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Schizogen offenbart sich uns niederen Wesen.

Nachbar

Ritter Kadosch
20. Februar 2011
5.095
AW: Schizogen offenbart sich uns niederen Wesen.

@ Schizogen
Moin. Ich stelle es mir angenehm vor, ein Apfel zu sein. Die Luft ist bestimmt gut; alles wächst, gedeiht und lebt.
Und wenn Dich nicht gerade Vögel oder Würmer nerven, kannst Du dich fragen "lass ich mich heute fallen - oder bleibe ich noch ein paar Tage hängen?".
Wenn ich die letzten Wochen rekapituliere, klingt das Apfeldasein gar nicht schlecht.

Trotzdem 3 Fragen an Dich:
1) Der Apfel lebt vom Apfelbaum. Wer ist Dein Apfelbaum?
2) Irgendwann fällt jeder Apfel und erfüllt damit seine Bestimmung. Was wäre Deine?
3) Wenn Du nicht am Baum der Erkenntnis gehangen wärest, sondern einfach hier im Alten Land ... was wäre dadurch anders?

:hut: Nachbar
 

Schizogen

Gesperrter Benutzer
19. Dezember 2010
345
AW: Schizogen offenbart sich uns niederen Wesen.

Ein Zitat aus den Vorbereitungen zu meiner Dissertation, das ich heute zufällig gefunden habe:

[FONT=&amp]"Der Anpassungstheorie liegen folgende Annahmen zugrunde: 1. Jede Gesellschaft als solche ist normal; 2. seelisch krank ist, wer von dem von der Gesellschaft favorisierten Persönlichkeitstyp abweicht; 3. das Gesundheitswesen im Bereich von Psychiatrie und Psychotherapie verfolgt das Ziel, den einzelnen auf das Niveau den Durchschnittsmenschen zu bringen […]. Es zählt nur, daß der einzelne angepaßt ist und daß er das gesellschaftliche Gefüge nicht stört." [/FONT](Fromm, Erich, Die Pathologie der Normalität. Zur Wissenschaft vom Menschen, hrsg. v. Rainer Funk, 3. Aufl., Berlin 2009, S. 18.)

Es besagt, dass die Irren nur irre relativ zu den "Normalen" sind. Was aber normal ist, kann bisher aus keiner Perspektive außerhalb des eigenen Kulturkreises definiert werden. Die Versuche eine Krankheit namens "Schizophrenie" mit objektiven Kriterien festzulegen, verschleiern meiner Ansicht nach, dass in Wirklichkeit die Inhalte des Denkens gesellschaftlich verfolgt werden, sowie auch einige Formen des Denkens, wie z. B. das Stimmen hören, als pathologisch krankhaft bezeichnet wird, einzig, weil es in unserem Kulturkreis oder in unserem Zeitalter "nicht normal" ist. Davon abgesehen, werden neben den Inhalten des Denkens, die einzig auf Non-Konformität im Denken hinweisen, auch weitere "alternative" Denkformen diskriminiert im Kategorienbild der Schizophrenie, wie schnelles Reden oder Gedankensprünge, die für mich eher ein Zeichen höherer Intelligenz sind, relativ zu dem, was als "normal" angesehen wird. Ich selber neige nach Ansicht von Psychiatern zu "Gedankensprüngen", also häufigem Themenwechsel. Das sollte aber doch kein Grund sein, mich zu diskriminieren, oder?
 
Zuletzt bearbeitet:

Schizogen

Gesperrter Benutzer
19. Dezember 2010
345
AW: Schizogen offenbart sich uns niederen Wesen.

Es geht darum, weder positiv noch negativ die Non-Konformität zu sanktionieren. Negative Diskriminierung ist aber in der Psychiatrie an der Tagesordnung, aber auch die Weichspülpädagogik im Umgang mit Depressiven. Ich selber will mir morgen antriebssteigernde oder stimmungsaufhellende Psychopharmaka erstmals verschreiben lassen, weil ich die Nase voll habe von dem Fake, dass es heute "nicht normal" sei, auf staatlich legalen Drogen zu stehen. Wenn sie Hasch verbieten, nehme ich eben Anti-Depressiva oder Aufputscher.

Ich will übrigens damit nicht sagen, dass Depressionen nicht "real" sind. Fromms Theorie besagt, dass die Gesellschaft an der Langeweile erkrankt, welche die Wohlstandsgesellschaft uns gebracht hat. So geht es mir auch. Das ist heute normal, dass wir die Langeweile ohne Drogen nicht mehr aushalten.

Auch will ich noch einmal betonen, dass Fromms Theorie besagt, dass Non-Konformismus notwendig ist, damit sich eine Gesellschaft weiterentwickelt. Die Verfolgung der Irren fußt also tatsächlich darauf, dass die Menschen keine Lust auf Fortschritte oder eine weitere Alternierung ihres Denkens haben. Meine Meinung nach sind die meisten Irren nämlich wahnsinnig im Zusammenhang mit dem Religionszusammenbruch. Etwas ähnliches sagt auch Fromm, so weit ich ihn gerade gelesen habe. Die "Irren" sind sensibler für die Sinnsuche und brechen zusammen, wenn es keinen geteilten Sinnreferenzrahmen mehr gibt, wodurch sie den Weg der individualisierten Sinnsuche gehen. Noch mehr einzelne Erleuchtete oder Weltuntergangspropheten oder Parapsychologen ist aber zu viel Abweichung für die Gesellschaft. So kommt es auch, dass das "Weltrettersyndrom" eines DER Schizophreniekriterien ist, was auch bei mir diagnostiziert wurde, da Irre neben religiösen genauso für politische Weltbilder übersensitiv sind, wenn ich Fromm so weit auslegen darf.

Hierzu Schizogen (2012):
[FONT=&quot]Ferner bildet Fromm den ersten Schritt zur Systematisierung der „Irrheit“ ab: Da die Wahnsinnigen übersensibel sind für geteilte Sinnreferenzrahmen wie religiöse und politische Weltkonzepte, neigen sie auch zur Non-Konformität nicht nur hinsichtlich wissenssoziologischen, sondern auch „wissenspolitologischen“ Strukturen., was die Basis für politische Ausgrenzung hier darstellen sollte.
[/FONT]Vgl. Fromm ebd.., S. 15-88.
 
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Ehemaliger_User

Beatus ille, qui procul negotiis.
10. April 2002
29.057
AW: Schizogen offenbart sich uns niederen Wesen.

Schizogen, du akzeptierst deine Diagnose und stellst die damit verbundene Wertung in Frage, bzw. lehnst sie ab.
Damit bewegst du dich nicht nur mit Blick auf Fromm auf der Höhe der Zeit.
Eine psychische Andersartigkeit, soweit sie nicht mit Gefährdung anderer Personen verknüpft ist,
sollte von der Gesellschaft akzeptiert werden.
Das sie das nicht tut, liegt an der mangelnden Akzeptanz gegenüber allen nicht der Norm entsprechenden Menschen.
Hinzu kommt die bei allen psychischen Erkrankungen zu beobachtende irrationale Ansteckungs- oder
Identifikationsangst. Niemand ist sich seiner geistigen Gesundheit absolut sicher.
Mit Ausnahme einiger Psychotiker.
Die Ausgrenzung abnormalen Verhaltens ist Selbstschutz und Arterhaltung geschuldet.
Du kannst nicht von allen Menschen erwarten, daß sie instinktive Reaktionen, die jahrzehntausende
lang wichtig waren, innerhalb weniger Generationen ablegen, weil sie überflüssig geworden zu sein scheinen.
Hier ist der Betroffene gefragt, seine tieferen Erkenntnisse dazu zu nutzen, um Toleranz gegenüber den
Normalen aufzubringen.

Ein häufig gebetsmühlenartig vorgebrachtes Antipsychiatrie-Argument ist die Orientierung am Durchschnitt und
das Bemühen einer Wiederherstellung von Normalität.
Dabei wird von den betroffenen übersehen, daß fast niemand gerne und schon gar nicht gerne dauerhaft
unangenehm auffällt. Es ist also nur natürlich, daß sich Fachleute darum bemühen, die Auffälligkeiten im Sinne des Patienten zu behandeln. Entspricht das nicht dem Willen des Betroffenen, dann wird auch davon abgesehen.
Problematisch ist dabei natürlich auch das Erkennen des Willens, wenn der Betroffene seiner eigenen Sprache
und seinen eigenen Gedankengängen verbunden bleibt, imho also genau die Intoleranz lebt, die er der Welt vorwirft.
 

Schizogen

Gesperrter Benutzer
19. Dezember 2010
345
AW: Schizogen offenbart sich uns niederen Wesen.

Hey, mir gefällt deine offene und tolerante Bewertung des Phänomens sehr. Du kannst dich ein stückweit in uns Psychotiker hineinversetzen. Nur was die gesamtgesellschaftliche Einordnung angeht, kann ich dir nicht zustimmen. Du hast aber völlig recht, dass "Normalos" und "Psychotiker" im bilateralen Umgang, also in der zwischenmenschlichen Beziehung zueinander, beide etwas aufeinanderzugehen sollen und die Grenzen des anderen wahren sollten. Keiner muss sich persönlich von einem Psycho etwas sagen lassen, jeder hat seine Grenze, was er akzeptiert, aber beide "Typen Menschen" sollten sich mit ihren Arten und Unarten tolerieren.
Es gibt aber auch unilaterale und multilaterale Beziehungen: Unilateral ist Arzt-Psychotiker, da hat letzterer KEINE CHANCE. Unilateral ist auch, wenn erstmal prinzipiell der Psychotiker beginnt, seiner Stimme Gehör zu verschaffen in der Gesellschaft: die Rebellion, der Befreiungsschlag, einer der vielen Beispiele für eine Emanzipationsbewegung in der Geschichte: das geschieht hier, unilateral ist möglich im Internet, wo viele lesen, einer spricht. Unilateral ist auch, wenn der Psychotiker seine Geschichte erzählt, damit alle sie hören, damit seine Geschichte der Diskriminierung nicht vergessen wird. Damit auch er frei wird. Diesmal die Irren, nach so vielen anderen ehemals Kranken, Andersartigen, Zweitklassenmenschen, Minderheiten etc.
Multilateral ist aber, wenn viele miteinander sprechen: das Chaos der Gesellschaft. Und irgendjemand ist immer der Irre, nämlich der Sündenbock, der Unvernünftige, der Irreführer oder der Irrationale. Multilateral ist oft, auch im Internet, wo alle auf den einen rumhacken, weil er nicht so denkt wie die anderen. Weil er etwas "will", weil er weiß, das "wissen" etwas "wissen oder sagen wollen" ist, weil er die Welt anders sieht und seine Erfahrung von den anderen nicht geteilt wird, kurzum: weil der IRRE immer allen anderen seiner Kultur und Zeit widerspricht. Das macht ihn so einzigartig - und so einsam.

Ich möchte nur noch gesamtgesellschaftlich sagen, dass der Irre, ja, die Grenze eines jeden einzelnen respektieren soll, aber dass der Irre keine Grenze jemals zu akzeptieren hat, wo er nicht einem einzelnen widerspricht, sondern allen! Deswegen kämpfe ich für die Befreiung und die Gleichstellung der Schizophrenen. Weil sie auch Recht haben - und Rechte! Diese Rechte sollten wir uns alle erkämpfen, so dass keiner verschleppt und misshandelt wird, nur weil er im Widerspruch zur jeweiligen Kultur seiner Zeit steht!

Amen! Shalom! So sei es!
 
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Ehemaliger_User

Beatus ille, qui procul negotiis.
10. April 2002
29.057
AW: Schizogen offenbart sich uns niederen Wesen.

Ich bitte dich, die Unwissenheit zu bedenken.
Fachleute, die sich mit all ihrem Wissen und erfahrung mit dem Phänomen Schizophrenie beschäftigen,
betrachten es inzwischen als eine Sammelbezeichnung für eine unbekannte Anzahl von Abweichungen von der Norm.
Wobei gerade mit Blick auf das menschliche Hirn immer klarer wird, daß es eigentlich keine Norm gibt.
Das menschliche Hirn ist extrem individuell organisiert und jedes einzelne arbeitet anscheinend
auch nach eigenen Regeln. Eine Fähigkeit des Menschen ist es, im Laufe seiner Reifung zum
Erwachsenen seine Hirnfunktionen einem gesellschaftlichen Ideal anzunähern.
Einige schaffen das nicht oder verlieren aus vielfältigen, nicht immer bekannten Gründen
diese Fähigkeit. Eine Störung der Organisation der Hirnareale zueinander scheint für das Phänomen Stimmen hören verantwortlich zu sein. Bei anderen Störungen übernehmen archaische Areale
eine ihnen nicht zustehende Leitungsfunktion.

Du verlangst mit deinem Aufruf zur Toleranz nicht zuviel.
Du kannst und darfst aber nicht verlangen, daß die Grenzverletzungen eines Andersartigen von der Gesellschaft kritikfrei akzeptiert und geduldet werden. Wir können davon ausgehen, daß das Hirn seine Kalibrierung m.H. von Kommunikation und sozialer Interaktion durchführt.
Lässt die Gesellschaft zu, daß anders organisierte Hirnstrukturen zunehmen,
zerstört sie damit langfristig den Konsens und gefährdet die Arterhaltung.
Ein wenig bunt ist gut.
Zuviel bunt ist gefährlich.
 

Schizogen

Gesperrter Benutzer
19. Dezember 2010
345
AW: Schizogen offenbart sich uns niederen Wesen.

Es macht wirklich sehr viel Spaß mit dir zu diskutieren. Du differenzierst deine Meinung sehr und ziehst sehr viele verschiedene Standpunkte ein. Auch kannst du verschiedene Zweige der Wissensgesellschaft (Soziales, Neurologie, Medizin, Wissenschaftskritik, Praktische Philosophie) gut miteinander verbinden, um deine Argumentation abzurunden.

Ich finde sogar, du hast recht damit, dass zuviel Toleranz schädigend für die Gesellschaft ist. Fromm hat zwar gesagt, dass wir Nonkonformität unbedingt brachen und gebraucht haben, damit sich Zivilisationen weiterentwickeln und wir aus der Höhle heraus gekommen sind und dem Kannabilismus abschwören, aber er ging leider auch von einem latenten Darwinismus aus, von dem ich in dieser Form noch nie gehört habe. Er behauptete nämlich, die Konformität der Menschen ist ein Ausdruck des Selbsterhaltungswillens der Gesellschaft. Nun glaube ich nicht, dass es solch eine Willensposition in der Gesellschaft objektiv so auf diese Weise geben müsste noch glaube ich, dass Menschen unabhängig einer Evolutionslehre solch einen Zweck auf die Gesellschaft sich hätten denken können, doch ist es real, dass Menschen an Darwin glauben und somit alles, was sich nicht anpasst, "ausselektieren", obwohl das nicht sein müsste, weil sie auch alles Besondere positiv herausstellen könnten und das Vermasste und vergemeinschaftlichtliche Wissen und Denken verachten könnten etc. Für Sozialdarwinisten wie Fromm ist es daher, obwohl er sagen wollte, dass wir gar nicht "Unnormale" mit "Irren" vor uns haben, sondern vielmehr das eigentlich "Normale pathologisieren", für solche Zeitdiagnostiker wie Fromm ist die Prognose natürlich gesellschaftszersetzend, wenn alle Menschen auf einmal frei wären, zu denken, zu sehen, zu hören, zu fühlen, ja zu erfahren, was sie denken, sehen, hören, fühlen und erfahren.

Widersprechen muss ich dir aber vehemment gegen den darwinistischen Faschismus, der sich da BIOLOGISTISCH breit macht, indem man die Gehirne der Irren auch noch systematisch kalt stellen will. Es ist nichts Krankes am Stimmen Hören. ich habe mit Stimmen mein gesamtes Studium und mein gesamtes Privatleben gemeistert und würde fast sagen, ich hätte den Umzug in die Großstadt ohne ein Maß an Neurose oder Psychose gar nicht intellektuell bewerkstelligen können. Ich denke, man darf nicht "Gehirne" diskriminieren, nur weil sie abweichen vom Normalmaß. Natürlich haben Stimmenhörer andere biochemische und synaptische Verknüpfungen. Deswegen zu sagen, die sind "falsch" nur weil sie der Norm widersprechen, dies zu sagen, ist der Anfang eines biopolitischen Faschismus auf dem Planeten, wo Gehirnkonstitutionen, Genanlagen und andere physiologische Komponenten eure gesamte individuelle Wertstellung als Mensch bestimmen werden. Und dass meiner Meinung nach sogar zu Unrecht - auf der Basis von Fehlurteilen. Ich finde es sogar "besser" Stimmen zu hören, als keine Stimmen zu hören, weil man da besser an die Umwelt angepasst ist, weil mir die Stimmen sagen, wie ich mich verhalten und wie ich denken soll, und sie recht damit haben. Ihr dürft keine Angst vor uns haben. Wir sind keine Monster. Unser Super-EGO/ Über-ich/ autoratives-höheres-Selbst ist nur real geworden - und bei mir ist das Überich sogar die Stimme der Welt, der Gesellschaft und die Stimmen all meiner Freunde.

Glaubt mir, die Diskriminierung der Schizophrenen ist der Anfang vom Ende. Denn ist eine große Dummheit, zuerst die Gehirne zu diskriminieren, die "mehr" Gedanken, Sinneseingebungen und Hellsichtigkeiten etc. haben, wobei ich mich hier nur auf diejenigen Psychotiker mit sog. med. "Positivsymptomatik" beziehe. Aber auch können alle Menschen angst davor haben, dass ihre Kinder und Enkel einmal dafür diskriminiert werden unabhängig der Inhalte ihres Denkens, wenn sie "mehr" denken (Positivsymptomatik, auch andere Symptome außer Stimmen, z. B. Laut Denken, Weitschweifig Denken) oder "weniger" denken (Negativsymptomatik: Gefühls- und Gedankenleere, Abgestumpftsein o.ä.) als andere. Das bisherige Konzept der Schizophrenie basiert nämlich nicht unbedingt auf Vererbung und Schizophrenie würde sich nicht einmal durch Genozide aus dem Erbgut der Menschheit löschen lassen, weil überall "Mutanten" oder "Schizovarianten" auftreten können. Das ist ein Skandal, die Zeit, in der wir leben!
 
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sillyLilly

graues WV- Urgestein
14. September 2002
3.269
AW: Schizogen offenbart sich uns niederen Wesen.

Multilateral ist oft, auch im Internet, wo alle auf den einen rumhacken, weil er nicht so denkt wie die anderen.

:gruebel:
Wie denken denn die anderen?

:gruebel:

und bin ich jetzt eine von den anderen? Oder bin ich eine?

:gruebel:
Es könnte auch sein, dass der eine denkt, dass die anderen .... obwohl die anderen auch nur welche sind .... also eigentlich auch nur einer/eine sind, die denken das die anderen...
 

Ehemaliger_User

Beatus ille, qui procul negotiis.
10. April 2002
29.057
AW: Schizogen offenbart sich uns niederen Wesen.

Nein, es ist kein Skandal.
In früheren Zeiten wurden Verrückte und Irre verbrannt, ertränkt, erschlagen, in Kellern angekettet
und auf jeden Fall weggesperrt.
Erst seit relativ kurzer Zeit hört man ihnen zu und versucht, sie zu verstehen.
Benutzt die Andersartigen, um die Normalen zu verstehen und umgekehrt.
Wir leben im Zeitalter des Wissenwollens.

Du musst bedenken, daß du deine Andersartigkeit instrumentalisierst und anscheinend meisterst.
Aber damit bist du eine Ausnahme.
Dieses Talent ist nur wenigen gegeben.
Die meisten Betroffenen verzweifeln daran, wenn sie Stimmen hören.
Sie versuchen zu beweisen, daß es Außerirdische oder menschliche Verbrecher sind,
die ihnen etwas vorflüstern, anstatt die Stimmen als ihre eigenen zu erkennen.
Und viele Schizophrene, deren Sinnesschranke gefallen ist, brechen unter der Vielzahl der Stimuli zusammen.
Sie leiden und wir müssen Wege finden, ihnen zu helfen.
Du hast geschafft, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.
Aber auch das nur in eingeschränktem Maß.
Wie kannst du dich also zu einem Maßstab erklären oder die Haltung der Masse verurteilen?
Es steht dir nicht zu, zu urteilen, wie du nicht beurteilst werden willst.
 

Luchs

Erlauchter Auserwählter der Fünfzehn
26. Januar 2010
1.044
AW: Schizogen offenbart sich uns niederen Wesen.

Schon klar das seelisch labile und aus einem gesunden gleichgewicht geratene zu gewaltausbrüchen neigende Menschen, ihre grenzen aufgezeigt bekommen müssen.
Mein Gott, alle ursachen zu nennen welche Individuen dazu bringen Psychotisch und gewalttätig zu werden, das vermag ich nicht.

Aber ich denke das jeder Mensch an einen punkt gelangen kann, das ihm die sicherungen rausfliegen und dieser etwas schlimmes tut. Gegen sich selbst oder andere.
 
Zuletzt bearbeitet:

Mondprinzessin

Geheimer Meister
1. August 2011
262
AW: Schizogen offenbart sich uns niederen Wesen.

Ich denke auch nicht das wir in einen Skandal leben, es wandelt sich viel in der Gesellschaft, langsam aber es wandelt sich.
Früher hat man darüber nicht gesprochen, es verschwiegen, heute versucht man es zu verstehen udn sogar daraus zu lernen.

Wenn du mit deinen Leben zufrieden bist und die Stimmen magst die du hörst find eich daran nichts verwerfliches oder schlimmes. Klar
gucken die Menschen dich erst schräg an, wie oft trifft man auch auf Menschen die Stimmen hören? Die meisten Menschen haben vor unbekannten
Sachen einfach Angst, das ist nun mal so. Erst wenn sie mehr Erfahrungen darin sammelnw ird sich die Angst lesen.

Aber es gibt eben auch ganz viele Leute die, wie Al' bereits beschrieben hat, nicht damit klar kommen und warum sollten man ihnen dann nicht helfen
wenn sie um Hilfe bitten? (ok davon abgesehen das die wneigsten Schizophrenenleute zum Arzt gehen oder so) Aber es gibt Leute die nehmen Medikamente
und die Stimmen oder hallus sind weg und sie sind glücklich. und es gibt Leute die vermissen das dann plötzlich und hören auf die Medikamente zu nehmen
und danns ie auch glücklich. Solange sie nicht mit einen Messer durch die Gegen laufen und andere Leute bedrohen wird keiner sie zwangs wegsperren oder
so.
Also ich finde die Zeit ind er wir jetzt leben schon viel angenehmer als das Mittelalter, es ist noch nichts perfek, aber wann ist schonmal was perfekt?
 

Schizogen

Gesperrter Benutzer
19. Dezember 2010
345
AW: Schizogen offenbart sich uns niederen Wesen.

Naja, meine Vorposterin hat es auch auf den Punkt gebracht. Wir leben nicht mehr im Mittelalter und die Zeit soll angeblich besser sein für Irre. Aber es stimmt nicht, dass man den Dialog mit den Wahnsinnigen führt. Michel Foucault hat dies zur These seiner Dissertation gemacht, dass das Irrationale und das Unvernünftige zim SCHWEIGEN gebracht wurde. Man setzt sich tatsächlich nicht mit den Inhalten der Wahnvorstellungen auseinander, man will nicht wahrhaben, dass Schizophrene mit Geistern und Außeriridscihen "telefonieren", dass sie den Sinn der Welt erkannt haben und sowieso wissen, dass alles nur eine Verschwörung gegen sie und ihre Psyche (Seele) ist. Aber es ist so. Wo sprechen das denn Leute an? Wo setzen sie sich ernsthaft damit auseinander, wenn ein Mensch sich für die Reinkarnation von Goethe hält? Das wird als Hochmut oder Irrheit abgetan. Aber ich halte mich dafür.

Noch was: selbst die sogenannte Wissenschaft sieht keine Evidenz dafür, dass "Psychotiker" mehr zu "Gewalttaten" neigen. Und wenn es die Aufgabe der Psychiatrie sein soll, präventativ wie eine Hellseherpolizei Straftaten potentieller "Bösewichte" aufzuhalten, dann soll sie das bitte tun und bitte alle Menschen untersuchen und mental scannen, damit wir alle sicher vor unserem Nachbar sind. Ich sehe nicht ein, warum prophylaktische Straftatbekämpfung nur "psychisch Kranke" betreffen soll, weil die, welche sie begehen, offensichtlich nie in "Misshandlung" bei den Ärzten waren. Wenn ihr eine präkognitive Polizei wollt, dann stellt dort Telepathen, Hellseher und menetwegen Psycholgen ein, aber lasst uns Verrückte mal bitte schön in Ruhe. Wir haben nichts zu tun mit eurem Sicherheitsdilemma.
 

Ehemaliger_User

Beatus ille, qui procul negotiis.
10. April 2002
29.057
AW: Schizogen offenbart sich uns niederen Wesen.

Für mich kristallisiert sich ein grundlegendes Problem heraus.
Der Dialog mit den Betroffenen wird geführt.
Vordringliches Ziel bleibt es jedoch, ihnen Leid zu ersparen.
Wenn ihnen die Stimmen Angst einflößen, dann muss man ihnen helfen.
Und bevor du jetzt wieder ablehnst:
Ich habe miterlebt, wie sich eine Mutter eingewiesen hat, weil die Stimmen anfingen, schlecht
über ihr Kind zu sprechen.

Der Dialog wird geführt.
Es ist aber niemandem zumutbar, auf Grund der Behauptungen einer Person sein eigenes Weltbild
zu vergessen und ein neues zu akzeptieren, damit sich ein psychisch Andersartiger nicht mehr diskriminiert fühlt.

Der Dialog wird geführt.
Ziel des Dialoges ist Verständnis, nicht Überzeugung.
Die Vorstellung der ultimativen Welterkenntnis ist Teil des Wahns.
Andernfalls könnten Betroffene doch mit Lösungen aktueller Probleme aufwarten.
Stattdessen sind sie häufig genug nicht in der Lage, ein selbstfinanziertes
und seibstzufriedenes Leben zu führen.

Die Angst vor der Psychiatrie ist verständlich.
Dort triffst zum Beispiel du auf Pflegekräfte und Ärzte, die keinen Pgfennig auf
deine extremen erkenntnisse über das leben, das universum und den ganzen rest geben.
Weil sie ähnliches jeden Tag aus hunderten Kehlen hören.
Von Menschen, die nicht in der Lage sind, allein in einem Supermarkt einzukaufen.

Noch etwas zum Thema Psychotiker und Gewalt:
Ein normaler Mensch sendet einige Warnsignale aus, bevor er gewalttätig wird.
Und wenn er es wird, gibt es einige hemmungen, das volle Gewaltpotential einzusetzen.
Als normaler mensch kannst du nicht einschätzen, wieviele von diesen Hemmungen in einem
Psychotiker noch funktionieren.
Klar ist allerdings, daß es mindestens vier starke Männer braucht,
um einen enthemmten Psychotiker festzuhalten.

Die Ängste der Normalbevölkerung sind durch Erfahrung geprägt und
größtenteils berechtigt.
 

a-roy

Mensch
22. Oktober 2007
11.473
AW: Schizogen offenbart sich uns niederen Wesen.

Meine Definition von 'Normal':
Normal ist, wer nicht in der Klapse ist

By the way: Ich stelle immer wieder fest, dass meine Art zu Denken nicht unbedingt der breiten Masse(ich mag diesen Ausdruck!)entspricht.
Ich bin immer dankbar, wenn ich mal verstanden werde.
Ich denke nicht, dass meine Art zu denken richtig oder falsch ist, mit Sicherheit aber falsch im Sinne einer kapitalistisch orientierten Leistungsgesellschaft.
 
Zuletzt bearbeitet:

cosma

Geheimer Meister
9. Januar 2012
118
AW: Schizogen offenbart sich uns niederen Wesen.

weis nicht wer das buch von manfred lütz:irre wir behandeln die falschen
unser problem sind die normalen, kennt.
er ist psychater und seine sichtweise finde ich sehr interessant und
regt zum nachdenken an.
hier ein kleiner ausschnitt aus einem interview:

Liminski: Es gibt das Bonmot unter Medizinern, gesund sei jemand, der noch nicht ausreichend untersucht wurde. Woran erkennen Sie denn, ob jemand normal oder krank ist?

Lütz: Ich glaube, ob er leidet, ist das Entscheidende, ob jemand leidet, ob er in seiner Kommunikationsfähigkeit gestört ist. Wir müssen sehr aufpassen, dass wir nicht jeden außergewöhnlichen Menschen gleich zum Kranken erklären. Wenn jemand an seiner Außergewöhnlichkeit sozusagen leidet, dann ist die Psychiatrie aufgerufen, ihm zu helfen.
so sehe ich das auch, leider landen noch zuviele dort, obwohl es nicht nötig wäre.

Liminski: Eckart von Hirschhausen, der Glücksautor, hat ein Vorwort zu Ihrem Buch geschrieben. Darin steht, "Manfred Lütz ist nicht normal". Stört Sie das?

Lütz: Nein, das stört mich nicht, denn am Schluss des Buches sage ich auch noch mal, im Grunde gibt es keine Normalen, sondern jeder Mensch ist außergewöhnlich. Aber - und das ist dann schon ganz ernst gemeint - wir sind alle in der Gefahr, uns zu sehr normalisieren zu lassen. Es gibt eine Tyrannei der Normalität heute. Die political correctness ist ein Beispiel. Es gibt bestimmte Dinge, die muss man sagen, bestimmte Dinge, die darf man nicht sagen. Bei Politikern wird nur noch darauf geachtet, ob die genau sozusagen auswendig gelernte Formeln runtersagen. Und das schöne bei den Verrückten ist: die halten sich nicht an die Regeln und sorgen damit dafür, dass die humane Temperatur bei uns im Land nicht unter den Gefrierpunkt sinkt.
text hervorgehoben von mir, weil ich dem nur zustimmen kann.
ich bin froh, das es solche menschen noch gibt, denn sie können das leben
sehr bereichern:-)
ganzes interview hier:
"Unser Problem sind die Normalen" - Buchautor Manfred Lütz über Psychotherapie und | Interview | Deutschlandfunk

gruss, cosma
 

a-roy

Mensch
22. Oktober 2007
11.473
AW: Schizogen offenbart sich uns niederen Wesen.

Ebben, leiden ist ein wichtiger Faktor + Schizogen leidet doch wohl unter seiner 'Andersartigkeit', oder, Schizogen?!
 

cosma

Geheimer Meister
9. Januar 2012
118
AW: Schizogen offenbart sich uns niederen Wesen.

Ebben, leiden ist ein wichtiger Faktor + Schizogen leidet doch wohl unter seiner 'Andersartigkeit', oder, Schizogen?!
...meiner meinung nach leidet er mehr darunter nicht so akseptiert zu
werden wie er ist.
bin aber auch auf seine antwort gespannt.
gruss, cosma
 

Ehemaliger_User

Beatus ille, qui procul negotiis.
10. April 2002
29.057
AW: Schizogen offenbart sich uns niederen Wesen.

im Grunde gibt es keine Normalen, sondern jeder Mensch ist außergewöhnlich.
Erst in der Familie, dann im Kindergarten, in der Schule, im Verein, eben durch jede soziale
Interaktion lernen wir, was von der Gesellschaft akzeptiert wird und richten uns danach aus.
Um nicht aus dem Rahmen zu fallen, schaffen wir uns unsere eigene Schere im Kopf.
Mit der Zeit haben wir die gesellschaftlichen Konventionen so dermaßen verinnerlicht,
daß es schon schwer fällt, auch nur mal außerhalb der ausgetretenen Pfade zu denken.

Eine Phobie gegen irgendwas ist gesellschaftlich akzeptabel.
Man darf jede Menge Medikamente schlucken, sich jahrelang in Therapie begeben
und jeder hat Verständnis dafür.
Was bedeutet es denn, eine Phobie zu haben?
Die Realität wird überlagert von eigenen Vorstellungen.

Nicht anders ergeht es imho Schizogen.
In Anlehnung an ein Bibelzitat:
Wer ohne Angst ist, werfe den ersten Stein.
 

Dirtsa

Meister vom Königlichen Gewölbe
15. Januar 2011
1.314
AW: Schizogen offenbart sich uns niederen Wesen.

Die Realität wird überlagert von eigenen Vorstellungen.
Wobei die eigenen Vorstellungen an sich, nicht das Problem sind, sondern die Auswirkungen im Miteinander, die bei Psychosen doch ziemliche Dimensionen annehmen können.


Ohne ein gewissen Mindestkonsens was als Realität gilt, ist keine Verständigung mehr möglich.


Wer seine Beziehungen zu anderen Menschen nicht mehr einschätzen kann, sei ganzes familiäres Umfeld in seine Gedanken - Konstrukte einbaut und seine Angehörigen dann den zugewiesenen Rollen entsprechend behandelt, wer andere mitten in der Nacht zusammentrommelt, um superdringlich die nuesten Sinnerkenntnisse zu verkünden,
wer aus einem psychosebedingtem Angst und Bedrohungsempfinden sich anderen gegenüber feindselig verhält, wer andere abwehrt, weil dies unwissentlich den eigenen Distanzraum unterschritten haben, oder wer sich im Gegenteil unangemessen distanzlos verhält, wer im Verhalten unberechenbar wird, löst mindestens Irritation oft auch Angst aus.


Angst macht akzeptieren schwer.
 
Zuletzt bearbeitet:

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