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Ritter Rosenkreuzer
- 20. März 2003
- 2.785
Erst Verfassungsschutzbeobachtung, dann "Auflösung" bzw. Reintegration des rechtsextremen Flügels um Höcke, der laut Verfassungsschutz eine "erwiesen extremistische Bestrebung" darstellte, und nun gibt auch noch einer der bekannten Höcke-Kritiker auf. Sogar Meuthen scheint zu wackeln, nachdem er eine Abspaltung des Flügels vorschlug und sich entschuldigen musste.
Ich persönlich habe die AfD lange Zeit eher neutral als Mischung verschiedener konservativer Stilrichtungen verstanden und mir massive Kritik von anderen Linken eingehandelt, da ich sie u.a. in puncto Flüchtlingskrise als verständliches Korrektiv zu Haltungen wie "Grenzen sind doch total veraltet, wer macht sowas noch?" mehr oder weniger verteidigt habe, aber nachdem ich ein paar Kommentare von Höcke u.a. gesehen habe, hat sich mein Bild von der Partei dann doch gewandelt.
Wie seht ihr die Entwicklung bei der AfD? Hat die Entscheidung, den Flügel ohne Konsequenzen einfach wieder in der Partei aufgehen zu lassen, bestimmte Weichen gestellt, für die Partei intern und für potentielle Wähler?
Ist nun schon absehbar, dass die gesamte AfD in den Rechtsextremismus abrutscht und bald generell vom Verfassungsschutz beobachtet wird?
Ist zu erwarten, dass die AfD im Hinblick auf die Wählergunst mittelfristig den Weg anderer deutscher Parteien rechts von CDU/CSU beschreitet?
Oder bietet die Corona-Krisensituation auf absehbare Zeit sogar Möglichkeiten, trotz der parteiinternen Vorgänge zusätzliche Wähler zu gewinnen?
Oder ist alles genau wie vor der Flügel-Entscheidung?
[@Mods: Falls ich einen gut passenden Thread übersehen habe, kann das hier gerne als weiterer Beitrag angehängt werden, war ja längere Zeit kaum hier und habe sicher viele Diskussionen verpasst ^^]
Der rheinland-pfälzische AfD-Fraktionschef Uwe Junge gehörte seit Längerem zu den Kritikern des rechtsextremen "Flügel"-Netzwerks um Björn Höcke. Nun kündigt der Ex-Offizier an, sich im kommenden Jahr aus der Politik zurückzuziehen.
[...] Junge teilte mit, er wolle "nach reiflicher Überlegung" und "auch aus gesundheitlichen Gründen" nicht mehr für den Landtag kandidieren und nach Ablauf der Legislaturperiode 2021 in den Ruhestand gehen. [...]
Erst vor Kurzem hatte er in einem internen Schreiben eine "harte Ordnungsmaßnahme" gegen Höcke und den Parteiausschluss des Brandenburger Fraktionschefs Andreas Kalbitz gefordert. An die Mitglieder des Parteivorstandes gerichtet schrieb Junge: "Mein weiteres Engagement in der Partei mache ich von Eurer Entscheidung am Freitag abhängig!"
Höcke-Kritiker Junge will nicht mehr
Der rheinland-pfälzische AfD-Fraktionschef Uwe Junge gehört seit Längerem zu den Kritikern des rechtsextremen "Flügel"-Netzwerks um Björn Höcke. Nun kündigt der Ex-Offizier an, sich im kommenden Jahr aus der Politik zurückzuziehen.
www.spiegel.de
Der Thüringer Verfassungsschutz sieht in der angekündigten Auflösung des als rechtsextrem eingestuften Flügels der AfD nicht viel mehr als einen taktischen Schachzug. "Das ist eine Nebelkerze", sagte Behördenchef Stephan Kramer der Deutschen Presse-Agentur. Viel wichtiger sei, ob sich die Partei tatsächlich vom Flügel distanzieren sollte. "Davon ist bisher nicht sehr viel zu sehen."
AfD: Thüringer Verfassungsschutz sieht Flügel-Auflösung als "Nebelkerze"
Für Behördenchef Stephan Kramer ist die Ankündigung von Björn Höcke und Andreas Kalbitz nicht mehr als ein geschickter Schachzug. Die Arbeit ihrer Bewegung ginge weiter.
www.zeit.de
Der AfD-"Flügel" ist für den Verfassungsschutz jetzt offiziell ein Beobachtungsfall. Der Zusammenschluss sei eine "erwiesen extremistische Bestrebung", seine Gründer Rechtsextremisten, sagte Behördenchef Haldenwang. [...]
In Thüringer ist die gesamte AfD vom Landesverfassungsschutz von einem Prüf- zu einem Verdachtsfall hochgestuft worden, teilte die Behörde mit. Der Landesverband ist der Heimatverband von Björn Höcke.
Verfassungsschutz zu AfD-"Flügel": Erwiesen rechtsextrem
Der AfD-"Flügel" ist für den Verfassungsschutz jetzt offiziell ein Beobachtungsfall. Der Zusammenschluss sei eine "erwiesen extremistische Bestrebung", seine Gründer Rechtsextremisten, sagte Behördenchef Haldenwang.
www.tagesschau.de
AfD-Co-Chef Jörg Meuthen hat vorgeschlagen, der vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestufte "Flügel" sollte eine eigene Partei gründen. Nun erntet er heftigen Widerspruch.
Streit über Aufspaltung der AfD: Meuthen verärgert Gauland, Chrupalla und Höcke
AfD-Co-Chef Jörg Meuthen hat vorgeschlagen, der vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestufte "Flügel" sollte eine eigene Partei gründen. Nun erntet er heftigen Widerspruch.
www.spiegel.de
Aufspaltungsvorschlag - Meuthen verliert Machtkampf in AfD
Meuthen verliert Machtkampf in der AfD
Der Co-Vorsitzende gibt seine Idee auf, den extrem rechten "Flügel" um Björn Höcke abzutrennen. Nun gilt Meuthen als schwer angeschlagen.
www.sueddeutsche.de
Ihn treibt zu Recht die Sorge um, die Nähe zu Rechtsradikalen schrecke bürgerliche Wähler ab. Die AfD könnte in Umfragen noch stärker verlieren. Meuthen scheiterte kläglich. Seine übermächtigen Gegner in der Parteispitze lancierten einen Aufruf zur Einheit der Partei. Meuthen musste sich per Vorstandsbeschluss am Montag für einen "großen Fehler" entschuldigen. Deutlicher kann die Demütigung eines Parteichefs kaum ausfallen.
[...]
Die Partei hat nun auch ganz offiziell beschlossen, politische Abgründe weiter in ihren Reihen zu dulden. Selbst wenn der "Flügel" sich als Netzwerk auflöst, was nicht sicher ist - das Gedankengut seiner Mitglieder bleibt. Rechtsextremisten wie Björn Höcke sollen im Osten Deutschlands weiter Rekordergebnisse für die AfD bei Wahlen holen, so lautet die weitverbreitete Hoffnung in der Parteispitze.
Die AfD steckt in einer existenziellen Krise
Die AfD steht nach einem bizarren Machtkampf vor einem Scherbenhaufen. Abschreiben sollte sie trotz sinkender Umfragewerte aber niemand.
www.sueddeutsche.de
Ich persönlich habe die AfD lange Zeit eher neutral als Mischung verschiedener konservativer Stilrichtungen verstanden und mir massive Kritik von anderen Linken eingehandelt, da ich sie u.a. in puncto Flüchtlingskrise als verständliches Korrektiv zu Haltungen wie "Grenzen sind doch total veraltet, wer macht sowas noch?" mehr oder weniger verteidigt habe, aber nachdem ich ein paar Kommentare von Höcke u.a. gesehen habe, hat sich mein Bild von der Partei dann doch gewandelt.
Wie seht ihr die Entwicklung bei der AfD? Hat die Entscheidung, den Flügel ohne Konsequenzen einfach wieder in der Partei aufgehen zu lassen, bestimmte Weichen gestellt, für die Partei intern und für potentielle Wähler?
Ist nun schon absehbar, dass die gesamte AfD in den Rechtsextremismus abrutscht und bald generell vom Verfassungsschutz beobachtet wird?
Ist zu erwarten, dass die AfD im Hinblick auf die Wählergunst mittelfristig den Weg anderer deutscher Parteien rechts von CDU/CSU beschreitet?
Oder bietet die Corona-Krisensituation auf absehbare Zeit sogar Möglichkeiten, trotz der parteiinternen Vorgänge zusätzliche Wähler zu gewinnen?
Oder ist alles genau wie vor der Flügel-Entscheidung?
[@Mods: Falls ich einen gut passenden Thread übersehen habe, kann das hier gerne als weiterer Beitrag angehängt werden, war ja längere Zeit kaum hier und habe sicher viele Diskussionen verpasst ^^]