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Nikolai Tesla ...und andere Genies

dtrainer

Wiedergänger
17. Dezember 2008
10.562
@ die Kriegerin
Such Dir doch bitte einen Dummen in Deiner (RL-) Umgebung, der sich auf dämliches Gezänk einläßt. Ich habe daran kein Interesse, und bezweifle, daß es überhaupt jemand gibt, der das hat.
P.S Schnee von vorvorgestern billig zu haben...:madxmas:
 

die Kriegerin

Ritter-Kommandeur des Tempels
19. September 2017
4.578
Lustig was alles über Nicola niedergeschrieben wurde, hier in diesem Thread

Der Serbe Nikola Tesla war einer der genialsten Erfinder aller Zeiten, doch immer wieder ließ er sich um die Früchte seiner Arbeit bringen.
Elektrische Entladungen knistern um seinen Leib. Blitze und Flammen zucken aus seinen Händen. Als Tesla die Spannung ausschaltet, umflirrt ihn, so erinnern sich später manche, noch immer ein bläuliches Glimmen. Der „Magier der Elektrizität“ liebt es, New Yorks High Society mit seinen Inszenierungen zu verzaubern und Reportern die Kraft und Gefahrlosigkeit des von ihm entwickelten Stromsystems zu präsentieren. Nicht zuletzt sind seine spektakulären Vorführungen Propaganda im Krieg um die weltweite Elektrifizierung.
LEIDER

Nikola Teslas Gegenspieler ist ein gerissener Geschäftsmann​

Amerikanisch halt
Tesla dagegen geht es nicht nur ums Geld: Der Zweck einer Erfindung, sagt er, bestehe vor allem in der Nutzbarmachung der Naturkräfte für die menschlichen Bedürfnisse.

Doch sämtliche elektrisch betriebenen Geräte jener Zeit beziehen ihre Kraft über den permanent in eine Richtung fließenden Gleichstrom. Vor allem Elektromotoren, die per Wechselstrom betrieben werden, halten Wissenschaftler für undenkbar. Tesla aber vertraut seiner Intuition. Im Geiste testet er einen Wechselstrom-Motor nach dem anderen, verfolgt gedanklich, wie der schnell wechselnde Strom durch die Schaltkreise rauscht. Zunächst ohne Erfolg.
„Wollten wir all das, was aus Teslas Werk bisher entstanden ist, wieder aus der Industrie entfernen“, sagt Behrend in einer Laudatio, „würden ihre Räder nicht weiterlaufen, unsere elektrischen Wagen und Züge stillstehen, unsere Städte wären dunkel und unsere Mühlen tot und nutzlos. Ja, so weittragend ist sein Werk, dass es zum Fundament unserer Industrie geworden ist.“
 

Giacomo_S

Prinz der Gnade
13. August 2003
4.322

Das ist eine verkürzte und vor allem verklärende Biografie Nikola Teslas.
Wir verdanken Tesla sicherlich die frühe Einführung des Wechselstroms und auch die Erfindung des Wechselstrommotors ... viel mehr aber eben auch nicht. Persönlich halte ich Tesla für eine der überschätztesten Personen der Technik- und Wissenschaftsgeschichte.

Eine Reihe von Teslas Erfindungen sind ohne technische oder wirtschaftliche Bedeutung. Der berühmte Teslagenerator ist nicht mehr als ein spektakuläres Showobjekt, eine technische Bedeutung hat er nicht. Die Teslaturbine war zu seiner Zeit überhaupt nicht realisierbar, kein damaliges Material hätte den Belastungen stand gehalten. Heutzutage könnte man sie mit Hochleistungsmaterial vllt. bauen, da deren Wirkungsgrad aber keineswegs so hoch ist wie von Tesla behauptet, sondern wahrscheinlich nur im Bereich konventioneller Turbinen liegt, ist das ökonomisch sinnlos.

Vor allem war Tesla aber eines: Ein Aufschneider, einer, der sich mehr für seine Aufführungen, seine Spektakel engagiert, als seine Erfindungen zur Produktreife zu entwickeln.
"Das arme Genie, das man um den Lohn seiner Arbeit bringt" - das ist nur ein Teil der Wahrheit, wenn überhaupt. Tesla lebte Zeit seines Lebens und sofern es die Umstände zuließen, auf großem Fuß. Er logierte nur in den edelsten Hotel - nix Wohnung - und aß nur in den teuersten Restaurants. Alles finanziert durch seine Geldgeber, die er immer wieder um erhebliche Beträge anpumpte. Seine Tantiemen trat er vor allem deshalb ab, weil er bei seinen Geldgebern in der Kreide stand. Dagegen ist die Behauptung, er habe seine Handschuhe und Krawatten immer nur eine Woche getragen, bevor er sie wegwarf, eher schon eine Randnotiz.

Teslas letztes Projekt wurde von Westinghouse ein letztes Mal finanziert. Tesla sollte mit dem Geld die Leuchtstoffröhre zur Produktreife entwickeln, stattdessen baute er davon diesen völlig sinnlosen Wardencliff-Turm. Das kann man nicht anders als einen veritablen Betrug nennen, und als Westinghouse das erfuhr, stellte er die Zahlungen ein. Da half es auch nicht, das Tesla bei Westinghouse ein letztes Mal um Geld bettelte - aber der warf ihn einfach nur hinaus.
Die Konstruktion des Turms war zu Teslas Zeiten praktisch kaum zu realisieren, außerdem hätte sie nie funktioniert.
Mal ganz davon abgesehen, was für einen Sinn diese angeblich kabellose Energieübertragung eigentlich hätte haben sollen? Wozu dieser Turm, es hätte doch auch einem anderen Ende noch so ein Monstrum gebraucht? Was für einen technischen oder wirtschaftlichen Zweck hätte das haben sollen?

Viele, wenn nicht die große Mehrheit Teslas späterer "Patente" sind reine Behauptungen, mehr nicht. Das amerikanische Patentrecht erlaubt die Einreichung - im Unterschied zum europäischen Patentrecht - solcher beliebiger Patente, eine wissenschaftliche Überprüfung findet nicht statt. Im Deutschen Patentamt in München soll es einen Bearbeiter geben, der nichts anderes tut, als eingereichte Patente für Perpetuum Mobiles abzuschmettern. Tesla war auch ein Gegner Einsteins - nur hat letzterer leider Recht behalten.

Der Rest ist ein moderner Hype um diese angeblich so mysteriöse Figur, aber im Grunde kann man da, jenseits seiner Mittdreissiger Jahre, nur einen Blender und Hochstapler erkennen, oder bestenfalls einen Fantasten. Ein Hype, der erst mit dem Internet so richtig an Fahrt aufgenommen hat. Vor allem dem frühen Internet, in dem es noch viele Spaß- und Hobbyseiten gab, die mit den Jahren alle verschwunden sind. Vieles, was da behauptet wurde, z.B. dieser "Tesla-Kondensator" zur Erzeugung "Freier Energie" sind blanke Märchengeschichten. Es gibt für diese Konstruktionen keine historischen Belege, es handelt sich um Behauptungen anderer Spinner, die erst nach Teslas Tod entstanden und andere haben sie weiter gestrickt. Zwar kann man noch heute ein Originalpatent Teslas im Internet beim amerikanischen Patentamt abrufen, aber erstens wird man nicht schlau daraus, zweitens scheint es sich nur um so eine Art primitiver Solarzelle zu handeln und drittens liest sie sich wie blanke Behauptung: Das wirre Werk eines Spinners.

Immerhin: Man hat eine physikalische Einheit nach ihm benannt, die magnetische Flußdichte - auch das kann nicht jeder von sich behaupten. Auch ein Weg in die Unsterblichkeit.
 

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.825
"Westinghouse, der sich in einer später Stromkrieg genannten Auseinandersetzung mit Edison befand, sicherte sich Mitte 1888 die Rechte auf Teslas Polyphase-Patente, musste in den folgenden zehn Jahren aber erhebliche finanzielle Mittel in die Verteidigung jener Patente gegen Galileo Ferraris aufwenden, der praktisch gleichzeitig und unabhängig von Tesla das Drehstromsystem erfand. Unabhängig von Tesla erfand Michail Ossipowitsch Doliwo-Dobrowolski im Jahr 1888 das heute in der elektrischen Energietechnik und in Stromnetzen übliche Dreiphasensystem." Wikipedia

Ich würde sagen, daß diese Erfindung damals, ebenso wie die Entdeckung der Röntgenstrahlen, sozusagen in der Luft lag. Das schmälert nicht die Leistung des Erfinders oder der Erfinder, es relativiert aber Aussagen, wem wir eine Entwicklung verdanken und wo wir ohne ihn stünden.
 

Giacomo_S

Prinz der Gnade
13. August 2003
4.322
Ich würde sagen, daß diese Erfindung damals, ebenso wie die Entdeckung der Röntgenstrahlen, sozusagen in der Luft lag. Das schmälert nicht die Leistung des Erfinders oder der Erfinder, es relativiert aber Aussagen, wem wir eine Entwicklung verdanken und wo wir ohne ihn stünden.

Ganz ähnlich ist es, wenngleich noch komplizierter, ist es mit dem Erfinder der Glühbirne, deren Verwertung ohne eine sichere Stromerzeugung kaum sinnvoll ist.
Um die Glühbirne ranken sich gleich rund ein Dutzend Erfinder des späten 19. Jh. - aus verschiedenen Ländern, und ein jedes hängt sich voller Nationalstolz den jeweilig eigenen "Erfinder" an die vaterländische Brust.

Letztlich gemacht hat das Rennen mit der Glühbirne aber seinerzeit Thomas Alva Edison - und sei es nur, weil er den Apparat und die Kontakte in Wirtschaft und Politik dafür hatte. Es ist aber letztlich völlig unerheblich, ob es den einen oder anderen, mehr oder weniger zeitgleichen Erfinder gab - der aber leider über sein Hinterzimmer mit einer Handvoll von Prototypen nie herauskam. Zumal dann, wenn man vielleicht der Erfinder einer Glühbirne ist, aber kein Stromerzeugungsnetz hat, an das man sie anschließen kann. Denn ohne dieses ist die Glühbirne nicht viel mehr als eine nette Spielerei.

Die wesentlichen Erfindungen Nikola Teslas erfolgten zwischen seinem 25. und 35. Lebensjahr (wie bei den meisten, wenn nicht bei allen).
Danach kam eigentlich nur wirres Zeug, nicht ausführbare Konstruktionen oder Spektakel. Einige der spektakulärsten Fotos Nikola Teslas - z.B. die mit ihm inmitten von Blitzbäumen - waren übrigens von Anfang an inszeniert. Es handelt sich um damals angefertigte Doppelbelichtungen, einmal er ohne Blitze, dann die Blitze ohne ihn.

Seine Vorführungen seiner "Leuchtstoffröhren" mögen auf seine Zeitgenossen spektakulär gewirkt haben. Aber einerseits hatte sich Tesla durchaus durch die Entdeckungen Röntgens kurz vorher inspirieren lassen. Andererseits möchte ich nicht wissen, was diese Konstruktionen auch sonst noch so alles in welchen Wellenlängen abgestrahlt haben, Röntgenstrahlen inklusive. Und dafür gab es zu Teslas Zeiten weder Messgeräte, noch medizinische Kenntnisse, noch überhaupt ein Bewusstsein einer möglichen Gefährdung. Übrigens auch lange Zeit später nicht.

In meiner Kindheit in den 1960er Jahren gab es z.B. noch Röntgengeräte in Schuhgeschäften, mit denen man sehen konnte, ob den Kindern denn die Schuhe auch passen. In meiner Schulzeit im alterwürdigen Gymnasium gab es im Lager noch große Röntgenröhren - die natürlich nicht mehr eingesetzt wurden - die man wohl bis in die 1950er Jahre für Demonstrationsexperimente nutzte. Völlig offen übrigens die Dinger, mit Abstrahlung der Röntgenstrahlung in alle Richtungen.

Teslas letzes, von Westinghouse finanziertes Projekt sollte eigentlich dazu dienen, die Leuchtstoffröhre zur Produktreife zu entwickeln. Stattdessen verwendete Tesla das Geld für Mitarbeiter und Material zum Bau dieses völlig größenwahnsinnigen Wardencliff-Turmes: Oberirdisch eine Holzkonstruktion mit einer Höhe von 60 Metern, mit einer hohlen Kupferkugel von mehreren Metern Durchmesser an der Spitze (nie fertig gestellt). Unterirdisch mit einer Schachttiefe von 80 Metern, in den Schacht versenkt Kupfer- oder Eisen-"Kondensatoren" mit dem Gewicht von etlichen Tonnen - alles am Rand der damaligen Machbarkeit.
Was da unten genau liegt, das weiß heute keiner so genau, man hat die Schächte irgendwann in den 1950er oder 60er Jahren zugeschüttet.
All das mit dem Ziel einer "kabellosen Energieübertragung" - aber was soll dies denn sein?

Nach dem heutigen physikalischen Wissen hätte seine Konstruktion nie funktioniert, ab einer gewissen Größe läuft sich das alles irgendwie tot. Aber selbst wenn: Wie hätte denn so ein System aussehen sollen?
Alle paar Kilometer ein so monströser Turm, sei es als "Sender" oder als "Empfänger"? In welchem Verhältnis hätten Aufwand und Nutzen gestanden, gar der kommerzielle Aufwand - zumal man vom Empfängerturm aus zum Verbraucher hin noch hätte Kabel legen müssen?

Auch andere Erfindungen aus Teslas Spätwerk sind im Grunde undurchführbar. Die Teslaturbine würde zwar grundsätzlich physikalisch funktionieren, sie erfordert aber Materialien nah an der Grenze zu idealen Werkstoffen, sehr nah. Es gibt aber keine idealen Werkstoffe, zu Teslas Zeiten schon gar nicht.
Heutzutage könnte man die Teslaturbine vllt. bauen, mit (teuren) Hochleistungswerkstoffen in hoher Fertigungsgenauigkeit - nur warum sollte man dies tun? Weder erreicht sie die hohen Wirkungsgrade der Legendenbildung um Tesla, noch die heutiger Axialturbinen.
Die Konstruktion ist vielmehr verschleißanfällig und damit wartungsintensiv, wer will das alles haben, und wozu?

Nicht ohne Grund hat die Figur Nikola Teslas die Kultur inspiriert, und zwar mit dem Bild des "Mad Scientist". C. A. Rotwang, der Erfinder aus dem deutschen Stummfilm Metropolis (1927) wurde durch Tesla inspiriert, oder auch Dr. Frankenstein (1931) in seiner Ausführung, wenngleich M. W. Shelleys Romanvorlage aus dem Jahr 1815 stammt. Und auch in der Umsetzung des Dr. Emmet L. Brown aus Zurück in die Zuknunft (1985) lassen sich noch ein paar Elemente des historischen Teslas finden.

Vor der Einführung des Internets war Nikola Tesla nur wenigen Insidern bekannt und auch nur Teil weniger Bücher und Publikationen. Mit dem Internet, vor allem Anfangs, wurde Tesla aber schnell Teil vieler Legenden-Seiten. Und mit den Legenden-Seiten und der Tatsache, dass einer vom anderen abschrieb und mit jeder Kopie die Story vergrößerte, wurde er zum Phänomen. In ein ähnliches Szenario im Übrigen wie andere Geschichten auch, geheime Technikprojekte der Nazis, die Reichsflugscheiben, Viktor Schauberger, Wilhelm Reich, der Graf von St. Germain, Eugene Potklednov, Mokele-Mbembe und einiges andere.
Viel ist von den Internetseiten der Anfangsjahre nicht übrig geblieben, ein Nachhall vielleicht.

Gemeinsam ist diesen Stories jedoch, dass das alles ziemlich unbelegt ist, viel schwadroniert wird und man viel glauben darf, ohne Konkretes zu wissen.
Und genau das macht es für manche Zeitgenossen spannend, auch wenn meistens nicht viel daran ist.
 

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