antimagnet
Ritter Kadosch
- 10. April 2002
- 5.881
ein fheler in deinen augen?
Ein_Liberaler schrieb:Wie sagt bstaron so richtig? Dank der Regierung können die Konzerne sich austoben. Und die Gewerkschaften übrigens auch.
Das ist erstens logisch und zweitens jederzeit empirisch überprüfbar. Erstens: Bekommst Du eine Ware billiger, wenn es nur einen Anbieter gibt, oder wenn es mehrere konkurruierende gibt? Zweitens: Das kann man jetzt auf tausende Beispiele anwenden. Wo kriegt man zum Beispiel den billigeren Kaffe und die bessere Auswahl an Kuchen? In den Cafés in der Stadt oder im ICE-Bordbistro?Wiesengrund schrieb:Ich habe mal ein paar mehr oder weniger schlaue Fragen, v.a. an die Marktfreaks. Vielleicht fühlt sich ja jemand bemüßigt zu antworten...
1. Freier Wettbewerb soll für mehr Wohlstand für alle (i.S.v. jeden einzelnen?) sorgen. Ist das empirisch irgendwie überprüft oder ist das nur Theorie, Ideologie, Propaganda oder Wunschdenken?
Welche sollen das sein?2. Wer stellt Güter bereit, die der Markt nicht bereitstellen kann?
Nur weil einem die Ergebnisse des Marktes nicht gefallen, kann man ihm kein Versagen vorwerfen. Anderen Leuten gefallen sie. Marktversagen gibt es nicht.3. Wie soll man auf Marktversagen oder Krisen reagieren? Gar nicht, weil sich schon alles von selbst regelt?
Mit dem Lebensnotwendigen versorgen, was sonst? Ob das die Familie, eine wohltätige Stiftung oder der Staat macht, kann ihnen egal sein. Nur ist die staatliche Variante die mit Abstand teuerste.4. Was macht man mit Menschen, die sich noch nicht, nicht mehr oder überhaupt nicht am Markt ihr Auskommen sichern können?
5. Wie beseitigt der freie Markt gesellschaftliche Probleme wie z.B. den Rassismus?
antimagnet schrieb:wenn es keinen freien markt gibt, wird es schwierig mit empirischen belegen zu aussagen über freie märkte...
MeisterEder schrieb:sowie b) ein freier Markt, der ohne Verzerrungen und Verfälschungen (z.B. durch politische oder Staatseingriffe) die Absichten aller Anbieter und Nachfrager widerspiegelt.
Wiesengrund schrieb:@ Ein_Liberaler
Danke für die Antworten.
Zu 1:
Warum ist das logisch? Kapiere ich nicht.
Zu den Beispielen: Das erste klingt logisch. Ich meinte eher, ob jeder mehr Gehalt bekommt. Das klingt für mich eben nicht mehr logisch, aber der Empirie würde ich micht vielleicht beugen.
Zu den Zügen: Damit wäre ich vorsichtig. Wieviele Menschenleben hat die Privatisierung der Bahn in Großbritannien schon gekostet? Jaja, alles nicht nachweisbar, der Markt tötet sowieso nicht und kein Mensch kann was dafür. Aber bist du in letzter Zeit mal Eisenbahn in GB gefahren? Wenn ja: Hast Du schon Abbitte bei der Deutschen Bahn geleistet für jedes böse Wort, das Du über das böse Staatsunternehmen gesagt hast?
Zu 2:
Ich meine das, was man so öffentliche Güter nennt. Die kann der Markt nicht bereitstellen. Da will sogar der Guru Hayek einen staatlichen Eingriff. Und Du?
Zu 3:
Ok, dummes Wort. Marktversagen gibt es nicht. (Für die Verschwörer: Es gibt auch keinen, der am Markt verteilt. Da streut sich alles nur.) Marktschwankungen gibt es und diese Schwankungen können „einem“ krisenhaft erscheinen. Die Frage war: Wie soll man darauf reagieren?
Zu 4:
Du bist auf dünnem Eis. Warum soll der Staat das machen? Ist das nicht ein Bruch Deiner Theorie? Oder geht das Recht auf Vegitieren dem Markt vor?
Wenn man den Staat rausläßt: Wie willst Du Familien oder Stiftungen verpflichten die Marktunfähigen mit dem Minimum zu versorgen. Anders: Wie verhinderst Du, daß die Menschen verhungern?
Zu 5:
Bist du vielleicht ein kleines bißchen naiv? Kann es sein, daß Du den irrationalen Charakter des Rassismus verkennst? (Und wenn er gar eliminatorisch ist?)
Aber Rassismus ist vielleicht ein blödes Beispiel. Meinst Du auch, der Markt würde die Jugendkriminalität beseitigen?
Und ganz generell bestreite ich, daß eine liberale Theorie, die das Individuum im Zentrum stehen hat, auf ein Gruppenphänomen (wie den Rassimus) anwendbar ist.
wenn es keinen freien markt gibt, wird es schwierig mit empirischen belegen zu aussagen über freie märkte...
Danke für die Antworten.
Aber bitte. Gib einem Zeugen Jehovas die Gelegenheit, und er wird reden.
Wer redet von einer Privatisierung der Bahn?
Hayek ist einer der ganz Großen, aber nicht mein Guru. Nenn doch mal ein paar Beispiele!
Die Frage war: Wie soll man darauf reagieren?
Als Kollektiv: gar nicht. Als einzelner: wie es einem geboten erscheint. Dann wird es sich wieder einpendeln.
Anders: Wie verhinderst Du, daß die Menschen verhungern?
Herrje. Ich persönlich bin ja für eine Art Reststaat, der sich auch der paar Verhungernden annehmen würde.
Familien und Stiftungen will ich gar nicht verpflichten.
Angehörige und Reiche werden freiwillig und aus Menschenfreundlichkeit für die meisten Erwerbsunfähigen sorgen, wie sie das immer getan haben. In der modernen Überflußgesellschaft wird ihnen das leichter fallen denn je.
Ich glaube ernsthaft, daß diejenigen Rassisten, die bereit sind, ihrem Rassismus persönliche finanzielle Opfer zu bringen, in der Minderheit sind.
Meinst Du auch, der Markt würde die Jugendkriminalität beseitigen?
Keine Ahnung. Ist das überhaupt die Aufgabe des Marktes?
Wie sollte man Deiner Meinung nach die Jugendkriminalität beseitigen?
Setzt sich die Gruppe nicht aus Einzelnen zusammen?
Wiesengrund schrieb:@ Ein_Liberaler
1.
Steigende Lebensarbeitsziet klingt nicht erstrebenswert. Ich sollte mehr Gehalt bekommen, weil ich ein Egoist bin. Losgelöst von mir, sollte ein deregulierter Arbeitmarkt für den jetzt am schlechtest Gestellten, zu mehr Wohlstand führen. Sonst fände ich das ungerecht. Jaja, vergiftete Sprache.
Wer redet von einer Privatisierung der Bahn?
Ich. Und ich rede von den Toten und der schlechten Qualität der Bahn in GB, die m.E. auf die Privatisierung zurückzuführen sind. Kommen worst-case Marktschwankungen in VWL-Lesungen nicht vor? Der Markt kann nicht versagen, aber die Theorie...
2.
Hayek ist einer der ganz Großen, aber nicht mein Guru. Nenn doch mal ein paar Beispiele!
Ich bin nur interessierter Laie, aber mir scheint die Abgrenzung von öffentlichem zu privatem Gut ziemlich umstritten sein. Das Standardbeispiel für ein öffentliches Gut ist anscheinend die Verteidigung eines Landes gegen militärische Angriffe.
3.
Die Frage war: Wie soll man darauf reagieren?
Als Kollektiv: gar nicht. Als einzelner: wie es einem geboten erscheint. Dann wird es sich wieder einpendeln.
Ok und amen. Ich hoffe bei ihm hat es sich wieder eingependelt.
http://www.zazona.com/ShameH1B/images/PictureGifs/htmlFood.jpg
4.
Anders: Wie verhinderst Du, daß die Menschen verhungern?
Herrje. Ich persönlich bin ja für eine Art Reststaat, der sich auch der paar Verhungernden annehmen würde.
Was bekämen die dann? Essen, Kleidung und eine Behausung? Noch was?
Familien und Stiftungen will ich gar nicht verpflichten.
Das wäre auch nicht sehr liberal.
Angehörige und Reiche werden freiwillig und aus Menschenfreundlichkeit für die meisten Erwerbsunfähigen sorgen, wie sie das immer getan haben. In der modernen Überflußgesellschaft wird ihnen das leichter fallen denn je.
Herrje zurück. Wo lebst Du denn? Geistig meine ich. Im 18. Jahrhundert? Ich halte es für einen Fortschritt, daß Arme nicht mehr abhängig sind (theoretisch jedenfalls), von den Almosen der Reichen (oder der Kirche). Und Du willst dahin zurück?
5.
Das glaube ich auch. Es reicht eine radikale Führungselite.
Meinst Du auch, der Markt würde die Jugendkriminalität beseitigen?
Keine Ahnung. Ist das überhaupt die Aufgabe des Marktes?
Hat der Markt Aufgaben?
Aber generell solltest Du dieses Problem wenigstens theoretisch lösen können. Du vertrittst doch eine Art Gesellschaftstheorie, wenn ich Deine Posts richtig verstehe. Vielleicht kann das ja der Reststaat machen. Wie? Einsperren. Mehr kann er wohl nicht leisten.
Wie sollte man Deiner Meinung nach die Jugendkriminalität beseitigen?
Gute Frage. Ich habe keinen direkten Plan. Um Dich vielleicht ein wenig zu ärgern: Wie wäre es mit staatlichen Jugendzentren. Mit staatlich bezahlten Sozialarbeitern und staatlichen Bewährungshelfern, die sich sich geschützt vorm Wettbewerb ihrer Aufgabe widmen können? Kommt mir besser vor, als Inhaftierung und ansonsten auf freiwilliges Engagement hoffen.
Setzt sich die Gruppe nicht aus Einzelnen zusammen?
Welch Erkenntnis. Bist Du jetzt ein Liberaler oder nicht?
antimagnet schrieb:ein fheler in deinen augen?
Ein_Liberaler schrieb:@ Zerch:
Geld ist für unsere hochentwickelte, arbeitsteilige Gesellschaft ganz und gar unverzichtbar. Es ist nicht nur ein Tauschmittel, sondern vor allem ein Maßstab, an dem sich ablesen läßt, welche Waren und Dienstleistungen die begehrtesten sind, was wir also anbieten sollen. Ohne Geld würde Chaos herrschen, oder viel wahrscheinlicher Subsistenswirtschaft wie zwischen Kriegsende und Einführung der D-Mark.
Warum sollen die Besserungsanstalten aber nicht auf privater Grundlage funktionieren?
Inhaftieren und Abkassieren: Gefängnisindustrie in den USA
Wiesengrund schrieb:@ antimagnet
wenn es keinen freien markt gibt, wird es schwierig mit empirischen belegen zu aussagen über freie märkte...
Hm, das klingt mir aber nach einer Ausrede.