Ein_Liberaler
Ritter des Heiligen Andreas von Schottland
- 14. September 2003
- 4.926
racingrudi schrieb:zunächst mal eine verbesserung meinerseits: urheberrecht und patentrecht sind wohl zu unterscheiden.
In beiden Fällen geht es um geistiges Eigentum. Das Urheberrecht ist natürlich noch schwerer zu rechtfertigen.
im grunde stehen patente, außer bei dir, in wirtschaftskreisen kaum zur diskussion.
Das ist mir klar. Ich erlaube mir, einer Mindermeinung anzuhängen.
ein patent ist auf alle fälle immer dann zu befürworten, wenn es für den kopierwilligen im vergleich zu den entwicklungskosten sehr einfach und günstig ist, ein plagiat zu erstellen.
Wie lange soll es denn gelten, und für welches Territorium? Was ist, wenn das Patent gar nicht umgesetzt, sondern in der Schublade gelassen wird? So einfach ist das nicht.
wenn ich den ausführungen des patent- und markenamts glauben schenken darf, dann kostet mich eine patentanmeldung 60 öre und ein antrag zur prüfung des patents nochmal 350. das teuerste ist daran ist wohl die zwar nicht geforderte aber doch vorteilhafte hinzuziehung eines patentanwalts. und so mir nichts dir nichts kriegt man auch kein patent. muss schon innovativ und nicht von jedem hanswurst nachzubauen sein.
Ein Verwandter, Patentanwalt, erzählt mir, daß von den Konzernen jeder Kleinkram patentiert wird. Daß die Kosten abschreckend hoch sind, entnehme ich der Presse. Natürlich nicht die Gebühren, da hast Du schon recht. Der Patentanwalt und die Recherche, die wohl nötig ist.
das ist ja das üble. da steckt soviel billiger schrott drin, dass dem erworbenen gerät nicht eine angemessene wertschätzung (in doppeltem sinne) entgegengebracht wird. ehrlich gesagt wäre mir weniger china-zubehör lieber, dafür das ganze auch etwas teurer und entsprechend haltbarer.
Und entsprechend weniger Menschen, die sich die Sache leisten können. Ich kaufe auch vieles lieber teuer und haltbar, aber ich möchte das Prinzip nicht Menschen aufzwingen, die es sich nicht wirklich leisten können.
das plus an preis wäre dann auch ein humanitäres eingeständnis gegenüber den arbeitsverhältnissen in china. mit ein punkt, was ich die ganze zeit über versuche, verständlich rüberzubringen. gelingt mir irgendwie nicht so recht ...
Der Chinese hat aber nichts davon, wenn wir seine Produkte nicht kaufen und lieber was deutsches nehmen. Er ist nur so produktiv, wie er eben ist und darauf angewiesen, daß wir sein Zeug abnehmen.
also, die chinesen (und andere, stichwort "ostblock") bieten arbeitsplätze für relativ anspruchslose tätigkeiten, die im vergleich mit dem hiesigen niveau für umme erledigt werden. in unserer gesellschaft tummeln sich naturgemäß soundsoviele, die genau für diese art von tätigkeiten prädestiniert wären, um ihren anteil am großen tauschhandel, am markt, beizutragen. die situation ist nun aber so, dass immer mehr dieser arbeitsplätze verlagert werden und somit weniger dieser potenziellen arbeitskräfte aus unserer "großfamilie" staat eine chance haben, sich einzubringen. fortbildung hilft nur bedingt. soweit sind wir uns einig.
Ja. Je mehr Eingriffe in den Markt, desto schlimmer wird das Problem und desto länger wird die Lösung hinausgezögert.
Problem verschärfen: Wenn wir z.B. einen Mindestlohn einführen, gehen noch mehr Arbeitsplätze für Schlechtqualifizierte verloren.
Lösung hinauszögern: Wenn wir nicht in China kaufen, bleibt die chinesische Produktivität niedrig, und Leute, die Ingenieur werden könnten, erhöhen das Angebot an Billigjobbern. (Das sonst viel niedriger sein könnte.)
was hilft dann? volkswirtschaftlich sollten sich also die jeweiligen standards anpassen. wünschenswert wäre also, der chinese/der ostblock (verallgemeinert) würde so schnell wachsen, damit wir diese durststrecke einigermaßen unbeschadet überstehen.
So sehe ich das, ja. Seit 15 Jahren verpassen wir Chancen und zögern den Aufschwung Ost hinaus.
was machen wir solange mit unseren arbeitskräften ohne entsprechende stellen? [...] ab nach china ...
Das geht nicht. Verantwortlich sind wir schon für sie. Wenn sie nicht produktiv gebug sind, um im teuren Deutschland leben zu können, müssen wir die Differenz ausgleichen. Steuern und Abgaben auf Arbeit senken, usw, all die bekannten Einzelmaßnahmen. Und Transferzahlungen nicht für jeden eigenen Euro um einen Euro kürzen. 100 % Grenzsteuersatz halten selbst Calvinisten von der Arbeit ab.
ja sicher ist es gerecht. trotzdem würde ich gerade die details eben nicht dem markt überlassen. viel mehr das grobe, das tauschen. die einzelheiten, wenn's sozusagen um die statik der gesellschaft geht, würde ich ganz gerne anderweitig regeln. am besten wäre es aber, wenn diese statik von vornherein in den wirtschaftslehrbüchern verankert wäre (ich schreibe doch noch ein buch ). ich traue da dem freien handel nämlich überhaupt nicht über den weg. und die tendenz ist heute ja schon deutlich zu erkennen, ohne dass - wie du selbst schon sagtest - bei weitem kein komplett freier handel herrscht. ich wage zu bezweifeln, dass sich die umstände durch aufhebung komplett aller schranken in irgendeiner weise bessern würden.
Ich verstehe Dich leider überhaupt nicht. Von welchen Details redest Du, was willst Du anderweitig regeln, und was heißt anderweitig?
hm, OK, EU ... china ist besser. weiter weg. es geht mir auch nicht um die freie wahl eines arbeitsplatzes. du verstehst? (s.o.)Warum darf ein Bayer in NRW arbeiten, obwohl NRW viel mehr Arbeitslose hat? Warum ein Kölner in Düsseldorf?
Nein, verstehe ich nicht. Wenn ein Pole hier arbeiten will, warum sollte ich ihn hindern wollen? Warum einen Chinesen?
mir geht es in erster linie um die kritik an der produktivitätsformel. da ist der mensch nur einseitig vorhanden, nämlich als inputfaktor.
Aber der Mensch, und nur er, bestimmt doch den Wert des Outputs.
hey, übrigens: solche aussagen verleiten mich zur annahme, du nähmst mich nicht ernst
Das täte mir leid und wäre ganz unbeabsichtigt.
zumindest näherungsweise schaffen das die ganzen marktforscher, auf deren ergebnisse die hersteller bei ihrer produktionsplanung schon auch zurückgreifen.Der genaue Bedarf läßt sich nunmal nicht vorhersehen - wir sind keine Propheten.
Eben hast Du Dich noch über Überproduktion beklagt, jetzt kann sie (näherungsweise) vermieden werden?
das bedeutet, der markt ist einigermaßen umrissen. wie sonst könnte man marktanteile errechnen.
Geschieht das nicht im nachhinein?
mir scheint aber, dass verschiedene märkte mit produkten überschwemmt werden [...] ultimative konkurrenz [...]
Und noch bessere und billigere Waren. Das ist doch der Witz am Fortschritt, daß wir nicht mehr das T-Modell fahren.
ersteres wollte ich auch nicht damit ausdrücken.Ein_Liberaler schrieb:Erstens folgt die mangelhafte Binnennachfrage nicht logisch aus der Exportweltmeisterschaft. Zwotens kann man an der Weltmeisterschaft mit guten Gründen zweifeln. Drittens müssen wir um Gottes willen nicht "intern ankurbeln"! Vom Konsum wird man nicht reicher, sondern vom Sparen, Investieren und Produzieren. Das ist eigentlich logisch, ich kann aber auch Beispiele liefern.
Okay. Klang so.
zweitens: could be.
no. drei: nun ja, konsum hängt ja schon auch dick in der kette drin, oder nicht? ohne konsum kann ich noch so viel produzieren. es muss der ganze schmodder auch abnehmer finden. konsumenten.
Vielleicht findet er die nur unter Preis, und ich verschwinde wieder vom Markt. Aber erstmal hat meine Investition ihre eigene Nachfrage geschaffen (Say).
dann: sparen tun grad alle, investieren nur wenige, produzieren tun sie munter weiter. wo nun also die verdammten abnehmer für die produkte hernehmen? alle satt. alle müssen sich drei fernseher in die bude stellen, damit da überhaupt noch was geht. zu billig das zeug. dann macht ein vierter auch nix mehr aus, falls der erste mal kaputt geht. oder pro nase einen. wir sind schlichtweg zu produktiv, wir produzieren am tatsächlichen bedarf vorbei.
Dann sollten wir was anderes produzieren, oder? Warum, meinst Du, passiert das nicht? Warum kommen die Unternehmer zu anderen Ansichten als Du?
und warum sind wir zu produktiv? weil der input zu billig ist. input: u.a. menschliche arbeitskraft. in china ist die gar nix wert. deshalb kauft man sich hierzulande den input von dort.
Aber echt. Zu produktiv? Uns geht es zu gut? Ich glaube, ich bin für heute zu müde dazu.
nenn's halt anders, such dir was aus. das "große ewig gültige gesetz" oder wie auch immer ...Ein_Liberaler schrieb:Ob das gottgegeben ist, wer weiß? Ich persönlich bin Atheist.
hm, je länger ich drüber nachdenke, desto mehr kotzt mich dieses system an. ehrlich. glaub ja nicht, dass es besser läuft, wenn der handel liberalisiert ist.
Naja, das kann Dich ja gerne ankotzen, daß die Menschen tauschen, aber sie tun's eben, wie willst Du sie daran hindern? Das haben schon ganz andere versucht.
(Mich kotzt es an, wenn Verliebte in der Straßenbahn einander die Zunge in den Hals stecken, aber auf meinen Geschmack nimmt auch niemand Rücksicht.)