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Selbstzerstörung einer unwirklichen Gesellschaft die den Kapitalismus liebt

ThomasausBerlin

Ritter Kadosch
14. Januar 2012
5.094
AW: Selbstzerstörung einer unwirklichen Gesellschaft die den Kapitalismus liebt

Im Gegensatz zu manchen Theologen gehe ich nicht per se davon aus, dass der Mensch "schlecht" ist. Allerdings fördert der Kapitalismus auch nicht gerade "das Gute im Menschen". Dabei war das alles mal "anders gedacht": "Hilf Dir selbst - dann hilft Dir Gott" war der Leitspruch der Calvinisten. Und die haben - zusammen mit Mennoiten, Baptisten, Quäkern das Gesellschafts- und Wirtschaftsleben in den USA entscheidend geprägt. In ihrem dörflichen Gemeindeleben waren diese Christen dabei in den USA auch gar nicht so weit vom Marx'schen Sozialismus entfernt; man half sich gegenseitig, weil die Gemeinschaft nur dann "stark" sein konnte, wenn es allen in der Gemeinschaft gut ging. Mennoiten und Amish leben heute in den USA noch so - und es geht ihnen, verglichen zum weissen oder auch schwarzen Proletariat, sehr gut damit.

Das Problem, Telepathic, ist die traurige Tatsache dass sich das "Hilf Dir selbst dann hilft Dir Gott" in's Übermass verselbstständigt hat. Der moderne Kapitalismus lehrt dass es nur an der "Eigenverantwortung" liegt, ob ein Mensch Erfolg hat - oder nicht. Und dieser Erfolg wird im Kapitalismus "in barer Münze" gerechnet, nicht im Ideal oder als Ausdruck gelebten Glaubens verstanden. Selbst die "Charity-Parties" in den USA haben einen handfesten pekunären Hintergrund: Durch "gelebte Wohltätigkeit" vermindert man die eigene Steuer"last"....... (ganz ähnlich wie bei den Stiftungsmodellen in Europa).

Ob der Mensch "von Natur aus" gierig war - kann ich nicht beurteilen. Ich kann aber sehen dass die überwiegende Mehrheit der Menschen in den technisch hochentwickelten Ländern dieser Erde heute gierig ist. Die geplatzten Immobilienblasen in den USA und in Spanien wären gar nicht möglich gewesen, wenn einerseits die Gier die Banker nicht dazu getrieben hätte Schrotthäuser "gegen Gold" und ohne Sicherheiten zu verkaufen und andererseits sich die gierigen Käufer nicht vom Versprechen eines "reich machenden, weil explodierenden Immobilienmarktes" hätten blenden lassen.... Die Heiligen der Religionen - haben sich - zu ihrer Zeit - davon nicht blenden lassen; obwohl, "Verführungen" gab's zu deren Zeit auch schon genug....

Es ist absolut nicht dagegen einzuwenden, wenn Menschen für sich beschliessen bescheiden zu leben. Aber zwischen Bescheidenheit und Armut besteht ein Unterschied... ich muss nicht jeden Tag Schnitzel essen, aber ich muss jeden Tag was zu essen haben. Wenn ich mir mein Essen nicht mehr "leisten" kann und auf die Suppenküche der Franziskaner angewiesen bin, obwohl ich 6 Stunden am Tag Fahrräder repariere - dann stimmt was im System nicht. .....
 

DaMan

Ritter-Kommandeur des Tempels
30. Januar 2009
4.517
AW: Selbstzerstörung einer unwirklichen Gesellschaft die den Kapitalismus liebt

So einfach ist die Sache nicht, DaMan: Die Fahrräder, die ich in der "regenbogenfabrik" repariere, haben Besitzer/innen die sich "unkaputtbare" Fahrräder einfach nicht leisten können. Gleiches gilt für Staubsauger oder Fernseher....
Die Leute sind aber nicht der Markt, sie sind ein Teil des Marktes ;)
Und sind sie mit dem billigen Fernseher oder ganz ohne Fernseher (oder Staubsauger/Kühlschrank/Auto/Winterjacke/Telefon/Möbel) besser dran?
Man kann natürlich alles irgendwo als überflüssig definieren, vor 100 Jahren hatte schließlich auch noch keiner Telefon! aber wozu soll das dann wieder gut sein?
 

beast

Moderator
Teammitglied
23. Februar 2009
5.806
AW: Selbstzerstörung einer unwirklichen Gesellschaft die den Kapitalismus liebt

[...]Man kann natürlich alles irgendwo als überflüssig definieren, vor 100 Jahren hatte schließlich auch noch keiner Telefon! aber wozu soll das dann wieder gut sein?

Auch wenn es schmerzt... Johann Phillip Reis wäre wohl etwas ungehalten, ob der Meinung...

Aber was soll es...?

Hier geht es ja vornehmlich um Vorwerk*

Wie war doch gleich das Verhältnis von Elektrischer-Leistung zu Saug-Leistung? :egal:
 

ThomasausBerlin

Ritter Kadosch
14. Januar 2012
5.094
AW: Selbstzerstörung einer unwirklichen Gesellschaft die den Kapitalismus liebt

Die Leut' die bis zu 4.000 € für ein "gutes Rad" ausgeben können, sind aber auch nicht "der Markt". Der Markt bedient die Leute, die zwischen 245.- € und 800.- € pro Fahrrad ausgeben können - erstere gibt's beim Discounter und sind zu 80% fabrikneuer Sperrmüll, letztere stehen beim Fahrradhändler und bieten eine gewisse Garantie dafür, auch 25 oder 30 Jahre lang zu halten, bevor sie durchgerostet sind.... Die "Kauftendenz" geht zum Discounter (nicht nur bei Fahrrädern), aber die Ware beim Discounter hat halt nur eine teilweise sehr begrenzte Lebensdauer (gerade bei Fernsehern....). Tja- und das liegt dann wieder daran, dass die Leut zuwenig Geld zum Ausgeben haben. Weil sie zuwenig Geld verdienen. Obwohl sie malochen wie die Bekloppten (auch in Deutschland gibt's mehr und mehr Leut, die mehrere Jobs am Tag am Laufen haben....).
 

DaMan

Ritter-Kommandeur des Tempels
30. Januar 2009
4.517
AW: Selbstzerstörung einer unwirklichen Gesellschaft die den Kapitalismus liebt

Der Markt sind alle. Und für alle gibt es Produkte vom 10$ Gebrauchtrad bis zum 9000$ Rennrad, das ist ja das Tolle.

Tja- und das liegt dann wieder daran, dass die Leut zuwenig Geld zum Ausgeben haben

Ja, das ist
kacke. Aber ein anderes Thema und keines für das ich mich qualifiziert fühle.
 

ThomasausBerlin

Ritter Kadosch
14. Januar 2012
5.094
AW: Selbstzerstörung einer unwirklichen Gesellschaft die den Kapitalismus liebt

Ja, das ist [/COLOR]kacke. Aber ein anderes Thema und keines für das ich mich qualifiziert fühle.

Schade, mein Freund... das mit dem "zuwenig Geld in der Tasche" hat nämlich auch was mit dem Kapitalismus zu tun.... ;-) Vor ein paar Wochen hat' ich mal - wo anders - die Duiskussion im Zusammenhang mit dem Fabrikbrand in Bagladesh: Da sitzen Leut' und nähen den ganzen Tag lang Unterhosen oder T-Shirts, und bekommen dafür einen Lohn der sie gerade vor'm Verhungern schützt. Krankenversicherung, Rentenversicherung ? - is' nich..... und die Leut malochen damit im reichen Westen sich die Armen, die zwar kranken- aber auch nicht rentenversichert sind, eben diese billigen Klamotten "leisten" können. Sonst müssten die Armen im reichen Land nämlich hierzulande entweder in Lumpen 'rumlaufen, oder ihren "Bedarf" aus der Kleiderkammer der Kirchen und der Arbeiterwohlfahrt beziehen.... "In den Hintern gekniffen" - sind in diesem Fall die Armen im armen Land genauso wie im reichen Land....

"Der Markt" sagt aber: "Allet toll und suuuperjut", weil zeemann, kik, wallmarket und nicht zu vergessen die "1-€-Billigläden" wie die Pilze aus dem Boden schiessen und "kräftigen Umsatz" vermelden können. Unsere Kanzlerin stellt sich dann bei nächster Gelegenheit wieder vor die Wirtschaftsverbände und verkündet:...."wir haben endlich wieder fast Vollbeschäftigung, was gut ist für die Sozialkassen....", "vergisst" aber wohlweislich dass nicht gerade Wenige der Kassiererinnen und Regalauffüller/innen bei kik oder zeeman "ergänzendes ALG II" beziehen müssen, weil die "paar Euro Fuffzich" die sie pro Stunde verdienen, halt nicht zum Leben reicht - trotz 8 Stunden Tag....
 

Ein wilder Jäger

Barbarisches Relikt
Teammitglied
18. November 2007
21.824
AW: Selbstzerstörung einer unwirklichen Gesellschaft die den Kapitalismus liebt

Zahlt KiK nicht schon seit vier Jahren einen Mindestlohn von € 7.50?
 

ThomasausBerlin

Ritter Kadosch
14. Januar 2012
5.094
AW: Selbstzerstörung einer unwirklichen Gesellschaft die den Kapitalismus liebt

Die zahlen sogar 7,57 € brutto/Std .... aber schau Dir mal die Preise an, die Du heutzutage für Energie, Lebensmittel, Wohnung bezahlen musst. Da reicht selbst der neue gesetzliche Mindestlohn (ab 2015, 8,50 €/Std) nicht allzu weit....

Ich hab' gestern Post vom "Arbeitslosenamt" bekommen: Ab Januar kriege ich 4.- € mehr im Monat. Super - ich werd mich weiter einschränken müssen, weil die 4.- € die gestiegenen Lebenshaltungskosten in diesem Jahr nicht auffangen.....
 

ThomasausBerlin

Ritter Kadosch
14. Januar 2012
5.094
AW: Selbstzerstörung einer unwirklichen Gesellschaft die den Kapitalismus liebt

Da wäre es aber mal interessant zu wissen, wie denn eine solche Statistik zustande kommt: Wenn da z.B. vermerkt wird, dass der Verkaufspreis für einen Ferrari F 40 nicht gestiegen, sogar um 20.000 € gesunken ist - aber das Billigtoastbrot beim Billigdiscounter dummerweise um 5 Cent pro 500 Gramm gestiegen ist - dann "fängt" die Preissenkung des Ferrari die Preissteigerung vom Toastbrot auf.... Statistisch vielleicht korrekt - dummerweise gehören wir (da beziehe ich Dich mal mit ein, Jäger) nicht zu den Leuten die sich einen Ferrari F 40 kaufen werden.... ;-)
 

Grubi

Moderator
Teammitglied
1. Juni 2008
6.686
AW: Selbstzerstörung einer unwirklichen Gesellschaft die den Kapitalismus liebt

Moin

Der Verbraucherpreisindex wird berechnet, indem man einen repräsentativen Warenkorb als Berechnungsgrundlage hernimmt.
Das kann man hier nachlesen: https://www.destatis.de/DE/ZahlenFa...isindizes/Methoden/verbraucherpreisindex.html

daraus:
Bei der Berechnung des Verbraucherpreisindex geht man von einem "Warenkorb" aus, der sämtliche von privaten Haushalten in Deutschland gekaufte Waren und Dienstleistungen repräsentiert. Der Warenkorb wird laufend aktualisiert, damit immer diejenigen Gütervarianten in die Preisbeobachtung eingehen, welche von den Konsumenten aktuell häufig gekauft werden. Die Auswahl von konkreten Produkten für die Preisbeobachtung erfolgt in Form von repräsentativen Stichproben. Hierfür wird zunächst das gesamte Bundesgebiet in 94 Regionen aufgeteilt. Im Anschluss werden in jeder dieser Regionen in der Regel repräsentative Städte und Gemeinden, dort dann repräsentative Geschäfte und darin die am häufigsten verkauften Produkte ausgewählt. Die Zahl der ausgewählten Produkte orientiert sich tendenziell am Anteil der Ausgaben für eine Güterart an den gesamten Ausgaben für den privaten Konsum. Auch für weniger bedeutende Bereiche müssen Produkte aufgenommen werden, um die gesamte Bandbreite des privaten Konsums abzudecken.

Es handelt sich dabei in der Regel um Waren des täglichen Bedarfs, ein Ferrari ist nicht in dem Korb enthalten...

Gruss Grubi
 

DaMan

Ritter-Kommandeur des Tempels
30. Januar 2009
4.517
AW: Selbstzerstörung einer unwirklichen Gesellschaft die den Kapitalismus liebt

Schade, mein Freund... das mit dem "zuwenig Geld in der Tasche" hat nämlich auch was mit dem Kapitalismus zu tun.... ;-)

Du, ich gönne jedem einen Stundenlohn von 500$, die Welt funktioniert so aber nicht.

Dass in der ersten Welt der Lebensstandard langsamer zunimmt als in den Entwicklungsländern - dank Markt und Globalisierung - haben wir ja schon mehrfach diskutiert ;)
 

ThomasausBerlin

Ritter Kadosch
14. Januar 2012
5.094
AW: Selbstzerstörung einer unwirklichen Gesellschaft die den Kapitalismus liebt

Moin


Es handelt sich dabei in der Regel um Waren des täglichen Bedarfs, ein Ferrari ist nicht in dem Korb enthalten...

Gruss Grubi

Die Sache hat aber einen "Berechnungshaken", Grubi: Die Bundesregierung geht davon aus, das jeder allein stehender Erwachsener, der weniger als 1.250 € im Monat zur Verfügung hat, "arm" ist (Banken setzen in der Regel das "Lebensstandardsminimum" bei 1.500.- € pro Nase an....). Auf dieser Grundlage wird also die Preissteigerungrate berechnet - man tut einfach mal so, als on jeder Bürger Deutschlands mindestens 1.250 € im Monat für Konsum zur Verfügung hätte..... Und dann kann man den "Kaiserschnitt" machen: Bei Kaisers in Berlin ist das Toastbrot um 4 Cent gefallen, der abgepackte Schinken um 10 Cent gestiegen, die Salami gleich um 20 Cent, Energiesparlampen sind aber um 2 € gefallen und sogar LED-Lampen sind 50 Cent billiger geworden.... Und so kommste darauf, dass sich ja eigentlich statistisch nix verändert hat. "Der Arme" kauf aber nicht bei Kaisers; der Laden hat fast nur Markenprodukte (bei denen der Verbraucher oftmals "den Namen mitbezahlt") und ist - von Aktionsangeboten abgesehen - bis zu 30% teurer als "Netto" oder "Penny" (für diejenigen, die zufälligerweise nicht aus Berlin kommen: "Kaisers" ist vergleichbar mit "Edeka").

Ich muss mit jedem Cent rechnen und ich kenne so die gängigen Preise: Seit Oktober 2013 ist das Billigtoastbrot selbst beim Billigdiscoubter von 45 Cent/500 Gramm auf 55 Cent/500 Gramm gestiegen, die 200 Gramm Discountersalami von 89 Cent auf 1,09 Cent, die 200 Gramm Schinkenwurst von 55 Cent auf 89 Cent, 200 Gramm Butterkäse in Scheiben von 89 Cent auf 1,09 Cent, 200 Gramm "Pizzakäse" von 1,09 Cent auf 1,35 Cent, 200 Gramm Camenbert von 99 Cent auf 1,09 €........ Und da sagt das statistische Bundesamt, es hätte keine Preissteigerung stattgefunden ?????? Und das sind die Preissteigerungen der Billigdiscounter; die Preise sind bei den "Edeka's" fast um den gleichen Umfang bei diesen Warengruppen angestiegen.... Aufgefangen wird diese Steigerung dann durch das Sinken der Verkaufspreise in "weniger bedeutenden Bereichen des Konsums" - und das nenne ich dann Augenwischerei.

- - - Aktualisiert - - -

Du, ich gönne jedem einen Stundenlohn von 500$, die Welt funktioniert so aber nicht.

Dass in der ersten Welt der Lebensstandard langsamer zunimmt als in den Entwicklungsländern - dank Markt und Globalisierung - haben wir ja schon mehrfach diskutiert ;)

Na ja, 500 €/Std - ist auch ein wenig übertrieben.... ;-) Es geht doch eigentlich "nur" darum, dass "die Welt" so gestaltet sein muss dass "bitterste Armut" und "übermässiger Reicvhtum" nicht nur vermieden, sondern sogar geächtet werden muss. Das es leistungsabhängige Unterschiede in der Entlohnung gibt und geben muss, ist völlig o.k. aber die Schere zwischen den Armen und den Reichen darf nicht weiter auseinander klaffen, sondern muss im Gegenteil mehr geschlossen werden. Der Arme muss menschenwürdig leben können und dürfen, egal ob in den USA, in Deutschland oder im Senegal und der Reiche muss von seinem Reichtum mehr an die Allgemeinheit abgeben, ohne deswegen arm zu werden - das ist doch nicht zu viel verlangt; das muss doch in einer Gesellschaft die sich "Freihet, Gleichheit, Brüderlichkeit" auf die Fahnen geschrieben hat hinzukriegen sein.....
 

Grubi

Moderator
Teammitglied
1. Juni 2008
6.686
AW: Selbstzerstörung einer unwirklichen Gesellschaft die den Kapitalismus liebt

@ Thomas, tut mir leid, ich verlasse mich auf verschiedene zuverlässige Quellen, wir haben es zur Zeit mit chronisch sinkenden Lebensmittelpreisen zu tun.
Nirgends kann man so preiswert gutes Essen kaufen wie in Deutschland.
Gerade deine Beobachtungen beim Discounter kann ich nicht beobachten, Aldi ist momentan Preisführer nach unten und beinahe der komplette Einzelhandel richtet sein Niedrigpreisangebot daran aus.
Lebensmittel werden in Deutschland flächendeckend zu preiswert angeboten, das Verhältnis zur Wertigkeit ist völlig vor die Hunde gegangen.
Nur gut Betuchte und etliche Idealisten sind dazu bereit angemessene Preise für Qualität zu bezahlen.

Die "Geiz ist geil" Mentalität wird auf dem Rücken von Landwirten und Packkräften ausgetragen.
Was soll der Bauer dem Vieh noch verfüttern, wenn es nichts kosten darf?
Man kann sich nicht über Billiglöhne beklagen wenn man nicht bereit ist Leistungen angemessen zu bezahlen.
Die Ausgabeplätze für Futter sind zahlreich und heiss umkämpft, Geld wird inzwischen auch für Unterhaltungselektronik und ständige Erreichbarkeit verplant, da müssen Eier und Äpfel günstiger eingekauft werden...

Aber mach dir keine Sorgen, dein preisbewusster Einkauf fliesst in eine Mischkalkulation, weil doch einige Leute bereit sind weniger preiswerte Qualität zu kaufen, kann man dir das Brot sehr günstig anbieten.
Je mehr teures Brot verkauft wird, desto niedriger kann der Einstiegspreis zum Anlocken angesetzt werden.
Wenn es vielen Leuten gut geht, kann man mehr Menschen mitziehen die zu wenig haben.
Ist doch toll oder?

Gruss Grubi
 

ThomasausBerlin

Ritter Kadosch
14. Januar 2012
5.094
AW: Selbstzerstörung einer unwirklichen Gesellschaft die den Kapitalismus liebt

Nun, Grubi, "Netto" und "Penny" sind bei mir am nächsten dran..... Wenn ich von der Arbeit zurück fahre, komme ich auch gelegentlich bei Aldi oder Lidl, selbst bei "Ukrich" in Berlin vorbei - und überall ist es das gleiche Spiel. Hier in Berlin sinkt nix im Lebensmittelsektor - es sei denn, man nimmt den Serano-Schingen als Masstab. Der ist tatsächlich um 10 Cent gefallen - aber 1,99 € für 80 Gramm Schinken kann ich mir eh' nicht leisten....

Bei den Lebensmittel geht's mir nicht um die "Geiz ist Geil" Mentalität, sondern ich muss mich jeden Monat auf's neue fragen: Wieviel Geld habe ich für Lebensmittel ? Und das sind im Moment 155,43 € und ab Januar 15 sind es 159,45 €. De facto brauche ich aber wenigstens 200.- € im Monat (ich könnt natürlich auch auf Tee verzichten, und auf den Zucker und die Kondensmilch auch, aber soweit geht die Liebe zum heissen Wasser dann doch nicht....;-). Und - natürlich im Kapitalismus - der Dumme beim Billigtoastbrot, egal wie billig oder teuer es nun ist, ist der Bauer mit seinen Getreidefeldern. Ich würde ja gerne auch 2.- € für ein Bäckerbrot ausgeben, damit der Bäcker und der Landwirt was davon haben und ich auch ein gutes Brot bekomme - aber das Geld habe ich einfach nicht. Und mit mir gibt's Millionen Arme, ALG-II-Empfänger, Sozialrentner/innen, Menschen mit bis zu drei "Minijobs" am Tag und ergänzendem ALG II, "Billiglöhner" (die u.a, an der Kasse des Discounters sitzen, der das Billigbrot verkauft...), denen es genau so geht.

"Netto" hat eine Aktion am laufen, die ich mal eine Zeitlang unterstützt habe: "Ein Herz für Erzeuger". Ausgewählte Waren kosten 10 Cent mehr pro Packung; die "Zusatzeinnahme" soll direkt an "die Erzeuger" abgeführt werden. Hab ich mal nachgefragt, wer denn der regionale Erzeuger ist, der die 10 Cent mehr für 200 Gramm Schinken bekommt. Antwort: "Wir haben da einen Notar in Frankfurt am Main, der die Verteilung der Zusatzgelder überwacht". Hab ich den Notar höflichst (kann ich auch.... ;-) ) angeschrieben - und bis heute (seit etwas mehr als einem Jahr) keine Antwort dazu bekommen. Hab' ich im Sommer einen Schweinezüchter aus Brandenburg getroffen - der verkauft seine Schweine an eine Fleischereikette. Die Fleichereikette "bedient" auch "Netto" - aber von den "10 Cent mehr" hat der noch nix gesehen.....

Der ganze Lebensmittelmarkt ist auf Lug und Betrug angelegt - der Endverbraucher wird genauso betrogen wie der Erzeuger der Lebensmittel. Überleg mal: Krabben werden in Norwegen, Schweden, Dänemark, Deutschland, Niederlande gefangen - und nach Marrokko gkarrt. Da werden sie geputzt (gepuhlt) und dann werden sie wieder zurück gekarrt um vom "Fischschlachter" verkauft zu werden. Die Nordseekrabben kosten dann "nur" 3,75 €; die "Eismeergarnelen" 1,75 €. In den Allerwertesten gekniffen sind die Fischer, die die Krabben an Land holen, die LKW-Kutscher, die die Krabben nach Marrokko und zurück karren, die "Puhlerinnen die die Tierchen putzen - und zuletzt die Krabben selbst, die trotz EU-Quoten auch langsam rar werden..... An dem System stimmt doch was nicht! Überleg' mal weiter: Beelitzer oder Weiterstädter Spargel kostet in der Saison frisch vom Feld zwischen 3.- und 6.- € / 500 Gramm. In Asien erzeugter und abgepackter Spargel gibt's für 1,29 € /250 Gramm im Glas; "Spargelabschnitte in der Dose" sind noch billiger. Und da kommt der Spargel nicht aus 50 oder 300 Kilometer Entfernung, sondern aus 3.000 Kilometer Entfernung.... Überlege weiter: Ich arbeite 4 Tage die Woche a 6 Stunden und baue die Fahrräder der Armen wieder auf. Die Fahrradhändler der Umgebung schicken in unsere Kollektivwerkstatt die Kunden die mit Rädern ankommen, für die es entweder keine Ersatzteile mehr gibt oder deren Fehler für den Händler zu kompliziert zum reparieren ist - und wir machen das. Wir fertigen im Einzelfall sogar Teile neu an, die es auf dem Markt nicht mehr gibt - und keiner von uns kann sein Brot vom Bäcker kaufen oder seine Eier vom Hühnerzüchter aus der Mark Brandenburg....

Überlege weiter: Muss es jedes Jahr "ein neues Fahrrad, ein neues Handy, ein neuer PC" sein? Da sind wir dann wieder beim Kapitalismus, der und einredet dass Wirtschaftswachstum immer in die Höhe gehen muss....
 

DaMan

Ritter-Kommandeur des Tempels
30. Januar 2009
4.517
AW: Selbstzerstörung einer unwirklichen Gesellschaft die den Kapitalismus liebt

Die Sache hat aber einen "Berechnungshaken", Grubi: Die Bundesregierung geht davon aus, das jeder allein stehender Erwachsener, der weniger als 1.250 € im Monat zur Verfügung hat, "arm" ist (Banken setzen in der Regel das "Lebensstandardsminimum" bei 1.500.- € pro Nase an....).
Cool. Ich war bis letztes Jahr arm. Gut zu wissen.

Der Arme muss menschenwürdig leben können und dürfen, egal ob in den USA, in Deutschland oder im Senegal und der Reiche muss von seinem Reichtum mehr an die Allgemeinheit abgeben, ohne deswegen arm zu werden - das ist doch nicht zu viel verlangt; das muss doch in einer Gesellschaft die sich "Freihet, Gleichheit, Brüderlichkeit" auf die Fahnen geschrieben hat hinzukriegen sein.....
Das hatten wir doch alles schon mehrfach. Die Weltwirtschaftleistung reicht nicht aus, um allen Menschen einen Lebensstandard über H4 zu ermöglichen, gerade wenn die Weltbevölkerung so drastisch steigt wie sie es tut. Deswegen ist "Wachstum um jeden Preis" ja auch so bitter Nötig.
 

a-roy

Mensch
22. Oktober 2007
11.473
AW: Selbstzerstörung einer unwirklichen Gesellschaft die den Kapitalismus liebt

Um welchen Preis denn, DaMan?
Ausbeutung von Drittländern? Abholzen von (Regen)Wäldern, um...?Weiterbetrieb von Kohlekraftwerken? Malochen bis zum Umfallen,damit man sich einen bescheidenen Wohlstand erarbeitet?Zunehmende Burn-Outs? Pilleneinklinkende Angestellt, die ihren Stressjob nicht anders bewältigen können?

Und ansonsten gehts doch nicht darum, jedem ein Einkommen über H4 zu ermöglichen, sondern jeden erst mal satt zu bekommen und freien Zugang zu sauberem Wasser zu ermöglichen, aber so lange mit Lebensmitteln spekuliert werden darf, wird das wohl nix.
Es ist ja genug Nahrung für alle da, das Problem soll nur der Transport sein.
Da frag ich mich: Warum?
Vllt., weil mit dem Ausbau von Transportwegen nicht so viel Reibach gemacht werden kann?
 
Zuletzt bearbeitet:

ThomasausBerlin

Ritter Kadosch
14. Januar 2012
5.094
AW: Selbstzerstörung einer unwirklichen Gesellschaft die den Kapitalismus liebt

Das hatten wir doch alles schon mehrfach. Die Weltwirtschaftleistung reicht nicht aus, um allen Menschen einen Lebensstandard über H4 zu ermöglichen, gerade wenn die Weltbevölkerung so drastisch steigt wie sie es tut. Deswegen ist "Wachstum um jeden Preis" ja auch so bitter Nötig.

Solange sich die Weltwirtschaft daran bemisst, wieviel Gewinn man aus der Ware oder der Dienstleistung heraus ziehen kann - solange mag das stimmen. Wenn Du 1 Million "Einheiten! Billitoast am Tag in einer Stadt verkaufen kannst und dabei als Hersteller 10.000 ,- € am Tag verdienst, bei 1 Million gutem Schnittbrot pro Tag aber nur 2.000 € dann verkaufste in unserer Wirtschaft die "Pappscheiben mit Getreideanteil" eher, weil ja Umsatz und Gewinn zählt, und nicht die Qualität. Als Verbraucher futterst Du dann aber auch 500 Gramm "Pappscheiben mit Mehlgeschmack" am Tag, weil das Zeug schlicht weg nicht lange "vorhält"; das bessere "echte" Brot würde länger vorhalten, kannste Dir aber nicht leisten....

Das Wachstum muss in eine andere Richtung gehen: Mehr Qualität, höherwertige Produkte und Dienstleistungen, dafür höhere Löhne, auch höhere "Wellfare-Unterstützung" mit dem langfristigen Ziel der "Hilfe zur Selbsthilfe" im In- und Ausland (Als Beispiel: Die Arbeitsagenturen haben zwar "Programme" um jedem Arbeitslosen die Selbstständigkeit zu ermöglichen; aber diese Programme sind erstens unvollständig und zweitens werden sie nicht "gerne" angewandt. Die Begründung ist: "...jaaaa, wenn Sie sich selbstständig machen wollen, brauchen Sie ja nix in die Sozialversicherungskassen einzuzahlen, und dann ham' wir ja nix davon....". Bei einem entsprechend Vorgespräch in Berlin musst' ich die Sachbearbeiterin erst mal darüber aufklären, das man in einer GmbH oder UGmbH zunächst mal "mit sich selbst" einen Arbeitsvertrag abschliesst - und der ist voll sozialversicherungspflichtig... Nächstes Beispiel: Es bringt absolut nix Hühnerschlachtabfälle nach Nigeria zu exportieren und das dann als "soziale Tat" zu verkaufen. Dieser Export macht nur den heimischen Markt kaputt - in der Folge dass der nigerianische Hühnerzüchter, der mit den billigen Schlachtabfällen aus Europa nicht konkurrieren kann, in die Röhre schaut - und dann als "Wirtschaftsflüchtling" in Marokko auf das Schleuserboot wartet....).

Das Wachstum muss in die Richtung Qualität statt Quantität gehen - weniger Ressourcenverbrauch, aber höherwertige Waren. Weniger Profit - aber doch Gewinn. Die Welt könnte damit recht gut leben, denke ich - wenn da nicht der Faktor Gier wäre....
 

Telepathetic

Groß-Pontifex
1. Juli 2010
2.972
AW: Selbstzerstörung einer unwirklichen Gesellschaft die den Kapitalismus liebt

Du meinst, dass alle Geschäftsleute bewußt minderwertige Ware auf den Markt schmeißen, damit sie mächtig absahnen können? Produzenten interessiert lediglich die kurzfristige Gewinnmaximierung, sparen ist sowieso out. Ich denke, dass ein Geschäftsmann sehr auf Qualität achtet, eben weil er will, dass sein Geschäft mehr als überlebt. Es soll sich auf dem Markt etablieren und seine Marke soll zumindest bei der angepeilten Zielgruppe bekannt sein. Um die Qualität zu steigern, braucht es Profite. Es braucht aber auch relativ niedrige Preise. Ein Geschäftsmann kann es sich doch gar nicht leisten Schrott andrehen zu wollen, das merken die Kunden doch irgendwann, es spricht sich rum, die Kunden bleiben weg, das Geschäft verkauft nichts mehr, der Geschäftsmann hat Verluste und spätestens dann wird er seine Strategie überdenken müssen, nämlich bevor sein Geschäft bankrott geht.

Abgesehen davon, wie will man denn Profite planen können? Man könnte natürlich Strafen einführen, die auch dann greifen, wenn die Geschäftsperson ganz unverhofft mehr raus bekommen hat, als er geschätzt hatte. Was bestraft würde ist Innovations- und Schaffensfreude. Gut, ich bezweifle, dass ein Mensch wie Steve Jobs sich von Profitstrafen abhalten lassen würde. Andere Menschen würden aber vielleicht davon abgehalten werden, sich um bessere Qualität zu kümmern. Naja, Idealisten gibt es überall.

Mein Eindruck ist, dass die Lebensqualität über die Jahrtausende gestiegen ist. Wer weiß wieviel Ressourcen in der guten alten Zeit verschwendet worden sind. Wer weiß, wieviel schlechter (oder auch besser) die verwendeten Materialien für egal was gewesen sind.

Ich persönlich halte alle diese Forderungen für zu vereinfachend, das Leben ist weitaus komplizierter und viele Entwicklungen sind nicht vorhersehbar.
 

baromir

Geselle
20. November 2014
8
AW: Selbstzerstörung einer unwirklichen Gesellschaft die den Kapitalismus liebt

ich komme nicht mehr mit :razz:

..aber dass wir ne Inflation haben empfinde ich auch so... habe keine großen Ausgaben, aber so Alltägliches ist einfach teurer geworden oder?

Esse zb. einmal die Woche einen kleinen Döner - das waren früher 1,50€ und heute sind das 4€ bei uns :o
 
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