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Schizogen
Gesperrter Benutzer
- 19. Dezember 2010
- 345
Ich habe gehört, dass die Klone nicht charaktergleich mit dem Orginal sind. Also gibt es da ein Restrisiko.
Naja gut, das ist eigentlich ein anderes Thema. Religiöse, rein geistige Wiedergeburt der Seele ist ja nun weitaus riskanter als Cloning und der Glaube an ein Nirwana/einen Himmel gar das Ende aller Hoffnung, ganz ehrlich. Cloning ersetzt recht zuverlässig den Glauben, denn identische DNA gestattet Identifizierung mit dem vorherigen Leben vielmehr als dies die Hoffnung auf Wiedergenerierung der Psyche in einem artgleichen Abkömmling einer Art, in der alle eben quasi gleich sind, tut, weil auch nur die Kultur die Wiedergenerierung der Seele gestattet. Entsprechende pädagogische und psychiatrische Interventionen in einen Klon gestatten sicherlich eine relative Gewissheit, durch rechte Erziehung und Bildung einen Klon wiedergeboren werden zu lassen. Man darf nicht vergessen, dass Wiedergeburt kein übernatürliches Wunder ist, sondern darauf basiert, dass man sich eine Geschichte und Kulturgeschichte teilt, die Menschen als eine Spezies mit sich gleich seienden Individuen prägt, wodurch Psychen zu jeder Generation im Verhältnis zueinander eine Identität mit sich und in Abgrenzung zu den anderen nicht wegen nur fast identischer (artgleicher) Genetik in einer Art hervorbringen, in der jedes Individuum das Potential hat, auch der andere zu sein.
Klone sind darüber hinaus nicht nur biologisch gleich mit allen anderen in einer Art, sondern sie sind biologisch identisch mit EINEM Individuum aus unserer Art, weswegen die Voraussetzungen für ähnliche Seelenwerdung voll erfüllt sind, aber eben nur, wenn geisteswissenschaftliche Instrumente über die Biologie supervenieren, denn man darf nicht vergessen, dass Seele, Psyche und Geist (oder "der Charakter") nur bedingt eine Funktion der Biologie sind, sondern wie bei der konservativen Wiedergeburt über innerartlichen Sex prägen einen human-kulturelle Umweltfaktoren stärker im Charakter und den Geist, als chemische oder physikalische Umwelteinflüsse, zumindest was die inhaltliche und Sinn bestimmte Ausrichtung von Verhalten und Denken angeht. Cloning ohne Mittel der Erziehungswissenschaft und Psychologie, ggf. Psychiatrie und weitere Humanmedizin, sowie ohne schulische und sozialisatorische Einflussnahme löst die traditionelle Wiedergeburt nicht durch sonderlich höhere Wahrscheinlichkeit der Regenerierung der Seele ab, sondern die Seelenwerdung wäre auch bei einem Klon ohne psycho-regenerative human- und geisteswissenschaftliche Intervention lediglich den üblichen recht zufällig verteilten Rahmenfaktoren der traditionellen Wiedergeburt außer der genetischen eineindeutigen Identitätsgleichheit mit sich selbst überlassen: Geschichte, Aufklärung und Kulturgesellschaft.
Wichtig ist hier zum Thema nur festzuhalten, dass es zwar unwahrscheinlich ist, dass unsere biologische Art Individuen in der unmittelbar erfassbaren Zukunft hervorbringt, deren Alterungs- und Krankheitsgeschichte reversibel und voll kurierbar sein wird, die Möglichkeit aber besteht und daran gearbeitet wird. Ohne zu viel auszuschweifen sei angemerkt, dass die Ethik und Moral eine Rolle bei der Unsterblichkeit spielt, da die Möglichkeit zum Ermordet-Werden besteht und die Umgehung dieser Immoralität eines der immateriellen Geheimnisse der Unsterblichkeit ist; abermals werden biotechnologische Errungenschaften nicht die traditionelle "geistige" Logik des Gangs der Evolution alleine bestimmen, weil schlicht Wissen und rechtes Verhalten zu einem ewigen Geschöpf gehört, etwas, das sich auch kein Computer erkaufen kann.
Gehen wir von den Fakten aus, befinden wir uns bereits im Kryozeitalter, in dem es nicht der Traum der Menschen ist, die indirekte Auferstehung der nur durch Sex vermittelten Wiedergeburt über eine direkte kausal gesteuerte Wiedergeburt via Cloning und psycho-medizinischer Eingriffe in Klonen abzulösen, sondern man träumt bereits heute von der an sich absolutesten Erlösung vom Tod, die darin besteht, nicht an dem von außen einem anheim fallenden Konstrukt von Geist zu klammern, der einem in einem neuen Körper erst durch rechte Zufälle und Konstanten der Ideen- und Geistesgeschichte wieder entstehen muss, sondern von der recht konsequenten Erlösung des Todes: Nämlich sollen die sterblichen, also materiellen Bestandteile des Körpers vor dem Tod bewahrt werden. Während Geist, Seele und Psyche immaterielle Bestandteile der Realität sind, die sich aus Aktionen unserer Verhaltensapparate und die Beobachtung (und das Lesen) von Artefakten (von z.B. Büchern) der menschlichen Kulturgeschichte ergeben, sind sie insofern nicht sterblich, solange es eine Kontinuität der Biologie gibt; die Biologie gewährt diese Kontinuität zwar mit der Reproduktion einander sich ebenbürtig seiender Körper von Männern und Frauen, allerdings sind diese Körper trotz Fortpflanzung eben nicht unsterblich wie Geist etwa, sondern Körper sind ja eben unsere sterblichen Bestandteile. Einmal identifiziert als das, was eigentlich Gegenstand des Ereignisses "Tod" ist, werden Körper in der Kryobiologie zu perspektivisch wiederherstellbaren Einheiten und dies, anders als beim Cloning, nicht etwa nur durch die genetische Konservierung der Phylogenese eines identischen Körpers, sondern durch Bewahrung der Spuren der Zeit, durch Bewahrung des ontogenetisch eingeschlagenen Weges und durch Bewahrung der Individualgeschichte eines Menschen allgemein, die sich nun einmal durch den Tod vernichtet.
Da wir also faktisch bereits im Kryozeitalter angekommen sind, wäre es irrational, diesen Fakt nicht mit in eine gesamtgesellschaftliche Entscheidung über Organspende-Pflicht mit einzubeziehen, selbst wenn Deutschland keine Kryolabore für Leichen bereithält. Sicher könnte man sagen, manche Kryonik-Anhänger glauben an die Hinreichlichkeit eines eingefrorenen Gehirns, was der Organspende ja nicht im Wege stände. Aber genau dieses Szenario ist absurder, da es ja den Rest des Körpers als Abfall behandelt. Das theoretische Recht auf körperliche Auferstehung durch nach-neuzeitliche Medizin widerspricht sich schon sehr mit dem Ausschlachten des Körpers für andere, die Empfänger von Ersatzteilen wären.
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