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Konsens oder Konflikt?

rola

Meister vom Königlichen Gewölbe
2. September 2011
1.462
Sehr faszinierend finde ich den theoretischen Ansatz im Taoismus, wo immer zwei entgegensätzliche Dinge miteinander ringen. Doch der scheinbar unterlegende Part gewinnt schließlich. Das Weiche bezwingt das Harte, wie etwas das Wasser über viele Jahre den harten Stein auflöst.
Was heißt das aber für die menschliche Gemeinschaft? Siegt das Gute? Setzt sich im Laufe der Zeit eine Staatsform durch, die das Wohl aller im Blick hat. Können menschliche Gemeinschaften Konflikte überwinden? Ist es vielleicht wie im Laufe eines Menschenalters, wo der Mensch i.R das Harte, Egoistische in sich überwindet und altersweise wird. Wie ist die Natur des Menschen? Neigt er zu Konflikten, um seine Interessen durchzusetzen oder bevorzugt er als soziales Wesen den Konsens?

1. Marx: erst Konflikt-, dann Konsensansatz
Marx wollte die Menschheit von Ausbeutung befreien, eine Gemeinschaft freier Menschen (Konsens). Weg zu diesem Ziel war aber ein harter Konfliktansatz, die Bekämpfung des Feindes „Bourgeoisie“. Das „Umzwitchen“ von Konflikt/Kampf auf Konsens gelang nicht wirklich (die "Diktatur des Proletariats" hatte weiter ihr altes Feindbild).

2. Wie sieht es beim großen Thema „Ethnien“ aus?

a) der Konfliktansatz

Samuel P. Huntington schrieb Anfang der 90er Jahre ein interessantes Buch „Kampf der Kulturen“ Es gibt demnach verschiedene Kulturkreise. An den Bruchlinien dieser finden unweigerlich Konflikte statt. Insbesondere zwischen europäischem und islamischem Kulturkreis: Koservo, Bergkarabach, Bosnien, ... Wie sieht es heute in diesen Gebieten 20 Jahre danach? Konflikte wurden entschärft, aber es fanden Vertreibungen statt, die zu ethisch reinen Gebieten führten.
Israel setzt auch mehr auf „Trennung“, baut ein Grenzzaun gegenüber dem Westjordanland. Auch die USA hat so einen zu Mexiko. Ist das die Lösung?: Begrenzung von Einwanderung, um schlimmere Konflikte zu verhindern. Trennung der Ethnien.

b) der Konsensansatz, kurz mit "Multikulti" umschrieben. Alle Menschen, unabhängig von ihrerHerkunft leben friedlich miteinander, etc. Wunderbar von der Theorie ...
Aber birgt dieser Ansatz nicht noch mehr Konfliktpotenzial, weil versteckte "Schwellfeuer" eben nicht als solche erkannt werden. Ist der Mulitkulti-Ansatz noch realistisch, weil "Multikulti" das stumme Nebeneinanderherleben von Menschen ignoriert , die sich nichts zu sagen haben?
Vollintegration … Toleranz ... Akzeptanz … Dulden …Gewaltausbrüche … Töten? 6 Schritte einer Spirale nach unten (Zwischen benachtbarten "Schritten" liegt gar nicht viel Spanne.)

In Gebieten mit wachsender Bevölkerung und/oder sozial-ökonomischen Problemen neigen viele Leute dazu diese Gebiete zu verlassen (die friedliche deutsche Ostexpansion um 1100/1200, die Massenauswanderung nach Amerika im 19. Jahrhundert). Heute: Europas Einwohner stagnieren, die südlichen und östlichen Mittelmeeranrainer explodieren von der Einwohnerzahl her. Überschwemmen diese irgendwann einmal Europa und bilden Inseln der Nichtintegration?
Ab einem gewissen Schwellenwert von Ausländeranteil beginnt die Stimmung in den Stadtvierteln zu kippen, Deutsche ziehen weg. Wie heute schon in Berlin-Kreuzberg. Ich habe ein wenig Angst, dass die unterschwellige Ausländerfeindlichkeit insbesondere gegenüber unseren islamischen Mitbürgern offen aufbricht und sich auch auf der anderen Seite die Fronten verhärten.
 

Bona-Dea

Gesperrter Benutzer
3. August 2010
5.616
AW: Konsens oder Konflikt?

Hallo rola.
Eine offene Aussprache ist besser als ein unterschwelliger Konflikt, der Ausländeranteil besonders der türkischen Muslime ist eben ziemlich hoch hier.
http://de.statista.com/statistik/da...auslaender-in-deutschland-nach-herkunftsland/
Natürlich haben sich daraus auch bestimmte Probleme und Konflikte ergeben, aber die kann man nicht unter den Teppich kehren, die meisten leben gerne hier und versuchen sich zu integrieren und den anderen sollte bewußt sein, dass alle Länder ihre "Regeln" haben und wenn man dort leben will muß man sich wenigsten einigermassen anpassen.

Aber die scheinbar im Moment noch unüberwindbare Hürde sind eindeutig die Menschenrechte, hier prallen zwei völlig verschiedenen Kulturen aufeinander, aber auch im Islam werden immer mehr kritische Stimmen laut, die diese Hürde überwinden möchten.


Der Politikwissenschaftler muslimischen Glaubens Bassam Tibi prägte 1992 den Begriff Euroislam und fordert die Prinzipien des Islam mit den Werten der europäischen Kultur und Aufklärung zu vereinbaren. Tibi verlangt vom Islam die endgültige Abkehr von der Scharia und vom Dschihad.

Islamkritik
 

beast

Moderator
Teammitglied
23. Februar 2009
5.806
AW: Konsens oder Konflikt?

Hallo rola.
Eine offene Aussprache ist besser als ein unterschwelliger Konflikt, der Ausländeranteil besonders der türkischen Muslime ist eben ziemlich hoch hier.
• Ausländer in Deutschland nach Herkunftsland 2011 | Statistik

Auch wenn es schmerzt, aber ich lese dort nur etwas von Türken und keineswegs etwas von deren Glaubens-Bekenntnis...

Aber wenn ich dort etwas überlesen haben sollte, gib bitte Laut... :flora:
 

Adept

Erlauchter Auserwählter der Fünfzehn
11. Dezember 2010
1.009
AW: Konsens oder Konflikt?

Über das Böse?
Wenn ich jetzt von meinem Glauben ausgehe dann nein, also nicht auf der Erde.
Der Mensch braucht das Böse um das Gute, vorallem in sich selbst, überhaupt erst zu erkennen.

Kein politisches System wird das zum Glück je ändern.
Aber falls es doch mal so kommen sollte bedeutet es das Ende zur Selbsterkenntnis.
Kein gut und böse = keine Erkenntnis = kein spirituelles Wachstum... Stagnation und wir wären für immer hier gefangen.
Das wäre dann wirklich das land of the living dead, wo es keinen freien Willen mehr gibt.:honk:
 

rola

Meister vom Königlichen Gewölbe
2. September 2011
1.462
AW: Konsens oder Konflikt?

@Bona-Dea Der Euroislam könnte eine Lösung sein für einen erneuerten Islam, von Europa ausgehend auf die islamische Welt übergreifend. Das wäre stark zu wünschen. Und eigentlich ist der Euroislam fast Voraussetzung für eine sinnvolle Integration der Muslime in Deutschland. Die übergroße Anzahl der Muslime (ca. 80%) will sich integrieren, aber auch diese Äußerungen:
Fast die Hälfte der befragten Türken in Deutschland (46 Prozent) wünscht sich, dass in Deutschland irgendwann mehr Muslime als Christen wohnen. Für 72 Prozent ist der Islam die einzig wahre Religion. Mehr als die Hälfte der Interviewten stimmt auch der Aussage zu: „Ich bin am liebsten mit Türken zusammen“. Studie - Weniger Türken empfinden Heimatgefühl für Deutschland - Deutschland - Politik - Hamburger Abendblatt
Eine andere Studie aus 2011, die leider einen Integrationsrückschritt gegen früheren Studien verzeichnet: „Du bist so durcheinander zwischen den Welten.“ Junge Muslime in Deutschland: Integration und Radikalisierung.
Sowohl in der Gruppe der deutschen Muslime als auch in der der nichtdeutschen Muslime lässt sich eine Subgruppe identifizieren, die als „streng Religiöse mit starken Abneigungen gegenüber dem Westen, tendenzieller Gewaltakzeptanz und ohne Integrationstendenz“ bezeichnet werden kann. Diese Subgruppe umfasst in der Teilstichprobe der deutschen Muslime ca. 15 % und in der Gruppe der nichtdeutschen Muslime ca. 24 %. Mögliche Erklärungen bzw. Ursachen für diese potenziellen Radikalisierungstendenzen liegen vor allem im Ausmaß der „traditionellen Religiosität“ ... BMI - Aktuelles & Presse -Kurzzusammenfassung der Studie "Lebenswelten junger Muslime in Deutschland"
Ingesamt bin ich kein Optimist, die Konflikte werden sich verschärfen, auch angesichts der unterschiedlichen Fruchtbarkeitsraten bei Deutschen und Türken.
--------------
Adept schrieb:
Der Mensch braucht das Böse um das Gute, vor allem in sich selbst, überhaupt erst zu erkennen.
Hierin liegt tiefe Weisheit. Man könnte aber nun schlussfolgern, das "Böse" ist primär, war zuerst da.
Kommt das Böse irgendwann wieder zum Ausbruch, in Krisensituationen (persönlich oder auch gesellschaftlich)?
 

dtrainer

Wiedergänger
17. Dezember 2008
10.562
AW: Konsens oder Konflikt?

Die meisten Christen halten ihre Religion auch für besser als den Islam.
Das liegt fast immer an purer Unkenntnis...auf beiden Seiten.
 

rola

Meister vom Königlichen Gewölbe
2. September 2011
1.462
AW: Konsens oder Konflikt?

Genau das ist es doch, gegenseitiges Missverstehen ist die erste Stufe zum Konflikt, der eskalatieren kann.
 

Adept

Erlauchter Auserwählter der Fünfzehn
11. Dezember 2010
1.009
AW: Konsens oder Konflikt?

Eine andere Studie aus 2011, die leider einen Integrationsrückschritt gegen früheren Studien verzeichnet: „Du bist so durcheinander zwischen den Welten.“

Meine Beobachtung ist das die Türken in Deutschland nicht wirklich akzeptiert werden, es gibt ne menge unterschwelligen Rassismus.
Tendenz steigend.
Von daher kann ich es verstehen das sie sich zurückziehen und ihren Halt in gewissen Communities suchen, auch in den Religiösen.
In den Glaubenswelten ist die Welt doch recht einfach, fast schon friedlich und hat klare Regeln.
In der realen, ich sage mal Europäischen-Welt, ist alles viel zu verwirrend und verpasst einen Existenzängste.
Dieser Rückzug in die Religiosität hat was von "Fuck the System"

Man könnte aber nun schlussfolgern, das "Böse" ist primär, war zuerst da.
Kommt das Böse irgendwann wieder zum Ausbruch, in Krisensituationen (persönlich oder auch gesellschaftlich)?
Hmm, man sagt ja Dunkelheit ist die Abwesenheit von Licht, dann müßten in Krisensituationen....hmm rola, ich mag gerade nicht über ein dunkles Zeitalter nachdenken.:oops:

lg
 

Ehemaliger_User

Beatus ille, qui procul negotiis.
10. April 2002
29.057
AW: Konsens oder Konflikt?

Sollte nicht jeder erst einmal seine eigenen "Inneren-Konflikte"
überwinden und mit sich selbst einen Konsens erarbeiten, wie
sie/er in dieser Welt/Gesellschaft leben möchte.

Ein "Kampf der Kulturen" ist immer ein Wettstreit und bringt
keinen Sieger hervor, sondern nur Verlierer.
Jede Kultur hat je nach Blickwinkel possitive/negative
Elemente. Sich erst einmal die "Sache" anschauen/auseinander
setzen, bevor diese im Vorraus abgelehnt wird.
Teile der possitiven/negativen Elemente sollten in die eigene
Kultur einfließen, wobei die "negativen" Elemente
hauptsächlich die Strafen in der jeweiligen Rechtssprechung
sind.
 

Adept

Erlauchter Auserwählter der Fünfzehn
11. Dezember 2010
1.009
AW: Konsens oder Konflikt?

Ein "Kampf der Kulturen" ist immer ein Wettstreit und bringt
keinen Sieger hervor, sondern nur Verlierer.
Du kennst doch bestimmt den Film "Wargames".
Ich möchte mal etwas daraus zitieren, das Fazit in Kurzform welches fast schon taoistisch daherkommt.
David Lightman: [typing] What is the primary goal?
Joshua: To win the game.

David Lightman: [to Joshua] Come on. Learn, goddammit.

Joshua: A strange game. The only winning move is not to play.
WarGames (1983) - Memorable quotes

Interessant ist auch die Namensgebung, Joshua und Lightman. ;)
 

a-roy

Mensch
22. Oktober 2007
11.473
AW: Konsens oder Konflikt?

High, friends
ich bin in Delmenhorst aufgewachsen + da war der Umgang mit Türken für mich normal, Religion war nie ein Thema, eher der Austausch der Kulturen.
Im Laufe der Zeit bin ich viel rum gekommen + habe fest gestellt, dass es überall Arschlöcher gibt.
ich denke, dass dieser 'unterschwellige Hass' gegen Türken/Muslims daher rührt, dass diese Menschen, wenn sie denn in den Medien erwähnt werden, meistens negative Schlagzeilen bekommen.
Ansonsten unterstelle ich den Deutschen eine Fremdenangst, die recht schnell in Feindlichkeit ausschlagen kann.
 

Bona-Dea

Gesperrter Benutzer
3. August 2010
5.616
AW: Konsens oder Konflikt?

Hallo a-roy;
ich bin in Delmenhorst aufgewachsen + da war der Umgang mit Türken für mich normal, Religion war nie ein Thema, eher der Austausch der Kulturen.
Der sah bei uns so aus, dass einem auf offener Straße Geld für Sex von Türken angeboten wurde, frei nach dem Motto sind eh alles Nutten

Im Laufe der Zeit bin ich viel rum gekommen + habe fest gestellt, dass es überall Arschlöcher gibt.
ich denke, dass dieser 'unterschwellige Hass' gegen Türken/Muslims daher rührt, dass diese Menschen, wenn sie denn in den Medien erwähnt werden, meistens negative Schlagzeilen bekommen.
Ansonsten unterstelle ich den Deutschen eine Fremdenangst, die recht schnell in Feindlichkeit ausschlagen kann.

Ich würde sagen jedes Land hat Angst vor anderen Kulturen, besonders wenn die eigene Kultur von diesen Gruppen geächtet wird, oder sich stark von der eigenen unterscheidet, man denke mal daran wie "Christen" in der Türkei behandelt werden.

Die öffentliche Ablehnung von Minaretten ist in der Schweiz ein relativ neues Phänomen. Als Anfang der 1960er-Jahre die Mahmud-Moschee der Ahmadiyya gebaut wurde, gab es kaum Kritik.[4]

Kontroversen um den Bau von Moscheen mit Minaretten gibt es heute in anderen Ländern Europas, wo über islamische Symbole im öffentlichen Raum debattiert wird.

Schweizer Minarettstreit

Rassismus in den USA: Wer dunkler ist als eine Papiertüte, gehört nicht dazu - Nachrichten Politik - Ausland - WELT ONLINE

Rassismus in Frankreich

Tod den Juden: Arabischer Antisemitismus
 

Ehemaliger_User

Beatus ille, qui procul negotiis.
10. April 2002
29.057
AW: Konsens oder Konflikt?

@adept
selbst verständlich kenne ich "war-games".
und denn größten sieg erringt man wenn man erst garn nicht kämpft.

@a-roy
"fremdenangst" - auch angst vor veränderung.
komisch ist nur das gerade das so fremden-feindliche deutschland
Tourismus-Weltmeister ist und je weiter weg und fremder - umso
interessanter.

...wie "Christen" in der Türkei ...
@bona-dea
abgesehen von den großstädten kann das durch aus sein
- sind dann irgendwie doch in ihrem Verhalten typisch deutsch -
 

rola

Meister vom Königlichen Gewölbe
2. September 2011
1.462
AW: Konsens oder Konflikt?

adept schrieb:
Hmm,man sagt ja Dunkelheit ist die Abwesenheit von Licht, dann müßten in Krisensituationen.... hmm rola, ich mag gerade nicht über ein dunkles Zeitalter nachdenken.
Ich denke, in der Krise kämpfen zwei Gegenspieler gegeneinander. Wenn der schlechte Part gewinnen sollte bricht zwar erst mal ein dunkles Zeitalter an, aber das Gute gewinnt doch (allerdings später) und ist dann stärker als je zuvor.

Apropos dunkles Zeitalter, ich spiel mal etwas dialektisch oder taoistisch mit verschiedenen "Schattierungen": Nun ja, die DDR sah sich als "Licht". Wir wissen: eine Fehlwahrnehmung. Unsere jetzige Gesellschaft strahlt da schon mehr das Licht der Freiheit aus. Freiheit für die die genug Geld haben (durch Glück, durch eigenen Fleiß), für den Rest gibt es diese Lichtblicke selten: der Alltag ist grau.
Wenn nicht folgender Nachsatz wäre: Die innere Sicht zu den Dingen kann einen grauen Alltag, auch erhellen, wie ja auch almende meint:
almende schrieb:
Sollte nicht jeder erst einmal seine eigenen "Inneren-Konflikte"
überwinden und mit sich selbst einen Konsens erarbeiten, wie sie/erin dieser Welt/Gesellschaft leben möchte.

Thema: Fremdenfeindlichkeit.
Wir glorifizieren oft die altgriechische Polis als Hort der Demokratie. Aber selbst die Leute der benachbarten Stadt (Polis) galten als Fremde ohne Rechte. Viele Völker haben sich aber irgendwann „zusammengerauft" und Nationen gebildet.
Sehr schwierig auch bei den einzelnen Konfessionen, gerade in Deutschland. Lutheraner und Katholiken galten lange als spinnefeind. Kaiser Karl V. hat im 16. Jh. seine Kräfte im Religionskampf aufgerieben … 30jähriger Krieg … All das hat die staatliche Einheit des 1. Deutsches Reiches enorm aufgeweicht. Heute spielt der Konfessionskonflikt keine Rolle mehr, viele Bundesländer sind ethisch durchmischt.

Also gibt es doch eine gewisse Lernfähigkeit in der Menschheitsgeschichte. Dennoch meine ich, die Religionszugehörigkeit ist vielleicht der größte Spaltpilz unter Menschen. Womöglich, weil die Religionen tiefer gehen, Lebensstütze für Menschen sind.
Beim Konflikt Islam-Christentum fanden und finden m.E. immer die größten Konflikte statt. Aber natürlich auch zwischen Hindus und Moslems, was 1947 zur Teilung Britisch-Indiens führte. (Vermischung von Nationalismus und Religion). Liegt es doch an der Rückständigkeit des Islam, der noch keine Modernierung/Reform erfahren hat? (Positiv stimmt der Euroislam, von Bona-Dea ja erwähnt). Oder immer an gewissen „rückständigen“ Menschen auf beiden Seiten der Fronten?
 

ThomasausBerlin

Ritter Kadosch
14. Januar 2012
5.094
AW: Konsens oder Konflikt?

Tja - "von aussen betrachtet sind sich so manche Religionen näher als man gemeinhin denken mag....z.B. othodoxe Juden, evangelikale Freikirchen und traditioneller shiitischer Islam.... In ihrem Fanatismus sind sie sich "einig" - aber auch in der konsequenten Hinwendung zu Gott. Dumm nur, das Shiiten, Chassidim und Freikirchen immer was anderes unter Gott verstehen...

Die altgriechische Polis war der Geburtort der Demokratie; das ist schon richtig. Aber auch "die Demokratie" muss wachsen, reifen (ebenso wiie die Religionen...) und bis jetzt ist sie noch nicht erwachsen geworden (aber wenigstens reifer im Vergleich zum antiken Athen....).
 

rola

Meister vom Königlichen Gewölbe
2. September 2011
1.462
AW: Konsens oder Konflikt?

.. In ihrem Fanatismus sind sie sich "einig" - aber auch in der konsequenten Hinwendung zu Gott.
Anders im Taoismus. Konfliktvermeidungsstragegien werden dort vorbildlich beherrscht:

So waren die Siege der geschickten Krieger nicht für List und Tücke bekannt und wurden auch nicht für besondere Tapferkeit belohnt. Diese ideale Strategie, die es erlaubt zu siegen, ohne zu kämpfen,und das Maximum zu erreichen, indem man am wenigsten tut, trägt den charakteristischen Stempel des Taoismus, der alten Wissenstradition, aus der sowohl die Heilkunst als auch die Kampfkünste in China hervorgingen.

Gemäß der Kunst des Krieges ist der Meisterkrieger ebenfalls einer, der die Psychologie und die Mechanismen der Konflikts so genau kennt, dass er jeden Schritt des Gegners sofort durchschaut und fähig ist in exakter Übereinstimmung mit der jeweiligen Situation zu handeln, indem er sich von ihren natürlichen Strukturen mit einem Minimum an Aufwand tragen lässt.
Kampfkunst und Taoismus

Der Toaist benötigt viel Zeit und macht nur das Nötigste. "Dao, der Weg,ist ewiges Nichtstun und bleibt nichts ungetan." Rezept für unsere schnelllebige Zeit? z.T. ja.
- Probleme kann man lösen, wenn sie langfristig angepackt werden, auch wenn sie kurzfristig vielleicht nicht zum Ziel führen. Thema; Nachhaltigkeit. Bsp. Schuldenabbau oder zumindest keine Neuverschuldung mehr.
- Probleme einfach aussitzen, z.T. ja. d.h. keine übertriebene staatliche Förderung bei vermeintlichen "Kranken" (Wohnungsmarkt im Osten nach der Wende , Strukturhilfe für Spanien, Irland über Jahrzehnte), die dann zur Marktüberhitzung führt und das Gegenteil erreicht (Zusammenbruch der Immobilienpreise).

ThomasausBerlin schrieb:
Die altgriechische Polis war der Geburtort der Demokratie; das ist schon richtig. Aber auch "die Demokratie" muss wachsen, reifen (ebenso wiie die Religionen...) und bis jetzt ist sie noch nicht erwachsen geworden (aber wenigstens reifer im Vergleich zum antiken Athen....).
Die nötige Reife der Gesellschaft, gibt es sie überhaupt? Wir können uns mit der modersten Technik umgeben, um uns das Leben verbessert , aber führte uns das zur Reife?
"Ein "satter" Bauch" kämpft nicht gerne, er konsumiert. Wobei: Hier greift wieder die Psychologie: Wenn der jährliche Wohlstandszuwachs abflaut oder stagniert, wird das in den Köpfen als Rückschritt wahrgenommen. Der Frust wächst, wie heute in Deutschland.

Wo kommen wir her? -Fabrikarbeit im 19.Jahrhundert, modrige, kleine Kellerwohnungen, die zur Tuberkulose führten,etc.) Und doch: Marx würde sich wundern, das Bewusstsein der "Arbeiterklasse" ist NICHT gewachsen, es ist fast abhanden gekommen, wie die "Klasse" selbst (heute: Angestelle und Dienstleister). Schon im victorianischen England hat der Arbeiter lieber die Gewerkschaftsbewegung bevorzugt (Nicht Revolution, sondern Reformen).
Und heute, die Gewerkschaftsbewegung verliert an Masse und damit an Gewicht als Verhandlungspartner, schlimm im Osten Deutschlands ist der sehr niedrige gewerkschaftliche Organisationsgrad in manchen Branchen. Da gibt es keine Arbeitermacht mehr: "Alles Räder stehen still, wenn den starker Arm es will". Schon Lenin beklagte in seinen letzten Jahren das vorhandene "Menschenmaterial".
Fazit: All diese "zuviel Woller" werden irgendwann einmal (leicht/unterschwellig) "resignativ" und beklagen die mangelnde Reife der Gesellschaft. Mehr noch das erstebte Gesellschaftmodell kippt ins negative. Man will zuviel und erreicht das Gegenteil. Eine tief dialektische Wahrheit übrigens, eine Schlussfolgerung aus dialektsicher Lehre (Hegel, auch Taoismus.)

Folgerung: Jede Gesellschaft muss mit dem "Menschenmaterial" auskommen, die es eben hat. Da mag mancher zu optimistische Ansatz Makulatur werden, wahrscheinlich für alle Zeiten. Ich bin dennoch Optimist, sehe einen jahrtausenden Jahren alten Weg der Menschheit zum Besseren, der "Wolf" im Menschen kann eingedämmt werden. Freilich ist es ein ewiges Ringen um diese "Reife": Jede neue Generation baut auf den Erfahrungen der alten auf. Die Gesellschaft bildet das junge Individuum, trägt zu dessen Reife bei. Auch umgekehrt, es braucht Vorbilder, die die passive Masse aufrütteln und damit auch zur Reife der Gesellschaft beitragen.
"Reifen" heißt Ewiges Tun und ist ein Prozess. "Reife" ist das Endresultat, dass nur näherungsweise erreicht wird.
 
Zuletzt bearbeitet:

rola

Meister vom Königlichen Gewölbe
2. September 2011
1.462
AW: Konsens oder Konflikt?

Hier mal eine weitere Quelle für Dialektik: Friedrich Engels - Dialektik der Natur Engels sprudelt nur so vor Gedanken. Man kann sich im Werk unorthodox mit der Geisterwelt beschäftigen und lesen, dass selbst der wissenschaftliche Issac Newtoin auch der "Geisterklopperei" und "Geisterseherei" verfallen ist. Natürlich sind auch die dialektischen Grundgesetze drin:
das Gesetz des Umschlagens von Quantität in Qualität und umgekehrt;
das Gesetz von der Durchdringung der Gegensätze;
das Gesetz von der Negation der Negation.
Das beste Bsp. für das 1. Gesetz ist die Veränderung des Aggregatzustands von Eis, wenn wir es kontinuierlich erwärmen: Wir finden das Bsp. schon bei Hegel. Was ich so spannend finde, es findet bei der Erwärmung ein Spiel zwischen verschiedenen Größen (Tempatur, Wärme und Aggregatzustand) statt, zwischen evolutionären und revolutionären Prozessen.

1. Aggregatzustand fest, die Eistemperatur steigt aber kontinuierlich = evolut. Prozess
2. die Eisschmelze , die Temperatur liegt trotz Wärmezufuhr konstant bei 0 Grad = revolut. Prozess
3. Aggregatzustand flüssig, die Wassertemperatur steigt kontinuierlich =evolut. Prozess
4. Wasser tritt in den gasförmigen Zustand über, Temperatur konstant bei ca. 100 Grad = revolut. Prozess
5. Der Wasserdampf kann weiter erhitzt werden, die Temper. steigt =evolut. Prozess
Wir finden alles vor: einen Konflikt (die Teilchen bewegen sich immer schneller), den Kampf und die Konfliktlösung:
der alte Gefüge bricht auseinander, es bildet sich ein neuer Aggregatzustand heraus.
Besonders interessant ist, dass es im revolutionären Prozess eine Größe findet, die konstant bleibt (die Temperatur), beim evolutionären Prozess steigt diese stetig.

Man könnte diesen Prozess auch auf gesellschaftl. Prozess anwenden. Man hat dieses Konzept im Realsozialismus ideologisch entstellt, aber die Dialektik von Hegel/Marx/Engels begründet interessanterweise das Scheitern des Modells. Triebkräfte der Entwicklung sind Widersprüche und wenn diese zu groß werden, muss es einen revolutionären Prozess geben.
Wir kann verschiedene Wortpaare gegenüberstellen: "Evolution oder Revolution", "Kontinuität und Diskontinuität", "Stetigkeit und Unstetigkeit". Wichtig ist: Wenn wir Konflikte zwischen zwei Parteien nicht lösen können sich diese so aufschaukeln, dass es zum "Knall" führt.
Z.B Koservoproblem und Serbien. Weitestgehende Autonomie im Staatsverband Serbien wäre die Konsenslösung gewesen in den 90er Jahren gewesen. Je nach Sichtweise ein halbvolles oder halbleeres Glas.
Es kam aber zum "Knall". Erst vertrieben die Serbien faktisch vollständig die Koservo-Albaner. Praktisch eine 100%/0%-Lösung. Dann kehrten diese durch den natoschutz zurück, nun waren die Serbien in Koervo bedroht, ein fast vollständiges Kippen der Situation, wenn nicht KFOR wäre ...
 

ThomasausBerlin

Ritter Kadosch
14. Januar 2012
5.094
AW: Konsens oder Konflikt?

...dumm nur, dass die "Qualität" des Wassermoleküls unabhängig vom Aggregatzustand ist.....:D
 

rola

Meister vom Königlichen Gewölbe
2. September 2011
1.462
AW: Konsens oder Konflikt?

Du siehst, wie dehnbar Sprache ist. Alles ist eine Frage der Sichtweise (Praktiker, Philosoph) und mit welchen Lupen (Mikrokosmos) bzw. Ferngläsern (Makrokosmos) wir blicken. - Naja, der alte Hegel hatte mit Qualität schon die "Wesenseigenschaft" Aggregatzustand gemeint. Anders als der Wasserwerker, der mit Qualität eher eine quantitative Eigenschaft (Schadstoffanteil im Wasser) bezeichnet.

Was passiert beim Wechsel des Aggregatzustands? - Es ändert sich die Bindungart der Wassermoleküle, von fest (Eis), auf mittel (Wasser) bis lose (Wasserdampf). Bei dem von dir angesprochenen "Wassermolekül" kann man wieder dialektisch philosophieren bzgl seiner Erschaffung und Zerstörung:
1. Stufe: einzelne Atome Wasserstoff, Sauerstoff (unverbundene Atome, elektrisch neutral/ungeladen)
2. Stufe Negation: Knallgasreaktion, Wasserstoff und Sauerstoff wird zu Wasser verbunden.
3. Stufe: Negation der Negation (Die 1. Stufe wird wiederholt, aber anders, auf höherem "Niveau".)
Im Plasmazustand wird Wasser wieder zerlegt, aber anders als bei Stufe 1, nun in einzelne geladene Ionen
 

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