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Scharon: Mehr Antisemitismus in Europa?

semball

Großer Auserwählter
26. Mai 2002
1.615
Lindwurm schrieb:
>>Und genau das halte ich eben für Schwachsinn. Es gibt in der normalen Gesellschaft keinen Antisemitismus mehr.<<

Das stimmt meiner Meinung nun auch wieder nicht. Der Antisemitismus ist natürlich genauso wenig ausgestorben wie der Nationalsozialismus, Faschismus, Kommunismus etc.. Er ist im allgemeinen wohl durch bessere Geschichtsbildung der Bevölkerung stark zurückgegangen aber "nicht-existent" halte ich für für übertrieben.

Wobei man sich natürlich auch fragen könnte ob die Menschen im 3.Reich Antisemitischer waren als die Leute heute in der BRD? Klar damals haben sie offen über die bösen Juden geschimpft, aber ob das völlig aus Überzeugung kam wie der heutige Antisemitismus oder ob das in manchen Teilen einfach "Gewohnheit" war Juden zu hassen? Who knows..

Mfg Lindwurm

Nun Lindwurm, in der normalen Gesellschaft kommen auch kein Nationalsozialismus oder Kommunismus mehr vor, sondern nur bei ein paar wenigen Unbelehrbaren ;)

Fantom hingegen meint, dass "große Teile der Gesellschaft" immer noch Judenhasser seien.

gruss semball
 

Skydiver

Geselle
20. November 2003
33
Ich weiss nicht wie viele judenhasser es gibt, ich kenne keinen. AS ist eine spezifische form des rassismus, nicht mehr und nicht weniger. Mit antiisraelismus hat AS soviel gemein wie Anna Lindh mit einer rassistin.
Man stelle sich vor, Colin Powell hätte Gingrich einen rassisten genannt, nur weil dieser Powells amtsführung kritisiert hatte.
Der ehemalige Präsident des US-Repräsentantenhauses Newt Gingrich, ein enger Vertrauter Rumsfelds, fordert nun eine "völlige Neuordnung des State Department" und wirft Colin Powell "völliges diplomatisches Versagen" im Vorfeld des Irak-Krieges vor.
Das wäre doch völlig absurd und würde in den medien auch so gewertet werden. Nur bei Sharon ist das genaue gegenteil der fall.
 

Fantom

Erhabener auserwählter Ritter
9. August 2002
1.197
semball schrieb:
Fantom hingegen meint, dass "große Teile der Gesellschaft" immer noch Judenhasser seien.

wenn 20% der deutschen nicht so gerne neben einem juden leben wollen, hat das sehr wenig mit kritik an israel zu tun, semball!
 

Skydiver

Geselle
20. November 2003
33
Studie wird "begraben"

VON KARL-HEINZ BAUM

Die Studie "Über die Antisemitismuswelle in Europa im Frühjahr 2002" des Berliner Zentrums für Antisemitismusforschung ist bald ein Jahr alt, doch der Auftraggeber, die Beobachtungsstelle für Rassismus und Fremdenfeindlichkeit der Europäischen Union in Wien, will sie nicht veröffentlichen. Direktorin Beate Winkler erklärte am Mittwoch, es sei nicht Aufgabe ihrer Behörde, "ganze Gemeinschaften wegen der Handlungen einzelner Rassisten zu stigmatisieren". Die Wiener EU-Stelle spricht von "schlechter Qualität" und einem "Mangel an empirischen Daten". Ungenaue Informationen könnten Versuche fördern, "die Beobachtungsstelle selbst zu diskreditieren".

Auf den Inhalt der Studie geht die Presseerklärung aus Wien nicht ein; das Zentrum darf laut Vertrag die Studie nur nach der Freigabe durch die Beobachtungsstelle veröffentlichen. Wie zu erfahren war, kam das Berliner Zentrum zu dem Schluss, hinter immer mehr rassistischen Vorfällen in Europa steckten junge Muslime und pro-palästinensische Gruppen.

http://www.fr-aktuell.de/ressorts/nachrichten_und_politik/international/?cnt=347001
 

truth-searcher

Vollkommener Meister
17. April 2002
565
@ Fantom

Da sind wir uns ja im Grossen und Ganzen einig.

klaro.
nur kann niemand bestreiten, dass besonders israel als DER menschenrechtsverletzende unhold schlechthin dargestellt wird, während ein herr arafat den nobelpreis bekommt (das ist jetzt nur mal ein beispiel).

Es gibt schon einen besonderen Fokus auf Israel, keine Frage! Allerdings ist Dein Beispiel hier etwas schlecht gewählt. Schliesslich hat Arafat den Friedensnobelpreis ja nicht alleine bekommen, sondern zusammen mit Rabin und Peres!

Aber tatsächlich wird z.B. das Abschlachten in Afrika im Vergleich zu den Vorgängen Israel in den Medien völlig vernachlässigt! Ein Afrikaner ist ein genauso wertvoller Mensch wie ein Israeli oder Palästinenser!
Andererseits hat Israel (als Thema) einfach eine ganz andere Bedeutung für die Weltpolitik als ermordete Bewohner eines afrikanischen Staates. Traurig!

Wie auch immer, wünschen wir Israelis und Palästinensern, dass sie gerechte und friedliebende Führer bekommen!

Grüsse,
truth-searcher
 

Lindwurm

Geheimer Meister
29. Juni 2003
406
Fantom schrieb:
semball schrieb:
Fantom hingegen meint, dass "große Teile der Gesellschaft" immer noch Judenhasser seien.

wenn 20% der deutschen nicht so gerne neben einem juden leben wollen, hat das sehr wenig mit kritik an israel zu tun, semball!

Naja
1. Ist eine Umfrage nicht 100% Aussagekräftig. Genauso wie deine Agumentation das Sharon nicht allgemein für die Juden spricht.
2. Waren es 17% der Deutschen ;)
3. Wird der Aussagewert der Umfrage wird relativiert wenn man sich mal anschaut was sonst noch gefragt wurde: 22% der Deutschen halten den Einfluss der Christlichen Kirche zu groß, 32% den der Gewerkschaften, 42% den der Politischen Parteien, 61% den der Banken und sogar 70% den der Medien. In der Rangliste der ungeliebten Nachbarn rangieren vor den Juden die "Zigeuner", die Araber, die Türken, die Afrikaner und die Polen. 65% der Befragten sind zudem der Ansicht, Aufklärung über die Vernichtung der Juden durch die Nazis müsse noch fester in den Schulunterricht eingebunden werden, während nur 22% dies verneinen.

Nur mal so :roll:
 

Kendrior

Intendant der Gebäude
25. Februar 2003
869
Bevor jemand was dazu sagt...
"Nur" 22 Prozent der Deutschen verneinen, dass Aufklärung über die systematische Auslöschung der Juden verstärkt wird?
Mag jetzt schlimm klingen, weil 22 Prozent sind nun doch eine ganze Menge Menschen.
Allerdings muss ich ehrlich sagen, dass das, was zur Zeit ohnehin schon in Schulen an Aufklärung betrieben wird, meiner Meinung nach ausreicht. An unserem Gymnasium wurde, als wir das Thema NS-Zeit, Holocaust, WW II durchnahmen sehr viel Wert darauf gelegt, die Schrecklichkeit des Holocausts hervorzuheben. Wir waren in einem Konzentrationslager ( Kein Vernichtungslager, hätte noch mehr "Eindruck" gemacht), haben uns viele Filme mit sehr anschaulichen Darstellungen von ausgemergelten Leichen
( zart besaitete Seelen unserer Klasse mussten das Zimmer verlassen)
angesehen, und Diskussionen gestartet, wie das passieren konnte.

Ich würde vielleicht sagen, dass Antisemitismus durchaus noch ein Thema ist in Deutschland, besonders Skinheads sind wohl immer noch ein Begriff. Doch besonders die jetzige Generation wird wohl kaum noch Judenhasser hervorbringen.

Andere Frage. Wenn ein Jude mich anrempelt und ich ihn wütend anschreie und beschimpfe ( wahlweise ein Schimpfwort, das auf seine jüdische Herkunft hinweist, oder ein normales Schimpfwort, wie man es jedem Weltbürger an den Kopf werfen könnte), bin ich dann Antisemit?
Ich habe nichts gegen seine Herkunft, seine Religion, seine Lebensweise.
Aber der dämliche Idiot hat mich nunmal angerempelt, und vielleicht habe ich was Zerbrechliches in den Händen gehalten, oder sowas...
Naja, ihr wisst, was ich meine.

Anders sieht es wieder mit Antiisraelismus aus. Niemand hier, der etwas gegen Israel hat, würde einem Juden etwas antun.
Israel als Staat ist in letzter Zeit wahrlich nicht besonders brav, das muss jeder zugeben. Und wer nicht brav ist, muss sich nunmal Schelte gefallen lassen. Wer ein Kind, wenn es etwas anstellt, sogar noch lobt und ihm etwas schenkt, tut ihm keinen Gefallen, im Gegenteil. Es wird schnell verwöhnt und verzogen, versucht vielleicht sogar, noch schlimmere Dinge anzustellen- weil es genau weiß, dass niemand was dagegen sagt.

Ich liebe Juden nicht, ich hasse sie nicht. Für mich ist ein Jude ein normaler Mensch. Wenn ich mit jemandem rede, ist mir seine Religion scheißegal. Es wird oft so getan, als wären Juden eine eigene Spezies, aber das ist doch einfach nicht wahr! Juden sind Menschen wie du und ich, keine Menschen erster Klasse, Menschen, die man lieben, schlagen, nerven, unterhalten, nicht mögen, knuddeln, f****n und noch viel mehr kann! Deutsche werden in England nicht besonders gemocht, vor allem macht sich dies während Fußball-Spielen bemerkbar :wink:
Schreit deshalb jeder auf, dass sich in England ein Antigermanismus bemerkbar macht? Wohl kaum, oder?

Ich habe mich nun mal um eine objektive Sichtweise bemüht- weder schwarz noch weiß, im grauen Bereich. Viele hier nehmen leider extreme Positionen ein. Bei manchen habe ich das Gefühl, dass sie Ideologien nachhängen, und wir alle wissen, was solche Leute bisher angestellt haben.
 

Lindwurm

Geheimer Meister
29. Juni 2003
406
@Kendrior

Das mit england ist einfach eine kleine Lokalstichelei :D Die ihre Wurzeln hauptsächlich im zweiten Weltkrieg hat, aber auch durchaus weiter zurückreicht.
 

Kendrior

Intendant der Gebäude
25. Februar 2003
869
Ich weiß, das war kein so gutes Beispiel... aber um mal ein öfters genanntes Argument aufzugreifen, die Völkermorde in Afrika interessieren wohl offensichtlich auch niemanden wirklich, mal abgesehen von einigen Leuten hier im Forum :wink:
 

dimbo

Meister vom Königlichen Gewölbe
30. September 2002
1.434
Fantom schrieb:
wenn 20% der deutschen nicht so gerne neben einem juden leben wollen, hat das sehr wenig mit kritik an israel zu tun, semball!

Lindwurm schrieb:
1. Ist eine Umfrage nicht 100% Aussagekräftig. Genauso wie deine Agumentation das Sharon nicht allgemein für die Juden spricht.
2. Waren es 17% der Deutschen
3. Wird der Aussagewert der Umfrage wird relativiert wenn man sich mal anschaut was sonst noch gefragt wurde: 22% der Deutschen halten den Einfluss der Christlichen Kirche zu groß, 32% den der Gewerkschaften, 42% den der Politischen Parteien, 61% den der Banken und sogar 70% den der Medien. In der Rangliste der ungeliebten Nachbarn rangieren vor den Juden die "Zigeuner", die Araber, die Türken, die Afrikaner und die Polen. 65% der Befragten sind zudem der Ansicht, Aufklärung über die Vernichtung der Juden durch die Nazis müsse noch fester in den Schulunterricht eingebunden werden, während nur 22% dies verneinen.

:!: :!: :!:

Man nimmt eben wahr, was man wahr nehmen will. Die Konsequenzen sieht man ja.



@ Fantom:

  • Herr K. sprach über die Unart, erlittenes Unrecht stillschweigend
    in sich hineinzufressen, und erzählte folgende Geschichte:
    "Einen vor sich hin weinenden Jungen fragte ein
    Vorübergehender nach dem Grund seines Kummers. 'Ich hatte
    zwei Groschen für das Kino beisammen', sagte der Knabe, 'da
    kam ein Junge und riß mir einen aus der Hand', und er zeigte auf
    einen Jungen, der in einiger Entfernung zu sehen war. 'Hast du
    denn nicht um Hilfe geschrien?' fragte der Mann. 'Doch', sagte
    der Junge und schluchzte ein wenig stärker. 'Hat dich niemand
    gehört?' fragte ihn der Mann weiter, ihn liebevoll streichelnd.
    'Nein', schluchzte der Junge: 'Kannst du denn nicht lauter
    schreien?' fragte der Mann. 'Nein', sagte der Junge und blickte
    ihn mit neuer Hoffnung an. Denn der Mann lächelte. 'Dann gib
    auch den her', sagte er, nahm ihm den letzten Groschen aus der
    Hand und ging unbekümmert weiter."


    Bertolt Brecht, "Der hilflose Knabe"
 

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