Dieses Lied ist weder rechts noch fanatisch und doch das patriotischte Lied, dass ich kenne:
Mein Land
Mein dunkles Land der Opfer und der Täter,
Ich trage einen Teil von deiner Schuld.
Land der Verratenen und der Verräter,
Ich übe mit dir Demut und Geduld.
Mein graues Land, das bitter und geschunden
Sich selbst verneint bis zur Erbärmlichkeit,
Ich leide mit dir und an deinen Wunden
Und weiss, die heilen auch nicht mit der Zeit.
Mein helles Land der mutigen und stillen
Aufrechten, unerkannt und ungenannt,
Ich finde mich in deinem Freiheitswillen:
Mein Mutterland, mein Vaterland, mein schweres Land.
Du übst das wohlgefällige Betragen,
Den eifrigen Gehorsam: auf die Knie!
Das eine denken und das and're sagen
Und betteln um ein bisschen Sympathie.
Und deine Herren dienen wie besessen,
Damit man ihnen die Zerknirschung glaubt.
Sie haben schon so lang Kreide gefressen,
Dass es, wenn sie das Maul aufmachen, staubt.
Und die, für die zu sprechen sie vorgeben,
Steh'n ungefragt und überseh'n am Rand
Und halten dich mit ihrem Mut am Leben,
Mein Mutterland, mein Vaterland, mein stummes Land.
Wie Erdklumpen an meine Sohlen haften
Mir deine Bilder an, störend und schwer:
Die lang' versproch'nen blühenden Landschaften
Gähnen brach vor einem Ruinenmeer.
Von Glücksrittern, Piraten, Tagedieben
Verschaukelt und verladen und versetzt,
Nur die Bestohl'nen sind zurückgeblieben,
Die letzten, die beissen die Hunde jetzt.
Vergessen und verraten und verfallen,
Gestrandet und verlor'n am Imbissstand.
Und Automaten dudeln aus Spielhallen.
Mein Mutterland, mein Vaterland, mein armes Land.
Ich bin, wie ich bin, eines deiner Kinder,
Wir beide haben uns nicht ausgesucht.
Du hast mich oft geschulmeistert, nicht minder
Oft habe ich deine Heuchelei verflucht.
Ich kann dich nicht, die Hand auf's Herz, ansingen,
Den Blick zur Fahne, und ein Wort wie stolz
Kann ich mir auch mit Mühe nicht abringen -
Dummheit und Stolz sind aus demselben Holz!
Ich hänge an den Menschen, die hier leben,
An Orten, an mancher Begebenheit,
Um die meine Erinn'rungen sich weben,
An deiner Schwermut, deiner Sprödigkeit.
Ich häng' an dir und bin in deinen Brüchen,
Im Guten wie im Schlechten dir verwandt,
Ich bin dein Kind in deinen Widersprüchen,
Mein Mutterland, mein Vaterland, mein Land.
Reinhard Mey
Mein Land
Mein dunkles Land der Opfer und der Täter,
Ich trage einen Teil von deiner Schuld.
Land der Verratenen und der Verräter,
Ich übe mit dir Demut und Geduld.
Mein graues Land, das bitter und geschunden
Sich selbst verneint bis zur Erbärmlichkeit,
Ich leide mit dir und an deinen Wunden
Und weiss, die heilen auch nicht mit der Zeit.
Mein helles Land der mutigen und stillen
Aufrechten, unerkannt und ungenannt,
Ich finde mich in deinem Freiheitswillen:
Mein Mutterland, mein Vaterland, mein schweres Land.
Du übst das wohlgefällige Betragen,
Den eifrigen Gehorsam: auf die Knie!
Das eine denken und das and're sagen
Und betteln um ein bisschen Sympathie.
Und deine Herren dienen wie besessen,
Damit man ihnen die Zerknirschung glaubt.
Sie haben schon so lang Kreide gefressen,
Dass es, wenn sie das Maul aufmachen, staubt.
Und die, für die zu sprechen sie vorgeben,
Steh'n ungefragt und überseh'n am Rand
Und halten dich mit ihrem Mut am Leben,
Mein Mutterland, mein Vaterland, mein stummes Land.
Wie Erdklumpen an meine Sohlen haften
Mir deine Bilder an, störend und schwer:
Die lang' versproch'nen blühenden Landschaften
Gähnen brach vor einem Ruinenmeer.
Von Glücksrittern, Piraten, Tagedieben
Verschaukelt und verladen und versetzt,
Nur die Bestohl'nen sind zurückgeblieben,
Die letzten, die beissen die Hunde jetzt.
Vergessen und verraten und verfallen,
Gestrandet und verlor'n am Imbissstand.
Und Automaten dudeln aus Spielhallen.
Mein Mutterland, mein Vaterland, mein armes Land.
Ich bin, wie ich bin, eines deiner Kinder,
Wir beide haben uns nicht ausgesucht.
Du hast mich oft geschulmeistert, nicht minder
Oft habe ich deine Heuchelei verflucht.
Ich kann dich nicht, die Hand auf's Herz, ansingen,
Den Blick zur Fahne, und ein Wort wie stolz
Kann ich mir auch mit Mühe nicht abringen -
Dummheit und Stolz sind aus demselben Holz!
Ich hänge an den Menschen, die hier leben,
An Orten, an mancher Begebenheit,
Um die meine Erinn'rungen sich weben,
An deiner Schwermut, deiner Sprödigkeit.
Ich häng' an dir und bin in deinen Brüchen,
Im Guten wie im Schlechten dir verwandt,
Ich bin dein Kind in deinen Widersprüchen,
Mein Mutterland, mein Vaterland, mein Land.
Reinhard Mey