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Moderne Psychiatrie in Deutschland

sublogix

Geselle
5. Januar 2003
12
ein kleiner erlebnisbericht aus der psychiatrie:

im rahmen meiner krankenpflegeausbildung musste ich auch einen 8 wöchigen 'psychiatrie einsatz' machen.
"krisenintervention für akut- und langzeitbereich, halbgeschlossene abteilung" nannte sich das ganze.
wow, wie interessant, endlich mal die richtigen hardcore-irren sehen, und vielleicht kann ich ihnen ja helfen, mann, wie toll kann man da mit den patienten arbeiten und ähnlich bescheuertes zeug dachte ich so in meinem jugendlichen eifer.
als erstes bekam ich einen haufen schlüssel mit unglaublichen vielen ermahnungen, diesen auch ja zu benutzen, nirgendwo liegen zu lassen und ihn überhaupt niemandem auszuhändigen. 'halbgeschlossen' bedeutet nämlich abgeschlossene türen, die für bestimmte leute zu bleiben, für die anderen auf- und hinter ihnen wieder abgeschlossen werden.
das hatte dann zur folge, dass ich innerhalb einer woche überall alles abschloss und ich seitdem meinen schlüssel nirgendwo mehr vergesse.
die station hatte, dank des alten gebäudes (die anlage ist 100 jahre alt, ungefähr) tatsächlich noch den 'kuckucksnest"-charme, mit beruhigungzimmer und der forensichen jugenpsychiatrie -klinik-intern 'jurassic parc' genannt- als nachbar.
die patienten waren nicht nett, innerhalb kürzester zeit wurde mir gesagt, ich sei eine verkommen hure, ich habe einen tumor im bauch, eine gabel wurde auf mich gerichtet und alle wollten meine zigaretten.
das personal, das in gemütlicher runde entspannt kaffee trank und nett plauderte, sagte mir, derartige äusserungen gehören manchmal zu den krankheitsbildern, wenn sie ' richtig eingestellt seien, würden sie ganz gut laufen'. ach ja, akut...psychopharmaka. heil und segen für die geplagte seele, die stimmen schweigen und so.
ehrlich gesagt ging mir der arsch auf grundeis.
ich habe noch nie tagelang mit einer kaffeetasse in der hand versucht mich zu weigern oder zu drücken, einen raum zu verlassen, ich konnte schnell wie kein anderer zur küche spurten, in der ich stundenlang immer neue quarknachtischkreationen zauberte, unendlich lang eine spülmaschine ausräumte, unterstützt von einer nicht ganz so kranken frau, die fortwährend mit 'dem baron' plauderte, was ich allerdings zuerst nicht begriff, denn stell dir vor: jemand steht neben dir und spricht während ihr zusammen arbeitet, du gibst auch antwort, wirst dann aber jedesmal darauf hingewiesen, dass du gar nicht gemeint bist. bist du dann gemeint, merkst du es nicht.
es war sehr laut dort, denn es waren ja viel mehr leute anwesend als man sehen konnte, sehr wohl aber spüren, und selbst der heizkörper stellte einen unheimlich interessanten gesprächspartner für einen der menschen dar.
viele der patienten sassen den ganzen tag im aufenthaltsraum, plauderten, rauchten und warteten auf die nächste mahlzeit. manche von ihnen taten das bereits seit 20 jahren, einige wenige waren erst seit kurzem dabei. hauptgesprächthemen waren medikamente, kaffee, zigaretten. das personal riet mir, wenn ich nichts zu tun habe mich dazuzusetzen, zu plaudern, kaffee zu trinken, die sind gar nicht so schlimm. ich setzte mich also dazu und redete mit einem ehemaligen ingenieur, der früher, 'bevor ich meine psychose hatte' kernkraftwerke gebaut hat, einem ehemaligen mathematiker, der den teufel in einem kind gesehen hatte und dann trat, einem jungen mädchen, die schon mit 18 eine sogenannte psychiatriekarriere aufgrund mehrer gewalttaten gegen sich und andere hinter sich hatte und diversen anderen menschen, die aber oft schon so weit weg waren, das man durch die stimme von jehova, der heizung oder sonstwem gar nicht mehr durchkam.
einmal in der woche gab es bt. beschäftigungstherapie. eine frau (die therapeutin) brachte buntstifte und aus malbüchern für kinder fotokopierte seiten mit, setzte sich in einen raum und wartete. es kam manchmal jemand, und ihre stelle sollte ja sowieso gestrichen werden, wie sie mir erzählte.
manchmal bin ich auch mit einigen 'fitteren' patienten zum spar gegangen, einmal ist mir einer abgehauen. ich wurde jedoch beruhigt, sowohl von den patienten, die mich begleiteten als auch vom pflegepersonal, das mir, entspannt kaffetrinken und plaudernd, versicherte, das sei nicht schlimm, ich soll mich mal nicht verrückt machen, der macht das immer, den kennen wir, morgen kommt der wieder. was sich dann auch als wahr heraustellte.
so vergingen die 8 wochen wie im flug, ich habe vieles gelernt (quarknachtisch für 25 personen, die stimmen sind real), eine menge dinge gesehen, gehört, wie ein mensch 24h am stück schreien kann, während er in der fixierung liegt, zigtausend zigaretten geraucht, noch mehr kaffee getrunken und war froh das mein damaliges auto viel ps hatte, damit ich mich noch ein bisschen nach dienstende austoben konnte.

wie gesagt, es ist ein erlebnisbericht. also total subjektiv. und ich war jung. aber es war krass.
 

Don

Großer Auserwählter
10. April 2002
1.692
Treffer versenkt.

Das nenne ich mal einen Tatsachenbericht! Das ist die Sicht eines Praktikanten, der nicht den leidigen Papierkram noch dazu führen muß.

Vielleicht können jetzt die einen oder anderen verstehen warum so mancher Pfleger oder Arzt irgendwann einen "Burn-out" erleidet!


mfg Don
 

Giacomo_S

Prinz der Gnade
13. August 2003
4.327
Hallo Moppel und ihr anderen,

erstmal vielen Dank für das interessante Thema. Es wirklich mal Zeit, daß das mal aufgerollt wird.

Ich selbst bin ein "Betroffener". Dieses Jahr habe ich mich nämlich in eine psychisch kranke Frau verliebt.
Wir haben uns zufällig kennengelernt, ich nenne sie hier mal Silvia ( nicht ihr wirkliche Name ). Als ich Silvia kennenlernte, kam sie mir etwas exzentrisch vor, aufgedreht, aber genau das gefiel mir. Zunächst war's wohl für mich nur so ein one-night-stand. Dann plötzlich war Funkstille, ich habe nur noch auf dei Mailbox gequakt.
Aber ich konnte sie auch nicht vergessen, blieb also dran. 10 Tage später rief sie mich an. Man hatte sie in die Geschlossene Psychiatrie gebracht, Diagnose: Manie.

( Hier ein kleiner Einschub für die, die nicht wissen, was damit gemeint ist. Üblicherweise geht die Manie immer mit Depression zusammen, daher nennt man die Krankheit die Manisch-Depressive Krankheit. Seltener sind reine Fälle von Manie. So ist's bei Silvia.
Der Maniker ist energiegeladen, hat ein vermindertes Schlafbedürfnis - max. 6 Stunden, meistens weniger - und eine gesteigerte Libido. Der Grundzustand ist äußerst positiv, eine Hochstimmung, die als sehr angenehm empfunden wird. Typisch ist die fehlende Krankheitseinsicht, daher ist die Manie, obwohl leicht diagnostizierbar schwierig zu behandeln, solange der Kranke nicht einsieht, daß er überhaupt krank ist.
Typische Folgen sind aberwitzige Pläne und Aktionen, bei vielen mit großen Geldausgaben oder Verschuldung verbunden. Geprägt von einer wahrhaft ansteckenden Heiterkeit, haben Maniker häufig eine unglaubliche Überzeugungskraft, mieten ganze Konzertsäale oder fahren mit dem gekauften Rolls Royce vor. Haben sie diese Ziele dann ereeicht, interessiert sie das nicht mehr. Viele Aktionen werden angefangen, aber nichts wird beendet.
Über die Ursachen der MD ist wenig bekannt. Es ist eher eine Krankheit im "neurologischen" Sinn, als denn im "psychischen". Um das mal bildlich zu nennen führen Hardwareprobleme zu Softwarestörungen, es handelt sich nicht um ein reines Softwareproblem. Vermutet werden Stoffwechselstörungen, aber auch eine Vireninfektion ist immer wieder im Gespräch oder auch genetische Gründe. MD ist gar nicht so selten. Man schätzt, das ca. 1% der Bevölkerung diese Krankheit haben. )

Was sollte ich also tun ?
Es wäre ein leichtes für mich gewesen, die Verbindung sofort zu beenden, Argumente hätte man schon finden können, wie "viel Arbeit" oder "kennen uns doch gar nicht". Aber ich wollte und konnte sie nicht einfach im Stich lassen. "Wenigstens verschaffst Du Dir Dein eigenes Bild", habe ich mir dann gedacht. Die Klinik liegt auf dem Land, am Wochende bin ich dann hinausgefahren.
Dann jedes Wochende, immer wieder.
So habe ich dann kennengelernt, wie Psychiatrie ist, mir Informationen - hauptsächlich übers Internet - verschafft, ja seitdem diskutiere ich hin- und wieder in einem Forum ähnlich wie diesem: Nur eben für MDs und ihre Angehörigen.
Silvia wird medikamentiert - "eingestellt" - aber man darf sich das nicht so vorstellen, daß die Medikamente so dämpfend wirken wie eine LMAA-Pille.
Mittlerweile ist sie übrigens, nach einer Periode Tagesklinik, wo sie nur tagsüber dort sein mußte, wieder entlassen worden. Sie wird sich aller Voraussicht aber darauf einstellen müssen, ihr Leben lang Medikamente nehmen zu müssen. Aber sie bekommt das bewundernswert gut hin.

Über die o.g. Situation bin ich zum ersten Mal näher mit der Psychiatrie in Kontakt gekommen. Da ich selbst - allerdings nur in Abständen von Jahren - epileptische Anfälle, Grand Mals bekomme, kann ich vieles nachvollziehen: Die gesellschaftliche Ächtung neurologischer oder psychischer Krankheiten, die Ausgrenzung, die Angst vor Kontrollverlust.

Unsere Gesellschaft und insbesondere die Arbeitswelt fordert mehr denn je, daß Menschen effizient funktionieren wie die Roboter; für Auslaufmodelle ist da kein Platz. Dennoch ist, gerade in den letzten Jahren, unserer Wirtschaftsleben geradezu das Paradebeispiel manisch-depressiven Verhaltens: Erst im manischen Schub die aberwitzigsten Projekte hochziehen ( Internetblase ), dann in der Depression ( Wirtschaftskrise ) ohne Antrieb. Es gibt gute Gründe, den MD nur als das Brennglas unserer Gesellschaft anzusehen, der das nur in sich aufkonzentriert, was um ihn herum schon längst im großen Maßstab passiert.

Das "Hotel zur lockeren Schraube" ( Patienten - Eigenbezeichnung ), jedenfalls das, was ich gesehen habe, würde mich selbst allerdings in den Wahnsinn treiben. Nicht wegen der Patienten, aber wegen der Atmosphäre. Es ist zwar weit von Jack Nicholson's Kuckucksnest entfernt, aber dieser "Geruch" aus Moral, Desinfektionsmitteln und "Bübchen" - Körperlotion der Schwestern macht mich fertig.
Das Krankenhaus als solches, da macht die Psychiatrie keine Ausnahme, ist eine Erfindung christlichem Gedankenguts und diese Moral vertritt das Krankenhaus auch. Das Krankenhaus befriedigt alle physischen Bedürfnisse des Körpers - außer der Sexualität. Die ist nicht nur ausgeklammert, sondern schamhaft geächtet wie damals als Jugendliche in der CVJM Teestube.
Im Rahmen der Therapie werden die Patienten in Listen gepunktet, wer negative Einträge bekommt, bleibt länger drin. Gründe für negative Bewertungen entstehen durch unerwünschtes Verhalten, aber auch dadurch, daß die Patienten in den Gesprächstherapien Aussagen machen, die nach klassischer Lehrmeinung als "typisch" für die Erkrankung angesehen werden. Es ist eben noch keine Besserung erfolgt, deshalb muß der Patient länger bleiben. Mal ganz abgeshen davon, daß unter anderen Umständen das ganz harmlose Statements wären, lernen die Patienten, das zu sagen, was man von ihnen hören will. Gut, vielleicht ist das auch eine Therapie, denn unsere Gesellschaft funktioniert im Grunde ja auch nicht anders.

Die Klinik liegt sehr ländlich, meistens sind wir im Garten spazieren gegangen wenn ich sie besucht habe. Nebenan eine verwilderte Wiese mit hohem Gras und Büschen, da hatte ich mir eine Stelle ausgesucht, die konnte man vom Krankenhaus nicht einsehen. Prompt sagt Silvia, kaum daß ich sie begrüßt habe, "ich habe heute irgendwie keine Lust auf den Garten". Ich sage: "Ich habe mir da so eine nette Stelle ausgesucht", wir gehen hin. Leider haben mich dort die Pferdebremsen in den Hintern gestochen. Als ich sie am Abend auf die Station zurück gebracht habe, war Silvia viel ruhiger. Hätte man es mitbekommen....au weia, das wäre aber schlecht für die Punkteliste gewesen, gleich 2 Wochen länger dafür. Schließlich ist sie krank, wie kann man nur...Und ich wäre auch nicht gut dabei weggekommen. Das der sich nicht schämt, nutzt die Krankheit einer Frau für seine niederen Triebe aus....

Über die Besuche habe ich auch andere Patienten kennengelernt. Mit der Zeit fragt man sich, wer denn eigentlich die Verrückten sind. Die drinnen, die manchmal das getan haben was wir auch gern täten, uns nur nicht trauen oder die draußen, deren Verrücktheiten nicht dadurch besser werden, daß sie gesellschaftlich akzeptiert werden oder zum Funktionieren des Systems beitragen. Grundsätzlich habe ich jedoch ein anderes Bild vom Menschen gewonnen. Wir neigen häufig zu der Ansicht, daß die psychischen Krankheiten von den Menschen selbst verursacht werden. Dadurch z.B., daß man sich gehen lässt und nicht genügend Disziplin hätte usw., ähnlich dem Ruf Drogenabhängiger.

Davon bin ich kuriert.
Ich habe z.b. mit einem Patienten gesprochen, der auf der Autobahn sein Auto am Standstreifen geparkt hat, offen ließ und nur mit einer Decke in den Wald gegangen ist. Dort blieb er dann sechs Tage. An diese Zeit hat er keine Erinnerung, die setzt erst wieder ein, als er den Wald mit zerschundenen Beinen von den Dornen der Büsche wieder verließ.
Inzwischen hatte man sein Auto gefunden, ihn mit Polizei und Hubschraubern gesucht. Eine Polizeistreife griff ihn auf, er wurde in die Klinik gebracht und am Tag der Einlieferung von oben bis unten auf den Kopf gestellt. Daran kann er sich sehr wohl erinnern ( "brutal", "unmenschlich" ), man hatte ihn "fixiert" ( = gefesselt ), er hat über 14 Stunden nichts zu essen oder zu trinken bekommen.
Gefunden hat man nichts: kein physiologischer Befund, kein neurologischer Befund, kein Alkohol, keine Drogen.

Was ich damit sagen will: NICHTS, aber auch GAR NICHTS schützt Dich oder mich davor, daß uns nicht genau so von einer Sekunde zur anderen ein solches Schicksal trifft.

Und die Verachtung, ein "Verrückter" zu sein.
 

sillyLilly

graues WV- Urgestein
14. September 2002
3.269
Was ich damit sagen will: NICHTS, aber auch GAR NICHTS schützt Dich oder mich davor, daß uns nicht genau so von einer Sekunde zur anderen ein solches Schicksal trifft.

Ja das glaube ich auch.

Eine Weile lang war eine Freundin in der psychatrischen Abteilung.
Ich habe sie oft besucht und hatte viele Gespräche mit den "Patienten"

Wo hört geistige Gesundheit auf ... wo fängt die Krankheit an ?


Namaste
Lilly
 

Giacomo_S

Prinz der Gnade
13. August 2003
4.327
sillyLilly schrieb:
Wo hört geistige Gesundheit auf ... wo fängt die Krankheit an ?

Das ist in der Tat eine berechtigte Frage. Meiner Meinung nach gehörte meine Freundin da nicht hin, aber wenn man da erst ist, macht es wenig Sinn sich sofort dagegen aufzulehen.
Endlos festhalten können Sie Dich sowieso nicht, rein rechtlich schon nicht, daher sind die meisten Insassen "freiwillig" dort.

In den meisten Fällen entscheidet deine Funktionsfähigkeit darüber, ob Du krank bist, oder nicht. Bist Du erfolgreich trotz Krankheit, z.B. weil Du als Maniker im Vorstand von EM-TV sitzt, dann bist du nicht mehr psychisch krank, sondern eher ein Fall für die Justiz.
Winston Churchill z.B. war ein Hypomaniker ( leichtere Form der Manie ) und hat in seinen Schüben mit seinen Reden immerhin eine ganze Nation mitgerissen. Bist Du ein einflußreicher Politiker oder gar Diktator eines Landes, dann hat es niemanden mehr zu kümmern. Einen Adolf hitler hat ja auch keiner gesagt daß er ein MD ist, oder ?
 

citriatus

Geheimer Meister
3. Mai 2003
193
sillyLilly schrieb:
Wo hört geistige Gesundheit auf ... wo fängt die Krankheit an ?

Ich würde sagen, krank ist man dann, wenn man unter seinem psychischen Zustand leidet. Oder andere leiden läßt, indem man seine Aggressionen an ihnen auslebt. ]& wenn man nicht mehr in der Lage ist, sein Leben so zu führen wie man das gerne möchte.
Ansonsten ist man gesund, egal wie seltsam man sich benimmt.
 

forcemagick

Ritter der Sonne
12. Mai 2002
4.641
das problem an der psychiatrie ist allerdings, dass nicht nur menschen behandelt werden, die selbst an ihrem zustand leiden oder andere gefährden... die psychiatrie greift auch in fällen von denunzierung... man kann familienangehörige einer psychiatrischen behandlung zuführen und wenn der liebe angehörige der meinung ist er/sie sei gesund, dann bestehen gute aussichten darauf, dass er/sie als krankheitsuneinsichtig und therapieresistent gilt, was im extremfall dazu führen kann, dass er/sie psychiatrisiert und stigmatisiert wird bis hin zu dem punkt an dem man durchaus wirklich als verrückt gelten kann...

die tatsache, dass psychiater auch obskure krankheiten wie das sissi-syndrom, das münchhausensyndrom, oder die unspezifizierte persönlichkeitsstörung behandeln macht sie für mich zu einer sehr merkwürdigen spezies von arzt.

sicherlich manch einem kann eine psychiatrische behandlung helfen... manch einen andern macht sie schlicht kaputt
 

Giacomo_S

Prinz der Gnade
13. August 2003
4.327
forcemagick schrieb:
die tatsache, dass psychiater auch obskure krankheiten wie das sissi-syndrom, das münchhausensyndrom, oder die unspezifizierte persönlichkeitsstörung behandeln macht sie für mich zu einer sehr merkwürdigen spezies von arzt.

sicherlich manch einem kann eine psychiatrische behandlung helfen... manch einen andern macht sie schlicht kaputt

Wohl war. Bei meinen Recherchen im Internet bin ich auch auf ziemlich obskure Seiten gestoßen. Was dort z.T. Psychiater als behandlungsbedürftig ansehen - natürlich medikamentös - ist schon abenteuerlich. So wird empfohlen, das "Prämenstruelle Syndrom" ( = Stimmungsschwankungen kurz vor Eintreten der Periode ) mit Stimmungsaufhellern zu behandeln. Sorry, aber was soll denn so schlimm daran sein, auch mal nicht so gut drauf zu sein, noch dazu wenn's eigentlich ganz natürlichen Ursachen entstammt ?

forcemagick schrieb:
das problem an der psychiatrie ist allerdings, dass nicht nur menschen behandelt werden, die selbst an ihrem zustand leiden oder andere gefährden... die psychiatrie greift auch in fällen von denunzierung...
So war's in der Tat bei meiner Freundin - da war's der Schwiegervater ihres Noch-Ehemanns. Der Ehemann hatte sie geschlagen, sie ist weggelaufen....da soll man sich mal fragen, wer da jetzt eigentlich in die Klappse gehört ?!

Eine ganz andere Sache ist, daß die Pharmaindustrie an Psychopharmaka verdient, und zwar ganz kräftig. Das Medikament was sie bekommt, Zyprexa, ein sog. atypisches Neuroleptikum, ist unter den umsatzstärksten Medikamenten auf Platz 5 - und zwar weltweit.
Der Schluß, daß dem so ist, weil so viele Menschen MDs sind, ist falsch. Vielmehr liegt es daran, daß eine Packung Zyprexa lt. meinem Apotheker um die 250 Euro kostet.
 

forcemagick

Ritter der Sonne
12. Mai 2002
4.641
ja ich halts auch für eine ziemlich dreiste art von selbstbedienungsbetrieb.

interessant hierzu auch der leitartikel des letzten spiegels.

ich habe leider auch schon erleben müssen wie bekannt in der psychiatrie durch die mangel gedreht wurden...

auch wenn ich sagen muss, dass die leutchen durchaus ein problem hatten ( suizidal ) aber das was man ihnen dann als "hilfe" angeboten hat... das fand ich einfach menschenverachtend... ehrlich gesagt frage ich mich warum die leute sich nicht hinterher erst recht umgebracht haben...

ein intelligenter, selbstständiger mensch, der aus gewissen gründen vom leben die schnauze voll hat, ist zu einem menschen geworden, der ... nun... unselbstständig und verschroben ist.... ständig nach hilfe greifend.. unfähig die probleme tatsächlich anzugehen... schlicht auf pillen vertrauend... streng gesehen drogensüchtig.... abgefüllt mit medikamenten, die nebenwirkungen haben, gegen die es mittel gibt, die ihrerseits nebenwirkungen haben, die mit nebenwirkungsbehafteten anderen chemikalien im schach gehalten werden... so wird das psychische problem verteilt und verschoben in regionen der individuellen existenz in dies es wohl nie hätte gelangen können und sollen....

einerseits wäre dieser mensch jetzt vielleicht nicht mehr am leben.. andererseits.. das kann doch nicht die lösung sein..

es muss doch noch was anderes geben als frührente, psychiatrisierung und das heitere leben in einer wohngruppe.

schließlich war dieser mensch bis kurz vor der einlieferung noch weitestgehend selbstständig, kam zumindes oberflächlich mit allem klar ( klar da hat sich was angestaut.. irgendwas hat nicht funktioniert ) ... und jetzt.... naja.. irgendwie wie geistig behindert.

das kanns einfach nicht sein
 

Giacomo_S

Prinz der Gnade
13. August 2003
4.327
Es hat eben niemand das Interesse, sich wirklich mit den Menschen auseinander zu setzen und das auch noch in zunehmendem Maße.
Wir leben in Zeiten, wo selbst die Besten Schwierigkeiten haben, sich über Wasser zu halten. Wo soll da bitte noch die Energie her kommen, sich auch noch mit den Sorgenkindern zu beschäftigen.

Daß so mancher die Schnautze voll hat, das wundert mich nicht. Wer noch Arbeit hat, darf mehr denn je arbeiten, um weniger denn je zu verdienen, bezahlt mehr den je für wohnen und leben und darf zwischendurch noch den Laberhannes am Telefon mimen, damit überhaupt was geht und soll alledem auch noch ständig gut drauf sein ("think positive").

Da haben Auslaufmodelle eben keinen Platz mehr. Woher kommen denn die Millionen Euros, die ein Herr Haffa oder Herr Kabel immer noch besitzen ? Durch "ehrliche Arbeit" sind die doch wohl kaum erworben, oder ?
Wer's nicht packt, wird aussortiert und mit legalen Drogen vollgestopft, das ist durchaus Teil des Prinzips.
Mich wundert nur, das die Wut sich nur ans selbstzerstörerische wendet, man sollte meinen, jetzt müßte es langsam auch mal welche geben, wo's nach außen geht, Sozialrevoloutionäre, Bilderstürmer, Polit-Terroristen.
 

forcemagick

Ritter der Sonne
12. Mai 2002
4.641
tja abweichler werden in den chemischen käfig gesperrt...

tatsächlich denke ich auch, dass immer mehr zorn sich auch von der eigenen person weg wendet hin gegen andere...vermeintlich schuldige... doch das alles geschieht unheimlich unkooridiniert... blindwütig.

da finden mehr oder weniger sinnlose amokläufe statt, die scheinbar ohne jeglichen politischen hintergrund sind, da schlägt x den y tod ohne dass man das in einen zusammenhang setzt zu gesellschaftlichen verhältnissen.

politisch motivierte gewalt in deutschland scheint sich vor allem auf rechtsradikale zu beschränken und die gewalt trifft da auch nur wieder die, die nichts dafür können...

von der raf kann man lernen, dass gewalt gegen das system zu nichts anderem führt als einem stabileren system.

ich denke diese ratlosigkeit in anbetracht der eigenen möglichkeiten an der misere wie auch immer etwas zu ändern... in anbetracht der unmöglichkeit seinen zorn an der stelle zu artikulieren wo er am ehesten hin gehört... wächst die sinnlose und "verrückte" agression gegen sich selbst oder unbeteiligte.

nun ja... die folge ist dann ein festerer knebel in form von ruhigstellern
 

Giacomo_S

Prinz der Gnade
13. August 2003
4.327
forcemagick schrieb:
von der raf kann man lernen, dass gewalt gegen das system zu nichts anderem führt als einem stabileren system.

Das ist sicherlich richtig, dennoch ist auch Deutschland und das System nicht mehr dasselbe wie in den 60ern und 70ern. Schaut man sich mal im Fernsehen die wiederholung der Tagesschau aus den frühen 70ern an, dann merkt man: DAS könnten sie einem heute auch nicht mehr erzählen.
( Allein schon so Formulierungen wie: "Gewöhnlich gut unterrichtete Kreise" ) Selbst die BILD-Zeitung ist nicht mehr so hetzerisch, wie sie mal war.
So gesehen hat sich etwas geändert, u.a. auch durch die RAF.

Aber zurück zum Thema.
Ich wundere mich, daß jemand nicht - statt sich gleich umzubringen, das kann er ja immer noch tun - anders ausflippt, einen Bankraub begeht, seinen Chef abknallt, eine Maschine sabotiert o.ä.
 

Anemi

Großmeister
10. April 2002
77
Giacomo_S schrieb:
Bei meinen Recherchen im Internet bin ich auch auf ziemlich obskure Seiten gestoßen. Was dort z.T. Psychiater als behandlungsbedürftig ansehen - natürlich medikamentös - ist schon abenteuerlich. So wird empfohlen, das "Prämenstruelle Syndrom" ( = Stimmungsschwankungen kurz vor Eintreten der Periode ) mit Stimmungsaufhellern zu behandeln. Sorry, aber was soll denn so schlimm daran sein, auch mal nicht so gut drauf zu sein, noch dazu wenn's eigentlich ganz natürlichen Ursachen entstammt ?

Lieber Giacomo,
das prämenstruelle Syndrom ist mit "Stimmungsschwankungen" nur sehr verniedlichend beschrieben.
Es bedeutet nicht, "nicht gut drauf" zu sein, sondern es bedeutet, an tiefen Verzweiflungszuständen zu leiden und sich von einer Brücke stürzen zu wollen, kurzum, die Symptome sind die einer ausgewachsenen Depression.
Für die Frauen, die darunter leiden, eine furchtbare Belastung, die zumeist von der Umgebung nicht in ihrem dramatischen Ausmaß erkannt und ernstgenommen wird ("na, kriegst Du wieder Deine Tage, hä?").
Für viele Frauen stellt sich nur die Frage, was besser ist:
alle paar Wochen akute Selbstmordgefahr oder Antidepressiva oder hormonelle Beeinflussung des Zyklus zur Vermeidung der Menstruation.
Diese Auswahl ist nicht berauschend, aber wer sich dabei unter arztliche Beratung für "Stimmungsaufheller" entscheidet, hat mein vollstes Verständnis.
 

sillyLilly

graues WV- Urgestein
14. September 2002
3.269
Der Leitartikel des aktuellen Spiegels ist wirklich sehr interessant zum Thema. Mußte ich auch dran denken als ich den Thread hier gelesen habe.
Online kostet der leider Geld, aber lohnt sich auch, den Spiegel mal zu kaufen :D

Namaste
Lilly

P.S. @Anemi ... es gibt eine Menge naturheilkindlicher Therpiemethoden, die bei solchen Beschwerden helfen können. Komisch das die von den Ärzten nicht prpagiert werden. :roll: Ein Schelm der böses dabei denkt.
Die Wechseljahresbeschwerden sind auch "besser" mit Hormonen zu bekämpfen, statt populär zu machen, dass in manchen Ländern diese Beschwerden kaum auftreten, aufgrund anderer Ernährungsgewohnheiten.
*grmpf* Wenn ich über dieses Thema nachdenke könnte ich manchmal sooo sauer werden.
Selbstbedienungsmentalität .... Forcemagik ... das sehe ich auch so und es ist eine Unverschämtheit, was da teilweise abgeht.
 

forcemagick

Ritter der Sonne
12. Mai 2002
4.641
ja nicht nur das es ist meiner meinung nach auch menschenverachtend.

schließlich sind diese leichtfertig verabreichten hormonbehandlungen nicht ganz risikofrei.... es wird von bösen zungen ein zusammenhang zwischen brustkrebs bei frauen und östrogenbehandlung hergestellt...

das ist eben wieder diese mentalität mit einem schlechten medikament, dessen nebenwirkungen mehr als nur riskant sind, zu behandeln und gegen die nebenwirkungen wieder mit einer therapie vorzugehen, die mit nebenwirkungsbelasteten und unausgegorenen medikamenten durchgeführt wird.

das schlimme und menschenverachtende ist der dabei in kraft tretende kreislauf der behandlung und des geschäftes dass gemacht werden kann...

schließlich kann man so anstatt eines medikamentes gleich eine ganze palette an medikamenten absetzen.

der leidtragende ist dabei der patient, dessen leiden sonstwohin verlagert und kommerzialisiert wird.

die pharmaindustrie hat ja leider nicht wirklich das interesse uns gesunden zu lassen... sie wollen geld verdienen.

ich sage dazu nur afrika und aids.

wie kann es sein, dass ich menschen medikamente verweigere, die das leiden lindern könnten und das leben verlängern könnten weil ich keinen umsatz machen kann mit diesen leuten?

wie kann ich ernsthaft auch nur in erwägung ziehen juristisch gegen plagiate vorzugehen, wenn diese plagiate die einzige alternative zum reinen "verrecken" sind... das alles wegen der umsatzverluste.
 

Giacomo_S

Prinz der Gnade
13. August 2003
4.327
forcemagick schrieb:
die pharmaindustrie hat ja leider nicht wirklich das interesse uns gesunden zu lassen... sie wollen geld verdienen.

Vor allem erzählen sie - wie jede andere Industrie auch - jedem das, was die jeweilige zielgruppe hören möchte; den Kranken die Mutter Theresa - Story und den Investoren die kommerzielle Erfolgsgeschichte.

Pharmakonzerne machen nicht nur Geld, sie machen auch Politik. In unserem Turbokapitalismus haben sie an Macht gewonnen und stehen den Ölkonzernen nur noch wenig nach. Weil ich das inzwischen für eine Verschwörung halte, habe ich einen psychiatrisch relevanten Artikel unter "Verschwörungen" gepostet: Die Seuchen - Verschwörung
Wenn es nicht genug Krankheiten gibt, um ihre Profitgier zu befriedigen, erfinden sie Symptome; dies wußte ja unlängst auch der Spiegel zu berichten.
Man sollte meinen, schon den nächsten Schritt zu erkennen: Die Erfindung neuer Krankheiten.

Nur mal ein Gedankenexperiment:
Ein Pharmakonzern "erfindet" eine neue Krankheit, vielleicht durch einen neuen Virus. Idealerweise sollte der gar nicht tödlich sein - das würde zu viel drastsische Maßnahmen hervorbringen, die ihn dann letzlich eliminieren - sondern nur lästig. Ich stelle mir da so etwas wie eine neue Art Herpes - Virus vor, das wäre passend: Ein lästiger Virus, durch das übertragbar, was wir alle so gern und oft tun, küssen, vögeln...ohne große Gesundheitsschäden, aber mit vielleicht mit großem Juckreiz, vielleicht näßt es auch ein bißchen...
Und dann tritt da zwei Jahre nach dem ersten Auftreten, wenn es sich so richtig schön weltweit verbreitet hat, eine Pharmafirma mit einem neuen Medikament auf. Sorry, es ist teuer...die Entwicklung war ja leider so aufwändig...kurieren kann man's damit auch nicht, aber so lange du es nimmst, haste keine Beschwerden mehr....

DAS nenne ich ein Verschwörungsszenario...wenn's nicht längst schon so läuft.

Oder mal was ganz anderes, die ganzen "Lifestyle" - Medikamente. Die "klassische" medizinische Moral hat die Pharma - Industrie über ihr Profitstreben längst verloren, sofern es die je gab.
Das war in 60ern tatsächlich mal anders. Beispiel: Als damals der Schering-Konzern in Deutschland mit der Pille herauskam, wurde es nicht als Verhütungsmittel vertrieben, obwohl sie für diesen Zweck konzipiert und hergestellt wurde. Laut Beipackzettel handelte es sich um ein Medikament zur Behebung von Menstruationsstörungen bei verheirateten Frauen. Das die Pille zur Verhütung von Schwangerschaften dienen könne - das hielt man in der damaligen Gesellschaft noch für zu vulgär: Genuß ohne Reue, wie darf das sein ?
So abwegig einem heute diese Moral auch vorkommen mag, es beweist aber: Damals hatten sie wenigstens noch eine.

Man stelle sich einmal vor, es würde Viagra nur zur Behebung von Erektionsstörungen verschreiben. damit verheiratete Männer Kinder zeugen könnten. Aus meinem eigenen Bekanntenkreis weiß ich von Männern, die das benutzen wie eine Droge: ohne medizinische Notwendigkeit, vorsätzlich, um dann die ganze Nacht durchv.... zu können.
Das einzige, was eine massive Verbreitung derzeit verhindert, sind Verschreibungspflicht und der hohe Preis (und der wird bald fallen, wenn die Patente abgelaufen sind). Zu befürchten ist ja, daß es dann zur 'Norm' wird, wie vieles andere.
 

forcemagick

Ritter der Sonne
12. Mai 2002
4.641
von der erfindung von symptomen marke "der eingebildete kranke" bis zur erfindung handfester krankheitserreger mit gewünschter wirkung "designerkrankheit" scheint mir ja nur noch ein kleiner schritt..

ganz wunderbar funktioniert das ja schon im zusammenspiel mit der nahrungsmittelindustrie... unsere "lebensmittel" verursachen oder begünstigen erkrankungen wie cholesterin und zucker und unsere pharmaindustrie hat auch schon genügend lustige pillen dagegen.

persönlich ist es mir egal ob männer viagra benutzen um länger ihren spaß zu haben, wenns den beiden beteiligten denn gefällt bitte schön... obwohl ich für mich keinerlei notwendigkeit sehe für viagra, aber ich sehe schon auch den vergleich zwischen droge und viagra.. und ich frage mich varum einerseits weiche drogen wie thc so eifrig verfolgt werden während andere vergleichweise genauso harmlose drogen wie viagra eben nicht verfolgt werden.. die antwort liegt für mich klar darin, dass das eine von der pharmaindustrie ausgebeutet wird und das andere eben nicht.

however, dass mit der mutter theresa story wie giacomo_s es so schön genannt hat was nicht stimmen kann merkt man ja deutlich an der weigerung der industrie ihre antiaidsmedikamente endlich so preisgünstig zu gestalten dass auch die größte gruppe von patienten davon profitieren kann.

wie schon weiter oben erwähnt.. ich halte die pharmaindustrie für hochgradig menschenverachtend wenn ich an solche dinge denke
 

Giacomo_S

Prinz der Gnade
13. August 2003
4.327
forcemagick schrieb:
.. und ich frage mich varum einerseits weiche drogen wie thc so eifrig verfolgt werden während andere vergleichweise genauso harmlose drogen wie viagra eben nicht verfolgt werden.. die antwort liegt für mich klar darin, dass das eine von der pharmaindustrie ausgebeutet wird und das andere eben nicht.

Genau so. An Haschisch können die nichts verdienen. Generell halt auch überhaupt nichts an Naturprodukten, deshalb vertreiben sie (zumindest alle Großen) auch keine.
Mein Apotheker ist da übrigens der Meinung, daß er sehr gut an Cannabis verdienen könnte, allerdings wären die Qualitätskontrollen so aufwändig. Er könne das bei dieser Substanz nur im Selbstversuch ermitteln. :lol:
Aber jetzt nicht vom Thema abweichen...

forcemagick schrieb:
however, dass mit der mutter theresa story wie giacomo_s es so schön genannt hat was nicht stimmen kann merkt man ja deutlich an der weigerung der industrie ihre antiaidsmedikamente endlich so preisgünstig zu gestalten dass auch die größte gruppe von patienten davon profitieren kann.

Ja, das ist in der Tat der Hammer. Als ob ihnen nicht sowieso schon die Kohle oben und unten herauskommen würde ! Das kann ich gerade leiden, mit vollen Backen jammern !
Und gerade auch noch die Amis, die immer so wohltönend daherreden, wie sie uns von der Diktatur der Nazis befreit haben und den KZ Insassen damit das Leben.
Durch Profitgier einen ganzen Kontinent verrecken lassen, wo ist denn da bitte sehr der Unterschied ?

forcemagick schrieb:
wie schon weiter oben erwähnt.. ich halte die pharmaindustrie für hochgradig menschenverachtend wenn ich an solche dinge denke

Was soll man sich um die auch kümmern ? Hilft ihnen jetzt zu überleben, werden in zukunft sowieso nie die Kunden der Pharma-Industrie sein, denn auch die anderen Medikamente werden sie sich nicht leisten können. Und Neger sind's ja obendrein, dazu noch afrikanische.
 

minister

Geheimer Meister
22. August 2003
420
Moppel schrieb:
Deswegen würde mich mal eure Ansicht dazu interessieren: Was stellt ihr euch unter (heutiger) Psychiatrie in Deutschlad vor? Was bedeuetet es für euch, wenn jemand eine psychaitrische Erkrankung hat? Wie steht ihr Psychopharmaka gegenüber? Wie steht es mit Zwangsjacken, Zwangseinweisung, Zwansgmedikation, "Ruhigstellen", "Totspritzen", Forensische Psychiatrie usw.?

Bitte seid aber ehrlich, mich interessiert das wirklich.


@Moppel: Mal eine Gegenfrage: (Und bitte sei auch du ehrlich, da es mich, und bestimmt auch einige andere hier, auch wirklich interessiert)


:arrow: ......................."Wie stehst DU dazu?"








Grüsse,

Minister
 

Schattenspiegel

Vorsteher und Richter
11. April 2002
753
hmm
najut *g

ich kenne die geschlossene psychiatrie wie auch die "offene" von innen
denke ich kann aus meiner sicht (wie sonst) etwas dazu sagen

meiner erfahrung nach wird in geschlossenen wild herummedikamentiert
nach dem grundsatz: hauptsache die leute schlafen den halben tag
spurst du nicht wie es die pfleger gern hätten wirst du eben mal festgeschnallt, dazu zählt schon rauchen wenn sie meinen es muss jetzt nicht sein, nichtmal was wildes, reine willkür eben(gib menschen macht...)
das eine therapie zu nennen hmm
ansichtssache

ich persönlich durfte einmal erfahrungen mit halo sammeln
war ganz toll
ich wurde am selben tag noch entlassen
dachte dieses medikament sein "verboten" (haloperidol)

nun mein glück war dass ich das telefon irgendwie noch greifen und meine eltern anrufen konnte
der körper hatte sich schon verkrampft
wenig später dann zunge und gesicht
dastehen wie ein flitzebogen bekam eine ganz neue bedeutung *lach

zur geschlossenen
ich hatte das glück dass ich nur wegen suizid dort war
kam mit anderen kaum ins gespräch weil alle derart zugedröhnt wie zombies aus einem schlechten film herumspazierten, dass man sie ansprechen konnte aber eine antwort oder reaktion ? nö

war das eine mal 6 wochen dort
ein mädel wurde eingeliefert auch suizidversuch
hatte sie später noch einmal getroffen
fett
aufgedunsen
durch antidepressiva(moppel bringt lithium das auch? ( bei manisch-depressiven))
logischerweise ergeben sich dann weitere problemchen

eine art therapie habe ich in der zeit nicht gesehen ja ok um fair zu bleiben ergo 2 mal die woche
ganz toll mit leuten die nicht mal wissen wer sie sind...

ein chefarzt ist so weit gegangen mir eine mindere intelligenz zu bescheinigen
im kreise von 2 oberärzten und mir eben
hmm
da frage ich mich
woher nimmt er diese chuzpe
kennt er mein selbst
kennt er meine gedanken
kennt er mich
oder nur die diagnose?
ich bin dann ohne ein wort zu sagen nach oben in mein zimmer und gegangen durfte ich zwar nicht aber es war mir egal
hatte mir zu dem zeitpunkt zumindest anhaltspunkte erhofft auf denen ich hätte aufbauen können ...

die moderne psychotherapie ist in meinen augen gnadenlos überaltet

es sollte auf den menschen eingegangen werden , ohne ständiges, krampfhaftes festhalten an etwaigen einordnungen und diagnosen
die probleme sind wichtig so unscheinbar sie auch scheinen , nicht
vorverurteilungen
der spruch:suchen sie den fehler bei sich
bringt einem menschen der geistig am ende ist nicht sonderlich viel


kenne es auch von meinem bruder
der ist behindert
seit der geburt
nun der krasse gegensatz
zu ddr-zeiten wurden sie "gehalten" schlimmer als tiere
hatte das zweifelhafte glück das zweimal mitzubekommen
ich hatte geweint+weil ich nicht verstehen konnte
dass man mit menschen so kalt umgeht

ein grosser raum irgendwo in der ecke ein fernseher
(oben festgetackert*g)
weder teppich noch möbel
alle durften auf dem fussboden vor sich hinkrauchen
ein paar davon in zwangsjacke

jetzt
ist er immernoch dort
es ist ein katholisches heim geworden
wunderbar eingerichtet
wohngruppen von 10 leuten
immer ein oder zwei betreuer da
(bin jetzt deshalb nicht zur kirche übergetreten *gg)

es geht vielen alten menschen nicht so gut
in einem pflegeheim
schön steril
krankenhausatmosphäre und zu wenig personal wie üblich

die umwelt reagiert wie normale leute eben reagieren
höflich , reserviert
abwertend mag sein dann aber hinter dem rücken
denke das ist zumindest in meinen augen vernachlässigbar :-)

es ist ein kleines bischen :roll: offensichtlich dass ich
in dem punkt vorbelastet bin
aber ich kenne auch viele andere menschen
die in psychiatrien waren/sein durften *g
die ähnliches berichten

da frage ich mich
kann man das heilung nennen
ist überhaupt jemand
an heilung interessiert
oder ist es eher so
dass man austestet
dass man versucht eine art "stammkundschaft" aufzubauen
?

wollte man heilen ginge das zuallererst durch eine änderung im kopf(wie klug von mir)
mit änderung meine ich ein erkennen seines selbst
kennt man sich nicht
kennt man auch seine umwelt nicht bzw
er-kennt sie schwer

alles sachen die als grundbausteine im kindesalter gelegt werden
sollten kinder irgendwann einmal
ohne diese gewinnen um jeden preis attitüde aufwachsen können
ohne an jeder ecke potentielle widersacher zu sehen
dürfen sie bewusst leben (nicht betäubt)
dürfen sie kind sein lebendig nicht ruhiggestellt weil die eltern genervt sind
dann
ist evtl
noch
ein wenig hoffnung

oh
ein halber roman
naja möglicherweise liest das ja sogar wer *gg

liebe grüße

@moppel
deine diagnose für mich?
gerne per pn
es interessiert mich einfach mal ;-)
 
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