Psychopharmaka und Kinder
Eine verdrängte Debatte?
Klonverbot und Embryonenschutz sind die heißen Themen der Ethik- Diskussion. Aber was ist eigentlich mit dem heutigen Nachwuchs - mit unseren Kindern, die zunehmend mit Produkten der Pharmaindustrie konfrontiert werden?Am Grad der Funktionalität gemessen
Die Grenzen zwischen lebhaften und hyperaktiven Charaktereigenschaften sind oft schwer zu ziehen. Schwierig wird es, wenn Kinder von Erwachsenen zunehmend am Grad ihrer Funktionalität gemessen werden. Eine Gesellschaft mit großem Leistungsdruck und immer weniger natürlichen Freiräumen leistet Vorschub für solche kindlichen Störungen.
Das Zeitalter der Medien-Kinder, die hauptsächlich mit flimmernden Bildschirmen aufwachsen, bietet wenig Anreize für Bewegung und den Einsatz ihrer fünf Sinne. Während das Hören und Sehen gefordert ist, bewegen sich die Kinder immer weniger frei in der Natur. Die Verbindung von sinnlicher Wahrnehmung - wie Riechen, Tasten und Schmecken - und Bewegung wird zugunsten passiven Konsumierens aufgegeben.
...Unterdrückter "Jagdinstinkt"
Dabei ist es genau die körperliche Anregung, die den hyperaktiven Kindern fehlt. Es sind hauptsächlich Jungen, die von der Hyperaktivität betroffen sind. In unserer Kultur wurde traditionell das männliche Geschlecht im Jagen und Umherstreifen geübt. Offensichtlich ist dieser "Jagdinstinkt" noch vorhanden. Da er aber durch unsere urbanen Lebensbedingungen unterdrückt wird, kann er sich nicht entfalten. Dadurch stauen sich ursprünglich gesunde Aggressionspotentiale an, so der Sozialwissenschaftler Klaus Hurrelmann.
...Eine gefährliche Richtung
Der pädagogische Fortschritt, der körperliche Züchtigung als Erziehungsmethoden endgültig verbannt hat, könnte eine gefährliche Richtung einschlagen: "Ist das, was früher die Peitsche war, heute die Pille?", fragt Gerald Hüther. Es schleicht sich der Gedanke ein, dass Psychopharmaka zunehmend als angemessenes Disziplinierungsmittel in der Kindererziehung akzeptiert werden.
In den USA wird ganz offen empfohlen, Medikamente einzusetzen, um den Schulunterricht störungsfreier zu gestalten. Den Interessensvertretern der Pharmaindustrie kann das nur recht sein. Umso mehr ist eine öffentliche Debatte darüber dringend notwendig, denn die Arzneimittelhersteller heizen den Psychomarkt an. So werden bereits neuartige Präparate als Antidepressiva und für "emotionale Störungen" bei Kindern entwickelt. Die Pille ist als stiller Erziehungshelfer auf dem Vormarsch.
http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/26/0,1872,2083034,00.html
wie hier schon angesprochen, wird so der perfekte mensch kreiert.
kein "lästiges" auffallen, kein "anderssein", immer schön konsumieren und die klappe halten.