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Selbstzerstörung einer unwirklichen Gesellschaft die den Kapitalismus liebt

ThomasausBerlin

Ritter Kadosch
14. Januar 2012
5.094
AW: Selbstzerstörung einer unwirklichen Gesellschaft die den Kapitalismus liebt

Du meinst, dass alle Geschäftsleute bewußt minderwertige Ware auf den Markt schmeißen, damit sie mächtig absahnen können?

.

Nicht alle und nicht überall, Telepathic. Aber in der Summe anscheinend immer mehr..... Ein Beispiel aus meinem Metier: Früher gabs Fahrraddynamos, bei denen konntest Du die Gleilager selbst austauschen, auch den Stromabnahmestift und das Reibröllchen. Man konnte sie selbst schmieren, und wer richtig gut war konnte bei einem Masseschluss auch noch die Wicklung "überlöten". Heute - geht nix mehr; die Dynamos sind im Plastikgehäuse eingegossen und wenn sie Geräusche machen und sich der Wirkungsgrad verringert - gibt's nur noch wegschmeissen und neu kaufen. Bis vot 2 Jahren noch stellten sogar die Amis noch Nabenschaltungen her, die man selbst warten konnte. Heute - verschwinden die zugunsten "gekapselter Getriebe" vom Markt. Wenn also bei einer gekapselten "S3/S7" oder auch einer entsprechenden "Nexus" der Bremsmantel geschmiert werden muss oder die Schaltfeder bricht - und das kommt nach 4 bis 5 Jahren vor - dann geht nur noch wegschmeissen und neues gekapseltes Getriebe kaufen und einbauen..... Der einzigste "Trost" ist, das man die defekten gekapselten Getriebe wenigstens recyclen kann. Allerdings dürfte der Energieaufwand für Transport der defekten Naben sowie das shreddern mit abschliessender Druckluftsortierung höher sein, als das Austauschen einer Schaltfeder oder das Schmieren des Bremsmantels....

Die "Fichtel & Sachs Torpedonabe" von 1948 war da ökologisch und ökonomisch besser - einfach aufgebaut, und alle Verschleissteile bis hin zu Planetenrädern und Sonnenrad waren schnell auszutauschen..... - allerdings war genau desdewegen der Profit auch nicht so hoch. Kauft der Kunde gezwungenermassen eine neue gekapselte Getriebeeinheit - muss er mehr zahlen als für ein Ersatzteil der vorhandenen Nabe....
 

Nachbar

Ritter Kadosch
20. Februar 2011
5.095
AW: Selbstzerstörung einer unwirklichen Gesellschaft die den Kapitalismus liebt

Tja, das ist ein komplexes Thema, ThomasausBerlin. Grundsätzlich bin ich in vielen Punkten bei Dir und ich ärgere mich über die (recht wenigen) Dinge in meinem Haushalt, die ich ob ihrer Bauweise nicht selbst warten und reparieren kann.
Andererseits benötigen die auf Dauer und Reparierbarkeit ausgelegten Dinge eben auch genau das: Zuwendung. Den Motor meines Smart, den ich seit 6,5 Jahren fahre, habe ich mir exakt 1 Mal angeschaut, aus purer Neugier. Man kann da selbst ja eh nix mehr dran machen. Neuerdings habe ich aber auch einen 508 Diesel von 1981 - und probiere einen Wartungsplan aufzutreiben, die Position der zahlreichen Schmiernippel zu erfahren und meine alte Fettpresse zu finden. Und werde mich danach fragen, wann und wo ich die Wartungsarbeiten mitten in der Großstadt und mitten im Job eigentlich erledigen soll...

Vielleicht bekommt die jeweilige Gesellschaft die jeweils zu ihr passenden Dinge. Die Zeiten sind schnelllebig, die Dinge eben auch. Wer schraubt denn noch einen Abend lang an seiner Nabenschaltung herum? Das passt doch neben Fitness, Yoga, Therapie, Amazon Love-Film, Serien, und zudem vielleicht noch einem Internet-Forum, gar nicht mehr in die heute gebräuchliche Wochenplanung. Und zudem: Wer kann es denn überhaupt noch? Mit der Unmöglichkeit des Reparierens verschwinden ja auch die Fähigkeiten und Fertigkeiten. Früher habe ich ganz selbstverständlich einen Motor zerlegt, heute besitze ich nicht einmal mehr das Werkzeug dafür.

Ich bedauere das sich wandelnde Verhältnis zwischen den Gebrauchsgegenständen und ihren Eigentümern aus mehreren Gründen:
a) Ein defektes Teil zu ersetzen (oder gar zu richten) ist ökonomisch und ökologisch verträglicher, als die gesamte Baugruppe zu tauschen.
b) Weiten Teilen der Bevölkerung geht ein sehr schönes Gefühl verloren, nämlich das, ein Ding wieder gangbar gemacht zu haben. Es tritt sich ja völlig anders in eine selbst reparierte Nabe als in eine vom (bestenfalls) Fachhändler ausgetauschte. Die Beziehung zu einem Ding, von dem man über die Jahre jede Schraube kennt, ist ein völlig anderes. Man behandelt es auch einfach anders, aufmerksamer, vertrauter.
c) Wie bereits erwähnt gehen mehr und mehr die eigenen Fähigkeiten verloren, was die Abhängigkeiten erhöht. Diese Fähigkeiten beinhalten das Wissen darum, wie Dinge funktionieren. Auch das geht verloren.

Meine Hoffnung ist das Prinzip des Ausgleichs. Wo ein Unterdruck herrscht wird etwas rein strömen. Daß die Sehnsucht der Menschen nach begreifbaren, überschaubaren, haltbaren, reparierbaren Dingen letztlich wieder zu einem Angebot derselben führt, zeigt die Erfolgsgeschichte der Firma Manufactum sehr deutlich. Wenn ausreichend viele Menschen von einem Defizit genervt sind, dann entsteht genau dort der Raum für einen entsprechenden Anbieter.
Und genau da kriege ich jetzt auch den Bogen zum Thema: Der Staat erkennt das Defizit nicht. Weder ist das seine Aufgabe, noch sind die dort Beschäftigten dafür qualifiziert. Der Markt jedoch, vertreten durch einen schlauen Kopf, der sieht's, und der macht eine Unternehmung draus. Diesem Kerl nun möglichst wenig Steine in den Weg zu legen oder sogar noch welche beiseite zu räumen, DAS wäre die sinnvolle Aufgabe des Staates.
 

ThomasausBerlin

Ritter Kadosch
14. Januar 2012
5.094
AW: Selbstzerstörung einer unwirklichen Gesellschaft die den Kapitalismus liebt

Die Zuwendung, @Nachbar, die die auf Reparierbarkeit ausgelegten Dinge benötigen - ist auch m.E. Teil der Selbstverantwortung und Eigenverantwortung, die von einigen Usern hier im Forum - zurecht - gefordert wird. Natürlich gibt's da auch Grenzen - ich selbst bin eigentlich ein recht guter "Allroundhandwerker" - aber Tapezieren kann ich nicht, Stricken und Nähen auch nicht, wie Buchbinderei funktioniert, weiss ich nur theoretisch... aber das macht nix; da gibt's andere Leut' die sich damit auskennen...... ;-)

Sicher, es findet ein Prozess des Umdenkens statt - wie ich gestern im Chat ja schon mal kurz angerissen habe, planen wir hier im Wedding mit unserem Verein "Kiezmacher" ( Kiezmacher ) dazu beizutragen, dass einerseits Menschen ihre Fähigkeiten entdecken und andererseits diese Fähigkeiten, wenn sie sie schon mal entdeckt haben, auch sowohl zum eigenen Nutzen, als auch zum Nutzen der Allgemeinheit zu pflegen. In Berlin, Hamburg, Köln gibt's m.W.n. "Reparaturläden": Da bringen Menschen ihren Staubsauger, ihre Kaffeemaschine oder auch ihr Smartphone zur Reparatur vorbei, es werden Kurse zur Selbstreparatur von Geräten angeboten und das ganze geht so weit, dass es Fachmenschen gibt die mit verhältnismässig geringem Aufwand einen 25 Jahre alten Kühlschrank von der "Energieeffizienzklasse D" auf die unterste Energieeffizienzklasse A "anheben" können - und es herrscht Nachfrage !

Alle diese Initiativen arbeiten immer noch im "gängigen System" und die Mehrheit der Gründer und "Vereinsler" die solche Projekte in's Leben gerufen haben, sind Verfechter des BGE, weil dieses steuerfinanzierte "Existenzgrundsystem" eben die Möglichkeit bietet, eine tatsächlich soziale Marktwirtschaft zu betreiben, die die "Unternehmenden" wie die im Unternehmen beschäftigten Arbeiter/innen und Angestellten vom hohen Druck der Finanzierung der Sozialversicherungssystemen befreit ( und, mal ehrlich: Wirtschaftet "der Staat" mit der Sozialversicherung so weiter wie bisher - werden wir alle unabhängig von unserer tatsächlichen Arbeitsleistung im Alter nur noch eine Grundrente von 1.000.- im Monat haben und bis zum Umfallen dazu arbeiten müssen, weil die Rentenkassen spätestens ab 2025 leer sind....). Die Forderung das "Leistung sich lohnen muss" war und ist berechtigt - aber Leistung lohnt sich eben nicht im gegenwärtigen, auf Gier basierenden Kapitalismus.

Ich bin nicht "gegen den Gewinn" - wenn unsere "Kiezmacher-Betriebe" mal über die Existenzgründungsphase heraus gekommen sind, sind sie zum Fortbestand ebenso auf Gewinn angewiesen wie Grosskonzerne auch. Es ist aus meiner Sicht ein Fehler, wenn sich Vereine mit ihren Projekten ausschliesslich auf die "Zuschussfinanzierung der öffentlichen Hand" und auf Growdfounding sowie Stiftungszuwendungen verlassen. Die "öffentliche Hand" hat bald nix mehr "zuzuwenden", und je ärmer weite Teile der Bevölkerung tatsächlich werden, um so weniger lassen sich Projekte über Growdfunding realisieren und betreiben. Das Problem heutzutage ist, dass Initiativen und Vereine die sich gegen den Mainstream stemmen und stellen ohne Zuwendung nicht überlebensfähig sind - trotz guter Konzepte. Vot Jahren habe ich die "Faultier-Arbeitsloseninitiative" in Köln-Vingst selbst mit gegründet; wir haben damals von der Messe Köln den Teppichboden geschenkt bekommen, der oftmals nur für drei Messetage in Benutzung war und dann weggeschmissen wurde. Den haben wir gereinigt und für eine D-Mark pro qm an bedürftige Bürger/innen weiter verkauft - damals lag der durchschnittliche qm-Preis für Teppichboden bei wenigstens 8.- DM/qm..... Nach 31 Jahren ist aus den "Faultieren" mittlerweile eine "feste Grösse der Sozialinitiativen" geworden ( Vingster Treff ) - und die "Faultiere" sind immer noch auf "Zuwendungen" und ehrenamtliche Arbeit angewiesen - auch da stimmt "im System was nicht".

Ich gebe Dir da vollkommen Recht, Nachbar: Der Staat erkennt das Defizit nicht. Je "höher" im parlamentarischen Rang unsere Parlamentarier "aufsteigen", um so mehr haben sie die "Bodenhaftung" zum "Volk auf der Strasse" verloren - egal aus welcher Partei sie nun mal stammen. Im ehrlichen Bemühen wirklich "alle Bürger vor dem Gesetz gleich" zu behandeln, hat der Staat sich Verwaltungsstrukturen geschaffen bei denen in der mit der Auslegung des jeweiligen Gesetzes befasste Mitarbeite eben diese Auslegung so betreiben, dass jedes und jegliches Engagement von Bürger/innen, "Vereinslern", Gewerbetreibenden, sogar Industriebetrieben mehr eingeschränkt und behindert, als gefördert wird.

Wie bereits ein paar mal erwähnt, repariere ich auch im Rahmen der "tätigen Nachbarschaftshilfe" die Fahrräder meiner Nachbar/innen in meiner "Wohnküche". Ich könnte das ausweiten, hätte sogar den Segen des Jobcenters dafür im Rahmen einer "erlaubten Nebentätigkeit", müsste aber dann jederzeit mit dem Besuch des Ordnungsamtes rechnen, die mir meine Tätigkeit in meiner Wohnküche untersagen - weil es ja ein "Wohnraumzweckentfremdungsgesetz" in Berlin gibt dass mich dazu zwingt, eine Werkstatt anzumieten. Wenn ich aber ohne finanziellen Rückhalt - und den hat man als Langzeitarbeitsloser in der Regel nicht - monatlich zwischen 500.- und 800.- € für eine Werkstatt ausgeben muss - kann ich mein Nebengewerbe vergessen; das dauert "ein wenig" bis man diese festen Kosten alleine durch Aufträge herein bekommen hat.... Also "verdiene" ich mit der tätigen Nachbarschaftshilfe nur 50.- € im Monat, melde nix an - und bleibe der ganz normale Langzeitarbeitslose......
 

a-roy

Mensch
22. Oktober 2007
11.473
AW: Selbstzerstörung einer unwirklichen Gesellschaft die den Kapitalismus liebt

Nun, da hab ich auch ne kleine Story bei zu tragen:
Als ich 1995 aus Ff nach Ol zurückkehrte, hatte ich etliche gepaintete Seidenschals im Gepäck, die wollte ich an eine Bambusstange binden und diese mit einer Schelle versehen, um Aufmerksamkeit zu erregen. Mit dieser Seidenschalstange wollte ich durch die Fußgängerzone gehen, um so die Schals an den Mann zu bringen.
Da ich das Ganze ja offiziell machen wollte, erkundigte ich mich bei der IHK, wie das funzen könnte.
Die meinten, dafür bräuchte ich einen Reisegewerbeschein und der koste 600 DM.
Damit war diese Idee gestorben!
Mich regt es immer wieder auf, dass, wenn man goile Ideen fürs Geldverdienen hat, iwelche Gesetze das verhindern/erschweren.
 

DaMan

Ritter-Kommandeur des Tempels
30. Januar 2009
4.517
AW: Selbstzerstörung einer unwirklichen Gesellschaft die den Kapitalismus liebt

ThomasausBerlin und a-roy,
da ist staatliche Regulierung der Wirtschaft auf einmal doch nicht mehr so toll, was?
 

ThomasausBerlin

Ritter Kadosch
14. Januar 2012
5.094
AW: Selbstzerstörung einer unwirklichen Gesellschaft die den Kapitalismus liebt

ThomasausBerlin und a-roy,
da ist staatliche Regulierung der Wirtschaft auf einmal doch nicht mehr so toll, was?

Das Problem, @DaMan, ist, dass die staatliche Regulierungs- und Ausgleichfunktion aus dem Gleichgewicht geraten ist. Den potentiellen Unternehmensgründern werden Steine in den Weg gelegt, die bereits "etablierten" werden, vorallem wenn es sich um multinationale Konzerne handelt, "hofiert". Auch hierzu mal ein Beispiel: Vor ein paar Jahren hat ein Chemiker in Sachsen mal eine richtig gute Idee gehabt: Aus Plastikmüll einen Teil des seinerzeit zur Herstellung verwendeten Rohstoffs Öl zurück zu gewinnen. Der hat diese Idee entwickelt, Patente angemeldet und beim Freistaat Sachsen und bei Privatinvestoren nachgefragt, wie es denn mit der Förderung einer Versuchsanlage aussehen würde. Er hat die Förderung bekommen, zwei Jahre lang den Versuchsbetrieb mit durchaus vielversprechenden Ergebnissen gemacht - und dann hat er den Antrag gestellt den Versuchsbetrieb in einen regulären Betrieb umzuwandeln. Und da hat dann die Verwaltungsbürokratie gemeint": Schöne Idee, aber wie sieht's denn mit der "Umweltverträglichkeitsprüfung" aus....?" Dazu muss man wissen: Der Pilotbetrieb der Anlage war auch möglich, weil diverse Umweltorganisationen und darn gehängte Stiftungen sowie ein Fachreferat der EU dem Projekt aus "Umweltgründen" besondere Förderung zugebilligt hat. Hat der Verwaltungsbürokratie nicht gereicht - und nun steht die erste Rückgewinnungsanlage nicht in Deutschland, sondern in der Slowakei....

In vielen Staatsangelegenheiten der Regulierung het es nicht um "die Gesetze" und den damit verbundenen Eingriff des Staates in die sogenannte "unternehmerische Freiheit", sondern um das Wirken durchgeknallter Bürokraten - national und kontinental in allen Bereichen, vom "täglichen Zivilleben" über das Justizwesen bis hin zum Steuerwesen. Als Beispiel: In Baden-Würtemberg ist eine kleine Klempnerei baden gegangen - weil der Klempnermeister seine zwei Firmenwagen nicht mehr in seiner Werkstatt be- und entladen konnte. Nach Beschluss der Stadverordnetenversammlung der kleinen Stadt lag nämlich "über Nacht" der Betrieb in neu geschaffenen Fussgängerzone, und da sind Autos verboten. Es sei denn, man bekommt eine Ausnahmegenehmigung... Und die gab's, wenn der Betrieb in den Augen der Bürokraten "sinnvoll" sei. Die "Dresdner Bank", die da auch in der Fussgängerzone lag, hat die Ausnahmegenehmigung bekommen - damit die leitenden Angestellten ihre Firmenparkplätze erreichen konnten. Was sicherlich daran lag, dass die leitenden Angestellten - zwei davon - mit einigen Bürokraten die sich um die Umsetzung des Stadtverordnetenbeschlusses kümmern mussten, verwandt waren.... Der Klempnermeister - hatte keine Verwandschaft im Stadtrat (der Fall ging 2009 durch "Panorama", "Monitor" und "Fakt" in den "öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern"....; kleiner Hinweis für beast, dessen Quellenverliebtheit ich ja nun kenne... ;-) ) Und dieses Verfahren - war juristisch gesehen nicht zu beanstanden, weil einen strafrechtlich relevanter Korruptionsverdacht in der Sache einfach nicht nachzuweisen war....

Das Problem ist - und das Problem gibt's nicht nur "im Staat, beim Bürokrat".... - dass der "Wesensinhalt" eines Gesetzes das durch die Parlamente gegangen ist, durch "Auslegungsanordnungen" bis zu 100% in sein inhaltliches Gegenteil verdreht werden kann - und da muss man einen Riegel vorschieben. Das "Wohnraumzweckentfremdungsgesetz" des Landes Berlin muss dann greifen, wenn Immobilieninvestoren im grossen Stil leerstehende Wohnungen aufkaufen und zu leerstehenden Büros verwandeln wollen, weil die Abschreibunggewinne für leerstehende Büros höher sind als für leerstehende Wohnungen. Es darf aber dann nicht greifen, wenn der "kleine Krauter" versucht auf eigene Füsse zu kommen oder wenn der kleine Hausbesitzer eines Mehrfamilienhauses seinen seit Jahren leer stehenden Laden in Wohnraum zurück verwandeln will (oder, wenn die Wohnungsnot beseitigt ist, seine leerstehende EG-Wohnung in ein Büro verwandeln will).

Die Verhältnismässigkeit stimmt nicht mehr, DaMan. Die Wirtschafft "boomt" angeblich, es herrscht angeblich "fast Vollbeschäftigung" und - das ist jetzt mal tatsächlich Fakt - die Wirtschaft sucht händeringend nach Facharbeitern und Facharbeiterinnen. Das Problem ist aber dass die "Fast-Vollbeschäftigung" nur deswegen existiert, weil "der Staat", sprich: Die Bundesanstalt für Arbeit(slosigkeit) die Arbeitsplätze mit Lohnkostenzuschüssen subventioniert und darüber hinaus "der Staat" auf dem sogenannte "Kleinen Lohnsektor" auch noch ergänzendes ALG II zahlt. Für den "kleinen Krauter", der mit einem 4-Mann-Betrieb Dachrinnen repariert oder Kunststeinböden poliert, ist das voll und ganz in Ordnung, nicht aber für die grosse DB oder die grosse Post oder den grossen Konzern Bayer/Schering.....
 

Telepathetic

Groß-Pontifex
1. Juli 2010
2.972
AW: Selbstzerstörung einer unwirklichen Gesellschaft die den Kapitalismus liebt

Auf Gier basierender Kapitalismus vs. Gemeinnützigkeit:

Ich hatte auch schon im Chat geschrieben, dass ich es seltsam finde, dass das Label "Gemeinnützigkeit" auch ausdrückt, dass z.B. ein Lebensmittelhändler nicht gemeinnützig ist. Deswegen muß der auch mehr Steuern bezahlen, als die Gemeinnützigen, die von Steuern bezahlt werden - bzw. die weniger Steuern bezahlen müssen - und deren Kunden ihre Bezahlung in Form von Spenden abgeben. Ich sehe den Unterschied, ein Lebensmittelhändler gibt die Ware grundsätzlich erstmal nur gegen Bezahlung heraus, während Gemeinnützige auch man ohne Bezahlung herausgeben, bzw. arbeiten. Allerdings brauchen auch Gemeinnützige eine Gegenleistung in irgendeiner Form, da das System sonst irgendwann von alleine zusammenbricht. Das BGE ist auch eine Transferleistung, d.h. der Staat kassiert an einer Stelle ein und gibt an anderer Stelle ab. Da kommt der Verdacht auf, dass die Gemeinnützigen ohne Staat und das heißt ohne Finanzierung durch den Staat nicht existieren könnten. Im Prinzip ist es so, dass auch Gemeinnützige auf Geld als Tauschmittel (und Wertaufbewahrungsmittel, also als Mittel um für magere Zeiten zu sparen, was aber einige als Horten und Gier einzustufen scheinen, das Geld müsse beständig am Fließen gehalten werden) nicht verzichten können.

Hier mal was zum Nachdenken:
Der Zukunftsforscher John Naisbitt prognostiziert, dass Währungen früher oder später privatisiert werden. Der Durchbruch werde erfolgen, sobald die Menschen verstünden, dass Geld, ebenso wie beispielsweise Autos, Kühlschränke oder Fernseher, eine Ware sei. Zentralbanken würden in der Zukunft nicht mehr gebraucht, meint Naisbitt. Viele Befürworter der Privatisierung von Währungen unterscheiden zwischen «gutem» und «schlechtem» Geld. Laut Thorsten Polleit bildet sich gutes Geld im freien Wettbewerb, also durch Angebot und Nachfrage. Es stehe daher im Einklang mit den ökonomischen und ethischen Prinzipien einer Marktwirt*schaft, da es die Eigentumsrechte aller Marktteilnehmer schütze.
Die Vorteile privater Währungen und der Weg dorthin
 

rola

Meister vom Königlichen Gewölbe
2. September 2011
1.462
AW: Selbstzerstörung einer unwirklichen Gesellschaft die den Kapitalismus liebt

Ich sehe auch nicht die harten Kampffronten zwischen gierigen Kapitalisten und Gemeinnützigen Vereinen. Auch ist der Gesetzgeber bei gewährten Steuervorteilen nicht immr trennscharf. Manche Vereine haben Steuervorteile "erschlichen" deren Gemeinnützigkeit z.T. fragwürdig ist.
Scientology - Steuerbefreiung für Scientology - Themen - Texte A-Z - Referat Sekten- und Weltanschauungsfragen ? Ekir.de
Es gibt sicherlich noch bessere Beispiele.

Andererseits ist der beschriebene Lebensmittelhändler als "Kapitalist" oftmals Selbstausbeuter. Ihn trifft als Personengesellschaft die volle Steuerlast, im Gegensatz zu Kapitalgesellschaften (AGs, GmBHs). Eigentlich ungerecht.
Zudem kanalisiert die kap. Gesellschaft im gewissen Sinne Eigennutz. Der Kapitalist kann nicht unbegrent Profit aus der Firma herausziehen (sonst geht sie Pleite). Andererseits dienen die produzierten Produkte natürlich auch dem Allgemeinwesen, jedem einzelnen Konsumenten. Der Grundsatz "Gemeimnütz vor Eigennutz" ist ein schönes Ideal, vielleicht unrealistisch. Aber zumindest gilt: "Eigennutz schafft Gemeinnutz".
 

ThomasausBerlin

Ritter Kadosch
14. Januar 2012
5.094
AW: Selbstzerstörung einer unwirklichen Gesellschaft die den Kapitalismus liebt

Aber zumindest gilt: "Eigennutz schafft Gemeinnutz".

Na ja - die Geschäftspraktiken von Nestle, Monsanto, RWE, Vattenfall sehen eigentlich nicht so aus als ob Eigennutz Gemeinnutz schafft.... Gleiches gilt für "Heuschreckenfonds", Versicherungs- und Bankkonzerne. Ab einer bestimmten, aber leider wenig bestimmbaren "Umsatzgrenze" scheinen die dort handelnden Personen nur noch für die eigene Tasche wirtschaften zu wollen....

Interessant bei der Thematik der gemeinnützigen Vereine sind auch die in Deutschland als geme3innützig anerkannten Fussballvereine: Der "1. FC Schlappekicker", der irgendwo in der Republik zusammen mit tausenden anderen Hobbyvereinen "die Kinder von der Strasse holt" und mit ehren amtlichen Kräften Hobbyausbau betreibt, ist sicherlich voll umfänglich gemeinnützig. Beim Erstligisten Bayern München, Borussia Dortmund oder Hertha BSC sieht das dagegen schon anders aus....
 

Astreli

Geselle
9. Januar 2015
5
AW: Selbstzerstörung einer unwirklichen Gesellschaft die den Kapitalismus liebt

Ich sehe auch nicht die harten Kampffronten zwischen gierigen Kapitalisten und Gemeinnützigen Vereinen. Auch ist der Gesetzgeber bei gewährten Steuervorteilen nicht immr trennscharf. Manche Vereine haben Steuervorteile "erschlichen" deren Gemeinnützigkeit z.T. fragwürdig ist.
Scientology - Steuerbefreiung für Scientology - Themen - Texte A-Z - Referat Sekten- und Weltanschauungsfragen ? Ekir.de
Es gibt sicherlich noch bessere Beispiele.[....]

Es ist eine Leistung dass die Arbeiter wieder gesund gepflegt werden wenn sie krank sind.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

es könnte ja sein

Ritter vom Osten und Westen
22. September 2010
2.582
AW: Selbstzerstörung einer unwirklichen Gesellschaft die den Kapitalismus liebt

Ach, der böse Staat ... ich würde sagen es sind vor allem private Wirtschaftssubjekte, welche die Idee der Marktwirtschaft unterwandern und kaputt machen, z.B. durch Monopole oder illegale Kartelle und Korruption. Nicht unerheblich ist auch das Schmarotzertum von Großkonzernen welche gerade in Europa von öffentlichen Gütern wie der Infrastruktur, dem Bildungs- und Gesundheitswesen, der Justiz usw. erheblich profitieren, aber durch Steuertricks keinen entsprechenden Beitrag zu deren Erhaltung leisten.

da gehören so viele punkte noch mit rein...............

gerade die staatlichen haben auch sehr schön mitgezockt, innerhalb kürzester zeit

wir hatten feste marktregeln in deutschland, die ein paar jahre vor der lehmannkrise komplett fallen gelassen wurden. über das "warum" möchte ich gar nicht spekulieren.......

aber is ja auch egal

deutschland geht es gut :D

und das ist eine begründete tatsache :D ........dank deutscher überschuss exporte, usw und sofort....... :D :D

jeder europäer bricht gerade sämtliche regeln................. ausgenommen der franzose

:feil:
 
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