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Einbürgerungstest für Muslime

DrJones

Erlauchter Auserwählter der Fünfzehn
21. Mai 2002
1.006
@ Franziskaner.
Im Gegensatz zu mir scheinst du gut informiert zu sein. :oops:

Nun ja zum Thema ostdeutsche Nazis oder erzkonservative Bayern:
Klar, Idioten gibts überall. Sogar (man höre und staune) bei uns.
Rauswerfen kann man sie nicht... Aber man muss ja andere Idioten nicht
gerade einladen.

Ich kenn mich mit den europäischen Gesetzen zur freien Wohnortwahl
und Arbeitsplatzwahl nicht aus, trotzdem kann ich ja meine Meinung
dazu haben.
Ich kann das nur von meinem Standpunkt aus beurteilen.
Wenn ich zB nach GB gehen würde um dort zu arbeiten... und
natürlich auch um dort zu leben, warum nicht Engländer werden?
Und diese Problematik betrifft, denke ich, mehrheitlich hochqualifizierte Menschen
, oder? Und hier stellt sich das Problem
an mangelndem Integritätswillen oder Flexibilität nicht.
Dieser Test scheint a eher auf Leute mit niedrigem Bildungstand
gemünzt zu sein.
Es gibt sicher viele Menschen die nach Europa/Deutschland
kommen möchten um wirklich zu arbeiten und dann in dem
entsprechenden Land auch zu leben sprich dessen Staatsbürgerschaft
anzunehmen. Aber viele haben eben ein falsches Bild von Europa/Deutschland im Kopf. Und da muss man so realistisch sein und sich fragen,
was jemand nützt der weder die Landessprache beherrscht noch lesen
und schreiben kann und dazu bar jeder Qualifikation ist.

das weicht jetzt leider etwas von dem Fragebogen ab der wohl eher
dazu dient um radikale Muslime auszufiltern. Hier
stellt sich eher die Frage in welchem Bildungsmileu der radikale Islamismus am ehesten zu finden ist??

Ach je, ist das Thema kompliziert!
 

Franziskaner

Ritter vom Schwert
4. Januar 2003
2.061
DrJones schrieb:
Aber man muss ja andere Idioten nicht
gerade einladen.

Da muss ich wohl den Aushang am schwarzen Brett der Völkergemeinschaft überlesen haben "Deutschland sucht Idioten zur freien Einreise!".... :roll:

Ich kenn mich mit den europäischen Gesetzen zur freien Wohnortwahl und Arbeitsplatzwahl nicht aus, trotzdem kann ich ja meine Meinung dazu haben.

Meinung wird um so wohltuender, je mehr sie mit Wissen korreliert.

Und da muss man so realistisch sein und sich fragen,
was jemand nützt der weder die Landessprache beherrscht noch lesen
und schreiben kann und dazu bar jeder Qualifikation ist.

Auch für solche Fälle empfiehlt sich ein langer und konzentrierter Blick beispielsweise ins Zuwanderungsgesetz, um von derlei völlig an den Haaren herbeigezogenen Argumenten Abstand zu gewinnen.

das weicht jetzt leider etwas von dem Fragebogen ab der wohl eher
dazu dient um radikale Muslime auszufiltern.

Die Frage sowohl nach der Effizienz dieses Tests, als auch nach den Seiteneffekten, ist allerdings zu stellen.

Hier stellt sich eher die Frage in welchem Bildungsmileu der radikale Islamismus am ehesten zu finden ist??

Radikalität und Bildung schliessen sich nicht zwangsläufig aus, wie man auch bei uns immer wieder sehen kann. Die Frage nach dem Bildungsniveau gewisser Staatsbediensteter, die sich derlei Instrumentarien ausdenken, um uns vor dem Islamismus zu schützen, stellt sich mir aber auch manchmal, das muss ich schon zugeben.
 

Goeben-Breslau

Geheimer Meister
21. Juli 2004
186
Aus ganzem Herzen...
Es stimmt mich traurig, wirklich traurig, mitanzusehen wie Schritt für Schritt gegen eine Minderheit vorgegangen wird...

Ein Großteil der Medien hat sich auf den Islam eingeschosssen, er wird, wo nur irgend möglich mit dem Terrorismus in einem Atemzug erwähnt... das hinterlässt Eindruck, das hinterlässt wirklich bleibenden Eindruck.

Ein Moslem wird heutzutage, wenn er nach seiner Religion angesprochen wird, nicht etwa gefragt, was die Prinzipien seines Glaubens wären... Nein!

Die erste Frage, die er beantworten muss, lautet in etwa:

"Sagen Sie, was meinen Sie... diese ganzen Terroranschläge verurteilen doch auch die Moslems, oder?"


Man begegnet ihm mit einem Vorurteil, das Bild eines Moslems ist geschädigt und daran tragen zu einem Großteil die Medien bei. Diese Propaganda ist kein Ding des Zufalls...

Vorsicht :!:

Ich meine es ernst. Auch vor sechzig Jahren passierte nicht alles von einem Tag zum anderen.
 

Goeben-Breslau

Geheimer Meister
21. Juli 2004
186
Aphorismus schrieb:
Paar Fundis müssen lügen, für den Rest wirds nervig. Und das bringt... was?
Ich habe mal eine Frage an dich... ich würde mich wirklich freuen, wenn du kurz darüber nachdenken und anschließend versuchen würdest, eine Antwort darauf zu geben.

Wenn in Deutschland Tendenzen erkennbar wären, dass vermehrt deutsche Bürger zum Islam konvertieren... wie würde das aufgenommen werden?
 

DrJones

Erlauchter Auserwählter der Fünfzehn
21. Mai 2002
1.006
@ Franziskaner

Ja, ok, gut du hast gewonnen. Dieser Test scheint wohl ein
schlechtes Instrumentarium zu sein den radikalen Islamismus
aus Deutschland fernzuhalten.


Was wäre den dein Vorschlag? Ist der momentane Zustand
so absolut in Ordnung. Ist der radikale Islamismus
in Deutschland nur ein Gespenst der Massenmedien?
Müssem nach Neonazis,Kampfhunden und Rinderwahn
nun die Muslime als Aufreißer herhalten?
 

Winston_Smith

Groß-Pontifex
15. März 2003
2.804
Auch vor sechzig Jahren passierte nicht alles von einem Tag zum anderen.

Ganz richtig. Auch damals wurde eine anfangs kleine aber sehr radikale Gruppe unterschätzt. Nach dem Motto: "Ach lass die mal. So schlimm sind die schon nicht."

ws
 

Franziskaner

Ritter vom Schwert
4. Januar 2003
2.061
DrJones schrieb:
Dieser Test scheint wohl ein schlechtes Instrumentarium zu sein den radikalen Islamismus aus Deutschland fernzuhalten.

Er ist sogar eher das Gegenteil...

Was wäre den dein Vorschlag?

Ein Vorschlag meinerseits wäre wohl nur dann einzufordern, wenn ich die bisherigen Regelungen als nicht ausreichend angemahnt hätte. Dem ist aber nicht so.

Ist der momentane Zustand so absolut in Ordnung. Ist der radikale Islamismus in Deutschland nur ein Gespenst der Massenmedien?

Ist der radikale Islamismus
a) ein Phänomen, für das alle Muslime zwangsweise anfällig sind?
b) ein Problem der Einbürgerung?
c) nicht sowieso schon strafwürdig, sofern er mit grundgesetzwidrigen oder anderen illegalen Taten und Worten einhergeht (was das Wort "radikal" ja wohl aussagt)?
d) zu stoppen, in dem ich generell alle Muslime unter Generalverdacht stelle?
 

Marc

Vorsteher und Richter
31. Dezember 2003
792
DrJones schrieb:
Was wäre den dein Vorschlag? Ist der momentane Zustand
so absolut in Ordnung. Ist der radikale Islamismus
in Deutschland nur ein Gespenst der Massenmedien?
Mir fallen zum momentanen Zustand zwar viel Kritikpunkte ein aber ich sehe nicht wie ein Test der nur für Moslems gilt da etwas ändern würde.
Außerdem ist es mir egal ob ein Vollidiot nun Moslem ist oder Christ oder Hindu usw..
Ich weiß nicht wie die Tendezen zur Frage :"Schlagen Sie ihre Frau?" nun genau aussehen aber das ist weltweit sicher nicht nur ein Problem in muslimischen Ländern.
Wenn man schon so eine, ich sag jetzt mal blödsinnige Frage stellt, dann kann man sie auch gleich allen stellen obwohl ich da im allgemeinen den Sinn anzweifele.
Das erscheint mir die Frage:"Sind Sie Sextourist?" beim Blutspenden noch logischer.

Der radikale Islamismus ist aus meiner Sicht zwar kein Schreckgespenst der Medien aber wie hier schon bemerkt wurde ist so ein "Test" nun wirklich ein denkbar ungeeignetes Mittel um dagegen vorzugehen.
Ich glaube das würde eher noch zur "spaltung" beitragen wenn sich Moslems deswegen völlig zu Recht diskriminiert vorkommen.


Goeben-Breslau schrieb:
Wenn in Deutschland Tendenzen erkennbar wären, dass vermehrt deutsche Bürger zum Islam konvertieren... wie würde das aufgenommen werden?
Die Frage war zwar nicht an mich gerichtet, aber...
Aus meiner Sicht würde es Leute geben die dagegen wären und andere die es tolerieren würden und wieder andere denen es einfach egal ist.
Aber warscheinlich würde es im allgemeinen besser aufgenommen werden als wenn in Saudi Arabien Leute zum Christentum konvertieren.
 

Aligatooo

Geheimer Meister
13. November 2004
276
Aphorismus schrieb:
Zur Not wird eben gelogen. "Klar, ich liiiiiiebe das Grundgesetz, Herr Beamter!" Aber sie tragen eine "Osama rocks!"-Mütze!" "Ist Ironie, ich liiiiebe, Deutschland und Grundgesetz, eeeeehrlich." "Na gut, dann lassen wir sie mal rein." "Oh, Danke mein Herr!" (geflüstert:) "Trottel!"

Paar Fundis müssen lügen, für den Rest wirds nervig. Und das bringt... was?


Das ist es.
Natürlich wird gelogen. Das sollen die auch.

Nur das man dann ein Werkzeug in der Hand hat Einwanderer wieder los zu werden. Wegen falschaussage. Läuft in Amerika auch nicht anders.
 

Hosea

Auserwählter Meister der Neun
25. Dezember 2004
922
Aligatooo schrieb :

Nur das man dann ein Werkzeug in der Hand hat Einwanderer wieder los zu werden. Wegen falschaussage.

Das ist jetzt schon so in Nrw, da heißt es Loyalitätsprüfung :

-die im Grundgesetz konkretisierten Menschenrechte (!)

u.s.w

Und die Rücknahme der "Einbürgerung" ist auch vorgesehen, das macht meiner Meinung sehr schön deutlich, das es nur eine Schikaneaktion ist, was Baden Würtemberg (Hessen/Saarland) da vor hat.
Nrw hat sich schon deutlich dazu geäußert, das sie von einem solchen Konzept absehen werden.

Antrag auf Einbürgerung

Edit :

Ich versichere die Richtigkeit meiner Angaben. Ich habe davon Kenntnis genommen das falsche oder unvollständige Angaben zur Ablehnung oder Rücknahme der Einbürgerung führen können....

Lg Hosea
 

ElMurmeltierissimo

Großmeister
24. August 2004
90
Als baden-württembergisches, bekennendes, CDU Mitglied kann ich diesen Schwachsinn letztlich nicht gut heißen.

Richtiger fände ich es hingegen vertieft Sprachkenntnisse, Geschichts-und Politikwissen sowie Nutzen für das aufnehmende Land - hier Deutschland - zu überprüfen statt solche Pipifax Fragen zu stellen.

Und zwar nicht nur für Muslime sondern für alle die die deutsche Staatsbürgerschaft wollen.
 

agentP

Ritter Kadosch
10. April 2002
5.361
Nur das man dann ein Werkzeug in der Hand hat Einwanderer wieder los zu werden. Wegen falschaussage. Läuft in Amerika auch nicht anders.
Das funktioniert aber in Deutschland nicht aufgrund eines Fragebogens, wie Staatsrechtler bereits festgestellt haben.
Wo hast du das denn eigentlich her, daß das in den USA so ist?

Den besten Spruch zum Thema habe ich im aktuell im Spiegel gefunden:
"Wäre Papst Benedikt nicht gebürtiger Deutscher - in Stuttgart könnte er keiner mehr werden."
Denn auf viele dieser Fragen würden christliche Fundamentalisten wohl kaum anders antworten, als muslimische.
 

Aligatooo

Geheimer Meister
13. November 2004
276
agentP schrieb:
Nur das man dann ein Werkzeug in der Hand hat Einwanderer wieder los zu werden. Wegen falschaussage. Läuft in Amerika auch nicht anders.
Das funktioniert aber in Deutschland nicht aufgrund eines Fragebogens, wie Staatsrechtler bereits festgestellt haben.
Wo hast du das denn eigentlich her, daß das in den USA so ist?


In der USA wird z.B. gefragt "Sind Sie Drogenabhängig?"

Natürlich antwortet jeder mit Nein.
Wirt er allerdings mit Drogen erwischt.. Heißt es tschüsss USA. Falschaussage bei der Einreise.

Wenn jetzt hier in D. jemand seine Frau schlägt und beim Test das natürlich geleugnet hat gibst "sehr gut" die kostenlose Ausreise.
Wir müssen ja nicht jeden Kriminellen rein lassen.
 

Ein_Liberaler

Ritter des Heiligen Andreas von Schottland
14. September 2003
4.926
Warum auch differenzieren? Zum Beispiel zwischen Staatsbürgerschaft und Aufenthaltserlaubnis? Zwischen begangenen Verbrechen und radikalen Ansichten, die sich zum Beispiel auf eine Änderung der Strafgesetze richten könnten? Und Meinungswandel, wenn man erstmal Deutscher ist? Undenkbar. Wann wäre denn jemals ein Bundesbürger zum Islam übergetreten? (Ja, es handelt sich um Sarkasmus.)
 

agentP

Ritter Kadosch
10. April 2002
5.361
aligatoo schrieb:
In der USA wird z.B. gefragt "Sind Sie Drogenabhängig?"

Natürlich antwortet jeder mit Nein.
Wirt er allerdings mit Drogen erwischt.. Heißt es tschüsss USA. Falschaussage bei der Einreise
Hier geht es um Einbürgerung, nicht Einreise. :roll:
 

Giacomo_S

Prinz der Gnade
13. August 2003
4.327
In meinen Augen ist dieser Gesinnungstest genauso Müll wie es damals der Radikalenerlass war - und aus genau denselben Gründen ist der wohl auch entstanden, als irgendeine Angstreaktion gegen den Terrorismus oder für die Öffentlichkeitsberuhigung selbstgerechter Konservativer.

Wir haben Gesetze, nach denen Gewalt gegen Frauen (besser gesagt: Menschen) illegal ist und es gibt eine ganze Reihe sozialer Einrichtungen, die Frauen davor schützen (können).
Und ob ich etwas dagegen hätte wenn mein Sohn schwul wäre ... nun, das ist meine Privatmeinung, und darauf habe ich ja wohl ein Recht, oder ?! Was meint ihr wohl, wie sich die Mütter der meisten männlichen Forenteilnehmer dazu äußern würden ? (Erfahrungsgemäß eine familäre Katastrophe. Die Mutter eines meiner Freunde hat sich dann schließlich doch beruhigt. "Immer noch besser, als wenn Du Krebs hättest", so ihr Kommentar.)

Statt mittels dieses blödsinnigen Tests weiter Vorurteile aufzubauen und damit die Menschen zu isolieren, sollte eine Landesregierung lieber mehr dafür tun, die Menschen zusammen zu bringen um damit die Voraussetzungen für Toleranz und Respekt vor der Kultur der "anderen" auf beiden Seiten zu schaffen.
 

Marc

Vorsteher und Richter
31. Dezember 2003
792
Giacomo_S schrieb:
Und ob ich etwas dagegen hätte wenn mein Sohn schwul wäre ... nun, das ist meine Privatmeinung, und darauf habe ich ja wohl ein Recht, oder ?!
Deine eigene Meinung ist dein Recht aber gefragt war wie man reagiert.
Vielleicht geht es in der Frage nicht darum ob jemand daraufhin einen Luftsprung macht und freudig in die Hände klatcht sondern darum ob er es richtig findet seinen Sohn daraufhin zu verprügeln oder etwas ähnliches.
 

Ein_Liberaler

Ritter des Heiligen Andreas von Schottland
14. September 2003
4.926
Es geht darum, ob der Staatsbürgerkandidat es auf eine Änderung unserer Sitten und unseres Rechts hin zu bekannten nahöstlichen Normen abgesehen hat, nicht um seinen Gehorsam unseren Gesetzen gegenüber, sonst könnte man ihn ja auch fragen, was er tut, wenn er in stockdunkler Nacht auf menschenleerem Platze eine wehrlose alte Frau vom Geldautomaten weggehen sieht.
 

Giacomo_S

Prinz der Gnade
13. August 2003
4.327
Ein_Liberaler schrieb:
Es geht darum, ob der Staatsbürgerkandidat es auf eine Änderung unserer Sitten und unseres Rechts hin zu bekannten nahöstlichen Normen abgesehen hat, nicht um seinen Gehorsam unseren Gesetzen gegenüber, sonst könnte man ihn ja auch fragen, was er tut, wenn er in stockdunkler Nacht auf menschenleerem Platze eine wehrlose alte Frau vom Geldautomaten weggehen sieht.

Was wissen wir denn schon über die "bekannten nahöstlichen Normen" ?
Doch bestenfalls auch nur das, was uns die Medien Tag für Tag einblasen oder, noch schlimmer, unsere für ewige Wahrheiten gehaltenen Vorurteile.
Und selbst wenn: Wenn sich der Kandidat an die Gesetze hält, aber sonst mit seinen "bekannten nahöstlichen Normen" lebt - was ist denn daran eigentlich verwerflich ?

Ich war vor wenigen Tagen für 9 Tage in einem islamischen Land, zugegebenermaßen sicherlich eines der liberalsten: Marokko, nunmehr zum 2. Mal. 4 Tage in einer Großstadt (Marrakech), 4 Tage in einer Kleinstadt (Essaouira).
Persönlich habe ich festgestellt, daß meine Vorstellungen über die "bekannten nahöstlichen Normen" oft völlig falsch waren oder von mir falsch interpretiert worden sind. Und das kommt durch eine Medienwelt, die uns die Welt des Islams immer nur entweder als Terroristenbrutstätte oder aus der vermeintlichen Sichtweise Bergpakistanischer Ziegenhirten zeigt.

Schon bei meiner Anreise, im überfüllten Zug von Casablanca nach Marrakech nahm ich die Marrokaner als Kavaliere wahr. Die standen nämlich alle auf, um einer Frau (mit oder ohne Schleier) ihren ergatterten Sitzplatz anzubieten und standen dafür im Gang. Insbesondere natürlich bei Frauen mit Kindern. In Marrakech sieht man (unverschleierte) Frauen im Beruf wie hier: Bankangestellte, Rezeptionistinnen, Verkäuferinnen, Polizistinnen. Und die muss ja Vadder auch damals schon in gute Schulen geschickt haben, denn sonst hätten sie die Jobs ja nicht lernen können. Man sieht Frauen mit Kopftuch, mit Schleier und auch viele ohne. Kleine Mädelz fahren des Nächtens auf Mopeds herum und lachen dich an.
Die Leute sind dennoch religiös und beten kräftig, direkt in meinem Hotel war ein Gebetsraum. Fundamentalistisch sind sie nicht. Wenn man sie respektiert, respektieren sie auch Dich, der Umgangston ist höflich. Während meines (zu kurzen) Aufenthalts hatte ich nie den Eindruck, ob meiner Religion verachtet zu sein oder mich bedroht gefühlt.
In Essouira ging es zugegebenermaßen konservativer zu, aber ein Kopftuch allein bedeutet nicht automatisch Unterlegenheit oder Ungebildetheit. Meine Hotelmanagerin war in diesem Sinne konservativ (mit Kopftuch) gekleidet, sprach aber mindestens 3 Sprachen fließend und hielt den Hausboy auf Trab. (Ihre Schwester übrigens auch. Vadder hatte also seine Töchter auf gute Schulen geschickt. Man muß sich darüber hinais vergegenwärtigen, dass die jungen Frauen nicht nur Arabisch lesen und schreiben können - 3 verschiedene Schriftzeichen für jeden Buchstaben - sondern auch englisch und französisch. Wer von uns kann das von sich behaupten ?)

Was will uns nun der Autor damit sagen ?
Hüten wir uns vor Verallgemeinerungen ! Nur weil jemand Muslim ist, selbst wenn gläubig, folgt er nicht zwingend "bekannten nahöstlichen Normen".
w61ulg.jpg
 

Giacomo_S

Prinz der Gnade
13. August 2003
4.327
Ach übrigens bez. Marokko noch ein Nachtrag:
Ich habe arme Menschen gesehen, Bettler, Menschen mit Löchern in den Klamotten.
Nie wahrgenommen habe ich, das auch nur jemand mal ein wenig nach Schweiss riecht und schon gar nicht habe ich so einen versifften stinkenden Penner erleben müssen, der immerzu in meiner Bankomaten-Bank schlafenderweise die Luft mit seinem Pissgeruch verpestet.
 
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