Mr. Anderson
Vorsteher und Richter
- 24. Februar 2004
- 704
Da muß ich mich anschließen.antimagnet schrieb:na komm schon, force, bleib uns erhalten...
Außerdem natürlich: meine Anerkennung für senseis Schufterei aussprechen.
Da muß ich mich anschließen.antimagnet schrieb:na komm schon, force, bleib uns erhalten...
Seine_Neutralitaet schrieb:Da muß ich mich anschließen.antimagnet schrieb:na komm schon, force, bleib uns erhalten...
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Die Globalisierungsfalle
Der Angriff auf Demokratie und Wohlstand
Hans-Peter Martin und Harald Schumann
Im September 1995 hatte Michail Gorbatschow im Namen seiner Stiftung 500 führende Politiker, Chefs von Industrie- und Medienkonzernen und Wissenschaftler nach San Francisco eingeladen, ins luxuriöse Fairmont-Hotel. Hier, inmitten des von Meer, Wohlstand und Golden-Gate-Bridge beherrschten Bay Area, sollte der „globale Braintrust" den Weg ins 21. Jahrhundert, in eine „neue Zivilisation“ weisen. Was sie fanden, war allerdings: Ein Weg ins Elend für vier Fünftel der Menschheit :
Die 20:80-Gesellschaft. Weltenlenker unterwegs zu einer anderen Zivilisation
John Cage, Topmanager bei der US-Computerfirma Sun Microsystems, stößt die Debattenrunde über „Technologie und Arbeit in der globalen Wirtschaft" an. „Jeder kann bei uns so lange arbeiten, wie
er will, wir brauchen auch keine Visa für unsere Leute aus dem Ausland", erklärt Cage knapp. Regierungen und deren Vorschriften für die Arbeitswelt seien bedeutungslos geworden. Er beschäftige, wen er gerade brauche, derzeit bevorzugt ,,gute Gehirne in Indien", die so lange arbeiten, wie sie können. Aus allen Erdteilen erhalte die Firma per Computer Bewerbungen, die für sich sprächen. „Wir stellen unsere Leute per Computer ein, sie arbeiten am Computer, und sie werden auch per Computer wieder gefeuert. Wir holen uns ganz einfach die Cleversten. Mit unserer Effizienz konnten wir den Umsatz seit unserem Beginn vor 13 Jahren von null auf über sechs Milliarden Dollar hochjagen.“ Selbstzufrieden wendet sich Cage an einen Tischnachbarn und schmunzelt: „Das hast du längst nicht so schnell geschafft, David." Der Angesprochene ist David Packard, Mitbegründer des High-Tech-Riesen Hewlett-Packard. Der greise SeIf-made-Milliardär verzieht keine Miene. Mit hellwachem Verstand stellt er lieber die zentrale Frage: „Wie viele Angestellte brauchst du wirklich, John?" ,,Sechs, vielleicht acht" antwortet Cage trocken. „Ohne sie wären wir aufgeschmissen. Dabei ist es völlig gleichgültig, wo auf der Erde sie wohnen." Jetzt hakt der Diskussionsleiter, Professor Rustum Roy von der Pennsylvania State University, nach: „Und wie viele Leute arbeiten derzeit für Sun Systems ?“ Cage:“16.000. Sie sind bis auf eine kleine Minderheit Rationalisierungsreserve."
Kein Raunen geht da durch den Raum, den Anwesenden ist der Ausblick auf bislang ungeahnte Arbeitslosenheere eine Selbstverständlichkeit. Keiner der hochbezahlten Karrieremanager aus den Zukunftsbranchen und Zukunftsländern glaubt noch an ausreichend neue ordentlich bezahlte Jobs auf technologisch aufwendigen Wachstumsmärkten in den bisherigen Wohlstandsländern - egal, in welchem Bereich.
Die Zukunft verkürzen die Pragmatiker im Fairmont auf ein Zahlenpaar und einen Begriff: „20 zu 80" und ,,tittytainment".
20 Prozent der arbeitsfähigen Bevölkerung würden im kommenden Jahrhundert ausreichen, um die Weltwirtschaft in Schwung zu halten. „Mehr Arbeitskraft wird nicht gebraucht" meint Magnat Washington SyCip. Ein Fünftel aller Arbeitsuchenden werde genügen, um alle Waren zu produzieren und die hochwertigen Dienstleistungen zu erbringen, die sich die Weltgesellschaft leisten könne. Diese 20 Prozent werden damit aktiv am Leben, Verdienen und Konsumieren teilnehmen - egal, in welchem Land. Das eine oder andere Prozent, so räumen die Diskutanten ein, mag noch hinzukommen, etwa durch wohlhabende Erben. Doch sonst? 80 Prozent der Arbeitswilligen ohne Job?
„Siche“, sagt der US-Autor Jeremy Rifkin, Verfasser des Buches „Das Ende der Arbeit",
die unteren 80 Prozent werden gewaltige Probleme bekommen." Sun-Manager Cage legt noch einmal nach und beruft sich auf seinen Firmenchef Scott McNealy: Die Frage sei künftig ,,to have lunch or be lunch"' zu essen haben oder gefressen werden.
In der Folge beschäftigt sich der hochkarätige Diskussionskreis zur „Zukunft der Arbeit" lediglich mit jenen, die keine Arbeit mehr haben werden. Dazu, so die feste Überzeugung der Runde, werden weltweit Dutzende Millionen Menschen zählen, die sich bislang dem wohligen Alltag in San Franciscos Bay Area näher fühlen durften als dem Überlebenskampf ohne sicheren Job. Im Fairmont wird eine neue Gesellschaftsordnung skizziert: Reiche Länder ohne nennenswerten Mittelstand - und niemand widerspricht.
Vielmehr macht der Ausdruck ,,tittytainment" Karriere, den der alte Haudegen Zbigniew Brzezinski ins Spiel bringt. Der gebürtige Pole war vier Jahre lang Nationaler Sicherheitsberater von US-Präsident Jimmy Carter, seither beschäftigt er sich mit geostrategischen Fragen. „Tittytainment“, so Brzezinski, sei eine Kombination von ,,entertainment" und ,, tits", dem amerikanischen Slangwort für Busen. Brzezinski denkt dabei weniger an Sex als an die Milch, die aus der Brust einer stillenden Mutter strömt. Mit einer Mischung aus betäubender Unterhaltung und ausreichender Ernährung könne die frustrierte Bevölkerung der Welt schon bei Laune gehalten werden.
,,Der richtige Orkan"
Deutschland im Jahr 1996: Mehr als sechs Millionen Arbeitswillige finden keine feste Anstellung - mehr als je zuvor seit Gründung der Bundesrepublik. Die durchschnittlichen Nettoeinkommen der Westdeutschen sinken seit fünf Jahren. Und dies sei, so künden die Auguren aus Regierung, Wissenschaft und Unternehmen, erst der Anfang. Mindestens 1,5 Millionen weiterer Jobs werden allein in der Industrie im kommenden Jahrzehnt gestrichen, prognostiziert der führende Unternehmensberater der Republik, Roland Berger, ,,obendrein vermutlich jeder zweite Arbeitsplatz im mittleren Management". Sein Kollege Herbert Henzler, Chef der deutschen Filiale der Beratungsfirma McKinsey, geht noch weiter: ,,Die Industrie wird den Weg der Landwirtschaft nehmen", prophezeit er. Die Warenproduktion biete zukünftig nur noch für wenige Prozent der Erwerbsbevölkerung Lohn und Brot. Die von Ökonomen und Politikern verbreiteten Erklärungen für den Niedergang gipfeln stets in einem Wort: Globalisierung. High-Tech-Kommunikation, niedrige Transportkosten und grenzenloser Freihandel lassen die ganze Welt zu einem einzigen Markt verschmelzen, lautet die stets wiederkehrende These. Dies schaffe harte globale Konkurrenz, auch auf dem Arbeitsmarkt. Deutsche Unternehmen würden neue Arbeitsplätze nur noch im billigeren Ausland schaffen. Vom Konzernchef bis zum Arbeitsminister kennt die Führungsriege der Republik nur eine Antwort: Anpassung nach unten. Unentwegt sind die Bürger einer Kakophonie aus Verzichtsforderungen ausgesetzt. Die Deutschen arbeiten zu wenig, beziehen zu hohe Einkommen, machen zuviel Urlaub und feiern zu oft krank, behauptet ein Chor aus Verbandsfunktionären, Ökonomen, Sachverständigen und Ministern. Publizistische Helfer bei Presse und Fernsehen assistieren. Die ,,westliche Anspruchsgesellschaft kollidiert mit ehrgeizigen asiatischen Verzichtsgesellschaften", schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung, der Wohlfahrtsstaat sei ,,zur Zukunftsbedrohung geworden", ein ,,Mehr an sozialer Ungleichheit ist unausweichlich". Selbst der deutsche Bundespräsident Roman Herzog sekundiert mit Einstimmungsreden ans Volk. Der Wandel sei ,,unausweichlich. Jeder wird Opfer bringen müssen." Da hat er allerdings etwas falsch verstanden. Es geht keineswegs um notwendige Opfer für alle in Zeiten der Krise. Kürzung der Lohnfortzahlung bei Krankheit, Aufhebung des Kündigungsschutzes, radikale Schnitte bei allen Sozialleistungen und Lohnsenkung trotz steigender Produktivität sind kein Krisenmanagement mehr. Die Reformer im Zeichen der GIobalisierung kündigen vielmehr den ungeschriebenen Gesellschaftsvertrag der Republik, der die soziale Ungleichheit durch Umverteilung von oben nach unten in Grenzen hielt. Das Modell des europäischen Wohlfahrtsstaats habe ausgedient, propagieren sie, im weltweiten Vergleich sei er nun zu teuer. Die Betroffenen verstehen sehr wohl. Gewerkschaften und Wohlfahrtsverbände senden einen Aufschrei der Empörung durch die Republik. ...
»Wir müssen die Lohnnebenkosten senken, dann geht es wirtschaftlich aufwärts.«
»Wir sollten die soziale Sicherung über Steuern bezahlen. Dann ist der Faktor Arbeit entlastet.«
»Von Lohnnebenkosten entlastete Minijobs bringen Arbeit.«
»Lohnnebenkosten« dürfte haarscharf an der Nominierung zum Wort des Jahres vorbeigeschrammt sein. Es gibt wenige Wörter, die in der politischen Debatte eine so große Rolle spielen wie dieser Begriff. Fast scheint es, als hätte eine ganze Reihe von politischen Persönlichkeiten ihr gesamtes ökonomisches Wissen um diesen Begriff herum organisiert. »Lohnnebenkosten« – das ist parteiübergreifend der Schlüsselbegriff für wirtschafts- und gesellschaftspolitische Analysen; in der Erweiterung »Lohnnebenkosten senken« wird er zum Allheilmittel jeder Therapie. Vor dem Hintergrund der Annahme, wir hätten deshalb eine so hohe Arbeitslosigkeit, weil Arbeit bei uns zu teuer sei, ist die Senkung der Lohnnebenkosten einer der Grundgedanken der Reformdebatte. Wenn es nur gelänge, die Lohnnebenkosten, zu senken, würde es bestimmt gleich aufwärts gehen! Dieser Satz ist unter den Eliten der Republik, bei Politik und Wirtschaft, bei Publizistik, Wissenschaft und Bildungsbürgertum, höchst populär – ein anschauliches Beispiel für die perfekte Gleichschaltung in der modernen Mediengesellschaft...
Auch der Düsseldorfer Waschmittel- und Kosmetikhersteller Henkel (Persil, Fa, Schauma) will trotz zweistelliger Gewinnsteigerungen in den nächsten Jahren tausende von Arbeitsplätzen abbauen. Weltweit werde der Konzern bis 2006 rund 3.000 seiner knapp 50.000 Stellen streichen, darunter auch 500 in Deutschland, kündigte Konzernchef Ulrich Lehner am Dienstag in Düsseldorf an. Betroffen seien die Standorte Düsseldorf und Hannover. Der Arbeitsplatzabbau solle sozialverträglich erfolgen...
Die deutschen Kreditinstitute bauen auch künftig weitere Stellen ab
Frankfurt/Main - Den Mitarbeitern der Banken drohen weitere Stellenkürzungen. Nach einer Studie von Mummert Consulting und des Finanzdienstleisters BHW könnten durch die Schließung von Bankfilialen in den nächsten Jahren bis zu 150 000 Arbeitsplätze verloren gehen. Vor allem den Sparkassen, die deutschlandweit am stärksten vertreten sind, stehe eine Roßkur bevor. "Bis zu 50 Prozent der Filialen könnten geschlossen werden", heißt es in der Umfrage...
Stellenabbau trotz Aufholjagd
Die HypoVereinsbank hat ihre Prognose für den operativen
Gewinn 2004 offenbar doch noch erreicht. Wegen hoher Wertberichtungen wird unter dem Strich aber ein Milliardenverlust in der Bilanz stehen. Somit dürfte es HVB- Chef Dieter Rampl leichter fallen, den erwarteten Abbau von mindestens 2000 Stellen zu begründen.
Das sehe ich so nicht. Es gibt einige und gab auch in dem Thread einige davon. Eigentlich kann ich mir, niemanden vorstellen, der sie durchweg positiv sieht.Interessant ist, dass es relativ wenige gibt die der Reform sowohl postives als auch negatives abgewinnen können das Thema ist einfach zu polarisierend.
antimagnet schrieb:bei dem, was ich mir vorstelle, könnte es sein, dass die arbeitslosenstatistik - zumindest so wie sie bis jetzt gehandhabt wird - gar nicht mehr gebraucht wird. ich gehe davon aus, dass bei meinem bürgergeld alle, die arbeiten wollen, auch arbeiten können - vielleicht nicht zu dem preis, den sie sich vorstellen. dann will man sich aber nicht zu dem preis verkaufen. und dass man das kann, dieses nicht-wollen, ist dem bürgergeld zu verdanken...
Frank-Jürgen Weise, Chef der Bundesagentur für Arbeit, gibt eine Kapitulationserklärung ab: Er will ostdeutsche Arbeitslose ab 55, die seit Jahren keinen Job finden, nicht mehr betreuen.
In den neuen Bundesländern können wir leider vielen Menschen in der derzeitigen Wirtschaftslage kaum etwas bieten.
Laut Bericht der Zeitung wird in der SPD wegen der hohen Arbeitslosigkeit überlegt, älteren Langzeitarbeitslosen, die als nicht mehr vermittelbar gelten, eine Grundsicherung zu zahlen
zu gemeinnütziger Arbeit heranzuziehen.
Weise bestätigte indirekt, dass die Arbeitsmarktreform Hartz IV 6,4 Milliarden Euro mehr kosten könnte als geplant.
Wirtschaftsminister Clement hat es den Kommunen jetzt schriftlich gegeben: Die Ausgleichszahlungen für die Arbeitsmarktreformen sollen gekürzt werden.
Der Bund will die Ausgaben für das Arbeitslosengeld II (ALG II) kürzen, indem er den Kommunen weniger Geld zahlt. Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) kündigte in einem Schreiben an die kommunalen Spitzenverbände an, die Zahlungen an die Kommunen um 2,5 Milliarden Euro zu senken.
Die Kosten für Unterkunft und Heizung der ALG-II- Bezieher, für die in Teilen der Bund aufkommt, seien zu hoch kalkuliert worden, erklärt Clement in einem Schreiben an die kommunalen Spitzenverbände. Tatsächlich seien die Kosten niedriger als prognostiziert...
Vorwurf der Manipulation gegen Clement
Schwere Vorwürfe gegen Wirtschaftsminister Clement: Einem Zeitungsbericht zufolge soll die Kostenexplosion bei der Arbeitsmarktreform Hartz IV auch auf gezielte Manipulationen durch den Minister zurückgehen. Clement soll die Zahl der Empfänger bewusst zu niedrig kalkuliert haben, um die Folgekosten auf dem Papier zu verringern.
Düsseldorf - Die "Rheinische Post"
schreibt in ihrer heutigen Ausgabe, Wolfgang Clement (SPD) habe damit verhindern wollen, dass der Bundesetat 2005 schon bei seiner Vorlage erkennbar verfassungswidrig gewesen sei. Eine korrekte Schätzung der Arbeitslosengeld-II-Kosten (ALG II) hätte zur Überschreitung der erlaubten Schuldengrenze nach Artikel 115 des Grundgesetzes geführt.
Die Zeitung beruft sich auf Protokolle aus Verhandlungen Clements mit dem Präsidium des Deutschen Städtetages vom 15. Mai 2004. Demnach rechnete der Städtetag damals mit insgesamt 2,4 Millionen Empfängern von Arbeitslosenhilfe, die ab Januar 2005 in das neue ALG II übergehen. Clement habe aber nur 2,1 Millionen eingeplant. Auch die Zahl der Personen, die zusätzlich aus der bisherigen Sozialhilfe zum ALG-II wechseln, habe Clement um 200.000 Fälle niedriger eingeschätzt als die Kommunen. Clement habe dazu gesagt: "Selbst wenn eure Zahlen richtig sind - ich kann nicht mehr Geld bereitstellen, weil dann der Etat verfassungswidrig wird", zitiert die Zeitung einen Teilnehmer der Verhandlungen vom 15. Mai 2004 in Köln.
Gesetzeslücke erschwert vielen Arbeitslosen die Jobsuche
Eigentlich haben alle Bezieher von Arbeitslosengeld I gleiche Rechte. Seit Hartz IV ist das anders: Kommt ein Wohngeldanspruch oder gar ein Partner mit ALG II hinzu, wird der Betroffene wie ein Langzeitarbeitsloser behandelt. Das bedeutet schlechtere Vermittlung und weniger Rechte. Sachsen-Anhalt fordert deshalb Änderungen im Hartz-IV- Gesetz.
...Dem MITTELDEUTSCHEN RUNDFUNK sagte Haseloff:
"Die Betroffenen werden behandelt wie langzeitarbeitslose ALG-II- Empfänger und erhalten deshalb deutlich weniger Jobangebote und Vermittlungsleistungen." Das ereile vor allem Familien...
"Das habe ich davon, dass ich nicht faul bin"
16 000 Bedarfsgemeinschaften, mehr als 20 000 Betroffene. 800
genehmigte Ein-Euro-Jobs, 400 Ein-Euro-Jobber. Hartz IV besteht meist aus Zahlen. Zahlen, um die viel diskutiert wird, die aber doch wenig aussagen. Denn hinter Hartz IV verbergen sich Menschen. Menschen wie Heidrun Ellmer-Meise.
Leere. Die habe sie überkommen. Als der Bescheid kam. Der neue. Sie habe dagesessen - zwei, drei Stunden nur dagesessen. Sie soll kein Arbeitslosengeld (ALG) II mehr bekommen, gekürzt auf Null. Doch fangen wir vorne an...
Ökopartei will Ein-Euro-Jobber in Feld und Flur schuften lassen. Berliner Abgeordnetenhausfraktion von Bündnis 90/Die Grünen gab Gutachten in Auftrag
...anvisiert wird die Schaffung so vieler Ein-Euro-Jobs wie möglich. Dieser »Durchbruch«, so die Gutachter, soll insbesondere im umstrittenen kommerziellen Bereich stattfinden – also dort, wo die Gefahr am größten ist, daß die schon jetzt berüchtigten Ein-Euro-Jobs im Ergebnis keine neuen Jobs schaffen, sondern lediglich vorhandene sozialversicherungspflichtige Arbeit ersetzen...
Fahrradwege bauen, Wohnungen pflegen, Kitas säubern, Brachflächen räumen ...
Auszüge aus dem Gutachten der Bridges Consulting Public Affairs & Management GmbH
Unter der Überschrift »Arbeitsfelder im Bereich der harten Standortfaktoren« finden sich in dem Gutachten folgende Ratschläge für Sarrazin und Co.: »Neue (bzw. erweiterte) Handlungsfelder für die kommunale Beschäftigung von Erwerbslosen werden insbesondere im ›harten‹ kommunalen Infrastrukturbereich gesehen – auch im Vergleich zu anderen Stadt-Regionen in Deutschland weist Berlin hier bisher extrem wenig Beschäftigung nach dem SGB III bzw. BSHG aus (...) Die finanzielle Situation Berlins weist – im Vergleich mit anderen Städten – eher noch stärker auf die Notwendigkeit kommunaler Beschäftigung in diesem Bereich hin. Die geringen Mittel, die bei den einzelnen Bezirken für den Erhalt der Bausubstanz öffentlicher Einrichtungen budgetiert sind, machen bereits einige der potentiellen Arbeitsfelder auf öffentlichen Flächen/Einrichtungen deutlich (...) Frei-, Grünflächen-, Fahrradwege- und Bürgersteigpflege, Wohnumfeld- und Freizeiteinrichtungspflegearbeiten, Beräumung und Pflege von Brachflächen, Kita-, Schul- und Fahrradweginstandhaltung, Immobilieninstandhaltung und - pflege.«
Zur Rechtfertigung solcher, offensichtlich bisher durch reguläre, sozialversicherungspflichtig Beschäftigte erledigte Arbeiten, verweisen die Gutachter auf die Berliner Haushaltsnot...
Verdacht auf Veruntreuung
Luise Nomayo fährt schwere Geschütze auf. Die stellvertretende Vorsitzende der Erwerbsloseninitiative von ver.di hat bei der Weidener Staatsanwaltschaft Anzeige wegen Verdachts der Veruntreuung von öffentlichen Geldern erstattet: Im Visier hat sie die Agentur für Arbeit Weiden und die Arbeitsgemeinschaft Fördern und Fordern.
Ihr Vorwurf: Mehrere Träger in Weiden würden mit dem Einsatz von 1-Euro-Jobbern und ABM-Kräften Missbrauch treiben. In diesen Fällen hätten die Arbeitsagentur bzw. die Arbeitsgemeinschaft öffentliche Gelder pflichtwidrig gewährt und die auf Gewinn zielenden Geschäftsaktivitäten dieser Träger "über einen sehr langen Zeitraum" finanziert. "Im üblichen Geschäftsleben wird solches Handeln als Veruntreuung klassifiziert."
...Ein Beispiel: Eine gemeinnützige GmbH, die auf Kranken- und Behindertentransporte spezialisiert sei, beschäftige 1-Euro-Jobber als Krankentransportfahrer. Diese Dienstleistung gegen Entgelt sei aber keine gemeinnützige oder zusätzliche Arbeit, und dürfe somit nicht über die Arbeitsgemeinschaft Fördern und Fordern vergeben werden. Insgesamt elf 1-Euro-Jobber leisten laut Nomayo dort Fahrtätigkeiten. "Die notwendigen Arbeitsplätze wären über den ersten Arbeitsmarkt zu besetzen."
Nicht erfüllt sind die gesetzlichen Anforderungen nach Ansicht von Nomayo auch beim Einsatz von 1-Euro-Jobberinnen durch zwei private Pflegedienste. Die Frauen würden dort in Küche, Wäscherei und bei Putzarbeiten eingesetzt. Ein Wohlfahrtsverband verleihe "1,50-Euro-Job-Zwangsverpflichtete profitabel" an Gewerbetreibende und Privathaushalte. Das Angebot reiche vom Bügelservice bis zu Waldarbeiten...
Keine Bildung mehr für Arbeitslose
Bundesagentur für Arbeit verabschiedet sich vom arbeitsmarktpolitischen Instrument Weiterbildung
Die Bundesagentur für Arbeit hat die Weiterbildung für Arbeitslose seit Anfang 2005 nahezu komplett eingestellt...
Billigjobs als Kostenfaktor
Das angebliche Jobwunder hat die Massenarbeitslosigkeit nicht aufgehalten, dafür aber Einnahmeverluste bei Steuern und Sozialversicherung in Milliardenhöhe gebracht...
Ein Angstregime
Investitionen ohne Arbeitsplätze. Teil 2: Die Gewinne der Finanzinvestoren beruhen auch auf Arbeitsplatzvernichtung, Lohnsenkungen, Outsourcing und dem verstärkten Einsatz von Leiharbeitern
Die deutschen Kreditinstitute bauen auch künftig weitere Stellen ab
Frankfurt/Main - Den Mitarbeitern der Banken drohen weitere Stellenkürzungen. Nach einer Studie von Mummert Consulting und des Finanzdienstleisters BHW könnten durch die Schließung von Bankfilialen in den nächsten Jahren bis zu 150 000 Arbeitsplätze verloren gehen. Vor allem den Sparkassen, die deutschlandweit am stärksten vertreten sind, stehe eine Roßkur bevor. "Bis zu 50 Prozent der Filialen könnten geschlossen werden", heißt es in der Umfrage.
Unter den deutschen Bankern geht angesichts dieser Aussichten die
Angst vor dem Verlust des Jobs um...
Auch Henkel baut trotz steigender Gewinne tausende Stellen ab
Düsseldorf (AP) Auch der Düsseldorfer Waschmittel- und Kosmetikhersteller Henkel (Persil, Fa, Schauma) will
trotz zweistelliger Gewinnsteigerungen in den nächsten Jahren tausende von Arbeitsplätzen abbauen. Weltweit werde der Konzern bis 2006 rund 3.000 seiner knapp 50.000 Stellen streichen, darunter auch 500 in Deutschland, kündigte Konzernchef Ulrich Lehner am Dienstag in Düsseldorf an. Betroffen seien die Standorte Düsseldorf und Hannover. Der Arbeitsplatzabbau solle sozialverträglich erfolgen.
Die Stellenstreichungen sind Bestandteil eines Restrukturierungsprogramms, mit dem der Konzern jährlich 125 Millionen Euro einsparen will. "Wir wissen, wie schwierig eine solche Maßnahme im aktuellen Umfeld ist", sagte Lehner. Doch wolle Henkel mit dem Sparprogramm frühzeitig und aus einer Position der Stärke auf die Veränderungen in den Märkten reagieren.
(so erklärt man "präventive" entlassungen...man kann ja nie wissen...)
Im vergangenen Jahr hatte der Konzern seinen Jahresüberschuss dank des Verkaufs der Clorox-Beteiligung mit 1,7 Milliarden Euro mehr als verdreifacht. ..
"Die Lohndrückerei muss ein Ende haben"
Wirtschaftsforscher Gustav Horn fordert Einkommenserhöhung zur Belebung der Binnennachfrage
...Die Arbeitgeberverbände warnen: Höhere Löhne treiben Firmen ins Ausland, führen zu geringeren Kapitalrenditen und damit zu Arbeitsplatzabbau. Ist das falsch?
Die Gewinnsituation der Unternehmen hat sich doch erheblich verbessert. Aber wo sind die Arbeitsplätze? An der schlechten Gewinnentwicklung kann es also nicht liegen, dass die Unternehmen nicht einstellen und nicht investieren.
Woran liegt es dann?
An den schlechten Absatz-Aussichten im Inland. Schauen Sie sich doch die laue Binnennachfrage an. Und die weltweite Konjunktur wird sich auch abschwächen. Es fehlt schlicht an Nachfrage.
Die Unternehmen selber klagen eher über zu hohe Löhne und Steuern und zu viel Regulierung in Deutschland. Kann man das einfach vom Tisch wischen?
Ja, das kann man. Die Lohnentwicklung ist im internationalen Vergleich nur sehr schwach, der Arbeitsmarkt ist flexibilisiert, und die Steuerquote, also was die Unternehmen dann tatsächlich an Steuern zahlen, ist nicht besonders hoch. Wir hatten außerdem bereits eine massive Senkung der Unternehmensteuern im Jahr 2000. Und wo sind die Investitionen der Unternehmen? Nein, es gibt derzeit keinen Bedarf an Steuersenkungen, schon allein wegen der Defizite der öffentlichen Finanzen. Wie sollten die Einnahmeausfälle des Fiskus denn kompensiert werden?
Durch eine Erhöhung der Mehrwertsteuer ...
... womit der private Verbrauch noch mehr belastet würde. Dabei muss der doch gestärkt werden.
...In Sachen Lohnzurückhaltung wird Deutschland weltweit nur von Japan übertroffen.
woelffchen schrieb:Noch was zu den Ich-AG´s :
Bei einem der größeren örtlichen Arbeitgeber wurde der Betriebselektriker entlassen. Man muß ja sparen, und irgendwie wurde er nicht benötigt. (???)
Jedenfalls hat er jetzt ne Ich-AG und arbeitet wieder für dieselbe Firma – halt nur stundenweise und für weniger Geld. OK- Selbstständig ist nichts schlechtes, vor allem arbeitet man für sich und nicht für den Chef im Porsche.
Aber seine Arbeitsstelle wurde einfach gestrichen, um ihn später wieder zu beschäftigen. Das ist in meinen Augen absurd.
Vor allem, wenn jetzt 10 Elektriker gekündigt werden, jeder macht ne Ich-AG auf, gibt es für die schon bestehenden Firmen 10 neue Konkurrenten, die sich alle im Preis unterbieten werden, und dann wohl auch
nur mehr schlecht als recht um die Runden kommen.