden die Inseln der Türkei zugesprochen, wobei diese einen speziellen Autonomiestatus besitzen sollten. Nach dem Willen der türkischen Behörden im September 1923 jedoch, wurden diese lokalen Regierungen aufgelöst und Bürgermeister und andere örtliche Beamten verjagt. Der Autonomiestatus selbst wurde 1927 zurückgerufen.

Seitdem hat die Türkei das gesamte Schulvermögen der Minderheit auf Imbros, welche die größte von den beiden Inseln ist, beschlagnahmt. Sie schloss 6 Grundschulen und beschlagnahmte Tausende von Morgen Land, das zur Feldbewirtschaftung diente. Sie verbot den Export von Fleisch, was die Viehzucht zum Still gebracht hat, und gründete ein offenes Gefängnis auf der Insel. Die Landaneignung ist bis 1984 fortgeführt worden und somit ist die einheimische griechische Bevölkerung praktisch ohne jeglichen Landsitz geblieben. 1978 hat die Türkei damit angefangen, diese Ländereien an türkische Siedler aus dem türkischem Festland zu verteilen.

Insassen aus dem offenen Gefängnis begangen mehrere Verbrechen: 1973 wurde Stelios Kavalieros auf grausamer Weise ermordet und die ganze Insel wurde terrorisiert; 1975: Insassen vergewaltigten und ermordeten Frau Styliani Zouni in dem Dorf von Skt. Theodori; 1980 wurden Efstratios Stylianides und Nikolaus Ladas ermordet. Im November 1990 wurde Zaf. Delikonstantes ermordet. Kein Mörder wurde bisher zur Rechenschaft gezogen.



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Verfolgung und Diskriminierung in der Höheren Bildung
Seit 1936 wurde von der türkischen Regierung die Benutzung der türkischen Sprache verordnet, das betraf auch die meisten Fächer, die in den griechischen Minderheitsschulen gelehrt wurden. griechische Geschichte und Geographie wurde verboten. Nach einem Erlass von 1964 verbietet der türkische Staat den Eintritt von griechisch-Orthodoxen Klerikern in den griechischen Schulen der Minderheit. Die Zelebrierung von Weihnachten und Ostern ist untersagt. Das Schulgebet am Morgen ist verboten. Seit September 1964 nach dem Gesetz 8459 griechischen Studenten wird untersagt, griechisch während der Unterrichtspausen zu sprechen. Seit 1971 sind griechische Schüler gezwungen am Anfang und Ende des Unterrichts zu sagen: "Ich bin glücklich ein Türke zu sein." In den 60er Jahren wurden mehrere griechische Schulen vom Staat geschlossen und deren Vermögen wurde beschlagnahmt. Seit den 70er Jahren hat der türkische Staat den türkischen Direktoren in den Schulen der griechischen Gemeinschaft ermöglicht, aller Art von Hindernissen bei den täglichen Bildungsarbeit zu erheben.
April 1994: Nicht zu "identifizierende" Personen warfen Feuerfackeln in den Hof der griechischen "Grand National Academy" in Phanar, Istanbul. Das Feuer wurde schnell von der Hilfstruppe der Feuerwehrmänner gelöscht.

September 1994: Mehr als einhundert griechische Abiturienten in Istanbul wurde es nicht erlaubt, sich in türkischen Universitäten einzuschreiben. Die Abiturienten hatten die landesweite Aufnahmeprüfung an der Universität bestanden. Der Vorwand dieser diskriminierenden Entscheidung war, daß die Schüler im letzten Jahr nicht an den Sportunterricht teilgenommen hatten. Jedoch wurde dieser Unterricht in den griechischen Schulen nicht angeboten. Die Türkei erlaubt "außerdem" den Einzug von Lehrern aus Griechenland nicht, damit sie in den Schulen der griechischen Minderheit lehren können. Sie verletzen damit den Vertrag von Lausanne.



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Andere griechische Gemeinden
Neben den griechischen Gemeinden in Istanbul, auf Imbros und Tenedos gibt es noch andere kleine ethnische griechische Gemeinden, verstreut in der ganzen Türkei. Einige davon haben ihren Christlich-Orthodoxen Glauben verloren, während andere ihn im Untergrund praktizieren(Untergrund-Christen Kryptochristen). All diese Gemeinde haben weder das Recht, ihre eigene Identität auszusprechen, noch ihre Kultur und Sprache beizubehalten und zu pflegen.
Der Fall der Antiochischen Griechen: Mit der Bezeichnung "Antiochischen Griechen" beschreiben wir eine ethnische, Griechisch-Orthodoxe Bevölkerung in der Gegend von Hatay, um die Städte von Alexandretta(Iskandar) und Antiochia, wo der alte Bischofssitz des vierten antiken Orthodoxen Patriarchats war (der heutige Bischofssitz ist Damaskus). Der Vertrag von Ankara 1921 gab die Gegend von Hatay an Syrien ab und machte sie dadurch zu einem französischen Protektorat. 1936 der Führer der Türkei, Mustafa Kemal, erhob Ansprüche auf Alexandretta. 1937 forderte er eine Intervention des Völkerbundes, dem Vorgänger der UNO in der damaligen Zeit. 1937 legte die Liga die Gründung einer unabhängigen Republik von Hatay nahe.

Jedoch 1938 marschierte die Türkei in Hatay ein und brachte Einsiedler aus dem Kernland der Türkei mit. Nach den Wahlen, die unter türkischer militärischer Besatzung durchgeführt worden sind, hat das neu ausgewählte Parlament die Vereinigung mit dem türkischen "Mutterland" gefordert.

Gemäss einer Volkszählung, die von dem Patriarchat Antiochiens im Jahre 1895 durchgeführt wurde, waren die Griechisch-Orthodoxen Bewohner von Hatay 500.000. Heute sind davon weniger als 10.000 in der Türkei geblieben. Viele von ihnen sprechen arabisch oder türkisch. Die Türkei hat ihnen niemals erlaubt, die griechischen Schulen zu pflegen oder den Gebrauch der griechischen Sprache mit in ihren Kirchen zu benutzen. Seit 1979 erlaubt die Türkei den Gebrauch des Begriffes "Rum (d.h. Grieche) Orthodox" in den offiziellen Dokumenten nicht mehr, die sich auf die Antiochischen Griechen beziehen. Viele Nachnamen sind mit Gewalt turkisiert.
 
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