Aphorismus
Ritter vom Osten und Westen
- 22. Dezember 2004
- 2.466
Hand_Maulwurf schrieb:Du zählst alles "dinglich Seiende" zum (oder als) Leben.
In deiner ersten Antwort bietest Du eine eher physikalische Begründung dazu an
( Ein Stein unterliegt den selben Naturgesetzen wie der Fuß der ihn tritt - folglich besteht kein Grund im das Leben abzusprechen).
Soweit hast du mich so wiedergegeben, dass ich mich dem nur anschließen kann.
Hans_Maulwurf schrieb:Dann verweist Du auf den Animismus der die Sache eher theologisch beschreibt.
( Ein Stein ist Bestandteil der Schöpfung, wenn Du Ihn trittst versündigst Du Dich gegen Diese),
bzw. ( ähh mir fällt kein besseres Wort ein ) esotherisch
( Der Stein ist wie Du bestandteil der Schöpfung wenn Du ihn trittst versündigst Du Dich auch an Dir)
Kleiner Einspruch. Das Thema "Sünde" steht für mich auf einem ganz anderen (und eigenen) Blatt. Den Animismus habe ich nur angeführt um darauf hinzuweisen, dass meine ursprünglich in Bezug auf die Mars-Formation formulierte physikalisch-stofflich orientierte Definition des Begriffs "Leben" eine spirituelle oder religiöse Betrachtungsweise nicht nowendigerweise negiert.
Hans_Maulwurf schrieb:Auch wenn diese Thesen die selbe Grundlage haben wiedersprechen sie sich doch in der Fragen „nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest“
Ich bin der Auffassung, dass sich Animismus und physikalische Theorien widersprechen können, aber nicht widersprechen müßen. Das kommt imho in erster Linie darauf an, wie genau man den Animismus auslegt. Darum habe ich auch darauf hingewiesen, dass ich persönlich mit dem Begriff "Seele" nicht besonders viel anfangen kann und deswegen genau genommen kein Verfechter des Animismus bin.
Hans_Maulwurf schrieb:In wie weit glaubst Du an eine besehltheit von Gegenständen?
Das ist eine ziemlich tiefgehende Frage. Ich glaube nicht an ein Ego-Seelen-Konzept, das nach dem Motto: ein Referenzgegenstand = eine Seele funktioniert. Zumindest nicht ohne einen bestimmten Rahmen: Existenz ist für mich Seele. Jedes Ding, das existiert, existiert für sich genommen, aber alle Dinge existieren auch gemeinsam. Mit den Seelen wird es sich wohl genau so verhalten. Und so wie man von der Gesamtexistenz aller Dinge als "Existenz" sprechen kann, kann man wohl auch von der Gesamtheit der einzelnen Seelen aller Dinge als "Seele" sprechen, die allem innewohnt. Einem so interpretierten Animismus kann ich mich durchaus anschließen.
Hans_Maulwurf schrieb:Hat das "am Leben sein" des Steins einen Einfluß auf uns oder ist der Einfluß des Steins auf unser Leben schon die Definition von Leben ?
Zuerst die erste Frage: Hat das "am Leben sein" des Steins einen Einfluß auf uns? Im Grunde scheint mir die Antwort relativ klar zu sein: Vielleicht. Kommt auf den Stein an. Sobald wir an ihn denken, ihn sehen, spüren, riechen, schmecken, kurz: ihn wahrnehmen, oder er auf eine uns unbekannte Art Einfluss auf uns nimmt, ganz offenbar schon. Wenn nicht, dann wohl nicht.
Zur zweiten Frage: Ist der Einfluß des Steins auf unser Leben schon die Definition von Leben? Ich weiß nicht genau, was du damit meinst. Da ich Existenz mit Leben gleichsetze, ist der Stein natürlich auch dann Teil des Lebens, wenn wir nicht um seine Existenz wissen. Nur kann uns dann keiner einen Vorwurf machen, wenn wir ihn nicht berücksichtigen, da er nicht zu unserer Existenz gehört.
Hans_Maulwurf schrieb:Vieleicht hab ich auch alles falsch verstanden und Du hängst einem aphozentrischen Weltbild an.
( Dieser Stein existiert ( wie alles im Leben ) nur damit Du ihn wegkicken kannst)
Das nennt sich Solipsismus.
Nein, ich bin kein Solipsist. Selbst wenn Dinge nur deshalb existieren würden, weil wir sie wahrnehmen, wäre diese Wahrnehmung ein soziales Konstrukt und keine autonome Leistung. Alleine schon aus diesem Grund lehne ich den Solipsismus ab. Aber natürlich können wir nur Dinge wahrnehmen, die für uns wahrnehmbar sind.